| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 235 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								255 S. 421.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									17.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           In der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1885 * S. 245 ist ein Vortrag von Weinlig über den Einfluſs der Hochofen-Abmessungen sowie der Gas fange auf
                                 										die Betriebsergebnisse der Hochöfen im Allgemeinen sowie der Siegener
                              									Hochöfen im Besonderen veröffentlicht.
                           Von jeher hat man danach gestrebt, das Ausbringen der
                              									Kokes-Hochöfen bei gleichzeitiger Verminderung des Kokesverbrauches zu vergröſsern,
                              									und ist dies bis zu einer bestimmten Grenze durch die Vergröſserung des Hochofens
                              									erreicht, dann aber auch durch Anwendung besserer Kokes und hoch erhitzten Windes.
                              									Der Inhalt der Hochöfen ist in Folge dessen von 80 bis 100cbm auf 300 bis 500cbm, in England sogar auf über 1000cbm
                              									gestiegen. Je länger die Beschickung der Einwirkung reducirender Gase ausgesetzt
                              									ist, desto besser ist die Ausnutzung derselben, desto mehr Reduction durch
                              									Kohlenoxyd findet statt, desto weniger Brennmaterial auf 1t erzeugten Eisens wird verbraucht; andererseits
                              									aber wird das Ausbringen bei gleicher Windzufuhr und gleichem verhältniſsmäſsigen
                              									Kokesverbrauche ein vergröſsertes werden, welche ein kleinerer Ofen auch, aber nur
                              									durch vermehrte Windzufuhr und Mehrverbrauch an Brennmaterial erreichen würde. Die
                              									groſsen englischen Hochöfen beweisen indessen, daſs die Vergröſserung nicht im
                              									geraden Verhältnisse zum Ausbringen steht.
                           Mit dieser bedeutenden Raumvergröſserung wachsen naturgemäſs die
                              									Anforderungen an die Gichtaufzüge und die Gebläsemaschinen. Der Inhalt und die Höhe
                              									des Hochofens hängt wesentlich ab von der Natur der Kokes und der Erze. Nach den
                              									bisherigen Erfahrungen scheint die Grenze des Ofeninhaltes nach oben 400cbm zu sein. Die Natur des zu erblasenden Eisens
                              									hängt weniger von dem Inhalte der Oefen ab als von der Durchgangszeit der Gichten,
                              									durch deren Aenderung man die Art des Roheisens beeinflussen kann.
                           Ueber die zweckmäſsigste Form der Hochöfen gehen die Ansichten der
                              									Techniker weit aus einander, so daſs im Siegerland kaum zwei Hochöfen vorhanden
                              									sind, welche sich einander gleichen. Durch die heutige Form der Hochöfen –
                              									Erweiterung des Gichtdurchmessers nach dem Kohlensacke und Wiederverengung nach dem
                              									Gestelle zu – will man die Schmelzmaterialien nach der Ofenmitte hin auflockern und
                              									den Niedergang derselben verlangsamen. Da sich aber die Schmelzmaterialien von der
                              									Gicht bis zum Kohlensacke nur unmerklich in ihrem Volumen verändern, so stände der
                              									Anordnung cylindrischer Schächte nichts entgegen. Trotzdem sind dieselben nicht
                              									beliebt. Den Kohlensackdurchmesser soll man nicht über 6m wählen, wegen der erforderlichen gleichmäßigen Vorbereitung der Erze durch die reducirenden Gase. Der
                              									Durchmesser der Gicht richtet sich nach der Construction des Gasfanges. Eine in der
                              									Achse des Hochofens lockere Beschickung erreicht man am besten durch ein Mittelrohr und eine Langen'sche Glocke bei nicht zu weiter Gicht.
                              									Erachtet man aber die Schüttung des Parry'schen
                              									Trichters als die zweckmäſsigste, dann wähle man eine enge Gicht. Die Gase sind
                              									immer in der Mitte abzuziehen. Offene Gichten sind unzweckmäſsig. Aus dem
                              									Durchmesser des Kohlensackes und des Gestelles und der Höhe des Kohlensackes über
                              									dem Bodenstein ergibt sich der Rastwinkel. Derselbe war früher 60 bis 65°; er
                              									beträgt heute 70 bis 80°. Flache Rasten stehen einer Vergröſserung des Ausbringens
                              									entgegen. Der Durchmesser des Gestelles sollte nicht über 2m steigen; nur bei hoch erhitztem Winde (800°)
                              									darf das Gestell vergröſsert werden.
                           Die von W. J. Taylor in Chester (New-Jersey) mit einem
                              										cylindrischen Hochofen vorgenommenen Versuche (vgl.
                              										Engineering and Mining Journal, 1884 Bd. 38 * S.
                              									187) sind leider miſslungen. Der Erfolg spricht weder für, noch gegen die
                              									cylindrische Form, weil mit dem Ofen noch ganz andere als auf die Form bezügliche
                              									Versuche gemacht worden sind, welche einen Schluſs auf die Zweckmäſsigkeit der
                              									ersteren nicht gestatten. (Vgl. auch Lürmann's Kritik
                              									in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1885 * S. 373.)
                           Der Vorschlag der Société des Aciéries de Longwy in
                              									Longwy (D. R. P. Nr. 30545 vom 14. Mai 1884) befaſst sich mit der Herstellung von Mangan haltigen Kokes. Dieselben sollen
                              									besonders zur Erzeugung von Bessemer-Roheisen mit möglichst geringem Schwefelgehalte
                              									und 1,5 bis 2 Proc. Mangan, wie es sich besonders für den basischen Prozeſs eignet,
                              									dienen. Gibt man das Mangan in den Erzen auf, so wird dasselbe zum gröſsten Theile
                              									verschlackt. Mischt man aber das Manganerz mit den Kokes, so verbindet es sich
                              									unmittelbar mit dem Schwefel derselben und geht als Schwefelmangan in die Schlacke,
                              									während der übrige Theil des Mangans reducirt in das Eisen übergeht. Zur Herstellung
                              									der Mangankokes werden Kohle und Manganerze, unter Umständen auch noch andere
                              									Zuschläge, in Pulverform vermischt und verkokt. Nach Versuchen mit derartigen
                              									Mangankokes sollen dieselben mehr als die Hälfte Mangan, welches sonst in den Erzen
                              									enthalten sein müſste, um ein Roheisen mit bestimmtem Mangangehalte zu erblasen,
                              									ersparen.
                           Zur Entphosphorung und Entschwefelung des Roheisens
                              									füllt C. H. W. Hoepfner in Berlin (D. R. P. Nr. 30123
                                 									vom 1. Januar 1884) einen Schachtofen, dessen Futter sauer oder basisch sein kann,
                              									locker mit Bruchstücken von Kalkstein oder an Kalk reichen Ziegeln, denen Stücke von
                              									Eisen- und Manganoxyd beigemischt werden können. Am unteren Ende des Ofens ist ein
                              									Abstich und eine Winddüse vorhanden. Nachdem der Inhalt des Ofens durch stark
                              									erhitzte Luft zum Weiſsglühen gebracht ist, läſst man das flüssige, Silicium,
                              									Kohlenstoff und Phosphor enthaltende Roheisen ununterbrochen von oben in den
                              									Schachtofen hineinflieſsen. Dabei sollen Silicium, Kohlenstoff und zuletzt Phosphor
                              									und Schwefel durch die Oxyde des Eisens und Mangans bezieh. den Gebläsewind oxydirt
                              									und die Phosphorsäure durch den Kalk sofort gebunden werden. Diese Schlacke bleibt
                              									an den Steinen haften, während das schwerere entphosphorte Eisen durch die Schlacken
                              									hindurch flieſst und sich am Boden ansammelt, von wo es abgelassen wird. Bei
                              									Anwendung von viel Eisenstein oder Braunstein in der Kalkfüllung soll man das
                              									Einblasen von Luft während des Eingieſsens des Roheisens ganz entbehren können.
                              									Statt des Schachtofens wird auch die mit einem Abstiche versehene Bessemerbirne
                              									vorgeschlagen. Nach früheren Versuchen hat das Verfahren wenig Aussicht auf
                              									Verwerthung.
                           Zur schnelleren und vollkommeneren Verbrennung von
                                 										Gasen, deren Temperatur geringer, als zur Entzündung nothwendig ist, gibt
                              										F. W. Lürmann in Osnabrück (* D. R. P. Nr. 31116
                                 									vom 17. August 1884) eine Einrichtung an, welche sich besonders bei Winderhitzern und Dampfkesselfeuerungen
                              									anwenden läſst. In Fig. 6 Taf. 17
                              									ist der untere Theil eines Röhren-Winderhitzers dargestellt. Die Gase treten durch
                              									das Rohr G, den Kasten G1 und enge Schlitze in den Vorraum V und verbrennen hier, nachdem sie sich mit
                              									atmosphärischer Luft, welche zwischen den Gasschlitzen eintritt, gemischt haben.
                              									Dabei werden das Gas und die Luft durch die von den Mauern des Verbrennungsraumes
                              										V ausgestrahlte Wärme erhitzt. Die Luft tritt durch
                              									die Oeffnungen l, l1
                              									des Ofengemäuers in die den unteren Theil des Flammraumes des Winderhitzers auf 3
                              									Seiten umgebenden Kanäle l2, erhitzt sich hier und gelangt dann in den Kanal l3, welcher sie in den unmittelbar über
                              									dem Verbrennungsraume V liegenden Ofentheil L führt, von wo sie durch enge, zwischen die
                              									Gasschlitze im Verbrennungsraume V ausmündende Kanäle
                              									in letzteren gelangt. Auf diesem Wege wird die Luft durch die ausstrahlende Wärme
                              									des Verbrennungsraumes erhitzt und angeblich in Verbindung mit der vollkommeneren
                              									Mischung mit dem Gase eine bessere Verbrennung als bisher erzielt. Will man auch das
                              									Gas erhitzen, so kann man den Raum L durch eine
                              									Scheidewand in 2 Abtheilungen trennen, zu welchen besondere Gas- und Luftkanäle
                              									gehören. In der Patentschrift ist auch die Anwendung der Einrichtung auf
                              									Winderhitzer mit Steinfüllung und auf Dampfkessel
                              									erläutert.
                           Für Winderhitzer u. dgl. hat J.
                                    										Hanlon in New-York (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 31060 vom 18. Juni 1884) einen
                              										Absperrschieber mit Wasserkühlung angegeben, bei
                              									welchen sowohl der hohle Schieberkörper, als auch der von einem besonderen Gehäuse
                              									umschlossene Schieberkasten nach einander von einem laufenden Wasserstrome bespült
                              									wird. Der Hohlraum des Schieberkörpers B (Fig. 9 Taf. 17)
                              									ist durch eine Scheidewand b in zwei Abtheilungen
                              									getrennt, in welche die in der Wandung des Schieberkörpers befestigten Rohre e und f münden. Bei der
                              									Aufwärtsbewegung des Schiebers, welche durch einen einfachen, an der Stange a angreifenden Hebel bewerkstelligt wird, verstellen
                              									sich die Rohre e und f in
                              									Stopfbüchsen des Schieberkastens und erhält dadurch der Schieber seine Geradführung.
                              									Der Schieberkasten ist von einem Blechgehäuse umschlossen und steht auſserhalb
                              									desselben das Rohr e durch einen biegsamen Schlauch mit
                              									der Wasserzuleitung in Verbindung. Das dadurch in die eine Abtheilung des
                              									Schieberhohlraumes zugetretene Kühlwasser flieſst durch eine Oeffnung in der
                              									Scheidewand b in die zweite Abtheilung und aus
                              									derselben in dem Rohre f und einem damit verbundenen
                              									Rohre f1 in den
                              									Behälter, aus welchem es oben bei m abläuft. Unter dem
                              									Schieber B befindet sich in dem Schieberkasten noch ein
                              									hohler Raum d, welcher den sich absetztenden Staub o.
                              									dgl. unter dem Schieber aufnimmt, so daſs beim Schlieſsen desselben die gute
                              									Abdichtung gesichert ist. Der Raum d ist unten mit
                              									einem abnehmbaren Deckel versehen, um den Staub leicht entfernen und die
                              									Dichtflächen des Schiebers reinigen zu können.
                           
