| Titel: | Neuerungen an Ventilen und Hähnen. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 45 | 
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                        Neuerungen an Ventilen und Hähnen.
                        Patentklasse 47. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 4.
                        Neuerungen an Ventilen und Hähnen.
                        
                     
                        
                           Zur Regelung des Dampfdruckes, sowie als Warnapparat für zu hohe Spannungen haben H. und J. F. Beins in
                              									Groningen, Holland (* D. R. P. Nr. 29726 vom 25. April 1884) ein Sicherheitsventil mit Lärmpfeife angegeben. In den
                              									Ventilkörper sind, wie aus Fig. 15 Taf. 4 zu
                              									entnehmen ist, drei Rohre a, c und d eingeschraubt, von denen das letztere mit der zu
                              									controlirenden Dampfrohrleitung verbunden wird. In der U-förmigen Durchbohrung b und der Aussparung e des
                              									Ventilkörpers, sowie in dem unteren Theile des Rohres a
                              									befindet sich Quecksilber und schwimmt in demselben ein an dem unteren Ende des
                              									Rohres c geführtes Ventil v, welches dadurch die untere Oeffnung des oben als Pfeife ausgebildeten
                              									Rohres c abschlieſst. Steigt nun der Druck in dem Rohre
                              										d, so wird das Quecksilber aus der Aussparung e in der Durchbohrung b
                              									nach dem Rohre a getrieben, wo es die in demselben vor
                              									dem Quecksilber befindliche Luft zusammendrückt und die Spannungszunahme an einem
                              									Druckmesser ersichtlich macht. Gleichzeitig sinkt das Ventil v und öffnet das Rohr c, so daſs die Pfeife
                              									desselben zum Tönen kommt.
                           Die Spannung, bei welcher die Pfeife ertönt, ist auſser von der Menge des durch die
                              									mittels Schraube f verschlossene Oeffnung eingefüllten
                              									Quecksilbers von dem Verhältnisse zwischen dem Rauminhalte der Ausbohrung b und dem des Luftsackes im Rohre a abhängig. Durch eine Vergröſserung oder Verkleinerung
                              									des Luftsackes läſst sich somit die Spannung regeln. Auch würde dies durch Einwerfen
                              									von Eisenstückchen in die Quecksilberfüllung erreicht werden können.
                           Um plötzliche Stöſse und heftiges Zittern im Druckregler
                              									zu vermeiden, wendet J. Fair f. Carpenter in Berlin (*
                              									D. R. P. Nr. 30572 vom 11. Mai 1884) eine Anzahl über einander auf ein Rohr
                              									gesteckter Membranen an, welche sich bei steigendem Drucke ausdehnen. In dem
                              									Ventilsitze sind zwei Ventile c und d (Fig. 17 Taf. 4) derart
                              									concentrisch in einander gefügt, daſs dieselben sich unabhängig von einander bewegen
                              									können. An der Ventilstange ist eine starke Platte n,
                              									sowie eine durch die Feder f stets nach oben gedrückte
                              									Führungsglocke g befestigt. Durch eine feste Platte o wird die untere Kammer des Ventiles von dem oberen
                              									Durchgangsraume b getrennt. Es tritt nun bei a der Dampf ein, geht durch die geöffneten Ventile d und c nach b, sowie durch eine kleine ringförmige Oeffnung r rings um die Ventilstange in den durch die Membranen
                              									gebildeten Hohlraum, wodurch die letzteren dem Drucke entsprechend ausgedehnt
                              									werden. Hierdurch wird aber die Glocke g, somit auch
                              									die Ventilstange nach unten bewegt; die Ventile c und
                              										d werden daher ihren Sitzen genähert, wodurch ein
                              									stärkeres Drosseln des Dampfes, d.h. Spannungsverminderung stattfindet, welche
                              									ihrerseits wieder ein Zusammenziehen der Membranen zur Folge hat. Durch richtige
                              									Einstellung der Feder f hat man es in der Hand, den
                              									Druck in der Ableitung b nach Bedarf zu regeln. Die
                              									Anordnung des Ventiles d im Ventile c hat den Vortheil, eine leichtere Lüftung des
                              									letzteren zu sichern, da schon bei geringer Druckabnahme in der Leitung b die Kraft der Feder f
                              									hinreicht, das kleine Ventil d gegen den darauf
                              									lastenden Druck zu heben und dem Dampfe einen zunächst kleinen Eintritt in den Raum
                              									unter dem groſsen Ventile c zu gestatten.
                           Ein Sicherheitsventil, welches im Falle zu hohen Druckes
                              									bezieh. zu hoher Temperatur in Thätigkeit tritt, haben W. F.
