| Titel: | G. Stumpf's Einrichtungen zur Förderung von Flüssigkeiten mittels Pressluft. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 49 | 
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                        G. Stumpf's Einrichtungen zur Förderung von Flüssigkeiten mittels
                           								Preſsluft.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									5.
                        G. Stumpf's Einrichtungen zur Förderung von
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Die von G. Stumpf in Berlin angegebene und in D. p. J. 1884 251 333 bereits kurz erläuterte
                              									Einrichtung zur Versorgung von Theatern mit Druckwasser zu
                                 										Löschzwecken ist in 3 Petersburger Theatern zur Ausführung gekommen und hat
                              									sich bewährt, so daſs es gerechtfertigt erscheint, nochmals näher darauf
                              									einzugehen.
                           Stumpf hat für den angegebenen Zweck die bekannte
                              									Einrichtung des Heronsbrunnens in folgender, in Fig. 1 Taf. 5 skizzirter
                              									Weise geändert: Durch das von der Straſsenleitung abzweigende Rohr K wird das Wasser zugeführt und steigt nach Oeffnung
                              									des Hahnes H durch das Rohr F in den Behälter A, welcher sich hierdurch
                              									allmählich füllt. Wenn die volle Füllung durch Ausflieſsen von Wasser aus dem
                              									Signalrohre G angezeigt wird, so schlieſst man den an
                              										G befindlichen Hahn und auch den Hahn H. Wird nun der Hahn I
                              									geöffnet, so tritt das Wasser aus dem Rohre K in den
                              									unteren Behälter L und preſst die dort befindliche Luft
                              									zusammen, entsprechend dem in der Wasserleitung herrschenden Drucke. Diesen Druck
                              									übt nun die durch das Rohr B gepreſste Luft auch auf
                              									den Wasserspiegel im Behälter A aus. An dem Boden
                              									dieses Behälters A schlieſst sich ein Rohr D an, welches zu einem Rohrstrange E führt, der die Feuerhähne, den Bühnen-Regenapparat
                              									oder sonstige Löschvorrichtungen speist. Wird nun oben irgend ein Hahn C des Rohrstranges E
                              									geöffnet, so strömt aus demselben das Wasser mit dem im Behälter L bezieh. dem in der Wasserleitung herrschenden Drucke
                              									aus. In das Rohr K ist ein Rückschlagventil
                              									einzuschalten, um beim Sinken des Druckes in der Wasserleitung eine Abnahme des
                              									Druckes in den Behältern L und A zu verhüten. Desgleichen kann an das Rohr Fein Abzweigrohr mit
                              									Rückschlagventil angebracht werden, um bei Abnahme des Druckes im Behälter A durch dessen Verbindung mit einer Dampfspritze den
                              									Druck wieder zu erhöhen. Die Behälter sollen so viel Wasser fassen, als in 10 bis 15 Minuten zum
                              									Betriebe der Löscheinrichtungen nothwendig ist. Das Wasser in dem Behälter L geht allerdings, wenn es gearbeitet hat, verloren;
                              									doch wird dieser Uebelstand durch die augenblickliche Bereitschaft der
                              									Löscheinrichtung jedenfalls aufgewogen.
                           Ueber die im Marientheater zu Petersburg nach dieser Anordnung getroffene Einrichtung
                              									berichtet eingehend der Gesundheitsingenieur, 1885 S.
                              									123 und die Deutsche Bauzeitung, 1885 S. 199. Zu jeder
                              									Seite der Bühne ist ein Paar der beschriebenen Druckbehälter aufgestellt und sollen
                              									von diesen aus die in den oberen Theilen der Bühne und im Malersaal, welcher neben
                              									dem Dachboden des Zuschauerraumes liegt, angebrachten Feuerhähne gespeist werden.
                              									Die Anordnung der Behälter und der Leitungen zeigt gegenüber der angegebenen
                              									Anordnung nur geringfügige Aenderungen. Es wird mitgetheilt, daſs die Einrichtung,
                              									welche nun seit 1½, Jahren ausgeführt ist, jederzeit betriebsfähig war und Störungen
                              									nicht vorkamen.
