| Titel: | Ueber Neuerungen an Wasserröhrenkesseln. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 81 | 
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                        Ueber Neuerungen an Wasserröhrenkesseln.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									7.
                        (Patentklasse 13. Schluſs des Berichtes S. 1 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Neuerungen an Wasserröhrenkesseln.
                        
                     
                        
                           Kessel mit liegenden, zwischen zwei
                                 										Endkammern eingesetzten Röhren.
                           Die Röhrenkessel mit zwei Endkammern scheinen eine immer gröſsere Verbreitung zu
                              									gewinnen. Die Kammern werden jetzt fast allgemein aus Schmiedeisen hergestellt. Das
                              									Speisewasser wird in der Regel in den Oberkessel eingeführt und durch Anbringung von
                              									Querwänden o. dgl. in dem Oberkessel, welcher meistens nicht geheizt wird, sucht man
                              									die Niederschläge in diesem zurückzuhalten, so daſs die Röhren verhältniſsmäſsig
                              									rein bleiben.
                           Zur Gewinnung möglichst trockenen Dampfes hat G. Hose in
                              									Elberfeld (* D. R. P. Nr. 31533 vom 18. November 1884) die in Fig. 1 Taf. 7 dargestellte
                              									Einrichtung getroffen. Der Oberkessel C liegt nicht,
                              									wie in der Regel bei derartigen Kesseln wagerecht, sondern – parallel zu den Röhren
                              									– stark geneigt und in denselben sind die Querwände F,
                                 										F1
                              									, F2 derart angebracht,
                              									daſs beim Betriebe Ueberfälle nach stufenförmig absteigenden Wasserspiegeln sich
                              									bilden. Die heftig wallende Bewegung des Wassers, welche durch das aus der hinteren
                              									Kammer B in den Oberkessel eindringende Dampf- und
                              									Wassergemisch hervorgerufen wird, bleibt dadurch auf die letzte Kesselabtheilung
                              									beschränkt. Allerdings wird durch das niederfallende Wasser auch ein Aufspritzen in
                              									den anderen Abtheilungen verursacht und auſserdem durch diese Einrichtung der Umlauf
                              									doch erheblich gehemmt werden, so daſs es noch fraglich erscheint, ob dabei
                              									überhaupt ein Vortheil erreicht wird. Günstig erscheint an dem Hose'schen Kessel, daſs der Feuerraum D überwölbt ist, so daſs schon eine ziemlich
                              									vollständige Verbrennung der Gase stattgefunden haben wird, ehe dieselben die Röhren
                              									treffen, zwischen denen sie dann mehrmals, auf- und absteigend, quer hindurchgeführt
                              									werden.
                           Im Gegensatze zu der Hose'schen Einrichtung des
                              									Oberkessels steht die Neuerung, welche L. und C.
                                 										Steinmüller in Gummersbach, Rheinpreuſsen (* D. R. P. Nr. 29766 vom 11.
                              									Januar 1884, Zusatz zu * Nr. 573, vgl. 1880 238 * 367) an
                              									ihren bekannten Kesseln eingeführt haben und die in Fig. 6 und 7 Taf. 7 abgebildet ist.
                              									Während das Rohr A, in welchem das aus den Röhren
                              									kommende Gemisch aufsteigt, früher in den Dampfraum hinein fortgesetzt war, um dann
                              									in ein durchlöchertes wagerechtes Rohr überzugehen, aus dem das Wasser herabflofs,
                              									ist das Rohr A hier nur bis zum normalen Wasserspiegel
                              									geführt und das wagerechte Rohr durch einen in das Wasser eintauchenden, unten
                              									offenen Kasten B ersetzt. Der Dampf kann wie früher nur
                              									am hinteren offenen Ende
                              									des Kastens B entweichen, in welchen noch Siebe oder
                              									andere zickzackförmig angeordnete Einlagen C zur
                              									besseren Trocknung des Dampfes angebracht sein können. Dadurch, daſs das Wasser im
                              									Rohre A nicht mehr so hoch zu steigen braucht wie
                              									früher, wird der Gewichtsunterschied der vorderen und hinteren Wassersäule
                              									vergröſsert und der Wasserumlauf beschleunigt.
                           H. Heine in Berlin wendet bei seinen Wasserröhrenkesseln
                              									(vgl. 1880 238 * 368. 1882 244
                              									* 342) jetzt auch eine Art Tenbrink'sche Feuerung an,
                              									indem er einen Treppenrost mit Fülltrichter vor einer bis unter die unterste
                              									Röhrenreihe reichenden Querwand anbringt, wie in Fig. 2 Taf. 7 skizzirt
                              									ist, und durch die in die unterste Röhrenreihe A
                              									eingelegten Füllstücke F die Flamme nach vorn
                              									zurückzieht. Das Reichspatent * Nr. 22243 vom 23. April 1882, Zusatz zu * Nr. 15983,
                              									betrifft die Benutzung der röhrenförmig ausgeführten Einlagestücke F (vgl. Fig. 3) zur Zuführung
                              									vorgewärmter Luft, indem dieselben hinten mit einem Querrohre f (Fig. 2) in Verbindung
                              									gebracht werden, welchem die Luft durch in den Seitenmauern angeordnete Kanäle,
                              									unter Umständen mittels Dampfstrahl, zugeführt wird.
