| Titel: | Ueber elektrische Accumulatoren. (Patentklasse 21). | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 330 | 
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                        Ueber elektrische Accumulatoren. (Patentklasse
                           								21).
                        Ueber elektrische Accumulatoren.
                        
                     
                        
                           Die von einer Elektricitätsquelle in der Zeiteinheit zu erwartende Elektricitätsmenge
                              									ist bei einer gegebenen elektromotorischen Kraft abhängig von dem inneren
                              									Widerstände der Einrichtung. Man gibt daher bei der Construction eines galvanischen
                              									Elementes, wenn man es mit einem Elektrolyten von gegebener Leitungsfähigkeit zu
                              									thun hat, zweckmäſsig den Polplatten eine möglichst groſse Oberfläche. Bei den
                              									sogen, secundären Elementen ist eine solche groſse Oberfläche aber noch besonders
                              									wünschenswerth, weil, sobald der bei der Ladung elektrolytisch erzeugte Sauerstoff
                              									die Oberfläche der einen Elektrode, etwa eines Planté'schen Elementes, in Bleisuperoxyd verwandelt hat, dieses Superoxyd das
                              									tiefer liegende Blei von der weiteren Einwirkung des Sauerstoffes ausschliefst, eine
                              									ausgiebige Erzeugung von bei der Entladung zu verwerthendem Superoxyd also unmöglich
                              									macht. Deshalb haben denn auch die Erfinder, und zwar auf den verschiedensten Wegen,
                              									sich bemüht, den für seundäre Elemente zu verwendenden Elektroden eine möglichst
                              									groſse Oberfläche zu sichern.
                           Planté (1876 221 389. 1882
                              										244 201. 246 344)
                              									unterwarf Bleibänder, welche an sich bedeutende Oberfläche boten, dem zwar
                              									wirksamen, aber langwierigen, kostspieligen und selbst etwas fernliegenden Prozeſs
                              									des Formirens. Faure (1882 244 201) reducirte auf diese Bleibänder aufgetragene Mennige durch
                              									nascirenden Wasserstoff und erhielt so mit Bleischwamm bedeckte Elektroden, welche
                              									recht günstige Erfolge lieferten. Auf weitere Vorschläge zur Verbesserung der
                              									Accumulatoren möge einfach verwiesen werden.Vgl. Société générale d'Electricité (Procédés Jablochkoff) 1882 244 203. O. Schulze
                                    											1882 246 249. N. de
                                       												Kabath 1883 247 432. H. Müller 1883 248 *
                                    											454. Wiener Ausstellung 1883 250 261. 1884 252
                                    											152.
                           Die neueren Vorschläge, wie auch zum groſsen Theile die älteren, erstreben
                              									hauptsächlich eine Vergröſserung der Oberfläche der Elektroden und der damit zu
                              									erreichenden gröſseren Aufspeicherungsfähigkeit (vgl. W.
                                 										Dietrich 1885 256 560). Man verwendet
                              									Bleischrot, Dreh- und Feilspäne, Bleifolie, chemisch durch Zink oder Eisen in Form
                              									des sogen. Bleibaumes niedergeschlagenes Blei, endlich auch Bleimehl oder Staub.
                           Zur ökonomischen Herstellung dieses Bleimehles gieſst J. G.
                                    										Lorrain in Westminster-London (* D. R. P. Nr. 23086 vom 29. Oktober 1882)
                              									geschmolzenes Blei in ein hölzernes Gefäſs, bewegt dieses langsam, bis Anzeichen
                              									beginnender Erstarrung auftreten. Dann schlieſst er das Gefäſs mit einem Holzdeckel
                              									und schüttelt das Ganze möglichst stark. Das erzielte Bleimehl ist so fein, daſs
                              									glaubt vor den durch die Poren des Holzes dringenden kleinsten Stäubchen glaubt
                              									warnen zu sollen. Dieses Verfahren dürfte vor dem von G.
                                 										Grout, W. H.
                                 										Jones und R. Sennett in London (D. R. P. Nr.
                                 									21376 vom 5. Juli 1882) angegebenen den Vorzug haben, nach welchem geschmolzenes
                              									Blei mit pulverisirter Holzkohle umgerührt und im Augenblicke der Erstarrung
                              									zerrieben werden soll.
