| Titel: | Versuche über die Dauer von Stössen und die Beziehungen von Druck und Stoss. | 
| Autor: | Kick | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 261 | 
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                        Versuche über die Dauer von Stöſsen und die
                           								Beziehungen von Druck und Stoſs.
                        Mit Abbildungen.
                        Versuche über Druck und Stoſs.
                        
                     
                        
                           Karmarsch und Heeren's Technisches Wörterbuch, welches
                              									hervorragende Werk in 3. Auflage durch Prof. Kick und
                              									Prof. Gintl (Prag, Verlag von A. Haase) eine völlig neue Bearbeitung erfahren hat und z. Z. bis zum 8.
                              									Band Lieferung 78 erschienen ist, bringt daselbst S. 566 ff. über „Stoſs“ eine Abhandlung, welcher nachstehende weiteres Interesse
                              									beanspruchende Betrachtungen entnommen sind.
                           Versuchsweise hat wohl nur Rob. Sabine, Telegraphenchef
                              									in England, die kleinen Zeiträume der Contactdauer beim
                                 										Stoſse vollkommen elastischer Körper bestimmt.Vgl. Philosophical Magazine, Mai 1876,
                                       												hieraus im Engineering, 1876 Bd. 22 * S.
                                       												330. Das von ihm angewendete Verfahren ist in Kürze
                              									folgendes: Ein Condensator wird mit einer gewissen Elektricitätsmenge geladen,
                              									derselbe mit einem Galvanometer in Verbindung gestellt und durch Drücken eines
                              									Tasters der Stromkreis (Condensator, Galvanometer, Taster) geschlossen, in Folge
                              									dessen die Ablenkung des Spiegelgalvanometers proportional der Ladung des
                              									Condensators sein wird. Mit dem Condensator steht aber noch ein zweiter Stromkreis
                              									in Verbindung, welcher nur während der Dauer des Schlages geschlossen und in den ein
                              									bekannter bedeutender Widerstand eingeschaltet ist. Während der Dauer des Schlages
                              									flieſst durch diesen zweiten Stromkreis aus dem mit der gleichen Elektricitätsmenge
                              									abermals geladenen Condensator ein Theil derselben ab, d.h. es findet die
                              									Ausgleichung eines Theiles der Potentialdifferenzen des Condensators statt; wird
                              									hiernach der Taster gedrückt, so erfolgt eine geringere Ablenkung des Galvanometers.
                              									Die beiden Galvanometer-Ablenkungen gestatten in Verbindung mit den Constanten des
                              									Apparates eine rechnungsmäſsige Bestimmung der Zeit, durch die jener Stromkreis
                              									geschlossen war, welcher die Schlagvorrichtung in sich schloſs.
                           Bevor auf die Berechnung der Zeit auf Grund der Versuchsdaten übergegangen wird, sei
                              									zunächst das Schema des von Sabine angewendeten
                              									Apparates besprochen. Wie Fig. 1 darstellt, geht der
                              									Strom von dem Daniell'schen Elemente E, wenn der Contact a an
                              									den Metallblock B gedrückt ist, durch diesen zum
                              									Condensator A und durch den Taster T zur Batterie zurück. Hierdurch wird der Condensator
                              										A geladen. Ist dies geschehen und drückt man den
                              									Taster T nieder, so findet die Entladung des
                              									Condensators durch den Galvanometer G statt und bewirkt
                              									eine der Gröſse der Ladung proportionale Ablenkung C
                              									desselben. Wird hierauf der Condensator neuerlich geladen, indem durch a der Condensator in den Batteriestrom geschaltet wird,
                              									unterbricht man hierauf den Contact bei a und bringt nun
                              									den Hammer b derart zum Anschlage an B, daſs der Hammer sogleich nach erfolgtem Anschlage
                              									zurückprallen kann, so ist für die Dauer des Schlages ein weiterer Stromkreis A, B, b, r, T geschlossen und es erfolgt durch diesen
                              									Schluſs eine theilweise Enladung des Condensators. Drückt man hierauf den Taster T nieder, so wird jener Kreis geschlossen, welcher
                              									durch T, A, B, G, T bezeichnet ist, der Condensatator
