| Titel: | Neue Theerfarbstoffe (Patentklasse 22). | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 323 | 
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                        Neue Theerfarbstoffe (Patentklasse
                           								22).
                        Neue Theerfarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Nach V. Meyer (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1770) gelang die Reindarstellung
                              									des salzsauren Thiophenins oder Amidothiophens und dessen
                              									Ueberführung in ein Phenol, C4H2S.OH.NO2; die
                              									groſse Zersetzbarkeit des Thiophenins erschwert aber die Reactionen. Eine
                              									eigentliche Diazotirung ist noch nicht gelungen, ebenso wenig die Darstellung von
                              									Verbindungen, welche den Aniliden entsprechen. Auch die Oxydation zu einer
                              									fuchsinartigen Verbindung bei Gegenwart von Paratoluidin gelingt nicht, während die
                              									Substanz ihre Neigung zur Bildung von schön rothvioletten, cantharidengrün glänzenden Farbstoffen in unerwarteter Weise bei Reactionen zur Geltung bringt, die
                              									beim Anilin keineswegs den Uebergang in die färbenden Reihen vermitteln. Mit
                              									Diazokörpern tritt das Thiophenin zu Azofarbstoffen
                              									zusammen.
                           Statt zur Trennung von β-Naphtylaminmonosulfosäuren das
                              									Natronsalz des durch Sulfurirung des β-Naphtylamins
                              									entstehenden Gemenges mit Spiritus auszuziehen, wird nach Dahl und Comp. in Barmen (D. R. P. Zusatz Nr. 32271 vom 28. Mai 1884, vgl.
                              									S. 33 d. Bd.) die Lösung des aus dem Gemenge der schwer löslichen Monosulfosäure des
                              										β-Naphtylamins dargestellten Kalksalzes so weit
                              									eingedampft, bis eine herausgenommene Probe beim Erkalten zu einem Breie erstarrt.
                              									Man läſst hierauf erkalten und trennt nach zweitägigem Stehen die gelöst gebliebenen
                              									Theile durch Filtriren und Abpressen vom Rückstande. Dieser besteht aus einem
                              									Gemenge der Kalksalze aller drei β-Naphtylaminmonosulfosäuren, enthält aber als Hauptbestandtheil die Säure I
                              									und den gröſsten Theil der vorhandenen Brönner'schen
                              									Säure II. Aus dem Filtrate scheiden sich beim Stehen noch Krystalle ab, welche
                              									wesentlich aus dem Kalksalze der Säure III nebst Säure I bestehen. Durch Einengen
                              									der Mutterlauge und Stehenlassen gewinnt man den gröſsten Theil der noch vorhandenen
                              									Stoffe, wesentlich das Kalksalz der Säure III. Die davon abgepreſste, tief braun
                              									gefärbte Mutterlauge enthält neben nicht ausgeschiedenen β-Naphtylaminsulfosäuren bedeutende Mengen von Verunreinigungen. Zur
                              									Gewinnung der β-Naphtylaminmonosulfosäuren setzt man zu
                              									dieser Mutterlauge Salzsäure, filtrirt die abgeschiedene Säure ab, wäscht mit kaltem
                              									Wasser, bis dasselbe nicht mehr braun gefärbt abläuft, neutralisirt den Rückstand
                              									mit Kreide und reinigt durch Krystallisation. Das so gewonnene Kalksalz wird mit der
                              									Krystallisation II vereinigt.
                           Eine 200k Kalksalz des Gemenges
                              									der Monosulfosäuren des β-Naphtylamins enthaltende
                              									Lösung wird z.B. auf etwa 300l eingedampft,
                              									erkalten gelassen, nach 2tägigem Stehen abfiltrirt und der Rückstand dann
                              									abgepreſst. Das Filtrat bleibt wieder 2 Tage stehen, worauf man die indessen
                              									abgeschiedenen Krystalle abfiltrirt, das Filtrat zu einem Breie eindampft, erkalten
                              									läſst und diesen nach etwa 24 Stunden abpreſst. Die nunmehr ablaufende, tiefbraun
                              									gefärbte Mutterlauge wird mit Salzsäure versetzt und von den ausgeschiedenen, schwer
                              									löslichen β-Naphtylaminmonosulfosäuren abfiltrirt.
