| Titel: | Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung von Fetten. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 191 | 
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                        Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung
                           								von Fetten.
                        Patentklasse 23. Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung von
                           								Fetten.
                        
                     
                        
                           L. Steinmüller und C. Steinmüller in
                              									Gummersbach (* D. R. P. Nr. 31465 vom 12. Februar 1884) legen bei ihrem Apparate zum Entfetten von Knochen u. dgl. das
                              									Hauptgewicht darauf, daſs die Benzindämpfe von oben eintreten, wie dies auch W. Büttner (vgl. * S. 25 d. Bd.) vorgeschlagen hat. Die
                              									Abtheilung A (Fig. 4 Taf. 14) des
                              									Behälters P mit Siebboden s wird durch die dicht verschlieſsbare Oeffnung y mit den zu entfettenden Stoffen gefüllt und alle Hähne mit Ausnahme von
                              										b und d geschlossen.
                              									Die im Gefäſse G mittels Dampfrohr D entwickelten Benzindämpfe treten dann oben in das
                              									Gefäſs A und führen das gelöste Fett nach unten in die
                              									Abtheilung B, von wo sie durch den Hahn d nach C abflieſsen.
                              									Während die Benzindämpfe von hier aus durch das Rohr J,
                              									nachdem der Hahn g geöffnet ist, in den Kühler K aufsteigen, scheiden sich die aufgelösten
                              									Fettbestandtheile ab, welche alsdann durch den Ablaſshahn o aus dem Räume C entnommen werden können.
                              									Die Dämpfe werden in dem Kühlapparate K durch
                              									Spritzwasser, welches man je nach Bedarf durch Hähne h
                              									einführt, verdichtet (vgl. Steinmüller's Condensator *
                              									S. 106 d. Bd.). Die durch das Rohr e in das Gefäſs F abgelaufenen Flüssigkeiten trennen sich hier, so daſs
                              									das Wasser durch das Rohr m
                              									abflieſst, das Benzin
                              									sich aber oben sammelt. Je nach der durch eine Glasplatte r ersichtlichen Höhe des Benzins im Verdampfungsgefäſse G läſst man durch das Rohr p von dem Sammelgefäſse F nach Bedarf Benzin
                              									einlaufen. Nachdem das Fett vollständig den Knochen entzogen worden ist, öffnet man
                              									die Hähne a, d und g und
                              									leitet durch das Rohr f von oben frischen Dampf durch
                              									die Räume A, B und C des
                              									Behälters P und den Condensator K, wodurch das etwa noch in den Knochen oder in den Abtheilungen B und C enthaltene Benzin
                              									verdampft, ausgetrieben und in das Sammelgefäſs F
                              									gebracht wird. Die entfetteten Stoffe werden aus dem Behälter P durch die Oeffnung x
                              									entfernt (vgl. Seyferth 1858 148 * 275).
                           H. Wellstein in Bamberg (* D. R. P. Nr. 31681 vom 30.
                                 									Oktober 1884) will in seinem „Extractionsgefäſse zur Entfettung und Entölung“ die zu entfettenden
                              									Stoffe durch über einander liegende bewegliche Siebe s
                              										(Fig. 2
                              									und 3 Taf. 14)
                              									aus einander halten. Die Siebe sind in Abschnitte getheilt, von denen abwechselnd je
                              									einer am Mantel des Apparates und einer fest an der angetriebenen Achse w sitzt. Durch Drehung der Achse w werden dann Oeffnungen o
                              									geschaffen, durch welche die Füllung und Entleerung in bequemster Weise stattfinden
                              									kann. Um die bei der Achsendrehung noch auf den oberen Siebplatten verbleibenden
                              									Materialreste zu entfernen, können die in Fig. 2 punktirt
                              									angedeuteten Abstreicher a angebracht werden und zwar
                              									entweder mit der Achse beweglich, oder fest am Mantel, je nachdem die oberen
                              									abzustreichenden Siebe am Mantel oder an der Achse sitzen.
                           Bei dem Vacuum-Destillirapparate von H. T. Yaryan in Ohio (* D. R. P. Nr. 31667 vom 10. Juni
                                 									1884), der namentlich zur Trennung des Oeles von
                              									flüchtigen Lösungsmitteln dienen soll, führt von dem Gefäſse F (Fig.
                                 										5 Taf. 14) ein Rohr zur Schlange a in der
                              									Trommel A, welche durch Röhren p mit Dampf geheizt werden kann. Das Gefäſs B
                              									ist durch ein Rohr b mit dem Kühler C verbunden, welcher mit einer Anzahl kleinerer Röhren
                              										c und den Zufluſs- und Abfluſsstutzen d für die Kühlflüssigkeit versehen ist. Nachdem durch
                              									eine Pumpe D eine theilweise Luftleere im Apparate
                              									erzeugt ist, öffnet man den Hahn A, so daſs die
                              									Flüssigkeit aus dem Behälter F in die Schlange a gelangt. Während die Lösung nach unten flieſst,
                              									werden die flüchtigen Bestandtheile derselben unter dem Einflüsse der Luftleere und
                              									der Hitze verdampft. Wenn die Lösung das Trennungsgefäſs B erreicht, fällt der flüssige Bestandtheil derselben in die Säule E, während die Dämpfe durch das Rohr b nach dem Kühler C
                              									hinübergehen. Der Inhalt der Säule E wirkt wie ein
                              									Ventil, indem er durch den äuſseren Atmosphärendruck in bestimmter Höhe gehalten
                              									wird und der Ueberschuſs unten über das gebogene Ende abflieſst, wenn der Inhalt der
                              									Säule E sich vermehrt.