                              									entladet sich nun vollkommen und bringt hierbei eine der restlichen
                              									Elektricitätsmenge, welche am Condensator verblieb, entsprechende andere Ablenkung
                              										c des Galvanometers hervor.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 257, S. 262
                              
                           Die Zeitdauer des Schlages läſst sich dann durch die Gleichung t = fr log nat (C : c)
                              									berechnen. Zu dieser Gleichung, welche die Zeit t in
                              									Secunden liefert, gelangt man in folgender Weise: Es ist bekanntVgl. Handbuch der Elektricitätsmessungen von H. R. Kempe, übersetzt von J. Baumann (Braunschweig 1883. Vieweg und Sohn),
                                    											S. 167 vorletzte Gleichung., daſs die Zeit für das Sinken des
                              									Potentiales vom Werthe P auf p eines Condensators, welcher die elektrostatische Capacität f FaradDie im Condensator aufgespeicherte Elektricitätsmenge M ist von der Spannung V der
                                    											Elektricitätsquelle abhängig, daher M = Const ×
                                    												V. Die Constante hängt von der Abmessung
                                    											des Condensators ab; ist V = 1 Volt, so wird
                                    												M= Const und dieses M bedeutet die vom Condensator aufgenommene Elektricitätsmenge bei
                                    											1 Volt. Spannung und heiſst Capacität des Condensators. Als Einheit der
                                    											Capacität „Farad“ wird jene angenommen, bei welcher der Condensator
                                    											ein Coulomb Elektricität bei 1 Volt Spannung aufnimmt. 1 Coulomb ist jene
                                    											Elektricitätsmenge, welche bei der Stromstärke von 1 Ampère in 1 Secunde
                                    											durch den Querschnitt eines Drahtes flieſst. 1 Ampère elektrolysirt in einer
                                    											Minute rund 10cc Knallgas.
                              									besitzt und zwischen dessen beiden Seiten ein Entladungswiderstand von R Ohm besteht, ausgedrückt wird durch die Gleichung:
                              										t = f R log nat (P :
                                 									p). Das in dieser Gleichung ausgedrückte Verhältniſs wird gewöhnlich benutzt,
                              									den Isolationswiderstand unterseeischer Kabel zu finden, wenn ihre Capacität bekannt
                              									ist und einer bestimmten Ladung nur durch das dialektrische Umhüllungsmaterial der
                              									Drähte abzuflieſsen erlaubt ist.
                           Um diese Methode zu Zeitmessungen anzuwenden, schaltet
                              									man einen bekannten Drahtwiderstand r zwischen die
                              									beiden Seiten des Condensators, so daſs die Zeit, während welcher das Potential der
                              									Ladung von P auf p sinkt,
                              									in Secunden durch die Gleichung:
                           
                              t=\frac{f\,log\,nat\,(P\,:\,p)}{(r+R)\,:\,r\,R}
                              
                           gegeben ist. Der innere oder Isolationswiderstand R des angewendeten Condensators betrug mehr als
                              									200000 Megohm (1 Megohm = 1000 000 Ohm), war daher gegen den angewendeten Widerstand
                              										r von 1000 Ohm als unendlich groſs zu betrachten,
                              									wodurch sich die letzte Gleichung auf die Form t = fr log
                                 										nat (P : p)
                              									vereinfacht, aus welcher man unmittelbar die obige erste Gleichung erhält, wenn die
                              									Potentialwerthe P und p
                              									als proportional den Anzeigen C und c des Spiegelgalvanometers gesetzt werden, also P : p = C : c.
                           Bei 8 Versuchen mit dem Apparate Fig. 1 wurde der
                              									Werth von C zwischen 306 und 308, von c zwischen 260 bis 267 gefunden. Der Werth von fr betrug 0,000333 und es berechnete sich die
                              									Schlagdauer zu 0,000045 bis 0,000054 Secunden, was mit dem oben gerechneten
                              									theoretischen Werthe namentlich dann annähernd übereinstimmt, wenn die Abmessungen
                              									des Hammers klein waren, und unzweifelhaft darthut, daſs die Contactdauer bei
                              									Stöſsen elastischer Körper ungemein kurz ist.
                           Von Sabine sind in D. p. J.