                           Lorrain verwendet den nach seiner Vorschrift
                              									hergestellten Bleistaub nun in amalgamirtem Zustande, indem er denselben in Formen
                              									einpreſst, welche bereits einen ebenfalls amalgamirten Ableitungsstreifen enthalten.
                              									Das Bleimehl soll nach der Pressung nicht nur vollkommen fest an dem
                              									Ableitungsstreifen haften, sondern auch seinerseits eine feste widerstandsfähige
                              									Masse bilden.
                           J. Pitkin in Clerkenwell (* D. R. P. Nr. 22198 vom 4.
                                 									Juli 1882) wählt für seinen Accumulator Bleifeile oder lockenförmige Drehspäne,
                              									welche er in schmale hölzerne Kästen füllt, die bereits einen mehrfach verzweigten
                              									Ableitungsstreifen enthalten. Damit die elektronische Flüssigkeit in ausgiebiger
                              									Weise zu dem Bleipräparate gelangen kann, andererseits dieses nicht aus den Kästen
                              									herausfällt, sind die Seitenwände der Kästen mit zahlreichen schräg nach innen
                              									gerichteten Löchern versehen, oder auch ganz aus einzelnen klappenförmig
                              									angeordneten Brettchen gebildet.
                           R. Volckmar in Paris (* D. R. P. Nr. 19928 vom 9.
                              									December 1881, vgl. 1883 250 262) versieht dicke
                              									Bleiplatten mit dicht neben einander liegenden Löchern, so daſs dieselben das
                              									Aussehen eines Gitters gewinnen. In diese zellenartigen Löcher bringt er alsdann
                              									fein zertheiltes Blei, also etwa das erwähnte Bleimehl, um es durch starken Druck in
                              									denselben zu befestigen. Gleichzeitig empfiehlt Volckmar Bleikästen, deren Seiten wände aus solchen gitterförmigen Platten
                              									bestehen, mit fein zertheiltem Blei zu füllen und dieses durch Pressung darin zu
                              									befestigen. Dies ist wohl bei dem Aufbaue der Faure-Sellon-Volckmar'schen Accumulatoren (1883 250 262) mit in Frage gekommen. Eine Beschreibung dieser in drei Gröſsen
                              									in den Handel gebrachten Apparate gibt E. Hospitalier
                              									im Portefeuille économique des machines, 1884 * S. 118,
                              									aus welcher hervorgeht, daſs die erwähnten Metallgitter nicht mit metallischem Blei,
                              									wie Volckmar dies in seiner Patentschrift ausdrücklich
                              									betont, gefüllt werden, sondern nach dem Vorgange von Faure mit Mennige. Die kleinste Form, „type de laboratoire“:, wiegt 8
                              									bis 10k, eine gröſsere Form, „type tramway“, 30k und die für
                              									Beleuchtungszwecke vorgesehene gröſste Form, „type éclairage“, 60k. Nach den
                              									Versuchen von Fichet, Hospitalier und Jousselin liefert der „type tramway“ für 1t 11,5 bis
                              									15,6 Stunden-Pferdestärken elektrischer Energie (1 cheval-heure = 75 × 3600 = 270000mk).
                           Auch L. Somzée in Brüssel (* D. R. P. Nr. 22781 vom 31.
                                 									Januar 1882) stellt in verschiedener Weise gitterförmige Körper her, in deren
                              									Zwischenräumen die oxydirte Masse ohne hemmende Scheidewände gebildet wird; die so
                              									hergestellten Elektroden sind sehr leicht, bieten jedoch sehr zahlreiche
                              									Berührungsflächen. Ein späterer Vorschlag (* D. R. P. Nr. 22263 vom 25. April 1882)
                              									bezieht sich auf die Verwendung gut leitender Metalle (z.B. Eisen-, Kupfer-,
                              									Bronzeplatten) als Elektroden und wenig widerstehender Stoffe (z.B. salinisches
                              									Manganoxyd, Manganhyperoxyd) als reagirende Elektricitätserzeuger.
                           Bleifolie oder durch Zink aus einer Bleisalzlösung in fein zertheiltem Zustande
                              									gefälltes Blei benutzt die Société universelle
                                    										d'Electricité, Tommasi in Paris (* D. R. P. Nr. 18738 vom 17. Juli 1881).
                              									Die Elektroden sind aus Blei gegossene Fachständer (Etageren), deren einzelne schräg
                              									nach der senkreckten Rückwand gerichtete Fächer mit Schichten von Bleifolie oder
                              									fein zertheiltem Blei gefüllt werden. Durch die schräge Stellung der Fächer wird ein