                           An seinem Heiſswindschieber hat F. Burgers in Bulmke (* D. R. P. Kl. 47 Zusatz Nr. 31384 vom 12. September
                              									1884, vgl. 1885 255 * 186) an Stelle der eingelegten elastischen Dichtungsringe die
                              									Schiebersitzbüchsen mit vorstehenden Ringen versehen. Das Schiebergehäuse ist, um
                              									diese Sitzbüchsen dann einbringen zu können, zweitheilig ausgeführt. Die Sitzbüchsen
                              									haben wieder eine Packung aus Asbest erhalten.
                           Zur Auswechselung ganzer Bessemerbirnen (vgl. Holley 1883 248 501)
                              									schlagen P. C. Gilchrist in Wolverhampton und L. G. Fitzmaurice in Bilstone (Englisches Patent 1884
                              									Nr. 7804) die in Fig. 1 Taf. 17 dargestellte hydraulische
                                 										Hebevorrichtung vor, welche unter der Birne im Boden liegt und deren
                              									Kolbenkopf mittels eines Querhauptes E in den Ständern
                              										F geführt wird. Auf dem oberen Ende des Kolbens
                              									ruht drehbar ein Tisch C, welcher ein Stück
                              									Schienengeleise trägt. Um nun die Birne auszuwechseln, hebt man den Tisch, so daſs
                              									ein aufgefahrener Wagen die senkrecht gekippte Birne von unten erfaſst. Sodann hebt
                              									man dieselbe mit dem Wagen, nachdem man die Lagerdeckel der Zapfen abgenommen hat,
                              									so hoch, daſs die Zapfen über den Lagern stehen. Natürlich muſs man vorher das
                              									Windrohr und die Drehachse, welche auſserhalb der
                              									Zapfenlager an die Zapfen angeschlossen sind, abkuppeln. Dann dreht man Birne, Wagen
                              									und Tisch um 45°, so daſs die Zapfen parallel dem Geleise stehen und kann nun den
                              									Kolben anstandslos senken. Auf umgekehrte Weise geschieht das Einlegen einer neuen
                              									Birne. Bei dieser Einrichtung brauchen also die Zapfenlager nur um den Durchmesser
                              									der Birne von einander entfernt zu sein.
                           Die schon früher angeregte Idee, die Wärme der
                                 										Bessemerbirnenflamme zu verwerthen, hat neuerdings Th. Williamson in Wishaw, Schottland (* D. R. P. Nr. 31236 vom 22. August
                                 									1884) zu dem Zwecke vorgeschlagen, den Bessemer- mit dem
                                 										Herdschmelzprozesse zu vereinigen (vgl. Williamson 1885 255 * 380). Die Bessemerbirne
                              										Fig. 2 bis
                              										5 Taf. 17
                              									hat in der Kippebene den in Fig. 3 dargestellten
                              									Querschnitt. Diese Form bezweckt die Verminderung von Melallverlusten, indem die vom
                              									Winde mitgerissenen Metalltheilchen gegen die Wölbung der Birne stoſsen und wieder
                              									in das Metallbad zurückfallen. Die Einrichtung des Bodens ist die bekannte. Der Hals
                              									der Birne ist sehr eng und wird von einer Klappe, welche durch irgend welche Mittel
                              									festgestellt werden kann, überdeckt. Die Zapfen der Birne sind unverhältniſsmäſsig
                              									groſs, beide hohl, mit feuerfestem Futter bekleidet und laufen nach Art der Hälse
                              									der Drehöfen in Rollenlagern (vgl. Fig. 2). An die Endflächen
                              									der Zapfen schlieſsen sich die leicht entfernbaren Kanaltheile a und c, welche zu den 4
                              									Regeneratorkammern G und L
                              									führen. Zur Dichtung der Fuge zwischen den Zapfenendflächen und dem Kanalkörper a c ist an letzterem ein mit Wasser gekühlter Ring r (vgl. Fig. 4) befestigt, so daſs
                              									ein U-Eisen t die mit einem Winkeleisen versehenen
                              									Zapfenenden umfaſst. Der Zwischenraum kann mit Schlackenwolle gefüllt werden. Die Kippung der Birne
                              									geschieht in bekannter Weise durch ein auf einem Zapfen angeordnetes
                              									Schneckengetriebe, welches durch eine besondere kleine Dampfmaschine (vgl. Fig. 5) o. dgl.
                              									angetrieben wird. Das feste Windrohr w ist mittels
                              									zweier Gelenke d mit dem an der Birne befestigten
                              									Windrohre e verbunden, so daſs der Birne in jeder Lage
                              									Wind zugeführt werden kann.
                           Beim Betriebe wird nun die Birne behufs Füllung in die punktirte Stellung Fig. 3 gekippt
                              									und dann nach Oeffnung der Klappe die auf einer erhöhten Schienenbahn laufende
                              									Roheisenpfanne über den Rand in die Birne entleert. In letzterer sammelt sich das
                              									Eisen im Bauche an, so daſs es den Boden nicht berührt. Man verschliefst nun die
                              									Klappe, läſst den Wind an und richtet die Birne auf, so daſs die Windstrahlen das
                              									Eisenbad in seiner ganzen Höhe durchströmen. Immerhin hat aber das Bad bei gleich
                              									groſsen Sätzen nicht die Höhe des Bades in gewöhnlichen Birnen, weil das Eisen bei
                              									senkrechter Stellung der Birne den Bauch derselben zum Theile noch ausfüllt. In
                              									Folge dessen können kleinere Gebläsemaschinen zur Verwendung gelangen. Nachdem die
                              									nöthigen Zusätze von Abfalleisen u.s.w. gemacht sind und das Blasen etwa 10 bis 15
                              									Minuten angedauert hat, wobei das Silicium und der Kohlenstoff angeblich genügend
                              									oxydirt worden sind, wird die Birne gekippt, bis das Eisenbad den Boden nicht mehr
                              									berührt. Man stellt dann das Gebläse ab und unterwirft das Bad durch Einlassen von
                              									Gas und Luft in die vorher durch die Bessemerflamme erhitzten Regenerativkammern
                              									einem Herd Schmelzprozesse. Während desselben kann das Bad durch die Klappenöffnung
                              									umgerührt werden (vgl. Fig. 5) und irgendwelche
                              									Zusätze erhalten. Die Ueberführung der Bessemerflamme in die Regeneratorkammern
                              									erfolgt bei den einzelnen Hitzen abwechselnd, so daſs die Flamme bei der einen Hitze
                              									z.B. durch die linken Kammern strömt, während die rechten geschlossen sind. Durch
                              									die geheitzten Kammern ziehen dann beim zweiten Theile des Prozesses Gas und Luft.
                              									Die Abhitze dieser Flamme geht durch die rechten Kammern und ebenso die
                              									Bessemerflamme der nächst folgenden Hitze u.s.w. Hat das Fluſseisen die gewünschte
                              									Zusammensetzung, so werden Gas- und Luftzufuhr abgeschnitten und die Birne so weit
                              									gekippt, daſs das Bad in die Gieſspfanne g abgelassen
                              									werden kann. Die Gieſspfanne g ruht auf einem
                              									Drehkrahne und wird in bekannter Weise in die Formen entleert. Statt eines
                              									Schlackenwagen s kann die Schlacke auch in eine unter
                              									der Birne befindliche Grube ausgegossen werden.
                           So hübsch die Sache auch erdacht ist, so wenig wahrscheinlich erscheint es, daſs eine
                              									derartige Anlage jemals zur Ausführung kommt; in welchem Verhältnisse stehen denn
                              									die durch die Verbindung der beiden Prozesse erzielten Vortheile zu den Kosten der
                              									Anlage und des Betriebes? Der Erfinder will die Birne sowohl zur Ausführung des
                              									sauren, wie des basischen Verfahrens benutzen.
                           
