| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 506 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 317
                           								d. Bd.)
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Nach F. C. G. Müller (Stahl und
                                 										Eisen, 1885 S. 179) ist der Tiegelstahlprozeſs
                              									zur Herstellung von Edelstahl unentbehrlich. Der bei den auf einem österreichischen
                              									Tiegelstahlwerke ausgeführten Versuchen zur Herstellung der Tiegel verwendete
                              									Graphit bestand aus etwa 75 Proc. Kohlenstoff, 13 Proc. Kieselsäure, 8 Proc.
                              									Thonerde, 1,8 Proc. Eisenoxyd, 0,2 Proc. Kalk und 2 Proc. Wasser, der benutzte Thon
                              									aus 50,1 Proc. Kieselsäure, 33,6 Proc. Thonerde, 2,8 Proc. Eisenoxyd, 3,2 Proc.
                              									Kali, 0,5 Proc. Magnesia und 10,1 Proc. Wasser. Die Tiegel wurden mit einem Einsatze
                              									von 20 bis 30k im laufenden Betriebe mit den
                              									anderen Tiegeln zusammen in den Siemensofen gesetzt und bei hartem Stahl 5 Stunden,
                              									bei weichem 6 Stunden erhitzt (vgl. A. Brand S. 229 d.
                              									Bd.).
                           In einem Tiegel aus 3 Th. Graphit und 3,25 Th. Thon wurde
                              									steirisches weiches Roheisen (I), 1mal (II), 2mal (III) und 3mal umgeschmolzen (IV)
                              									und enthielt:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,593
                                 3,709
                                 3,773
                                 3,636
                                 
                              
                                 Mangan
                                 2,038
                                 1,910
                                 1,856
                                 1,864
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,075
                                 0,578
                                 0,765
                                 1,069
                                 
                              
                           Gefrischter Rohstahl (I), 1mal (II) und 2mal (III)
                              									geschmolzen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,939
                                 1,193
                                 1,268
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,240
                                 –
                                 0,224
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,021
                                 0,358
                                 0,628
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,012
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,000
                                 0,000
                                 –
                                 
                              
                           Gefrischtes Schmiedeisen (I), 1mal (II) und 2mal (III)
                              									geschmolzen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,048
                                 0,251
                                 0,350
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,083
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,021
                                 0,081
                                 0,257
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,041
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Während der Block des einmal geschmolzenen Eisens noch voller
                              									Blasen war, erstarrte das zweimal geschmolzene vollkommen dicht.
                           Bei den beiden folgenden Versuchen in Tiegeln aus 5 Th. Graphit
                              									und 1 Th. Thon zeigte sich nach jeder Schmelzung der Tiegel oberhalb des Stahles
                              									durchlöchert, so daſs also Feuergase zum Inhalte gelangen konnten. Später wurden
                              									zwei neue Versuche ausgeführt mit Tiegeln, welche nur in ihrem unteren Theile aus 5
                              									Th. Graphit und 1 Th. Thon, oben aber die gewöhnliche Mischung 1 : 1 enthielten.
                              									Diese blieben heil.
                           Gefrischter Rohstahl (I), 1mal (II) und 2mal (III) im
                              									Graphittiegel geschmolzen. Die Tiegel brannten oben durch:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,915
                                 1,130
                                 1,450
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,214
                                 –
                                 0,192
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,031
                                 0,313
                                 0,622
                                 
                              
                           Gefrischtes Schmiedeisen (I), 1mal (II) und 2mal (III) im
                              									Graphittiegel geschmolzen. Die erste Schmelze war porös, die zweite dient. Die
                              									Tiegel brannten oben durch:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,048
                                 0,720
                                 0,675
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,114
                                 –
                                 0,091
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Spur
                                 0,290
                                 0,624
                                 
                              
                           Gefrischter Rohstahl (I), 1mal (II) und 2mal (III) in
                              									Graphittiegeln geschmolzen. Die Tiegel blieben heil. Man hatte jedesmal 1 Proc.
                              									Braunstein in den Tiegel gethan:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,910
                                 1,308
                                 1,623
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,140
                                 0,565
                                 0,738
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,049
                                 0,203
                                 0,350
                                 
                              
                           
