| Titel: | Zur Kenntniss organischer Farbstoffe. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 31 | 
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                        Zur Kenntniſs organischer Farbstoffe.
                        Zur Kenntniſs organischer Farbstoffe.
                        
                     
                        
                           Die für die Kenntniſs des Cochenillefärbstoffes wichtige
                              									Nitrococcussäure, welche bisher nur durch Behandlung des Farbstoffes mit
                              									Salpetersäure dargestellt wurde, hat St. v. Kostanecki
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1885 S. 250) dadurch erhalten, daſs er m-Oxy-m-Toluylsaure in heiſse Salpetersäure
                              									von 1,38 sp. Gr. eintrug, auf dem Wasserbade einengte und zur Krystallisation
                              									stellte. Die so erhaltenen Krystalle von Nitrococcussäure, C6(NO2)3CH3.OH.COOH,
                              									schmilzt bei 180°. Dieselbe ist somit als symmetrische Trinitrooxytoluylsäure
                              									aufzufassen.
                           O. Fischer und E. Täuber
                              									(daselbst S. 400) stellten Harmin und Harmalin aus Peganum
                                 										harmala in der von Fritsche angegebenen Weise
                              									her. Das Harmin krystallisirt aus Holzgeist in ziemlich langen farblosen Nadeln vom
                              									Schmelzpunkte 256 bis 257°, bei welcher Temperatur es sich schwärzt. Es sublimirt
                              									theilweise unzersetzt. Das Harmalin bildet aus Holzgeist krystallisirt kleine
                              									deutliche Tafeln, welche schwach gelblich sind und bei 238° unter vollständiger
                              									Zersetzung schmelzen, nachdem sie schon von 230° an zusammengesintert sind. Beide
                              									Verbindungen sind einsäurige Basen. Durch Einwirkung von Salzsäure entsteht aus
                              									Harmin die Phenol artige Verbindung Harmol: C13H12N2O + HCl = C12H10N2O + CH3Cl.
                           Das in gleicher Weise aus Harmalin gebildete Harmanol
                              									besitzt die Eigenschaften eines wirklichen Farbstoffes.
                              									Es bildet ein orange- bis ziegelrothes, krystallinisches, in Wasser einigermaſsen
                              									lösliches Pulver. Seine wässerige Lösung besitzt eine prächtige, an die des Acridins
                              									erinnernde grüne Fluorescenz, die durch Alkali fast verschwindet, durch Säure
                              									schwächer wird. Die Faser wird durch die wässerige Lösung, selbst in groſser
                              									Verdünnung noch, tief gelb gefärbt.
                           Neben Harmin und Harmalin findet sich in den Samen von Peganum harmala noch ein stark gelber Farbstoff. Da derselbe in Alkalien
                              									und Säuren löslich ist, so ist es wahrscheinlich, daſs der Farbstoff mit Harmalol
                              									identisch ist.
                           W. Löw (daselbst S. 947) untersuchte die Indigodicarbonsäure. Zunächst wurde Terephtalaldehyd
                              									aus dem durch Bromiren von Paraxylol erhaltenen p-Xylylenbromid durch Kochen mit
                              									Wasser hergestellt und daraus durch Oxydation mit Kaliumdichromat und Schwefelsäure
                              									Terephtalaldehydsäure: C6H4.COH.CO2H. Mit Schwefelsäure und
                              									Kalisalpeter bildet sich Nitroterephtalaldehydsäure, C6H3COH.NO2.CO2H, deren Aether mit essigsaurem
                              									Natrium und Essigsäureanhydrid eine Aethersäure gibt, welche durch verdünnte
                              									Natronlauge in p-Zimmtcarbonsäure:
                           
                           C6H4.CHCHCO2H.CO2H,
                           übergeführt wird. Durch Behandlung mit rauchender
                              									Salpetersäure und Schwefelsäure erhält man daraus die Nitrozimmtcarbonsäure, dann
                              									durch Erhitzen mit Brom die Dibromnitrozimmtcarbonsäure, welche mit verdünnter
                              									Natronlauge die entsprechende Propiolsäure, C6H3.C2CO2H.NO2CO2H, liefert. Zur Gewinnung der Indigodicarbonsäure
                              									wird Nitroterephtalaldehydsäure mit Aceton und Natronlauge condensirt und die stark
                              									verdünnte Flüssigkeit zur Vollendung der Reaction noch 1 bis 2 Stunden auf 50°
                              									erwärmt. Die Lösung hat indessen eine schöne dunkelgrüne Färbung angenommen und
                              									verdünnte Schwefelsäure fällt daraus die Indigodicarbonsäure in der Form eines
                              									tiefblauen Niederschlages, welcher nach dem Filtriren, Auswaschen und Trocknen einen
                              									kräftigen Kupferglanz zeigt.