                           B. Versen in Dortmund (* D. R. P. Nr. 30634 vom 23.
                                 									April 1884) hat verschiedene Maschinen angegeben, um die Böden und das Futter basischer Birnen zu stampfen. Die gestampften Theile
                              									sollen durch eine derartige maschinelle Herstellung
                              									gleichmäſsiger, fester und in Folge dessen haltbarer werden. Die eine der Maschinen
                              									zur Herstellung der Böden besitzt einen Stampftisch, welcher sowohl um eine
                              									senkrechte, als wagerechte Achse gedreht werden kann, um den Stampfer in jeder
                              									Richtung auf die Bodenmasse einwirken lassen zu können. Die Bewegung des Tisches
                              									erfolgt mittels Wasserdruck oder Riemen. Am Rande der Grube, in welcher der Tisch
                              									ruht, steht ein Drehkrahn, an dessen Ausleger radial verschiebbar die Stampfmaschine
                              									– ein kleiner Schnellhammer – angebracht ist, der durch Dampf oder Preſsluft, welche
                              									ja immer im Bessemerwerk vorhanden ist, getrieben wird. Die Steuerung für diesen
                              									Schnellhammer und die für die Vorrichtungen zum Einstellen des Stampftisches, auf
                              									welchem die Bodenform steht, liegt im Bereiche des einen Arbeiters, welcher das Stampfen beaufsichtigt. Nachdem die Böden
                              									fertig gestampft sind, werden die Windkanäle durch gleichzeitiges Einpressen von
                              									ebenso viel Stahlnadeln hergestellt. Die letzteren sitzen an dem Kolben einer
                              									hydraulischen Presse, welche entweder gleich unter dem Stampftische angeordnet, oder
                              									an einem besonderen Orte untergebracht ist. Eine ähnliche Einrichtung besitzt die
                              									Futterstampfmaschine.
                           Beim Stampfen des Birnenfutters wird in der Längsachse der senkrecht stehenden Birne
                              									eine starke Schraubenspindel befestigt und auf dieser zwei radiale Arme angeordnet,
                              									welche an ihren Enden die beiden Schnellhämmer in Schildzapfen hängend tragen. Die
                              									Arme werden nun langsam im Kreise herumgedreht, so daſs die Schnellhämmer die
                              									plastische Masse zwischen Birnenmantel und einer eingesetzten Lehre feststampfen.
                              									Mit der Drehung der Arme findet aber auch ein langsames Aufsteigen derselben an der
                              									Schraubenspindel statt, so daſs das Futter in dünnen, langsam ansteigenden Lagen
                              									eingestampft wird.
                           Gegen den Zweck der Maschinen läſst sich nichts einwenden. Es fragt sich nur, ob zur
                              									Erreichung desselben thatsächlich so umständliche Maschinen nothwendig werden, wie
                              									sie gerade dargestellt wurden. (Vgl. Rühle v.
                                 										Lilienstern 1879 232 * 140.)
                           Der basische Bessemerprozeſs verlangt ein Roheisen mit 1
                              									bis 2 Proc. Mangan. Die Minetten von Luxemburg und Elsafs-Lothringen liefern aber
                              									nur ein Roheisen mit 0,4 bis 0,5 Proc. Mangan, weshalb zu diesen Erzen entweder
                              									theure Nassauer oder Siegerländer Manganerze zugesetzt werden müssen, um ein zum
                              									basischen Prozesse geeignetes Roheisen zu erhalten. Der Preis für letzteres wird
                              									aber dadurch nicht unerheblich vertheuert, so daſs das basische Fluſseisen nur
                              									schwer neben dem sauren Verfahren aufkommen kann.
                           C. Stöckmann in Ruhrort (D. R. P. Nr. 30076 vom 30.
                              									April 1884, abhängig von Nr. 12700, vgl. 1882 244 151)
                              									schlägt deshalb folgendes Verfahren vor: Das flüssige, an Maugan arme Roheisen wird in eine mit Kalkzuschlag
                              									beschickte heiſse basische Birne abgestochen und Wind durchgeblasen. Sobald die
                              									Spektrumslinien schwächer werden, setzt man Ferromangan (Phosphor haltig oder nicht)
                              									zu. Durch letzteres tritt eine Verzögerung in der Verbrennung des Kohlenstoffes ein,
                              									ohne aber die Oxydation des Phosphors zu beeinträchtigen; denn das Mangan oxydirt
                              									durch die eingeblasene Luft zu Manganoxydul und dieses hat das Bestreben, sich zu
                              									verschlacken. Da nun aber das Silicium bereits zu Anfang des Blasens ausgeschieden
                              									worden ist und sich mit dem Kalke verbunden hat, so bleibt nur noch die
                              									Phosphorsäure übrig, mit welcher sich das Manganoxydul nach der Oxydation des
                              									Phosphors verbinden kann. Ein Nachblasen soll hierbei unnöthig sein. Auſserdem soll
                              									man bei diesem Verfahren die Hitze mit dem Spektroskop bis zu Ende verfolgen können,
                              									weil die Linien wegen der Gegenwart des Mangans bis zu Ende sichtbar bleiben.
                           Das betreffende Patent ist bereits wieder erloschen.
                              									Wahrscheinlich haben Versuche gezeigt, daſs das Vorhandensein des Manganoxyduls die
                              									Oxydation des Phosphors, für die ein triftiger Grund nach den von Stöckmann angegebenen Gesichtspunkten nicht recht
                              									vorliegt, nicht beeinfluſst.
                           Zur Herstellung schweiſsbaren Fluſseisens und
                                 										Fluſsstahles schlägt W. Mathesius in Horde (D.
                                 									R. P. Nr. 31628 vom 14. September 1884) folgendes Verfahren ein: Der basische
                              									Bessemerprozeſs wird bis zum Beginne der Entphosphorung wie gewöhnlich geführt; dann
                              									aber werden durch beliebige Vorrichtungen Theer, Erdöl o. dgl. reducirende Stoffe
                              									mit dem Winde in das Eisenbad eingeblasen, um die Entphosphorung in einer Atmosphäre
                              									zu vollenden, welche für den Phosphor in Folge der hohen Temperatur und der sehr
                              									basischen Schlacke eine oxydirende, für die übrigen
                              									Metalle aber eine reducirende sein soll. Auf eine
                              									solche Schluſsfolgerung will Mathesius durch die
                              									Erkenntniſs gekommen sein, daſs in der Mitte des Blasens eine erhebliche
