| Titel: | Ueber Neuerungen an Maschinen zur Erzeugung von Kunstwolle; von G. Rohn. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 179 | 
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                        Ueber Neuerungen an Maschinen zur Erzeugung von
                           									KunstwolleVgl. Grothe, über Mungo- und Shoddyfabrikation 1871
                                 											199 * 15.; von G. Rohn.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        Neuerungen an Maschinen zur Erzeugung von Kunstwolle.
                        
                     
                        
                           Um beim Waschen der Lumpen gleich ein Zerreiſsen derselben vorzunehmen, ordnet H. Schirp in Barmen-Rittershausen (* D. R. P. Kl. 55
                                 									Nr. 31930 vom 26. November 1884) an Stelle der die Lumpen in der Waschflüssigkeit
                              									umführenden und untertauchenden Flügelwelle der gebräuchlichen Lumpenwaschmaschine eine Reiſstrommel an, welche gegen eine feste, mit Zähnen besetzte Schiene
                              									arbeitet (vgl. Beauvais 1854 132 * 176). Im Waschmaschinenbottiche wird, wie in Fig. 1 Taf. 12
                              									veranschaulicht ist, am Boden eine mit mehreren Reihen gerader spitzer Zähne
                              									versehene Schiene b befestigt und über derselben die
                              									mit ebensolchen Zähnen schraubengangförmig besetzte Trommel a umgedreht, welche mit einer Haube h
                              									überdeckt ist. Die Eintheilung der Zähne auf der festen Schiene und der Trommel ist
                              									gleich und so getroffen, daſs bei tiefster Stellung der Trommel die Zähne der
                              									letzteren zwischen den Zähnen der Schiene hindurchgehen. Die gewöhnliche
                              									Lumpenwaschmaschine wird durch diese Einrichtung ganz einem Holländer ähnlich und ist auch die neue Maschine ebenso für die
                              									Papierfabrikation mit berechnet.
                           Die durch die Zahntrommel mitten in der Waschflüssigkeit bewirkte leichtere
                              									Zertheilung der Lumpen wird die Absonderung des in den Lumpen sitzenden Schmutzes
                              									wesentlich unterstützen und kann die Maschine bei der Verarbeitung werthvollerer
                              									Lumpen, wo es auf die Gewinnung eines vollkommen rein gewaschenen Productes ankommt, von Bedeutung sein.
                              									Jedoch ist ihre Anwendung wohl nur bei weniger festen Lumpen, wie Stricklumpen und
                              									Lumpen von leichten ungewalkten Geweben, also bei der Shoddyfabrikation
                              									vortheilhaft, da festere Lumpen durch die angegebene Einrichtung schwer zu
                              									zerreiſsen sein werden. Es ist auch zu bedenken, ob sich die Schiene b nicht sehr bald vollsetzen wird und einer öfteren
                              									Reinigung bedarf. Jedenfalls ist die Zahntrommel leicht aushebbar zu machen und die
                              									Arbeit in der Maschine so wie beim Holländer durchzuführen, daſs die eingegebenen
                              									Lumpen erst nach und nach mit immer tieferer Zahnstellung bearbeitet werden. Zu dem
                              									letzteren Zwecke sind die Trommellager mit einem Stellzeuge, das aus einer mit ihrem
                              									keilförmigen Ende unter das Trommellager fassenden verschiebbaren Zahnstange c besteht, versehen.
                           Die allgemeine Einrichtung der Lumpenreiſswölfe mit der gebräuchlichsten Anordnung
                              									zum Auswerfen der kleinen unzerrissenen Fleckchen, der sogen. Pitze, wie sie jetzt
                              									von vielen Fabriken in Deutschland, England und Amerika ausgeführt werden,
                              									veranschaulicht Fig.
