| Titel: | Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof. Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky. | 
| Autor: | Stefan Schenek , Stefan Farbaky | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 357 | 
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                        Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof.
                           								Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky.
                        Schenek und Farbaky, über die elektrischen
                           								Accumulatoren.
                        
                     
                        
                           Zur Beleuchtung der Hör- und Zeichensäle der Berg- und
                                 										Forstakademie zu Schemnitz in Ungarn wurde das elektrische Glühlicht im J.
                              									1883 versuchsweise verwendet, wobei den elektrischen Strom eine entsprechende Bunsen'sche Batterie lieferte. Die allbekannten
                              									Vortheile dieser Beleuchtungsweise reiften in uns den Entschluſs, das elektrische
                              									Glühlicht im ganzen akademischen Gebäude einzuführen. Die Frage aber, ob die
                              									Glühlampen mit Dynamomaschinen unmittelbar oder mit Accumulatoren gespeist werden
                              									sollen, wurde bald zu Gunsten der letzteren entschieden.
                           Die völlig gleichförmige, nicht im Mindesten wechselnde, jedoch regulirbare
                              									Lichtstärke, die Möglichkeit der augenblicklichen und vollkommen Scheren
                              									Instandsetzung der Beleuchtung, der Umstand, daſs bei der Verwendung der
                              									Accumulatoren eine oder alle Lampen auf einmal ohne Nachtheil benutzt werden können,
                              									ferner das bequeme Laden der Accumulatoren bei jeder Tageszeit, die Möglichkeit der
                              									Umwandelung von nochgespannten dynamischen Strömen in beliebige Quantitätsströme zur
                              									Entladung u.s.w. führten uns zu dem Entschlusse, die Beleuchtung nur mittels Accumulatoren einzuführen.
                           Der hohe Anschaffungspreis derselben einerseits und die Unsicherheit bei den Angaben
                              									über die Leistungsfähigkeit andererseits machten es wünschenswerth, daſs wir
                              									kräftige und andauernd wirkende, auch faltbare Accumulatoren in den akademischen
                              									Laboratorien in eigener Regie anfertigen. Die Literatur lieferte in dieser Richtung
                              									so wenig Anhaltspunkte, daſs wir gezwungen waren, unsere Studien von Grund aus zu
                              									beginnen. Nach Ablauf eines Jahres verfügten wir schon über 90 Stück Accumulatoren,
                              									mit welchen ein Theil der akademischen Räume mit dem besten Erfolge beleuchtet wird;
                              									30 Stück arbeiten seit 6 Monaten im Universitätslaboratorium zu Budapest und 30
                              									Stück bei der Landesausstellung daselbst.Eine kurze Beschreibung unserer Accumulatoren folgt im Verlaufe dieser
                                    											Abhandlung.
                           Unsere Studien in dieser Richtung führten uns zu so überraschenden Praktischen
                              									Ergebnissen, daſs wir es als ein Versäumniſs ansehen würden, wenn wir unsere
                              									Errungenschaften einem weiteren Kreise vorenthielten.
                           
                        
                           Die Wirkungsweise der Schwefelsäure beim Laden und Entladen
                                 										der Accumulatoren.
                           Bei dem Entladen der Accumulatoren wurde schon öfters beobachtet, daſs der
                              									Säuregehalt aufs Mindeste herabsinkt, gleichzeitig aber auch der Accumulator zu wirken
                              									aufhört. Wird im Accumulator sodann die neutralisirte Säure mit frischer
                              									10procentiger Schwefelsäure ersetzt, so beginnt derselbe neuerdings zu wirken und
                              									man kann dem Accumulator noch namhafte Mengen an Energie entnehmen. Beim Laden des
                              									Accumulators bemerkt man das Gegentheil; es wird allmählich der Procentgehalt an
                              									Säure immer gröſser und gröſser und erreicht derselbe seinen Höchstwerth, wenn der
                              									Accumulator vollkommen geladen ist.
                           Es ist demnach Thatsache, daſs beim Laden der Accumulatoren, d.h. beim Aufspeichern
                              									von elektrischer Energie, Säure frei gemacht und andererseits beim Entladen, also
                              									bei der Abgabe an Energie, Säure wieder gebunden wird, oder mit anderen Worten: es
                              									werden beim Laden die Sulfate des Accumulators zersetzt, wobei Schwefelsäure frei
                              									gemacht, und beim Entladen die Sulfate neuerdings gebildet, wo die Schwefelsäure
                              									wieder gebunden wird. Das Verhältniſs aber, in welchem die aufgespeicherte Energie
                              									zur frei gemachten Säurenmenge einerseits und die abgegebene Energie zur gebundenen
                              									Säurenmenge andererseits steht, war bisher unbekannt.
                           Um nun diese Frage zu lösen, wählten wir einen Accumulator unseres
                              									Systemes, welcher schon vor 3 Monaten formirt und seit dieser Zeit jeden Tag geladen
                              									und Abends zur Beleuchtung verwendet wurde. Der Behälter für die Accumulatorplatten
                              									bestellt hierbei aus einem mit Blei gefütterten Kistchen, 295mm lang, 200mm
                              									tief und 115mm weit, dessen Inhalt demnach 6l,785 beträgt. Das Skelett der Platten besteht aus
                              									gegossenen, vergitterten Bleirahmen, von welchen 4 als positive und 3 als negative
                              									Platten wirken; ihr Gesammtgewicht beträgt im ungefüllten Zustande 6k,76, rund 7k. –
                              									Zur Füllung der positiven Platten verwenden wir ein Gemisch aus Mennige und
                              									Bleiglätte zu gleichen Theilen und zu den negativen Platten reine Bleiglätte. Beide
                              									Füllmassen werden dem Gitterrahmen derartig einverleibt, daſs durch geeignete
                              									Volumenvergröſserung und dadurch zu Stande gebrachte gröſsere Porosität der
                              									wirksamen Säure der Zutritt und Austritt, mithin die Diffusion bei verschiedenen
                              									specifischen Gewichten, möglichst erleichtert wird. Auch ist dafür Sorge getragen,
                              									daſs die weniger gut leitende positive Masse besser leitend gemacht wird. Diese
                              									Platten werden nun vollkommen isolirt im Bleikästchen unverrückbar eingepaſst, die 4
                              									positiven Platten für sich und die 3 negativen ebenso mit einem 8mm dicken Bleistabe vereinigt. Das Volumen der
                              									gefüllten 7 Platten beträgt 2l,82; das Gewicht
                              									derselben ist 14k,74, rund 15k. Das Volumen der verdünnten Säure beträgt 2,8
                              									bis 3l.
                           Im vollkommen formirten und geladenen Zustande konnte man diesem
                              									Accumulator mit constanten 5 Ampère Strom 232 Stunden-Ampère oder – für je 1
                              									Stunden-Ampère = 720mk gerechnet – eine
                              									Arbeitsleistung von 167000mk entnehmen, d. s. für
                              									je 1k Plattengewicht 11130mk.
                           Mit diesem Accumulator haben wir unsere Versuche begonnen und
                              									wurde zu diesem Zwecke derselbe zuerst möglichst entladen, dann mit einem Saugheber
                              									daraus die Säure möglichst vollkommen entleert und zwar dadurch, daſs wir dem
                              									Accumulator nach jener Ecke hin, wo sich die Einfluſsmündung des Saughebers befand,
                              									eine geneigte Stellung gaben. In 10cc der gut
                              									durchgemischten Säure wurde der Gehalt an Hydrosulfat in Gramm bestimmt, das Gewicht
                              									der verdünnten Säure abgewogen und notirt, wobei die zur Analyse entnommenen 10cc Säure mit einer gleichwerthigen ersetzt und
                              									sodann in den Accumulator zurückgegossen wurden.
                           Als Ladungsstrom benutzten wir 4 Bunsen'sche Elemente gröſster Sorte in der Art, daſs wir in der ersten
                              									Versuchsreihe beim 1., 2. und 3. Versuche die Elemente nach einander schalteten,
                              									beim 4. und 5. Versuche die Elemente zu 2 + 2 und beim 6. Versuche wie im Anfange schalteten. Zum
                              									Messen der Stromstärke benutzten wir ein Siemens'sches
                              									Torsionsgalvanometer.
                           Jeder Versuch dauerte 3 Stunden; nach Ablauf dieser Zeit wurde der
                              									Accumulator jedesmal entleert, die Säuremenge gewogen, dann sehr gut durchgemischt
                              									und in 10cc der Gehalt an Schwefelsäure in Gramm
                              									nach dem Titrirverfahren wieder bestimmt. Nach Beendigung dieser Arbeit wurde die
                              									Säure in den Accumulator zurückgegossen, das Laden mit obiger Batterie so lange (18
                              									Stunden hindurch) fortgesetzt, bis nicht eine stürmische Gasentwickelung eintrat und
                              									wir annehmen konnten, daſs der Accumulator vollkommen geladen sei.
                           Die erste Versuchsreihe ergab folgende Zahlen:
                           I a) Die Ladung des Accumulators.
                           