                              									Verminderung des Kalkgehaltes der Schlacken stattfinde, welche nicht anders als
                              									durch eine Reduction des Kalkes zu Calcium zu erklären sei. Untersuchungen von
                              									Schöpfmetall hätten denn auch thatsächlich einen erheblichen Calciumgehalt des
                              									Metalles ergeben. Auſserdem zeigte das Spektrum sehr deutlich die Calciumlinie.
                              									Hieraus schlieſst Mathesius, daſs zu dieser Zeit im
                              									Eisenbade gleichzeitig eine Reduction von CaO zu Calcium und eine Oxydation von
                              									Kohlenstoff zu CO und von Phosphor zu P2O5 stattfände. Der fertige basische Stahl enthält nur
                              									Spuren von Calcium, weshalb also letzteres im weiteren Verlaufe des Prozesses wieder
                              									oxydirt werden müsse, wobei gleichzeitig das Eisen verbrenne. – Sollten die
                              									Schluſsfolgerungen betreffs der gleichzeitig oxydirenden und reducirenden Atmosphäre
                              									nicht auf falschen Analysen beruhen?
                           In Fig. 10 bis
                              										12 Taf.
                              									17 sind die Herdschmelzöfen mit Wärmespeichern von F. W. Dick und J. Riley in
                              									Glasgow (* D. R. P. Nr. 30899 vom 6. Juli 1884, vgl. 1884 253 * 120)
                              									veranschaulicht. Die Oefen unterscheiden sich bekanntlich von den älteren dadurch, daſs der Ofen
                              									selbst und die 4 Wärmespeicher über der Hüttensohle liegen und von allen Seiten
                              									zugänglich sind. Der Ofen ist kreisförmig. Der gestampfte Herd wird von auf Trägern
                              									ruhenden Eisenplatten unterstützt. Unter dem Herde ist ein freier Raum gelassen, um
                              									Ausbesserungen von unten leicht vornehmen zu können. Im Herde ist ein Abstich mit
                              									der Rinne r sowie ein Schlackenauslauf s angebracht und an den freien Seiten des Herdes sind
                              									in den Herdwänden die Füll- und Arbeitsöffnungen a
                              									angebracht. Auf den Herdwänden ruht das Kugelgewölbe, welches in einen Eisenring
                              									eingebaut ist und vom Herde ohne weiteres abgenommen werden kann. In das
                              									Kugelgewölbe münden die beiden Kanäle c, welche dem
                              									Ofen die heiſse Luft zuführen. Die Wärmespeicher liegen paarweise einander gegenüber
                              									und bestehen aus Blechcylindern, welche mit feuerfesten Steinen ausgefüttert sind,
                              									wie auch der innere freie Raum mit ebensolchen Steinen ausgesetzt ist. In den
                              									Blechcylindern sind Thüren z zur Einbringung der
                              									feuerfesten Materialien und behufs Vornahme von Ausbesserungen angeordnet. Die
                              									Decken der Wärmespeicher sind wie das Gewölbe des Ofens eingerichtet, so daſs auch
                              									sie leicht abgenommen werden können. Am Boden stehen die Wärmespeicher mit den Gas-
                              									und Luftkanälen und dem Essenkanale in Verbindung. Oben münden die zu dem Ofen
                              									führenden Kanäle; G bedeuten die Luft-, L die Gasspeicher. Die Gaskanäle v führen durch die Herdwände in das Innere des Ofens,
                              									so daſs die Luftströme aus den Kanälen c in fast
                              									senkrechter Richtung auf die Gasströme treffen, wodurch eine innige Mischung von Gas
                              									und Luft befördert wird. Der Luftstrom ist ungetheilt, der Gasstrom aber getheilt.
                              									Der Betrieb der Oefen ist der bekannte. – In der Revue
                                 										industrielle, 1885 S. 214 sind ganz gleiche Oefen unter der Bezeichnung
                              										„System Batho“ beschrieben.
                           Die Erzeugung des Fluſseisens in Herdöfen geht
                              									gewöhnlich in der Weise vor sich, daſs nach entsprechender Vorbereitung der
                              									Ofensohle ein Posten Roheisen mit oder ohne Eisenabfälle eingebracht wird, nach
                              									deren Einschmelzung dann soviel weitere Eisenabfälle und Erze zugesetzt werden, bis
                              									entnommene Proben zeigen, daſs das Bad die gewünschten Eigenschaften besitzt. Dann
                              									gibt man die Manganmetalle zu. Man sticht hierauf den ganzen Satz mit der Schlacke ab, bessert die Sohle aus und verschmilzt
                              									einen neuen Posten. Dieses Verfahren ist in vieler Hinsicht unzweckmäſsig, weil es
                              									eine starke Abnutzung des Ofens, erhebliche Metallverluste, Aufwand an Arbeit und
                              									Zeit und auch Verlust an Wärme mit sich bringt. Friedr.
                                    										Siemens in Dresden (D. R. P. Nr. 31432 vom 11. November 1884) schlägt
                              									deshalb vor, in dem Ofen fortwährend eine gewisse geschmolzene Metallmenge zu
                              									belassen und hiervon nur von Zeit zu Zeit die erforderlichen Mengen abzustechen,
                              									wonach sofort der neue passend gemischte Satz eingetragen wird. Zu diesem Zwecke
                              									wird über den gewöhnlichen Abstich noch ein zweiter höherer Abstich angeordnet, so
                              									daſs durch diesen die Abzapfung der erforderlichen Metallmenge erfolgen kann,
                              									während der untere Abstich geschlossen bleibt. Man könnte auch allein den unteren
                              									Abstich benutzen; dann aber müſste derselbe, wenn der Herd noch zum Theile gefüllt
                              									ist, geschlossen werden. Ein Abzapfen der Schlacke wäre hierbei nicht möglich; dies
                              									geht aber wohl an bei Benutzung des höheren Abstiches.
                           Bei Einführung eines solchen Betriebes können die Oefen gröſser als bisher werden, da
                              									nur ein Theil des Ofeninhaltes auf einmal abgestochen wird. Dadurch kann ein groſses
                              									Metallbad auf dem Herde erhalten werden, welches denselben wirksam vor Zerstörung
                              									durch die Schlacken schützt und eine gleichmäſsige Hitze über den ganzen Herd
                              									vertheilt. Dies ermöglicht es, daſs die frisch eingebrachten Sätze schnell und
                              									gleichmäſsig aufgelöst werden, ohne daſs der Abbrand die bisherige Höhe erreicht. Da
