| Titel: | Ueber Neuerungen in der Giesserei. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 7 | 
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                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        (Patentklasse 31. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								253 S. 363.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									2.
                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        
                     
                        
                           Heinr. Krigar in Hannover (* D. R. P. Nr. 29 925 vom 6.
                                 									Mai 1884) hat eine Misch- und Mahlmaschine für Formsand
                              									angegeben, die im Wesentlichen die Einrichtung der Carr'schen Schleudermühle (1871 201 * 387) besitzt, welche letztere nicht nur
                              									zum Zerkleinern von Erzen u. dgl. dient, sondern auch schon längere Zeit von Sebold und Neff in Durlach für Gieſsereizwecke
                              									ausgeführt wird (vgl. Uebersicht 1884 252 * 453). Bei Krigar findet sich eine feste Scheibe c mit
                              									Schlagstiften d, welche in dem Gehäuse a befestigt ist, und eine auf der Welle i festgekeilte und mit dieser umlaufende Stiftscheibe
                              										b. Um nun ein Festsetzen des Sandes innerhalb der
                              									Maschine wirksam zu verhindern, ist um die Stiftscheiben herum ein Lederriemen f aufgehängt, dessen freie Beweglichkeit dadurch
                              									gesichert ist, daſs durch das Rohr e Wind von etwa 400
                              									bis 450mm Wassersäule eingelassen und dadurch
                              									aller Sand hinausgeblasen wird. – Hiernach kann die beschriebene Maschine als eine
                              									um 90° verdrehte Anordnung der Maschine von G. Schütze
                              									(vgl. 1884 252 * 453) betrachtet werden.
                           Um gesunde, blasenfreie, glattflächige und scharfkantige
                              										Guſstücke zu erzielen, sucht Ernst Webers in Manchester (* D. R. P. Nr. 30944 vom
                                 									10. Juli 1884) den oxydirenden Sauerstoff der Luft nicht allein aus den Hohlräumen
                              									der Form, sondern auch aus den Poren des Formsandes zu entfernen. Zu diesem Behufe
                              									wird der mit durchlöchertem Boden versehene Formkasten A (Fig.
                                 										1 Taf. 2) dicht auf den Kasten B aufgesetzt.
                              									In den kegelförmigen Ansatz desselben münden 2 Leitungen aus den Rohren C und E, durch welche dem
                              									Kasten heiſse Druckluft bezieh. irgend ein brennbares, aber nicht oxydirendes Gas
                              									zugeführt wird. Die Gasmischung ist dann unter dem Formkasten zu entzünden und wird
                              									durch die Form hindurch gedrückt, so daſs nicht allein die Form ausgetrocknet und
                              									angewärmt, sondern auch die Luft aus ihren Poren ausgetrieben wird. Sind beide
                              									Formkastenhälften in dieser Weise vorbereitet, so setzt man sie über dem Kasten B zusammen, sperrt die Druckluft mittels des Ventiles
                              										D ab und läſst nur Gas allein in die Form
                              									eintreten. Ist letztere vollständig mit demselben angefüllt, so kann der Guſs
                              									beginnen.
                           R. W. Traylor in Richmond, Nordamerika (* D. R. P. Nr.
                                 									30681 vom 9. September 1884) stellt widerstandsfähige Formen
                                 										aus unverbrennlichem Glimmer her; dieselben sollen wiederholt benutzt
                              									werden können. Beide Formkastenhälften werden mit Glimmerblättern oder
                              									Glimmerstücken gefüllt, so daſs die Fugen parallell den Längsseiten der Formkasten
                              									liegen. Diese Glimmerblätter werden nun stark zusammengepreſst, so daſs
                              									geschmolzenes Metall in die Fugen nicht eindringen, wohl aber die Luft durch dieselben hindurch noch
                              									entweichen kann. In dem Glimmerkörper wird dann die Form ausgeschnitten und ihre
                              									Oberfläche geglättet. Bei Guſsstücken, welche nur auf einer Seite einer glatten
                              									Oberfläche bedürfen, kann natürlich für letztere eine Sandform benutzt werden. Wie
                              									die Pressung der Glimmerblätter geschieht, ist nicht angegeben, ebenso wenig Näheres
                              									über das Ausschneiden der Formen; es wird nur erwähnt, daſs auch entsprechend
                              									ausgeschnittene Glimmerblätter neben einander in die Form gelegt und
                              									zusammengepreſst werden können.