                              
                                 Versuchszahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère imDurchschnitte
                                 Stunden-Ampère
                                 Säuergehaltg in 100cc
                                 Gewicht derverdünntenSäure g
                                 Gehalt anH2SO4 in g
                                 FreigemachteH2SO4 g
                                 Gasentwicke-lung
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 Beginn8,24
                                 Beginn2960
                                 231,7
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 3 zu4 Elem.
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                                 148,1
                                 
                                 
                              
                                 2
                                 3 zu4 Elem.
                                 29,00
                                 87,00
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                                 3
                                 3 zu4 Elem.
                                 26,90
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                                 3190
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                                 154,0
                                 
                                 
                              
                                 4
                                 3 zu 2 + 2Elem.
                                 16,20
                                 48,60
                                 29,34
                                 3225
                                 802,2
                                 102,2
                                 Schwach
                                 
                              
                                 5
                                 3 zu 2 + 2Elem.
                                 20,73
                                 62,19
                                 31,85
                                 3258
                                 873,3
                                   71,1
                                 Bedeutend
                                 
                              
                                 6
                                 3 zu4 Elem.
                                 25,63
                                 76,78
                                 32,53
                                 3233
                                 878,1
                                     4,8
                                 Stürmisch
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 Summe
                                 Zunahme
                                 Gesammt-zunahme
                                 
                                 Gesammt-zunahme
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –
                                 24,22
                                 435,79
                                  24,29g
                                     273g
                                 –
                                 646,4
                                 
                                 
                              
                           Hieraus ist zu entnehmen:
                           
                              
                                 
                                 Beim Beginnedes Ladens
                                 Am Endedes Ladens
                                 Gewichts-zunahme
                                 
                              
                                 Gewicht der verdünnten Säure
                                 2960g
                                 3233g
                                    + 273g
                                 
                              
                                 Gehalt an Hydrosulfat (H2SO4) in 100cc
                                          8,24
                                         32,53
                                    +   24,29
                                 
                              
                                 Gewicht an Hydrosulfat (H2SO4)
                                     231,7
                                     878,1
                                    + 646,4
                                 
                              
                           Der Ladungsstrom hatte Mittel 24,22 Ampère.
                           Verwendet wurden zum Laden zusammen 435,79
                              									Stunden-Ampère.
                           Bis zu Ende des 4. Versuches war die Zunahme an frei gemachter H2SO4 ziemlich
                              									proportional der zum Laden verwendeten Stunden-Ampère; wir finden die Mittelzahl von
                              										1g,82 frei gemachter H2SO4 für
                              									Stunden-Ampère Ladungsstrom. Gegen das Ende des 4. Versuches begann schon eine
                              									schwache, während des 5. Versuches eine lebhaftere und beim 6. Versuche eine
                              									stürmische Gasentwickelung, wobei gegen Ende des letzten Versuches bereits Knallgas
                              									entwickelt wurde. Bei den ätzten zwei Versuchen war die Zunahme des Gehaltes an
                              									freier H2SO4 schon
                              									bedeutend geringer und die Gewichtszunahme für H2SO4 nur mehr 71g,1 und 4g,8.
                              									Die zum Laden verwendete Energie wurde somit bei den letzten zwei Versuchen schon
                              									wenig aufgespeichert, d.h. nicht mehr zum Zerlegen der Sulfate in den Accumulatorplatten,
                              									sondern gröſstentheils zum Zersetzen von Wasser verwendet.
                           I b) Die Entladung des Accumulators.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 AmpèreMittelzahl
                                 Stunden-Ampère
                                 Säuer-gehalt gin 100cc
                                 Gewicht der ver-dünntenSäure g
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 GebundenwurdeH2SO4 g
                                 
