| Titel: | Zur Untersuchung von Eisen und Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 546 | 
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                        Zur Untersuchung von Eisen und Stahl.
                        Zur Untersuchung von Eisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Nach Osmond und Werlh (Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 450) hat Guſsstahl eine zellige
                                 										Struktur. Bei der Behandlung von 0,02 bis 0mm,03 dicken Guſsstahlplättchen mit kalter Salpetersäure löst sich das den
                              									Kern der Zellen bildende Eisen, während die Zellhüllen aus Kohlenstoffeisen
                              									zurückbleiben, wie die mikroskopische Prüfung zeigt. Durch Vereinigung der Zellen zu
                              									Zellenhäufchen, welche aber keine Hülle haben, bildet sich das Korn des Stahles. Taucht man Guſsstahl als positiven
                              									Pol in verdünnte Salzsäure, so bleibt ein aus kleinen Füttern von Kohlenstoffeisen
                              									bestehender Rückstand, welcher noch die Form des verwendeten Stabes zeigt, so daſs
                              									auch hier das Eisencarbür ein das Eisen umschlieſsendes Netz bildete. Polirter
                              									gehärteter Stahl zeigt nach dem Anätzen mit concentrirter Salpetersäure nur einzelne
                              									Zellen, keine Zellhaufen und viel seltener eingelagertes Kohlenstoffeisen, als wenn
                              									der Stahl umgeschmolzen ist. Hämmern des Stahles bewirkt Verlängerung des Zellkernes
                              									und Verschiebung der Hülle.
                           Um Eisenoxyd von Thonerde und Chromoxyd zu trennen,
                              									versetzt P. Vignon (daselbst S. 638) die Lösung mit
                              									überschüssigem Trimethylamin, läſst über Nacht absitzen, filtrirt und wäscht das
                              									gefällte Eisenoxyd mit Trimethylamin aus.
                           Zwei Stahlproben (I und II) bezieh. Martinstahlblech (III) aus Neuberg in Steiermark
                              									enthielten nach E. Priwoznik (Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, 1885 S. 188):
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kohlenstoff, ehem. geb.
                                 0,234
                                 Proc.
                                 0,125
                                 Proc.
                                 0,177
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,016
                                 
                                 0,025
                                 
                                 0,016
                                 
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,115
                                 
                                 0,050
                                 
                                 0,113
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,031
                                 
                                 0,012
                                 
                                 0,030
                                 
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,106
                                 
                                 0,054
                                 
                                 0,213
                                 
                                 
                              
                                 Kobalt und Nickel
                                 0,039
                                 
                                 0,026
                                 
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,110
                                 
                                 0,137
                                 
                                 0,065
                                 
                                 
                              
                           Die Bestimmung des Phosphors in Eisen und Stahl erfolgt
                              									am besten nach der Molybdat-Methode und zwar durch unmittelbare Wägung des
                              									phosphormolybdänsauren Ammons im Porzellantiegel unter den von Finkener (1878 230 190)
                              									empfohlenen Vorsichtsmaſsregeln, während die Magnesia-Methode bei Bestimmung so
                              									kleiner Phosphormengen wie in Eisensorten nicht empfehlenswerth erscheint. Auch
                              									behält die saure Ammoniummolybdatlösung den Vorzug vor der ammoniakalischen oder
                              									neutralen, weil dieselbe mehr vor Abscheidung von Molybdänsäure schützt. Verdampft
                              									man die Lösung des zu untersuchenden Eisenmusters in Salpetersäure zur Trockne und
                              									erhitzt, nach dem Vorschlage von Finkener, einige Zeit
                              									bei schwacher Rothglut, so findet man bis 30 Proc. Phosphor mehr, als wenn der
                              									Rückstand nur bei 100° getrocknet ist (vgl. Eggertz
                              									1883 250 418), ein Umstand, welcher alle Beachtung
                              									verdient und dessen Ursache noch nicht aufgeklärt ist.
                           Chromstahl aus Eibiswald in Steiermark (vgl. H. Peterson 1884 254 271)
                              									enthielt:
                           
                              
                                 Kohlenstoff, ehem. geb.
                                 4,030 Proc.
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,263
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,058
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,014
                                 