                           Die Anfertigung der flachen schmiedeisernen Kammern wird in verschiedener Weise
                              									ausgeführt. Die Leipziger Röhrendampfkessel-Fabrik Breda und
                                 										Comp. in Schkeuditz stellt dieselben nach der Papier-Zeitung, 1884 S. 1133 aus ebenen Blechen mit einem Rahmen aus
                              									starkem Flacheisen durch Nietung her. Thyſsen und Comp.
                              									in Styrum bei Mülheim a. d. Ruhr (* D. R. P. Nr. 27357 vom 11. September 1883)
                              									wollen nach der in Fig. 5 Taf. 7 veranschaulichten Weise zwei ringsum aufgebördelte und an
                              									den Rändern gehobelte oder in einander gedrehte Bleche ohne Dichtungsmaterial mit
                              									einander verschrauben und zwar nur mittels Stehbolzen oder auſserdem mittels
                              									angenieteter Winkelringe. Diese Construction soll ein bequemes Abnehmen des äuſseren
                              									Bodens und damit ein Freilegen der Röhren gestatten.
                           Die bei den flachen Kammern immer nothwendige Verankerung durch Stehbolzen wird
                              									vermieden bei dem in Fig. 4 Taf. 7 abgebildeten Kessel von H.
                                    										Ketzer in Duisburg (* D. R. P. Nr. 27 265 vom 6. December 1883), bei
                              									welchem die Kammern K und K1, abgesehen von den ebenen Rohrböden,
                              									kugelförmig sind. Dieselben sollen aus nur zwei Theilen vernietet werden. Der
                              									Hauptzweck dieser recht geeigneten, aber kostspieligen Form soll darin bestehen,
                              									alle Ecken, in welchen Schlamm sich ablagern könnte, zu vermeiden, diesen vielmehr
                              									in die im tiefsten Punkte angehängten Schlammsäcke u
                              									und u1 zu leiten,
                              									welche zugleich als Kesselträger dienen. Ist es auch zweckmäſsig, solche
                              									Schlammstutzen den Heizgasen zu entziehen, so ist es doch wohl fehlerhaft, diese
                              									Stutzen einzumauern, wie in Fig. 4 angegeben, da sie
                              									dann mehr dem Verrosten ausgesetzt sind und ein etwa auftretendes Leck an denselben
                              									nicht leicht bemerkt wird. Die hintere Kammer K1
                              									, in welche das Speisewasser eingeführt wird, ist durch einen Stutzen
                              										o befahrbar. Die Röhren R liegen nach der Zeichnung ganz wagerecht, was für einen regelmäſsigen
                              									Wasserumlauf jedenfalls nicht vortheilhaft ist; hiernach ist eine starke
                              									Verunreinigung der Röhren zu befürchten.
                           Bedeutend wohlfeiler als die vorigen werden die in verschiedenen Ausführungen in Fig. 8 bis 12 Taf. 7
                              									abgebildeten guſseisernen Kammern von C. T. Burchardt in Berlin (* D. R. P. Nr. 31270 vom 2.
                                 									November 1884) sein, welche aus lauter kleinen, sich schneidenden, hohlen Kugeln,
                              									Würfeln oder Cylindern zusammengesetzt sind. Wenn wie in Fig. 8, 11 und Fig. 12 Hohlkugeln
                              									benutzt werden, so bilden diese ein einziges Guſsstück. Jede Kugel ist mit einem
                              									Muffe zur Aufnahme des Rohrendes und demselben gegenüber mit einer Oeffnung und
                              									zugehörigem Deckel f versehen. In der vorderen Kammer
                              										A, in welche das Speisewasser eingeführt wird,
                              									sollen alle Kugeln sowohl in senkrechter, wie auch in wagerechter Richtung mit
                              									einander in freier Verbindung stehen (vgl. Fig. 12), um so dem
                              									Wasser ungehindertes Nachströmen nach allen Röhren zu ermöglichen. Die hintere höher
                              									liegende Kammer B dagegen soll in senkrechte Kanäle
                              									getheilt sein (vgl. Fig. 11), damit das Auſsteigen des Dampf- und Wassergemisches nicht durch
                              									seitliche Druckausgleichungen gestört werde. Bei dieser Einrichtung erhalten die
                              									Kammern ohne weitere Verankerungen jedenfalls eine hinreichende Festigkeit. Die
                              									zwischen den einzelnen Kugeln verbleibenden Oeffnungen a können zum Abblasen der Röhren mittels Dampfstrahl benutzt werden.