                           Nach einem anderen Verfahren wird die stark verdünnte Lösung von
                              									Nitrophenylpropiolcarbonsäure in kohlensaurem Natrium erhitzt unter Zusatz von
                              									Traubenzucker und Natronlauge bis zu bleibender Alkalität. Aus der Flüssigkeit,
                              									welche allmählich eine schöne grüne Farbe annimmt, wird das Product, wie angegeben,
                              									abgeschieden. Zur Reinigung, speciell zur Trennung vom unzersetzten
                              									Condensationsproducte, wenn der Indigo auf dem Wege der Acetoncondensation
                              									hergestellt wurde, wird die Lösung in Ammoniak mit Chlorbarium gefällt, das
                              									ausgewaschene Barytsalz mit Schwefelsäure zersetzt und hierauf mit Ammoniak der
                              									Indigo wieder in Lösung gebracht, aus welcher er nach dem Filtriren und Fällen mit
                              									Schwefelsäure rein erhalten wird. Diese Indigodicarbonsäure ist unlöslich in
                              									Chloroform, Aether, Alkohol, löst sich mit tiefblauer Farbe in concentrirter
                              									Schwefelsäure und fällt beim Verdünnen mit Wasser unverändert wieder heraus. In
                              									Alkalien löst sie sich mit blaugrüner Farbe und diese Lösung zeigt sehr scharf das
                              									Spektrum des gewöhnlichen Indigo mit einer Verschiebung des charakteristischen
                              									breiten Absorptionsstreifens gegen Roth hin.
                           Die Farbenfabriken vormals F. Bayer und Comp. in
                              									Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30080 vom 19. April 1884) wollen die Azonaphtolfarbstoffe nutzbar machen, welche entstehen,
                              									wenn Diazoazobenzol oder Benzidin und deren Homologen, α- und β-Diazonaphtalin oder
                              									Diazoazobenzolmonosulfosäure mit α- und β-Naphtol verbunden werden und im Wasser sehr schwer,
                              									in kochendem sogar unlöslich sind. Wenn diese Farbstoffe in fein zertheiltem
                              									Zustande auf bekannte Weise mit sauren schwefligsauren Salzen in wässeriger oder
                              									spirituöser Lösung in der Wärme behandelt werden, so lösen sie sich unter Bildung
                              									einer Doppelverbindung auf. Diese Doppelverbindungen sind meist gelb gefärbte
                              									wasserlösliche Körper, welche beim Erhitzen, namentlich mit Alkalien, in ihre
                              									Bestandtheile zerfallen und demnach zum Drucken und Färben geeignet sind.
                           Salzsaures Amidoazotoluol wird z.B. diazotirt und in molekularen Mengen mit der von Schäffer beschriebenen Monosulfosäure des β-Naphtols vereinigt. Der sich bildende Farbstoff wird
                              									ausgesalzen und die in der Filterpresse bleibende feuchte Paste mit dem 3fachen
                              									Gewichte Alkohol von 90 Proc. und dem gleichen Gewichte 25procentiger
                              									Natriumbisulfitlösung unter Zusatz von etwas Essigsäure auf dem Wasserbade so lange
                              									digerirt, bis der Farbstoff in Lösung gegangen ist. Alsdann wird mit dem doppelten
                              									Volumen Wasser verdünnt, filtrirt und ausgesalzen. Der sich abscheidende
                              									Niederschlag eignet sich unmittelbar zum Färben und Drucken mittels des angegebenen
                              									Verfahrens.