                           Ch. Viollette, A. Buisine in Lille und A. Vinchon in Roubaix (* D. R. P. Nr. 32015 vom 25.
                                 									Oktober 1884) wollen aus Wollfett dadurch feste, weiſse, für die Stearinfabrikation verwendbare Stoffe und zur
                              									Herstellung von Seife geeignete Oelsäure gewinnen, daſs
                              									sie dasselbe mit trockenen Alkalien auf 250 bis 300° erwärmen.
                           Zur Ausführung dieser Reaction dient, wie aus Fig. 7 und 8 Taf. 14 zu entnehmen
                              									ist, der Kessel A, welcher durch ein Metallbad b mit Thermometer h oder
                              									durch heiſse Luft erhitzt wird. Die gebildeten flüchtigen Producte entweichen durch
                              									den Dom a in eine Kühlschlange s mit dem Abzugsrohre g für die nicht
                              									verflüssigten Gase. Das im Behälter m geschmolzene
                              									Wollfett wird in den Kessel A eingelassen, dann das
                              									Rührwerk c in Bewegung gesetzt und durch das Mannloch
                              										d auf 4 Th. Fett 1 Th. trockenes, gepulvertes
                              									Aetznatron eingebracht. Dann läſst man durch das Rohr k
                              									überhitzten Dampf ein, bis das Thermometer t etwa 250
                              									bis 300° zeigt. Nachdem man die Masse bei beständigem Umrühren während einiger
                              									Stunden auf dieser Temperatur erhalten hat, schafft man dieselbe durch den
                              									Auslaſsstutzen f in den unter letzterem angeordneten
                              									Behälter x.
                           Bei dieser Behandlung werden die in dem Wollfette enthaltenen freien Fettsäuren ohne
                              									Veränderung als alkalische Seife zuerst gebunden; dann wirkt das Alkali bei einer
                              									hinreichend hohen Temperatur auf die neutralen Aether und zerlegt sie in ihre beiden
                              									Bestandtheile, nämlich in die Fettsäuren, Oel-, Stearin-, Cerotin- u. dgl. Säure,
                              									welche als Natronseife gebunden werden, und in die Alkohole, Cholesterin-,
                              									Isocholesterin-, Cerylalkohol u.a. Diese durch die Verseifung frei gewordenen
                              									Alkohole werden hierauf in die entsprechenden Säuren, z.B. der Cerylalkohol in
                              									Cerotinsäure, mehr oder weniger umgewandelt, je nach der Dauer und Höhe der
                              									Erhitzung.
                           Nachdem die Reaction beendet ist, bringt man das Product in Bottiche und behandelt es
                              									in denselben mit 3 bis 5 Th. kochendem Wasser. Durch Abkühlung scheiden sich die
                              									Natronseifen aus und die Mutterlauge wird durch Abziehen und durch Auspressen mit
                              									Hilfe einer Filterpresse entfernt. Die concentrirte und hierauf in Oefen calcinirte
                              									Mutterlauge liefert den gröſseren Theil des Natrons als Carbonat wieder. Die
                              									Natronseifen werden durch Säure zersetzt und zwar unmittelbar oder, wenn man
                              									sämmtliches Natron wiedergewinnen will, nach ihrer Umwandlung in Kalksalze. Die
                              									Rohproducte, welche obenauf schwimmen, werden abgesondert und nach dem Waschen einer
                              									fractionirten Destillation in überhitztem Wasserdampfe unterworfen. Die zuerst
                              									überdestillirten Producte enthalten den gröſseren Theil der Oelsäure und feste
                              									Fettsäuren, welche sich in Körnern absetzen; durch Auspressen trennt man die Oelsäure von den letzteren und erhält dann
                              									vollkommen verseifungsfähige und zur Herstellung von Seife geeignete Oelsäure. Die
                              									zweiten, viel weniger Oelsäure führenden Producte der Destillation werden ebenso
                              									behandelt, mit Zusatz einer geringen Menge von Kohlenwasserstoffen, wenn dies nöthig
                              									sein sollte, um die Trennung der festen Stoffe durch Auspressen zu erleichtern. Die folgenden, an
                              									wachsartigen Fettsäuren sehr reichen Producte werden in derselben Weise mit
                              									Hinzufügung von Kohlenwasserstoffen behandelt, um das Auspressen leichter zu
                              									machen.