                              									Diese werden mit kaltem Wasser gewaschen, bis dasselbe nicht mehr braun gefärbt
                              									abläuft, und hierauf stark gepreſst. Den Preſskuchen vertheilt man in kochendem
                              									Wasser, neutralisirt mit Kreide, filtrirt ab, dampft ein, läſst zur Krystallisation
                              									stehen und vereinigt die erhaltenen Krystalle mit der zweiten Krystallisation.
                           Zur Darstellung der einheitlichen Säuren kann man die erhaltenen
                              									Kalksalze in ihre Natronsalze umsetzen und diese mit Spiritus trennen.
                           
                           Nach Dahl und Comp. (D. R. P. Zusatz Nr. 32276 vom 14.
                              									November 1884) ist die β-Naphtylaminmonosulfosäure III,
                              									welche aus den nach den bisher bekannten Verfahren dargestellten Gemengen der β-Naphtylaminmonosulfosäuren gewonnen wird, durch
                              									braune, in heiſsem Alkohol lösliche Stoffe verunreinigt, welche den daraus
                              									dargestellten Azofarbstoffen einen trüben Ton verleihen. Um die Bildung dieser
                              									Verunreinigungen zu vermeiden, soll man schwefelsaures Naphtylamin in einer zur
                              									Erhaltung des flüssigen Zustandes hinreichenden Menge gewöhnlicher 66grädiger
                              									Schwefelsäure auflösen und es unter öfterem Umrühren 2 bis 3 Tage lang bei 15 bis
                              									20° stehen lassen, um es in Sulfosäure zu verwandeln.
                           Es werden 85k schwefelsaures β-Naphtylamin allmählich in 270k 66grädiger Schwefelsäure eingetragen und bei
                              									einer Temperatur von 15 bis 20° in einem wohl verschlossenen eisernen Rührkessel so
                              									lange gerührt, bis eine herausgenommene Probe sich in ammoniakalischem Wasser klar
                              									löst. Die Masse verdickt sich nach einiger Zeit, wird aber bei fortschreitender
                              									Sulfurirung wieder dünner und bildet schlieſslich einen asbestartig glänzenden,
                              									zähen Brei; es ist durchaus nöthig, daſs alle Theile durchgerührt werden, da sich
                              									anderenfalls Klumpen bilden, welche sich der Sulfurirung entziehen. Nach 48 bis
                              									70stündigem Rühren ist der Prozeſs beendigt. Das durch Alkohol ausgezogene
                              									Natronsalz der Säure III ist rein und dient zur Herstellung von Farbstoffen.
                           Nach Angabe der Farbwerke vormals Meister, Lucius und
                                    										Brüning in Höchst a. M. (D. R. P. Nr. 32277 vom 25. November 1884) geben
                              									die Acetondicarbonsäureester mit Aminen und Hydrozinen die Aether der Carbonsäuren
                              									von Oxychinaldinen und Oxychinizinen nach folgenden
                              									Gleichungen:
                           C9H14O5 + C6H5.NH2 =
                              										H2O + C2H5.OH + C13H13NO3.
                           C9H14O5 + C6H5.NH.NH2
                              									= H2O + C2H5.OH + C13H14N2O3.
                           Durch Verseifung dieser Aether mit Alkalien oder Säuren
                              									entstehen die freien Carbonsäuren:
                           C13H13NO3 + H2O = C2H5.OH +
                              										C11H9NO3.
                           C13H14N2O3 +
                              										H2O = C2H3.OH + C11H10N2O3.
                           Aus diesen Säuren läſst sich durch Hitze Kohlensäure abspalten und man erhält die
                              									Oxychinaldine bezieh. Oxychinizine, welche nach L.
                                 										Knorr (vgl. 1884 252 125) durch Einwirkung von
                              									Acetonmonocarbonsäureester (Acetessigäther) auf Amine bezieh. Hydrazine
                              									entstehen.
                           Zur Herstellung des Methyloxychinizincarbonsäureäthylesters werden z.B. gleiche Moleküle
                              									Acetondicarbonsäureäthylester und Phenylhydrazin im Wasserbade erhitzt. Es tritt
                              									Wasser und Alkohol aus und beim Erkalten erstarrt die Masse zu weiſsen Krystallen
                              									der Verbindung C13H14N2O3.
                              									Dieselbe schmilzt bei 85°, löst sich in kohlensauren Alkalien und in concentrirten
                              									Säuren. Beim Verseifen dieses Esters durch Kochen mit Alkalien oder mit Säuren
                              									entsteht eine Carbonsäure von der Zusammensetzung C11H10N2O3 unter Austritt von Aethylalkohol;
                              									dieselbe bildet farblose, bei 134° schmelzende Krystalle. Beim Erhitzen entweicht
                              									Kohlensäure und es entsteht Methyloxychinizin. Alle genannten Verbindungen färben
                              									sich mit Eisenchlorid braun.
