| Titel: | Ueber Neuerungen an Wärmemotoren (Heissluftmaschinen mit Wassereinspritzung). | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 341 | 
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                        Ueber Neuerungen an Wärmemotoren
                           								(Heiſsluftmaschinen mit Wassereinspritzung).
                        Patentklasse 46. Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Ueber Neuerungen an Wärmemotoren.
                        
                     
                        
                           Die Zuführung von Wasserdampf in die Cylinder von Gas- und Luftmaschinen ist mehrfach
                              									(vgl. Simon 1879 232 * 108)
                              									vorgeschlagen, um durch die Beimengung des Wasserdampfes zur Gemischladung bezieh.
                              									zur heiſsen Luft zunächst eine Herabminderung der entstehenden Wärme zu bewirken und
                              									dann durch Ueberhitzung des Dampfes die höhere Spannung desselben als weitere
                              									Triebkraft zu benutzen. Diese Art der Verwendung von Wasserdampf ist neuerdings
                              									wieder mehr ins Auge gefaſst worden, trotzdem der erwartete Erfolg bei der Simon'schen Dampf-Gasmaschine nicht eingetreten war und
                              									hierdurch die zweckmäſsige Verwendung des Dampfes für diese Fälle überhaupt in Frage
                              									gestellt schien.
                           In Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 23
                              									ist eine Feuerluftmaschine von Hofmann und Zinkeisen in
                              									Zwickau (* D. R. P. Nr. 29887 vom 16. April 1884) dargestellt, bei welcher eine
                              									Dampfzuführung zu genanntem Zwecke stattfindet. Der Dampf wird aber nicht, wie
                              									bisher, in einem besonderen geheizten Kessel o. dgl. erzeugt, sondern unmittelbar
                              									vor seiner Vereinigung mit der heiſsen Luft bezieh, den Feuergasen durch
                              									Einspritzung von Wasser in den Mischraum gebildet.
                           Die Verbrennungsgase ziehen deshalb von der Feuerung C
                              									in den mit einer porösen, unverbrennlichen Masse angefüllten Raum D, um sich hier mit Dampf zu schwängern und abgekühlt,
                              									aber mit gesteigerter Spannung durch das Ventil R unter
                              									den einfach wirkenden Arbeitskolben A zu gelangen.
                              									Während die Arbeitsgase den Kolben in die Höhe treiben, drückt derselbe die beim
                              									vorhergegangenen Niedergange durch das Ventil v in den
                              									Arbeitscylinder angesaugte Luft durch das Ventil v1 (Fig. 3) in den Behälter
                              										H. Da in den oberen Theil des Arbeitscylinders
                              									behufs Herabminderung der Verdichtungswärme Wasser eingespritzt wird, so gelangt
                              									auch letzteres nach H. Zwischen diesem Behälter H und dem Mischraume D
                              									besteht ein so geringer Ueberdruck, daſs beständig eine geringe Menge Wasser durch
                              									das Ueberlaufrohr u in den Mischraum gedrückt wird. Ein
                              									Schwimmer Y verhindert ein Aufwallen des Wassers, was
                              									durch die stoſsweise Luftzufuhr hervorgerufen werden würde. Die in den Behälter H gepreſste Luft gelangt durch das Rohr t unter den Rost des Feuerraumes C und theilweise durch einen in dem Rohre t angeordneten Hahn V in
                              									das Gehäuse W und aus diesem durch den Kanal f und die Oeffnung x (Fig. 1)
                              									unmittelbar in den Feuerraum C. Diese Theilung der
                              									Luftmenge ist durch Verstellung des Hahnes V zu regeln.
                              									Die durch das Gehäuse W tretende Luft hat sich in dem
                              									Kanäle f vorzuwärmen und dabei einen Theil der Wärme
                              									des Mauerwerkes aufzunehmen.
                           
                           Die Steuerung am Arbeitscylinder geschieht durch einen einfachen Muschelschieber S, welcher mit entsprechend groſser äuſserer
                              									Ueberlappung versehen ist und durch ein Excenter Q mit
                              									groſser Voreilung betrieben wird, so daſs die Arbeitsgase mit entsprechend starker
                              									Expansion arbeiten. Die Steuerung mittels eines einfachen Schiebers an Stelle der
                              									sonst üblichen Einlaſs- und Auslaſsventile erscheint bei diesem Motor nicht allein
                              									möglich, sondern auch zweckmäſsig, weil die niedrige Temperatur der Arbeitsgase von
                              									etwa 200 bis 250° noch ein Schmieren der Gleitflächen gestattet, andererseits die
                              									Steuerung vollkommen geräuschlos arbeitet.