                              									Wegfallen etwa abblätternden Bleisuperoxydes wirksam verhindert. Bemerkenswerth ist
                              									noch in zweiter Vorschlag, dessen Prinzip hier zum ersten Male auftaucht. Es werden
                              									nämlich Elektroden – und Tommasi empfiehlt auch hier
                              									die obige Fächerform – aus einer Legirung von Blei und Zinn gegossen und das Zinn
                              									dann auf chemischem oder elektrolytischem Wege entfernt; es bleibt ein Körper übrig,
                              									welcher neben vorzüglicher Porosität auch gewiſs, wenn nicht zu wenig Blei genommen
                              									wurde, vortreffliche Haltbarkeit besitzt.
                           R. Crompton, D. Fitz-Gerald, Ch. Biggs und W. Beaumont in London (* D. R. P. Nr. 22816 vom 3. Juni
                                 									1882) machen ebenfalls den Vorschlag, Bleilegirungen zur Herstellung der Elektroden
                              									zu verwenden. Da Zinn bereits vergriffen war, nahm man seine Zuflucht zu Zink,
                              									Antimon und Wismuth.Die Bemerkung in der Patentschrift, Zinn sei absichtlich als Legirungsmittel
                                    											nicht verwendet worden, weil sich herausgestellt habe, daſs dieses Metall
                                    											schwer aus der Legirung zu entfernen sei und später beim Gebrauche der
                                    											Elektroden durch Niederschläge schädliche Nebenschlieſsungen verursache,
                                    											darf man wohl als eine unbegründete Einwendung gegen das Patent von Tommasi ansehen.
                           Nach weiteren Vorschlägen sollen Bleiplatten galvanoplastisch mit einem
                              									Kupferniederschlage versehen und dann in einem elektrolytischen Bade einer
                              									stellenweisen galvanischen Wirkung ausgesetzt werden; dabei erleidet die Bleiplatte
                              									eine erhebliche Corrosion, so daſs sie eine bedeutend gröſsere Oberfläche gewinnt.
                              									Auch wird eine Vergrößerung der dem nascirenden Sauerstoffe zu bietenden Oberfläche
                              									durch Punktiren und Durchlochen dünner Bleiplatten Mittels einer mit vielen Nadeln
                              									versehenen Maschine empfohlen.
                           Eine besondere Stellung nimmt der Accumulator von S.
                                    										Cohné in London (* D. R. P. Nr. 21304 vom 21. Juni 1882) ein, welcher
                              									Bleiplatten einseitig mit einer Paste von Quecksilbersulfid (HgS) oder
                              									Quecksilbersulfat (Hg2SO4) bedeckt und die durchlöcherte Platte dann kastenförmig zusammen biegt,
                              									so daſs die Paste auf der Innenseite liegt und von dem Elektrolyten nicht abgelöst
                              									Werden kann. Ueber den chemischen Vorgang bei der Ladung bemerkt Cohné:
                              									„Sobald der elektrische Strom eintritt, wird Wasserstoff entbunden, welcher in
                                 										dem Maſse seines Freiwerdens Quecksilbersulfid reducirt und die Oberfläche der
                                 										Bleiplatte auf solche Weise mit einer Schicht metallischen Quecksilbers bedeckt;
                                 										die Wirkungen der Polarisation treten ein und jede örtliche Wirkung
                                 										verschwindet, denn das gebildete Amalgam zersetzt, ohne das Blei anzugreifen,
                                 										Wasser.“
                           In ähnlicher Weise wie O. Schulze (* D. R. P. Nr. 21454
                              									vom 21. Juni 1882. vgl. 1882 246 249) sucht J. W. Swan in Newcastle (D. R. P. Nr. 20523 vom 1. März
                                 									1882) die zur Geltung kommende Oberfläche einer Bleiplatte zu vergröſsern. Er
                              									unterwirft die Platte dem Prozesse, welcher bei der Darstellung von Bleiweiſs zur
                              									Anwendung kommt, indem sie der vereinten Wirkung von Essigsäure, Kohlensäure und
                              									atmosphärischer Luft ausgesetzt wird. Die Platte überzieht sich dabei mit einer
                              									Kruste von Bleicarbonat, welches dann, wieder reducirt, eine vortrefflich poröse,
                              									der Einwirkung des Sauerstoffes bedeutend zugängliche Schicht bildet.
                           G. Fournier in Paris (D. R. P. Nr. 20637 vom 24. Mai
                                 									1882) mischt Glycerin oder Glycerinsäure mit Bleioxyd oder anderen Oxyden oder auch