                              									1876 222 499 noch weitere Versuche angeführt. Mit einer
                              										110g schweren Eisenkugel, welche an einem
                              									Drahte isolirt an der Decke wie ein Pendel angehängt war, wurden Stoſsversuche gegen
                              									die Fläche eines umgelegten Ambosses gemacht. Bei 710 bis 1220mm Fallhöhe wurde die Dauer des Contactes beim
                              									Stoſse zu 0,00008 Secunden gefunden, bei 102mm zu
                              									0,00011, bei 1mm,6 zu 0,00018 und bei 0mm,3 zu 0,00030 Secunden. Hieraus muſs gefolgert
                              									werden, daſs die Dauer des Stoſses mit zunehmender Geschwindigkeit abnimmt. Die
                              									Zeitdauer des Stoſses eines Handhammers, mit welchem man einen mäſsigen Schlag gegen
                              									den Amboſs führte, betrug 0,00027, bei einem starken Schlage 0,00019 Secunden.
                           Indem in zahlreichen Fällen die lebendige Kraft eines bewegten Körpers durch einen
                              									sehr kurzen Weg bezieh. in der sehr kurzen Zeit des Stoſses aufgehoben wird, so kann
                              									dies nur durch innerhalb dieser kurzen Wegstückchen auftretende sehr bedeutende
                              									Pressungen geschehen. Werden z.B. bei dem Sandstrahlgebläse Sandkörner mit der Geschwindigkeit von etwa 15 bis 20m gegen eine Glasplatte getrieben, so muſs die
                              									lebendige Kraft dieser Körnchen in auſserordentlich kleinen Wegen, welche sich kaum
                              									messen lassen, vernichtet werden; die Pressung der Sandkörner gegen das Glas ist
                              									eine hohe und hierdurch erklärt es sich, daſs diese Körnchen im Stande sind, aus dem
                              									Glase Theilchen auszustoſsen und hierdurch die Glasfläche zu mattiren, wie ja Sand,
                              									mit genügender Kraft gegen eine Glasfläche gepreſst und gerieben, eine ähnliche
                              									Wirkung hervorbringt.
                           Von der Anwendung von Schlägen oder Stöſsen zu
                                 										Formänderungen. Viele Arbeitsmethoden benutzen zu Zwecken der Formänderung
                              									Werkzeuge, welche
                              									stoſsend zur Anwendung gebracht werden, und bei den Waffen findet, ein schlieſslich
                              									der Feuerwaffen, fast durchaus Stoſswirkung statt.
                           Die erforderliche lebendige Kraft, welche einem Werkzeuge, z.B. Hammer, zur Erzielung
                              									einer bestimmten Formänderung zu ertheilen ist oder welche ein Geschofs erhalten
                              									muſs, um eine bestimmte Zerstörung hervorzubringen, kann durch Zuhilfenahme des
                              									Gesetzes der proportionalen Widerstände (vgl. 1879 234 *
                              									257) in dem Falle bestimmt werden, wenn für durchaus
                              									geometrisch ähnliche Verhältnisse und gleiches Material der zu bearbeitenden bezieh.
                              									zu zerstörenden Objekte genaue Erfahrungsdaten vorliegen; oder es kann die
                              									Bestimmung der lebendigen Kraft annähernd aus der bei ruhigem (langsamem) Drucke
                              									erforderlichen Arbeitsgröſse erfolgen. Es kann die lebendige Kraft oder die im
                              									Werkzeuge (Hammer) angesammelte Arbeitsgröſse nach der Relation A : A1 = V : V1 = G : G1 bestimmt
                              									werden. Wären z.B. die Hauptabmessungen eines Dampfhammers (Bärgewicht und Hubhöhe)
                              									zu bestimmen, mit welchem ein Schweiſspacket von 1m Höhe, 1m Dicke und 2m Länge geschmiedet werden soll, und wissen wir
                              									aus der Erfahrung, daſs für ein geometrisch ähnliches Schweiſspacket von den
                              									Abmessungen 20cm, 20cm bezieh. 40cm ein Dampfhammer vom
                              									Bärgewichte 2500k und der effectiven Schlaghöhe
                              									(Hubhöhe über der Packetoberfläche) von 0m,5
                              									ausreicht, so erhalten wir durch Benutzung der obigen Relation:
                           A : (2500 × 0,5mk) = 2cbm : (⅕
                              									× ⅕ × ⅖) = 125 : 1, woraus A = 156250mk.
                           Hierdurch ist die Maximalarbeit eines Schlages bekannt. Diese Zahl ist mit Rücksicht
                              									auf praktische Forderungen (zweckmäſsige Cylinderabmessungen) in die Factoren G × H (Hammergewicht mal
                              									Hubhöhe) zu zerlegen. Nehmen wir für diesen kolossalen Dampfhammer H = 2m, wobei mit
                              									Rücksicht auf die Packethöhe die gesammte Hubhöhe 3m wird, so erhalten wir das Hammer- oder Bärgewicht G = 78125k.
