| Titel: | Jul. Verdol's Jacquardmaschine mit Karten aus endlosem Papiere. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 97 | 
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                        Jul. Verdol's Jacquardmaschine mit Karten aus endlosem
                           								Papiere.
                        Mit Abbildungen.
                        Verdol's Jacquardmaschine mit Karten aus endlosem
                           								Papiere.
                        
                     
                        
                           Von der bereits in D. p. J. 1878 229 6 im Berichte über die Pariser Weltausstellung 1878 erwähnten
                              									Jacquardmaschine von Jul. Verdol in
                              										Paris ist im Folgenden eine nähere Beschreibung mit
                              									Berücksichtigung der neuesten Verbesserungen nach dem Bulletin de la
                                       												Société d'Encouragement, 1884 Bd. 11 S. 51 (vgl.
                              									auch Englisches Patent 1884 Nr. 1751) gegeben. Verdol
                              									ersetzt in seiner Maschine die an einander gehängten Musterkarten aus Pappe durch
                              									einen endlosen Streifen aus Packpapier und erzielt damit eine Ersparniſs, welche
                              									nicht nur in dem bis zu 100 Proc. betragenden Preisunterschiede zwischen Papier und
                              									Pappe, sowie in der Umgehung des Bindens der Karten begründet ist, sondern sich auch
                              									bei der mehrmaligen Herstellung eines Musters bemerkbar macht, indem nicht jede
                              									einzelne Karte für sich wieder geschlagen zu werden braucht. Es kann vielmehr in
                              									einer dazu eingerichteten Maschine das Muster eines Streifens, indem derselbe die
                              									Stecher für die Löcher bestimmt, in schnellster Weise bei einem Gange durch die
                              									Maschine auf einen neuen Streifen Papier übertragen werden.
                           Die neuesten Verbesserungen laufen darauf hinaus, die atmosphärischen Einflüsse auf
                              									den Papierstreifen für die Genauigkeit des Arbeitens wirksamer zu beheben. Das
                              									Papier nimmt die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit an und vergröſsert dadurch
                              									seine Abmessungen, so daſs die Löcher nicht mehr genau unter die Nadeln passen und
                              									das Muster unregelmäſsig wiedergegeben wird. Dieser Umstand stellte sich bisher der
                              										Benutzung solcher
                              									Jacquardmaschinen mit Musterstreifen aus Papier in feuchteren Werkstätten hindernd
                              									entgegen. Diese störende Veränderung des Musterstreifens zeigt sich namentlich in
                              									seiner Breite, weniger in der Länge, und die Aufgabe war deshalb, die Länge des
                              									Mustercylinders der Jacquardmaschine zu verringern, damit mit den schmäleren
                              									Papierstreifen auch die Breitenänderung desselben durch die Feuchtigkeit geringer
                              									wurde. Bei einer früheren Maschine von Verdol nahmen
                              									die 420 Löcher für die Nadeln auf einem Papierstreifen von 238mm eine Höhe von 20mm,4 ein, bei der neuen Maschine kommen 416 Löcher auf 24mm,6 Höhe bei einer Papierstreifenbreite von nur
                              										132mm, so daſs die Papierbreite beinahe um die
                              									Hälfte vermindert ist. Die dadurch bedingte geringe Vergröſserung der Höhe, also der
                              									Länge des Streifens fällt, wie Versuche dargethan haben, nicht ins Gewicht. Dieses
                              									Ergebniſs ist dadurch erzielt, daſs die Löcher nicht in geraden Reihen, sondern, wie
                              										Fig. 2 wiedergibt, in versetzten Reihen
                              									angeordnet sind; die Löcher haben dabei denselben Durchmesser behalten.
                           Der benutzte Papierstreifen wird an seinen beiden Rändern, wo sich die Löcher für
                              									seine Mitnahme seitens des Mustercylinders der Jacquardmaschine befinden, durch
                              									Aufkleben von Papierstreifen, auf einer oder beiden Seiten, verstärkt. Anstatt eines
                              									Mitnehmerloches, wie gewöhnlich, sind auf jedem Rande drei solche Löcher vorhanden,
                              									welche nach einander benutzt werden, wenn die ersten durch den Gebrauch länglich
                              									geworden sind. Ein viertes Loch ist auf jeder Seite auf den Theilungslinien der bei
                              									jedem Schusse zum Anschlage kommenden Stücke des Papierstreifens vorhanden, welches
                              									nur bei der Herstellung mehrerer solcher Musterstreifen zur Geltung kommt, da diese
                              									Löcher die richtige Führung des Papierstreifens in der Schlagmaschine sichern. Die
                              									gleichmäſsige Eintheilung des Papierstreifens und das Aufleimen der Randstreifen
                              									wird auf besonderen Maschinen in (vollkommenster Weise bewerkstelligt.
                           Wie bei der älteren Anordnung benutzt Verdol auch bei
                              									der hier beschriebenen Jacquardmaschine wieder hängende Hilfsnadeln, gegen die das
                              									Papiermuster drückt und welche mit den wirklichen Platinennadeln verbunden sind, um
                              									diese gegen einen verschiebbaren Rost aus Winkeleisen zu bringen, welcher sie
                              									zurückdrückt. Der Druck der Hilfsnadeln gegen das Papier ist ganz gering, da
                              									dieselben nur mit ihrem Eigengewichte aufliegen, so daſs das Papier schwach genommen
                              									werden kann, ohne ein Durchstoſsen befürchten zu müssen. Wie aus der
                              									Durchschnittsfigur 4 zu ersehen ist, sind an die eigentlichen Platinennadeln E, jenseits ihrer Führungsplatte H, leicht bewegliche Verlängerungen A angelenkt, welche nahe an ihrem Ende in Oesen der
                              									lothrechten Hilfsnadeln m liegen. Diese Nadeln m hängen ihrerseits von dem Roste R3 herab, werden in
                              									ihrem unteren Theile durch den in Fig. 3 im Aufrisse
                              									gezeichneten Rost D und auſserdem an ihrem Ende noch in
                              									der über
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 257, S. 98
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 257, S. 98
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 257, S. 98
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 257, S. 98
                              
