| Titel: | Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 87 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Drahterzeugung.
                        (Patentklasse 7. Fortsetzung des Berichtes Bd. 254
                           								S. 329.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									8.
                        Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung.
                        
                     
                        
                           Sam. H. Byrne in Brighouse, England (* D. R. P. Nr.
                                 									29713 vom 26. Februar 1884) hat die in Fig. 1 und 2 Taf. 4 skizzirte Ziehbank zur Herstellung dünnerer Drahtsorten in
                              									Vorschlag gebracht. Zwischen den Seitenwänden A sind in
                              									einer wagerechten Ebene Wellen B gelagert, welche auf
                              									ihrem freien Ende feste Ziehtrommeln C tragen. Diese
                              									Trommeln bestehen aus einer kleinen Scheibe mit einer seichten Rinne auf dem Umfange
                              									und werden aus Steingut oder Porzellan hergestellt, um die Abnutzung möglichst zu
                              									verringern. In der Mittelebene sämmtlicher Ziehtrommeln C liegen in kleinen Lagern drehbare kurze Röhrchen, welche in ihrer
                              									Höhlung mit einer Ziehöffnung versehen sind. Die Oeffnung ist mit schwarzen
                              									Diamanten ausgesetzt, oder unmittelbar in einen gröſseren. schwarzen Diamanten
                              									eingebohrt. Sämmtliche Ziehöffnungen liegen in einer geraden Linie, welche über die
                              									Mitte der Spur der Ziehtrommeln geht. Auf den kurzen Röhrchen sind kleine Zahnräder
                              										H befestigt, in welche auf einer gemeinschaftlichen
                              									Welle G aufgekeilte Triebe G1 greifen, so daſs sämmtliche
                              									Ziehröhrchen gleichzeitig um ihre Längsachse gedreht werden können. Die Welle G wird von der stehenden Welle H1 mittels eines Schneckengetriebes
                              									gedreht. Der grobe Draht wird auf einen Haspel T an dem
                              									rechten Ende der Ziehbank gelegt und dann, nachdem derselbe durch das erste Röhrchen H hindurchgesteckt ist, einige oder auch nur ein Mal um
                              									die erste Trommel C gewunden, um hierauf durch das
                              									zweite Röhrchen H gesteckt zu werden u.s.w., bis der
                              									Draht sämmtliche Röhrchen durchlaufen hat und auf dem Endhaspel T1 zur Aufwindung
                              									gelangt. Während des Ziehens drehen sich die Röhrchen H
                              									um ihre Längsachse. Da nun der Draht zwischen den einzelnen Röhrchen und
                              									Ziehtrommeln nicht schlaff werden darf, so erhalten sämmtliche Ziehtrommeln in der
                              									Richtung des Zuges wachsende Umdrehungsgeschwindigkeiten. Zu diesem Zwecke ruht in
                              									der Bank eine Stufenseilscheibe E, welche ebenso viele
                              									Stufen hat, als Ziehtrommeln vorhanden sind. Von den einzelnen Stufen gehen Seile
                              										F zu den Seilscheiben D, welche alle von gleicher Gröſse und unter den Ziehtrommeln C gelagert sind. Um nun die Geschwindigkeit in dem
                              									genau erforderlichen Maſse auf die Ziehtrommeln C zu
                              									übertragen, sind auf diesen und den Wellen D breite
                              									kegelförmige Riementrommeln B1 und D1
                              									angeordnet. Ueber je zwei zusammengehörige Trommeln laufen Riemen, deren Lage durch
                              									verschiebbare und genau einzustellende Führungsgabeln bestimmt wird, so daſs den
                              									einzelnen Ziehtrommeln die erforderliche Umdrehungsgeschwindigkeit, welche man durch
                              									praktische Versuche ermitteln muſs, gegeben werden kann. Die Haspeltrommel T1 wird ebenfalls von
                              									dem Stufenkegel E angetrieben und treibt ihrerseits die
                              									stehende Schraubenwelle H1. Der Draht wird vor jedem Ziehröhrchen H
                              									dadurch geschmiert, daſs ein Docht über denselben gelegt wird., welcher mit seinem
                              									unteren Ende in einen an der Ziehbank befestigten Oelbehälter eintaucht. Auſserdem
                              									tauchen die unteren Enden der Ziehtrommeln in Behälter, welche mit saurem Bier
                              									gefüllt sind.
                           Unter Umständen kann man auch die Ziehtrommeln nur so weit auf ihren Wellen
                              									befestigen, daſs sie sich eher auf den Wellen drehen, als den Draht zerreiſsen. Es
                              									soll diese Vorsichtsmaſsregel jedoch nicht nothwendig sein, wenn man die Riemen auf
                              									den Trommeln B1 und D1 genau einstellt.
                           Der Drahtglühofen von Sam.
