| Titel: | Ueber die Bestimmung des Brennwerthes. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 413 | 
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                        Ueber die Bestimmung des Brennwerthes.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Bestimmung des Brennwerthes.
                        
                     
                        
                           F. Stohmann und C. v.
                                    											RechenbergLandwirthschaftliche Jahrbücher, 1884 * S.
                                          												515.Journal für praktische Chemie, 1880
                                          												Bd. 22 S. 223. 1885 Bd. 31 S. 273. beschreiben weitere
                              									Verbesserungen und Verwendungen des Thomson'schen Calorimeters (vgl. 1879 234
                              									*394). Der Platincylinder a (Fig. 1), in welchem sich die Verbrennung mit chlorsaurem Kalium
                              									vollzieht, steht durch federnde Bleche gehalten auf einem rundlich gebogenen,
                              									scheibenförmigen Untersatze und wird von einer Taucherglocke e überstülpt. Die Taucherglocke wird durch Bajonettverschluſs an einer
                              									kurzen, ringförmigen Hervorragung am Untersatze befestigt. Theils um nach
                              									vollzogener Verbrennung die Durchmischung des im Calorimeter enthaltenen Wassers zu
                              									begünstigen, namentlich aber um die aus der Taucherglocke entweichenden Gase in
                              									innigster Berührung mit dem Wasser zu bringen und sie mehr darin zu vertheilen, ist
                              									am oberen Rande der Taucherglocke ein schirmförmig gebogenes, vielfach
                              									durchlöchertes Blech angebracht, unter welchem die Verbrennungsgase sich fangen und
                              									aus ihrer ursprünglichen Bahn gelenkt werden. Neuerdings werden statt dessen drei
                              									mit einander verbundene geschlitzte Bleche s
                              									verwendet.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 257, S. 414
                              
