| Titel: | Neuerungen an Dampftrocken-Einrichtungen. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 437 | 
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                        Neuerungen an
                           								Dampftrocken-Einrichtungen.
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 29.
                        Neuerungen an Dampftrocken-Einrichtungen.
                        
                     
                        
                           Zur Trocknung des Dampfes auf mechanischem Wege sind
                              									bekanntlich zahlreiche Einrichtungen vorgeschlagen worden, in welchen das Wasser
                              									durch die Wirkung der Centrifugalkraft ausgeschleudert werden soll, indem der Dampf
                              									zu einem gewundenen Wege mit möglichst starken Krümmungen gezwungen wird (vgl. 1881
                              										241 * 335). Das Wasser wird jedoch im Dampfstrome in
                              									Form von Bläschen schwebend erhalten und, so wenig als diese Bläschen im ruhenden
                              									Dampfe zu Boden sinken, ebenso wenig werden dieselben aus einem Dampfstrome durch
                              									die Centrifugalkraft nach der Richtung der Bahntangente ausgeschleudert werden.
                              									Derartige Dampfentwässerer können daher auch immer nur das an den Wänden der Leitung
                              									bezieh. der Gefäſse zu Tropfen verdichtete Wasser
                              									ableiten, wozu eine passende Vertiefung als Sammelstelle, an welche sich das
                              									Abfluſsrohr aufschliefst, ausreichen würde.
                           Nur in diesem Sinne wird auch der in Fig. 1 und 2 Taf. 29 dargestellte Dampfentwässerer der Halleschen
                                    										Maschinen- und Dampfkessel-Armaturen-Fabrik in Halle a. S. (* D. R. P. Nr.
                                 									29575 vom 22. Juni 1884) wirken. Dicht hinter der Eintrittstelle A ist ein Kanal a abwärts
                              									geführt, welcher das bis zu dieser Stelle in der Leitung niedergeschlagene Wasser
                              									abführt. Der Dampf strömt zwischen zwei hakenförmigen Rippen g hindurch, trifft dann gegen eine keilförmige Wand c, welche sich nach unten gabelt, und ist gezwungen,
                              									unten durch diese Gabel hindurch und dann wieder nach aufwärts zu strömen, um bei
                              										B zum Austritte zu gelangen. Rippen d und g sollen das
                              										„ausgeschleuderte“ Wasser auffangen und nach unten ableiten. Die
                              									eingebaute Wand c wird als guter Wärmeleiter stets
                              									etwas Wärme nach auſsen abgeben und daher einen Theil der Wasserbläschen zu Tropfen
                              									verdichten, wodurch aber der Dampfstrom nicht trockener wird.
                           J. G. Schmidt in Berlin (Erl. * D. R. P. Nr. 21204 vom
                              									18. Juni 1882) hatte für seinen bekannten Gliederkessel (1881 242 * 400) den in Fig. 3 Taf. 29 im
                              									Querschnitte abgebildeten Dampftrockner bestimmt. Das mit feinen Löchern versehene
                              									Dampfsammelrohr B ist von zwei weiteren, oben offenen
                              									Rohren o und p umgeben und
                              									unter den Oeffnungen derselben sind Schalen q und r eingelegt, so daſs der Dampf zu dem durch Pfeile
                              									angedeuteten Wege gezwungen wird. Das Wasser flieſst aus den tiefsten Stellen der
                              									Rohre o und p durch das
                              									Rohr b ab.
                           Ein anderes jedoch seltener verfolgtes Prinzip ist das der Durchleitung des Dampfes
                              									durch Siebe, welches u.a. dem Dampftrockner von A. Dilthey in Rheydt (Erl. * D. R. P. Nr. 18803 vom 4.
                              									September 1881) zu Grunde liegt. Wie Fig. 7 und 8 Taf. 29 ersehen läſst,
                              									ist eine Anzahl paralleler Siebe H geneigt in eine
                              									Erweiterung L des Dampfrohres eingestellt und bestehen dieselben aus 1,5
                              									bis 6mm dicken Drähten, welche entweder sämmtlich
                              									parallel sind oder sich kreuzen, jedenfalls aber alle steil abwärts gerichtet sind,
                              									damit das Wasser leicht an denselben niederrieselt (vgl. M.
                                 										Schmidt 1885 256 564). Auch die Wirkung solcher
                              									Siebe ist eine sehr fragliche, da von einem Absieben der Dampfbläschen wegen ihrer
                              									Feinheit nicht die Rede sein kann und auch solche Siebe immer etwas Wärme an die
                              									Gehäusewand und durch diese nach auſsen ableiten werden.