                                    										Cosgrove, P. Dugett und E. F. Jennings in
                              									Jersey City, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 30800 vom 23. Juli 1884) angegeben, Der
                              									Ventilkegel C (Fig. 16 Taf. 4) ist an
                              									einer das Ventilgehäuse oben abschlieſsenden, aus leicht schmelzbarem Metalle
                              									hergestellten Platte F mit einer Kopfschraube
                              									angehängt. Steigt die Temperatur des durchgeleiteten Dampfes o. dgl. bis zum
                              									Schmelzpunkte der Platte F, so wird die Kopfschraube
                              									frei und der Ventilkegel sinkt durch seine Schwere, sowie durch die Kraft der im
                              									Ventilkegel angebrachten Spiralfeder C1 schnell nach unten und die weitere Zuleitung wird
                              									abgeschlossen.
                           Gegenüber allen früher besprochenen Constructionen hat die vorliegende den groſsen
                              									Nachtheil, daſs das Ventil nur je einmal in Wirksamkeit treten kann, dann aber
                              									wieder ein neues Aufhängen des Kegels bezieh. eine Auseinandernähme des ganzen
                              									Ventiles erforderlich ist, wobei die Dampfleitung an anderer Stelle abgesperrt, d.h. der
                              									Betrieb unterbrochen werden muſs.
                           Um von einem beliebigen Punkte der Arbeitsräume einer Fabrik aus die Dampfmaschine
                              									zum Stillstande zu bringen, wird das Dampfabsperrventil
                              									mit Drahtzügen oder durch einen Elektromagnet mit elektrischen Leitungen in
                              									Verbindung gebracht (vgl. 1882 246 * 160. 1885 256 * 521). Hierbei wird in einer neueren Anordnung von
                              										Georg Printz jun. in Aachen (* D. R. P. Nr. 29066
                                 									vom 20. November 1883) durch eine Bremse der Stillstand
                              									der Dampfmaschine beschleunigt. Es sind zwei Drosselklappen angewendet, von welchen
                              									die eine geöffnet ist, um den zur Dampfmaschine strömenden Dampf durchzulassen,
                              									während die andere, gleichzeitig geschlossene, den Zufluſs frischen Dampfes in einen
                              									kleinen Preſscylinder verhindern soll. Beide Klappen werden durch Elektromagnete in
                              									ihren Stellungen erhalten. Werden durch Stromunterbrechung an irgend einer Stelle
                              									der durch die verschiedenen Fabrikräume geführten elektrischen Leitung die
                              									Elektromagnete auſser Wirkung gesetzt, so schlieſst sich die erste Drosselklappe,
                              									die zweite öffnet sich und es tritt frischer Kesseldampf hinter den Kolben des
                              									Preſscylinders, wodurch der Kolben eine bestimmte Strecke vorwärts gedrückt wird und
                              									dabei auf eine mit einer Bremse an dem Dampfmaschinenschwungrade in Verbindung
                              									stehende Hebelvorrichtung wirkt, in Folge dessen die Dampfmaschine rasch zum
                              									Stillstande kommt.
                           Hans Keferstein in Schöningen (* D. R. P. Nr. 29533 vom
                                 									20. Juni 1884) setzt unmittelbar auf den Deckel eines Drosselventiles einen Elektromagnet, dessen Pole in 2 Löcher des Deckels
                              									genau eingepaſst sind. In denselben Löchern führen sich zwei Eisenstäbe, welche an
                              									dem im Inneren des Ventilgehäuses befindlichen ringschützenartig gestalteten Ventile
                              									befestigt sind; letzteres versperrt durch sein Aufsteigen den Zufluſs des Dampfes
                              									ähnlich wie die Regulirringschützen bei Turbinen. Durch eine Spiralfeder wird das
                              									Ventil stets nach unten gedrückt und der volle Einströmungsquerschnitt im
                              									Ventilgehäuse freigelassen. Je nachdem der durch die Drahtspulen des Elektromagnetes
                              									geleitete Strom stark ist, wird das Ventil entsprechend gehoben und der
                              									Dampfdurchlaſs mehr oder weniger gehemmt. Bemerkenswerth ist an diesem
                              									Drosselventile das gänzliche Fehlen einer Stopfbüchse.
                           Ein festes Anpressen des Schiebers an die Sitzflächen gibt der von W. P. Thompson in Liverpool im Engineering, 1885 Bd. 39 S. 412 angegebene Wasserabsperrschieber. Der eigentliche Schieber ist nach Fig. 18 Taf. 4 wie bei
                              									der bekannten Construction von Peet (1870 195 * 109) und auch bei Bachelu (1878 227 * 425) aus 2 Theilen B zusammengesetzt, welche in dem Gehäuse durch eine
                              									Spindel D auf und ab bewegt werden. Die letztere greift
                              									jedoch nicht in den Schieber selbst, sondern in einen in demselben befindlichen
                              									Kegel C ein; letzterer hat den Zweck, sobald der
                              									Schieber in seine unterste Stellung gelangt ist, durch die Keilwirkung der Kegelflächen die beiden
                              									Hälften des Schiebers fest aus einander und gegen ihre Anlagsflächen anzupressen.