                              									bei dem Abstiche nur die oberen Herdwände frei gelegt und dem unmittelbaren
                              									Einflüsse der Hitze und der Schlacke ausgesetzt sind, so braucht man auch nur diese
                              									Theile stark zu kühlen. Wenn Phosphor haltige Erze verarbeitet werden, können diese
                              									Theile aus basischem Materiale bestehen.
                           Zur Benutzung von Kohlengrufs bei Gasgeneratoren schlägt J.
                                 										Mc Farlane in Motherwell, Lanark (Englisches Patent 1884 Nr. 4075) einen
                              									Rost aus einer feuerfesten Platte bestehend vor, bei welchem durch Oeffnungen und
                              									durch seitlich angeordnete Schlitze ein Gemisch von Luft und Dampf eingeblasen
                              									wird.
                           J. E. Atwood in Brooklyn (D. R. P. Nr. 30951 vom 10.
                                 									September 1884) will Eisen durch Zusatz eines
                              									Bleiamalgams reinigen. Wie dasselbe wirken soll, ist in
                              									der Patentschrift nicht angegeben.
                           C. Bramall in Sheffield (Englisches Patent 1884 Nr. 586)
                              									hat einen Schachtschmelzofen mit 4 Regeneratorkammern
                              									zur Vorwärmung der in den Ofen eingeblasenen Luft und des Gases angegeben. Während
                              									dieselben das eine Paar Regeneratorkammern
                              									durchstreichen und sich in denselben erhitzen, gehen die Gichtgase durch die andere
                              									Kammer ab. Durch Umstellung von Schieberventilen wird dann der umgekehrte Weg
                              									vermittelt.
                           F. W. Gordon in Pittsburg (Nordamerikanisches Patent Nr.
                              									308665) gibt einen Kupolofen an, welcher mit sehr stark
                              									stechenden Düsen versehen ist; dieselben ragen in das Innere des Ofens hinein und
                              									können durch Zahngetriebe vorgeschoben und zurückgezogen werden, so daſs der Wind
                              									nach Belieben unter die Oberfläche des Bades oder in
                              									die Beschickung geblasen werden kann.
                           Im Engineering, 1885 Bd. 39 S. 421 ist das Blockwalzwerk der Ebbw Vale
                                 										Iron Works beschrieben. Danach hat die liegende Walzenzugmaschine 2
                              									Cylinder und überträgt ihre Bewegung durch eine Räderübersetzung von 1 : 3, durch
                              									Kuppelmuffen und Räder mit Schrauben-Gähnen auf die beiden Walzen. Die Umkehrung der
                              									Dampfmaschine erfolgt
                              									durch eine Wasserkraftmaschine, deren Cylinderdurchmesser 127mm und deren Hub 317mm beträgt. Die Walzen haben einen Durchmesser von 914mm. Vor und hinter den Walzen liegen je 5
                              									Laufrollen, welche von einer besonderen stehenden Zwillingsdampfmaschine ihren
                              									Antrieb erhalten, so daſs die Blöcke allein durch maschinelle Kräfte zwischen die
                              									Walzen geschoben werden. Die Laufrollen haben einen Durchmesser von 406mm und liegen mit den Mittelpunkten 679mm aus einander. Die sie bewegende Maschine hat
                              									Cylinder von 254mm im Durchmesser; der Hub beträgt
                              										355mm. Um die Blöcke auf den Laufrollen von
                              									einem Kaliber zum anderen zu bringen, greifen zwischen die Rollen Daumen, welche auf
                              									einem unter den Rollen quer beweglichen Wagen gelagert sind; letzterer wird von
                              									einer Preſspumpe von 203mm Durchmesser und 1m,878 Hub bewegt. Die Preſscylinder zum Bewegen
                              									der Daumen haben 152mm Durchmesser und 406mm Hub. Das Gewicht der obersten Walze wird
                              									ebenfalls durch zwei unter dem Drucke eines Accumulators stehende Kolben
                              									ausgeglichen. Die beiden Schrauben, welche die obere Walze auf die untere pressen,
                              									haben einen Durchmesser von 254mm und eine
                              									Gangtiefe von 51mm. Dieselben werden von einer
                              									Wasserkraftmaschine mit 228mm Cylinderdurchmesser
                              									und einem Hube von 609mm umgetrieben. Die Maschine
                              									liegt auf der Spitze eines der Walzenständer.
                           Zum Glühen von groſsen Blechplatten, welche zu
                              									Dampfkesseln verwendet werden sollen, hat W. Boyd von
                              									der Wallsend Slipway Company in der Institution of Naval Architects in London (vgl. Engineering, 1885 Bd. 39 S. 387) den in Fig. 7 und 8 Taf. 17 gezeichneten
                              									Ofen empfohlen. Derselbe ist an beiden Kopfseiten mit Arbeitsöffnungen versehen (der
                              									Grundriſs Fig.
                                 										8 gibt nur die Hälfte des Ofens) und liegen an einer Langseite die
                              									Feuerroste, von denen die mittleren schmäler als die an den Enden gelegenen sind.
                              									Gegenüber jedem Roste liegt ein besonderer Fuchskanal mit Schieber und münden alle
                              									Fuchskanäle in einen gemeinschaftlichen, mit dem Schornsteine in Verbindung
                              									stehenden Kanal.
                           Es kommt bei Kesselblechplatten, namentlich wenn dieselben aus Fluſseisen hergestellt sind, wesentlich darauf an, daſs
                              									die Platten, wenn dieselben vor dem Biegen zum Glühen gebracht werden, eine überall
                              									gleichmäſsige Durchwärmung zeigen, damit die Festigkeit der Platte nach dem Biegen
                              									an allen Stellen gleich ist. Es geht dies aus einem Beispiele hervor, über welches
                              										W. Parker in einem a. a. O. S. 353, ferner in Stahl und Eisen, 1885 S. 255 abgedruckten Vortrage in
                              									der gleichen Gesellschaft berichtet hat.
                           Ein cylindrischer Kessel von 3m,962 Durchmesser und 4m,877 Länge, welcher
                              									für einen Druck von 10at,5 berechnet war und
                              									dessen Bleche eine reichliche Stärke besaſsen, barst beim Probiren unter dem
                              									hydraulischen Drucke und zwar, als derselbe in langsamer Steigerung auf 17at,9 gebracht wurde. Es zerriſs ein Stoſs
                              									vollständig, während das angrenzende Blech noch in Mitleidenschaft gezogen
                              									wurde.
                           