                           Ist hingegen für eine bestimmte, auszuführende Formänderung die bei Anwendung ruhigen
                              									Druckes (langsamer Formänderung) erforderliche Arbeitsgröſse bekannt und sind die
                              									Angaben so geartet, daſs man die reine Nutzarbeit vor sich hat, so muſs man die
                              									lebendige Kraft des Hammers etwa 1½ bis 2mal so groſs nehmen, um annähernd dieselbe
                              									Formänderung zu erzielen. Als lebendige Kraft des Hammers ist bei Dampfhämmern und
                              									Schlagwerken das thatsächlich active Hammergewicht mal der Hubhöhe in Rechnung zu
                              									stellen und hat man unter diesem Gewichte das Bruttogewicht weniger den Reibungen zu
                              									verstehen und unter Hubhöhe die Entfernung der unteren Fläche (Schlagfläche) des
                              									gehobenen Hammers von der Oberfläche des Arbeitstückes. Sehr wesentlich ist es auch,
                              									daſs die Führung des Hammers lang genug ist und daſs keine seitlichen Schwankungen
                              									auftreten, wie solche bei Schlagwerken in Folge der Auslaſsvorrichtungen gern
                              									auftreten und den Effect sehr herabmindern. Die oben gegebenen Zahlen 1,5 bis 2 sind
                              										natürlich nur
                              									Näherungszahlen und auch nur für jene Materialien gültig, welche bei langsamen und
                              									raschen Formänderungen in der Hauptsache dasselbe Verhalten aufweisen.Es gibt Körper, welche sich Stöſsen entgegen sehr elastisch, bei langsamer
                                    											Beanspruchung sehr bildsam erweisen, wie erweichte
                                       												Guttapercha (vgl. Kick: Das Gesetz der
                                       												proportionalen Widerstände, Leipzig 1885 S. 95). Ferner gibt es
                                    											Harze, welche bei rascher Inanspruchnahme spröde, bei sehr langsamer bildsam
                                    											sind (vgl. Centralblatt der Bauverwaltung, 1884
                                    											S. 472). Viele Schlagversuche, welche Referent ausführte, haben
                              									gezeigt, daſs die Schlagleistung, d.h. eine durch einen Schlag erzielbare
                              									Formänderung, unter sonst gleichen Verhältnissen, wesentlich mir abhängig ist von dem Werthe des Productes aus
                                 										activem Sammergewichte mal Hubhöhe, also von der Gröſse A = G × H, daſs aber der Werth der beiden Factoren
                              									ziemlich bedeutend wechseln kann. Man erzielt dieselbe Formänderung bei 0m,3 Fallhöhe, wie bei 3m Fallhöhe, wenn nur die Gewichte im verkehrten
                              									Verhältnisse sich ändern derart, daſs das Product G × H
                              									den gleichen Werth behält. Diese bei Kupfer, Blei, Guſseisen und Stein festgestellte
                              									Thatsache ist wichtig; denn sie zeigt, daſs ziemlich
                              									bedeutende Aenderungen in der Geschwindigkeit der Formänderung ohne wesentlichen
                              									Einfluſs auf die Arbeitsgröſse sind, welche zu dieser Formänderung verbraucht wird,
                              									daſs also die Verhältnisse vom „Widerstand im Mittel“ hier keine Geltung haben.
                           Die oben angegebene Verhältniſszahl 1,5 bis 2, welche die Gröſse der zu sehr
                              									schneller Formänderung (durch Stoſs) erforderlichen Arbeitsgröſse im Vergleiche zu
                              									der als Einheit angenommenen Arbeit bei langsamer Deformation als 1,5 bis 2 mal
                              									gröſser erscheinen läſst, kann somit nur als vorläufige Näherungszahl gelten.