                           Dahl und Comp. in Barmen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30640 vom
                                 									20. Mai 1884) haben gefunden, daſs sich die aus den einheitlichen β-Naphtylaminmonosulfosäuren und den β-Naphtolmonosulfosäuren, welche der Naphtionsäure und
                              									der Sulfonaphtalidamsäure entsprechen, entstehenden Azofarbstoffe auch aus den Farbstoffgemengen gewinnen lassen, welche durch
                              									Einwirkung der Diazoverbindungen der bei der Sulfurirung des β-Naphtylamins erhaltenen, in Wasser schwer löslichen Säurengemenge auf
                              									die beiden oben genannten α-Naphtolmonosulfosäuren
                              									entstehen.
                           Läſst man die durch Einwirkung des diazotirten Gemenges der schwer löslichen β-Naphtylaminmonosulfosäuren auf die β-Naphtolmonosulfosäuren aus Naphtionsäure oder aus
                              									Sulfonaphtalidamsäure erhaltene Farbstofflösung unter öfterem Umrühren etwa 12
                              									Stunden lang stehen, so scheiden sich die Farbstoffe aus den Säuren I und II
                              									groſstentheils ab; man kann auch zur Beschleunigung des Ausfallens ein wenig Salz
                              									zusetzen. Hierauf wird abfiltrirt, zum Filtrate viel Salz gesetzt und dadurch der in
                              									Lösung gebliebene Farbstoff der Säure III ausgefällt.
                           Eine kalte Lösung von etwa 40k des
                              									Farbstoffgemenges in 1400l Wasser wird z.B.
                              									entweder etwa 12 Stunden lang unter öfterem Umrühren stehen gelassen, oder mit einer
                              									gesättigten wässerigen Lösung von 10k Kochsalz
                              									versetzt, gehörig umgerührt und schon nach 2 bis 3 Stunden durch eine Filterpresse
                              									gedrückt. Der Farbstoff aus dem Gemenge der Säuren I und II bleibt in der
                              									Filterpresse und wird in üblicher Weise weiter verarbeitet.
                           K. Buchka und A. Erck (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S.
                              									1138) suchten die Zusammensetzung des Brasilins durch
                              									Herstellung von Abkömmlingen desselben festzustellen. Tetraacetylbrasilin, C16H10O5(OC2H3)4, entsteht beim
                              									Erhitzen des Brasilins mit Essigsäureanhydrid auf 130°. Das durch Behandeln von
                              									Brasilin mit dampfförmigem Brom erhaltene Tetrabrombrasilin, C16H10Br4O5, gibt mit
                              									essigsaurem Natrium und Acetylchlorid Tetrabromtetraacetylbrasilin:
                           C16H6Br4O5(OC2H3)4.
                           Brasileïn, C16H12O5, wurde dadurch
                              									erhalten, daſs eine ätherische Lösung von Brasilin mit Salpetersäure oxydirt wurde.
                              									Es ist bis jetzt noch nicht möglich, Brasilin in einfachere Bestandtheile glatt zu
                              									zerlegen.
                           
                           E. Nölting (daselbst 1885 S. 1143) untersuchte die Azyline, welche zuerst von Lippmann und Fleiſsner (daselbst 1883 S.
                              									2768) durch Einwirkung von Stickoxyd auf tertiäre Amine, Dimethylanilin,
                              									Diäthylanilin u.s.w. dargestellt sind und als Substitutionsproducte des
                              									symmetrischen Diamidoazobenzols, C6H4.NH2.N2.C6H4.NH2, angesehen
                              									werden.