                              									Superoxyden zu einem plastischen Teige, gieſst diesen in geeignete Formen, in denen
                              									er innerhalb 24 Stunden zu einer festen Masse erstarrt. Diese Masse soll
                              									auſserordentlich reducirbar sein und anstatt der Kohle in verdünnter Schwefelsäure
                              									zur Herstellung eines primären Elementes verwendet werden können; dabei verwandelt
                              									sich das Bleioxyd unter dem Einflüsse des nascirenden Wasserstoffes in metallisches
                              									Blei und das Ganze kann nun als Elektrode eines secundären Elementes benutzt werden.
                              									– Ob und inwieweit sich das Glycerin an der chemischen Wirkung betheiligt, oder ob
                              									dasselbe nur als Bindemittel wirkt, wird in der Patentschrift nicht angegeben. Man
                              									sollte meinen, das Glycerin versperre dem Elektrolyt den Weg in das Innere der
                              									Elektrode und verhindere so eine durchgreifende und tiefgehende Reduction und
                              									Peroxydation. Fournier empfiehlt auch aus dieser Masse
                              									geformte Platten nach Art der Briquette-Elemente auf Kohle zu befestigen und so als
                              									depolarisirendes Mittel wirken zu lassen.
                           Eine bemerkenswerthe Weiterbildung des Accumulators von H.
                                 										Müller (vgl. 1883 248 * 454) tritt in dem oben
                              									schon erwähnten Grout'schen Patente Nr. 21376 entgegen.
                              									Eine Mischung von Kohlenklein mit Mennige, wie sie H.
                                 										Müller verwendet, wird niemals die wünschenswerthe Innigkeit und
                              									Homogenität erlangen, welche G. Grout auf einfache
                              									Weise erreicht, indem er einen Mehlteig mit Bleioxyd durchknetet, bäckt und unter
                              									Luftabschluſs erhitzt. Dabei bildet sich ein sehr inniges Gemisch von metallischem
                              									Blei und graphitirter leitender Kohle, welches aber porös genug ist, um der Flüssigkeit
                              									vollkommen freien Zutritt zu gestatten; eine bedeutende mechanische Festigkeit wird
                              									man aber von einer so hergestellten Elektrode nicht erwarten dürfen.
                           Ueber alle diese Vorschläge liegen positive Versuche noch nicht vor; über den Werth
                              									derselben kann ein endgültiges Urtheil nur die Praxis fällen.
                           Nicolaus Basset in Paris (D. R. P. Nr. 30029 vom 19.
                                 									December 1883) benutzt Elektroden aus Kohle, welche mit einem Ueberzuge aus
                              									natürlichem Eisenoxyd oder gekörntem Colkothar versehen und mit Flieſspapier
                              									umbunden sind, und als Erregungsflüssigkeit eine Lösung aus Eisenchlorür, allein
                              									oder mit einer Beimengung von Manganchlorür oder einem anderen Chlorür in geeignetem
                              									Verhältnisse.
                           Die von der Electriciteits Maatschappij, Systeem „De
                                    											Khotinsky“ in Rotterdam (* D. R. P. Nr. 30041 vom 24. Mai 1884)
                              									angegebene Neuerung an primären und secundären Volta'schen Batterien besteht in der Anwendung wagerecht gelagerter Elektroden
                              									von beliebig gewölbtem oder sonstig profilirtem Querschnitte, wobei der Boden des
                              									Umhüllungskastens, worauf sie neben einander liegen, durch nicht poröse Scheidewände
                              									die Elektroden derart trennt, daſs sie sich nicht berühren, die Erregungsflüssigkeit
                              									hingegen über die Scheidewände hinweg sich im ganzen Kasten frei bewegen und beide
                              									Elektroden gleichzeitig von allen Seiten umspülen kann.
                           Die Constanterhaltung der elektromotorischen Kraft einer Secundärbatterie hat J. S. Sellon in London (* D. R. P. Nr. 27189 vom 17.
                                 									Juli 1883) durch einen Umschalteapparat erstrebt, welcher beim Schwächerwerden des
                              									gelieferten Stromes neue Accumulatorelemente in den Stromkreis einschaltet.
                           Behufs Regulirung von Elektromotoren, welche durch Accumulatoren betrieben sind,
                              									werden nach G. Phillipart in Paris (* D. R. P. Nr.