                           Gefrischtes Schmiedeisen (I), 1mal (II) und 2mal (III) im
                              									Graphittiegel geschmolzen. Der Tiegel blieb heil. Die Schmelze II erstarrte porös,
                              									III dicht:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,040
                                 0,671
                                 1,336
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,023
                                 0,302
                                 0,658
                                 
                              
                           Gefrischter Rohstahl (I), 1mal (II) und 2mal (III) im neuen
                              									englischen Graphit-Thontiegel geschmolzen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 1,125
                                 1,148
                                 1,106
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,179
                                 –
                                 0,141
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,023
                                 0,350
                                 0,609
                                 
                              
                           Gefrischtes Schmiedeisen (I), im einmal gebrauchten englischen
                              									Tiegel geschmolzen (II) und in dem nämlichen Tiegel nochmals geschmolzen (III).
                              									Beide Schmelzen erstarren porös:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,090
                                 0,324
                                 0,390
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,093
                                 –
                                 0,101
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,019
                                 0,202
                                 0,393.
                                 
                              
                           In Graphit-Thontiegeln der gebräuchlichen Gattung, sowie in Tiegeln, welche beliebig
                              									reicher an Graphit sind, wird somit harter und weicher Rohstahl nahezu 0,3 Proc.
                              									Silicium aufnehmen. In Tiegeln erster Gattung erfährt harter wie weicher Stahl eine
                              									Anreicherung von 0,2 Proc. Kohlenstoff. In Graphittiegeln zweiter Art wird bei
                              									Werkzeugstahlhitze 0,45 Proc., bei Sensenstahlhitze 0,6 Proc. Kohlenstoff
                              									hinzukommen. Das Mangan verhält sich ganz indifferent. Aus zugesetztem Braunsteine
                              									wird vom Stahle im Tiegel Mangan reducirt und zwar unter gleichzeitiger Verminderung
                              									des Siliciumgehaltes. Wenn Feuergase zu dem flüssigen Stahle im Tiegel treten, wird
                              									nur der Kohlenstoff angegriffen, nicht auch das Silicium und Mangan.
                           Die im Graphit enthaltene Kieselsäure scheint besonders leicht reducirbar zu sein.
                              									Schwieriger wird Silicium aus einem an Thonerde reichen Thone reducirbar sein.
                              									Chamottetiegel, welche an den Stahl so gut wie gar kein Silicium abgeben, macht der
                              										Bochumer Verein z.B. aus rheinischem Thon mit 38
                              									bis 40 Proc. Thonerde und 48 bis 50 Proc. Kieselsäure unter Zusatz von nur 5 Proc.
                              									Kokes. Ein Versuch, welchen Wasum ausführte, zeigte,
                              									daſs ein Stahl mit 0,7 Kohlenstoff nur 0,04 Silicium aufgenommen hatte.
                           Ein anderer bemerkenswerther Umstand ist der, daſs bei der Reaction 2C + SiO2 = Si + 2CO auch Kohlenoxydgas frei wird, und zwar
                              									für je 0,1 Th. Silicium 1,25 vom Stahlvolumen bei 0°. Dieses in molekularer
                              									Vertheilung entbundene Gas wird unzweifelhaft vom Stahle aufgelöst. Es macht aber
                              									den Stahl nicht unruhiger, veranlaſst kein Spratzen oder lebhafte Gasentwickelungen,
                              									da ja das gleichzeitig eintretende Silicium die Löslichkeit gerade für Kohlenoxyd so
                              									auffallend erhöht.
                           Müller glaubt nicht, daſs man die Gase auf rein
                              									physikalischem Wege sozusagen aus dem Stahle herauskochen kann, und stützt diese
                              									Ansicht durch folgenden von Wasum in Bochumer Tiegeln
                              									ausgeführten Versuch: Es wurde fertiges Thomasmetall ohne jeden Zusatz in einen glühenden Tiegel
                              									gegossen, sofort in den Tiegelofen eingesetzt und darin 3 Stunden lang
                              									ausgeschmolzen. Das auffallende Ergebniſs war, daſs dieses Metall beim Eingieſsen in
                              									eine Guſsform stärker spratzte und stieg als dasjenige, welches unmittelbar gegossen
                              									wurde. Die Analyse des nicht ausgeschmolzenen Metalles (I) sowie des
                              									ausgeschmolzenen (II) ergab folgende Werthe:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,015
                                 0,020
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,011
                                 0,023
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,023
                                 0,034.
                                 