                                 
                              
                                 123
                                   4  3½1522½
                                 028,4825,76  6,15Mittel20,13
                                 0113,92  90,18  92,25Gesammt296,35
                                 Beginn34,1226,3619,7810,93Gebundenwurden23g,19auf 100cc
                                 Beginn3128300128892718Verbrauchtwurden410g
                                 884,4680,6508,6277,8
                                 0203,8172,0230,8Gebundenwurden606g,6
                                 Auf 1 Stunden-Ampère wurdengeb. 2g,04 H2SO4
                                 
                              
                           Vergleicht man das Gewicht der zu Ende des Versuches 1 a frei gemachten
                              									Accumulatorsäure in der 6. Spalte mit dem Gewichte der frei gemachten H2SO4 in der 8.
                              									Spalte, so findet man bei letzterer 373g,4 mehr.
                              									Im ersten Augenblicke wäre man geneigt anzunehmen, daſs die beiden Gewichtszunahmen
                              									einander gleich sein sollten; überlegt man aber den Vorgang im Accumulator, so kommt
                              									man zur Ueberzeugung, daſs die beiden Gewichtszunahmen verschieden sein müssen.
                           Als Hauptgrund ist die chemische Wirkung anzunehmen. Es wird durch den Ladungsstrom
                              									das Bleisulfat zersetzt und SO4 abgeschieden; dieses
                              									kann für sich allein nicht bestehen und entzieht einem Molekül Wasser 2 Atome
                              									Wasserstoff, um damit H2SO4 zu bilden, und das dabei frei werdende Atom Sauerstoff verbindet sich
                              									mit dem PbO der positiven Accumulatorplatten, um damit die hochoxydirte
                              									Bleiverbindung zu liefern. Für jedes Molekül frei gewordener H2SO4 muſs demnach 1
                              									Atom Sauerstoff als Abgang in Rechnung gebracht werden. Es ist nicht
                              									unwahrscheinlich, daſs das auf elektrischem Wege zu Stande gekommene Bleihyperoxyd
                              									auſserdem noch 1 Mol. Wasser als Hydratwasser bindetUntersuchungen in dieser Richtung sind im Gange und wir werden seiner Zeit
                                    											über das Ergebniſs Bericht erstatten. womit dann auch der Abgang
                              									ganz genügend erklärt wäre. Auch war bei dieser ersten Versuchsreihe die Säure vor
                              									Verdunstung nicht gehörig geschützt worden; der Versuch dauerte gegen 48 Stunden
                              									hindurch, wobei namentlich gegen das Ende des Versuches unter stürmischer
                              									Gasentwickelung und Erwärmung namhafte Mengen Wasserdampf mitgerissen wurden.
                           Bei der zweiten Versuchsreihe Ib, also beim Entladen, machte man dieselbe
                              									Beobachtung, aber im entgegengesetzten Sinne. In diesem Falle wird der Sauerstoff
                              									vom Hyperoxyd abgetrennt, welcher sodann mit dem frei gewordenen Wasserstoffe der
                              										H2SO4 sich
                              									verbindend Wasser bildet, auſserdem noch möglicher Weise das abgetrennte
                              									Hydratwasser auch frei gemacht wird.
                           