                           Eine wirkliche Dampftrocknung wird nur durch Zuführung von Wärme zu erreichen sein,
                              									wie es bei den Dampfüberhitzern der Fall ist. Werden aber solche Ueberhitzer durch
                              									die Feuergase geheizt, so sind dieselben immer einer schnellen Zerstörung
                              									ausgesetzt, ganz besonders, wenn der Ueberhitzer unmittelbar im Feuer liegt. Eine
                              									solche Anordnung haben z.B. Baron R. Sellière und L. M. Th. Riot in Paris (Erl. * D. R. P. Nr. 7150 vom
                              									5. März 1879 und Zusatz * Nr. 11874 vom 31. März 1880) getroffen. In einiger Höhe
                              									über dem Roste (bei Locomotiven und Locomobilen oben in der Feuerbüchse) ist ein
                              									gewundenes eisernes Rohr von 40 bis 50mm
                              									Durchmesser untergebracht, das einerseits mit dem Dampfdome, andererseits mit der
                              									Maschine in Verbindung steht und durch welches beim gewöhnlichen Betriebe ein Theil
                              									des Dampfes geleitet wird. Um das Rohr beim Anfeuern, wenn noch kein Dampf vorhanden
                              									ist, und beim Stillstande der Maschine, wenn kein Dampf verbraucht wird, zu schonen,
                              									ist dasselbe auch mit dem Wasserraume unter Einschaltung eines Absperrventiles
                              									verbunden, so daſs es sich, wenn dieses Ventil geöffnet ist, mit Wasser füllt und
                              									als Dampfentwickler dient. Trotz dieser Vorsichtsmaſsregel wird das Rohr bald
                              									verbrannt sein.
                           A. Estrade in Paris (Erl. * D. R. P. Nr. 17811 vom 15.
                              									Oktober 1881) hat das in ∪-Form durch die Feuerbüchse geführte Dampfrohr A (Fig. 11 und 12 Taf. 29),
                              									um es zu schützen, mit einem etwas weiteren Rohre D
                              									umgeben, welches frei in den Raum über der Feuerbüchse mündet, also immer mit Wasser
                              									gefüllt sein wird. Ein Verbrennen des Dampfrohres ist hier wohl ausgeschlossen,
                              									ebenso aber auch eine Trocknung und Ueberhitzung des Dampfes, da das Wasser doch nur
                              									unmerklich wärmer sein kann als der Dampf desselben Kessels. In das
                              									Ueberhitzungsrohr A ist ferner noch eine gröſsere
                              									Anzahl durchlöcherter Scheiben eingesetzt, welche die Wassertropfen zurückhalten
                              									sollen. Dieselben können allerdings insofern zur Trocknung des Dampfes beitragen,
                              									als sie eine starke Drosselung desselben bewirken werden und der gedrosselte Dampf
                              									dann noch Wärme aus dem Wasser aufnehmen kann. Beabsichtigt scheint aber hier die
                              									Drosselung nicht zu sein.
                           Das letztere ist der Fall bei einer Einrichtung von B.
                                    										Röber in Dresden (* D. R. P. Nr. 26534 vom 31. Mai 1883), bei welcher
                              									gleichfalls der Ueberhitzer, als Schlangenrohr S (vgl.
                              										Fig. 4 und
                              										5 Taf. 29)
                              									oder in beliebiger anderer Form ausgeführt, im Wasserraume des Kessels untergebracht
                              										ist. Vor seinem
                              									Eintritte in den Ueberhitzer S soll der Dampf unter
                              									Umständen durch einen sogen. Druckregulator – bei V –
                              									gedrosselt werden. Eine Trocknung bezieh. Ueberhitzung ist dabei jedenfalls zu
                              									erreichen; ob sie aber in Verbindung mit der Drosselung einen Vortheil ergibt, muſs
                              									dahingestellt bleiben. Wichtiger ist wohl der weitere Vorschlag Röber's, einen derartigen im Kesselwasser liegenden
                              									Ueberhitzer S1 bei Compoundmaschinen zur Heizung des vom kleinen nach dem
                              									groſsen Cylinder strömenden Dampfes zu benutzen. Zweckmäſsig könnte dies natürlich
                              									nur bei Maschinen sein, welche sich in nächster Nähe des Kessels befinden, z.B. bei
                              										Compoundlocomotiven.
                           P. Michelson in St. Petersburg (Erl. * D. R. P. Nr.
                              									26000 vom 11. Juli 1883) hat vorgeschlagen, namentlich bei Wasserröhrenkesseln im
                              									Feuerraume oder in den Feuerzügen eine Metallmasse (z.B. Guſseisen) oder eine
                              									Erzmasse (z.B. Raseneisenstein) anzubringen, welche sich, wie aus Fig. 6 Taf. 29 zu
                              									entnehmen ist, durch die Wand des Dampfsammlers hindurch, ohne mit Wasser in
                              									Berührung zu kommen, als Hohlkörper in den Dampfraum fortsetzt, und den Dampf durch
                              									diesen Hohlkörper hindurchzuleiten. Der Metallblock wird allerdings je nach der
                              									Gröſse seiner im Feuerraume liegenden Oberfläche eine gröſsere oder geringere
                              									Wärmemenge an den Dampf überleiten, die praktische Ausführung jedoch einige
                              									Schwierigkeiten bieten.