                           Zu 10g C6H4N(CH3)2NH2HCl, welche in
                              										20cc Wasser gelöst waren, wurden 1g,7 Salzsäure von 1,19 sp. G. gesetzt und sodann
                              										3g,3 Natriumnitrit in concentrirter wässeriger
                              									Lösung. Das Becherglas, welches sich in einem Gemische von Eis und Kochsalz befand,
                              									wurde etwa eine Stunde stehen gelassen, sodann der Inhalt zu einer gekühlten Lösung
                              									von 5g,8 Dimethylanilin in 40 bis 50cc Eisessig gegossen. Man läſst einige Zeit stehen
                              									und fügt sodann Wasser und essigsaures Natron im Ueberschusse hinzu. Das ausfallende
                              										Tetramethylazylin, C6H4N(CH3)2.N2.C6H4N(CH3)2,
                              									wird durch Umkrystallisiren aus Benzol gereinigt. Dasselbe wurde auch erhalten durch
                              									Einwirkung von Jodmethyl auf die Base:
                           C6H4(NH2)N2.C6H4N(CH3)2,
                           welche man als Dimethylazylin bezeichnen könnte und die von
                              										Meldola durch Einwirkung von Diazoparanitrobenzol
                              									auf Dimethylanilin und nachheriger Reduction erhalten wurde. Es ist dies eine
                              									weitere Bestätigung der Formel.
                           Wie die Chrysoidine besitzen die damit isomeren Azyline färbende Eigenschaften;
                              									jedoch scheint es in Anbetracht ihrer verhältniſsmäſsig kostspieligeren
                              									Darstellungsweise unwahrscheinlich, daſs sie je praktische Verwendung finden
                              									werden.
                           Zur Herstellung von Metachlorbenzaldehyd behandeln die
                              										Farbwerke vormals Meister, Lucius und Brüning in
                              									Höchst a. M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 31842 vom 5. August 1884) die aus den
                              									Amidoverbindungen darstellbaren Diazoverbindungen mit Kupferchlorür. Zu diesem
                              									Zwecke wird das nitrirte Benzaldehyd durch Reduction in Amidobenzaldehyd übergeführt
                              									und aus diesem in salzsaurer Lösung mit Nitrit das Diazochlorid des Benzaldehydes
                              									gebildet. 50 Th. Metanitrobenzaldehyd werden z.B. mit einer Lösung von 225 Th.
                              									Zinnchlorür in 300 Th. rauchender Salzsäure reducirt. Die Reactionsmasse wird nach
                              									dem Verdünnen mit wenig Wasser auf 0° abgekühlt und mit einer Auflösung von 23 Th.
                              									salpetrigsaurem Natron in 90 Th. Wasser langsam versetzt. Die so erhaltene
                              									Flüssigkeit, welche das Diazochlorid, C6H4.CHO.N2Cl, enthält,
                              									läſst man zu einer siedenden Lösung von Kupferchlorür in Salzsäure flieſsen. Hierauf
                              									wird der Metachlorbenzaldehyd aus der Reactionsmasse mit Wasserdämpfen
                              									abdestillirt.
                           Zur Darstellung von Sulfosäuren violetter Farbstoffe
                              									reduciren die Farbenfabriken vormals F. Bayer und Comp.
                              									in Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 31509 vom 24. April 1884) das gewöhnliche
                              									Methylviolett des Handels, stellen die Benzylabkömmlinge der entstandenen Leukobase
                              									dar, welche alsdann sulfonirt und durch Oxydation in Farbstoffsulfosäuren umgewandelt werden, oder sie
                              									reduciren die benzylirten Violett des Handels, führen die Leukobasen in Sulfosäuren
                              									über und oxydiren.