                           Vergleicht man ferner den Gehalt an H2SO4 in 100cc zu Ende
                              									des ersten Versuches mit dem zu Anfange der zweiten Versuchsreihe, so findet man
                              										1g,59 mehr. Vergleicht man aber auch das
                              									Gewicht der Accumulatorsäure in beiden Fällen, so findet man bei der ersten
                              									Versuchsreihe 3233g und bei der zweiten
                              									Versuchsreihe 3128g. Es entspricht dies einem
                              									Unterschiede von – 105g, wodurch sich auch der
                              									obige Ueberschuſs von 1g,59 H2SO4 theilweise
                              									erklären läſst.
                           Nach beendeter Ladung wurde noch Abends die letzte Analyse des Säuregehaltes und die
                              									Bestimmung des Gewichtes der Säure vorgenommen. Dann ruhte der Accumulator bis zum
                              									nächsten Morgen, wobei die schon erwähnten 105g
                              									Wasser verdunsteten. Diesem 105g verdunsteten
                              									Wasser würde aber eine Zunahme von nur 1g,05 auf
                              										100cc H2SO4 entsprechen; in Wirklichkeit aber hatte eine
                              									Zunahme von 1g,59 auf 100cc stattgefunden, somit der Gehalt an Säure auſser
                              									der soeben angeführten Ursache noch um 0g,54 auf
                              										100cc zugenommen. Diese Erscheinung wurde auch
                              									später noch öfters wahrgenommen, als man mit luftdicht verschlossenen und
                              									abgekühlten Accumulatoren weitere Beobachtungen machte, und läſst sich
                              									folgendermaſsen erklären:
                           Wird ein Accumulator geladen, so wird die elektrochemische Wirkung in der Füllmasse
                              									der Platten und jedenfalls zuerst bei jenem Theile der Säure stattfinden, welche in
                              									den Poren dieser Füllmassen aufgesaugt ist. Das Volumen der Säure, welches die 7
                              									Platten aufsaugen, beträgt 597cc. Beim Laden wird
                              										H2SO4 frei
                              									gemacht; die in den Poren der Platten Aufgesaugte Säure wird concentrirter, demnach
                              									auch dichter, die auſserhalb der Platten befindliche Säure mit ihrer geringeren
                              									Dichte wird in die Poren der Füllmasse hinein und die dichtere Säure aus den Platten
                              									heraus diffundiren. Beim constanten Ladungsstrom muſs die Diffusionsgeschwindigkeit
                              									der durch die elektrochemische Wirkung frei gemachten H2SO4 proportional sein.
                           Wird nun der Ladungsstrom unterbrochen und gleich darauf die Säure aus dem
                              									Accumulator entleert, so muſs die in den Platten zurückbleibende Säure von gröſserer
                              									Dichte sein als die entleerte. Wird daher der Hydrosulfatgehalt der entleerten Säure
                              									bestimmt, diese sodann in den Accumulator zurückgegossen, über Nacht der Ruhe
                              									überlassen und anderen Tages der Gehalt an H2SO4 neuerdings bestimmt, so findet man Unterschiede
                              									von ± 0,5 bis 0g,7 auf 100cc, je nachdem man den Accumulator geladen oder
                              									entladen hat, da in letzterem Falle derselbe Umstand zur Geltung kommt, natürlich im
                              									entgegengesetzten Sinne.
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daſs die Accumulatoren beim Entladen, besonders aber
                              									dann, wenn sie unmittelbar nach der Ladung entladen werden, im Anfange einige
                              									Minuten hindurch eine gröſsere Potentialdifferenz geben als später und zwar ein Mehr
                              									von 0,1 bis 0,2 Volt; sollte die oben gegebene Erklärung in diesem Falle nicht auch
                              									hier angewendet werden können? Ja selbst das sogen. Erholen eines Accumulators nach einer
                              									Ruhepause könnte – wenigstens theilweise – eine Erklärung in Obigem finden.
                           Im Verlaufe der Versuchsreihen 1 a und 1 b erkannten wir einige Fehlerquellen und
                              									fanden uns deshalb veranlaſst, einen Versuchsaccumulator zu construiren, bei welchem
                              									die beim Laden des Accumulators entweichenden Gase aufgefangen, gemessen und
                              									analysirt werden konnten, um das Entweichen von Wasserdämpfen möglichst zu
                              									verhindern, die Erwärmung des Accumulators vermieden und dafür gesorgt wurde, daſs
                              									der Accumulator bei dem öfteren Entleeren jedesmal unter gleichen Verhältnissen sich
                              									befand.
                           Da in der Versuchsreihe Ia beim Laden die freie H2SO4 von 8g,24 auf 32g,53
                              									bezieh. auf 34g,12 in 100cc gestiegen ist, so erhöhten wir den Fassungsraum
                              									– durch Vergröſserung des Kistchens – für die Accumulatorsäure von 3 auf 5l. Dieselben Accumulatorplatten wurden wohl
                              									isolirt in das nun gröſsere Bleikistchen untergebracht, in einer Ecke am Boden des
                              									Bleikistchens wurde ein 20mm tiefes und 15mm weites Bleinäpfchen eingelöthet, zur Aufnahme
                              									des Saughebers, welcher bis auf den Boden des Näpfchens reichend unverrückbar
                              									eingeklemmt wurde. Der Accumulator wurde mit einer 2mm dicken Bleiplatte zugedeckt und vollkommen luftdicht verlöthet. In
                              									diesem Deckel befanden sich sieben 20mm lange
                              									Bleiröhren eingelöthet, durch welche hindurch die Leitungsstangen von den Platten
                              									mit Kautschukpfropfen vollkommen luftdicht hindurchgeführt wurden, ferner ein
                              									Bleicylinder von 8cm Durchmesser, zum Einfüllen
                              									der Saure, welcher durch einen Kautschukpfropfen mit Gasableitungsröhre verschlossen
                              									wurde. In ein 20mm langes und 15mm weites Bleirohr, genau über dem am Boden
                              									befindlichen Näpfchen, wurde der Saugheber mit einem Kautschukpfropfen eingesetzt
                              									und endlich noch ein Bleirohr, durch welches ein Thermometer luftdicht eingesteckt
                              									wurde. Das Bleikistchen erhielt eine Umhüllung aus 2mm dickem, mehrfach durchlöchertem Zinkblech. Dieser Accumulator wurde nun
                              									in ein mit Blei ausgefüttertes Holzkistchen lose eingestellt und aus einer
                              									Wasserleitung mit stetigem Zu- und Abflüsse eine möglichst gleichförmige Temperatur
                              									von 12 bis 13° im Inneren des Accumulators erhalten. Wir nennen diesen so
                              									eingerichteten Accumulator unseren Normalaccumulator.
                           Zum Laden des Normalaccumulators verwendeten wir von nun an, um
                              									einen gleichförmigen Strom zu erhalten, ein System von vorräthigen geladenen
                              									Accumulatoren derart, daſs wir 10 und 10 Accumulatoren in zwei Reihen, auf Quantität
                              									mit 4 Volt Potentialdifferenz schalteten.
                           Die entwickelten Gase wurden in groſsen getheilten Cylindern
                              									aufgefangen, Temperatur und Barometerstand notirt, nachher der Analyse unterworfen.
                              									Die übrigen Arbeiten, nämlich das Entleeren der Säure, die Bestimmung des Gehaltes
                              									an freier H2SO4, die
                              									Bestimmung des Gewichtes der Säure wurden wie früher ausgeführt; nur wurde von nun
                              									an dafür gesorgt, daſs die Säure nicht zu rasch, sondern allmählich und jedesmal
                              									gleichförmig in 20 Minuten abflieſsen konnte; der Boden des Accumulators erhielt
                              									auch diesmal eine Neigung nach jener Ecke hin, wo sich das Bleinäpfchen mit der
                              									Einmündung des Saughebers befand.
                           Aus der Versuchsreihe IIa ist zu entnehmen, daſs bei constantem Ladungsstrome der
                              									Gehalt an frei gemachten H2SO4 bis zum 5. Versuch., zu Ende der 10.
                              									Ladungsstunde, stets zugenommen hat. Die proportionale Zunahme war am höchsten,
                              									sobald die Gasentwickelung begonnen hatte. Von diesem Zeitpunkte an war die Zunahme
                              									des Hydrosulfates an Gehalt im verkehrten Verhältnisse mit dem Volumen des
                              									entwickelten Gases. Die procentische Zusammensetzung des entwickelten Gases beweist,
                              									daſs ein Theil des Sauerstoffes aus dem zerlegten Wasser als
                           
                           II a) Das Laden des Normalaccumulators mit constantem Strom von
                              									20 Ampère (bei 12 bis 13°) und Auffangen der entwickelten Gase.
                           