                           Um die mit der Herstellung so groſser Guſsstücke verbundenen Schwierigkeiten zu
                              									umgehen, etwaige Ausbesserungen möglichst leicht und billig ausführbar zu machen und
                              									die ungleiche Ausdehnung der verschiedenen Rohrreihen besser zu ermöglichen, können
                              									die Kammern auch aus einzelnen senkrechten oder wagerechten Kopfstückreihen gebildet
                              									werden und die Grundform eines Kopfstückes kann auch ein Würfel oder ein Cylinder
                              									sein, welche dann, an den Dichtungsstellen mit Verschneidung abgedreht, in passender
                              									Weise durch Ankerschrauben c zusammengehalten werden
                              									(vgl. Fig. 9
                              									und 10). Die
                              									Abdichtung der Kasten gegen einander dürfte hierbei allerdings einige
                              									Schwierigkeiten bieten.
                           Bei dem in Fig.
                                 										13 Taf. 7 abgebildeten Kessel von L. Gobiet
                              									in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 27167 vom 27. November 1883) sind die Röhren nicht
                              									zwischen zwei flachen Kammern, sondern zwischen einem vorderen, verhältniſsmäſsig
                              									langen Kessel G und einem hinteren kurzen Kessel J eingesetzt, so daſs dieselben von dem vorderen Kessel
                              									aus zugänglich sind und auch von diesem aus eingebaut werden können. Die engen
                              									Wasserröhren sind in zwei Gruppen getheilt, welche in entgegengesetzter Richtung
                              									geneigt sind. Die untere Gruppe umgibt ein weites Rohr H, welches gleichfalls die beiden Kessel G
                              									und J verbindet. Der Wasserkreislauf geht hiernach
                              									nicht wie gewöhnlich durch den Oberkessel hindurch, sondern findet nur zwischen den
                              									beiden Kesseln G und J
                              									statt. Bei einer zweiten in der Patentschrift noch angegebenen Anordnung ist
                              									überhaupt kein Oberkessel vorhanden, sondern nur auf den vorderen, etwas höher
                              									liegenden Kessel G ein Dom aufgesetzt, welcher durch
                              									ein Rohr mit dem Hinterkessel J verbunden ist.
                           Bei einer früheren Anordnung Gobiet's (Erl. * D. R. P.
                              									Nr. 21834 vom 3. August 1882) waren sämmtliche Röhren parallel und die engen Röhren
                              									umgaben kranzförmig das in der Mitte liegende weite Rohr G.
                           Schlieſslich sind noch einige Anordnungen von Verschluſsdeckeln für die Oeffnungen in den Endkammern der
                              									Wasserröhrenkessel zu erwähnen.
                           Fig. 14 und
                              										15 sowie
                              										Fig. 16
                              									Taf. 7 zeigen zwei Deckelformen der Rheinischen
                                 										Röhrendampfkessel-Fabrik A. Büttner und Comp. in Uerdingen (* D. R. P. Nr.
                              									19526 vom 23. December 1881, 1. Zusatz zu Nr. 18720 bezieh. * D. R. P. Nr. 28 796
                              									vom 11. April 1884, 3. Zusatz zu Nr. 18720).
                           Bei Fig. 16
                              									ist der Deckel D dünnwandig, napfförmig und wird mit
                              									seinem kegelförmigen Rande durch den inneren Druck selbst fest in die Oeffnung
                              									gepreſst. Zur weiteren Befestigung kann eine auf den vorstehenden Deckel
                              									aufgeschraubte Mutter oder die Haube d mit Schraube c dienen. Dieser Deckel hat jedoch den Nachtheil, daſs
                              									derselbe nicht von auſsen eingebracht werden kann wie die beiden folgenden.
                           Bei der Anordnung Fig. 14 und 15 legt sich der Deckel
                              										D mit einem Stützrande S gegen die Kammerwand, so daſs der den Deckel treffende Druck durch den
                              									Stützrand auf die Wand übertragen wird, während die Abdichtung durch einen Ring R aus weichem Metalle oder anderem passenden Stoffe
                              									bewirkt wird, welcher mittels eines äuſseren Deckels G
                              									und einer in D eingehängten Schraube angepreſst wird.
                              									Wie aus Fig.
                                 										15 ersichtlich ist, läuft der Stützrand S
                              									nicht ringsum, so daſs der Deckel bequem von auſsen durch die Oeffnung geschoben
                              									werden kann.
                           Von H. Postag in Nordhausen (* D. R. P. Nr. 24 789 vom
                                 									20. Oktober 1882) rührt die in Fig. 17 Taf.
                              									7-dargestellte Verschluſsform her. Oeffnung und Deckelrand sind kegelförmig gedreht,
                              									doch so, daſs der gröſste Durchmesser des Deckels D
                              									noch etwas kleiner ist als der kleinste Durchmesser der Oeffnung in der Wandung W. Der hierdurch entstehende Zwischenraum soll durch
                              									einen weichen Metallring ausgefüllt werden, welcher, nachdem der Deckel durch die
                              									Oeffnung gesteckt ist, ein wenig zusammengedrückt quer eingeschoben und in die
                              									Oeffnung eingelegt werden kann. Zur besseren Dichtung können in den Ring einerseits
                              									oder beiderseits Rillen eingedreht werden; auch kann derselbe in der aus Fig. 18 und
                              										19 Taf. 7
                              									ersichtlichen Weise gegen die Wand W gestützt
                              									werden.
                           
                              Whg.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