                           Von H. Andreae in Mannheim (* D. R. P. Nr. 24221 vom 17.
                                 									März 1883) rührt die in Fig. 10 Taf. 29
                              									dargestellte Vorrichtung her, welche für Vertikalkessel mit durch den Dampfraum
                              									geführtem Rauchrohre bestimmt ist. Auf einem an das Rauchrohr angenieteten
                              									Winkelringe ist ein Blechcylinder befestigt, an welchen sich oben ein zweiter
                              									engerer Blechcylinder schlieſst, der zwischen sich und dem Rauchrohre nur einen sehr
                              									engen Zwischenraum läſst. Der Querschnitt dieses Ringspaltes soll doppelt so groſs
                              									als der Querschnitt des Ausströmrohres sein. Diesen engen Raum muſs der Dampf von
                              									oben nach unten durchströmen, um in den Raum r zwischen
                              									den Blechmänteln zu gelangen, aus welchem er oben entnommen wird. Zwei Röhren o leiten das etwa nach r
                              									mitgerissene Wasser nach unten ab. Die beiden Cylinder, wenigstens der innere,
                              									sollen aus Kupferblech gefertigt werden. So lange der enge Ringraum nicht verstopft
                              									ist, wird die Vorrichtung recht wirksam sein.
                           Die Heizung des Dampfes durch die schon stark gekühlten abziehenden Heizgase ist zwar nicht so wirkungsvoll wie die durch die
                              									frischen Gase, gewährleistet dagegen eine längere Dauer des Ueberhitzers. Dieselbe
                              									ist auch bei dem in Fig. 9 Taf. 29 abgebildeten Ueberhitzer von M.
                                    										Gehre in Cassel (* D. R. P. Nr. 27734 vom 9. December 1883) benutzt. In die
                              									etwas verlängerte Rauchkammer eines Locomotivkessels ist eine Trommel c eingelegt, welche von Heizröhren f durchzogen wird. Diese Röhren haben eine solche Weite
                              									und sind so angeordnet, daſs sie über die etwas vorspringenden Enden der
                              									Kesselröhren g geschoben werden können, also eine Fortsetzung derselben
                              									bilden. Ein Rohr b leitet den Dampf aus dem Kessel in
                              									die Trommel c ein, aus welcher er im tiefsten Punkte
                              									entnommen wird. Zweckmäſsiger wäre es wohl, wenn das Rohr b in c abwärts geführt und der Dampf oben
                              									entnommen würde. Das Rückschlagventil a verhindert ein
                              									Rückströmen des Dampfes und wird sich jedesmal bei einer Stauung desselben in Folge
                              									der Absperrung an der Maschine schlieſsen.
                           Bei solchen durch die (frischen oder abziehenden) Feuergase geheizten Ueberhitzern
                              									kann man die Frage aufwerfen, ob es nicht vortheilhafter sein würde, die Heizfläche
                              									des Ueberhitzers als wasserbespülte Kesselheizfläche zu benutzen, im letzten Falle
                              									(vgl. Fig. 8)
                              									z.B. den eigentlichen Kessel um die Länge des Ueberhitzers zu verlängern, wodurch an
                              									der Länge der ganzen Locomotive, am Feuerzuge u.s.w. nichts geändert würde.
                              									Jedenfalls würde doch an das Wasser eine gröſsere Wärmemenge abgegeben als an den
                              									feuchten oder gar an den trockenen Dampf, also auch mehr Wasser verdampft werden,
                              									als mit dem Dampfe in den Ueberhitzer gelangt. Auſserdem erfordert bekanntlich der
                              									trockene bezieh. überhitzte Dampf eine viel sorgfältigere Schmierung von Kolben und
                              									Schieber der Maschine, wenn diese Theile sich nicht schnell abnutzen sollen. Sind
                              									doch sogar Vorschläge gemacht (vgl. Lüde 1882 246 * 208), bei Locomotiven eine gewisse Dampfmenge
                              									fortdauernd niederzuschlagen, um mit dem Dampfwasser die Schieber ausgiebig zu
                              									schmieren. Im Allgemeinen wird daher die Anwendung besonderer Vorrichtungen zur
                              									Trocknung bezieh. Ueberhitzung des Dampfes kaum zweckmäſsig sein. Hierfür spricht
                              									auch der Umstand, daſs man auf Dampfschiffen, wo früher in der Regel Ueberhitzer
                              									benutzt wurden, von der Anwendung derselben jetzt zurückgekommen ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