                           Zur Reduction der gewöhnlichen und benzylirten Violett werden 10k Farbstoff in 40k 50procentiger Essigsäure gelöst, die Lösung wird auf 40° erwärmt und
                              									allmählich unter Umrühren mit 1k Zinkstaub
                              									versetzt. Die Lösung der so erhaltenen Leukobase wird filtrirt, mit 2001 Wasser verdünnt mit 15k kohlensaurem Natrium versetzt. Die gefällte Base
                              									wird in verdünnter Salzsäure gelöst und mit Natronlauge oder Ammoniak nochmals
                              									gefällt. Die aus gewöhnlichem Methylviolett entstandene Leukobase kann als
                              									Pentamethylparaleukanilin:
                           (CH3)4(NC6H4)2C.H.C6H4N.CH3H,
                           betrachtet werden. 10k
                              									trockene Leukobase werden in einem mit Rührwerk versehenen Druckkessel mit 3,5, 7
                              									oder 10k,5 Benzylchlorid, je nachdem man eine,
                              									zwei oder drei Benzylgruppen einzuführen beabsichtigt, und der äquivalenten Menge
                              									Natronhydrat, also 1,1, 2,2 oder 3k,3, welche
                              									zuvor in der 5fachen Menge Wasser gelöst sind, im Oelbade einige Stunden auf einer
                              									Temperatur von 120 bis 150° erhalten. Hierbei tritt im Falle der Anwendung mehrerer
                              									Moleküle Benzylchlorid die Benzylgruppe sowohl an Stelle des Wasserstoffes der
                              									Amidogruppe, als auch an Stelle von Methylgruppen, die sich abspalten.
                           Das Reactionsproduct wird zur Reinigung mehrere Stunden mit Wasserdämpfen behandelt
                              									oder auch mit verdünnter Salzsäure gelöst, filtrirt, mit Ammoniak gefällt und
                              									getrocknet.
                           Die Sulfonirung der so auf verschiedenen Wegen erhaltenen benzylirten Leukobasen kann
                              									nach bekannten Sulfonirungsmethoden, z.B. unter Anwendung von 66procentiger
                              									Schwefelsäure in der Wärme oder von rauchender Schwefelsäure in der Kälte,
                              									bewerkstelligt werden, wobei keinerlei Zerstörung stattfindet.
                           Man löst z.B. 10k trockene Base in 30k 66procentiger Schwefelsäure, fügt unter starker
                              									Kühlung allmählich so viel rauchende Schwefelsäure zu, bis spurenweise freies
                              									Anhydrid auftritt. Je nach der Anzahl der in den Leukobasen enthaltenen
                              									Benzylgruppen entstehen Mono-, Di- u.s.w. Sulfosäuren. Die Monosulfosäure, durch
                              									Reduction von benzylirtem Violett 5 B des Handels leicht rein zu erhalten, ist eine
                              									schwache Säure und zeigt einen noch halb basischen Charakter. Essigsäure macht aus
                              									ihrem schwer löslichen Natronsalze, welches aus kochendem Wasser in silberglänzenden
                              									Blättchen krystallisirt, die ebenfalls in Wasser schwer lösliche Sulfosäure frei.
                              									Leicht löslich dagegen ist dieselbe in verdünnten Mineralsäuren. Die Sulfosäuren der
                              									mehrere Benzylgruppen enthaltenden Leukobasen sind zum Theile auch noch schwer
                              									löslich in Wasser, bilden jedoch leicht lösliche Alkali- und Kalksalze.
                           Die Oxydation der so erhaltenen Sulfosäuren wird mit Bleisuperoxyd, Braunstein oder
                              									ähnlich wirkenden Oxydationsmitteln in saurer oder alkalischer Lösung
                              									bewerkstelligt; dieselben werden als Kalk- oder Natronsalze in den Handel gebracht. Die
                              									Farbstoffmonosulfosäure unterscheidet sich von der Leukomonosulfosäure wesentlich
                              									durch Leichtlöslichkeit ihrer Salze in Wasser und geringere Löslichkeit der freien
                              									Sulfosäure in verdünnten Mineralsäuren. Die Sulfosäuren der mehrfach benzylirten
                              									Farbstoffe jedoch sind auch in verdünnten Mineralsäuren leicht löslich.