                           Als umhüllendes, Wärme schlecht leitendes Material dient – statt wie früher Flanell –
                              									Infusorienerde, mit welcher der jetzt um das Doppelte erweiterte Mantel des
                              									Wasserbehälters gefüllt ist. Noch besser ist die Isolirung durch eine von einem
                              									Wassermantel von 34l Inhalt begrenzte doppelte
                              									Luftschicht.
                           Da die kupferne Taucherglocke oxydirt wurde, so wird jetzt der
                              									ganze innere Theil des Apparates aus Platin hergestellt. Zur Entzündung dient ein
                              									mit chlorsaurem Kalium getränkter baumwollener Faden oder zwei isolirte Platindrahte
                              										d, deren untere, in die Mischung tauchende Schlinge
                              									durch einen galvanischen Strom glühend gemacht wird. Das 30cm hohe Calorimetergefäſs C ist von einer Luftschicht l vor dem
                              									Einflusse äuſserer Temperatur bewahrt; diese Luftschicht ist, um jegliche
                              									Luftströmungen zu brechen, durch einen aus dünnstem, hochpolirtem Nickel blech
                              									angefertigten Cylinder halbirt. Der Nickelcylinder steht in dem aus zwei
                              									Kupferröhren gebildeten Wassermantel w. Der
                              									Nickelcylinder ruht auf dem inneren Boden des Wassermantels, wird aber durch
                              									Korkklötzchen v, welche auf einem Kranze von
                              									Asbestpappe befestigt sind, in entsprechendem Abstande von diesem gehalten. Ebenso
                              									ist der Platincylinder von dem Nickelcylinder isolirt. Die oberen Ränder des Platin-
                              									und des Nickelcylinders
                              									sind mit einem aus einer Scheibe Hartgummi geschnittenen Ringe isolirt; die zwischen
                              									diesem und dem äuſseren Cylinder verbleibende feine Fuge ist durch ein
                              									Kautschukrohr, in welches ein federnder Kupferdraht eingeschoben ist, abgedichtet.
                              									Ebenso ist der Rand des Nickelcylinders von dem inneren Rande des Wassermantels
                              									getrennt. Der Wassermantel ist, um auch diesen, so weit wie thunlich, vor Einflüssen
                              									der Temperatur der umgebenden Luft zu schützen, ringsum mit dickem Filze umhüllt;
                              									ebenso ruht sein Boden auf einer dicken Filzplatte und auch sein kupferner Deckel
                              									ist mit einem Ringe aus gleichem Materiale belegt. Zur völligen Ausgleichung der
                              									Temperatur der im Mantel enthaltenen groſsen Wassermasse sind Misch Vorrichtungen
                              									vorhanden. Die eine, welche den Zwischenraum der beiden Böden bestreicht, besteht
                              									aus einem fahnenförmigen Kupferbleche m, welches
                              									mittels eines Stabes und Handgriffes h von auſsen in
                              									schwingende Bewegung versetzt werden kann. Die zweite Mischvorrichtung z wird durch zwei über einander befindliche, mit
                              									groſsen Oeffnungen versehene ringförmige Kupferblechscheiben gebildet, welche
                              									auſserdem noch durch zwei spiralig verlaufende Blechstreifen mit einander verbunden
                              									sind. Diese Vorrichtung ist an Schnüren an einem hölzernen Galgen aufgehängt und
                              									kann durch Anziehen der über Messingrollen gleitenden Schnüre auf- und abbewegt
                              									werden, wobei eine an jeder der beiden Führungsstangen befestigte Nuſs ein zu weites
                              									Heben verhindert. An den Stäben des hölzernen Galgens sind gleitende Klammern k angebracht, welche die Thermometer t und die zum Ablesen dienenden Lupen tragen.
                           Zu allen Bestimmungen werden immer 15g Oxydationsmischung, d. i. ein Gemenge von 13g,33 chlorsaurem Kalium und 1g,67
                              									Braunstein benutzt. Diese Mischung gibt bei der Zersetzung reichlich 5g Sauerstoff ab. Die auf diese Oxydationsmischung
                              									zu verwendende Menge der zu verbrennenden Substanz hat sich nach der Beschaffenheit
                              									derselben und namentlich nach dem Sauerstoffbedarfe zu richten. Da das leicht
                              									schmelzende Chlorkalium bei der Verbrennung der oberen Schichten sich als Schlacke
                              									über den unteren, noch nicht zersetzten Massen ansammelt, so entsteht in den
                              									tieferen Schichten durch die sich daselbst ansammelnden Gase eine Spannung, welche
                              									sich oft mit dem Herausschleudern zersetzter wie unzersetzter Massen löst; diesem
                              									läſst sich vorbeugen, indem man einen Zusatz von Bimsstein macht. Je nach dem
                              									Verlaufe der Verbrennung im Vorversuche werden dem entsprechend 2 bis 7g Bimsstein, zugefügt. Stoffe, welche schwer
                              									verbrennen, erhalten einen Zusatz von Stearinsäure in Mengen bis zu 0g,5.
                           Mitunter tritt bei sonst gut brennenden Mischungen der Umstand
                              									ein, daſs sie sich schwer entzünden lassen, auch wohl gar versagen. Solche bedürfen,
                              									um die Verbrennung einzuleiten, gewissermaſsen eines kräftigen Anstoſses,
                              									herbeigeführt durch eine erhöhte Entzündungstemperatur. Um diese zu erreichen, ist
                              									beim Einfüllen der Mischung in den Cylinder eine geringe Menge derselben, etwa 1g zurückzulassen und diesem ist dann etwas
                              									Rohrzucker (z.B. 0g,1) zuzufügen, worauf diese
                              									angereicherte Mischung auf die übrige Masse geschichtet wird.
                           Bemerkenswerth ist noch, daſs bei der Verbrennung auch etwas freies Chlor entwickelt