                                 									30624 vom 14. Oktober 1883) zwei getrennte Accumulatorenbatterien angewendet, von
                              									denen die eine mit unveränderlicher Elementenzahl den Anker des Elektromotors mit
                              									Strom speist, während bei der anderen Batterie, welche ihren Strom durch die
                              									Elektromagnete sendet, die Anzahl der wirksamen Elemente nach Bedarf gröſser oder
                              									kleiner genommen wird.
                           W. Hochhausen in New-York (* D. R. P. Nr. 29849 vom 18.
                                 									September 1883; theilweise abhängig von Sellon's Patent
                                 									Nr. 27037 vom 17. Juli 1883) hat mehrere Schaltvorrichtungen angegeben, welche beim
                              									Laden und Entladen secundärer Batterien verwendet werden sollen und einen
                              									selbstthätigen Wechsel der Stromkreis-Verbindungen bewirken. Bei Secundärbatterien
                              									nimmt bekanntlich, wenn das Laden einen gewissen Höhepunkt erreicht hat, die
                              									elektromotorische Kraft plötzlich zu und werden von Sauerstoff und Wasserstoff frei.
                              									Beim Entladen der Batterie hingegen bildet sich in den Zellen auf Kosten der
                              									Schwefelsäure schwefelsaures Blei und vermindert sich das specifische Gewicht. Beim
                              									Laden der Batterie dagegen wird Schwefelsäure frei; es sättigt sich die Flüssigkeit
                              									in der Zelle mit Säure und vergröſsert sich das specifische Gewicht. Diese eine oder
                              									beide in Secundärbatterien auftretenden Erscheinungen benutzt Hochhausen zum selbstthätigen Wechsel der
                              									Stromkreisverbindungen, wodurch die Lampen oder andere Verwendungsstellen entweder
                              									durch Secundärbatterien, oder durch den Strom einer dynamo-elektrischen Maschine
                              									gespeist werden.
                           In einer längeren, in den Mémoires de la Société des
                                 										Ingenieurs civils, 1884 * S. 43 veröffentlichten Abhandlung theilt Emil Reynier (S. 63) einen im Anfange des J. 1880 von
                              										A. d'Arsonval angestellten Versuch mit (vgl. Comptes rendus, 26. Januar 1880), bei welchem derselbe
                              									anstatt der gebräuchlichen Negativplatte aus Blei eine Platte aus Zink, als
                              									Elektrolyt Zinksulfat zur Anwendung brachte, und gibt eine eigene bemerkenswerthe
                              									Untersuchung über diesen Accumulator: Man denke sich ein Voltameter, bestehend aus
                              									einer Blei- und einer Zinkplatte, gefüllt mit concentrirter Zinksulfatlösung, so
                              									wird, wenn der elektrische Strom eintritt, die positive Platte, als welche das Blei
                              									angeordnet ist, bald die dunkle Farbe des Bleisuperoxydes annehmen, während die
                              									negative Elektrode scheinbar unverändert bleibt; thatsächlich schlägt sich auf der
                              									letzteren aus der Lösung ausscheidendes metallisches Zink nieder. Es werden 2 Aeq.
                              									Zinksulfat zerlegt, die beiden Zinkäquivalente setzen sich, wie schon gesagt, auf
                              									der Negativelektrode ab, 2 Aeq. Sauerstoff greifen die Bleiplatte an und 2 Aeq. Schwefelsäure bleiben
                              									frei. Ist die ganze Oberfläche der Positivplatte in Superoxyd verwandelt, so beginnt
                              									die Entbindung von gasförmigem Sauerstoff und der Ladungsstrom muſs unterbrochen
                              									werden. Leitet man den Entladungsstrom durch ein Galvanometer von groſsem
                              									Widerstände, so sinkt die Stärke dieses Stromes von dem anfangs ziemlich hohen
                              									Betrage langsam herab; bei einem gewissen Zeitpunkte aber fällt sie plötzlich bis
                              									auf ¼ der anfänglichen Höhe, von wo aus sie dann eine längere Zeit constant ist, um
                              									dann allmählich bis auf Null zu sinken. Diesen beiden scharf von einander getrennten
                              									Arten der Entladung entsprechen, wie es denn nicht anders zu erwarten ist, zwei
                              									Gruppen von chemischen Reactionen. Während der ersten vollzieht sich die
                              									Gleichung:
                           