                              
                                 Mangan
                                 1,448
                                 
                              
                                 Chrom
                                 2,150
                                 
                              
                           Bei der Untersuchung von Eisenerzen ist es nach W. Hempel (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1130) vortheilhaft, etwa 0g,3 derselben fein gepulvert mit 0g,4 Soda und 2g
                              									reinem kohlensaurem Calcium zu mischen und in einem Platintiegel bei Luftzutritt
                              									etwa eine Stunde lang zu glühen. Nach dem Erkalten läſst sich die gebildete Fritte
                              									mittels eines Glas- oder Platinspatels sehr leicht aus dem Tiegel herausheben, so
                              									daſs gewöhnlich nur wenige Körnchen derselben im Tiegel hängen bleiben. Man bringt
                              									die Masse in einen weithalsigen Kolben, spült die Reste mit concentrirter Salzsäure
                              									aus dem Tiegel zu derselben und erhitzt sie zum Sieden; wenige Minuten genügen
                              									immer, um alles Eisen zu lösen. Ist das Eisen gelöst, so kocht man noch 5 Minuten
                              									lang, um die aus dem etwa vorhandenen Mangan gebildeten höheren Oxydationsstufen
                              									desselben in Manganchlorür überzuführen, verdünnt etwas und titrirt mit Zinnchlorür
                              									in gewöhnlicher Weise.
                           Gelänge es dabei, alles Mangan sicher in mangansaures Natrium überzuführen, so könnte
                              									man mit der Eisentitration die Manganbestimmung mit der gröſsten Leichtigkeit
                              									verbinden. Man brauchte nämlich dann nur die Fritte in einen Chlorentwickelungsapparat zu
                              									bringen, wie man solche zur Braunsteinbestimmung verwendet, dieselbe darin mit
                              									Salzsäure zu behandeln und das Chlor in Jodkalium aufzufangen und zu titriren und
                              									hierauf erst die Eisenbestimmung auszuführen.
                           Hempel hat ferner (daselbst S. 998) gefunden, daſs der
                              									Diamant bei einer bedeutend niedereren Temperatur als die anderen Arten des
                              									Kohlenstoffes Eisen kohlt. Der weiſse Kohlenstoff des
                              									Diamantes löst sich schon bei 1160° im Eisen, amorpher Kohlenstoff (Zuckerkohle)
                              									wird erst durch Erhitzen auf 1400° löslich in Eisen.
                           Zur Bestimmung von Titan in Eisen und Eisenerzen
                              									behandelt A. Ledebur (Chemikerzeitung, 1885 S. 483) 2 bis 5g
                              									Erz wie gewöhnlich mit concentrirter Salzsäure, dampft im Wasserbade zur Trockne
                              									ein, erwärmt den Rückstand mit etwas Salzsäure, verdünnt mit Wasser, filtrirt und
                              									wäscht mit kaltem Wasser aus. Der auf dem Filter bleibende Rückstand wird
                              									getrocknet, mit Kaliumnatriumcarbonat aufgeschlossen, die Schmelze in Wasser
                              									aufgeweicht, mit Salzsäure in reichlichem Ueberflusse versetzt und im Wasserbade
                              									eingedampft. Zu dem Rückstande setzt man concentrirte Salzsäure, erwärmt damit
                              									einige Zeit ganz gelinde, verdünnt dann mit kaltem Wasser, filtrirt und wäscht mit
                              									kaltem Wasser aus. Die beiden Filtrate werden vereinigt und enthalten gewöhnlich
                              									alle Titansäure, so daſs sich die auf dem Filter bleibende Kieselsäure beim Kochen
                              									mit Natriumcarbonat völlig löst.
                           Zu der Titansäure haltigen Lösung setzt man so viel concentrirte Schwefelsäure, als
                              									zur Verwandlung sämmtlicher Chloride in Sulfate erforderlich ist, und dampft so weit
                              									ein, bis die Salzsäure vollständig ausgetrieben ist und bei stärkerer Erhitzung die
                              									Schwefelsäure abzurauchen beginnt. Man läſst erkalten, verdünnt mit viel Wasser,
                              									wobei alle auskrystallisirten Salze sich lösen müssen, setzt Schwefligsäure oder