                              									und Manganchlorür gebildet wird und zwar in Folge des Kieselsäuregehaltes der
                              									Reagentien: Mn3O4 +
                              									8KCl + 4SiO2 = 3MnCl2+ 4K2SiO3
                              									+ Cl2. Es wird jedoch vorausgesetzt, daſs diese
                              									Prozesse in gleicher Weise sich auch bei den Bestimmungen der Correctionszahl
                              									geltend gemacht haben.
                           Als Correctionszahl, durch deren Abzug von dem beobachteten Wärmewerthe alle
                              									Einflüsse beseitigt werden sollen, welche durch Nebenprozesse ausgeübt werden können
                              									(vgl. 1879 234 396), war früher 602c, später 490c
                              									und neuerdings 634c berechnet.Wenn man, nach Ansicht der Verfasser, immer gleiche Bedingungen herstellt,
                                    											die Versuche stets gleich anordnet, immer mit derselben Oxydationsmischung
                                    												arbeitet, stets für vollständige Lösung des Chlorkaliums sorgt, stets eine
                                    											gleiche Zündschnur, gleiche Papierblättchen verwendet, so ist das
                                    											Endergebniſs jeder Beobachtung eine Wärmemenge, die aus der
                                    											Verbrennungswärme der untersuchten Substanz und aus einer constanten
                                    											Wärmemenge besteht, welche die Summen der Wärmetönungen all jener Prozesse
                                    											umfaſst. Diese Wärmemenge läſst sich ermitteln entweder, durch Verbrennung
                                    											einer Substanz von bekanntem Wärmewerthe und Vergleichung der
                                    											Beobachtungszahl mit dem bekannten Werthe, oder aber sicherer durch
                                    											Verbrennung verschiedener Mengen von Substanz, deren Wärmewerth unbekannt
                                    											ist, mit der gleichen Menge von Oxydationsmischung. Aus diesem Ergebnisse
                                    											läſst sich dann die gesuchte Constante ableiten. Der Grund dieser
                              									verschiedenen Ergebnisse
                              									ist noch nicht festgestellt. Als Beweis der vollständigen Verbrennung wird die
                              									Bildung der entsprechenden Menge Chlorkalium und die Bildung der berechneten Menge
                              									Kohlensäure betrachtet. Letztere Bestimmung geschieht aber in einem besonderen
                              									Apparate, in welchem das Verbrennungsgefäſs a nicht von
                              									Wasser umgeben ist, also unter wesentlich anderen Wärme Verhältnissen wie die
                              									calorimetrische Bestimmung.
                           Bemerkenswerth ist ferner, daſs die Bestimmung des Brennwerthes von Holzkohle, Koke
                              									und Anthracit nach diesem Verfahren nicht ausführbar ist, da hierbei der Kohlenstoff
                              									nur sehr unvollständig verbrennt. Die Bestimmungen gaben dem entsprechend zwar
                              									übereinstimmende, aber weit von der Wahrheit abweichende Wärmewerthe; die
                              									Uebereinstimmung zweier Versuche genügt somit keineswegs für den Beweis der
                              									Richtigkeit (vgl. 1884 252 73).
                           Als Beispiel möge die Ermittelung der Verbrennungswärme der Kerzenstearinsäure
                              									angeführt werden.
                           Vorversuche hatten ergeben, daſs Kerzenstearinsäure in Mengen von
                              										0g,5 durchaus normal brennt, wenn die
                              									Entzündung durch Aufschichten von mit etwas Rohrzucker versetztem Zündsatze
                              									eingeleitet und die Verbrennung durch Zusatz von 2g,5 Bimsstein geregelt wird. Demnach wurde für die erste Versuchsreihe
                              										0g,5 Kerzenstearinsäure mit 0g,1 Rohrzucker abgewogen. Die Oxydationsmischung
                              									wird aus 13g,33 chlorsaurem Kali und 1g,67 Braunstein durch inniges Verreiben
                              									hergestellt und davon vorläufig etwa 1g in einer
                              									kleinen Schale bei Seite gestellt. Zu der Hauptmasse kommt die Stearinsäure. Diese
                              									wird in der Reibschale zuerst gröblich mit der Oxydationsmischung durchmengt und
                              									darauf Aether zugesetzt in solcher Menge, wie erforderlich ist, um einen dicken Brei
                              									zu bilden. Dieser wird innigst zerrieben, wobei die am Stempel sich ansetzenden
                              									Massen mit einem Platinspatel abgelöst werden. Das Reiben wird fortgesetzt, bis die
                              									Masse durch Verdunstung des Aethers trocken wird. So kommt die Reibschale in einen
                              									auf 40 bis 50° geheizten Trockenschrank, in welchem sie etwa ¼ Stunde verbleibt.
                              									Jede Spur von Aether ist dann verdunstet und die Masse, wenn der Aether genügend
                              									gereinigt war, geruchlos.
                           Während dieser Zeit wird das Calorimetergefäſs, welches mit allen
                              									übrigen Theilen des Apparates bereits mehrere Stunden in dem Beobachtungsraume
                              									gestanden hat, mit 2k Wasser gefüllt. Die
                              									Temperatur des Wassers ist 2,7 bis 3,0° niedriger als die des
                              									Beobachtungsraumes.
                           Die von Aether befreite Mischung wird aus der Reibschale in ein
                              									kleines glattwandiges Porzellanschälchen übertragen und die Reibschale kräftig mit
                              										2g,5 Bimssteinpulver ausgerieben, um die an
                              									den Wandungen hängen gebliebene Stearinsäure möglichst abzulösen. Darauf kommt die
                              									Stearinsäure-Mischung in die Reibschale zurück und wird innig mit dem