                           Das Schwungrad K ist mit Uebergewicht versehen, welches
                              									beim Aufgange des Kolbens gehoben werden muſs, beim Niedergange desselben aber
                              									förderlich wirkt.
                           Die Regulirung des Motors erstreckt sich auf die Luftzuführung und auf die
                              									Wassereinspritzung. Der Regulator N ist in das
                              									Schwungrad K eingebaut und dreht sich also unmittelbar
                              									mit der Schwungradwelle. Durch die Centrifugalkraft des Regulators, welcher eine
                              									Spiralfeder entgegenwirkt, wird ein Doppelsitzventil o
                              									mittels eines zweiarmigen Hebels r verstellt. Dieses
                              									Ventil o beherrscht den Eintritt der Luft durch das
                              									Saugventil v in der Luftpumpe. Es kann aber auch in dem
                              									Uebertrittsrohre von der Luftpumpe zum Behälter H, also
                              									im Druckraume O angebracht sein bezieh. durch eine
                              									Drosselklappe ersetzt werden. In beiden Fällen wird, je mehr der Motor entlastet
                              									wird, je mehr er also die Neigung hat, schneller zu gehen, um so weniger Luft in die
                              									Luftpumpe gelassen. In Folge verminderter Luftzufuhr nach dem Ofen sinkt die
                              									Spannung der Verbrennungsgase, zumal der Arbeitscylinder mit fester Expansion
                              									arbeitet und die Abnahme der expandirenden Arbeitsgase groſser ist als deren
                              									Erzeugung. Durch eine Zweigverbindung beherrscht der Regulator auch ein Ventil v2 in der Zuleitung des
                              									Einspritzwassers zum Mischraume. Dadurch wird dessen Zufluſs ebenfalls verändert und
                              									im Grenzfalle ganz abgesperrt. Es ist wichtig, die Zufuhr von Luft und
                              									Einspritzwasser in ein gewisses Verhältniſs zu einander zu setzen, was durch
                              									entsprechende Verbindung der beiden Ventile mit der Regulatorhülse zu erreichen ist.
                              									Nimmt die Zuführung der zur Erhaltung der Verbrennung im Ofen nöthigen Luft mit der
                              									Zuführung von Einspritzwasser in einem bestimmten Verhältnisse ab, so ist es
                              									möglich, die Temperatur der Arbeitsgase bei allen Belastungen des Motors nahezu
                              									gleich zu erhalten.
                           Der Ofen ist mit den nöthigen Verschlüssen zur Entfernung der Schlacken unter und
                              									über dem Roste, zur leichten Auswechselung des Rostes und zur Aussetzung des
                              									Feuerraumes mit Chamottesteinen versehen. Auch der Mischraum D enthält dem entsprechende Flanschverschraubungen. Die Beschaffung des
                              									Wassers erfolgt durch eine kleine, vom Schieberexcenter Q mittels Hebelwerk getriebene Pumpe L (Fig. 2). Diese Pumpe drückt das
                              									Wasser zunächst in die Ummantelung J des
                              									Arbeitscylinders, wobei letzterer sowie die Liderung des Arbeitskolbens kühl
                              									gehalten wird. Von hier aus führt eine Zweigleitung in die Ummantelung des
                              									Füllschachtes E, um diesen erforderlichenfalls zu
                              									kühlen. Aus der Ummantelung des Cylinders tritt das Wasser durch mehrere kleine
                              									Bohrungen in das Innere des Luftpumpencylinders. Die Füllung des Ofens mit
                              									Brennstoff' erfolgt in der bei Feuerluftmotoren üblichen Weise mittels einer
                              									vorgelegten Luftschleuse F, welche sich zwischen zwei
                              									von auſsen zu öffnenden Ventilen befindet. Die Luftschleuse F steht durch ein Druckausgleichsrohr y mit
                              									dem Füllschachte, in Verbindung. Damit das untere Ventil kühl und dicht bleibt, ist
                              									ein Verbindungsrohr G zwischen dem Lufträume im
                              									Behälter H und dem Füllschachte vorgesehen, durch das
                              									etwas Luft überströmt und welche die unter dem Ventile sich ansammelnde heiſse Luft
                              									verdrängt.