                              
                                 PbO2 +
                                 2Zn + 3H2SO4 =
                                 PbSO4 +
                                 ZnSO4 + H2SO4 + 2 H2O.
                                 
                              
                                 + Elektr.
                                 – Elektr.
                                 + Elektr.
                                 – Elektr.
                                 
                              
                           Es geht während derselben an der positiven sowohl, wie an der
                              									negativen Elektrode eine Sulfatbildung vor sich und zwar unter Abgabe von 1 Aeq.
                              									Sauerstoff von der positiven zur negativen Elektrode. Die elektromotorische Kraft
                              									während dieses ersten Vorganges ist höher als 2 Volt.
                           Während des zweiten Vorganges ist der Verlauf der chemischen Reaction
                              									folgendermaſsen:
                           
                              
                                 PbSO4 + ZnSO4
                                 + Zn + H2SO4 = Pb +
                                 H2SO4
                                    											+
                                 2ZnSO4.
                                 
                              
                                 + Elektr.
                                 – Elektrode
                                 + Elektr.
                                 – Elektr.
                                 
                              
                           Es geht ein zweites Aequivalent Zink in sein Sulfat über,
                              									indem ein Wasserstoff von der Zinkelektrode zur positiven wandert, um das dort
                              									vorhandene Bleisulfat in metallisches Blei und Schwefelsäure zu verwandeln. Die
                              									dieser Reaction entsprechende elektromotorische Kraft beträgt noch etwas weniger als
                              									0,75 Volt.
                           Ladet man das Voltameter von Neuem, so ergibt sich eine bedeutend gröſsere Capacität,
                              									was seinen Grund in der durch die Peroxydation (die Sulfatbildung) und endliche
                              									Reduction bewirkten feinen durchlässigen Structur der äuſsersten Schicht der
                              									Bleielektrode hat; dieselbe gestattet nunmehr der Peroxydation ein tieferes
                              									Eindringen; sie ist eben „formirt“. Da die negative Elektrode vermöge ihrer
                              									Löslichkeit einer Formation nicht bedarf, so kann diese ohne Umkehr des
                              									Ladungsstromes, wie dies bei den Elementen von Plauté
                              									nothwendig ist, vor sich gehen, andererseits auch in erheblich kürzerer Zeit
                              									vollendet werden.
                           A. d'Arsonval gab seinem nach diesen Grundsätzen
                              									gebauten Apparate die Form eines gewöhnlichen Elementes mit Diaphragma; in das
                              									letztere stellte er ein Kohlenprisma und umgab dieses mit feinem Bleischrot
                              									(Vogeldunst); der Zinkcylinder war amalgamirt. Reynier
                              									hat sich (nach December 1882) die Verbesserung dieser ziemlich einfachen Form, von
                              									welcher man eine erhebliche Capacität nicht erwarten konnte, angelegen sein lassen.
                              									Er brachte zunächst als positive Elektrode das von ihm auch bei der Construction
                              									seines Accumulators nach dem Systeme von Plante mit
                              									Vortheil benutzte, einmal in der Längsrichtung und viele Male quer gefaltete
                              									Bleiband zur Anwendung. Es konnte nicht lange unbemerkt bleiben, daſs diese
                              									Zinkaccumulatoren ihre Ladung weit kürzere Zeit zu bewahren im Stande waren als die
                              									mit zwei Bleiplatten ausgerüsteten. Reynier erklärt
                              									diesen Uebelstand aus bei offenem Stromkreise auftretenden örtlichen Wirkungen des
                              									Zinkes und aus Kurzschlieſsungen, welche einerseits durch abblätterndes Peroxyd im
                              									Inneren des Apparates, andererseits auch auſserhalb desselben durch den Contact der
                              									Behälter unter einander und mit dem Erdboden hergestellt werden. Dem ersteren