                           
                           Beim Erhitzen des Methyloxychinizincarbonsäureäthylesters mit
                              									Jodmethyl und Methylalkohol entsteht der Dimethydoxychinizincarbonsäureäthylester,
                              									eine in farblosen Blättchen krystallisirende, bei 247° schmelzende Verbindung,
                              									welche in kaltem Wasser leicht löslich ist.
                           Die Verseifung zu Dimethyloxychinizincarbonsäure und zu
                              									Dimethyloxychinizin (Antipyrin) geschieht in ähnlicher Weise wie bei dem
                              									Methyloxychinizincarbonsäureathyläther.
                           In gleicher Weise wie Phenylhydrazin gibt Anilin mit
                              									Acetondicarbonsäureäthern beim Erhitzen gleicher Moleküle zunächst unter
                              									Wasseraustritt ein Condensationsproduct, welches durch weitere Behandlung mit einem
                              									Condensationsmittel, z.B. concentrirte Schwefelsäure, in ein Chinaldin-Abkömmling
                              									umgewandelt werden kann.
                           Durch oxydirende Mittel, wie Eisenchlorid, oder durch überschüssig
                              									angewendetes Hydrazin entstehen aus obigen Chinizincarbonsäureäthern
                              									Dichinizincarbonsaureäther, in den meisten Lösungsmitteln schwer lösliche,
                              									krystallisirte Verbindungen.
                           Entsprechend dem Phenylhydrazin reagiren unter Wasser- und
                              									Alkoholaustritt die von Toluidin, Xylidin, Cumidin, Naphtylamin und ihren alkylirten
                              									oder halogenisirten Substitutionsproducten (Chlor-, Brom-, Jod-, Methyl-,
                              									Aethylabkömmlingen) erhaltenen Hydrazine. Wie Anilin reagiren auch die genannten
                              									Amidoverbindungen ebenfalls auf Acetondicarbonsäureester und seine alkylirten oder
                              									halogenisirten Substitutionsproducte. Die Einwirkungsproducte sind substituirte
                              									Methyloxychinizine bezieh. Oxychinaldine; sie gleichen den oben beschriebenen
                              									Oxychinizinen bezieh. Chinaldinen im allgmeinen Verhalten, indem sie sowohl
                              									basische, als saure Eigenschaften zeigen und sich leicht methyliren lassen. An
                              									Stelle der Acetondicarbonsäureester können auch die freien Säuren bedingungsweise
                              									Verwendung finden.
                           Zur Darstellung von am Stickstoff alkylirten
                                 										Pseudostyrilen verwenden die Farbwerke in
                              									Höchst (D. R. P. Nr. 32280 vom 12. December 1884) die Ammoniumverbindungen von
                              									Metacarbonsäureäthern der Pyridin-bezieh. Chinolinbasen. Nach Versuchen von A. Hantzsch (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1019) gibt nämlich das
                              									Methylammoniumsalz des Collidindicarbonsäureäthers mit Alkalien ein Dehydrid:
                           C5(CH3)3(CO2C2H5)2N(CH3OH) + 2H2O = 2C2H5OH + C11H13O4N + H2O.
                           Das Dehydrid zerfällt beim Erwärmen mit concentrirter
                              									Schwefelsäure in Essigsäure, Kohlensäure und Methylpseudolutidostyril:
                           C11H13O4N + H2O = CH3.COOH + CO2 + C8H11ON.
                           Zur technischen Darstellung derartiger Pseudostyrile eignen sich wegen leichterer
                              									Additionsfähigkeit an die Halogenverbindungen der Alkoholradicale (Methyl, Aethyl
                              									u.s.w.) ausschlieſslich die Monocarbonsäureäther der Pyridin- und Chinolinbasen,
                              									sobald sie nur die CO.OC2H5-Gruppe in der Metastellung zum Stickstoffe enthalten.
                           Z.B. addirt sich 1 Mol. Jodmethyl zu 1 Mol.
                              									Phenyllutidinmonocarbonsaureäther sehr leicht zum Jodid einer Ammoniumbase:
                           C5H(CH3)2.C6H5.CO2C2H5.N + CH3J = C5H.(CH3)2.C6H5CO2C2H5.N.CH3J.