                              									Bimssteinpulver gemengt. Dieses Gemenge wird in den Verbrennungscylinder, dessen seitliche Oeffnungen mit
                              									kleinen Scheibchen von dünnstem, gummirtem Seidenpapiere verschlossen sind, gefüllt,
                              									wobei die letzten Reste in der Reibschale mit einem zuvor mit Aether entfetteten,
                              									kleinen Dachshaarpinsel zusammengekehrt werden.
                           In einem anderen kleinen Reibschälchen wird der zurückgelegte Rest
                              									der Oxydationsmischung mit dem Zucker verrieben und auf die
                              									Stearinsäure-Bimssteinmischung in dem Verbrennungscylinder geschichtet. Der fertig
                              									beschickte Cylinder wird auf dem Untersatze der Taucherglocke befestigt, die Glocke
                              									darüber gesetzt, durch eine Drehung in dem Bajonettverschlusse gekuppelt, worauf das
                              									Ganze in den Wasserbehälter des Calorimeters versenkt wird. Nach ¼ Stunde werden die
                              									Thermometer abgelesen. Dann wird die Glocke aus dem Apparate genommen, die
                              									Zündschnur mit einer Federzange einige Millimeter tief in den Verbrennungssatz
                              									gesteckt und entzündet. Die kleine Flamme bläst man aus, so daſs der Faden nur
                              									glimmt, und versenkt die Glocke in das Calorimeter. Die nach etwa 15 Secunden
                              									eintretende Entzündung zeigt sich durch Entweichen von Gasen und weiſser Nebel von
                              									Chlorkalium. Die Verbrennung dauert etwa 30 Secunden; dann wird 5 Minuten lang
                              									gerührt und die Endtemperatur abgelesen. Die Zunahme betrug (nach Abzug der
                              									Correction von 0,0179) 2,7413°, entsprechend 5658c
                              									bei einem Wasserwerthe des Calorimeters von 2064g.
                           Nach dem Ablesen der Temperatur werden 50cc der Calorimeterflüssigkeit herausgehoben, 5
                              									Minuten gerührt, wobei die Temperatur 0,014° abnimmt, entsprechend – 28c, worauf nochmals 50cc Calorimeterwasser ausgehoben wurden. Die erste Probe des
                              									Calorimeterwassers ergab einen Gehalt von 0g,1829
                              									Chlorkalium in 50cc, die zweite einen solchen von
                              										0g,1955. Während des 5 Minuten langen Rührens
                              									wurden daher für 50cc Wasser 0,1955 – 0,1829 =
                              										0g,0126 Chlorkalium gelöst, oder im Ganzen, da
                              									während dieses Abschnittes noch 1950cc Wasser
                              									vorhanden waren, 0g,49 Chlorkalium. Da die beim
                              									Lösen des Chlorkaliums erfolgende Wärmetönung – 60c für 1g beträgt, so entspricht obige
                              									Menge 0,49 × (– 60) = 29c. Die thermometrische
                              									Messung hatte für den Versuch – 28c ergeben. Die
                              									Chlorkaliumbestimmung lieferte – 29c; es hat daher
                              									durch den Einfluſs der umgebenden Luft eine Temperaturzunahme, welche durch + 1c ausdrückbar ist, stattgefunden. Diese ist von
                              									5658 in Abzug zu bringen; es verbleiben also 5657c.
                           Es erübrigt nur noch zu ermitteln, wieviel Chlorkalium von der
                              									Ablesung der Endtemperatur bis zum Schlusse noch gelöst worden ist. Die letzte
                              									Titrirung ergab in 50cc einen Gehalt von 0g,2002 Chlorkalium. Da am Schlusse noch 1900cc Flüssigkeit im Calorimeter vorhanden sind, so
                              									ergibt dies:
                           (0,2002 ×1900): 50 = 7g,6076 Chlorkalium.
                           Dazu sind zu addiren die Chlorkaliummengen, welche in
                              									den beiden ersten Proben enthalten waren. Mithin beträgt die Gesammtmenge des
                              									Chlorkaliums 7,6076 + 0,1829 + 0,1955 = 7g,99.
                              									Beim Ablesen der Endtemperatur waren es 2000cc
                              									Flüssigkeit, von welcher 50cc 0g,1829 Chlorkalium enthielten, also:
                           (0,1829 × 2000) : 50 = 7g,32 Chlorkalium.
                           Vom Ablesen der Endtemperatur bis zum Schlusse des
                              									Versuches waren somit gelöst: 7,99 – 7,32 = 0g,67
                              									Chlorkalium, durch dessen Lösung eine Wärmetönung von – 40c herbeigeführt ist, Diese sind von der letzten
                              									Zahl in Abzug zu bringen und man erhält als Endzahl einen Wärmewerth von 5657 – 40 =
                              										5617c.
                           Von den angewendeten 0g,5
                              									Stearinsäure sind 7mg in der Reibschale
                              									zurückgeblieben, entsprechend 67c, somit 5617 + 67
                              									= 5684c als Gesammtwerth.
                           Der Werth 5684c ist der Ausdruck
                              									für die sämmtlichen Prozesse, welche bei der Verbrennung von 0g,5 Kerzenstearinsäure, 0g,1 Rohrzucker und 15g Oxydationsmischung, nebst Zündschnur und Papierblättchen verlaufen. Die
                              									Zersetzungs- und Lösungswärme der Oxydationsmischung, die Verbrennungswärme der
                              									Zündschnur und der Papierblättchen zusammengenommen sind in der allgemeinen
                              									Correctionszahl 634 enthalten. Somit erhält man als Verbrennungswerth für 0g,5 Stearinsäure + 0g,1 Rohrzucker: 5684 – 634 = 5050c.
                           Die Verbrennungswärme des Rohrzuckers beträgt 3959c für 1g;Neuere Versuche ergaben dagegen im Mittel 3864c. mithin verbleibt für 0g,5 Kerzenstearinsäure: 5050 – 396 = 4654c oder für 1g nach diesem versuche
                              										9308c. 17 Bestimmungen ergaben so 9199 bis
                              									9308, im Mittel 9257c.
                           
