| Titel: | C. Preibisch's Oxydationsapparat zur Erzeugung von Anilinschwarz auf Geweben. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 288 | 
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                        C. Preibisch's Oxydationsapparat zur Erzeugung
                           								von Anilinschwarz auf Geweben.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        C. Preibisch's Oxydationsapparat für Anilinschwarz.
                        
                     
                        
                           Man kennt zur Zeit drei verschiedene Methoden der Anilinschwarzfärberei.
                           Bei der älteren, hauptsächlich beim Zeugdrucke angewendeten, erfolgt die Entwickelung des Schwarz in sogen.
                              									Oxydationsräumen, d. s. Kammern, in welchen die mit der Druckfarbe bedruckte Waare,
                              									nachdem in einem Trockenkasten die Druckfarbe sehr schnell aufgetrocknet worden ist,
                              									aufgehängt wird und die Oxydation nach bestimmten, durch den Grad der Trockenheit
                              									bezieh. der Feuchtigkeit geregelten Vorschriften vor sich geht. Dieses Verfahren in
                              									der sogen. „Hänge“ eignet sich jedoch nur zur Entwickelung von Mustern, kann
                              									aber nicht Anwendung finden, sobald man den Baumwollstoff im Grunde schwarz färben
                              										will; denn in diesem Falle bleiben überall da, wo das
                              									Gewebe nicht vollkommen gleichmäſsig gespannt der Luft ausgesetzt ist, in demselben
                              									lichtere Streifen, welche bei der weiteren Behandlung nicht mehr zu entfernen sind
                              									(vgl. 1883 248 84).
                           Man ist deshalb für diejenigen Fälle, wo es sich um die
                              									Herstellung eines schwarzen Grundes handelt, bald zu einem anderen zweiten Verfahren
                              									übergegangen, bei welchem das Schwarz in einem Dampfkasten entwickelt und die gebeizte Waare nur durch Dämpfen, ohne daſs
                              									dieselbe dabei einem Trocknen unterliegt, oxydirt wird (vgl. 1881 241 311. 1880 237 465. 1879
                              										234 421). Dieses durch Dämpfen erzielte Anilinschwarz
                              									steht indessen in Bezug auf Schönheit und Reinheit der Farbe dem durch Oxydation an
                              									der Luft erzeugten bedeutend nach.
                           Die dritte, jetzt fast allgemein zum Färben der Baumwollgarne im
                              									Strange sowohl, als in Ketten angewendete Methode beruht auf der Benutzung eines Metallsalzes, gewöhnlich chromsauren Kalis, als
                              									Vermittler der Oxydation bei dem Prozesse der Bildung des Anilinschwarz (vgl. 1884
                              										251 * 425. 1882 244 157).
                              									Dieses Verfahren ist aber zum Schwarzfärben von Geweben nicht verwendbar; denn
                              									abgesehen davon, daſs es sehr schwierig ist, hierbei gleichmäſsig gefärbte Waare zu
                              									erhalten, färbt dieses Anilinschwarz beim Reiben ab, da es nicht vollkommen auf der
                              									Faser haftet. Hieraus geht hervor, daſs das durch Oxydation erzeugte Schwarz,
                              									welches auch nicht im geringsten abfärbt, jedes andere Anilinschwarz in Bezug auf
                              									Güte bedeutend übertrifft.
                           Man ist deshalb in letzter Zeit auch beim Färben von Geweben
                              									wieder mehrfach auf das ursprüngliche Verfahren zurückgekommen. Wie aber erwähnt,
                              									ist hierbei nach der bisherigen Methode das Streifigwerden der Waare nicht zu
                              									vermeiden; dann knüpfen sich an dieses Arbeitsverfahren aber auch noch zwei weitere,
                              									sehr bedenkliche Uebelstände: Einmal ist das Arbeiten in den Oxydationskammern ein
                              									sehr beschwerliches, weil die hierselbst sich entwickelnden Chlor haltigen Gase
                              									äuſserst nachtheilig und gesundheitsschädlich auf die Arbeiter wirken, und dann
                              									erleiden die Gewebe, welche längere Zeit in dieser mit Chlor geschwängerten
                              									Atmosphäre hängen müssen, auch eine ziemlich starke Einbufse an ihrer
                              									Haltbarkeit.
                           Diese Mängel und Uebelstände sollen nun mit Hilfe des von C.
                                 										A. Preibisch in Reichenau bei Zittau (* D. R. P.
                              									Kl. 8 Nr. 32079 vom 17. December 1884) angegebenen Apparates beseitigt werden. Der
                              										Trocken- und
                              									Oxydationsprozeſs findet dabei in einem langen Kasten statt, durch welchen das mit
                              									der Beize getränkte Gewebe in durchweg gleichmäſsig gespanntem Zustande und auf
                              									langem, lothrecht auf- und absteigendem Wege hindurchgeführt wird. Das Innere des
                              									Apparates wird durch ein Heizrohrsystem auf einer bestimmten Temperatur (etwa 44 bis
                              									50°) erhalten und die sich entwickelnden Dämpfe und Gase werden auf der ganzen Länge
                              									des Kastens gleichmäſsig abgesaugt. Das Trocknen und Oxydiren der Beize findet in
                              									dem vorderen Theile des Kastens statt und strömt hierzu beständig frische Luft von
                              									etwa 25° von unten in diesen Theil des Kastens bezieh. zwischen den Gewebezug ein.
                              									Sobald die so getrocknete und oxydirte Waare in den hinteren, vollständig
                              									geschlossenen Theil des Apparates gelangt, beginnt sie sich zu färben. Am Ende des
                              									Kastens befinden sich zwischen dem Gewebezuge einige Wasserbehälter, welche dort für
                              									die oxydirte Waare eine feuchte Atmosphäre schaffen, was für den guten Ausfall des
                              									Schwarz von groſsem Vortheile ist. Die Waare verläſst alsdann den Kasten, wird über
                              									denselben hinweg nach vorn bis vor den Kasten geführt und dort abgelegt.
                           Der in Anwendung kommende, in Fig. 3 Taf. 19
                              									dargestellte Apparat besteht zweckmäſsig aus einem eisernen Gestelle, welches mit
                              									einer Holzwandung ausgekleidet, jedoch an den Längsseiten abwechselnd mit Fenstern
                              									und Thüren versehen ist, damit man den Gang des Prozesses beobachten bezieh. überall
                              									zu der Waare gelangen kann. Auf dem Boden befindet sich ein Heizrohrsystem H. Dicht über demselben ist eine Reihe loser Walzen F und unmittelbar unter der Decke, um den
                              									Walzendurchmesser zu ersteren versetzt, eine zweite Gruppe von Walzen E gelagert, welche letzteren auf ihren Zapfen an dem
                              									einen Ende auſserhalb des Kastens durchweg gleich groſse Kegelräder tragen, die
                              									durch eine mit entsprechend angeordneten Kegelrädern versehene angetriebene Welle
                              										D in gleichmäſsige Umdrehung versetzt werden.
                           Das mit der Beize durchtränkte Gewebe ist auf einen Haspel R aufgewickelt, welcher am vorderen Ende des Kastens in
                              									entsprechende Stützen gelegt wird. Durch einen in der Stirnwand des Kastens
                              									befindlichen Schlitz wird das Gewebe in den Kasten eingeführt und abwechselnd über
                              									die losen unteren und festen oberen Haspeln gezogen. In Folge der gleichmäſsigen
                              									Drehung sämmtlicher oberen Walzen E geht die Waare in
                              									gleichmäſsigem Gange und in durchweg gleich gespanntem Zustande auf und ab und wird
                              									durch das von der Welle D mitbetriebene Walzenpaar E1 aus dem Kasten
                              									gezogen.
                           Im Inneren des Kastens wird durch das Heizrohrsystem eine
                              									Temperatur von 44 bis 50° innegehalten. Damit nun das Trocknen der Waare bei dieser
                              									verhältniſsmäſsig niedrigen Temperatur möglichst rasch von statten geht, steht das
                              									Innere des Apparates mit zwei Saugern L in Verbindung,
                              									welche die Luft beständig abziehen. Das Nachströmen frischer Luft findet durch
                              									Oeffnungen J statt, welche im vorderen Theile des
                              									Kastens in den Seitenwandungen desselben am Boden angebracht sind. Um diese
                              									nachströmende Luft im Inneren möglichst gleichmäſsig zu vertheilen und unmittelbar
                              									an das Gewebe anzufächeln, sind in der Maschine noch mehrere Flügel G angeordnet. Da übrigens in dem Arbeitsraume, aus
                              									welchem die nachströmende Luft entnommen ist, die Temperatur stets auf etwa 25°
                              									erhalten wird, geht der Trockenprozeſs der Waare im Inneren der Maschine sehr rasch
                              									von statten. Um nun die Chlor haltigen Gase, welche während des Trocknens bei der
                              									durch den Luftstrom gleichzeitig bewirkten Oxydation der Beize entstehen und das
                              									Gewebe angreifen, wenn sie längere Zeit auf dasselbe einwirken, möglichst rasch aus
                              									dem Inneren des Apparates zu entfernen, sind von dem gemeinsamen Hauptsaugrohre N der beiden Sauger L
                              									zahlreiche Zweigrohre M abgezweigt und diese
                              									gleichmäſsig über die ganze Länge des Kastens an der Decke vertheilt.
                           