                           Bei der Benutzung von Hämmern bezieh. Schlagwerken läſst sich wohl die lebendige
                              									Kraft des Hammers leicht ermitteln, denn sie ist das Product aus activem Gewicht mal
                              									der Hubhöhe; es ist aber sehr schwierig, jene Arbeitsgröſse zu bestimmen, welche bei
                              									erfolgendem Sehlage in die Unterlage (Amboſs) übergeht und oft weit reichende
                              									Erschütterungen verursacht. Um diesen Arbeitsverlust zu ermitteln, muſs der Amboſs
                              									beweglich gemacht werden und kann dies entweder dadurch geschehen, daſs man
                              									denselben von einer Feder tragen läſst, oder dadurch, daſs man sich eines
                              									ballistischen Schlagwerkes bedient. Wählt man den ersten Weg, so ermittelt man die
                              									auf den Amboſs und seine Unterstützung übertragene Arbeit dadurch, daſs man auf
                              									denselben Schläge bekannter lebendiger Kraft führt und für diese die Deformation der
                              									Tragfeder bestimmt.Vgl. Hans Höfer: Die Häuerleistung bei der
                                       												Bohrarbeit in der Oesterreichischen
                                       												Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1884 S. 603 bezieh. D. p. J. 1885 255 * 341. Wählt man
                              									ein ballistisches Schlagwerk, bei welchem sowohl die
                              									dem Hammer entsprechende Masse, als jene, welche den Amboſs vertritt, aufgehängt
                              									sind und eine dem Pendel ähnliche Belegung ausführen können, dann bestimmt sich die
                              									auf den Amboſs übertragene Arbeitsgröſse aus dem Ausschlage desselben. Die Art der
                              										Aufhängung der
                              									Schlagklötze des ballistischen Schlagwerkes ist aus dem Schema Fig. 2 und 3 zu
                              									ersehen. In Folge der eigenartigen Aufhängung bleiben die Schlagflächen stets
                              									lothrecht und zu einander parallel und finden Abweichungen hiervon nur durch
                              									ungleiche Dehnungen der Schnüre statt.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 257, S. 266
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 257, S. 266
                              
                           Referent experimentirte mit einem ballistischen Schlagwerke und zwar mit drei
                              									verschieden schweren Schlagklötzen.Vgl. Kick: Das Gesetz der proportionalen
                                       												Widerstände, (Leipzig 1885) S. 101. Die Länge l der Schnüre betrug 3m,65, später 3m,62, das Gewicht des als
                              									Amboſs wirkenden Schlagklotzes 103k,69, das
                              									Gewicht der als Hämmer wirkenden Schlagklötze 52k,34 und 23k,42.
                           Der kleinere Schlagklotz (Hammer) wurde auf eine bestimmte Höhe h (Fig. 2) gehoben und
                              									die Hubhöhe unmittelbar von einer nivellirten Latte bestimmt; hierauf wurde die
                              									Schnur s abgebrannt, es fiel oder pendelte der Hammer
                              									gegen den Amboſs A. War an der Schlagfläche desselben
                              									das zu bearbeitende Stück leicht befestigt, so erfolgte die Formänderung desselben
                              									durch den Stoſs. Durch die während der auſserordentlich kurzen Dauer des Stoſses
                              									vorhandenen groſsen Pressungen wurde der Amboſs aus seiner Ruhelage gebracht, er
                              									pendelte zurück und durch Messung des Ausschlages (Amplitude) lieſs sich die Hubhöhe
                              									desselben, mithin auch die in den Amboſs übergegangene Arbeitsgröſse ermitteln. Zog
                              									man dieselbe von der im Hammer vorhandenen Bruttoarbeit ab, so erhielt man die
                              									eigentlich zur Formänderung verbrauchte Arbeit.
                           In der bereits erwähnten Schrift Kick's, das Gesetz der
                              									proportionalen Widerstände, finden sich S. 108 bis 111 Versuchsdaten über, sehr
                              									genaue vergleichende Versuche, bei welchen als Probestücke Cylinder aus sehr homogenem Kupfer verwendet
                              									wurden. Es wurden in Vergleich gezogen: der auf der Festigkeitsmaschine von Prof.
                              										Gollner in Prag ermittelte Arbeitswiderstand bei Anwendung
                              									ruhigen Druckes, der Arbeitsaufwand mit einem gewöhnlichen Schlagwerke und jener,
                              									welcher am ballistischen Schlagwerke verbraucht wurde.