                              
                                 Versuchszahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säuergehaltg in 100cc
                                 Gewicht derSäure g
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 FreigemachteH2SO4 g
                                 Gasentwicke-lung cc bei15° u. 705mmBarometer-stand
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                   6,8
                                 4501,5
                                 293,3
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                   1
                                   2
                                 20,15
                                 40,3
                                   8,38
                                 4558,8
                                 362,8
                                   69,5
                                 0
                                 
                              
                                   2
                                   2
                                 20,15
                                 40,3
                                 10,45
                                 4619
                                 452,6
                                   89,8
                                 0
                                 
                              
                                   3
                                   2
                                 20,15
                                 40,3
                                 12,65
                                 4680,7
                                 548,2
                                   95,6
                                 0
                                 
                              
                                   4
                                   2
                                 20,15
                                 40,3
                                 14,80
                                 4749
                                 642,8
                                   94,6
                                 0
                                 
                              
                                   5
                                   2
                                 20,15
                                 40,3
                                 17,10
                                 4819
                                 744,2
                                 101,4
                                 Erste Blasen
                                 
                              
                                 (Pause 15)
                                 0
                                 0
                                 17,60
                                 4829
                                 765,4
                                   21,2  58,2
                                 0
                                 
                              
                                   6  7
                                   1  1
                                 20,0
                                 40,0
                                 18,8
                                 4896
                                 823,6
                                   79,4
                                 Wenige Gasblas183
                                 
                              
                                   8  9
                                   1  1
                                 20,0
                                 40,0
                                 20,5
                                 4948
                                 899,3
                                   75,7
                                 4522414
                                 
                              
                                 1011
                                   1  1
                                 20,0
                                 40,0
                                 21,6
                                 4990
                                 950,2
                                   50,9
                                 43376545
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 
                                 Summe
                                 In Summefrei gemacht
                                 Gewichts-zunahme
                                 
                                 Gesammt-zunahme
                                 Gesammt-Gas-menge
                                 
                              
                                 
                                 16
                                 
                                 321,5
                                 14g,8in 100
                                    											cc
                                 497g,5
                                 
                                 656,9
                                 13931
                                 
                              
                           Analyse der beim Laden erhaltenen Gase.
                           
                              
                                 Versuchszahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Gasentwicke-lung cc
                                 Zusammensetz.des Gases %
                                 Wasserstoff
                                 Stund.-Amp.entspr.Wasserstoff-gewicht36mg H =1 St.-Amp.
                                 
                              
                                 CO2
                                 O
                                 H
                                 Volumen
                                 Auf Nor-malvol.reducirt
                                 Gewichtmg
                                 
                              
                                   6
                                 1
                                 20
                                 Einige Gasblasen reiner Wasserstoff
                                 
                                 
                              
                                   7
                                 1
                                 20
                                 183
                                 3,1
                                 13,3
                                 83,6
                                 154
                                   134,5
                                   12,06
                                   0,33
                                 
                              
                                   8
                                 1
                                 20
                                 452
                                 3,2
                                 13,4
                                 83,4
                                 377
                                   331,5
                                   29,7
                                   0,83
                                 
                              
                                   9
                                 1
                                 20
                                 2414
                                 3,7
                                 15,1
                                 81,2
                                 1960
                                 1723
                                 154,6
                                   4,29
                                 
                              
                                 10
                                 1
                                 20
                                 4337
                                 3,7
                                 15,6
                                 80,7
                                 3500
                                 3078
                                 276
                                   7,66
                                 
                              
                                 11
                                 1
                                 20
                                 6545
                                 3,8
                                 16,4
                                 79,8
                                 5223
                                 4592
                                 408,7
                                 11,37
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 13931
                                 
                                 
                                 
                                 11214
                                 9859
                                 881,06
                                 24,48
                                 
                              
                           solcher frei gemacht wird, ein kleiner Theil zur Oxydation der
                              									organischen Substanz der Isolirmasse und jedenfalls ein namhafter Theil zur
                              									Oxydation des Bleies der positiven Bleirahmen verwendet wird.
                           Das entwickelte Wasserstoffvolumen bis zur beendeten Ladung war zusammen 11214cc bei 15° und 705mm Barometerstand. Reducirt auf das Normalvolumen bei 0° und 760mm macht dies 9859cc oder 0g,881 Wasserstoff. Rechnet man
                              										0g,036 Wasserstoff gleich 1 Stunden-Ampère
                              									Strom, so entspricht das beim Laden entwickelte Wasserstoffvolumen 24,48
                              									Stunden-Ampère Strom. Zum Laden des Normalaccumulators Wurden im Ganzen verwendet
                              									321,5 Stunden-Ampère; aufgespeichert Wurden demnach an Energie 321,5 – 24,48 = 297
                              									Stunden-Ampère.
                           
                           Aus dem Gewichte der beim Laden des Accumulators frei gemachten H2SO4 = 656g,9 und aus der zum Laden des Accumulators
                              									wirklich verwendeten Stunden-Ampère = 297 berechnet sich: 656,9 : 297 = 2,21 als die
                              									Verhältniſszahl von H2SO4 in Gramm ausgedrückt, welche beim Laden
                              									eines Accumulators durch die Stromstärke 1 Stunden-Ampère frei gemacht wird.
                           II b) Das Entladen des Normalaccumulators anfänglich mit
                              									constanten 10 und gegen das Ende mit wechselnden Ampère.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Gewichtd. gebund.H2SO4
                                    											g
                                 Anmerkung
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                   0
                                 0
                                 21,6
                                 4990
                                 950,2
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 13
                                 10
                                 130
                                 16,2
                                 4792
                                 704,5
                                 245,7
                                 
                                 
                              
                                 2
                                   6
                                 10
                                 60
                                   12,75
                                 4687
                                 552,9
                                 151,6
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Pause von 15 Stunden
                                   11,55
                                 4645
                                 499,8
                                   53,1
                                 
                                 
                              
                                 3
                                   4
                                 5,06
                                 20,24
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 4
                                 unbestimmt
                                 mit Kupfer-Voltameter
                                 27,30
                                   9,1
                                 4645
                                 399,4
                                 100,4
                                 1g,143 im
                                    											Voltametergefälltes Kupfer= 1 St.-Amp.
                                 