                           Das Material bestand durchweg aus Herd-Fluſseisen, das durch eine
                              									englische Firma allerersten Ranges hergestellt worden war. Alle Bleche waren auf dem
                              									Werke der Prüfung unterzogen worden, bei welcher sie den Vorschriften des Lloyd's Register und des Handelsamtes entsprochen
                              									hatten. Aus dem Berichte des Prüfungsbeamten der ersteren Behörde geht hervor, daſs
                              									die Platte, welche zerriſs, bei der Probe eine Zugfestigkeit von 46,5k/qmm bei 20 Proc.
                              									Dehnung auf 200mm Länge ergeben hatte; auſserdem
                              									hatten sich von derselben abgeschnittene Streifen kalt fast doppelt biegen lassen,
                              									so daſs die mechanischen Proben auf ein für den Zweck vorzüglich geeignetes Material
                              									hingedeutet hatten. Die fragliche Platte war sehr groſs und maſs 6096 × 1676 × 31mm,7 bei einem Gewichte von 2845k. Die Platte wurde genau so wie die früheren
                              									behandelt; unter Anwendung aller Vorsicht wurden die Löcher gebohrt, die Platte
                              									erwärmt und in einem kräftigen Walzenpaare auf die erforderliche Biegung
                              									gebracht.
                           Unter diesen Umständen war man nicht wenig erstaunt, als das
                              									Material bereits bei einem Drucke nachgab, welcher einer absoluten Festigkeit von
                              										10,5k/qmm
                              									entsprach, d. i. noch nicht einem Viertel der Zerreiſsfestigkeit des ursprünglichen
                              									Probestückes. Dazu kam noch die Erscheinung, daſs das Bruchaussehen von einer
                              									Beschaffenheit war, welche nicht auf eine Spur von Zähigkeit oder Dehnungsvermögen
                              									des Materials schlieſsen lieſs.Vgl. auch W. Parker 1881 241 * 1. 242 306. 1884 252 127. H. Jacobi
                                    											1883 249 523.
                           Da die zerrissenen Platten vor ihrer Verarbeitung mehr als die
                              									vierfache Festigkeit als hernach im Kessel gezeigt hatten, so muſste man zunächst
                              									auf den Gedanken kommen, daſs die Platten in irgend einer Weise beschädigt worden
                              									waren, oder daſs bei denselben eine Veränderung in dem Materiale auf dem Wege vom
                              									Stahlwerke bis zur Einsetzung in den Kessel eingetreten war. Man unterzog deshalb
                              									die Prozesse, welche die Platten durchzumachen haben, einer genauen Beobachtung. Ein
                              									Blech wurde in einem gewöhnlichen Ofen erwärmt. Der Ofen hatte einen groſsen Rost am
                              									Ende und zwei kleinere seitlich gelegene Roste. Das Blech war aber bei seiner
                              									Herausnahme weit davon Entfernt, sich in gleichmäſsiger Hitze zu befinden; es besaſs
                              									in der der Thür zunächst gelegenen Stelle noch schwarze Farbe, welche allmählich bis
                              									zum anderen Ende in dunkelroth überging. Dann wurde das Blech umgekehrt in den Ofen
                              									gesteckt, um eine möglichst gleichmäſsige Erwärmung zu erreichen. Ein Ende der
                              									Platte zeigte jedoch augenscheinlich immer noch gröſsere Wärme als das andere, als
                              									die Platte in die Biegemaschine gebracht wurde. Die letztere bestand aus einem Paar
                              									kräftiger, senkrecht angeordneter Walzen, zwischen denen die Platte 6mal durchging.
                              									Während dabei zu Anfang die Farben der Platte von der einen Kante zur anderen von
                              									dunkelroth oder fast schwarz bis ins Blaue spielten, war zu Ende der Arbeit die
                              									Platte an der einen Kante ganz kalt, an der anderen dagegen noch blauwarm.Unter „blauwarm“ ist hier eine Temperatur von annähernd 3100
                                    											verstanden; sie wird dadurch zur Erscheinung gebracht, daſs man das erwärmte
                                    											Stück anfeilt, worauf die blank gewordene Stelle eine tiefblaue Farbe
                                    											annimmt, wenn die angegebene Temperatur erreicht wird.
                           Man kam auf die Vermuthung, daſs durch die ungleichförmige
                              									Erwärmung in der Platte ungewöhnliche Spannungen entstanden und daſs dieselben durch
                              									das Walzen der Platte bei einem gefährlichen Hitzegrade verstärkt worden waren, da
                              									bekanntlich Fluſseisen brüchig wird, wenn man es in blauwarmer Hitze verarbeitet. Im
                              									Allgemeinen wird es für richtig gehalten, dieses Material entweder in kaltem, oder
                              									in rothwarmem Zustande, niemals aber zwischen diesen beiden Grenzen zu verarbeiten.
                              									Fluſseisenbleche – namentlich groſse – erleiden zweifellos bei solcher Behandlung
                              									Schäden; über die Stärke und Ausdehnung der dadurch bewirkten Spannungen weiſs man
                              									jedoch nichts Bestimmtes. Von der in Rede stehenden zerrissenen Platte wurden
                              									Probestäbe sowohl dicht an der Bruchstelle, als an entfernteren Stellen entnommen,
                              									welche bei der in einer der Prüfungsanstalten des Lloyd
                              									vorgenommenen Zerreiſsung folgende Ziffern ergaben:
                           
