| Titel: | Ueber den beim Leblanc'schen Prozess durch den Schwefligsäuregehalt der Rauchgase verursachten Sodaverlust. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 513 | 
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                        Ueber den beim Leblanc'schen Prozeſs durch den
                           								Schwefligsäuregehalt der Rauchgase verursachten Sodaverlust.
                        Pratt und Naef, über Sodaverlust beim Leblanc'schen
                           								Prozesse.
                        
                     
                        
                           Das Eindampfen der Sodalaugen beim Leblanc'schen
                              									Prozesse erfolgt gewöhnlich durch direktes Feuer. Die Laugen kommen daher mit den
                              									immer Schwefligsäure enthaltenden Rauchgasen in Berührung, wodurch ein Theil der
                              									Soda in Sulfit oder Hyposulfit umgewandelt wird und so verloren geht. Pratt (Journal of the Society
                                       										of Chemical Industry, 1885 S. 169) hat versucht, diesen Verlust genauer zu
                              									ermitteln. Während mehreren Monaten wurden in den beiden Sodafabriken der Runcorn Soap and Alkali Company tägliche Proben der
                              									Brennkohle, der Rohsodalauge und Rothlauge, der Rohsalze sowie des fertigen
                              									Sodasalzes und kaustischen Sodasalzes entnommen. Diese Proben wurden am Ende jeder
                              									Woche gemischt und ein Durchschnittsmuster analysirt.
                           In jeder Probe wurde der als Sulfid und Hyposulfit vorhandene Schwefel, sowie der
                              									Gesammtschwefel bestimmt. Aus der bei der Titration verbrauchten Jodlösung wurde
                              									nach Abzug der zur Oxydation des Sulfides nothwendigen Menge das Hyposulfit
                              									berechnet. Alle Zahlen wurden, wie dies in England allgemein üblich ist, nach Abzug
                              									der als Sulfid vorhandenen Menge Na2O, auf 100 Na2O umgerechnet.
                           Folgende Analyse zeigt die durchschnittliche Zusammensetzung der
                              									Rohsodalaugen auf 100 Na2O:
                           
                              
                                 NaOH
                                 26,75 Proc.
                                 NaCl
                                 10,16 Proc.
                                 
                              
                                 Na2S
                                   2,87
                                 Na4Fe(CN)6
                                   0,313
                                 
                              
                                 Na2S2O3
                                   1,02
                                 Na2SiO3
                                   2,68
                                 
                              
                                 Na2SO4
                                   0,58
                                 Na2Al2O4
                                   1,50
                                 
                              
                                 Gesammt Na2SC4
                                   6,81
                                 Eisen
                                   0,21327 Procent des Eisens waren vorhanden als Natriumferrocyanat, der
                                          													Rest als Ferrosonatriumsulfide Na2Fe2S4(4H2O).
                                 
                              
                                 (Nach Oxydation)
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Die durchschnittliche Zusammensetzung der Brennkohle war:
                           
                              
                                 Koke
                                 57,50 Proc.
                                 
                              
                                 Flüchtige Bestandtheile
                                 29,25
                                 
                              
                                 (Flüchtiger Schwefel l,7%)
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                   8,25
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   5,00
                                 
                              
                           In der einen Fabrik, in welcher der Verfasser Versuche anstellte, wurden wöchentlich
                              										60t Rohsalze dargestellt. Die Pfanne, in
                              									welcher die Laugen eingedampft wurden, war 8m,5 ×
                              										2m,4 × 0m,4
                              									groſs, die Oberfläche der Flüssigkeit, welche dem Rauchgase ausgesetzt war, betrug
                              									daher 20qm,4. Die Gesammtmenge Soda, welche
                              									wöchentlich dargestellt wurde, belief sich auf 50t
                              										Na2O. Das Verhältniſs von Natriumoxyd in den
                              									Rohsalzen und dem in der Rothlauge verhielt sich wie 1,5 : 1. Die Analysen der
                              									Laugen und Salze ergaben:
                           
                              
                                 
                                 Rohlauge
                                 Rothlauge
                                 Rohsalze
                                 
                              
                                 Na2S
                                 1,89
                                 5,4
                                 –
                                 
                              
                                 Na2S2O3
                                 1,52
                                   5,60
                                 0,57
                                 
                              
                                 Gesammt Na2SO4
                                 7,12
                                 23,80
                                 2,32
                                 