                           Das Verfahren gestattet auch, den Wärmewerth der Eiweiſstoffe und sonstiger
                              									Stickstoff haltiger Verbindungen zu ermitteln. Verbrennt man diese für sich, so ist
                              									stets eine massenhafte Bildung von Stickstoffoxydationsproducten nicht zu vermeiden;
                              									doch kann diese durch Beimischung von anderen Stickstoff freien Stoffen bedeutend
                              									vermindert werden. Zwar sind frühere Hoffnungen, eine ganz glatte Verbrennung zu
                              									Kohlensäure, Wasser und Stickstoff zu erreichen, nicht in Erfüllung gegangen; doch
                              									erscheinen die Unterschiede, welche durch die Bildung der
                              									Stickstoffoxydationsproducte herbeigeführt werden, bei fast allen Verbindungen so
                              									geringfügig, daſs sie vernachläſsigt werden können.
                           Die entstehenden Stickstoffoxydationsproducte finden sich theils in fester Form (als
                              									salpetrigsaures Kalium) in dem Verbrennungsrückstande, theils gelöst im
                              									Calorimeterwasser (als Salpetersäure und Salpetrigsäure), theils gasförmig (als
                              									Stickoxyd, Salpetrigsäure oder Untersalpetersäure). Das Vorhandensein der
                              									gasförmigen Producte, trotz Gegenwart einer groſsen Menge von Sauerstoff und
                              									Berührung mit Wasser, erklärt sich durch die kurze Berührungsdauer mit dem
                              									letzteren, welche nicht genügend ist, um ihre Umwandlung in Salpetersäure zu
                              									beendigen.
                           Von den ausgeführten Bestimmungen kommen hier folgende in Betracht.
                           Die verschiedenen Thierfette gaben für 1g 9318 bis 9445, im Mittel 9365c, so daſs die Abweichungen innerhalb der
                              									Versuchsfehler liegen; dagegen lieferte Butter nur 9192c. Ferner gab 1g:
                           