                              
                           Nach L. Schneider (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1885 * S. 257)
                              									wurde eine Wolfram-Eisenlegirung, welche:
                           
                              
                                 Eisen
                                 68,363 Proc.
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 28,181
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,986
                                 
                              
                                 Kobalt und Nickel
                                   Spur
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,233
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,008
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   Spur
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   1,882
                                 
                              
                           enthielt und ein specifisches Gewicht von 9,306 gegen Wasser
                              									von 17° hatte, in groben Stücken mit Salzsäure gekocht und, nachdem die
                              									Wasserstoffentwickelung aufhörte, das auf den Stücken lose haftende Krystallpulver
                              									mit den Fingern abgerieben und dies mit denselben Stücken mehrmals wiederholt. Das
                              									so erhaltene metallische Pulver wurde noch wiederholt mehrere Stunden mit Salzsäure
                              									gekocht, schlieſslich mit Wasser, kochender Aetzkalilösung, Alkohol und Aether
                              									gewaschen und im Wasserstoffstrome geglüht. Man erhielt auf diese Weise etwa 40
                              									Procent eines metallischen Rückstandes, welcher aus zwei durch den Magnet trennbaren
                              									Legirungen besteht, während nur Spuren von Wolfram in Lösung gingen.
                           Der gröſste Theil – und zwar 90 Procent dieses Rückstandes –
                              									besteht aus licht stahlgrauen, vollkommen unmagnetischen Körnern, welche aus gut
                              									ausgebildeten, einzelnen oder verwachsenen regelmäſsigen Octaedern bestehen.
                              									Dieselben sind so hart, daſs sie Glas ritzen, lassen sich jedoch in Folge ihrer
                              									groſsen Sprödigkeit in der Achatreibschale leicht zerreiben. Der Eisengehalt
                              									derselben schwankt zwischen 24 und 31 Proc., der Kohlenstoffgehalt zwischen 1,4 und
                              									1,6 Proc. An der Luft erhitzt, verglimmt das Pulver zu einem braunen unmagnetischen
                              									Pulver, welches durch Glühen im Wasserstoffstrome wieder Wolframeisen gibt, wobei
                              									die Krystalle ihre Form behalten; durch kochende Salzsäure läſst sich aus denselben
                              									kein Eisen ausziehen.
                           Um das Verhalten des Eisens gegen den Magnet in einer anderen
                              									Legirung damit zu vergleichen, wurde das vollkommen unmagnetische Pulver eines
                              									Ferromangans, welches 57,6 Proc. Mangan, 35,0 Proc. Eisen und 5,87 Proc. chemisch
                              									gebundenen Kohlenstoff enthielt, durch Glühen an der Luft oxydirt. Hierbei bildete
                              									sich Eisenoxyduloxyd; das ganze Pulver wurde in Folge dessen magnetisch und nach dem
                              									Reduciren im Wasserstoffstrome konnte das metallische Eisen mit dem Magnete
                              									ausgezogen werden. Daſs Wolfram auf die chemischen Eigenschaften des Eisens auch bei
                              									bloſs mechanischer Anlagerung einen bedeutenden Einfluſs ausübt, zeigt übrigens
                              									schon das zu diesem Versuche verwendete Wolfram eisen, welches gegen eine Lösung von
                              									Kupferchlorid sich vollkommen indifferent verhielt. Die mikroskopische Betrachtung
                              									der zerdrückten Krystalle bestätigte die Vermuthung, daſs dieselben hohl sind; dem entsprechend
                              									haben dieselben nur 3,67 sp. G.
                           Der magnetische Theil des durch Behandeln von Wolframeisen mit
                              									Salzsäure erhaltenen Rückstandes ist schwarzgrau, metallisch und hat, unter dem
                              									Mikroskope betrachtet, ein schaumartiges Aussehen. Dieselben enthalten 68,1 Proc.
                              									Eisen, 27,7 Proc. Wolfram und 4,1 Proc. Kohlenstoff. Durch Erhitzen an der Luft
                              									verglimmt auch dieses Pulver unter etwa 31 Proc. Sauerstoffaufnahme und bleibt
                              									magnetisch. Durch Glühen im Wasserstoffstrome wird es ebenfalls wieder leicht zu
                              									Wolframeisen reducirt, aus welchem sich durch Salzsäure ein groſser Theil des Eisens
                              									ausziehen läſst. Der nach dem Kochen mit Salzsäure bleibende Rückstand enthält nur
                              									mehr etwa 40 Proc. Eisen.
                           Beide Wolframlegirungen blieben auch beim Kochen eines 23,5 Proc.
                              									Wolfram enthaltenden Roheisens mit Salzsäure zurück; nur erhielt man etwas mehr von
                              									der eben beschriebenen magnetischen, unkrystallisirten Legirung. Die Trennung der
                              									zwei Legirungen durch wiederholtes sorgfältiges Ausziehen mit dem Magnete gelingt
                              									sehr gut.
                           Wolframstahl folgender Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisen
                                 85,00 Proc.
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 11,028
                                 