                           
                              
                                 Probestäbe
                                 k/qmm
                                 % Dehnung
                                 
                              
                                 S. I X.
                                 50,6
                                   27,34
                                 
                              
                                 S. C H I.
                                 52,0
                                   26 59
                                 
                              
                                 S. 2
                                 51,8
                                   21,27
                                 
                              
                                 S. C H 2 X.
                                 49,4
                                 23,4
                                 
                              
                                 S. XX.
                                 46,8
                                 21,8
                                 
                              
                                 S. IXX.
                                 46,5
                                 26,6
                                 
                              
                                 S. XXX.
                                 48,0
                                 28,1
                                 
                              
                                 S. IXXX.
                                 47,7
                                    27,34.
                                 
                              
                           Die Probestäbe maſsen 25mm,4 und 32mm,0 im Querschnitte bei
                              										200mm Länge.
                           Es ist ersichtlich, daſs die Zerreiſsfestigkeit der Platte an den
                              									verschiedenen Stellen zwischen 46k,5 und 52k,0 und die Dehnung zwischen 21,8 und 28,1 Proc.
                              									schwankte. Ein Unterschied von 5,6 in der Festigkeitszahl ist aber für eine Platte
                              									aus so gleichartigem Material wie Fluſseisen ein höchst unbefriedigendes
                              									Ergebniſs.
                           Von der Platte wurden ferner Proben genommen und an fünf
                              									bedeutende und von einander unabhängige Chemiker übermittelt, von welchen folgende
                              									Angaben erhalten wurden:
                           
                              
                                 
                                 C
                                 Si
                                 S
                                 P
                                 Mn
                                 
                              
                                 1)
                                 0,36
                                 0,015
                                 0,055
                                 0,087
                                 1,050
                                 
                              
                                 2)
                                 0,27
                                 0,016
                                 0,044
                                 0,076
                                 0,641
                                 
                              
                                 3)
                                 0,33
                                 0,010
                                 0,038
                                 0,065
                                 0,612
                                 
                              
                                 4)
                                 0,30
                                 0,018
                                 0,044
                                 0,063
                                 0,648
                                 
                              
                                 5)
                                 0,26
                                 0,005
                                 0,038
                                 0,067
                                  0,650.
                                 