                                 										2 Taf. 12. In einem starken Maschinengestelle lagert die Zahntrommel T, deren Welle auf beiden Seiten ganz gleich vorsteht,
                              									um die Trommel, wenn sich die Zähne nach einer Seite abgestumpft haben, umdrehen zu
                              									können, damit die andere scharfe Seite der Zähne zum Angriffe kommt. Dieses Umdrehen
                              									soll immer in ungefähr 2 Monaten geschehen. Von der wagerechten Ebene durch die
                              									Reiſstrommelachse wenig abweichend sind die beiden geriffelten Zuführcylinder c und c1 und der gewöhnlich aus einem endlosen Gewebe oder
                              									Lederstreifen gebildete Zuführtisch z angeordnet. Der
                              									Durchmesser der Zuführcylinder ist je nach der Art der aufzulösenden Lumpen
                              									verschieden und werden daher oft seitens der Maschinenfabriken den Reiſswölfen 2
                              									Paar Zuführcylinder beigegeben, das eine von etwa 40mm Cylinderdurchmesser für Mungo, das zweite
                              									für Shoddy von etwa 60mm Durchmesser. Die Lage des Cylinderpaares an der Trommel ist eine
                              									solche, daſs der obere Cylinder etwas von den Zahnspitzen absteht, und wird derselbe
                              									dann mit längeren Lumpen oder Bändern umwickelt, um den festgehaltenen Lumpen beim
                              									Angriffe der Reiſszähne einen elastischen Rückhalt zu bieten und dadurch ein
                              									sanfteres Austrennen der Fäden und kein Abreiſsen oder Abschlagen derselben zu
                              									ergeben. Die beiden Zuführcylinder werden in beiden Lagern durch einen Hebel,
                              									welcher mit einem aus einzelnen auswechselbaren Scheiben zusammengesetzten Gewichte
                              									belastet ist, auf einander gepreſst. O. Schimmel und
                                 										Comp. in Chemnitz haben hier eine doppelte Hebelübersetzung ausgeführt und
                              									den zweiten Hebel h (vgl. Fig. 2) entgegengesetzt
                              									dem oberen Hebel h gerichtet, wodurch einestheils das
                              									Gewicht g leichter, anderentheils das sonst am vorderen
                              									Ende des Zuführtisches niederhängende Gewicht nicht mehr den dort stehenden Arbeiter
                              									hindert, Der Betrieb der Zuführcylinder, welcher von der Trommel T aus durch eine doppelte Uebersetzung erfolgt, ist so anzuordnen, daſs
                              									derselbe sofort unterbrochen werden kann, wenn die Reiſstrommel bei unregelmäſsigem
                              									Gange des Motors in zu schnellen Umlauf gekommen oder eine Unregelmäſsigkeit in der
                              									Zuführung eingetreten ist, bei einem Unfälle o. dgl. Es dürfte hier eine
                              									Bewegungsübertragung mit Hilfe von Reibungsrädern bei dem ersten Vorgelege, welche
                              									bei zu groſsem Widerstände nachgibt, und dadurch, daſs das Antriebsrad auf einem
                              									leicht auszuschaltenden Handhebel angeordnet ist und schnell ausgerückt werden kann,
                              									nur zu empfehlen sein.
                           Die Reiſstrommel wird von verschiedenem Durchmesser ausgeführt und schwankt derselbe
                              									ungefähr zwischen 700 und 1300mm mit entsprechend
                              									gewählter Umlaufszahl. Die Umfangsgeschwindigkeit ist je nach dem zu zerreiſsenden
                              									Lumpen verschieden, im Mittel ungefähr 40m in der
                              									Secunde. Die Zusammensetzung der Reiſstrommel und die Befestigung des Zahnbelages
                              									auf derselben muſs stets eine dauerhafte und sichere sein. Es ist hier darauf
                              									Rücksicht zu nehmen, daſs die Lumpen naſs gerissen werden, also eine schnellere
                              									Zerstörung eintritt und die Reiſstrommel bei ungleichem Gange des Motors schnell
                              									eine zu hohe Umlaufszahl annimmt, bei welcher leicht vorkommt, daſs durch die
                              									Centrifugalkraft die ganze Trommel in Stücke zerrissen wird. Es sind hier
                              									hauptsächlich zwei Constructionen in der Ausführung gebräuchlich. Bei der ersten
                              									werden auf die stählerne Welle 2 oder 3 guſseiserne Speichenscheiben gekeilt, welche
                              									am Umfange der Sicherheit beim Zerspringen wegen mit schmiedeisernen Reifen umspannt
                              									sind. Auf diesen Scheiben wird, wie in Fig. 3 und 8 Taf. 13 zu ersehen, ein
                              									starker Holzbelag mittels Schrauben befestigt und auf diesen wieder durch Schrauben
                              									mit Doppelmuttern die einzelnen Theile des Zahnbelages fest gemacht. Die spitzen,
                              									mit kleinem Kopfe versehenen Stifte oder Zähne sind in das harte Holz des
                              									Zahnbelages von hinten eingeschlagen und durch die Anlage der Köpfe an dem weichen
                              									unteren Holzbelage wird dem Ausbrechen der Zähne bei ihrem Angriffe etwas
                              									vorgebeugt. Empfehlenswerther ist die zweite Construction, wo auf den
                              									Speichenscheiben durch Nieten ein schmiedeiserner Blechmantel sitzt (vgl. Fig. 2 Taf.