                              
                                 Leinöl
                                 9298
                                 bis
                                 9400,
                                 im Mittel
                                 9323c
                                 
                              
                                 Olivenöl I
                                 9283
                                 „
                                 9382
                                   „       „
                                 9328
                                 
                              
                                       „      II
                                 9490
                                 „
                                 9452
                                   „       „
                                 9471
                                 
                              
                                 Mohnöl
                                 9442
                                 
                              
                                 Rüböl I
                                 9489
                                 
                              
                                     „    II
                                 9619
                                 
                              
                                 Japanesisches Wachs von Rhus succedanea
                                 8999
                                 
                              
                                 Myricawachs
                                 8974
                                 
                              
                                 Carnaubawachs
                                 10091
                                 
                              
                                 Eieralbumin
                                 5579
                                 
                              
                                 Caseïn
                                 5717
                                 
                              
                                 Fleisch (Filet mit 17,97 Proc.
                                    											Fett) trocken
                                 6036
                                 
                              
                                 Dasselbe, fettfrei,
                                    											trocken
                                 5324
                                 
                              
                                 Roggenbrot,
                                 wasserfrei
                                 4421
                                 
                              
                                 „
                                 frisch (61,68 Proc.
                                    											Trockensubstanz)
                                 2727
                                 
                              
                                 Weizenbrot
                                     
                                    											„    (65,25    „                 „
                                 2807
                                 
                              
                                 „
                                 trocken
                                 4302
                                 
                              
                                 Dextrose wasserfrei
                                 3692
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                 3866
                                 
                              
                                 Cellulose, Filtrirpapier
                                 4146
                                 
                              
                                 Stärke
                                 4123
                                 
                              
                                 Paraffine, von 34 bis 63,5°
                                    											Schmelzpunkt, 11065 bis 11237, i. M.
                                 11140
                                 
                              
                                 Naphtalin
                                 9285
                                 
                              
                                 Anthracen
                                 9247
                                 
                              
                                 Myristinsäure, C14H28O2
                                 9004
                                 
                              
                                 Palmitinsäure, C16H32O2
                                 9226
                                 
                              
                                 Stearinsäure, C18H36O2
                                 9429
                                 
                              
                                 Cetylalkohol, C16H34O 
                                 10348
                                 
                              
                                 Glycerin
                                 4317
                                 
                              
                           Diese Zahlen sind der letzten Abhandlung entnommen und
                              									fast durchweg höher als früher.
                           
                           Die Bildungswärme des Naphtalins ergibt sich somit zu C10, H8 = C10H8 = + 26240c, die des Anthracens C14, H10 = C14H10 = + 15034.Vgl. Journal für praktische Chemie, Bd. 31 S.
                                    											296. Rechenberg (das. Bd. 22 S. 243) hatte in
                                    											Folge der Verwendung früherer Zahlen im Gegentheile gefunden, daſs diese
                                    											Bildungen unter bedeutender Wärmebindung stattfänden.
                           A. Witz (Comptes rendus,
                              									1884 Bd. 99 S. 187. 1885 Bd. 100 S. 440 u. 1132) fand durch Explosion in der Berthelot'schen Bombe für Wasserstoff 34138 und 34184c, für
                              									Leuchtgas 5200°. Je nach der Verdünnung mit Luft oder Sauerstoff fand er höhere oder
                              									niedere Werthe.
                           Dies läſst sich wohl nur dadurch erklären, daſs die verwendeten Leuchtgasproben von
                              									ungleicher Zusammensetzung waren und daſs die Verbrennung bei einigen Verdünnungen
                              									unvollständig war (vgl. 1877 225 616).
                           Nach Berthelot und Vieille
                              									(daselbst 1884 Bd. 99 S. 1097) kann man in der Bombe auch feste Stoffe verbrennen,
                              									wenn man sie mit Sauerstoff unter 7at Druck füllt.
                              									Sie finden für Zellstoff (Baumwolle) 4200c, also
                              									erheblich mehr wie die Dulong'sche Formel gibt.
                              									Holzkohle liefert ebenfalls meist mehr Wärme, als aus der Elementaranalyse berechnet
                              									wird; Kohle aus Hollundermark gab keinen Ueberschuſs, so daſs bei gleicher
                              									Elementarzusammensetzung zweier Proben bis um 10 Proc. verschiedene Werthe gefunden
                              									werden können.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 257, S. 419
                              