                              									Umstände begegnet Reynier dadurch, daſs er die
                              									Elektroden senkrecht in den Behälter hängt und zwar so, daſs dieselben von dem Boden
                              									um eine gewisse Entfernung abstehen; blättert nun Peroxyd ab, so fällt es auf den
                              									Boden, ohne Nebenschlieſsungen hervorrufen zu können.
                           Um die örtliche Wirkung des Zinkes zu verringern, hat man häufige Amalgamation
                              									vorgeschlagen, was sich aber in der Praxis nicht durchführen läſst. Da, wie Reynier glaubt, die auch bei einigen primären Elementen
                              									übliche Hinzufügung den flüssigem, auf dem Boden des Gefäſses liegendem Quecksilber
                              									für den groſsen Betrieb miſslich ist, so greift er zu einem Amalgam von Zink und
                              									Quecksilber, welches er in festen Stücken herstellt und in geeigneter Weise an den taschenartig
                              									geformten Negativen anbringt. An diesem Negativ entwickelt sich bei der ersten
                              									Ladung, da nur verdünnte Schwefelsäure als Elektrolyt verwendet wurde, freier
                              									Wasserstoff. Bei der darauf ausgeführten vollkommenen ersten Entladung geht Zink in
                              									Lösung und das frei werdende Quecksilber amalgamirt allmählich das Negativ, welches
                              									übrigens aus Blei besteht. Die nächste Ladung ergibt an der Negativplatte eine
                              									Ausscheidung von metallischem Zink, womit der Accumulator seinen eigentlichen
                              									Charakter angenommen hat. Damit nicht etwa bei der Ladung auftretende Biegung der
                              									Elektroden oder äuſsere mechanische Verhältnisse eine unmittelbare Berührung
                              									derselben veranlassen, trägt jedes Negativ vier senkrechte Glasröhren, die eine zu
                              									groſse Annäherung der Platten wirksam verhindern. Die elektromotorische Kraft dieses
                              									secundären Elementes beträgt während des ersten Prozesses 2,36 Volt, während des
                              									zweiten nur 0,65 Volt. Dieser zweite Prozeſs ist übrigens keineswegs nutzlos;
                              									derselbe besorgt, wie aus der oben gegebenen Formel hervorgeht, in sehr wirksamer
                              									Weise die Formation.
                           Als Lösungselektrode hat Sutton (1882) das Kupfer
                              									vorgeschlagen; Reynier erhielt bei seinen Versuchen mit
                              									derartigen Accumulatoren die elektromotorische Kraft von 1,24 Volt. Durch Rechnung
                              									findet Reynier für die 3 Arten von Accumulatoren die
                              									zur Aufspeicherung einer Stunden-Pferdekraft (270000mk) elektrischer Energie nothwendigen Gewichte für Accumulatoren:
                           
                              
                                 Nach Planté
                                 22k
                                 
                              
                                 Mit Zink
                                 18
                                 
                              
                                 Mit Kupfer
                                 33
                                 
                              
                           Daran schlieſst er die in der Praxis vorkommenden Gewichte für
                              									den Accumulator von:
                           
                              
                                 Planté, Spiralform
                                 180k
                                 
                              
                                 Faure, Spiralform
                                   90
                                 
                              
                                 Faure, Zellenform
                                   61
                                 
                              
                                 Mit Zink und 4 Positivplatten
                                   40
                                 
                              
                           Das Verhältniſs der bei der Ladung gerade nothwendigen elektromotorischen Kraft zu
                              									dem von dem Accumulator bei der Entladung zu erzielenden Gefälle nennt Reynier „coefficient de baisse“ und findet
                              									diesen für Accumulatoren:
                           
