| Titel: | E. Lacoine's Phidol oder Sparregulator für elektrisches Licht. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 19 | 
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                        E. Lacoine's Phidol oder Sparregulator für elektrisches
                           								Licht.
                        Mit Abbildungen.
                        Lacoine's Phidol oder Sparregulator für elektrisches
                           								Licht.
                        
                     
                        
                           In der Lumière électrique, 1885 Bd. 15 * S.
                                 										356 hat E. Lacoine in
                              										Constantinopel eine Schaltungsweise für elektrische
                              									Lampen in Verbindung mit einem aus Drahtwiderständen von bestimmter Gröſse
                              									gebildeten, von ihm Phidol oder Sparregulator (Φειδωλός
                              										= Phidolos) genannten Regulator beschrieben,
                              									mittels dessen der Verbrauch an Kupfer zu den Stromleitern ganz wesentlich
                              									vermindert werden könnte. Bei jeder elektrischen Beleuchtungsanlage muſs man die
                              									Stromstärke in jeder Lampe bei jeder Anzahl eben brennender Lampen constant zu
                              									erhalten streben, um nicht nur Lichtschwankungen, sondern auch eine Beschädigung der
                              									Lampen selbst zu verhüten. Man erreicht dies gewöhnlich durch die sehr kostspielige
                              									Verwendung dicker Stromleiter.
                           In Fig. 1 bedeutet D eine Dynamomaschine mit constanter Klemmenspannung
                              										E, gemessen am besten an den Klemmen des
                              									Vertheilers V, von welchem mehrere Stromkreise A, B, C.. abgehen; alle Stromkreise mögen Lampen
                              									derselben Gattung enthalten, die Lampengruppe A aber
                              									verhaltniſsmäſsig weit von V entfernt sein. Die
                              									Spannung, die Stromstärke, der Widerstand einer glühenden Lampe mit Einschluſs der
                              									Zuleitungen seien e, i und p, die Zahl der Lampen der Gruppe A sei n und der Widerstand der Stromleiter MN sei r; dann ist die
                              									Stärke des Gesammtstromes in MN:
                           J=n\i=\frac{E}{r+\varrho\,:\,n}=\frac{n\,E}{n\,r+\varrho} .
                              									. . . . . .  (1)
                           i=\frac{E}{n\,r+\varrho} . . . .
                              										(2)      r=\frac{E-e}{n\,i} . . . . . . .  (3)
                           
                              
                              Fig. 1, Bd. 257, S. 19
                              
                           Löscht man einzelne Lampen der Gruppe A aus, so leiden darunter die Lampen der anderen Gruppen nicht, denn die
                              									Dynamomaschine D erhält die Klemmenspannung an V constant; wohl aber ändert sich die Spannung bei M. Läſst man z.B. bloſs eine Lampe in A brennen, so steigt die Stromstärke auf i' = E : (r + ρ), welche
                              									die Lampe beschädigen könnte. Soll dies nicht geschehen, so müſste in Formel (2) das
                              									Product nr so klein gegen ρ sein, daſs es vernachlässigt werden kann; r
                              									müſste also um so kleiner, d.h. der Querschnitt der Leiter um so dicker gemacht
                              									werden, je gröſser n ist.
                           Setzt man nun:
                           n\,r=a\,\varrho . . . . . . (5)
                           worin a eine sehr kleine
                              									Zahl ist, und bestimmt man aus der Länge l in Meter und
                              									dem Durchmesser in Millimeter der Leiter den Widerstand r =
                                 										kl : d2, worin k einen von dem verwendeten Metalle abhängigen Coefficient bedeutet, so
                              									würde, wenn alle Lampen zugleich brennen oder ausgelöscht werden sollen, d2
                              									= kl : r und wegen Formel (3) weiter d2 = klni : (E – e) sein. Soll
                              									dagegen auch eine Lampe allein brennen können, so müſste der Durchmesser der Leiter
                              									den Werth D haben, der nach der Gleichung (5) sich
                              									ergibt aus:
                           D^2=k\,l\,n:a\,\varrho . . . . . . . .
                              									. . (6)
                           Es wäre demnach, weil auch ρi =
                                 										e ist: D2 :
                              										d2 = (E – e) : aρi = (E – e) : ea =
                                 										c.
                           