                           Mittels des Regulirhahnes V ist man im Stande, durch
                              									Absperrung der Luft vom Ofen bei gleichzeitiger Absperrung der Einspritzwassermengen
                              									den Motor zum Stillstande zu bringen. Beim Auslaufe desselben nimmt der Druck im
                              									Behälter H noch bis zu einem gewissen Grade zu während
                              									andererseits der Druck im Ofen abnimmt. Die Zunahme des Druckes im Behälter H und die Höhe des Wasserstandes in demselben wird
                              									durch das Standrohr l und ein Sicherheitsventil
                              									beobachtet, überschreitet der Druck ein gewisses Maſs, so strömt Luft und Wasser
                              									durch das letztere frei ab. In gleicher Weise kann der Motor wieder durch
                              									Umsteuerung des Regulirhahnes V von Neuem in Gang
                              									gesetzt werden.
                           Auch bei der Luftmaschine von Wilh. Schmidt in
                              									Braunschweig (* D. R. P. Nr. 31487 vom 10. Juni 1884) wird in ähnlicher Weise, wie
                              									eben beschrieben, die Dampfbildung durch eingespritztes Wasser bewirkt. Dieses
                              									Wasser wird zunächst in den Cylinder eingeführt, um denselben zu kühlen und zu
                              									schmieren, und zwar bei einfach wirkenden Maschinen (wie bei der Maschine von Hofmann und Zinkeisen) auf der nicht arbeitenden
                              									Kolbenseite, bei doppelt wirkenden Maschinen aber immer in den soeben als
                              									Arbeitseite benutzten Raum, also abwechselnd auf beide Kolbenseiten. Im letzteren
                              									Falle soll aber die Wassereinspritzung erst stattfinden, wenn die heiſse Luft ihre
                              									Arbeit geleistet hat.
                           Bei der in Fig.
                                 										5 Taf. 23 dargestellten einfach wirkenden, offenen Heiſsluftdampfmaschine
                              									werden die durch das Rohr d dem Erhitzer entnommenen
                              									heiſsen Gase in die Abtheilung c des Schieberkastens
                              									geleitet und treten aus derselben durch das Ventil b
                              									auf die Arbeitseite a in den Cylinder. Beim Rückgange
                              									des Kolbens werden die gebrauchten Gase, nachdem sich das Ventil b geschlossen hat, durch den Schieber e zum Kanale f geführt und
                              									von hier weiter ins Freie geleitet. Während dieser Abführung der Gase auf der
                              									Arbeitseite werden auf der rechten Kolbenseite durch das Rohr g und eine entsprechende Aussparung im Schieber e Luft und Wasser angesaugt; die vorher von den Arbeitsgasen bestrichenen
                              									Cylinderwände werden also gekühlt, indem sie gleichzeitig ihre Wärme an das
                              									eingeführte Gemenge abgeben. Geht der Kolben nun abermals Arbeit verrichtend nach
                              									rechts, so wird das auf der rechten Cylinderseite befindliche Gemenge aus Luft und
                              									Wasser unter entsprechender Verdichtung durch den kurzen Cylinderkanal und eine
                              									andere Schieberaussparung in die Abtheilung h des
                              									Schieberkastens und von hier in das Rohr i zur
                              									Heizvorrichtung gedrückt. In letzterer wird das Wasser verdampft und die Luft
                              									erhitzt; das Gemisch gelangt dann in dem Rohre d
                              									aufsteigend wieder zur Cylinderseite a.
                           Die Erhitzung der Luft bezieh. die Verdampfung des Wassers findet in einem
                              									Schlangenrohre statt, welches aus einer Anzahl über einander angeordneter Spiralen
                              									besteht; die inneren und äuſseren Enden derselben sind aus der Ebene etwas
                              									hochgebogen, so daſs ihre Verbindung durch Muffen o. dgl. erfolgen kann. Dieses
                              									Schlangenrohr wird von den Gasen einer Feuerung umspült.