                           Sobald die Waare etwa ⅔ des
                              									Kastens durchzogen hat, ist sie vollständig trocken und die Oxydation der Beize vor
                              									sich gegangen, so daſs die Waare sich nun zu färben beginnt. Da es erfahrungsgemäſs
                              									für den guten Ausfall des Schwarz von Bedeutung ist, daſs die Farbenentwickelung in
                              									einer feuchten Luft stattfindet, so ist dieses Ende des Apparates zunächst am
                              									unteren Rande vollständig geschlossen, so daſs hier keine Luft mehr eindringen kann,
                              									und dann sind mehrere Behälter K mit Wasser angeordnet,
                              									durch dessen Verdunstung ein hinreichender Feuchtigkeitsgrad herbeigeführt wird.
                           Die Waare tritt schlieſslich am oberen Ende aus dem Apparate
                              									heraus und wird nun über Führungswalzen über den ganzen Apparat hinweg nach vorn
                              									geleitet, wobei sie wieder vollständig trocknet und abkühlt, um hier in geeigneter
                              									Weise abgelegt zu werden.
                           Um den Apparat mit gleich gutem Erfolge sowohl für dickere, als
                              									auch für leichtere Waare benutzen zu können, ist ein Vorgelege mit Stufenscheiben
                              									angebracht, so daſs der Gang des Gewebes entsprechend verlangsamt oder beschleunigt
                              									werden kann. Die Breite des Apparates ist für doppelt liegende Waare bemessen und
                              									kann schmale Waare gleichzeitig in zwei Stücken durchgenommen werden. Der Apparat
                              									wird sowohl zum Färben von Baumwollgeweben, als auch von halbwollenen Stoffen
                              									benutzt und sollen auch Versuche mit halbseidener Waare befriedigend ausgefallen
                              									sein.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