                              
                                 Nach Planté
                                 0,95
                                 
                              
                                 Mit Zink
                                 0,98
                                 
                              
                                 Mit Kupfer
                                 0,87
                                 
                              
                           Mit „coefficient de restitution“ wird dann das Verhältniſs der bei der
                              									Ladung wiedergewonnenen Coulomb zu den bei der Entladung aufgewendeten bezeichnet.
                              										Planté fand bei seinen Accumulatoren die Zahl
                              									0,885. Reynier führt für die Zinkaccumulatoren keine
                              									Zahl an, bemerkt aber, daſs eine ältere Beobachtung ein sehr ungünstiges Ergebniſs
                              									lieferte, was aber der noch nicht durch die Anwendung des beschriebenen Amalgams
                              									verringerten örtlichen Wirkung des Zinkes zuzuschreiben sei.
                           Das Product dieser beiden Coefficienten bestimmt die Individualität eines secundären
                              									Elementes; es wird als „rendement propre maximum“ bezeichnet und ist bei Accumulatoren nach
                              										Planté = 0,95 × 0,885 = 0,85; dasselbe ist immer
                              									gröſser als der „rendement final“ oder „pratique“, welch letzterer je nach der Benutzung der Accumulatoren
                              									erheblich schwankt. Die Rechnung Reynier's ergibt als
                              										Rendement final bei der:
                           
                              
                                 Telegraphie und Telephonie
                                 0,55
                                 
                              
                                 Beleuchtung
                                 0,58
                                 
                              
                                 Elektrischen Eisenbahn
                                 0,25.
                                 
                              
                           In Bezug auf die Erhaltung der Ladung sei noch erwähnt, daſs dieselbe sich auf
                              									beliebige Zeit ausdehnen läſst, wenn man die Pole des Accumulators mit den
                              									gleichnamigen Polen einer primären Batterie verbindet, deren elektromotorische Kraft
                              									die des Accumulators übertrifft. Es wäre dies eine Sache von höchster Wichtigkeit;
                              									dieselbe ist aber, wie Reynier mittheilt, noch nicht
                              									zweifellos festgestellt.
                           Die vorliegende Abhandlung Reynier's schlieſst mit einer
                              									warmen Empfehlung der Accumulatoren für die elektrische Arbeitsübertragung. Eine
                              									fortwährend zur Verfügung stehende natürliche Kraftquelle könne, wenn man unmittelbare elektrische
                              									Kraftübertragung wählt, jährlich nur etwa 3000 Stunden lang benutzt werden; verwende
                              									man dagegen Accumulatoren, so könne eine Ausnutzung ohne Unterbrechung, also während
                              									8760 Stunden stattfinden. Die Accumulatoren könnten in der Sähe der Kraftquelle
                              									geladen und dann an den Ort, wo man der Kraft bedürfe, versendet werden.
                           Eine elektrische Arbeitsübertragung durch Kabel könne, abgesehen von dem immerhin gar
                              									zu bedeutenden Verluste an Kraft, schon wegen der Nothwendigkeit eines Kabels nicht
                              									eine so groſse Verbreitung finden, wie sie mittels der Accumulatoren sich leicht
                              									durchführen lieſse.
                           Zum Schlusse sei auf einen Versuch, die Ladung von Accumulatoren während des Laufes
                              									der Ladung selbst zu messen und aufzeichnen zu lassen, hingewiesen, über welchen A. Crova und P. Garbe der
                              									Pariser Akademie Mittheilung gemacht haben (vgl. Comptes
                                 										rendus, 1885 Bd. 100 S. 1340). Die Verf. beobachten bei Versuchen mit einem
                              									Accumulator fortlaufend die Dichte der Säure und die Stärke des Ladungsstromes und
                              									stellen eine Tabelle auf, aus welcher sie später aus der Dichte die Stromstärke und
                              									die Ladung ablesen können, und bringen ein Instrument in Vorschlag, das wie ein
                              									Manometer aussieht und die Ladung aufzeichnen soll.