                           Durch Behandlung dieses Ammoniumsalzes mit Alkali entsteht ein
                              									Dehydrid mit der Zusammensetzung C15H15O2N. Letzteres
                              									zerfallt beim Erwärmen mit concentrirten Mineralsäuren in Essigsäure und das
                              									methylirte Pseudostyril des Phenylpicolins nach der Gleichung: C15H15O2N + H2O = CH3COOH + C13H13ON.
                           Um Phenyllutidinmonocarbonsäureäther aus
                              									Phenyllutidindicarbonsäureäther herzustellen kocht man dasselbe mit 1 Mol. KOH in
                              									alkoholischer Lösung mehrere Stunden, destillirt den Alkohol ab, versetzt mit
                              									Wasser, um den unveränderten Dicarbonsäureäther zu fällen und schlägt aus dem
                              									Filtrate durch Zusatz von 1 Mol. Salzsäure den sauren Aether C5(CH3)2COOC2H5.N.C6H5.COOH nieder, welcher bei der Destillation in CO2 und den Monocarbonsäureäther C5(CH3)2COOC2H5,N.C6H5.H. Derselbe bildet ein dickes Oel vom Siedepunkte
                              									315 bis 320°, bildet Salze und vereinigt sich schon bei 100° mit Jodmethyl
                              									vollständig, während sich der Dicarbonsäureäther überhaupt nicht mit Halogenalkylen
                              									verbindet.
                           An Stelle des Collidinmonocarbonsäureäthers oder des
                              									Phenyllutidinmonocarbonsäureäthers lassen sich alle übrigen Metacarbonsäureäther von
                              									Pyridin- und Chinolinbasen zur Darstellung entsprechender Pseudostyrile benutzen;
                              									z.B. der durch Condensation von o-Amidobenzaldehyd mit
                              									Acetessigäther dargestellte Lepidinmetacarbonsäureäther.
                           Nach ferneren Angaben der Farbwerke in Höchst (D. R. P.
                              									Nr. 32281 vom 13. December 1884, Zusatz zu Nr. 26428) entstehen alkylirte Pseudochinoxyle, d.h. Chinolinabkömmlinge,
                              									welche am Stickstoffe methylirt bezieh. äthylirt sind und in Parastellung zu diesem
                              									die CO-Gruppe besitzen, durch Einwirkung von Acetessigäther und dessen
                              									Substitutionsproducten auf secundäre aromatische Aminbasen nach folgender Gleichung:
                              										CH3.CO.CH2.COOC2H5
                              									+ C6H5NCH3H = H2O + C2H5OH + C11H11NO.
                           Methylanilin und Acetessigäther werden z.B. im Verhältnisse
                              									gleicher Moleküle auf 150°, am besten bei Luftabschluſs, erhitzt. Die
                              									Condensationsmasse wird mit concentrirter Schwefelsäure oder mit anderen
                              									condensirenden Mitteln (concentrirte Salzsäure, Phosphorsäure u. dgl.) einige Zeit
                              									kalt digerirt, dann mit Wasser verdünnt, mit Alkali übersättigt und unangegriffenes
                              									Methylanilin mit Wasserdampf abgetrieben. Aus der Mutterlauge krystallisirt dann der
                              									Körper C11H11NO in
                              									schönen Nadeln vom Schmelzpunkte 132°.
                           An Stelle des Methylanilins kann auch ein anderes Alkylanilin
                              									(Aethyl-, Propyl- u. dgl.) oder auch ein alkylirtes (methylirtes, äthylirtes u.s.w.)
                              									Toluidin, Xylidin oder Naphtylamin angewendet werden, ebenso an Stelle von
                              									Acetessigäther dessen Homologe und Substitutionsproducte.
                           Ewer und Pick in Berlin (D. R. P. Nr. 31936 vom 9. Mai
                                 									1884) erhalten gelbe bis braune Farbstoffe durch Einwirkung
                                 										von Harnstoffen auf aromatische Amine und tetraalkylirte
                                 										Diamidobenzophenone. Schmilzt man Harnstoff mit salzsaurem Dimethylamin und
                              									wasserfreiem Chlorzink zusammen, so färbt sich die Schmelze unter Bildung eines rein
                              									gelben Farbstoffes tief gelb. Aehnliche Farbstoffe bilden sich immer, wenn
                              									Cyansäure, Harnstoffe oder Abkömmlinge derselben mit aromatischen Aminen unter
                              									Bedingungen zusammentreffen, welche eine Condensation ermöglichen, namentlich aus
                              									Diphenylharnstoff und Salmiak, Harnstoff und Anilinchlorhydrat, Carbanilamid oder
                              									Monophenylharnstoff und Anilinchlorhydrat, Carbanil und Anilinchlorhydrat:
                           CO(NHC6H5)2 + NH4Cl = C(NH)(C6H4NH2)2HCl + H2O.
