| Titel: | Tiegelschmelzofen mit Luftvorwärmung. | 
| Autor: | H. Roeſsler | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 153 | 
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                        Tiegelschmelzofen mit Luftvorwärmung.
                        Mit Abbildung.
                        Roeſsler's Tiegelschmelzofen mit Luftvorwärmung.
                        
                     
                        
                           Das in D. p. J. 1884 253 * 79
                              									beschriebene Gasöfchen für Laboratoriumszwecke hat sich so bewährt und so rasch
                              									Eingang verschafft, daſs das dabei angewendete System der Vorwärmung auch bei
                              									gröſseren Schmelzapparaten eingeführt worden ist.
                           Zunächst wurde ein Gasöfchen genau nach demselben Modelle wie das dort beschriebene
                              									mit etwas gröſseren Abmessungen construirt, in welchem man 1 bis 2k Edelmetall schmelzen kann und das für
                              									Bijouteriefabriken auſserordentlich bequem ist.Diese Oefchen (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 30208 vom 17. Juni 1884) sind von C. Wolf, Probiranstalt in Frankfurt a. M. zu
                                    											beziehen. Durch gute Einhüllung mit schlechten Wärmeleitern war
                              									es möglich, die Temperatur so weit zu steigern, daſs eine Legirung von 75 Proc. Gold
                              									und 25 Proc. Platin zum Schmelzen kommt. In der Skala der Princep'schen Legirungen wird der Schmelzpunkt dieser Nummer mit 1220°,
                              									von Anderen selbst über 1300° angegeben. Deutsche Nickelmünzen, welche aus 75 Proc.
                              									Kupfer und 25 Proc. Nickel bestehen, schmelzen leicht in diesem Oefchen. Der
                              									Gasverbrauch ist ungefähr 400l in der Stunde; in
                              									20 Minuten hat man Silberschmelzhitze, in 30 Minuten Goldschmelzhitze und, wenn die volle Glut
                              									vorhanden ist, schmilzt 1k Gold in 10 Minuten
                              									nieder.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 257, S. 154
                              
                           Später hat man denn aber auch die Vorwärmung der Luft nach demselben Systeme bei
                              									Kokesfeuerung in Anwendung gebracht und zwar zunächst in der Frankfurter
                              									Scheideanstalt zum Schmelzen von Edelmetallen in Tiegeln, welche ungefähr 150k Silber fassen. Die Vorwärmung der
                              									Verbrennungsluft dient zugleich zur Abkühlung der in die Flugstaubkammer ziehenden
                              									Heizgase und befördert dadurch das Absetzen von mitgerissenen Metalltheilchen. Der
                              									Zutritt der Luft von vorn unter den Rost wird durch Schlieſsen des Schiebers f verhindert und die vorzuwärmende Luft tritt durch die
                              									Oeffnung a in den Luftkanal ein, kommt bei c unter den Rost und tritt bei d mit den Verbrennungsgasen wieder in den Flugstaubkanal e und von da in den Schornstein. Temperaturmessungen
                              									haben ergeben, daſs nach längerem Gange des Ofens die Luft vor Eintritt in die
                              									Kokesmasse nahezu 300° hat, und dieser Vorwärmung entspricht auch der Heizerfolg;
                              									denn, wenn früher die erreichbare Temperatur 1100 bis 1200° betrug, so ist sie jetzt
                              									etwa 1400°, entsprechend der Legirung von 60 Proc. Gold und 40 Proc. Platin. Bei
                              									fortgesetztem Feuern kann man gröſsere Mengen Guſseisen schmelzen und bei günstigem
                              									Zuge auch reines Nickel, was sonst nur mit Gebläseöfen gut zu erreichen ist.
                           H.
                                 										Roeſsler.