                              
                                 (Nach Oxydation)
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Hieraus berechnet sich eine Gesammtzunahme von 3,79 Na2SO4 beim Eindampfen
                              									der Rohlauge. Der Schwefel dieses Sulfates kommt theils aus mechanisch vom Drehofen
                              									durch den Zug fortgerissenem Sulfat, theils aus der im Rauchgase enthaltenen
                              									Schwefligsäure und verursacht eine Zunahme an Hyposulfit. Dieselbe beträgt nach
                              									obigen Analysen 1,06 Proc. für 100 Na2O; 0,41 Proc.
                              										Na2O gehen daher durch Einwirkung von
                              									Schwefligsäure verloren. Die Gesammtzunahme von Sulfat (3,79 Proc.) vertheilt sich
                              									auf 1,89 Proc. mechanisch fortgerissenes und 1,9 Proc. aus Hyposulfit
                              									entstandenes.
                           Pratt hat auch den durch Schwefligsäure der Rauchgase
                              									verursachten Verlust beim Calciniren des Sodasalzes und kaustischen Sodasalzes näher
                              									bestimmt; derselbe belief sich im ersten Falle auf 0,187 Proc. Na2O für 100 Na2O, im
                              									zweiten auf 0,36 Proc., was einer Zunahme von 0s,43 und 0g,827 Sulfat für 100 Na2O entspricht.
                           Der Verfasser stellt die Durchschnittsergebnisse der Versuche folgendermaſsen
                              									zusammen:
                           
                              
                                 Fabrik I
                                 Zunahmean Sulfat
                                 Verlustan Na2O
                                 
                              
                                 Mechanisch fortgerissen
                                 1,20%
                                 –
                                 
                              
                                 Aus der Schwefligsäure des Rauchgases
                                 
                                 
                                 
                              
                                      a) beim Eindampfen der Laugen
                                 1,80
                                      0,391%
                                 
                              
                                      b) beim Calciniren der Soda
                                   0,258
                                   0,112
                                 
                              
                                      c) beim Eindampfen und Calciniren des
                                    											kausti-         schen Sodasalzes
                                   0,331
                                   0,144
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                      3,589%
                                      0,647%
                                 
                              
                                 Fabrik II
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mechanisch fortgerissen
                                      1,301%
                                 –
                                 
                              
                                 Durch Hyposulfitbildung verursacht
                                 2,14
                                   0,468
                                 
                              
                                 Beim Calciniren
                                 0,82
                                 0,36
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                      4,261%
                                      0,828%
                                 
                              
                           
                           Im Durchschnitte scheint sich daher der Verlust durch Schwefligsäure für 100 Na2O in folgender Weise zu vertheilen:
                           
                              
                                 
                                 Alkaliverlust
                                 Zunahmean Sulfat
                                 
                              
                                 Abdampfen der Rohlauge
                                  0,43%
                                     3,22%
                                 
                              
                                 Calciniren der Soda
                                 0,116
                                   0,267
                                 
                              
                                 Calciniren des kaustischen Sodasalzes
                                 0,192
                                 0,44
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,738%
                                       3,927%
                                 
                              
                           Es ist wohl kaum gerechtfertigt, wenn Pratt bei den
                              									Analysen den Gesammtjodverbrauch, nach Abzug der für Sulfid nöthigen Menge, auf
                              									Hyposulfit berechnet. Hyposulfit kann jedenfalls nur dadurch entstehen, daſs freie
                              									Schwefligsäure oder in diesem Falle wahrscheinlicher schwefligsaures Natron auf
                              									Sulfid oder Polysulfid, welches schon vorher in der
                              									Lauge vorhanden war, einwirkt. Nur die Hälfte des Schwefels im Hyposulfite stammt
                              									also wirklich aus der Schwefligsäure des Rauchgases und es ist daher höchst
                              									wahrscheinlich, daſs sämmtliche Zahlen in Pratt's
                              									Arbeit, welche auf die Zunahme von Sulfat durch Schwrefligsäure des Rauchgases Bezug haben, um die Hälfte zu hoch angegeben sind. Die Bestimmungen über die Gesammtzunahme an
                              									Sulfat sowie die Angaben über den Alkaliverlust sind wohl als richtig zu betrachten;
                              									aber auch hier ist ein Umstand, welcher Untersuchungen dieser Art sehr schwierig
                              									macht und viel von ihrer Zuverlässigkeit verlieren läſst. Es ist dies das oft
                              									wechselnde Verhältniſs der Soda in den Rohsalzen und Rothlaugen.
                           P. Naef.