                              
                                 Mangan
                                   1,490
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,263
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,007
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   2,147
                                 
                              
                           mit Salzsäure erwärmt, hinterlieſs 13,1 Proc. feines
                              									unmagnetisches Pulver, welches 22 Proc. Eisen und 1,1 Proc. chemisch gebundenen
                              									Kohlenstoff enthielt, also einen in Bezug auf chemische Zusammensetzung der oben
                              									besprochenen krystallisirten Legirung entsprechenden Rückstand, während Wolfram
                              									haltiger weicher Stahl beim Behandeln mit Salzsäure von der Verdünnung 1 zu 8 Th.
                              									Wasser nur Spuren Eisen haltendes Wolfram und zwar in so feiner Vertheilung
                              									zurückläſst, daſs es sich selbst in Aether nur sehr langsam zu Boden setzt.
                           Die besprochenen Legirungen sind nur als Wolfram zu betrachten, welches je nach
                              									seiner Oberflächenbeschaffenheit mehr oder weniger Eisen enthält, das durch
                              									Contactwirkung vor der Auflösung durch Säuren geschützt wird. Bemerkenswerth hierbei
                              									ist jedoch der Kohlenstoffgehalt des zurückgehaltenen Eisens, welcher stets ein viel
                              									höherer ist als jener der übrigen umhüllenden Eisenmasse. Es findet also
                              									gleichzeitig mit dem Erstarren des Wolframs eine Trennung von höher gekohltem Eisen
                              									statt und erscheint mithin die Annahme gerechtfertigt, daſs die Gegenwart desselben
                              									zur Verflüssigung des Wolframs nothwendig war, ja daſs vielleicht im geschmolzenen
                              									Zustande irgend eine chemische Bindung stattgefunden habe, aus welcher sich das
                              									Wolfram, ähnlich dem Graphit im Roheisen, beim Erkalten in Octaedern ausscheidet.
                              									Durch das Entziehen des Kohlenstoffes bei der Stahlbildung, wodurch die
                              									umschlieſsende Masse zäher und schwerflüssiger wird, und durch mechanische
                              									Bearbeitung desselben schwinden die einer Krystallbildung günstigen Bedingungen; das
                              									Wolfram bleibt daher beim Behandeln mit Säuren in feiner Vertheilung zurück, hält
                              									jedoch bei hohem Kohlenstoffgehalte des Stahles immerhin noch beträchtliche Mengen
                              									Kohleneisen, bis es endlich bei dem an Kohlenstoff armen Wolframeisen als unendlich feines
                              									Pulver in der Eisenmasse eingebettet erscheint.
                           Die gröſsere Widerstandsfähigkeit des Wolframstahles gegen
                                 										atmosphärische Einflüsse, sowie die Eigenschaft, schönen Damast anzunehmen, ist aus der Beimengung des Wolframs zu
                              									erklären. Die Härte des Eisens wächst bekanntlich mit dem Gehalte von an und für
                              									sich harten Legirungen desselben mit Kohlenstoff', Silicium, Phosphor u. dgl.
                              									Aehnlich wirkt das Wolfram; nur bleibt dasselbe chemisch ungebunden, während die
                              									erstgenannten Elemente mit Eisen chemische Verbindungen eingehen, welche sich durch
                              									Härte auszeichnen. Daher kann eine groſse Härte des Stahles auch nur durch groſse
                              									Mengen Wolfram erreicht werden.
                           Zur Reinigung von Kupfer wird nach W.
                                    											Braun in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 31276 vom 27. Mai 1884) durch das geschmolzene
                              									Metall unter möglichstem Luftabschlusse gasförmige Salzsäure hindurch geleitet.
                              									Dadurch soll das Kupferoxydul als Chlorkupfer verflüchtigt werden, ohne daſs Gefahr
                              									vorliegt, das Kupfer durch andere Stoffe zu verunreinigen. Alle dem Kupfer
                              									beigemengten Metalle, welche in der Form von Oxyden darin enthalten sind, ferner
                              									alle Metalle, welche in Glühhitze die Salzsäure zersetzen, werden dabei gleichzeitig
                              									entfernt. Es entsteht ein sehr geschmeidiges, blasenfreies Kupfer von hoher
                              									elektrischer Leistungsfähigkeit. Dasselbe kann in Formen, welche mit einem
                              									indifferenten Gase (z.B. Kohlensäure, Leuchtgas) gefüllt sind, blasenfrei gegossen
                              									werden. Für einfache Formen genügt Schmelzen in passend gestalteten Tiegeln ohne
                              									Umgieſsen. Das sogen. Garpolen von Oxydul haltigem Kupfer soll ebenfalls durch diese
                              									Behandlung mit Chlorwasserstoff ersetzt werden.
                           Der Sauerstoffgehalt von Metallen und Legirungen muſs
                              									nach A. Ledebur (Chemikerzeitung, 1885 S. 301) durch Glühen im Wasserstoffstrome bestimmt
