| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 285 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								256 S. 506.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           L Lossier in Genf (* D. R. P. Nr. 31089 vom 19. März
                                 									1884) will Aluminium aus seinen natürlichen Silicaten
                                 										mittels Elektrolyse gewinnen. Zur Bildung des elektrolytischen Bades wird
                              									Fluoraluminium allein oder mit Alkalichloriden gemischt in einem Tiegel B (Fig. 7 Taf. 19)
                              									geschmolzen. Die aus Preſskohle oder Kokes hergestellte Anode A ist auf ihrer ganzen Länge mit Aluminiumsilicat a bedeckt, welches, in Teigform aufgelegt, gut
                              									ausgetrocknet worden ist. Unter dem Einflüsse des Stromes einer dynamo-elektrischen
                              									Maschine wird das Fluoraluminium zersetzt; das Aluminium scheidet sich in
                              									geschmolzenem Zustande an der Kathode C ab und bleibt
                              									angeblich an der Oberfläche des Bades. Das an der Anode ausgeschiedene Fluor soll
                              									mit dem vorhandenen Aluminiumsilicate und der Kohle Fluoraluminium bilden, welches
                              									im Bade bleibt, und Siliciumfluorid nebst Kohlenoxyd, welche durch den Kanal D entweichen. Ein Theil des durch den Strom zersetzten
                              									Aluminiumfluorids wird auf diese Weise wiederhergestellt. Da aber in bedeutender
                              									Menge Fluorsilicium gebildet wird, so muſs das verloren gegangene Fluor durch einen
                              									entsprechenden Zusatz von Fluoraluminium ersetzt werden, welches man von Zeit zu
                              									Zeit durch den Trichter t in die negative Zelle des
                              									Tiegels schüttet.
                           Die praktische Ausführbarkeit dieses Vorschlages dürfte doch wohl an den unangenehmen
                              									Eigenschaften des Fluors scheitern. Referent bezweifelt daher auch die Möglichkeit,
                              									aus Kryolith elektrolytisch Aluminium vortheilhaft zu gewinnen (vgl. F. Fischer 1882 246 30).
                           Zur Gewinnung von Aluminiumfluorid schmilzt Lossier ein
                              									Gemisch von
                              									Aluminiumsilicat und einer beliebigen Fluorverbindung (Kryolith, Fluſsspath o. dgl.)
                              									und gieſst die sehr flüssige Masse in Platten oder Klötzen, ähnlich wie die
                              									Schlacken der Hochöfen. Die so erhaltene Masse ist ein Gemisch von Aluminiumfluorid
                              									und von kieselsaurem Aluminium und Natron oder Kalk; dieselbe zerfällt von selbst
                              									beim Erkalten und kann mit Leichtigkeit in ein grobkörniges Pulver verwandelt
                              									werden. Das so erhaltene Pulver wird dann zu gleichen Theilen mit Kochsalz gemischt
                              									und das Ganze bei Rothglühhitze geschmolzen. Die flüssige Masse scheidet sich in
                              									zwei Theile, wovon der leichtere Theil sehr leichtflüssig ist und sowohl das Salz,
                              									als das Fluoraluminium enthält, während der andere Theil, hauptsächlich aus
                              									Natriumaluminiumsilicat oder Calciumaluminiumsilicat bestehend, glasig bleibt und
                              									sich am Boden des Tiegels absetzt. Man gieſst beide Theile des Inhaltes besonders
                              									und behandelt den ersten mit Wasser, um das Salz vom unlöslichen Aluminiumfluorid zu
                              									trennen.
                           Nach H. R. Cassel in London (D. R. P. Nr. 31105 vom 15.
                                 									März 1884) sollen Metalle und Erze, besonders solche,
                              									welche Gold enthalten, in Kochsalzlösungen elektrolytisch behandelt werden. Die gebildete Lösung
                              									von Chlorgold wird in passender Weise verwerthet. Um zu verhindern, daſs das Eisen
                              									von den sich bildenden Säuren ebenfalls gelöst wird, soll Kalk oder ein
                              									entsprechender Stoff zugesetzt werden, welcher die Säuren neutralisirt, aber nicht
                              									das Gold niederschlägt. Das gepulverte Erz wird in eine Trommel A (Fig. 11 Taf. 19)
                              									gebracht, deren Achse a einerseits mit dem positiven
                              									Pole einer Dynamomaschine, andererseits mit einer Anzahl Kohlenstäbe e verbunden ist. Die mit Kochsalzlösung gefüllte Kufe
                              										B enthält die Kathode C. Soll sich das Gold nicht auf derselben niederschlagen, so muſs die
                              									Trommel A mit porösem Thon o. dgl. umgeben werden.
                           Wiswell (Engineering and Mining
                                 										Journal, 1885 Bd. 39 * S. 430) läſst die in einem mit 4 Läufern versehenen
                              									Kollergange zerkleinerten und mit Quecksilber gemischten Erze über eine mit einer Elektricitätsquelle verbundene Kupferplatte
                              									flieſsen.