                              									13), auf welchen der Zahnbelag mittels Schrauben befestigt wird. Vor dem
                              									Aufschrauben des Zahnbelages wird der Blechmantel, um wie vorher eine elastischere
                              									Unterlage zu schaffen, mit Pappe umwickelt. Die Breite der Reiſstrommel ist gering,
                              									um ein möglichst geringes Durchbiegen der Zuführcylinder zu erhalten, gewöhnlich
                              										450mm, einer Zuführtischbreite von etwa 300mm entsprechend. Die Dichtstellung der Zähne des
                              									Belages der Reiſstrommel ist je nach dem zu verarbeitenden Materiale verschieden und
                              									schwankt der Abstand der Zähne von einander zwischen 10 und 20mm. Es wird jedoch im Allgemeinen die
                              									Dichtstellung der Zähne nicht nach dem Abstande derselben von einander bestimmt,
                              									sondern nach der Anzahl Zähne, welche die Reiſstrommel überhaupt besitzt, so z.B. für
                              									das Reiſsen von gewalkten Tuchlumpen für eine Trommel von 1m,3 Durchmesser etwa 8000 Zahnstifte. Bei der
                              									Stellung der Zähne auf dem Trommelumfange ist darauf zu sehen, daſs dieselben nicht
                              									in einer fortlaufenden Schraubenlinie stehen, da sonst ein seitliches Weiterdrängen
                              									der zerrissenen Fäden stattfindet und letztere dann zwischen Trommel und Gestellwand
                              									gelangen.
                           Die Drehungsrichtung der Reiſstrommel ist an den Zuführcylindern nach oben gerichtet
                              									und fliegen also abgerissene gröſsere Lumpenstücke durch die Wirkung der
                              									Centrifugalkraft von dem oberen Zuführcylinder weg tangential nach oben und treffen
                              									dabei gegen eine entgegengesetzt umlaufende, mit Stacheln besetzte Walze S (an Stelle der älteren Abstreichschiene, vgl. Bontoux 1859 153 * 191),
                              									welche die Lumpenstückchen zurück auf den Zuführtisch wirft. Kleinere ungerissene
                              									Stückchen bleiben noch etwas an den Zahnspitzen hängen und kommen an denselben unter
                              									das Blech b, an dessen Endkante sie dann tangential
                              									abfliegen und in die hintere Kammer R geschleudert
                              									werden. Aus der Kammer R werden die Lumpenstückchen
                              									dann von Zeit zu Zeit entnommen und auf dem Zuführtische unter die frischen Lumpen
                              									gestreut, um – zwischen diesen von den Zuführwalzen gehalten – nochmals zum Angriffe
                              									der Reiſszähne zu gelangen. Die Walze S wie auch das
                              									Blech b sind genau zur Zahntrommel einzustellen, damit
                              									dieselben noch etwaige fester an den Zähnen hängende gröſsere Lumpenstücke
                              									abstreichen können; die Wirkung der Walze S ist beim
                              									Aufklappen des Deckels f zu beobachten, wie in gleicher
                              									Weise durch einen zweiten Deckel d in der den Wolf
                              									überdeckenden Haube H die Wirkung der Einstellung des
                              									Bleches b ersichtlich ist. Das schräge verstellbare
                              									Brett e dient noch zur Regelung des Auffangens der
                              									Lumpenstückchen in der Kammer R. Die losen Fasern und
                              									Fäden, welche dann noch von den Zähnen mitgeführt werden, fliegen endlich unten ab
                              									und gelangen durch einen Kanal k unter dem Zuführtische
                              										z zum Auswurf.