                           Der Vergleich der Ergebnisse mit dem ballistischen Schlagwerke vom Amboſsgewichte
                              										103k,69 und Hammergewichte 52k,34 mit den Endzahlen der Druckprobe ergab: Von
                              									der gesammten Schlagarbeit oder der lebendigen Kraft des Hammers wurden
                              									durchschnittlich 32 Proc. zum Hube des Ambosses verwendet. 68 Proc. scheinen zur
                              									Formänderung des Werkstückes verbraucht zu sein; doch in diesen 68 Proc. sind alle
                              									anderen, theilweise nicht bestimmbaren Arbeitsverluste enthalten. Nachdem die bei
                              									ruhigem Drucke aufzuwendende Arbeitsgröſse 46 Procent des Arbeitswerthes der Stöſse
                              									betrug, verbleiben nur 22 Procent der aufgewendeten Arbeit als scheinbar verloren;
                              									sie muſsten in den Viberationen der Massen des ballistischen Schlagwerkes und der
                              									Erwärmung des Werkstückes verbraucht worden sein.
                           Angenommen, es wäre dieser Verlust zur Gänze zur Erwärmung des Arbeitstückes
                              									verbraucht worden, so hätte die Temperatur des Kupferstückes nach einem Schlage um
                              									1,5° wachsen müssenS. 108 der Kick'schen Schrift finden sich in
                                    											einer Tabelle die Versuchsergebnisse von 8 auf dasselbe Arbeitstück mit dem
                                    											ballistischen Schlagwerke ausgeübten Schlägen. Die Summe der lebendigen
                                    											Kräfte des Hammers betrug 130mk,91 die vom
                                    											Ambosse aufgenommene Arbeit 42,07, die zur Formänderung verbrauchte Schlagarbeit 88mk,84 und die zu derselben Formänderung eines congruenten
                                    											Probestückes unter der Festigkeitsmaschine erforderliche Arbeitsgröſse 60mk,5. Die bei der schnellen Formänderung
                                    											durch Schläge vom Arbeitstücke scheinbar mehr erforderte Arbeitsgröſse
                                    											beträgt: 88,84 – 60,5 = 28mk,34; es
                                    											entfällt auf einen Schlag etwa 3mk,54. Der
                                    											Versuchskörper wog 40g,546. Die
                                    											specifische Wärme des Kupfers beträgt 0,0952; man erhält demnach t = (3,54 × 1000) : (624 × 40,546 × 0,0952) =
                                    											1,5°., welcher geringe Wärmezuwachs bereits schwer bestimmbar
                              									ist.
                           Diese Versuche ergaben, daſs eine doppelt so groſse
                              									lebendige Kraft des Hammers zur gleichen Formänderung erforderlich war, als bei
                              									Anwendung ruhigen Druckes nach den Angaben der Festigkeitsmaschine Arbeit verbraucht
                              									wurde. Hierbei betrug aber die Anzahl der Schläge acht
                              									und es ist nachgewiesen (vgl. S. 91 der erwähnten Kick'schen Schrift), daſs ein Schlag, dessen
                                 										Intensität gleich ist dem Arbeitswert he mehrerer schwächerer Schläge, eine
                                 										auffallend gröſsere Formänderung bringt, als die schwächeren Schläge
                              									zusammen genommen. So z.B. arbeiten doppelt so wuchtige Schläge 1,25 mal günstiger;
                              									demnach wäre bei Anwendung kräftigerer Schläge ein noch günstigeres Verhältniſs
                              									erzielbar gewesen.
                           Dem entsprachen auch später ausgeführte, hier zuerst veröffentlichte Druck- und
                              									Schlagversuche, welche mit sehr kleinen Kupfercylindern (Höhe 16mm,85, Durchmesser 12mm,5, Gewicht 18g,54) ausgeführt wurden.