                           
                           den Mustercylinder S greifenden,
                              									durchlochten Platte P geführt. Wenn der Cylinder S, über welchen zwischen den beiden Scheiben d das von den Stiften r
                              									mitgenommene Papiermuster läuft, gedreht und für einen neuen Schuſs eingestellt
                              									wird, werden die Nadeln m immer gehoben und fallen dann
                              									beim Zurückgehen diejenigen Nadeln, deren entsprechende Fäden ins Oberfach gehen
                              									sollen, in die Löcher des Papieres, während die übrigen und die damit verbundenen
                              									Verlängerungen A der Platinennadeln durch das davor
                              									befindliche Papier gehoben bleiben. Gegen die gehobenen Nadeln A treffen dann die Winkeleisenstäbe des Rostes B und werden nun die entsprechenden Platinen F zurückgedrückt, so daſs sie von den Stäben des Rostes
                              										G nicht erfaſst werden. Das Zurückgehen der
                              									Platinen F erfolgt durch ihre federnden umgebogenen
                              									Schenkel, da sie als Doppelnadeln ausgeführt sind.
                           Die einzelnen Bewegungen der Jacquardmaschine erfolgen durch die aus Fig. 1 ersichtlichen Führungsschienen Z1, Z2 und Z3. Wenn die mit einem
                              									Fuſstritte verbundene Schnur L angezogen wird, geht der
                              									angehängte Platinenrost G in die Höhe und das Fach wird
                              									gebildet. Dabei bewegt die zwischen den Rollen g1,
                              									g2 laufende Schiene Z1 den Schlitten C, welcher an seinem Ende den Rost B trägt, nach auswärts. Gleichzeitig werden die
                              									lothrechten Hilfsnadeln m (vgl. Fig. 4) gehoben, indem durch die am Schlitten C befindlichen Schienen Z2, welche sich zwischen den an den
                              									Seitenstützen a des Rostes R3 festen Rollen g3 und g4 hinbewegen, der Rost nach aufwärts bewegt wird.
                              									Gleichzeitig wird auch der Mustercylinder S mittels der
                              									an seiner Laterne l angreifenden Haken h, welche durch den von der Schiene Z3 unter Vermittelung
                              									der Rolle g5 bewegten
                              									Hebel u gehoben werden, weiter geschaltet. Die
                              									eingehängten Lagerarme c1 des Mustercylinders werden durch die an dem Roste D befestigten Arme c2
                              									gehalten. Die sich zwischen die einzelnen Stäbe der Laterne l legende Rolle g6 des Armes M vermittelt die richtige
                              									Bewegung des Mustercylinders S. Der Schlitten C ist zweitheilig und kann durch eine stellbare
                              									Verbindung V der beiden Theile der Rost B sehr genau eingestellt werden.