                           Ein Uebelstand der beschriebenen allgemeineren Einrichtung der Lumpenwölfe, welcher
                              									in der Hauptsache mit ein schlechtes ungenügend aufgelöstes Product bedingt, besteht
                              									in dem ungenügenden Festhalten der Lumpen durch die Zuführcylinder. Dieselben
                              									vermögen nicht die Lumpen bis zum Zertrennen des letzten Endes festzuhalten, so daſs
                              									die letzten Reste der Lumpen immer ausgeworfen werden. Um diesem Nachtheile zu
                              									begegnen, ordnen M. und J. Feder in Eupen (Erl. * D. R.
                              									P. Kl. 76 Nr. 11724 vom 19. Mai 1880) an dem Cylinderpaare noch eine Mulde an, in
                              									ähnlicher Weise, wie es für Reiſswölfe mit von den Cylindern abwärts gerichteter
                              									Drehung der Reiſstrommeln von Lincke (1880 238 * 42) schon angegeben ist. Wie aus Fig. 4 Taf. 13 hervorgeht,
                              									ist der obere Zuführcylinder c etwas zurückgelegt, so
                              									daſs zwischen demselben und der Reiſstrommel eine Mulde m eingeschaltet werden kann. Diese Mulde m
                              									ist auf der der Reiſstrommel zu gelegenen Seite gerade und tangential an dieselbe von
                              									dem Berührungspunkte ihrer Spitze mit dem unteren Zuführcylinder c1 aus, von welchem
                              									Punkte die Mulde auch gerade tangential an den unteren Zuführcylinder bis an den
                              									oberen Zuführcylinder begrenzt ist. An den oberen Zuführcylinder, welcher nun glatt
                              									sein kann, schlieſst sich die Mulde m ganz dicht an,
                              									wie dieselbe auch gleichzeitig an dem Drucklager l des
                              									oberen Zuführcylinders mit befestigt ist, mit diesem also sich hebt und senkt. Diese
                              									Einrichtung dürfte einen Nachtheil insofern ergeben, als beim Durchgange eines
                              									starken Balles Lumpen zwischen den Cylindern die Mulde die noch zwischen derselben
                              									befindlichen Lumpenstücke sofort fahren läſst.
                           Eine Mulde hat jedoch auch immer wie ein Cylinderpaar den Nachtheil, daſs, wenn auf
                              									einer Stelle eine dicke Lage durchgeht, die Mulde in der ganzen Breite gleich hoch
                              									gehoben wird, also an den übrigen Stellen nicht mehr festhält. Die Anordnung einer
                              									aus einzelnen Theilen bestehenden Mulde, einer sogen. Klaviermulde (vgl. Schimmel 1873 210 166), dürfte jedoch bei Lumpenwölfen nicht ganz
                              									zufriedenstellen, da die Lumpen naſs gerissen und die Zwischenräume der Muldentheile
                              									dabei verschmiert werden, die freie Beweglichkeit der letzteren also dadurch
                              									erschwert, zuletzt ganz verhindert wird. Als ein weiterer Nachtheil einer solchen
                              									der Bewegungsrichtung der Reiſstrommel entgegenstehenden Mulde kann noch geltend
                              									gemacht werden, daſs durch das scharfe Festhalten ein Kurzreiſsen der Lumpen
                              									unterstützt wird, da die einzelnen Fäden mehr abgeschlagen als ausgetrennt werden.
                              									Es ist deshalb auch schon die Anordnung von Lincke
                              									(1880 238 * 42) an Lumpen Wolfen mit aufwärts gerichteter
                              									Drehung der Reiſstrommel angewendet worden und für weniger harte Lumpen kann
                              									dieselbe unter Umständen genügen.
                           Zur Erzielung eines gut aufgelösten Lumpenstückes ist auch die oben beschriebene Einrichtung zum Auswerfen der ungerissenen
                                 										Lumpenstückchen abgeändert worden. K. F.