                              									Die umstehende Fig. 4 zeigt in der Linie OM die Curve der Pressungen (1cm der Ordinaten entspricht 2000k, 1cm Abscisse
                              										der Zusammendrückung
                              									um 2mm), wie sie mittels der Festigkeitsmaschine
                              									erhalten wurde. Die für eine bestimmte Zusammendrückung, z.B. entsprechend der
                              									Abscisse Om, erforderliche Arbeitsgröſse ist
                              									proportional der Fläche 0-1-2-3-4-m-O. Andererseits
                              									wurden ebensolche Kupfercylinder sowohl unter dem gewöhnlichen Schlagwerke, als
                              									unter dem ballistischen Schlagwerke und zwar bei letzterem einerseits mit dem Hammer
                              									von 52k,34, andererseits von 23k,42 bei gleicher Bruttoschlagarbeit
                              									deformirt.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 257, S. 268
                              
                           Ein Schlag von 6k,7 Bärgewicht und 1m Hub brachte im gewöhnlichen Schlagwerke eine
                              									Höhenabnahme von 2mm hervor; die Schlagarbeit von
                              										6mk,7 ist über der Abscisse Oc, welche in der Figur
                                 										4 laut obiger Angabe die 5fache wirkliche Deformation darstellt, als das
                              									Rechteck Oabc verzeichnet. Man findet 6,7 : 0,002 =
                              										3350k und diesem Drucke entspricht die
                              									Ordinate O a. In ganz gleicher Weise stellen die
                              									Rechtecke cdef und fghi
                              									die Arbeitsgröſsen zweier weiterer Schläge von 6k,7 × 1m,8 = 12mk,06 vor, welche die Deformationen cf
                              									bezieh. fi hervorbrachten. Die schraffirten
                              									Flächenstücke sind eine bildliche Darstellung des
                                 										Mehrverbrauches an Arbeit bei Anwendung von Schlägen. Die Druckarbeit zur
                              									Stoſsarbeit verhält sich beiläufig wie 1 : 1,5.
                           Die vergleichenden Proben mit dem ballistischen
                                 										Schlagwerke wurden so vorgenommen, daſs der Hammer einen Hub erhielt,
                              									welcher auch einem G × H
                              									gleich 12mk,06 entsprach. Zudem wurden solche
                              									Cylinderchen (Tonnen) benutzt, welche sowohl congruent, als auch bereits unter dem
                              									gewöhnlichen Schlagwerke einem Schlage 6k,7 × 1m unterworfen waren und dabei genau die gleiche
                              									Formänderung zeigten. Die Versuche mit dem schwereren Hammer (Amboſsgewicht zu
                              									Hammergewicht etwa 2 : 1) ergaben bei gleicher Bruttoarbeit eine geringere FormänderungMit dem gewöhnlichen Schlagwerke wurde bereits bei Schlägen von G × H = 6,7 × 1,4
                                    											= 9mk,38 dasselbe Ergebniſs erzielt; es
                                    											entspricht dies 78 Procent der früheren Bruttoschlagarbeit., jene
                              									mit dem leichteren Hammer (Amboſsgewicht zu Hammergewicht etwa 4 : 1) die ganz
                              									gleiche Formänderung wie dieselbe bei der gleichen Bruttoschlagarbeit oder der
                              									gleichen lebendigen Kraft des Hammers am gewöhnlichen Schlagwerke erhalten wurde. Es ist
                              									der Schluſs erlaubt, daſs in den 4mal schwereren Amboſs am ballistischen Schlagwerke
                              									der gleiche Arbeitsantheil überging, welchen der feste Amboſs des gewöhnlichen
                              									Schlagwerkes aufnahm. Dieser Arbeitsantheil konnte am ballistischen Schlagwerke
                              									bestimmt werden und betrug etwa 20 Procent der Bruttoarbeit.Bei zwei auf einander folgenden gleichen Versuchen wurde gefunden, daſs bei
                                    											dem ersten Schlage, welchen das bereits mit dem Vorschlage von 6mk,7 im gewöhnlichen Schlagwerke
                                    											deformirte Stück mit 12mk,06 im
                                    											ballistischen Schlagwerke erhielt, 19 Proc. vom Ambosse aufgenommen wurden,
                                    											beim zweiten gleichen Schlage 20,12 Proc. bezieh. 20,0 Proc. Es ist dies
                                    											natürlich, weil nach jedem Schlage ein geringer Zuwachs an Sprödigkeit
                                    											eintritt, daher das härtere stuck mehr Arbeit an den Amboſs
                                    										überträgt. Man kann vielleicht hieraus erstens den Schluſs ziehen,
                              									daſs bei gewöhnlichen Schlagwerken etwa 20 Procent der lebendigen Kraft des Hammers
                              									vom Ambosse bei analogen Bearbeitungen aufgenommen werde und daſs das 4fache
                              									Hammergewicht als Amboſsgewicht hinreicht. Natürlich wird bei schwererem
                              									Amboſsgewicht dessen Unterlage (Fundirung) weniger beansprucht und deshalb wählt man
                              									gern in der Praxis Ambosse vom 10fachen Gewichte des Hammers.
