| Titel: | Neuerungen an Spülvorrichtungen für Abtritte, Kanäle u. dgl. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 231 | 
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                        Neuerungen an Spülvorrichtungen für Abtritte,
                           								Kanäle u. dgl.
                        (Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								255 S. 416.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									15.
                        Neuerungen an Spülvorrichtungen für Abtritte, Kanäle u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Im Engineer, 1885 Bd. 59 S. 296 ist eine für Abzugskanäle bestimmte Spül Vorrichtung beschrieben,
                              									welche bezweckt, in bestimmten Pausen eine gröſsere
                              									Menge Wasser in die Kanäle einzuführen und dadurch die in denselben abgelagerten
                              									Sinkstoffe fortzuspülen. Die Vorrichtung Fig. 4 Taf. 15 besteht aus
                              									einem Behälter, in welchen oben ein enges Zufluſsrohr mündet, am Boden aber ein
                              									weites Abfluſsrohr eingesetzt ist. Als Zuleitung kann unter Umständen das von der
                              									Dachrinne kommende Regenrohr dienen. Das Abfluſsrohr wird durch ein Kegelventil
                              									verschlossen, welches mit einem Gewichtshebel in Verbindung steht, an dessen anderem
                              									durch die Behälterwandung hindurchreichenden Ende ein kleines Gefäſs B hängt; über letzterem ist der Behälter mit einem
                              									Ueberlaufrohre A versehen. Auſserdem wird die
                              									Behälterwand noch von einem kleinen Heber D
                              									durchdrungen, welcher mit dem kürzeren Schenkel in das Gefäſs B hineinreicht, ohne dasselbe jedoch an seiner Auf- und
                              									Abbewegung zu hindern. Der längere Schenkel dieses Hebers reicht bis zu dem
                              									Abfluſsventile. Ist der Behälter leer, so schlieſst sich das Ausfluſsventil in Folge
                              									seines Eigengewichtes und des Hebelgewichtes C. Dieser
                              									Zustand bleibt unverändert, bis der Behälter sich aus dem Zufluſsrohre gefüllt hat
                              									und Wasser anfängt, durch das Ueberlaufrohr A in das
                              									Gefäſs B zu flieſsen; letzteres wird dann schwerer als
                              									das Gewicht von Ventil und Hebel, so daſs das Ventil geöffnet wird. Der Behälter
                              									entleert sich dann schnell. Ist dies geschehen, so saugt der Heber D das Wasser aus dem Gefäſse B heraus, letzteres wird dadurch wieder leichter und das Ventil schlieſst
                              									sich. Es wiederholt sich dann der beschriebene Vorgang beständig.
                           Der Heberspülapparat von Friedr.
                                    										Cuntz in Karlsbad (* D. R. P. Nr. 29984 vom 21. Juni 1884) besteht aus
                              									einem Heber, welcher durch eine S-förmige Aufbiegung am
                              									Boden des Spülbehälters einen Wasserverschluſs bildet (vgl. Fig. 5 Taf. 15). Kurz vor
                              									dem Scheitel dieses Hebers zweigt von dem kürzeren Schenkel desselben ein Lockheber
                              									von kleinerem Durchmesser ab, welcher in den längeren Schenkel des groſsen Hebers
                              									unterhalb des Wasser Verschlusses einmündet und dessen Scheitel denjenigen des
                              									groſsen Hebers überragt. Steigt nun der Wasserspiegel in dem Spülbehälter bis über
                              									den Scheitel des groſsen Hebers, so findet gleichwohl ein Ueberlaufen desselben
                              									nicht statt, da die im Inneren des Hebers eingesperrte Luft nicht zu entweichen
                              									vermag. Das weitere Steigen des Wassers im Behälter setzt nunmehr den kleinen Heber
                              									in Thätigkeit, welcher im Vereine mit der mäſsig verdichteten Luft im Inneren des groſsen
                              									Hebers den Wasserverschluſs bricht, worauf der groſse Heber in Thätigkeit tritt und
                              									die rasche Entleerung des Spülbehälters bewirkt. Der kleine Heber hat einen
                              									doppelten Zweck: einmal dient derselbe als Lockheber und bewirkt das Brechen des
                              									Wasserverschlusses; dann aber ist seine Verbindung mit dem kürzeren Schenkel des
                              									groſsen Hebers das Mittel, den letzteren so lange mit der äuſseren Luft in
                              									Verbindung zu halten, bis der Wasserstand im Behälter nur wenig mehr von dem
                              									Scheitel des groſsen Hebers abstellt. Durch diese Anordnung wird die Verdichtung der
                              									Luft im Inneren des groſsen Hebers in den nöthigen Grenzen gehalten, einerseits dem
                              									Ueberlaufen des Wasserverschlusses vorgebeugt, andererseits der groſse Heber nach
                              									vollendeter Spülung sofort auſser Thätigkeit gesetzt.
                           Denselben Zweck würde auch eine kleine, im vorliegenden Falle etwa 30mm unterhalb der Ueberlaufkante im kürzeren
                              									Schenkel des Haupthebers angebrachte Oeffnung erfüllen, welche so klein ist, daſs
                              									sie die Thätigkeit des groſsen Hebers nicht wesentlich beeinfluſst: der Lockheber
                              									müſste dann die punktirte Form erhalten. Zweckmäſsig jedoch wird diese Oeffnung im
                              									kürzeren Schenkel des Haupthebers durch Abzweigen des Lockhebers hergestellt, eine
                              									Anordnung, bei welcher während der Spülung auch bei fallendem Wasserspiegel im
                              									Spülbehälter das Eindringen von Luft in den groſsen Heber vermieden wird. (Vgl. auch
                              										Cuntz's Apparat * D. R. P. Nr. 32035 vom 23.