                           E. Gottlieb (Journal für
                                 										praktische Chemie, 1883 Bd. 28 S. 385) verwendet zur Bestimmung des Brennwerthes von Holz eine aus dünnem
                              									Kupferblech hergestellte Verbrennungskammer a (Fig. 2) mit oberem, 9cm weitem Messingrande, in welchen der kupferne, ebenfalls mit Messingrand
                              									versehene Deckel b eingeschraubt werden kann. Das Rohr
                              										d ist oben mit einer Glasplatte bedeckt, in das
                              									Rohr f wird das Rohr g
                              									eingesetzt, welches zwischen den beiden Ansätzen des dünnen Kupferrohres s durch eine Kupferplatte getrennt ist. Ueber das Rohr
                              										c wird das Kupferrohr h geschoben, welches in die 6cm breite
                              									Platinschale ragt. Die Verbrennungskammer ruht auf einem Dreifuſse im Kupfergefäſse
                              										A, durch dessen getheilten Deckel die drei Rohre,
                              									ein Rührer und ein Thermometer gehen. Das Kupfergefäſs A ist zur Isolirung mit zwei Messingcylindern umgeben.
                           Die Holzprobe wird in die Platinschüssel gelegt, der Deckel aufgeschraubt, die
                              									Verbrennungskammer in das Wassergefäſs A gesetzt, durch
                              									das Rohr h Sauerstoff eingeleitet und durch das Rohr
                              										r ein kleines Stückchen glühender Kohle eingeworfen. Die
                              									Verbrennungsgase entweichen oben durch das Rohr f g,
                              									gehen durch das Schlangenrohr s nach unten, steigen
                              									wieder nach oben und entweichen durch das Rohr v. Diese
                              									Gase wurden nicht untersucht, da es Gottlieb nicht
                              									gelang., die gebildete Kohlensäure zu binden; wohl aber wurde die
                              									Elementarzusammensetzung einer besonderen Probe in gewöhnlicher Weise bestimmt. Zu
                              									jeder Verbrennung wurden 1 bis 2g lufttrockenes
                              									geraspeltes Holz verwendet und der Wassergehalt in einer besonderen Probe durch
                              									Trocknen bei 115° bestimmt. Gottlieb meint, dieser
                              									Wassergehalt habe auf den Brennwerth des Holzes keinen Einfluſs, da ein Versuch mit
                              									lufttrockenem und wasserfreiem Buchenholz, auf dieselbe Menge Trockenstoff
                              									berechnet, die gleiche Zahl ergeben hatte.Dies ist nur dann möglich, wenn das Wasser im Kühlrohre s wieder verflüssigt wurde; ob und wie viel
                                    											Verbrennungswasser auſserdem verflüssigt wurde, ist nicht angegeben.F. Die
                              									Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Holzart
                                 Zusammensetzung bei
                                    											115°getrocknet
                                 Lufttrocken
                                 
                              
                                 Kohlen-stoff
                                 Wasser-stoff
                                 Stickstoff
                                 Sauer-stoff
                                 Asche
                                 Wasser-gehalt
                                 Brenn-werthvon 1g
                                 
                              
                                 Eiche
                                 50,22
                                 5,99
                                 0,09
                                 43,42
                                 0,28
                                 13,30
                                 3990c
                                 
                              
                                 Esche
                                 49,77
                                 6,26
                                 0,07
                                 43,37
                                 0,53
                                 11,80
                                 4155
                                 
                              
                                 Hagebuche
                                 49,48
                                 6,17
                                 0,06
                                 43,77
                                 0,52
                                 12,02
                                 4161
                                 
                              
                                 Buche, 130jährig
                                 49,03
                                 6,06
                                 0,11
                                 44,36
                                 0,44
                                 12,95
                                 4168
                                 
                              
                                      „       60   „
                                 49,14
                                 6,16
                                 0,09
                                 44,07
                                 0,54
                                 13,95
                                 4101
                                 
                              
                                      „     100   „
                                 48,87
                                 6,14
                                 0,06
                                 44,29
                                 0,64
                                 13,75
                                 4114
                                 
                              
                                 Birke
                                 48,88
                                 6,06
                                 0,10
                                 44,67
                                 0,29
                                 11,83
                                 4207
                                 
                              
                                 Tanne
                                 50,36
                                 5,92
                                 0,05
                                 43,39
                                 0,28
                                 12,17
                                 4422
                                 
                              
                                 Fichte
                                 50,31
                                 6,20
                                 0,04
                                 43,08
                                 0,37
                                 11,80
                                 4485
                                 
                              
                                 Zellstoff (Baumwolle) †
                                 44,37
                                 6,18
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 4155
                                 
                              
                                 Baumwollkohle
                                 96,9
                                 1,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 8033
                                 
                              
                           † Bei 115° getrocknet.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)