                           Um beim Gieſsen aus der Pfanne Schlacke zurückzuhalten,
                              									auch den Arbeiter zu sparen, welcher gewöhnlich zur Abhaltung der Schlacke vom
                              									Ausgusse verwendet werden muſs, bringt Louis Dill in
                              									Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 30 339 vom 22. Juli 1884) vor dem Ausgusse quer
                              									durch die Gieſspfanne hindurch eine nicht ganz bis zum Boden reichende Scheidewand
                              									an, an sich keine neue Idee. Dieselbe kann senkrecht oder etwas geneigt stehen und
                              									muſs gewöhnlich durch viereckige Zapfen in ihrer Stellung zur Pfanne gehalten
                              									werden; die Platte muſs aber auch leicht ausgenommen werden können, um etwaige
                              									Verstopfungen unter derselben zu entfernen. Für kleinere Gieſspfannen aus Guſseisen
                              									ohne Lehmbekleidung empfiehlt Dill die Führung einer
                              									aus Graphit hergestellten Scheidewand in Nuthen der Gieſspfanne. Eine weitere
                              									Befestigung ist dann nicht erforderlich. Natürlich muſs das Füllen der Pfanne in der
                              									gröſseren Abtheilung erfolgen, so daſs Schlacke überhaupt nicht mit dem Ausgusse in
                              									Berührung kommt.
                           Die verlorenen Köpfe groſser Guſsstücke haben bekanntlich den Zweck, die in Folge des
                              									Setzens des Metalles und seiner Zusammenziehung beim Erkalten etwa entstehenden
                              									Hohlräume auszufüllen. Oftmals gelingt dies aber nur theilweise, weil der verlorene
                              									Kopf zu schnell erhärtet. J. D. Ellis in Sheffield (*
                              									D. R. P. Nr. 30516 vom 27. Mai 1884) heizt deshalb die Form des verlorenen Kopfes vor dem Gieſsen stark an
                              									und hält das Metall daselbst so lange flüssig, bis das eigentliche Guſsstück
                              									erhärtet ist. Das Metall des verlorenen Kopfes kann in Folge dessen nach Bedarf in
                              									den unteren Theil des Guſsstückes eindringen. Die Erwärmung der Kopfformen kann auf
                              									verschiedene Weise erreicht werden, entweder durch ein um die Form gelegtes
                              									Kohlenfeuer, oder durch Anordnung der Kopfformen mehrerer Guſsformen in einem
                              									gemeinschaftlichen Kanäle, durch welche Feuergase streichen.
                           Die beim Formen von Flanschenröhren üblichen Verfahren,
                              									um Schraubenlöcher in die Flanschen einzugieſsen, haben
                              									zu keinen brauchbaren Ergebnissen führen können, weil es trotz der gröſsten
                              									Geschicklichkeit des Formers schwer zu erreichen ist, daſs die Abstände der
                              									eingegossenen Schraubenlöcher genau der vorgeschriebenen Lehre entsprechen. H. Försterling in Charlottenburg (* D. R. P. Nr. 30737
                                 									vom 23. August 1884) schlägt deshalb folgende Einrichtung vor: Die Flansche des
                              									Rohrmodelles Fig.
                                 										7 Taf. 2 ist mit einer cylindrischen Verstärkung a
                              									ausgestattet, welche an
                              									der Uebergangsstelle zur Flansche kegelförmig abgeschrägt ist. Auf den cylindrischen
                              									Rohrkern O (Fig. 6) ist ein Kernring
                              										b geschoben von gleichem Durchmesser und gleicher
                              									Abschrägung, aber geringerer Dicke. Der Kernring b ist
                              									an seiner dem Rohrkörper zugekehrten Seite so gestaltet, daſs er als Formwandung für
                              									die zu gieſsende Flansche dient. Auſserdem hat der Kernring Löcher von gleichem
                              									Durchmesser und gleicher Kreiseintheilung wie die in der Flansche einzugieſsenden
                              									Schraubenlöcher.
                           Nachdem das Rohrmodell, wie üblich, im getheilten Formkasten abgeformt ist, erhält
                              									dieser vor der Rohrform einen freien Raum in der Gestalt der cylindrischen
                              									Verstärkung a. Es wird nun in den Unterkasten der
                              									Rohrkern mit Kernring eingebracht und letzterer auf dem ersteren bis zur Form wand
                              									vorgeschoben und gegen diese festgedrückt. In die Löcher des Kernringes sind zuvor
                              									die zur Herstellung der Schraubenlöcher in den Flanschen dienenden Kernstäbe c eingeführt; diese werden dann so weit vorgeschoben,
                              									daſs sie fest an der Flanschenwandung der Form anliegen. Der Kernring dient in
                              									dieser Weise als Lehre für die richtige Einbringung der Schraubenlöcherkerne und
                              									zugleich als Auflager für dieselben. Hierauf wird der im Unterkasten vor dem
                              									Kernringe verbliebene Raum mit Formsand ausgefüllt und hinterstampft, dann der
                              									Oberkasten aufgelegt und durch die in demselben ausgesparte obere Oeffnung o auch hier der Raum vor dem Kernringe angefüllt und
                              									hinterstampft. Wenn nöthig, werden zuvor die Schraubenlöcherkerne im oberen Theile
                              									des Kernringes nochmals gegen die Formwand festgedrückt. Die Form ist alsdann für
                              									den Guſs fertig.