                                 										Gademann in Bieberich (Erl. * D. R. P. Kl. 29 Nr. 8418 vom 31. December
                              									1878) ordnete über der Reiſstrommel an Stelle des Abstreichbleches, wie in Fig. 8 Taf. 13
                              									skizzirt ist, eine mit Zähnen besetzte Walze d an,
                              									welche die bis dahin an den Zähnen der Reiſstrommel hängen bleibenden
                              									Lumpenstückchen abzustreifen und hinter die Maschine auszuwerfen hat. Die Walze S, welche die nach dem Verlassen der Zuführcylinder
                              									abfliegenden Lumpenstücke auf das Zuführtuch zurück zu werfen hat, ist auch hier
                              									beibehalten. Die Walze d hat eine etwas geringere
                              									Geschwindigkeit als die Reiſstrommel und sind zur Vermeidung des Einfliegens der
                              									Lumpenstücke in den Zwischenraum zwischen Trommel und Gestell wand seitliche
                              									Führungsbretter m an dem Auswurfe der Lumpenstückchen
                              									angebracht.
                           U. Kohllöffel in Reutlingen (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 22754
                                 									vom 28. November 1882) hat bei seinen Lumpenwölfen das Zuführcylinderpaar aus der Wagerechten durch die Reiſstrommelachse nach
                              									unten verlegt (Fig.
                                 										3 Taf. 1.3) und erhalten dadurch die nach dem Verlassen der Cylinder
                              									tangential abfliegenden
                              									Lumpenstückchen eine Richtung schräg nach vorn, so daſs dieselben nicht mehr auf die
                              									Reiſstrommel zurückfallen können. Das Abstreichblech b
                              									ist nach vorn verlängert und hegt hier ebenfalls dicht an der Reiſstrommel, um
                              									gröſsere Lumpenstücke abzustreifen, welche dann durch den an Stelle der Stachelwalze
                              									angeordneten Flügel S auf den Zuführtisch
                              									zurückgeworfen werden. Ein zweites Blech g, verhindert,
                              									daſs Lumpenstückchen von dem Flügel S auf dem Bleche
                              										b nach hinten geworfen werden. – Der Flügel S erzeugt einen starken Luftstrom, welcher dem von der
                              									Reiſstrommel erzeugten entgegen gerichtet ist. Damit der erste Luftstrom nicht
                              									abblasend auf die an den Zähnen der Reiſstrommel hängenden Fäden wirkt, ist es
                              									nöthig, das Blech b vorn sehr weit nach unten zu
                              									verlängern, so daſs wenig freier Raum an der Reiſstrommel bleibt.
                           Die durch die Anordnungen zum Auswerfen der unzerrissenen Lumpenstückchen notwendige
                              									Drehungsrichtung von der Zuführung weg nach oben bringt für die Lumpenwölfe
                              									verschiedene Unbequemlichkeiten mit sich. Der Austritt des fertigen Productes ist
                              									auf derselben Seite der Maschine, auf welcher die Zuführung der Lumpen sich befindet
                              									und es ist daher schwer zu umgehen, daſs nicht ungerissene Lumpen in das gerissene
                              									Product gelangen. Das Zurückbringen der hinten ausgeworfenen Lumpenstückchen auf den
                              									Zuführtisch ist umständlich; dasselbe sollte auch beständig durch ein Zuführtuch
                              									erfolgen, damit die kleinen Lumpenstückchen regelmäſsig in die frischen Lumpen
                              									wieder eingestreut werden. Die Haube H, welche die
                              									Reiſstrommel überdeckt, ist zusammengesetzt und für die Reinigung der Maschine
                              									schwer zu entfernen. Endlich ist eine vollkommene Zuführungseinrichtung schwer
                              									anzubringen. Die Reiſswölfe mit von der Zuführung weg nach unten arbeitender
                              									Reiſstrommel bieten diese Unbequemlichkeiten nicht und dieselben wurden auch bisher
                              									vortheilhaft zum Aufreiſsen von Fäden u. dgl. benutzt (vgl. H. Minssen 1864 173 * 406); doch fehlte
                              									denselben jede Einrichtung um zu verhindern, daſs ungerissene Theile mit in das
                              									fertige Product gelangen.
                           Der von W. S. Archer in New-York (* D. R. P. Kl. 76 Nr.