                           Stumpf hat ferner die bei der beschriebenen
                              									Löscheinrichtung zum Ausdruck gekommene Idee für die Wasserhebung unter Benutzung
                              									des geförderten Wassers zur Speisung von Bädern, Spülung von Abtritten und ähnlichen
                              									Zwecken zu verwenden gesucht (vgl. * D. R. P. Kl. 85 Nr. 27214 vom 13. Juli 1883).
                              									Eine derartige Einrichtung für eine Badeanstalt ist
                              									durch Fig. 2
                              									Taf. 5 verdeutlicht. Die Badewannen x stehen im Keller
                              									so tief, daſs der Abfluſs tiefer liegt als die Straſsenkanäle. Aus der Zuleitung D wird der Behälter A
                              									gefüllt, indem der Hahn a geöffnet wird, bis die
                              									Verdichtung der Luft eine weitere Einströmung verhindert. Das in den Wannen x verbrauchte Wasser flieſst in das Sammelrohr y, dessen Schwimmer S
                              									anzeigt, wenn es gefüllt ist; dann wird das Wasser aus dem Sammelrohre y nach dem Behälter B
                              									durch den Schieber s entleert. Darauf wird der Hahn d geöffnet und die im Behälter A verdichtete Luft drückt das verbrauchte Wasser in Folge der Verbindung
                              									durch das Rohr E in den mit einer Rückstauklappe G versehenen Straſsenkanal. Um für weitere Entleerungen
                              									des Behälters B wieder die Luft verdichten zu können,
                              									muſs das im Behälter A enthaltene Wasser abgelassen
                              									werden, wozu der Hahn b geöffnet wird, worauf der
                              									Behälter A durch das Rohr H nach dem zweiten Behälter K sich entleert
                              									und nun nach Schluſs der Hähne b und d und Oeffnung des Hahnes a abermals zur Verdichtung der Luft benutzt werden kann. Aus dem Behälter
                              										K können dann mittels der Leitung L durch den Hahn c die
                              									Badewannen oder mittels Schwimmkugelventile selbstthätig vor Ueberfluthung
                              									geschützte Sonderbehälter N versorgt werden. Das Wasser
                              									der Wasserleitung wird somit einerseits dazu verwendet, durch seinen Druck die Luft
                              									im Behälter A zu verdichten und durch diese das
                              									gebrauchte Wasser aus dem Sammelbehälter B nach den
                              									Abfluſskanälen zu drücken, andererseits um die Wannen u. dgl. mit reinem Wasser zu
                              									versehen, sowie Abtritte und Ausgüsse zu spülen.
                           
                           Mit einiger Aenderung läſst sich die Einrichtung auch so anordnen, daſs in Fällen,
                              									bei welchen eine gröſsere Wassermenge von geringem Drucke vorhanden ist, diese zur
                              									Wasserförderung auf gröſsere Höhen benutzt werden kann. Ferner läſst sich die
                              									Einrichtung vortheilhaft verwenden, um auch in oberen Geschossen, in welchen der
                              									Druck der öffentlichen Wasserleitung gewöhnlich nur sehr gering ist, eine kräftige
                              									Spülung der Abtritte zu erzielen. Hierzu ist ein Behälter in Form eines
                              									geschlossenen Rohres über dem Sitze angebracht, in welches das Wasser durch einen
                              									Brausekopf im Boden so lange langsam einströmt, bis die Luft über dem Wasser auf den
                              									noch vorhandenen Leitungsdruck verdichtet ist. Vom Boden führt dann in den
                              									Sitztrichter die Spülleitung, deren Oeffnung, die plötzliche Entleerung des Rohres
                              									zur Folge hat und kräftige Spülung gibt. Mit dieser Anordnung ist noch der Vortheil
                              									verbunden, daſs sie eine Wasservergeudung, über die Behälterfüllung hinaus,
                              									vermeidet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