                              									werden, da derselbe nicht selten mit einem Theile des Metalles zu Oxydul verbunden
                              									von dem übrigen Metalle gelöst ist, so daſs z.B. das Glühen im Stickstoffstrome
                              									denselben nicht frei machen kann. War der Sauerstoff einfach gelöst und entweicht er
                              									beim Erstarren, z.B. beim Silber, so veranlaſst er undichte Güsse (vgl. 1882 245 293).
                           Legirt man in einem solchen Falle das betreffende Metall mit einem anderen Körper,
                              									dessen chemische Verwandtschaft zum Sauerstoffe in der betreffenden Temperatur
                              									stärker ist, so daſs derselbe eine wirkliche chemische, beim Erstarren nicht
                              									zerfallende Verbindung mit demselben eingeht, so muſs offenbar die Gasentwickelung,
                              									das Spratzen, aufhören oder nachlassen, sofern nicht etwa noch eine andere Ursache
                              									dafür vorhanden ist. Aus diesem Grunde jedenfalls wird das Spratzen des Silbers
                              									abgemindert, wenn Kupfer mit demselben legirt wird; noch kräftiger als Kupfer wirkt
                              									das leicht oxydirbare Zink. Daſs durch dieses Mittel das Hebel nicht immer
                              									vollständig zu beseitigen ist, zumal wenn das Sauerstoff lösende Metall im groſsen
                              									Ueberschusse zugegen ist, erklärt sich leicht. Die Einwirkung des behufs der
                              									Sauerstoffentziehung zugesetzten Körpers verläuft um so weniger rasch, je geringer
                              									die Menge desselben und je weniger stark seine eigene Verwandtschaft zum Sauerstoffe
                              									ist; eine gewisse Menge gelösten – nicht gebundenen –  Sauerstoffes wird also
                              									immerhin zurückbleiben können, zumal wenn durch die Berührung mit der Luft oder mit
                              									den Verbrennungsgasen Gelegenheit zu stets erneuter Sauerstoffaufnahme gegeben
                              									ist.
                           Ist der Sauerstoff gebunden, bleibt er also beim Erstarren in dem Metalle zurück, so
                              									verändert derselbe unmittelbar die Eigenschaften der Metalle. Kupferoxydul im Kupfer
                              									bewirkt z.B. Abnahme der Dehnbarkeit in der Kälte und erzeugt bei gröſserem Gehalte
                              									Rothbruch; aber ein mäſsiger Kupferoxydulgehalt ist freilich häufig unentbehrlich,
                              									um die Auflösung von Wasserstoffgas zu hindern, welches beim Erstarren Blasenbildung
                              									hervorrufen würde, und um der noch nachtheiligeren Einwirkung anderer im Werkkupfer
                              									auftretender Stoffe, z.B. des Wismuths, entgegen zu wirken. Ein Eisenoxydulgehalt
                              									des Eisens ruft Rothbruch hervor; ein Nickeloxydulgehalt des Nickels beeinträchtigt
                              									dessen Dehnbarkeit u. dgl. Enthält dagegen das Metall Stoffe, welche reducirend auf
                              									das gelöste Oxydul einwirken können, so kann ebenfalls Gasentwickelung und undichter
                              									Guſs entstehen. Eisenoxydul im geschmolzenen Eisen gibt z.B. mit vorhandenem
                              									Kohlenstoffe Kohlenoxyd, Dasselbe wird zweifellos beim geschmolzenen Nickel der Fall
                              									sein, sofern dasselbe Nickeloxydul oder andere durch Kohlenstoff reducirbare
                              									Metalloxyde neben Kohlenstoff enthält. Im geschmolzenen Schwarzkupfer wirkt
                              									gebildetes Kupferoxydul zerstörend auf Schwefelkupfer unter Entwicklung von
                              									Schwefligsäure u.s.f. Schon sehr kleine Mengen der in solcher Weise gebildeten Gase
                              									können sehr deutliche Wirkungen hervorrufen, da ihr Rauminhalt in der gewöhnlich
                              									hohen Temperatur des geschmolzenen Metalles sich um ein Vielfaches vergröſsert.
                           Der Sauerstoff läſst sich unschädlich machen, wenn man Stoffe zusetzt, welche eine
                              									gröſsere Verwandtschaft zum Sauerstoffe haben und deren Sauerstoffverbindungen im
                              									Metallbade unlöslich sind, daher ausgeschieden werden, oder welche die Eigenschaften
                              									des Metalles minder ungünstig beeinflussen als die ursprünglich vorhandene
                              									Sauerstoffverbindung. Die durch Einwirkung von Eisenoxydul auf Kohle, von
                              									Kupferoxydul auf Schwefel u.s.w. hervorgerufene Gasentwickelung kann offenbar nicht
                              									eintreten, wenn das neu entstehende Oxydul nicht durch Kohle oder Schwefel zerlegt
                              									wird. Zur Zerstörung des Eisenoxyduls im flüssigen Eisen benutzt man Mangan, zur
                              									Zerstörung des Kupferoxyduls in der Bronze Phosphor u.s.f. In verschiedenen Metallen
                              									und Legirungen wurden folgende Sauerstoffmengen in Hunderttheilen gefunden:
                           