                           Je härter das Material des bearbeiteten Körpers, um so mehr geht von der lebendigen
                              									Kraft des Hammers durch Uebertragung auf den Amboſs verloren; von einem constanten
                              									Verhältnisse der Nutzleistung zur lebendigen Kraft des Hammers kann daher keine Rede
                              									sein. Die obige Angabe von 20 Proc. Verlust hat daher nur den Sinn einer
                              									Näherungsangabe für die Bearbeitung ähnlicher Arbeitstücke unter einem Schlagwerke
                              									oder Hammer, dessen Amboſs festgestellt oder mindestens 4 mal so schwer ist als der
                              									Hammer.
                           Auch mag bemerkt werden, daſs beim ballistischen Schlagwerke in den Widerständen der
                              									Aufhängung und Verlusten beim Stoſse selbst, eine Fehlerquelle sich findet; erstere
                              									beträgt etwa 2,5 Proc. letztere lassen sich wohl schwer ermitteln. Beim gewöhnlichen
                              									Schlagwerke wird der Fehler in der Bestimmung des activen Gewichtes etwa 1 bis 1,5
                              									Proc. betragen; denn ganz scharf läſst sich der Einfluſs der Reibung nicht
                              									ermitteln.
                           Die Zeitdauer des Stoßes muſs bei den
                              									hierher gehörigen Schlagproben schon darum eine gröſsere sein, weil der
                              									Elasticitätsmodul der Materialien, welche einer Bearbeitung durch Stoſse, also
                              									zwischen Hammer und Amboſs, unterworfen werden, wesentlich kleiner ist. Dennoch ist
                              									auch hier die Schlagdauer eine sehr kurze, wenn kleine Stücke aus Metall zur
                              									Bearbeitung gelangen. Versuche des Referenten, welche mit einem
                              									Stimmgabel-Chronoskope ausgeführt wurden, zeigten bei kleinen Kupfercylindern keine
                              									verläſsliche Markirung der Zeit, weil dieselbe bereits unter 0,005 Secunden fiel,
                              									welche das Chronoskop noch angab.
                           Es läſst sich dies auch aus nachstehender Betrachtung leicht
                              									folgern: Man kann annehmen, daſs die Pressungen keinesfalls kleiner ausfallen, als
                              									dieselben bei ruhigem Drucke angewendet werden müssen. Nehmen wir nun einen
                              									Kupfercylinder von 18mm Höhe und Durchmesser,
                              									welcher bereits auf der Festigkeitsmaschine bis zum Drucke von 15000k
                              									deformirt wurde, und setzen wir denselben im ballistischen Schlagwerke mit dem
                              									Hammer vom Gewichte G = 52k,34 einem Schlage aus 0m,3 Fallhöhe
                              										(v = 2m,5) aus,
                              									so benöthigen wir zu weiterer Formänderung einer Pressung, welche gröſser als
                              										15000k ist. Da nun
                              										K\,t=M\,v=\frac{G}{g}\,v, so folgt
                              										t=\frac{G}{g\,K}\,v=\frac{52,34\,\times\,2,5}{9,8\,\times\,15000}=0,001
                              									Secunde, wenn K constant nur 15000k betrüge. Die Annahme dieser Rechnung K constant gleich 15000k ist so gemacht, daſs die Zeit zu groß
                              									erhalten wird; die Schlagdauer muſs in diesem Falle thatsächlich noch kleiner sein.
                              									Würde man bei einer Deformation um 2mm der Höhe
                              									annehmen, daſs innerhalb dieses Weges die Geschwindigkeit von v = 2m,5 gleichförmig
                              									bis zu Null abnimmt, so erhält man:
                           t=\frac{2\,s}{v}=\frac{2\,\times\,2}{2,5\,\times\,1000}=1/625
                              									Secunde,
                           also gleichfalls einen sehr kleinen Werth.
                           Aus all den Versuchen, welche Referent ausführte, scheint zu folgen, daſs bei vielen
                              									homogenen Materialien der Widerstand jedes Theilchens gegen Verschiebung unter
                              									übereinstimmenden Verhältnissen stets ein bestimmter ist und für gröſsere
                              									Geschwindigkeiten zur Beschleunigung des Theilchens zwar stärkere Kräfte
                              									erforderlich sind, deren Beschleunigungsarbeit schlieſslich als Wärme zum Ausdrucke
                              									kommt, daſs aber die hierzu thatsächlich verbrauchte Arbeit gegen die Gesammtarbeit
                              									zur Formänderung nur einen kleinen Theil ausmacht.
                           Kick.