                           Nach einem ferneren Vorschlage wird das Wollfett durch eine Knetvorrichtung mit  ¾
                              									seines Gewichtes Natronkalk, welcher im trockenen Zustande ⅔ Kalk und ⅓ Natron
                              									enthält, innig gemischt. Die Masse, welche bald fest wird, bringt man in flache
                              									Retorten und erhitzt sie in den letzteren mit Hilfe eines regulirbaren
                              									Heiſsluftofens auf 250 bis 300° während 10 bis 12 Stunden. Sobald die Reaction
                              									beendet ist, entfernt man den gröſstmöglichen Theil des überschüssigen Kalkes durch
                              									Auslaugen und behandelt wie vorhin.
                           Um bei der Gewinnung von Schmier- und Einfettungsölen
                              									durch Destillation von Erdöl oder Braunkohlentheerölen die Zersetzung derselben zu
                              									hindern, sollen sie nach C. Roth und A. Parrisius in Berlin (* D. R. P. Nr. 31687 vom 12.
                                 									November 1884) durch die unter 300° siedenden Bestandtheile der Mineralöle
                              									übergetrieben werden. Die hochsiedenden Kohlenwasserstoffe werden zu diesem Zwecke
                              									in einen Kessel gebracht, welcher etwa zur Hälfte damit gefüllt wird. Nachdem der
                              									Kesselinhalt durch Erhitzen eine Temperatur von etwa 300° erreicht hat, läſst man
                              									Erdöl oder Benzin durch ein Rohr ein, welches in Windungen nahe an dem Kesselboden
                              									sich hinzieht und an der dem letzteren zugekehrten Seite mit Austrittsöffnungen für
                              									das Erdöl oder Benzin versehen ist. Die Dämpfe aus denselben reiſsen nun die
                              									schwerflüchtigen Kohlenwasserstoffe mit hinüber, ohne indessen die harzigen oder
                              									Asphalt ähnlichen Producte mit sich zu führen. Behufs Trennung der schwerflüchtigen
                              									Oele vom leichtflüchtigen Erdöl oder Benzin kann man am Dome des Kessels in
                              									bekannter Weise Abzugsrohre in verschiedener Höhe anbringen. Die leichtflüchtigen
                              									Bestandtheile entweichen an den höchsten, die schwerflüchtigen an den niedrigsten
                              									Stellen. Will man dies nicht in Anwendung bringen, so fängt man das gesammte
                              									Destillat in einem besonderen Kessel auf und erhitzt dasselbe in diesem auf etwa
                              									300°. Die leichtflüchtigen Bestandtheile entweichen dann, während das
                              									schwerflüchtige Schmieröl zurückbleibt.
                           Bei Verarbeitung von Braunkohlenölen kann man an Stelle von Erdöl oder Benzin die
                              									leichtflüchtigen Producte der Braunkohlenöle selbst anwenden.
                           Nach R. H. Smith in Carbondale, Nordamerika (* D. R. P.
                                 									Nr. 32012 vom 15. Oktober 1884) werden die Paraffin,
                                 										Stearin u. dgl. enthaltenden Oele in fein zerstäubtem Zustande auf ein
                              									endloses, über eine Anzahl Walzen geführtes, durchlässiges Band gesprengt und zwar
                              									in einem so stark abgekühlten Räume, daſs die genannten Stoffe auf dem Bande
                              									gerinnen; letzteres wird alsdann zwischen zwei Walzen derart gepreſst, daſs das
                              									flüssige Oel aus dem Bande heraustritt und nach unten abtröpfelt, während die festen Stoffe hierbei
                              									auf die obere der beiden Walzen übertragen werden, von welcher dieselben durch eine
                              									entsprechend gestellte Klinge abgeschabt werden.
                           Zu diesem Zwecke läuft ein endloses Band F (Fig. 6 Taf. 14)
                              									aus Filz o. dgl. über Walzen D und B. Gegen letztere wird die Preſswalze A so eingestellt, daſs ein ziemlich beträchtlicher
                              									Theil des Umfanges der Walze A sich mit der Oberfläche
                              									des Bandes F in Berührung befindet und zwar unter
                              									solchem Drucke, daſs hierdurch das Oel zum Theile aus dem Bande herausgepreſst wird.
                              									Die ganze Vorrichtung befindet sich in einem je nach der Beschaffenheit des zur
                              									Verwendung kommenden Oeles entsprechend abgekühlten Räume, in welchen das Oel durch
                              									ein Rohr S unter Druck eingeleitet wird. Während die
                              									flüssigen Oele durch das Band hindurchsickern, schlieſslich zwischen den beiden
                              									Preſswalzen A und B aus
                              									demselben herausgepreſst und durch die Rinne E
                              									abgeführt werden, bleiben die nach und nach erstarrenden, festen Bestandtheile auf
                              									der Oberfläche des Bandes liegen und werden von hier beim Pressen des Bandes
                              									zwischen den Walzen auf A übertragen, von wo sie durch
                              									eine Klinge H von der Walze A abgestreift werden und auf ein Transportband L fallen, welches sie nach einer geeigneten, auſserhalb gelegenen
                              									Ablagestelle befördert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
