| Titel: | Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u. dgl. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 319 | 
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                        Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u.
                           								dgl.
                        Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 22.
                        Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u. dgl.
                        
                     
                        
                           Die früher (1884 253 * 126. 254
                              									* 205) beschriebenen Apparate, in Welchen die zu färbenden, zu bleichenden oder zu
                              									waschenden Faserstoffe in zusammengepreſster oder gespannter Lage dem kreisenden
                              									Flüssigkeitsstrome ausgesetzt werden, haben sich rasch in die Praxis eingeführt und
                              									weitere Ausbildungen erfahren.
                           Zur Erleichterung des Ein- und Auspackens der zu
                              									behandelnden Stoffe hat Jul. Otto Obermaier in
                              									Lambrecht (* D. R. P. Nr. 29345 vom 11. März 1884) seinen Apparat (vgl. 1884 253 *
                              									126) in die Form Fig. 1 und 2 Taf. 22 gebracht, wie
                              									sie besonders zum Färben von Kammzug und loser Wolle in Verwendung kommt. Ein cylindrischer
                              									Kessel N ist durch einen doppelten Siebboden A und C in drei Räume
                              									getheilt. Der mittlere kleinste Raum B erhält einen Rohransatz n, welcher zugleich einen der Zapfen bildet, mit
                              									welchen der Kessel drehbar in einem Gestelle gelagert ist. In die äuſseren Räume R und P werden auf die
                              									Siebböden die zu färbenden Stoffe gepackt und dieselben durch gelochte Deckel E mittels Schrauben fest zusammengedrückt. Beim Färben
                              									von Kammzug werden die einzelnen Spulen in Töpfe K
                              									gelegt und ebenso zusammengepreſst und mehrere solcher Töpfe neben einander in der
                              									in Fig. 2
                              									angedeuteten Weise auf dem Siebboden C befestigt, wozu
                              									derselbe gleich entsprechend eingerichtet, d.h. nur an den von den Töpfen bedeckten
                              									Stellen durchlocht ist. Die Farbflüssigkeit wird, nun durch eine Pumpe in dem hohlen
                              									Gestelle a und durch den Rohransatz n in den Mittelraum B des
                              									cylindrischen Kessels gepreſst und muſs von hier aus ihren Weg durch die Siebböden
                              									und die zusammengedrückten Fasern nehmen, bis sie nach Durchdringung der Siebdeckel
                              									in ihren Behälter zurückflieſst, um denselben Weg immer wiederholt zu machen. Beim
                              									Ein- und Auspacken ist der Kessel leicht durch Drehung in eine entsprechende Lage zu
                              									bringen.
                           Ein zweiter von Obermaier angegebener Apparat Fig. 3 Taf. 22
                              									mit einem feststehenden Kessel hat nur einen Raum zur Aufnahme der Waare; doch gestattet
                              									derselbe der Farbflüssigkeit, einen Weg nach zweierlei Richtungen zu nehmen, was für
                              									ein gründliches und gleichmäſsiges Durchfärben nur vortheilhaft sein kann. Der mit
                              									dem Siebboden F und dem die Stoffe zusammendrückenden
                              									Siebdeckel E versehene, oben und unten geschlossene
                              									Kessel N erhält an der einen Seite und in den beiden
                              									Deckeln Rohransätze a, b und d. Wird der obere Ansatz b verschlossen und
                              									die Farbflüssigkeit durch d in den Kessel gepreſst, so
                              									nimmt dieselbe ihren Weg durch die Stoffe in der Richtung der ausgezogenen Pfeile.
                              									Schlieſst man dagegen die Zuleitung d und drückt die
                              									Flüssigkeit in dem Rohransatze a in den Kessel, so
                              									nimmt sie bei geöffnetem Ansätze b ihren Weg in der
                              									Richtung der punktirt angegebenen Pfeile.