                              
                           Im Ganzen wurden entladen 237,54 Stunden-Ampère, gebunden 550g,8 H2SO4. Daraus berechnet sich: 550,8 : 237,54 = 2,32 als
                              									die Verhältniſszahl von H2SO4 in Gramm ausgedrückt, welche beim Entladen eines Accumulators für die Stromstärke = 1
                              									Stunden-Ampère gebunden wird.
                           Der Normalaccumulator ist bei diesem Versuche völlig entladen worden. Die Ergebnisse,
                              									welche wir beim Laden und Entladen des Normalaccumulators in der letzten
                              									Versuchsreihe erhielten, liefern den Beweis, daſs beim Laden des Accumulators für je
                              									1 Stunden-Ampère Ladungsstrom 2g,21 H2SO4 frei gemacht
                              									und beim Entladen für je 1 Stunden-Ampère Entladungsstrom 2g,32 H2SO4 gebunden werden. Die Wirkung der H2SO4 bei den
                              									Accumulatoren ist demnach ziffermäſsig klar gestellt; sie wird durch die reducirend
                              									wirkende Arbeitsleistung eines elektrischen Stromes beim Laden eines Accumulators
                              									aus den Bleiverbindungen frei gemacht, wodurch chemische bezieh. elektrische Energie
                              									aufgespeichert wird; sie ist es, welche beim Entladen des Accumulators vom
                              									schwammigen Blei gebunden wird, wobei die Verbindungswärme in elektrische Energie
                              									umgesetzt wird. Gleichzeitig dient sie auch als Leiter des elektrischen Stromes.
                           Die nächste Versuchsreihe wurde durchgeführt, um zu ermitteln: wie viel Procent des
                              									Ladungsstromes, ausgedrückt in Stunden-Ampère, beim Entladen vom Accumulator
                              									zurückgegeben werden.
                           
                           III a) Das Laden des Normalaccumulators bei 12 bis 13° mit
                              									constanten 15,16 Ampère ohne Gasentwickelung.
                           (Der Accumulator war von dem früheren Versuche nahezu völlig
                              									entladen.)
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 FreigemachteH2SO4 g
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                   9,1
                                 4656
                                 404,4
                                 0
                                 
                              
                                 1a
                                 14
                                 15,16
                                 212,24
                                 20,5
                                 4936
                                 897,2
                                 496,8
                                 
                              
                           III b) Das Entladen des Normalaccumulators mit constanten 10
                              									Ampère.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Frei gemachteH2SO4 g
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 20,5
                                 4936
                                 897,2
                                 0
                                 
                              
                                 1b
                                 17½
                                 10
                                 175
                                 11,3
                                 4643
                                 489,5
                                 407,7
                                 
                              
                           Beim Laden wurden somit verwendet 212,24 Stunden-Ampère
                              									und frei gemacht 496g,8 H2SO4; daraus folgt
                              									496,8 : 212,24 = 2g,34 H2SO4.
                           Beim Entladen wurden erhalten 175 Stunden-Ampère, dagegen
                              									gebunden 407g,7 H2SO4; daraus folgt 407,7 : 175 = 2g,33. Es besteht somit die Proportion: 212,24 :
                              									175 = 100 : x und daraus x
                              									= 82,4 Proc.
                           Bei diesen Versuchen erhielten wir demnach von dem zum Laden des Accumulators
                              									verwendeten Ladungsstrome nur 82,4 Proc. als Entladungsstrom zurück. Dieses
                              									Ergebniſs hatte unseren Erwartungen nicht entsprochen und die Ursache dieses
                              									bedeutenden Abganges an Energie liegt in dem Umstände, daſs wir am Ende der zweiten
                              									Versuchsreihe den Normalaccumulator nahezu ganz entladen haben. In jener
                              									Versuchsreihe IIb wurden dem Accumulator mit constanten 10 Ampère zuerst 19 Stunden
                              									hindurch 190 Stunden-Ampère an Strom entnommen; dann folgte eine Ruhepause von 15
                              									Stunden. Nach Ablauf dieser Zeit wurde der Accumulator mit 5 Ampère 4 Stunden lang
                              									und zuletzt mit Ampère Stärke noch 13 Stunden hindurch entladen. Der Ladungsstrom in
                              									der dritten Versuchsreihe IIIa muſste daher im Anfange diese beutende Entnahme an
                              									Energie – welche bei der praktischen Verwendung von Accumulatoren kaum je vorkommen
                              									dürfte – zuerst wieder ersetzen und dann erst die zum nachherigen Entladen mit
                              									constanten 10 Ampère nöthige Energie aufspeichern. Aus diesem Grunde wurde dieser
                              									Versuch später noch einmal wiederholt, wobei der obenerwähnte störende Einfluſs
                              									möglichst vermieden wurde. (Vgl. die fünfte Versuchsreihe.)
                           Die nächste vierte Versuchsreihe mit wechselnder Stärke des Ladungsstromes von 5 bis
                              									30 Ampère wurde durchgeführt, um zu ermitteln: welche Stärke des Ladungsstromes für
                              									die Gewichtseinheit der Accumulatorplatten = 1k die zweckmäſsigste ist, um einerseits an der
                              									Ladungszeit möglichst wenig zu verlieren und andererseits um von der Energie des
                              									Ladungsstromes am wenigsten einzubüſsen.
                           
                           IV a) Das Laden des Normalaccumulators mit wechselnder Stärke bei
                              									12 bis 13° und Auffangen der entwickelten Gase.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Frei gemachteH2SO4 g
                                 Gasentwicke-lung cc bei15° u. 705mm
                                 StündlichesVolumen desGases cc
                                 Anmerkung
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 11,3
                                 4643
                                   489,5
                                 0
                                 0
                                 0
                                 
                                 
                              
                                   1
                                 11
                                 15,16
                                 166,76
                                 
                                 –
                                 –
                                 –
                                 0
                                 0
                                 
                                 
                              
                                   2
                                   4¾
                                   8,0
                                   38
                                 22,1
                                 4920
                                   956,1
                                 466,6
                                 0
                                 0
                                 Erste Blasen
                                 
                              
                                   3
                                   4
                                   8,0
                                   32
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   3703
                                     926
                                 
                                 
                              
                                   4
                                   1
                                   8,0
                                     8
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   1418
                                   1418
                                 
                                 
                              
                                   5
                                   1¼
                                 80
                                   10
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   1780
                                   1424
                                 
                                 
                              
                                   6
                                 12
                                   5,0
                                   60
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 17868
                                   1488
                                 Mittelwerth
                                 
                              
                                   7
                                   1
                                 10
                                   10
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   5024
                                   5024
                                 
                                 
                              
                                   8
                                   1
                                 15
                                   15
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   8307
                                   8307
                                 
                                 
                              
                                   9
                                     ½
                                 20
                                   10
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   5955
                                 11910
                                 
                                 
                              
                                 10
                                     ½
                                 25
                                   12,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   7569
                                 15138
                                 
                                 
                              
                                 11
                                     ½
                                 30
                                   15
                                 25,9
                                   4924,5
                                 1100
                                 143,9
                                   9592
                                 19184
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Ver-mehrg.
                                 +
                                 
                                 Summe
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 37½
                                 
                                 377,26
                                 14,6
                                     281,5
                                 
                                 610,5
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           IV b) Analyse der beim Laden erhaltenen Gase.
                           