                                 									26268 vom 28. August 1883) angegebene, in Fig. 9 Taf. 13
                              									dargestellte Reiſswolf hat eine nach unten arbeitende Reiſstrommel und eine Einrichtung zum Zurückhalten
                              									ungerissener Theile. Dieselbe besteht aus einem einfachen, in einem Bogen B verschieden nahe der Zuführung (die hier aus einer
                              									festen Mulde M und einem in dieselbe gepreſsten
                              									Cylinder W besteht) zu stellenden Brette L. Unter demselben sind die beiden Bretter J und J1 angebracht, welche eine Trennung des fertigen
                              									Productes von den ausgeworfenen Theilen ergeben. Die Reiſstrommel T, welche hier sehr klein genommen ist, weshalb
                              									dieselbe auch bis zu 2000 Umgänge in der Minute machen soll, ist von einer einfachen
                              									Haube H überdeckt, welche den von der Reiſstrommel
                              									erzeugten Luftstrom abzulenken hat, so daſs das gerissene Product in die hinter der Maschine angeordnete Kammer K fliegt. In der Patentschrift ist noch eine Zuführungseinrichtung
                              									angedeutet, bei welcher – entgegengesetzt der in Fig. 9 skizzirten –,
                              									anstatt den Cylinder in die feste Mulde zu pressen, die Mulde durch Federn an den
                              									festgelagerten Cylinder gedrückt wird, um dadurch eine gröſsere elastische
                              									Festhaltung des eingeführten Materials zu sichern.
                           An einem solchen Wolfe mit abwärts arbeitender Reiſstrommel hat M. Demoulin in Dison bei Verviers (* D. R. P. Kl. 76
                                 									Nr. 30880 vom 7. September 1884) ein zweites Zuführtuch Z1 angeordnet, welches die ausgeworfenen ungerissenen Theile beständig zur
                              									Aufgebestelle zurückbringt. Wie aus Fig. 9 Taf. 13 noch zu
                              									entnehmen ist, schlieſst sich an das Brett J das über
                              									die Walzen a laufende endlose Tuch Z1 an und der untere
                              									Lauf des gewöhnlichen Zuführtuches Z ist über eine
                              									tiefliegende Walze b angeordnet, so daſs zwischen
                              									beiden Tüchern die ungerissenen Theile in die Höhe geführt werden.
                           Wie man nicht nur aus den wollenen, selbst minderwerthigsten Tuch- und Stricklumpen
                              									und Fabrikationsabfällen bei der Wollwaaren-Erzeugung, sondern auch aus baumwollenen Abfällen Spinnfasern wiedergewinnt, so hat
                              									man auch bereits seidene Lumpen wieder aufgelöst und
                              									aus den so erzielten Fasern neues Garn gesponnen. Bei diesem werthvollen Materiale
                              									ist es besonders wichtig, möglichst lange Fasern zu erhalten, und da in dieser
                              									Hinsicht die gewöhnlichen Reiſswölfe nicht genügen, haben R.
                                    										Heller und F. Röber in Berlin (* D. R. P. Kl.
                                 									29 Nr. 18600 vom 29. September 1881) eine besondere, in Fig. 5 Taf. 13
                              									veranschaulichte Reiſsmaschine für seidene Lumpen
                              									angegeben. An Stelle der Reiſstrommel tritt hier eine guſseiserne Trommel T, auf welcher schraubengangförmig Messingplatten mit
                              									eingesetzten Stahlnadeln befestigt sind. Die Nadeln stehen mehr in tangentialer
                              									Richtung zum Umfange der Trommel und üben dadurch auf die zwischen einer Mulde Mund
                              									einem Cylinder C gehaltenen Lumpen eine die einzelnen
                              									Querfäden fester erfassende Wirkung aus. Die Nadeln stehen auch nicht in der
                              									senkrechten Ebene zur Trommelachse, sondern schräg; doch ist diesem Umstände keine
                              									Bedeutung beizulegen. Die Mulde M besteht aus Stahl
                              									oder Bronze und der Cylinder C ist, wie dies schon von
                              										C. Martin (1873 210 165)
                              									angegeben wurde, mit Kautschuk belegt; jedoch wird die Mulde durch Gewichtshebel D an den Cylinder gedrückt. Die von den Zähnen der
                              									Trommel aufgenommenen Fäden werden aus denselben durch die mit gröſserer
                              									Umfangsgeschwindigkeit umlaufende Bürstenwalze B wieder
                              									ausgestrichen.