                           An seiner Schleudermaschine zum Bleichen und Färben hat
                              										Osw. Fischer in Göppersdorf (* D. R. P. Nr. 29702
                                 									vom 5. Juli 1884) eine verbesserte Einrichtung zur Einführung der Flüssigkeiten angebracht. Während bisher die Farb- oder
                              									Bleichflüssigkeit im Inneren des Schleuderkessels durch ein doppeltes Siebrohr
                              									ausströmte, ist jetzt ein doppeltes geschlitztes Rohr vorhanden. Die kleinen Löcher
                              									des Siebrohres verstopften sich sehr leicht und ergaben dann eine ungleiche
                              									Vertheilung der Flüssigkeit. Die Eintheilung des Schleuderkessels durch Siebwände
                              									ist wieder aufgegeben und nur, wie aus Fig. 9 und 10 Taf. 22 hervorgeht,
                              									das innere concentrische Sieb A beibehalten. In
                              									dasselbe reichen die zwei zusammen aus einer Zuleitung gespeisten Rohre D, welche beide einen durch Ausbiegen der Wandung
                              									zugeschärften Schlitz besitzen, durch den die Flüssigkeit in der ganzen Höhe
                              									gleichmäſsig austritt. Zum Reinigen der Schlitze sind kleine, an den Stangen E befestigte Schieber m
                              									vorhanden und kann
                              									dadurch ein Ausstoſsen von Schmutz aus den Schlitzen auch während des Betriebes der
                              									Maschine stattfinden. Weiter sind die Rohre D unten
                              									durch mit Löchern versehene Muttern verschlossen, so daſs sich am Boden der Rohre
                              									nicht so gut Schmutz ansetzen kann, oder solcher sich doch leicht durch Abschrauben
                              									der Muttern entfernen läſst.
                           Weiterhin hat Osw. Fischer (vgl. * D. R. P. Nr. 31755
                              									vom 6. December 1884) eine zur gleichmäſsigen Durchführung der Flüssigkeiten
                              									nothwendige besondere Befestigung des inneren Siebcylinders
                                 										A angegeben. Wird dieser Siebcylinder durch wagerechte Reifen gestützt, so
                              									entstehen diesen entsprechende Streifen in den behandelten Stoffen. Der
                              									Siebcylinder, zu welchem am besten feines Drahtgewebe zu nehmen ist, wird daher von
                              									senkrechten oder noch besser schrägen Streben b von
                              									dreieckigem Querschnitte gestützt, die oben und unten mit ihren Enden an
                              									durchlochten Winkeleisen reifen befestigt sind. Die Construction gestattet auch ein
                              									leichtes Herausnehmen des ganzen Siebcylinders A zu
                              									seiner Reinigung oder beim Einpacken der Waare.
                           Osw. Fischer benutzt die so eingerichteten
                              									Schleudermaschinen hauptsächlich zum Bleichen und Bläuen von
                                 										Kötzern (Cops) und erzielt dabei ein gutes
                              									gleichmäſsiges Product. Von Wichtigkeit bei der Benutzung der Schleudertrommel zum
                              									Bleichen und Färben ist noch, wie sich herausgestellt hat, daſs man dieselbe
                              									abwechselnd nach rechts und links umlaufen läſst.
                           Zur Ausführung des Rümmelin'schen Verfahrens zum Färben von Bändern und Gespinnsten aus Wolle hat J. Stolz in Roubaix (Erl. * D. R. P. Nr. 29089 vom 26.
                              									Oktober 1883, abhängig von Nr. 27149, vgl. 1884 253 *
                              									129) zwei neue Haspelconstructionen angegeben, um die Fasern in gespannter Lage
                              									durch die Farbflüssigkeit zu führen. Bei dem Haspel für
                                 										Garnsträhne (Fig. 7 Taf. 22) sind auf
                              									die an Scheiben S befestigten Stäbe R Klauen k geschoben, um
                              									die Stäbe a zu fassen, um welche die Garnsträhne
                              									geschlungen werden. – Beim zweiten Haspel Fig. 8 Taf. 22 wird das
                              										Band oder Gespinnst auf die an den Stäben R sitzenden Stangen K
                              									gewickelt und werden dann immer neue Stäbe mit Stangen K1 eingeschoben oder Stangen K2 durch besondere
                              									Halter mit den Stäben R verbunden. Die Aufwickelung
                              									wird fortlaufend um die neuen Stäbe vorgenommen, bis das Band oder Gespinnst ganz
                              									aufgenommen ist, und zuletzt das Ende auf der letzten Stange befestigt. Bei beiden
                              									Haspeln haucht bloſs eine Scheibe S mit Speichen
                              									vorhanden zu sein und werden die Stäbe dann in der Mitte gefaſst.
