| Titel: | Blockschere mit hydraulischem Betriebe; von R. M. Daelen. | 
| Autor: | R. M. Daelen | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 52 | 
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                        Blockschere mit hydraulischem Betriebe; von
                           									R. M. Daelen.
                        Mit Abbildung.
                        R. M. Daelen's Blockschere mit hydraulischem Betriebe.
                        
                     
                        
                           Das Zerschneiden von gewalzten Stäben in rothwarmem Zustande
                              									geschah früher fast ausnahmsweise mittels der Kreissäge, welche noch heute bei
                              									profilirten Stäben meistens in Anwendung ist. Durch dieselbe wird ein Zerdrücken und
                              									Verbiegen der Enden der Stäbe vermieden, wie solches durch eine Schere
                              									hervorgebracht werden würde, wenn nicht genau profilirte Messer zur Anwendung kämen,
                              									deren Anfertigung kostspielig sein würde. Der Schnitt der sogen. Warmsäge wird
                              									indessen nicht so glatt, daſs die Nacharbeit im kalten Zustande durch Fräsen
                              									entbehrt werden könnte, wenn es sich um vollkommen ebene Flächen und genaue Längen
                              									handelt, wie z.B. bei Eisenbahnschienen. Dieser Umstand hat bereits zu der Erwägung
                              									Veranlassung gegeben, ob nicht das Abschneiden der Enden solcher Stäbe durch die
                              									Kaltsäge vorzuziehen sei; doch arbeitet dieselbe bis jetzt noch zu langsam.
                           Bei der Herstellung von sogen. Halbfabrikaten – wie Knüppel zu
                              									Draht, vorgewalzte Blöcke zu Schienen u. dgl. – kommt indessen der Verlust an
                              									Material, welchen der Sägeschnitt erzeugt, mehr in Betracht als bei dem
                              									Fertigfabrikate, weil entweder bei kleinem Querschnitte des vorgewalzten Stabes die
                              									Zahl der Schnitte eine sehr groſse ist, oder bei gröſserem die Fläche der in Späne
                              									verwandelten Scheibe ein hohes Maſs von Verlust bedingt; derselbe berechnet sich
                              									durchschnittlich auf 0,35 Proc. wenn man annimmt, daſs der Schnitt bei 50qmm ein Stärke von 5mm hat und diese bis zu 250qmm sich bis
                              									auf 8mm vermehrt. Es kommt hinzu, daſs der Betrieb
                              									der Warmsäge eine ganz auſserordentliche Kraftvergeudung bedingt, weil die
                              									erforderliche groſse Umfangsgeschwindigkeit vor Beginn jedes Schnittes vorhanden
                              									sein und während desselben unterhalten werden muſs, so daſs jedesmal die der
                              									Transmission und dem Sägeblatte ertheilte lebendige Kraft verloren geht.
                           Aus diesen Gründen ist die Schere für das Zerschneiden der
                              									genannten Halbfabrikate in letzterer Zeit vorwiegend in Anwendung gekommen, deren
                              									meist quadratischer oder rechteckiger Querschnitt durch die Messer eine nur
                              									unbedeutende Formveränderung an den Enden erleidet. Bei der Construction derselben
                              									hat man bis jetzt mit Vorliebe für die Bewegung des Messerschlittens ein Excenter
                              									und für den Betrieb eine Zwillings-Dampfmaschine ohne Schwungrad mit 2 oder 3facher
                              									Zahnradübersetzung angewendet und kam dadurch auf eine wagerechte Anordnung des
                              									ganzen Werkzeuges, um den schweren Ständer zu vermeiden, welchen die sonst bei
                              									Scheren meist übliche und zweckmäſsige stehende Construction bedingt. Abgesehen von dem hierdurch
                              									herbeigeführten groſsen Raumbedarfe ist die Uebertragung der Kraft von dem Excenter
                              									auf die geradlinige Bewegung für den vorliegenden Fall nicht vortheilhaft, weil die
                              									Geschwindigkeit und damit auch der Kraftbedarf in zu rascher Weise wachsen und gegen
                              									das Ende des Schnittes wieder abnehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 257, S. 52
                              