                           
                              
                                 Gewöhnliches Handelskupfer
                                 0,227
                                 
                              
                                 Kupferblech
                                 0,124
                                 
                              
                                 Unter einer Salzdecke geschmolzenes und gegossenes Kupfer,
                                    											dicht
                                 0,092
                                 
                              
                                 Gegossene Bronze mit 4 Proc. Zinn aus der kgl.
                                    											Geschützgieſserei Spandau
                                 0,070
                                 
                              
                                 Geschützbronze ebendaher mit 10 Proc. Zinn
                                 0,051
                                 
                              
                                 Glockenbronze aus einer zersprungenen, in früherer Zeit
                                    											gegossenen    Glocke mit 72,5 Proc. Kupfer, 23,7 Proc. Zinn, 1,8 Proc.
                                    											Blei
                                 0,126
                                 
                              
                                 Manganbronze aus Spandau mit 0,14 Proc. Mangan, 1,55 Proc.
                                    											Eisen,    5,86 Proc. Zinn
                                 0,036
                                 
                              
                                 Phosphorbronze ebendaher mit 0,004 Proc. Phosphor
                                 0,038
                                 
                              
                                 Berliner Guſsmessing
                                 0,033
                                 
                              
                                 Wiener Guſsmessing, für Blechdarstellung bestimmt
                                 0,015
                                 
                              
                                 Guſsnickel aus Pfannenstiel, spröde, undehnbar
                                 0,304
                                 
                              
                                 Dehnbares Nickel ebendaher (ohne Magnesiumzusatz erzeugt), zu
                                    											einem    Bleche ausgewalzt und gebördelt
                                 0,084
                                 
                              
                                 Fleitmann'sches Nickelblech (mit
                                    											Magnesiumzusatz erzeugt) aus Iser-    lohn, dehnbar
                                 0,095
                                 
                              
                                 Neusilber, gegossen
                                 0,061