                           Sollen Flanschen mit Schraubenlöchern nach der gleichen Lehre geliefert werden, so
                              									ist eine besondere Vorkehrung nöthig, um die auf den Rohrkern aufzuschiebenden
                              									Kernringe stets mit einander genau übereinstimmend zu fertigen. Zu diesem Zwecke ist
                              									zur Herstellung des Kernringes ein Kernkasten von folgender Gestalt vorgesehen. Die
                              									Form des Kernringes ist in einem Holzklotze k
                              									ausgedreht (Fig.
                                 										8 und 9 Taf. 2), welcher in seinem Boden mit den Schraubenlöchern
                              									entsprechenden Bohrungen m versehen ist. Der so
                              									gestaltete Kernkasten besitzt einen am zweckmäſsigsten aus sternförmig gestellten
                              									Latten zusammengesetzten Deckel l (Fig. 8), welcher
                              									gleichfalls mit Bohrungen n, entsprechend den
                              									beabsichtigten Schraubenlöchern, versehen ist. Wird nun dieser Deckel in richtiger
                              									Lage zur Form im Kernkasten auf diesen aufgelegt, so müssen die Löcher in beiden
                              									genau in einer Achse liegen. Es bedarf jetzt nur der Einführung cylindrischer Stäbe
                              										s von gegebenem Durchmesser in die gegenüber
                              									stehenden Löcher des Kernkastens und Deckels vor dem Einstampfen der Kernmasse, um
                              									einen Kernring mit richtigen Löchern zu erhalten. Damit bei jedesmaliger Herstellung
                              									eines Kernringes der Deckel die gleiche Lage zum Kasten erhält, sind an ersterem
                              									Dübel p angebracht, welche in entsprechende
                              									Aussparungen am letzteren eingreifen.
                           
                           E. Breslauer in Berlin (* D. R. P. Nr. 30821 vom 27.
                                 									April 1884) wendet für die Modelle oder Modellplatten
                                 										Führungseinrichtungen an, welche nicht in fester Verbindung mit dem
                              									Formkasten stehen. In Fig. 2 Taf. 2 sind die
                              									Führungsstifte s mit der Modellplatte fest verbunden,
                              									finden jedoch ihre Führung in besonderen Stücken S oder
                              										S1
                              									, welche in die Formmasse mit eingestampft werden, um
                              									ein sicheres Ausheben des Modelles zu ermöglichen. Bei der Führung S1 sind noch
                              									Hilfsmittel vorgesehen, um einem Herausreiſsen derselben aus der Formmasse in jedem
                              									Falle zu begegnen; dies kann erreicht werden durch eine Aussparung A, durch welche die Formmasse dringt, wie auch durch
                              									einen Anschlag b, welcher an dem Formkasten befestigt
                              									ist und in die Führung hineinreicht oder, an der Führung befestigt, am Formkasten
                              									seinen Anschlag findet. Solche Führungsstücke sind leicht sehr genau herzustellen
                              									und werden im Allgemeinen in der Formmasse bleiben, bis die Form nach dem Gusse
                              									zerstört wird, oder sie werden vorher herausgenommen, um sodann von Neuem Verwendung
                              									zu finden. Es ist noch hervorzuheben, daſs die Führungsstücke im Besonderen für ein
                              									Nachdrücken des Modelles in die Form von Werth sind.
                           Den gleichen Erfolg erreicht man durch eine Anordnung der Führungen, wie sie in Fig. 3 gezeigt
                              									sind, woselbst die Stifte s nicht an der Platte oder
                              									dem Modelle befestigt, sondern mit Füſsen verbunden sind. Diese Verbindung kann eine
                              									feste oder eine lösbare sein, so daſs im letzteren Falle die Führungsstifte s vor dem Zusammenlegen der Formkasten aus ihren Füſsen
                              										S oder S1 entfernt werden können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