                              
                           Am meisten fällt der hohe Kohlenstoffgehalt in die
                              									Augen, welcher für Kesselblech besonders hoch erscheint. Das Material, das man zur
                              									Fabrikation von 13 bis 9mm dicken Blechen zu
                              									benutzen pflegt und welches dieselben mechanischen Proben wie die dickeren Bleche
                              									auszuhalten hat, enthält nicht mehr als 0,15 bis 0,18 Proc. Kohlenstoff und
                              									veranlaſste diese Erscheinung weitere Versuche. Dieselben sollten Aufklärung
                              									verschaffen, inwieweit die Walzarbeit und namentlich solche bei kaltem Materiale, da
                              									die dünnen Bleche stets gegen Ende der Behandlung kalt werden, von Einfluſs auf die
                              									Festigkeit und Dehnbarkeit des Materials ist. Ein Block mit etwa 0,33 Proc.
                              									Kohlenstoff, d. i. annähernd von dem Gehalte des zerrissenen Bleches, wurde in einer
                              									Hitze zu einem Bleche von 13mm ausgewalzt, welches
                              									bei der Zerreiſsprobe eine Festigkeit von 55 bis 63k/qmm bei 21 bis 24 Proc. Dehnung ergab,
                              									während dasselbe Material, wenn dasselbe nur bis zu 32mm Dicke gewalzt worden wäre, erfahrungsgemäſs bloſs 47 bis 53k/qmm Festigkeit
                              									gezeigt haben würde.
                           Von der Kante der zerrissenen Platte wurden Stücke Zug-, Biege-
                              									und Härteproben unterworfen. Die Festigkeit lag zwischen 52,8 und 53,9k/qmm, die Dehnung
                              									war nur 13 bis 16 Proc.; das Bruchaussehen war krystallinisch und augenscheinlich
                              									spröde. Die Stäbe bogen sich kalt bis zu einem ziemlichen Winkel, brachen aber,
                              									nachdem sie warmroth gemacht und im Wasser abgekühlt worden waren, unter dem Hammer
                              									beim ersten Schlage. Das Material war eben so hoch Kohlenstoff haltig, daſs es
                              									Härtung und damit auch Sprödigkeit annahm.
                           Weitere Biegeproben wurden sowohl in ausgeglühtem, wie in
                              									unausgeglühtem Zustande angestellt; erstere fielen leidlich gut aus, da Streifen von
                              										6mm,5 Quadrat sich bis zu einem Winkel von 49
                              									bezieh. 61° biegen lieſsen, während die ausgeglühten besser, thatsächlich fast um
                              									180°, gebogen werden konnten. In Wasser gehärtete Streifen brachen dagegen, in
                              									Uebereinstimmung mit den oben angeführten Versuchen, beim ersten Hammerschlage.
                           Die Versuche weisen darauf hin, daſs die Platte, welche nachgab,
                              									durch die Erwärmung und Abkühlung, welcher sie behufs ihrer Biegung unterworfen
                              									wurde, theilweise Härtung erfahren haben muſs.
                           Nach Parker's Ansicht muſs ein
                              									Material, welches so hoch Kohlenstoff haltig ist, daſs es Härtung und die oben
                              									beschriebene Kurzbrüchigkeit annimmt, auch dann, wenn es vor der Härtung hohe
                              									Eigenschaften in Bezug auf Festigkeit und Dehnbarkeit besitzt, als ein unzuverlässiges und für den Bau von Schiffskesseln durchaus
                                 										ungeeignetes bezeichnet werden. Es scheint fast, als ob durch das Streben nach Einführung von
                              									hoch gespanntem Dampfdruck und in Folge der damit in Verbindung stehenden Verwendung
                              									eines Materials von höherer Festigkeit mit leidlicher Dehnbarkeit die
                              									Schiffbautechniker unabsichtlich dazu gedrängt wurden, ein für ihre Kessel höchst
                              									ungeeignetes und unzuverlässiges Material zu nehmen. Es scheint ferner auch
                              									auſserhalb der Hüttenkreise die Thatsache noch nicht genug gewürdigt zu werden, daſs
                              									mit der Dicke eines Bleches auch dessen Brüchigkeit und Unzuverlässigkeit
                              									steigt.
                           Sowohl Parker, als auch die
                              									Gesellschaft Lloyd haben stets gegen die Verwendung von
                              									Fluſseisen mit zu hoher Festigkeit Stellung genommen. Die Vorschriften des Lloyd's Register verlangen, daſs Kesselbleche eine
                              									Zugfestigkeit von 41 bis 47k/qmm haben sollen. Das Bestreben ist bei dieser
                              									Vorschrift auf die Verwendung eines weichen Materials gerichtet; es ist jedoch
                              									sowohl von Seiten der Fabrikanten, als der Constructeure der Wunsch gestellt worden,
                              									eine Festigkeit von 50k/qmm zu erlauben.
                           Der oben beschriebene Vorfall und die damit verbunden gewesenen
                              									Untersuchungen weisen deutlich darauf hin, daſs man die Verwendung eines
                              									unzuverlässigen Materials angestrebt hat, oder sicherlich eines solchen Materials,
                              									welches sich der gefährlichen Grenze unnöthig nähert, eine Gefährdung, die für
                              									Dampfkessel nicht zulässig erscheint. Zur Abstellung dieses täglich sich steigernden
                              									Uebelstandes soll die Festigkeit von dicken
                              									Fluſseisenblechen für Kessel keinesfalls 47k/qmm (30 Tons engl. auf 1 Quadratzoll) überschreiten
                              									und ferner die Verwendung großer Platten möglichst
                              									vermieden werden, damit auf gleichförmige Erwärmung und
                                 										Biegung der Platten gröſsere Sorgfalt gelegt werden kann.
                           Zur Herstellung von Schlackenkies aus Hochofenschlacke
                              									benutzt die Vereinigte Königs- und Laurahütte,
                                    										Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Königshütte (* D. R. P.
                                 									Nr. 30643 vom 6. Juni 1884) eine Vorrichtung, bestehend aus einer langen, auf
                              									Leitrollen wagerecht ruhenden Kastenkette (Paternosterwerk), welche an den beiden
                              									Enden durch sechsseitige Wellen in bekannter Weise in Bewegung gesetzt wird. Die
                              									einzelnen Kasten sind flach, so daſs die in dieselben eingelassene flüssige Schlacke
                              									eine nicht zu starke Schicht bildet und dadurch Gelegenheit findet, schnell zu
                              									erstarren. Die Schlacke läuft nun aus dem Hochofen durch eine Rinne, deren Endpunkt
                              									sich über dem einen Wendepunkte der in Bewegung befindlichen Kastenkette befindet,
                              									in die einzelnen Kasten hinein. Die auf jeden Kasten fallende Schlackenmenge kann
                              									durch Veränderung der Geschwindigkeit, mit welcher sich die Kastenkette bewegt,
                              									geregelt werden. Auf dem Wege, den die einzelnen Kasten bis zum zweiten Wendepunkte
                              									zurücklegen, gibt die in denselben befindliche Schlacke ihre Wärme zum gröſsten
                              									Theile an die umgebende Luft ab; diese Abgabe wird noch verstärkt durch gegen die
                              									Auſsenseite der Kasten gespritztes Wasser. Nachdem die Schlacke hierdurch in einen
                              									genügend zähen Zustand übergeführt ist, wird bei der weiteren Fortbewegung ein
                              									starker Wasserstrom von oben auf die Schlacke geleitet, so daſs sie zerspringt und
                              									am Wendepunkte der Kasten aus denselben herausfällt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