                           CO(NH2)2 + 2 C6H5NH2HCl = C(NH)(C6H4NH2)2HCl + NH4Cl + H2O.
                           CONH2.NH.C6H5 + 2C6H5NH2HCl = C(NC6H5)(C6H4NH2)2HCl + NH4Cl + H2O.
                           CO.N.C6H5 + 2 C6H5NH2HCl = C(NC6H5)(C6H4NH2)2HCl + H2O.
                           Wenn somit ein Harnstoff bezieh. Cyansäurerest mit dem
                              									salzsauren Salze eines aromatischen Amins oder ein aromatisch substituirter
                              									Harnstoff mit einem Ammoniaksalze unter geeigneten Condensationsbedingungen
                              									zusammenkommt, so findet eine Umwandlung der Carbonylgruppe (CO) in Carbimid (CNR)
                              									und eine molekulare Umlagerung statt, so daſs das Endproduct eine Bindung von 3
                              									Kohlenstoffatomen aufweist, welche mit der gleichzeitig vorhandenen Doppelbindung
                              									des einen Kohlenstoffatoms mit 1 Stickstoffatom für die Farbstoffnatur des Productes
                              									unerläſslich ist.
                           Auch die geschwefelten Abkömmlinge der Cyansäure bezieh. des
                              									Harnstoffes verhalten sich wie die Sauerstoff haltigen Verbindungen; doch erhält man
                              									bei Anwendung der geschwefelten Cyansäureabkömmlinge der fetten Reihe weniger glatte
                              									Ergebnisse, wie bei denen der aromatischen Reihe. Setzt man dem Reactionsgemische
                              									bei Anwendung geschwefelter Cyansäureabkömmlinge Metalloxyde (wie Bleioxyd, Zinkoxyd
                              									u. dgl.) zu, so verläuft der Prozeſs wie bei Sauerstoff haltigen
                              									Cyansäureabkömmlingen.
                           Farbstoffe derselben Klasse erhält man durch Einwirkung von
                              									Cyansäureabkömmlingen auf die tetraalkylirten Diamidobenzophenone. An Stelle eines
                              									aromatischen Amins oder eines tetraalkylirten Diamidobenzophenons kann man auch ein
                              									Gemisch von beiden anwenden im molekularen Verhältnisse von 2 : 1. Diese
                              									Bildungsweisen der Farbstoffe haben jedoch wegen des theureren Preises der
                              									tetraalkylirten Diamidobenzophenone gegenüber dem billigeren tertiären aromatischen
                              									Amine keinen Vorzug vor erstem Verfahren.
                           Als Cyansäure bezieh. Harnstoffverbindungen kommen in Betracht:
                              									Die Cyansäure, Isocyansäure, Cyanürsäure, sowie die Aether derselben, die Urethane,
                              									das Biuret und dessen Alkylabkömmlinge, der Harnstoff, Schwefelharnstoff und deren
                              									Aether, das Carbanilamid (Phenylharnstoff), das Sulfocarbanilamid
                              									(Phenylsulfoharnstoff), deren Aether und Homologe, in denen die Phenylgruppe durch
                              									einen anderen aromatischen Rest vertreten ist; Carbanilid (Diphenylharnstoff),
                              									Sulfocarbanilid (Diphenylsulfoharnstoff), deren Aether und Homologe; das Carbanil,
                              									das Sulfocarbanil und deren Homologe. Als aromatische Amine: Anilin, Toluidine,
                              									Xylidine, Cumidine, Naphtylamine und deren secundäre und tertiäre Methyl-, Athyl-
                              									und Amylsubstitutionsproducte. Als tetraalkylirte Diamidobenzophenone: Tetramethyl-,
                              									Dimethyldiäthyl-, Tetraäthyl-, Dimethyldiamyl-, Diäthyldiamyl- und
                              									Tetraamyldiamidobenzophenon.