                              									Oktober 1884.)
                           Zum Mischen von Spülwasser mit desinficirenden
                                 										Substanzen gibt Georg Skudder in London (* D.
                                 									R. P. Nr. 31369 vom 20. November 1884) die in Fig. 6 Taf. 15 skizzirte
                              									Vorrichtung an. Dieselbe besteht aus einem Blechcylinder C, in welchen bei J das Spülwasserrohr
                              									einmündet; letzteres setzt sich innerhalb des Behälters bis auf den Boden desselben
                              									noch fort, biegt sich dort nach oben um und steigt dann bis zur Decke des Behälters
                              										C hoch. Der aufsteigende Theil H des Zufluſsrohres ist an seinem Ende geschlossen und
                              									ragt mit dem oberen Theile in eine Büchse F, welche
                              									durch die Decke des Behälters hindurchtritt und oben mittels eines verschraubten
                              									Deckels d zu verschlieſsen ist. Das Rohr H hat nun in seiner Biegung einige gegen den Boden des
                              									Behälters C gerichtete und in seinem in der Büchse F gelegenen Theile zahlreiche Oeffnungen; ebenso ist
                              									der Mantel der Büchse F durchlocht. Diese Büchse ist
                              									mit den langsamen löslichen desinficirenden Stoffen gefüllt. Das Abfluſsrohr für das
                              									Spülwasser liegt bei K. Strömt nun Wasser durch die
                              									Vorrichtung, so löst es gewisse Mengen von dem in der Büchse F vorhandenen Desinfectionsmittel und führt sie durch die Mantelöffnungen
                              									von F in den Behälter C
                              									nach dem Abfluſsrohre K. Etwa auf den Boden von C niederfallende Theile werden durch die dort
                              									auftretenden Strahlen aufgewirbelt und ebenfalls durch K abgeführt.
                           Bei dem demselben Zwecke dienenden Apparate von P. A.
                                    										Maignen in London (* D. R. P. Nr. 31069 vom 7. August 1884) tritt das
                              									Spülwasser oder das
                              									reinigende Wasser durch den Schwimmerhahn A (Fig. 3 Taf. 15)
                              									und das Rohr B auf das kleine Schaufelrad C. Dieses wird dadurch umgetrieben und setzt durch
                              									unmittelbare Uebertragung die Förderschraube D und
                              									durch endlose Schnur- und Schneckenrad-Uebersetzung die mit 4 Flügeln g versehene Rührwelle G in
                              									Bewegung. Dadurch wird das im Behälter R befindliche
                              									Desinfectionsmittel während seiner Auflösung fortwährend in Bewegung erhalten. Die
                              									Lösung wird dann am Boden des Behälters R mittels der
                              									in einer Röhre liegenden Schraube D in die darunter
                              									liegende Abtheilung E gebracht, aus welcher sie in die
                              									Spül- oder in die zu reinigende Flüssigkeit gelangt. Dabei besorgt ein ebenfalls von
                              									dem Schaufelrade C mittels Schneckengetriebe H umgedrehter Flügel K
                              									eine innige Versmischung der Desinfectionslösung mit dem Spülwasser.
                           Die Gasabzugsvorrichtung für Straſsenkanäle u. dgl. von
                              										E. Midgley in London (* D. R. P. Nr. 30882 vom 1.
                                 									Oktober 1884) besteht aus einem mit Wasser gefüllten ringförmigen Behälter B (Fig. 2 Taf. 15), welcher
                              									von dem senkrechten Stutzen G des Straſsenkanales
                              									getragen wird. In diesem Behälter B schwimmt eine von
                              									Schwimmern D unterstützte Glocke C, so daſs die Gase nur unter Hebung der letzteren ins
                              									Freie entweichen können. Dabei treten sie durch die von den ausgezackten unteren
                              									Rändern der Glocke gebildeten Oeffnungen, so daſs sie in starker Vertheilung in
                              									vielen einzelnen Strahlen mit dem Wasser in Berührung kommen. Da nun letzteres mit
                              									desinficirenden Stoffen gemischt ist, so soll eine Unschädlichmachung der Kanalgase
                              									bewirkt werden.
                           Um Ratten u.s.w. den Eintritt in die Wohnungen von den
                              									Straſsenkanälen durch den Hauskanal zu verwehren, ordnet J.
                                    										Weiner in Wien (* D. R. P. Nr. 29174 vom 6. April 1884) in dem
                              									Abfluſskanale nach der Straſse ein senkrecht stehendes und oben mit einer Platte
                              									bedecktes Flügelrad an, so daſs der Kanal abgeschlossen wird. Den Durchgang der
                              									Abwässer gestatten kleine, in den Flügeln angebrachte Oeffnungen, durch welche die
                              									Ratten nicht schlüpfen können. Sollten sich die Sinkstoffe vor dem Rade abgelagert
                              									haben und den Durchgang der Abwässer verhindern, so dreht man das Rad mittels seiner
                              									bis zur Bodenfläche verlängerten Spindel einige Mal um. Bei Ausbesserungen des
                              									Kanales kann man das Flügelrad ganz herausheben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