                              
                                 Versuchszahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Gasvolumencc
                                 Zusammensetzg.des Gases %
                                 Wasserstoff
                                 Stund.-Amp.entspr.Wasserstoff-gewicht
                                 Verlust anLadungs-strom
                                    											Proc.
                                 
                              
                                 CO2
                                 O
                                 H
                                 Vol.
                                 Red.Vol.
                                 Ge-wichtmg
                                 
                              
                                   3
                                   4
                                   8
                                   3703
                                 3,3
                                   3,1
                                 93,6
                                   3462
                                 3012
                                   269,8
                                     7,49
                                 23,4
                                 
                              
                                   4
                                   1
                                   8
                                   1418
                                 4,9
                                   4,2
                                 91,9
                                   1289
                                 1101
                                   100,5
                                     2,79
                                 34,6
                                 
                              
                                   5
                                   1¼
                                   8
                                   1780
                                 4,8
                                   6,1
                                 89,1
                                   1586
                                 1379
                                   123,6
                                     3,43
                                 34,3
                                 
                              
                                   6
                                 12
                                   5
                                 17868
                                 5,2
                                   7,6
                                 87,2
                                 15581
                                 13560
                                 1214,6
                                   33,72
                                 56,2
                                 
                              
                                   7
                                   1
                                 10
                                   5024
                                 6,0
                                 16,0
                                 78
                                   3919
                                 3408
                                   305,4
                                     8,48
                                 84,8
                                 
                              
                                   8
                                   1
                                 15
                                   8307
                                 4,8
                                 20,4
                                 74,8
                                   6214
                                 5406
                                   484,3
                                   13,45
                                 89,6
                                 
                              
                                   9
                                     ½
                                 20
                                   5955
                                 4,4
                                 22,6
                                 73
                                   4347,5
                                 3780
                                   338
                                     9,39
                                 93,9
                                 
                              
                                 10
                                     ½
                                 25
                                   7569
                                 4,0
                                 24,2
                                 71,8
                                   5434,4
                                 4728
                                   423,6
                                   11,75
                                 94,0
                                 
                              
                                 11
                                     ½
                                 30
                                   9592
                                 3,6
                                 25
                                 71,4
                                   6848
                                 5957
                                   533,8
                                   14,81
                                 98,7
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Summe
                                 105,31
                                 
                                 
                              
                           Diese vierte Versuchsreihe zeigt, daſs im Anfange 11 Stunden hindurch der
                              									Ladungsstrom mit 15 Ampère gleich 1 Ampère für 1k
                              									Accumulatorenplatten ohne Gasentwickelung vollkommen aufgespeichert, auch in den
                              									darauf folgenden 4¾ Stunden mit 8 Ampère oder beiläufig 0,5 Ampère für 1k Platten der Ladungsstrom ohne Gasentwickelung
                              									immer noch aufgenommen wurde und erst gegen das Ende der 16. Ladungsstunde eine
                              									schwache Gasentwickelung begonnen hatte. Aufgespeichert wurden demnach ohne Verlust
                              									im Ganzen 204,76 Stunden-Ampère, d. s. 13,75 Stunden-Ampère für 1k Plattengewicht, Von der 16. bis zur 20.
                              									Ladungsstunde mit 8 Ampère Ladung wurden 3703cc an
                              									Gas entwickelt. Die stündliche Gasentwickelung bei derselben Stromstärke nahm bis
                              									zum Ende der 22. Ladungsstunde stetig zu.
                           
                           Bei den drei letzten Ladungsversuchen (IV a) wurden 50 Stunden-Ampère Ladungsstrom
                              									verbraucht. Aufgespeichert wurden davon 36,29 Stunden-Ampère und zur Gasentwickelung
                              									verbraucht 13,71 Stunden-Ampère, daher 27,4 Proc. Verlust an Ladungsstrom.
                           Das Laden des Normalaccumulators hätte hier füglich als beendet betrachtet werden
                              									können; wir begnügten uns aber damit noch nicht und wollten durch fortgesetztes sehr
                              									starkes Laden – bis 30 Ampère entsprechend 2 Ampère für 1k Plattengewicht – nachweisen, wie hoch der
                              									Verlust beim Laden, begleitet durch eine stürmische Gasentwickelung, gesteigert
                              									werden könne.
                           Es wurde demnach der Accumulator durch weitere 12 Stunden hindurch mit 5 Ampère und
                              									dann noch während 3½ Stunden mit 10, 15, 20, 25 und 30 Ampère geladen. Es wurden
                              									durch 15½ Stunden hindurch dem Accumulator noch 122,5 Stunden-Ampère zugeführt.
                              									Aufgespeichert wurden davon nur mehr 30,9 Stunden-Ampère, zur Gasentwickelung
                              									bezieh. zur Wasserzersetzung aber verbraucht 91,6 Stunden-Ampère, d. s. 74,8 Proc.
                              									Verlust an Ladungsstrom.
                           IV c) Entladen des Normalaccumulators mit constanten 10,05
                              									Ampère.
                           (Der Accumulator war möglichst stark geladen.)
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Gewichtder ge-bundenenH2SO4
                                    											g
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 25,9
                                   4924,5
                                 1100
                                 0
                                 
                              
                                 1
                                 21½
                                 10,05
                                 216
                                 14,4
                                 4674
                                   617
                                 483
                                 