                           M. Gotthelf in Braunschweig (* D. R. P. Kl. 29 Nr. 29169
                                 									vom 2. März 1884) macht diesem Verfahren der Zerfaserung werthvollerer Lumpen den
                              									Vorwurf, daſs es dieselbe nicht schonend genug vornehme und dadurch nur ein
                              									kurzfaseriges Product liefern könne. Bei der von ihm angegebenen Maschine wird die
                              									Zerfaserung so vorgenommen, daſs jeder einzelne querliegende Faden für sich herausgetrennt wird. Von
                              									einer in Drehung versetzten Welle mit 2 Excenter wird ein an die Stangen F
                              									(Fig. 6 und 7 Taf. 13) dieser beiden
                              									Excenter angelenkter Träger E auf den festen Säulen A in auf und nieder gehende Bewegung versetzt. An dem
                              									Träger E ist in wagerechten Führungen eine mit spitzen
                              									Nadeln versehene Schiene G verschiebbar. Diese Nadel
                              									schiene G ragt aus den Führungen auf jeder Seite mit
                              									einem Zapfen Z vor, welcher von dem senkrecht
                              									geschlitzten Arme des an dem Träger E drehbaren
                              									Doppelhebels H umfaſst wird. Beim Auf- und Niedergehen
                              									des Trägers E schlägt das eine Ende des Hebels H gegen zwei an den Führungssäulen A stellbare Stifte J und
                              										J1 und die Schiene
                              									wird dadurch jedesmal am Ende des Aufganges nach auſsen und am Ende des Niederganges
                              									wieder zurück bewegt. Auf den mit den Säulen A
                              									verbundenen Schraubenspindeln L ist ein auf der unteren
                              									Seite offener Rahmen M verstellbar, in welchen die zu
                              									entfasernden Gewebestücke l eingespannt werden. Am Ende
                              									des Aufganges des Trägers E stechen die Nadeln der
                              									Schiene G demnach in das eingespannte Gewebestück l und bleiben während des Niederganges in demselben,
                              									wobei sie also einen vor sich befindlichen Faden mitnehmen und letzteren aus den
                              									senkrechten Fäden heraustrennen. Am Ende des Niederganges, wenn dann der
                              									mitgenommene wagerechte Faden frei geworden ist, treten die Nadeln zurück und machen
                              									dann ganz frei ihren Aufgang, um den nächsten Faden zu erfassen. Zu diesem Zwecke
                              									wird der Rahmen M beständig um ein der Fadenstärke
                              									entsprechendes Stück gesenkt, was durch ein die Schraubenspindeln L absetzend drehendes Schaltwerk von der Antriebswelle
                              									aus bewerkstelligt wird.
                           Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daſs dieses Verfahren im
                              									Fabrikbetriebe keine Anwendung erfahren kann, einestheils wegen zu geringer
                              									Leistungsfähigkeit, anderentheils weil die Gewebestücke zu verschiedenartig
                              									vorkommen und ein solches Austrennen nur bei leichten Geweben mit weiter
                              									Fadenstellung möglich ist. Höchstens für ein Austrennen von gröſseren, leicht
                              									gewebteren Musterstücken, wo es darauf ankommen kann, ganze Fäden zu erhalten, wird
                              									daher diese Maschine benutzt werden können.
                           Zum Zerfasern von seidenen Lumpen wird verschiedentlich
                              									auch die von O. Schimmel und Comp. in Chemnitz zur
                              									Ausführung gebrachte Grothe-Werner'sche Krempel (vgl. 1879 234 *
                              									287) mit Vortheil verwendet. Die Lumpen brauchen dabei nicht vorgerissen zu werden,
                              									sondern werden einfach auf dem Zuführtuche der Maschine aufgegeben, welche dieselben
                              									in schonendster Weise mit zunehmender Geschwindigkeit der Zahn-Falzen aufarbeitet
                              									und dabei eine groſse Leistungsfähigkeit ergibt. Die unter der Krempel abfallenden
                              									unzerrissenen Gewebestückchen werden, ähnlich wie oben bei Demoulin, von einem endlosen Tuche beständig an die Aufgebestelle auf den
                              									Zuführtisch zurückgeführt.
                           Wie für seidene Lumpen so ist die genannte Krempel auch
                              									für leichtere wollene Lumpen zum Zerfasern derselben
                              									vielfach in Benutzung, wie dieselbe auch zum Auflösen von harten Fäden u. dgl. gebraucht wird. Auch der
                              									von Schneichel (1880 238 *
                              									138) angegebene Apparat kann an einer Krempel ähnliche Dienste leisten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