                           Wäre z.B., wie dies zu sein pflegt, a
                              									= 0,03, (E – e) : e = 20 : 100, so fände sich
                              										c=\frac{20}{100}\,\times\,\frac{100}{3}, also ungefähr c = 7, d.h. man würde etwa 7mal so viel Kupfer
                              									brauchen, wenn jede Lampe einzeln brennen können soll. Ein Mehrverbrauch von Kupfer
                              									tritt stets ein, sobald D > d, oder E > e
                              										(a + 1) ist, also bei guter Ausführung E > 1,03 e.
                           Wenn man nun aber unter Beibehaltung des aus Formel (3) sich
                              									ergebenden Werthes von r die Lampen unabhängig von
                              									einander machen will, so kann man dies dadurch erreichen, daſs man bei M einen eigentümlichen Widerstandsregulator anbringt,
                              									welchen Lacoine, weil derselbe eine Ersparniſs an den
                              									Leitern ermöglicht, „Phidol“ nennt. Man kann
                              									nämlich in der Formel (2) die Stromstärke i besser noch
                              									für jede Zahl brennender Lampen constant machen, wenn
                              									man, da E und p schon
                              									constant sind, auch nr noch constant macht. Soll rn = q constant werden, so muſs bei abnehmender
                              									Lampenzahl n der Widerstand r wachsen, was durch Einschaltung eines künstlichen Widerstandes erreicht
                              									werden kann. Bezeichnet man diesen künstlichen Widerstand mit r2, den
                              									unveränderlichen der Leitung dagegen mit r1, so muſs r1 + r2 = q : n oder r2  = q : n – r1 gemacht werden.
                           Wären z.B. 4 Lampen in der Gruppe A
                              									und wäre r1 =1,5 Ohm,
                              									so wäre q = 4 × 1,5 = 6 zu setzen und dann:
                           
                              
                                 wenn
                                 alle
                                 Lampen
                                 brennen:
                                 r2 = ¼  q – 1,5 = 6/4 – 1,5 =0,
                                 
                              
                                 „
                                 drei
                                 „
                                 „
                                 r2 = 6/3
                                    											q – 1,5 = 0,5
                                 
                              
                                 „
                                 zwei
                                 „
                                 „
                                 r2 = 6/2
                                    											q – 1,5 = 1,5
                                 
                              
                                 „
                                 eine
                                 Lampe
                                 brennt:
                                 r2 = 6/1
                                    											q – 1,5 = 4,5 zu machen.
                                 
                              
                           Man kann hierzu einfach einen Widerstandskasten benutzen, welcher
                              									die Widerstände 0,5, 1,5 und 4,5 Ohm enthält, die durch Einstecken von Stöpseln
                              									auszuschalten sind, wenn sie durch die Widerstände einer entsprechenden Anzahl
                              									brennender Lampen entbehrlich werden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 257, S. 20
                              
                           Diesen Regulator hat nun Lacoine nach Engineering, 1885 Bd. 39 S. 297 (vgl. auch daselbst *
                              									S. 221) in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise
                              									selbstthätig gemacht. Mit a, b, c und d sind die vier Lampen der Gruppe A bezeichnet, welche zwischen M und N1 in
                              									die Leitung MN (Fig. 1)
                              									eingeschaltet sind und durch sie von der Dynamomaschine D gespeist werden. Das Ende N1 des Leiters N ist an
                              									die Achse X eines Contactarmes XC geführt, welcher sich jenseits der Achse in einen Zeiger E fortsetzt. Liegt der Contactarm auf I, so legt er N1 unmittelbar an den
                              									Draht Y, von welchem die 4 Stromwege nach den 4 Lampen
                              									abzweigen, vor den Lampen aber noch je einen Elektromagnet durchlaufen und in einem
                              									Stöpselumschalter a1,
                              										b1, c1 und d1 unterbrochen werden
                              									können; der Zeiger E steht dabei auf 4 und deutet an,
                              									daſs alle 4 Lampen brennen. Liegt C dagegen auf II,
                              									III, IV und V, so deutet der auf 3, 2, 1 und 0 stehende Zeiger E an,
                              									daſs 3, 2, 1 und keine der Lampen brennen. In den drei
                              									ersten dieser vier Fälle sind anstatt der nicht brennenden Lampen 4,5 bezieh. 1,5 oder 0,5 Ohm
                              									Widerstand im Regulator eingeschaltet. Die Gröſse der drei Widerstände des
                              									Regulators beträgt nämlich 0,5, 1 und 3 Ohm und ist so bemessen, daſs ihre Summirung
                              									immer die kurz vorher berechneten Werthe 0,5, 1,5 und 4,5 Ohm liefert. Um eine auf
                              									die Achse X des Zeigers E
                              									aufgesteckte Scheibe P läuft eine Kette oder eine
                              									Seidenschnur, welche bei o befestigt ist und zwischen
                              									den Ankern α, β, γ und δ
                              									der  Elektromagnete so über kleine Röllchen p gelegt
                              									ist, daſs der vom Elektromagnete angezogene Anker die Kette oder Schnur zu einer
                              									Schleife abbiegt, wie dies in Fig. 2 bei den beiden
                              									zu den mittels der Stöpsel in a1 und c1 eingeschalteten Lampen gehörigen
                              									Elektromagnetankern α und γ zu sehen ist. Die Kette oder Schnur wird durch ein am freien Ende
                              									hängendes Gewicht W straff gehalten und deshalb richtet
                              									sich zunächst die Durchbiegung der Kette oder Schnur, demgemäſs aber auch die
                              									Stellung des Contactarmes und des Zeigers und endlich auch die Gröſse des
                              									eingeschalteten künstlichen Widerstandes einfach nach der Zahl der zu Folge der
                              									Stöpselung in den Umschaltern eben brennenden Lampen. Brennt gar keine Lampe, so ist
                              									der Widerstand 4,5 Ohm zwar ebenfalls eingeschaltet; dies ist aber unbedenklich,
                              									weil ja die Leitung N1
                              									M in allen vier Umschaltern unterbrochen ist.