                           Das von Farmer und Lalance angegebene Verfahren (vgl.
                              									1884 254 * 205) ist ähnlich bei einer von Pierron und Dehaître in Paris (* D. R. P. Nr. 28942 vom
                                 									6. März 1884) angegebenen Maschine zum Kochen und Entfetten
                                 										von Geweben und Kettengarn angewendet. Es sind ebenfalls Siebcylinder
                              									vorhanden, um welche das Gewebe geschlungen ist, und steht auch das Innere dieser
                              									Siebcylinder mit einer Pumpe in Verbindung, welche beständig die Flüssigkeit ansaugt; doch liegt das
                              									Gewebe nicht einfach um die Siebcylinder und bewegt sich mit diesen durch die
                              									Flüssigkeit, sondern das Gewebe wird ganz um einen
                              									Siebcylinder gewickelt, welcher eine längere Zeit in Ruhe in dem Färbe- oder
                              									Entfettungsbade verbleibt, wobei beständig ein Durchsaugen der Flüssigkeit
                              									stattfindet. Zur Zeitersparniſs sind, wie aus Fig. 4 und 5 Taf. 22 hervorgeht,
                              									mehrere Siebcylinder R1
                              									bis R6 sternförmig um
                              									ein gemeinschaftlich mit denselben in Verbindung stehendes, an die Saugleitung c der Pumpe angeschlossenes Rohr A in einer Kufe B
                              									angeordnet. Zwei dieser Siebcylinder stehen dabei immer auſserhalb der Flüssigkeit
                              									und sind dieselben durch in dem entsprechenden Rohrarme sitzende Ventile f (vgl. Fig. 6 Taf. 22), welche
                              									mittels der Handräder h zu bewegen sind, von dem
                              									gemeinschaftlichen Rohre A abgeschlossen. Auf den einen
                              									der auſser der Flüssigkeit befindlichen Siebcylinder B1 wird ein neues Gewebestück
                              									aufgewickelt, während von dem daneben befindlichen Siebcylinder R6 das von der
                              									Flüssigkeit in der Kufe B behandelte Gewebestück
                              									abgezogen wird, um zu weiterer Behandlung auf den entsprechenden freien Cylinder
                              									einer nächsten Kufe B1
                              									aufgewickelt zu werden, oder in die Waschmaschine zu gelangen. Nach Bewerkstelligung
                              									dieser beiden Arbeiten wird der ganze Stern mit den Siebcylindern durch Handhaben
                              										m um 60° weiter gedreht, so daſs nun auf den leer
                              									gewordenen Cylinder ein neues Gewebestück aufgewickelt werden kann, während man
                              									gleichzeitig das aus dem Farbbade getretene Gewebestück wieder abzieht. Diese
                              									Einrichtung gestattet, daſs an jeder Kufe beständig zwei Arbeiter mit dem Aufwickeln
                              									beschäftigt sind, und jedes Gewebestück wird dabei während der dadurch bedingten
                              									Dauer der Behandlung von dem kreisenden Flüssigkeitsstrome genügend durchdrungen.
                              									Zum Aufwickeln des Gewebes wird der betreffende Cylinder von der Transmission aus
                              									umgedreht, indem derselbe durch eine Kuppelung und Kegelräder mit der an den Kufen
                              									entlang liegenden Triebwelle p verbunden wird.
                           Die Umwickelung des ganzen Gewebestückes um einen Siebcylinder, durch welchen die
                              									Flüssigkeit angesaugt oder nach auſsen gepreſst wird, hat den Nachtheil, daſs die
                              									inneren Umwickelungen mehr von dem Flüssigkeitsstrome durchdrungen werden als die
                              									äuſseren, was eine ungleichmäſsige Durchfärbung oder Entfettung bedingt. Durch die
                              									zu treffende Anordnung zweier Kufen B und B1 hinter einander mit
                              									derselben Flüssigkeit kommt bei der beschriebenen Einrichtung das in der ersten Kufe
                              									auſsen gelegene Gewebeende in der zweiten nach innen, so daſs eine Vertauschung der
                              									inneren und äuſseren Umwickelungen stattfindet, durch welche der angegebene
                              									Nachtheil nahezu aufgehoben werden dürfte. (Vgl. 1879 234
                              									* 192. 1882 245 * 354. 1883 248 * 410.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