                           Die Reaction findet auch ohne Anwendung von Condensationsmitteln,
                              									wenngleich schwieriger statt. Die Farbstoffbildung erfordert immer ein solches
                              									Verhältniſs des Reactionsgemisches, daſs Gelegenheit zur Bildung eines Salzes der
                              									Farbbase vorhanden ist. Als Condensationsmittel können Chlorzink, Chlormagnesium,
                              									Chlorcalcium, Chloraluminium und bei Verwendung der freien Basen Kaliumpyrosulfat,
                              									meta- und pyrophosphorsaure Salze, Phosphorchlorür, Phosphorchlorid,
                              									Phosphoroxychlorid, Siliciumchlorid, Siliciumfluorid, Borchlorid und Borfluorid
                              									verwendet werden.
                           Rein gelb färben die Farbstoffe aus
                              									einem Harnstoffe bezieh. einem Abkömmlinge desselben aus der fetten Reihe und einem
                              									tertiären Amin oder tetraalkylirten Diamidobenzophenon. Goldgelb färben die Farbstoffe aus einem orthotoluylirten, metaxylylirten
                              									oder cumylirten Harnstoffe und einem tertiären aromatischen Amin oder
                              									tetraalkylirten Diamidobenzophenon. Orangeröthlich
                              									färben die Farbstoffe aus einem phenylirten oder paratoluylirten Harnstoffe und
                              									einem tertiären aromatischen Amin oder tetraalkylirten Diamidobenzophenon. Braungelb färben die Farbstoffe aus einem α- oder β-naphtylirten
                              									Harnstoffe und einem tertiären aromatischen Amin oder tetraalkylirten
                              									Diamidobenzophenon.
                           Folgende Beispiele erläutern das Verfahren: 10k Orthotoluidinchlorhydrat, 2k,2 Harnstoff und 10k Chlorzink werden auf 180 bis 220° während 6 Stunden erhitzt. Die
                              									tiefgelbe Schmelze wird wie bekannt weiter behandelt. Der Farbstoff hat als solcher
                              									wenig technischen Werth; doch entstehen durch Einführung von Methyl-, Aethyl-,
                              									Phenyl- u. dgl. Gruppen sehr werthvolle goldgelbe bis
                              										braune Farbstoffe.
                           Oder 10k Aethylanilinchlorhydrat
                              									und 4k,2 Carbanilamid werden mit 10k Chlorzink 6 Stunden lang auf 180 bis 220°
                              									erhitzt, um einen rothorange Farbstoff zu erhalten.
                           Der braungelbe Farbstoff aus 10k
                              									Carbanilid, 8k,6 Naphthylamin und 10k Chlorzink hat als solcher wenig technischen
                              									Werth; doch sind die durch Einführung von Methyl-, Aethyl, Phenyl- u. dgl. Gruppen
                              									erzielten Abkömmlinge werthvoll.
                           10k Carbometaxylid, C6H3(CH3)2NCO, werden mit
                              										21k Dimethylanilinchlorhydrat und 12k Clorzink auf 180 bis 220° erhitzt. Der Farbstoff
                              									färbt goldgelb.
                              									20k Dimethylanilin werden mit trockenem Salzsäuregas
                              									gesättigt. In die auf 130° erhitzte Masse bringt man zunächst unter beständigem
                              									Umrühren 20k trockenes und fein gepulvertes
                              									Chlorzink und dann 5k trockenen und fein
                              									gepulverten Harnstoff ein. Unter langsamer Steigerung der Temperatur auf 170 bis
                              									180° läſst man die Schmelze schlieſslich noch 6 Stunden gehen. Nach dem Erkalten
                              									erstarrt die Schmelze zu einer klaren, tief bräunlichgelben Masse, dieselbe wird
                              									gepulvert und mit kaltem Wasser gewaschen. Alsdann zieht man den Rückstand mit
                              									siedendem Wasser aus, filtrirt und fällt das Filtrat mit Kochsalz. Der gefällte
                              									Farbstoff wird durch wiederholtes Lösen und Fällen oder durch Umkrystallisiren aus
                              									heiſsem Wasser gereinigt. Man erhält so ein gelbes Krystallpulver. Die wässerige
                              									Lösung des Farbstoffes ist rein gelb wie Pikrinsäurelösung und färbt Wolle, Seide
                              									und tannirte Baumwolle grünstichig gelb an.
                           Denselben Farbstoff erhält man, wenn 25k zweifachsalzsaures Tetramethylamidobenzophenon
                              									mit 20k Chlorzink und 4k,5 Harnstoff während 10 Stunden auf 160 bis 180°
                              									erhitzt werden.