                           Sämmtliche so gewonnene Farbstoffsulfosäuren gestatten die Anwendung saurer Beizen,
                              									wie Schwefelsäure, beim Färben. Die Farbtöne derselben sind um so blauer, je mehr
                              									Benzylgruppen sie enthalten.
                           In derselben Weise kann das Violett 5 BW des Handels verarbeitet werden, welches auf
                              									Grund seiner technischen Darstellungsmethode, nämlich Aethylirung bezieh.
                              									Methylirung von Violett 1B, als Hexamethylrosanilinsalz oder
                              									Monoäthylpentamethylrosanilinsalz aufzufassen ist; ferner das Violett 5 R des
                              									Handels, welches auf Grund seiner technischen Darstellung, nämlich unvollständige
                              									Methylirung bezieh. Aethylirung von Fuchsin, wesentlich als ein Gemenge von Tri- und
                              									Tetramethylrosanilinsalzen oder Tri- und Tetraäthylrosanilinsalzen betrachtet werden
                              									kann, und endlich die Methyläthylviolett und Aethylviolett.
                           Es wurde ferner versucht, vom Fuchsin bezieh. Rosanilin oder auch unmittelbar von dem
                              									als Nebenproduct der Fuchsinfabrikation in den Fuchsinmutterlaugen vorkommenden
                              									Leukanilin ausgehend, durch Methylirung und Aethylirung des auf dem einen oder
                              									anderen Wege gewonnenen Leukanilins und daran sich anschlieſsende Benzylirung,
                              									Sulfonirung und Oxydation zu ähnlichen violetten Farbstoffsulfosäuren zu gelangen.
                              									Die so entstandenen violetten Farbstoffsulfosäuren besitzen dieselben Eigenschaften,
                              									wie die aus den verschiedenen Violett dargestellten. Bei allen den genannten
                              									Leukobasen ist der Gehalt von einer oder mehreren Benzylgruppen ein wesentliches
                              									Erforderniſs; denn diese sind nicht nur als die Träger der Sulfogruppen zu
                              									betrachten, sondern bedingen wahrscheinlich auch die werthvollen färbenden
                              									Eigenschaften.
                           Zur Herstellung gelber Azofarbstoffe werden nach Angabe
                              									derselben Farbenfabriken (D. R. P. Kl. 22 Nr. 31658 vom
                              									14. Juni 1884) 10k schwefelsaures Benzidin in
                              										150l Wasser fein aufgenommen, 20k Salzsäure von 21° B. zugesetzt und mit 2k,5 salpetrigsaurem Natron azotirt. Die
                              									entstandene Tetrazodiphenyllösung wird in eine Lösung von 5 bis 10k reiner Salicylsäure oder einer der beiden
                              									anderen Oxybenzoësäuren in 40k Natronhydrat und
                              										250l Wasser unter heftigem Rühren langsam
                              									einlaufen gelassen. Es fällt ein in Wasser fast vollständig unlöslicher Niederschlag
                              									aus, welcher abgepreſst und neutral gewaschen wird. Die in der Presse
                              									zurückbleibende Paste eignet sich direkt zum Färben und Drucken; sie färbt
                              									ungeheizte Baumwolle im kochenden Seifenbade echt schwefelgelb.
                           An Stelle von Tetrazodiphenyl kann das Tetrazoditolyl oder Tetrazodixylyl verwendet
                              									werden, ohne daſs im Uebrigen eine Aenderung im Verfahren eintritt. Die diesen
                              									Tetrazoverbindungen zu Grunde liegenden Diphenylbasen werden bekanntlich ganz
                              									entsprechend dem Verfahren zur Herstellung des Benzidins aus Nitrotoluol bezieh. Nitroxylol erhalten.