| Titel: | Messung der Geschwindigkeit der Strömungen in grossen Wassertiefen mittels des hydrometrischen Flügels. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 218 | 
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                        Messung der Geschwindigkeit der Strömungen in
                           								groſsen Wassertiefen mittels des hydrometrischen Flügels.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									15.
                        Flügel zur Messung tiefer Wasserströmungen.
                        
                     
                        
                           Ingenieur E. Suchier in Wilhelmshafen nahm im Sommer
                              									1884 in der Jade Geschwindigkeitsmessungen mit dem hydrometrischen Flügel (vgl. 1884
                              										252 481) vor, welche erst nach wiederholten, auf
                              									Grundlage der gemachten Erfahrungen vorgenommenen Aenderungen der
                              									Flügeleinrichtungen zum Ziele führten. Diese Einrichtungen mögen hier nach der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu
                                       										Hannover, 1885 * S. 373 mitgetheilt werden, da deren Kenntniſs auch für
                              									Messungen in anderen tiefen Gewässern von Nutzen sein dürfte.
                           Da die Handhabung des an der üblichen Führungsstange angebrachten Flügels schon bei
                              									Tiefen von mehr als 6m unbequem, bei Tiefen über
                              										10m aber namentlich von einem schwankenden
                              									Boote aus unmöglich ist, wurde der Flügel F (Fig. 15 Taf.
                              									15) an ein 3mm starkes Drahtseil D angehängt und gleichzeitig durch ein angehängtes
                              									linsenförmiges Gewicht genügend beschwert. Dabei war in die Flügelhülse ein
                              									Universalgelenk eingeschaltet, welches ermöglichte, daſs das kegelförmige Steuerruder K den Flügel schnell
                              									und sicher in die Strömungsrichtung besonders auch dann einstellen konnte, wenn in
                              									stärkeren Strömungen und gröſseren Tiefen ein Abtreiben des Flügels sammt der
                              									Gewichtslinse stattfand. Das Tragseil des Flügels war auf dem Vermessungsboote über
                              									die lose Rolle eines Auslegers nach einer Windetrommel geführt, wodurch das Aufholen
                              									und Ablassen der 45k schweren Vorrichtung durch
                              									einen Mann schnell und sicher zu bewirken war. Auf dem festen Windebocke war ein
                              									Zeigerwerk in Uhrform angebracht, welches mit der Trommel durch Uebersetzung mittels
                              									Schneckenrad in Verbindung stand und an dem die auf- oder abgewickelte
                              									Drahtseillänge unmittelbar abgelesen werden konnte. Jede Trommeldrehung entsprach
                              									einer Seillänge von 0m,5; die Untertheilung gab
                              									die Zehntelmeter an und am Sperrrade wurden die Centimeter abgelesen. Bei Berührung
                              									der Flügelachse mit dem Wasserspiegel wurde der Zeiger durch eine Klemmschraube auf
                              									Null eingestellt, so daſs jederzeit die Tiefe der Flügelachse unter Wasser abgelesen
                              									werden konnte und die ganze Anordnung zugleich als bequeme Peilvorrichtung
                              									diente.
                           Zunächst wurden Messungen bis zu 17m Tiefe mit
                              									einem Amsler-Laffon'schen Flügel unter Anwendung des
                              									elektrischen Läutewerkes vorgenommen. Hierbei zeigte sich aber, daſs das groſse
                              									Leitungsvermögen des Salzwassers einen Stromschluſs auch ohne Berührung von Stift
                              									und Contacthebel bewirkt, und es wurde deshalb zunächst auf die gewöhnliche
                              									Einrichtung des Flügels mit einem durch eine Schnur beherrschbaren Zählwerke
                              									zurückgegriffen. Auch hier galt es, groſse Schwierigkeiten zu überwinden, und wenn
                              									schlieſslich auch eine Einrichtung ersonnen wurde, welche es ermöglichte, daſs ein
                              									Beobachter mit vier eingeschulten Arbeitern an Deck des Bootes befriedigende
                              									Messungen vornehmen konnte, so sah sich Suchier doch
                              									noch veranlaſst, auf ein zweckmäſsiges Mittel zum Ersatze der unbequemen
                              									Auslöseschnur zu sinnen. Die nach vielen Versuchen und wiederholten Umänderungen
                              									construirte zuverlässige Vorrichtung veranschaulicht Fig. 15 Taf. 15. Der
                              									Grundgedanke derselben besteht darin, genau dieselbe (abwechselnd ein- und
                              									ausrückende) Wirkung, welche man durch einen Ruck an der Schnur hervorbrachte, durch
                              									den Schlag eines Fallgewichtes zu erreichen. Zu diesem Zwecke ist an Stelle der
                              									Schnur die kurze, nachstellbare Zugstange a angebracht,
                              									deren oberes Ende an dem Ausrückhebel b angreift. Oben
                              									an dem Ausleger des Bootes sind auf einem Schlitzhaken zwei cylindrische
                              									Fallgewichte f von je 0k,5 Schwere aufgestellt, durch deren Bohrung das Drahtseil frei
                              									hindurchgeht. Um das Zählwerk einzurücken, läſst man das eine dieser Gewichte f fallen; dasselbe trifft dann auf das vordere Ende des
                              									Ausrückhebels b, drückt dieses nieder und sinkt daran
                              									vorbei, um auf dem Fallteller c zur Ruhe zu kommen.
                              									Nach erfolgtem Rucke, welcher das Zählwerk in Thätigkeit setzt, wird die Zugstange
                              										a nebst dem Ausrückhebel durch die Wirkung der am
                              									Zählwerke vorhandenen Federn wieder in die Anfangslage zurückgeführt, so daſs dann
                              									zu Ende der Beobachtung der Fall des zweiten Gewichtes einen zweiten Ruck
                              									hervorbringt, welcher das Zählwerk wieder auſser Thätigkeit setzt. Nun windet man
                              									den Flügel auf, liest am Zählwerke ab, schiebt die Gewichte f wieder auf den Schlitzhaken und läſst den Flügel zu neuer Messung hinab.
                              									Der Ausrückhebel b hat, um das Vorbeischieben der
                              									Gewichte zu gestatten, in seinem vorderen Theile ein Gelenk, welches vermöge der
                              									Form des unteren Theiles d des Hebels nur eine Drehung
                              									nach oben ermöglicht.
                           Da man hierbei weder auf eine Drehung des Flügels zu achten, noch sonst mit Schnur
                              									oder Leitungsdraht zu thun hat, die sich stets (auch bei dem elektrischen
                              									Läutewerke) als hinderlich erwiesen, so kann der Flügel jetzt schneller aufgeholt
                              									und hinabgelassen werden, wodurch sich die Anzahl der Beobachtungen um mehr als die
                              									Hälfte erhöhte. Die Vornahme der Messungen war so bequem, handlich und zuverlässig
                              									geworden, daſs nunmehr 2 Arbeiter im Boote (an Stelle der bisherigen 4)
                              									genügten.
                           Diese Ein- und Ausrückvorrichtung hat in den starken Jade-Strömungen bei gröſsten
                              									Wassertiefen während einer mehrtägigen Probe sich in jeder Beziehung gut bewährt und
                              									zur Vereinfachung der Messungen, sowie zur Erhöhung der Sicherheit der bezüglichen
                              									Ergebnisse wesentlich beigetragen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