                           G. M. Westmann in Stockholm (* D. R. P. Nr. 31883 vom
                                 									25. Juli 1884) will zur Reduction von Zink- und
                                 										Eisenerzen einen Regenerativofen verwenden.
                              									Zur Gewinnung von Zink füllt man einen der drei Schachtöfen mit Steinen aus
                              									geröstetem Zinkerz und Kohlenpulver, zwei andere mit Kokes. In dem einen Ofen
                              									geschieht dann die Reduction des Erzes durch Gas, welches behufs Erhitzung zuvor
                              									durch einen von zwei abwechselnd zu benutzenden Regeneratoren getrieben wird,
                              									während inzwischen vom anderen Ofen die aus dem Reductionsofen entweichenden Gase
                              									regenerirt, d.h. mit Kohlenstoff wieder gesättigt werden. – Der hierfür
                              									vorgeschlagene Ofen ist ebenso wenig einfach, als der früher (1883 249 * 32) für
                              									gleichen Zweck angegebene.
                           Th. R. Jordan in London (* D. R. P. Nr. 32112 vom 3.
                                 									Februar 1884) beschreibt
                              									eine Anordnung zur Gewinnung von Gold und Silber aus
                              									den trockenen Erzen. Die im Brecher A (Fig. 8 und 9 Taf. 19) gröblich
                              									zerkleinerten Erze werden durch den Trichter a in die
                              									Pulverisirmaschine P übergeführt, in welcher sie
                              									trocken zu äuſserst feinem Pulver zerstoſsen – nicht
                              									zerrieben – werden sollen. Das Erzpulver wird mittels eines durch die Maschine P selbst erzeugten Luftstromes durch das Rohr B nach der Sammelkammer C
                              									geblasen. Das Rohr B ist mit einer zweckentsprechenden
                              									Vorrichtung zum Reguliren der Höhe versehen, bis zu welcher der Erzstaub behufs
                              									Sortirens nach der verschiedenen Dicke seiner Theilchen geblasen werden soll. Aus.
                              									der Kammer C führen Speisevorrichtungen D das Erzpulver in die Amalgamatoren E. Die hier an der Oberfläche des Quecksilbers sich
                              									anhäufenden leichten und tauben Theile werden mittels eines durch das Gebläse F erzeugten Luftstromes vom Quecksilber ab und nach den
                              									Concentratoren G geblasen, aus welchen sie in einer
                              									Grube H gesammelt und dann mittels eines Becherwerkes
                              										J in die Quecksilberabscheider K geschafft werden.
                           Zum Auffangen des Flugstaubes bringen E. Schlösser und A. Ernst
                              									in Hannover an die Abzugskanäle Kühlvorrichtungen an. Wie Fig. 6 und 10 Taf. 19 zeigen,
                              									besteht der Apparat aus einem Systeme abgestumpfter Hohlkegel e innerhalb des Rauchkanales, in deren Doppelwandung
                              									abgekühlte Chlormagnesiumlauge flieſst. Unterbrochen wird der Apparat durch
                              									Condensationskammern, welche am zweckmäſsigsten aus 3 bis 4mm starkem Eisenbleche hergestellt und mit I-Eisen
                              									versteift sind. Innerhalb einer jeden Kammer ist eine ebenfalls von kalten
                              									Flüssigkeiten durchflossene Rohrleitung n angebracht.
                              									Statt der doppelwandigen Hohlkegel werden auch mehrfach in einander gewundene
                              									Spiralrohre a (vgl. Fig. 10) in dem
                              									kegelförmig hergestellten Räume in Anwendung gebracht; dieselben bieten gegenüber
                              									den Hohlkegeln den Vortheil, daſs nicht, wie bei diesen, durch das Ablagern des
                              									Flugstaubes der untere Theil der Fläche in seiner abkühlenden Wirkung verloren geht.
                              									Unterhalb der Hohlkegel und Rohrleitungen sind vertiefte Räume angelegt, in welche
                              									sich der Flugstaub unbehindert lagern und, sobald diese gefüllt, leicht entfernt
                              									werden kann.
                           Die erwärmte Salzlösung der Kältemischung gelangt in eine Abdampfpfanne, um nach
                              									erfolgter Concentration und Abkühlung die wiedergewonnenen Krystalle von Neuem
                              									verwerthen zu können. Erhitzt wird die Pfanne durch eine kleine Feuerungsanlage,
                              									welche sich vor der Esse befindet und unter Umständen dazu dient, den nicht
                              									genügenden Zug, welcher durch die Abkühlung der Gase eine Beschränkung erleidet,
                              									wieder beleben zu können.
                           Statt der Kältemischung ist die Abkühlung der Rohre und Höhlkegel auf einfachere und
                              									billigere Weise durch kaltes Wasser zu erreichen, insofern solches in ausreichender
                              									Menge zur Verfügung steht. In diesem Falle muſs der Durchmesser der Röhren etwas
                              									gröſser sein als bei
                              									einer Kältemischung und für die Aufstellung mehrerer Kühlapparate hinter einander
                              									gesorgt werden.
                           Diese Vorrichtung soll auch dazu dienen, den Ruſs von Feuerungsanlagen niederzuschlagen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