                           Das Getriebe muſs daher für die ungünstigste Hebellänge
                              									des Excenters berechnet werden und sind Zahnradbrüche unvermeidlich, wenn dies nicht
                              									geschieht, während andererseits die für die günstigeren Stellungen zu groſse Stärke
                              									namentlich der Betriebsmaschine eine Dampfverschwendung herbeiführen muſs, da der
                              									Mangel des Schwungrades die Expansion unmöglich macht.Bei den in letzterer Zeit ausgeführten Dampfscheren mit Excenterbetrieb hat
                                    											man ein Schwungrad angebracht. Die geringe Endgeschwindigkeit des
                              									Messers ist insofern nachtheilig, als dieselbe die Bildung eines Grates begünstigt,
                              									welcher sich zwischen die Messer klemmt und den Rückgang derselben sehr erschwert,
                              									so daſs auch dieser theilweise unter Volldampf erfolgen muſs. Man hat daher mehrfach
                              									den hydraulischen Betrieb für diese Schere in Vorschlag und wohl auch stellenweise
                              									zur Ausführung gebracht (vgl. J. Riley 1885 255 377); geht man aber dabei zur Errichtung einer
                              									Dampfpumpe und eines Accumulators über, wie dies meistens als erforderlich
                              									betrachtet wird, so entsteht eine umständliche Einrichtung, welche namentlich bei
                              									dem hohen hier erforderlichen hydraulischen Drucke vielen Betriebsstörungen
                              									ausgesetzt ist.
                           Diese Erwägungen veranlaſsten Verfasser, die unmittelbare
                              									Uebertragung des Dampfdruckes auf Wasser in Vorschlag zu bringen, als die
                              									Maschinenfabrik L. W. Breuer, Schumacher und Comp. in
                              									Kalk seine Ansicht über die Construction solcher Scheren verlangte, und ist es den
                              									gemeinschaftlichen Bemühungen zu verdanken, daſs bereits zwei solcher nach
                              									beigegebener Figur ausgeführt und in ausländischen Stahlwerken in Betrieb gesetzt
                              									worden sind.
                           Auf einer Grundplatte von 1m,2 × 3m,0 steht ein Dampfcylinder, dessen Kolben von
                              									unten durch die Hand gesteuerten Dampfdruck erhält. Dieser wird durch die
                              									Kolbenstange unmittelbar auf das Wasser übertragen, welches in dem oberen Cylinder
                              									enthalten ist und zwar mit einem Flächen Verhältnisse, welches die Erzeugung eines
                              									hydraulischen Druckes bis zu 500k/qc gestattet. Mit diesem wird der groſse
                              									hydraulische Kolben niedergedrückt, welcher auf den Scherenschlitten wirkt und
                              									dessen Cylinder in dem Holme des nebenstehenden Gerüstes befestigt ist. Die
                              									Verbindung des Holmes mit dem Querstücke, welches das untere feststehende Messer
                              									trägt, wird durch 4 Schraubenbolzen gebildet, so daſs die Ständer nur zur Führung
                              									des Scheren Schlittens dienen. Nach Beendigung eines Schnittes wird der Schlitten
                              									durch GegengewichteDiese sind in der neuesten Ausführung durch einen Dampfkolben mit stets
                                    											wirkendem Druck ersetzt worden.Red. gehoben, wenn in Folge des
                              									Austrittes des Dampfes der Dampfkolben sinkt. Das Wasser tritt dann in den kleinen
                              									hydraulischen Cylinder zurück und es ist eine Vorrichtung vorhanden, durch welche
                              									das etwa durch Undichtigkeiten verlorene Wasser ersetzt wird. Der Querschnitt der
                              									Dampfeinströmung ist so bemessen, daſs zu Anfang der volle Druck zum Abscheren des
                              									Blockquerschnittes entsteht, derselbe aber dann mit dem letzteren abnimmt, indem bei
                              									dem schnellen Aufgange des Kolbens eine Drosselung und theilweise Expansion des
                              									Dampfes eintritt. Die Geschwindigkeit des letzteren nimmt indessen während des
                              									Schnittes zu und hierdurch wird die Entstehung eines Grates am unteren Rande der
                              									Schnittfläche vermieden, indem das Material abreiſst, sobald die Messer einander
                              									gegenüber stehen. Um der Gefahr entgegenzutreten, daſs bei einem Leergange der
                              									Dampfkolben mit zu groſser Geschwindigkeit emporgeschnellt wird, ist in der hydraulischen Leitung ein Ventil
                              									eingeschaltet, welches beim Hingange den Querschnitt verengt, beim Rückgange
                              									denselben aber ganz frei läſst.
                           Die Schere, welche in Seraing in Betrieb ist, genügt für Blöcke bis zu 150mm × 150mm
                              									Querschnitt und das System ist für jede in der Praxis vorkommende Abmessung
                              									anwendbar. Das Werkzeug ist in der Construction äuſserst einfach, in der Behandlung
                              									und Steuerung so leicht zu bedienen wie ein Dampfhammer, bezüglich der Gefahr für
                              									Bruch aber ungleich sicherer als letzterer. Mag auch das Prinzip nicht neu sein, so
                              									ist jedenfalls die Anwendung eine eigenthümliche und es unterliegt keinem Zweifel,
                              									daſs die Hydraulik in dieser Weise noch zu viel; fachen Zwecken dienlich gemacht
                              									werden kann, wo dieselbe jetzt in Folge der irrigen Ansicht, daſs stets ein Pumpwerk
                              									mit Accumulator nöthig sei, vermieden wird.