                              									Durch einen an der unteren Seite des Kegels vorstehenden Rand P und entsprechende Vorsprünge an der inneren Seite der
                              									Schieberhälften wird der Schieber bei der Aufwärtsbewegung des Kegels C mitgenommen.
                           Um bei groſsen, stark belasteten Wasserschiebern in Hauptwasserleitungen eine
                              									allmähliche Druckausgleichung auf beiden Seiten herzustellen und ein langsames
                              									Oeffnen und Schlieſsen der Schieber ohne zu groſsen Kraftaufwand zu ermöglichen,
                              									dient die von Karl Giebeler in Berlin (* D. R. P. Nr.
                                 									29373 vom 6. Mai 1884) angegebene Entlastung von Schiebern
                                 										und Ventilen. In dem Hauptschieber T (Fig. 19 Taf.
                              									4) ist ein Rohr C verschiebbar. Dasselbe besitzt eine
                              									Anzahl Oeffnungen s, welche gleichen
                              									Durchbruchsöffnungen o in der mittleren, cylindrisch
                              									gestalteten Wandung des Schiebers T entsprechen. Wird
                              									die Spindel S gedreht, so bewegt sich zunächst die mit
                              									dem inneren Rohre C fest verbundene Mutter m nach oben, bis dieselbe an einen Anschlag n des Hauptschiebers T
                              									anstöſst. Inzwischen sind die Oeffnungen s vor die
                              									Oeffnungen o gekommen, so daſs dieselben einer geringen
                              									Menge Wasser Durchgang gewähren, wodurch der Hauptschieber entlastet wird. Dreht man
                              									die Spindel nun noch weiter, so nimmt die Mutter m
                              									mittels des Anschlages n den Hauptschieber T nach oben. Beim Schlieſsen des Ventiles verhindern
                              									die Oeffnungen s und o ein
                              									zu plötzliches Schlieſsen und das Auftreten von Wasserschlägen in der Leitung,
                              									weshalb auch von diesem Gesichtspunkt aus die Construction als eine zweckmäſsige zu
                              									bezeichnen ist. (Vgl. Röstel und Mühle 1882 244 * 18.)
                           Eine eigentümliche Gestaltung geben J. P. Goulson und
                              										A. Spiel in Berlin (* D. R. P. Nr. 28973 vom 15.
                                 									Januar 1884) einem Wasserschieber, indem sie denselben
                              									aus zwei scherenartig sich bewegenden Theilen zusammensetzen. Die beiden Theile
                              									sind, wie aus Fig.
                                 										20 und 21 Taf. 4 ersichtlich, um einen gemeinsamen Zapfen drehbar im Gehäuse
                              									gelagert und haben oberhalb des Zapfens Zahnbogen z, in
                              									welche ein von auſsen zu bewegendes Kegelgetriebe gleichzeitig eingreift. Bei
                              									Drehung des letzteren werden die beiden halbkreisförmigen Theile I und II einander genähert
                              									und die Leitung abgeschlossen. Sehr empfehlenswerth scheint diese Construction nicht
                              									zu sein, da ein Dichthalten der Schieber, sofern man nicht ein sehr strammes,
                              									schwere Bewegung verursachendes Einpassen der Schieber anwendet, auf die Dauer nicht
                              									gut möglich erscheint. Für dickflüssige Substanzen dürfte dieser Absperrschieber
                              									sich dagegen empfehlen.
                           Schlieſslich sei noch ein einfach anzubringender Quetschhahn von W. Elges in Berlin (* D. R.
                                 									P. Nr. 28631 vom 10. April 1884) erwähnt, An dem Rohre a, durch welches der Schlauch hindurchgeht, ist ein Rahmen k angebracht, welcher oben einen Schlitz i und eine damit in Verbindung stehende kreisförmige
                              									Oeffnung h besitzt. In dem Rohre a
                              									ist eine Oeffnung p, durch welche der Stempel g in das Rohr eingeführt werden kann; letzterer hat an seiner obersten
                              									Stelle einen der Breite des Schlitzes i entsprechenden
                              									Durchmesser und erweitert sich bei e auf den
                              									Durchmesser der Oeffnung h, während der unterste Absatz
                              									nahezu den Durchmesser des Loches p besitzt. Soll der
                              									Stempel aus der gezeichneten Lage, in welcher derselbe den Schlauch verschlieſst, in
                              									die höchste Stellung gebracht werden, so wird der Stempel aus dem Schlitze nach
                              									links bewegt, bis der Ansatz e in die Oeffnung h tritt, so daſs der Stempel g nach oben gezogen werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 257, S. 49
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