                           Zur Regelung der Wärme der Arbeitsgase und des Wasserzuflusses werden folgende
                              									Einrichtungen verwendet: Haben die Arbeitsgase eine zu hohe Wärme, so dehnt sich die
                              									im Räume k eingeschlossene Luft aus, in Folge dessen
                              									die Klappe l im Luftzuführungsrohre für die Feuerung
                              									mittels Hebelwerk geschlossen, die Luftzufuhr herabgemindert, also das Feuer
                              									abgeschwächt wird. Die Gase in der Schieberkastenabtheilung h wirken unmittelbar durch ihren Druck auf die elastische Scheibe m und auf diese Weise mittels eines Gestänges auf einen
                              									Hahn, welcher den Wasserzufluſs mehr oder weniger öffnet. Bei übergroſser Spannung
                              									der Arbeitsgase wird also die Luftklappe l geschlossen
                              									und die Wasserzufuhr abgestellt; die Spannung wird dann in Folge geringerer
                              									Dampfbildung vermindert.
                           Fig. 7 Taf. 23
                              									zeigt die Führung der Gase bei einer einfach wirkenden
                              										geschlossenen Heiſsluftdampfmaschine. Die Gase
                              									gelangen von der Heizschlange durch das Ventil b auf
                              									die Arbeitseite a des Kolbens und treiben denselben
                              									nach rechts. Beim Rückgange werden die Gase durch den Kanal c, den Schieber und Kanal d auf die nicht
                              									arbeitende Cylinderseite geleitet, um hier durch Wassereinspritzung aus dem Kanäle
                              										e verdichtet zu werden. Ein erneuter Vorschub des
                              									Kolbens treibt die Gase dann zur Heizschlange.
                           Bei der doppelt wirkenden geschlossenen
                              									Heiſsluftdampfmaschine (Fig. 6 Taf. 23) wird der
                              									Kolben durch die vom Rohre d herkommenden heiſsen Gase
                              									nach rechts vorgeschoben, während auf der rechten Seite Wassereinspritzung durch den
                              									Hahn a stattfindet, und das hier abgekühlte bezieh.
                              									verdichtete Gemisch gelangt durch den Kanal c und ein
                              									Ventil am Schieber e in den Schieberkasten, um durch
                              									das Rohr k zur Heizschlange zu flieſsen.
                           Eine weitere Ausbildung des geschilderten Verfahrens hat J.
                                 										Hargreaves
                              									in Widnes, England (* D.
                              									R. P. Nr. 31651 vom 30. September 1884) angegeben. Hier soll beim Verdichten der zum
                              									Betriebe nöthigen Luft in der Luftpumpe Wasser in Form eines Sprühregens mit der
                              									Luft angesaugt werden. Die Luft und der Wasserdunst in Verbindung mit einem etwaigen
                              									Ueberschusse an nicht verdunstetem Wasser aus dem Sprühregen werden dann durch ein
                              									Gefäſs hindurchgeführt, das etwa durch die heiſsen Auspuffgase der Maschine
                              									dergestalt erhitzt wird, daſs diese Gase in einer der Richtung der Preſsluft und des
                              									Wasserdunstes entgegengesetzten Richtung weiter zu den Arbeitscylindern geführt
                              									werden. Die Hitze der Auspuffgase bewirkt, daſs aus dem überschüssigen Wasser des
                              									Sprühregens Dampf gebildet wird, welcher sich mit der Preſsluft vermischt, trotzdem
                              									dieses Wasser unter dem normalen Siedepunkte sich befindet.
                           Wie Fig. 4 Taf.
                              									23 andeutet, wird das vom Zerstäuber d dicht über dem
                              									Einlaſsventile b der Pumpe a ausgespritzte Wasser mit der Luft eingesaugt und das Gemisch unter
                              									Verdichtung durch die Pumpe in den Schlangenkanal g des
                              									Erhitzers f und das Rohr l
                              									zum Arbeitscylinder geleitet. Durch das Rohr m kommen
                              									die Abgase vom Arbeitscylinder zurück, um durch den Kanal h zu streichen, ihre Hitze an die Wasserluftmischung im Kanäle g abzugeben und durch n
                              									ins Freie zu entweichen. Die Zwischenplatten des Erhitzers f in dem Kanäle g sind mit Erhöhungen k versehen, welche das Wasser bis zur völligen
                              									Verdampfung zurückhalten sollen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