                              
                           Zum Laden des Normalaccumulators bis zur Gasentwickelung
                              									wurden 204,76 Stunden-Ampère verbraucht; frei gemacht wurden 466g,6 H2SO4, d.h. 466,6 : 204,76 = 2g,27 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère. Entnommen wurden dem
                              									Accumulator 216 Stunden-Ampère, dabei gebunden 483g H2SO4,
                              									d.h. 483 : 216 = 2g,24 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
                           Beim Entladen mit constanten 10 Ampère ist der Gehalt an Schwefelsäure im Accumulator
                              									von 25,9 auf 14g,4 in 100cc herabgesunken und es hätte der Accumulator für
                              									technische Zwecke als hinreichend entladen betrachtet werden können.
                           Wird die Leitungsfähigkeit einer 10procentigen Schwefelsäure = 1 angenommen, so ist
                              									nach F. Kohlrausch (vgl. Poggendorff's Annalen, 1877 Bd. 159 S. 257) die Leitungsfähigkeit einer
                              									20procentigen = 1,66, einer 30procentigen = 1,88; demnach die Leitungsfähigkeit
                              									einer 30procentigen H2SO4 nahezu doppelt so groſs wie die einer 10procentigen.
                           Aus diesem Grunde und nachdem wir schon in Früherem unsere Ansicht darüber
                              									ausgesprochen haben, daſs beim Entladen des Accumulators die in den Poren der
                              									Füllmasse der Platten aufgesaugte Säure zuerst gebunden wird, wobei die an Dichte
                              									abnehmende Säure durch die auſserhalb der Platten befindliche dichtere Säure durch
                              									Diffusion ersetzt werden muſs, die Diffusionsgeschwindigkeit aber von dem
                              									Dichtigkeitsunterschied abhängig ist, ersetzten wir nach der ersten Entladungsperiode die 14g,4 in 100cc
                              									enthaltende Säure des Accumulators mit einer solchen, welche 25g in 100cc H2SO4 enthielt, und
                              									lieſsen den Accumulator über Nacht ruhen. Den nächsten Tag wurden dem Accumulator
                              									neuerdings entnommen: durch 5½ Stunden mit 10,05 Ampère 55,27 Stunden-Ampère und
                              									durch 18 Stunden hindurch mit 2,84 Ampère mittlerer Stärke (gemessen mit einem
                              									Kupfer-Voltameter) 51,12 Stunden-Ampère, also im Ganzen noch 106,39 Stunden-Ampère.
                              									In der ersten Entladungsperiode wurden diesem Accumulator demnach entnommen mit
                              									10,05 Ampère 216 Stunden-Ampère, in der zweiten 55,27 und in der dritten Periode mit
                              									2,84 Ampère 51,12, im Ganzen 322,39 Stunden-Ampère, d. s. 322,39 × 720 = 232120mk. Auf 1k
                              									Accumulatorplatten berechnet, macht dies 21,7 Stunden-Ampère oder 15474mk.
                           Bei dieser Entladungsweise sind dem Normalaccumulator scheinbar mehr Stunden-Ampère
                              									an Energie entnommen worden, als demselben beim letzten Laden mitgetheilt wurden;
                              									die Entladung des Accumulators in der dritten Versuchsreihe (IIIb) beweist aber,
                              									daſs dem Accumulator dort mit constanten 10 Ampère nur 175 Stunden-Ampère entnommen
                              									wurden, mithin der Accumulator von der völligen Entladung noch weit entfernt
                              									war.
                           In der Erläuterung der dritten Versuchsreihe wurde erwähnt, daſs wir den Versuch
                              									später noch einmal wiederholten und zwar derart, daſs wir den einstweilen neuerdings
                              									geladenen Accumulator zuerst mit einer constanten Stromstärke von 15 Ampère entluden
                              									und zwar so lange, als das Torsionsgalvanometer 15 Ampère anzeigte. In dem
                              									Augenblicke, als der Zeiger des Meſsapparates auf 10 Ampère zurückkehrte, wurde die
                              									Entladung unterbrochen.
                           V a) Laden des Normalaccumulators mit constanten 15 Ampère bis
                              									zur beginnenden Gasentwickelung.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Frei gemachteH2SO4 g
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 23
                                 4503
                                     906,4
                                 0
                                 
                              
                                 1
                                 15 u. 52 Min.
                                 15
                                 238
                                    36,2
                                 4742
                                 1409
                                 502,6
                                 
                              
                           Aufgespeicherte Stunden-Ampère = 238, frei gemachte H2SO4 = 502g,6, somit 502,6 : 238 = 2g,11 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
                           V b) Das Entladen des Normalaccumulators.
                           
                              
                                 Versuchs-zahl
                                 ZeitdauerStunden
                                 Ampère
                                 Stunden-Ampère
                                 Säure-gehalt gin 100cc
                                 Gewichtder Säureg
                                 Gehalt anH2SO4 g
                                 Gebun-deneH2SO4 g
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 Beginn
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0
                                 0
                                 36,2
                                 4742
                                 1409
                                 0
                                 
                              
                                 1
                                 15 u. 6 Min.
                                 15
                                 226,5
                                 23,9
                                 4463
                                       929,2
                                 479,8
                                 
                              
                           Entladen wurden mit constanten 15 Ampère 226,5
                              									Stunden-Ampère, gebunden 479g,8 H2SO4, somit 479,8 :
                              									226,5 = 2g,12 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
                           
                           Entladen wurde der Accumulator mit constanten 15 Ampère und zwar so lange, als das
                              									Torsionsgalvanometer 15 Ampère anzeigte; sobald der Zeiger des Meſsapparates auf 10
                              									Ampère zurückkehrte, wurde die Entladung unterbrochen.
                           Unser mit mäſsiger Stärke (1 Ampère für 1k Platten)
                              									ohne Gasentwickelung geladener Normalaccumulator gibt somit bei der Entladung 95
                              									Procent des Ladungsstromes wieder; denn zum Laden wurden verbraucht 238
                              									Stunden-Ampère und beim Entladen wurden erhalten 226,5 Stunden-Ampère. Es folgt also
                              									238 : 226,5 = 100 : x, woraus x = 95,16. Der Verlust (bei richtig behandeltem Accumulator) an Energie
                              									beträgt demnach nicht mehr wie 5 Proc.
                           Die Wirkung der H2SO4
                              									ist somit deutlich nachgewiesen und es  ergibt sich aus sämmtlichen mit dem
                              									Normalaccumulator durchgeführten Ladungs- und Entladungsversuchen der Mittelwerth
                              									von 2g,23 Hydrosulfat (H2SO4) für 1 Stunden-Ampère Strom, welche
                              									beim Laden frei gemacht, und 2g,25 H2SO4, welche beim
                              									Entladen gebunden werden. Das Mittel aus beiden Zahlen ist = 2,24. Wir nennen diese
                              									Zahl das elektrochemische Aequivalent der H2SO4 für die
                              									Stromstärke von 1 Stunden-Ampère.
                           Mit dieser Verhältniſszahl 2,24 lassen sich für die Anfertigung, Behandlung und
                              									Anwendung der Accumulatoren praktische Berechnungen anstellen. Bevor wir uns aber
                              									darüber näher aussprechen, müssen wir Einiges über die Leistungsfähigkeit der
                              									Accumulatoren im Allgemeinen führen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)