                              									Natriumbisulfit hinzu und erwärmt damit gelinde, um vorhandenes Eisenoxyd zu
                              									reduciren, neutralisirt alsdann durch Zusatz von Natriumcarbonatlösung, ohne daſs
                              									ein bleibender Niederschlag entsteht, und erhitzt in einem Kolben, dessen Mündung
                              									man zweckmäſsigerweise mit einem Uhrgläschen bedeckt hält, die Flüssigkeit 2 Stunden
                              									lang zum Sieden. Von Zeit zu Zeit ersetzt man das verdunstende Wasser durch frisches
                              									und fügt auch, sobald der Geruch nach Schwefligsäure verschwunden ist, etwas
                              									Natriumbisulfitlösung hinzu, um die Oxydation des Eisens zu hindern. Alle Titansäure
                              									fällt hierbei aus, mit derselben Phosphorsäure und etwas Eisen. Man läſst absitzen,
                              									filtrirt, prüft das Filtrat durch noch längeres Kochen, ob noch Titansäure ausfällt,
                              									und wäscht den Niederschlag mit Wasser aus. Derselbe wird getrocknet, mit
                              									Natriumkaliumcarbonat geschmolzen und die Schmelze mit Wasser behandelt. In Lösung
                              									geht alle Phosphorsäure, während Natriumtitanat sowie Eisenoxyd zurückbleiben. Durch
                              									Filtriren und Auswaschen trennt man die Lösung von dem Rückstande, behandelt alsdann
                              									den letzteren mit mäſsig
                              									starker Schwefelsäure unter Erwärmen bis zur völligen Lösung, verdünnt mit einer
                              									reichlichen Menge Wasser, reducirt wieder durch Schwefligsäure, neutralisirt mit
                              									Natriumcarbonat und fällt die Titansäure wiederum durch 2stündiges Kochen aus. Die
                              									Titansäure, welche nunmehr vollständig weiſs sein muſs, wird filtrirt, ausgewaschen,
                              									geglüht und gewogen.
                           Zur Bestimmung des Titans im Roheisen löst man 15g
                              									desselben in Salpetersäure, dampft ein, glüht zur Zerstörung der
                              									Kohlenstoffverbindungen und Austreibung der Salpetersäure, löst den Rückstand in
                              									concentrirter Salzsäure, verdünnt mit Wasser und filtrirt. Der auf dem Filter
                              									bleibende Rückstand wird nach dem Auswaschen und Trocknen mit Natriumcarbonat und
                              									Salpeter aufgeschlossen, die Kieselsäure durch Eindampfen der Schmelze mit Salzsäure
                              									abgeschieden und wie oben behandelt.
                           G. Buchner (daselbst S. 484) vermuthet, daſs sich beim
                              									Lösen von Silicium haltigem Eisen oder Zink auch
                              									Siliciumwasserstoff bildet, welcher mit Silbernitrat getränktes Papier schwärzt, so
                              									daſs diese Reaction keineswegs immer einem Schwefelgehalte des Eisens zuzuschreiben
                              									ist.
                           Zur Bestimmung des Kohlenstoffes in Stahl ist nach Särnström (Berg- und
                                 										Hüttenmännische Zeitung, 1885 S. 82) das colorimetrische Verfahren, sowie
                              									das mit Jod, Kupferammoniumchlorid und Chromsäure ungenau, die Verbrennung im
                              									Sauerstoffe zeitraubend. Särnström empfiehlt daher, den
                              									beim Lösen der Probe entwickelten Kohlenwasserstoff zu verbrennen und die
                              									Kohlensäure in Kalilauge aufzufangen.
                           Zur Bestimmung des Sauerstoffes, oder richtiger des
                              									Eisenoxyduls, behandelt M. Troilius (daselbst S. 83)
                              										5g Bohrspäne mit einer neutralen
                              									Eisenchloridlösung. Am besten wiegt man für jede Probe ungefähr 150g Eisenchloridkrystalle ab und setzt 200cc ausgekochtes und abgekühltes Wasser hinzu. Das
                              									Eisen wird, besonders wenn die Bohrspäne fein sind, vom Eisenchlorid sehr schnell
                              									aufgelöst. Schwefeleisen, Phosphoreisen, Eisenoxydul, Kohlenstoff und
                              									Kieselsäurespuren bleiben übrig. Man filtrirt und wäscht erst mit schwach
                              									chlorwasserstoffsaurem, dann mit reinem Wasser, glüht und wägt.