                                    										Fox in Deepcar bei Sheffield (* D. R. P. Nr. 29779 vom 11. Mai 1884)
                              									besteht aus einem quadratischen Glühraume (Fig. 3 und 4 Taf. 8), welcher durch
                              									eine Scheidewand D in zwei gleiche Räume getheilt ist.
                              									In die eine Hälfte mündet der Zug P, welcher mit der
                              									Rostfeuerung B in Verbindung steht, in die andere
                              									Hälfte der Fuchs C. Auſserdem führt von der Feuerung
                              										B noch ein besonderer Umgangszug nach C, welcher gestattet, die Feuergase von B unmittelbar nach C zu
                              									leiten, ohne den Glühraum zu durchströmen, wenn dieser beschickt wird. Der Glühraum
                              									wird von einem kugelförmigen Deckel E geschlossen, in
                              									welchem 4 verschlieſsbare Oeffnungen E1 angebracht sind. In dem Boden jeder Glühraumhälfte
                              									sind je zwei Drehscheiben F angeordnet, welche mit den
                              									senkrechten Wellen G verbunden und von Laufrollen H unterstützt sind; durch auf diese Wellen gesteckte
                              									Schneckenräder 
                              									G1 und zwei Schnecken
                              										K können diese Drehscheiben in langsame Umdrehung
                              									versetzt werden. Die Ränder F1 der Drehscheiben sind nach unten umgebogen und reichen in mit Sand
                              									gefüllte Rinnen L, so daſs ein genügend sicherer
                              									Abschluſs für die Feuergase vorhanden ist.
                           Auf die Drehscheiben F werden die Glühtöpfe M, welche im Ofen verbleiben, gestellt und in diese
                              									Töpfe die zuvor mit den Drahtspulen gefüllten Behälter N eingesetzt. In den mittleren Raum der Behälter N stellt man, soweit er nicht mit kleineren Drahtspulen gefüllt werden
                              									kann, einen Thoncylinder O, um die Luft aus dem Kasten
                              									möglichst zu verdrängen. Die Töpfe schlieſst man durch Deckel M1. Die frisch
                              									gefüllten kalten Behälter N setzt man durch die
                              									Oeffnungen E1 zuerst in
                              									die vordere heiſseste Abtheilung D1 des Ofens und nimmt sie nach genügendem
                              									Durchglühen heraus, um dieselben in die weniger heiſse Abtheilung B2 zu bringen. Die leer
                              									gewordene Abtheilung wird gleichzeitig mit frisch gefüllten Behältern wieder
                              									beschickt. Während der Beschickung wird die Feuerung durch Schieber abgestellt. Bei
                              									diesem Ofen findet also eine gleichmäſsige Erhitzung aller Topftheile statt.
                           Die selbstthätige Drahtzuführung von Schönborn und Zöllner in Köln (* D. R. P. Nr. 29841 vom
                                 									15. Juli 1884) findet bei Walzwerken Anwendung, deren
                              									Walzenpaare gleiche Geschwindigkeiten besitzen (vgl.
                              									auch 1883 250 * 294. 1884 254 * 54). Zwischen den beiden
                              									Walzenpaaren A und B (Fig. 5 und 6 Taf. 8)
                              									befindet sich der ziemlich kreisrunde Führungsbogen C,
                              									dessen Querschnittsform nach Fig. 7 bis 9 allmählich sich
                              									verändert. In die nächst dem Walzenpaare A gelegene
                              									Mündung D dieses Führungsbogens tritt eine Büchse E ein und auf der anderen Seite mündet das Ende F des Bogens in die Führung G. Der aus dem Walzenpaare A und der Büchse
                              										E austretende Draht geht selbstthätig dem Bogen C nach und tritt dann durch die Führung G zwischen das Walzenpaar B. Die in Folge gleicher Geschwindigkeit der Walzenpaare A und B sich bildende
                              									Drahtschleife steigt an der gewölbten äuſseren Wand des guſseisernen Bogens C in die Höhe, tritt schlieſslich über dieselbe hinweg
                              									und nimmt ungefähr die Lage der in Fig. 6 strichpunktirten
                              									Linie ein.
                           Bei Anwendung dieser Führung ist es also nicht mehr nöthig, dem Walzenpaare B, damit die Drahtschleife überhaupt wegfalle, eine
                              									gröſsere Geschwindigkeit wie dem Paare A zu geben, in
                              									Folge dessen sich die Einrichtung eines Walzwerkes bedeutend vereinfacht. Die
                              									beschriebene Vorrichtung kann ohne weiteres an jedem Walzwerke mit gleich schnell
                              									laufenden Walzenpaaren angebracht werden.
                           Der Draht wird also durch diese Führungsvorrichtung lediglich umgesteckt; die
                              									gefährliche Schleifenbildung wird dagegen nicht vermieden. Es soll demnach diese
                              									Führung wohl nur bei älteren Walzwerken Anwendung finden, welche mit Rücksicht auf
                              									die Anschaffungskosten den neueren Einrichtungen noch nicht Platz machen können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
