| Titel: | Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof. Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky. | 
| Autor: | Stefan Schenek , Stefan Farbaky | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 458 | 
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                        Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof.
                           								Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky.
                        (Schluſs der Abhandlung von S. 357 d.
                           								Bd.)
                        Schenek und Farbaky, über die elektrischen
                           								Accumulatoren.
                        
                     
                        
                           Die Beurtheilung der Leistungsfähigkeit
                                 										der Accumulatoren.
                           Bei dem Vergleiche der Leistungsfähigkeit zweier verschieden construirter
                              									Accumulatoren pflegt man gewöhnlich anzugeben, wie viele Meterkilogramm
                              									Arbeitsleistung für je 1k Plattengewicht ein
                              									Accumulator abzugeben im Stande ist; aber häufig wird versäumt, auch beizufügen, mit
                              									wie viel Ampère derselbe entladen wurde. Um ein richtiges Maſs für die Leistung
                              									eines Accumulators geben zu können, sollte die letztere Angabe niemals fehlen; denn
                              									es ist durchaus nicht gleichgültig, ob ein Accumulator mit 2, 5, 10, 15, 20 oder 30
                              									Ampère entladen wurde.
                           Es ist früher schon hervorgehoben worden, daſs beim Entladen eines Accumulators jener
                              									Theil der Säure zuerst gebunden wird, welcher in den Poren der positiven und
                              									negativen Füllmasse aufgesaugt ist. Bei unserem Accumulator beträgt dies 412cc bei den positiven und 195cc bei den negativen Platten. Wird der
                              									procentische Gehalt an Hydrosulfat in den Platten kleiner als auſserhalb der
                              									Platten, so wird in Folge des verschiedenen specifischen Gewichtes durch Diffusion
                              									der nöthige Austausch der Säure stattfinden. Ein Strom von 20 Ampère wird in der
                              									Zeiteinheit in den Platten 10 mal so viel H2SO4 beanspruchen als ein Strom von nur 2 Ampère.
                              									Vermag nun bei der herrschenden Diffusionsgeschwindigkeit der Austausch der Säuren
                              									nicht mehr dem Verbrauche proportional ersetzt werden, so wird die Stärke des
                              									Entladungsstromes herabsinken und bei einigem Schwanken der Stromstärke, bei
                              									übermäſsig stark in Anspruch genommenem Accumulator, die Summe der Abgabe an
                              									Energie, ausgedrückt in Meterkilogramm, kleiner werden.
                           In der Versuchsreihe IV c mit (zwischen 10 und 2,8)
                              									wechselnden Ampère erhielten wir beim Entladen zusammen 322,4 Stunden-Ampère,
                              									während wir mit demselben Accumulator im Versuche 5 b
                              									mit constanten 15 Ampère
                              									beim Entladen nur 226,5 Stunden-Ampère erhielten. Beim Entladen eines Accumulators
                              									sollte man nicht mehr als 1 Ampère für je 1k
                              									Plattengewicht entnehmen.
                           Die einseitige Angabe des Plattengewichtes bei der Beurtheilung der
                              									Leistungsfähigkeit eines Accumulators ist nicht hinreichend; es muſs das Gewicht der
                              									Bleirahmen sowie der Füllmassen gesondert angegeben werden. (Bei unserem Accumulator
                              									ist das Gewicht der Bleirahmen 7k und das Gewicht
                              									der Füllmassen 8k.) Da die Leistungsfähigkeit,
                              									auſser von der Beschaffenheit, nur noch von dem Gewichte der Füllmasse abhängig ist,
                              									so kann man durch Vergröſserung des Gewichtes der Füllmasse und Verminderung des
                              									Rahmengewichtes bei gleich bleibendem Plattengewichte bis zu ⅓ mehr an Energie
                              									aufspeichern und entnehmen, dies aber entschieden nur auf Kosten der Dauerhaftigkeit
                              									des Accumulators.
                           Es soll auch angegeben werden, ob die Entladung eine ununterbrochen gleichmäſsige
                              									war, oder eine abgesetzte, wobei dem Accumulator Zeit zur Erholung zu geben ist. Mit
                              									ununterbrochener Entladung erhielten wir bei unserem Accumulator nur 226,5, mit
                              									abgesetzter Entladung, Erholung und Zusatz von frischer Schwefelsäure aber bis zu
                              									322,4 Stunden-Ampère.
                           Auch die Art und Weise, nach welcher ein Accumulator geladen wird, ist von
                              									wesentlichem Einflüsse bei der Beurtheilung der Leistungsfähigkeit. Im Versuche IV a
                              									wurden von dem Normalaccumulator, vom Beginne der Gasentwickelung gerechnet, noch
                              									67,2 Stunden-Ampère aufgespeichert, wohl aber anfangs mit 27 und später mit 74,8
                              									Proc. Stromverlust. Ein auf diese Art geladener Accumulator kann um 25 bis 30 Proc.
                              									mehr Energie abgeben als ein ohne Gasentwickelung geladener Accumulatorjedenfalls
                              									aber wird bei einer stärkeren Gasentwickelung ein Theil des Sauerstoffes die schon
                              									vollkommen formirten Platten bedenklich angreifen.
                           Bei dem Vergleiche der Leistungsfähigkeit zweier Accumulatoren sollen demnach
                              									folgende Umstände genau bekannt sein und berücksichtigt werden: 1) das Gewicht der
                              									Bleirahmen ohne Füllung, 2) das Gewicht der Füllmasse; 3) soll die Entladung
                              									ununterbrochen mit constanten Ampère vorgenommen werden und 4) sollen die beiden
                              									Vergleichsaccumulatoren nur so weit geladen werden, bis nicht Wasserstoff in
                              									gröſseren Blasen entwickelt wird.
                           Bei der technischen Anwendung der Accumulatoren, wo es sich um einen ununterbrochen
                              									gleichmäſsigen Strom handelt, kann nur jene Menge der elektrischen Energie –
                              									ausgedrückt in Stunden-Ampère – in Rechnung gebracht werden, welche der Accumulator
                              									ununterbrochen mit gleichen Ampère Stromstärke beim Entladen abzugeben im Stande
                              									ist. Dieser Bedingung entsprechend gibt unser Normalaccumulator 15 Stunden-Ampère =
                              										10800mk für 1k Plattengewicht (wovon 7/15 Blei und 8/15 Füllmasse ist).
                           
                        
                        
                           Praktische Anwendung des
                                 										elektro-chemischen Aequivalentes der H2SO4 = 2g,24 für
                                 										1 Stunden-Ampère Strom.
                           Beim Gebrauche der Accumulatoren kann es vorkommen, daſs die Energie derselben nur
                              									theilweise verbraucht wurde und eine unbekannte Menge davon noch verfügbar ist. Um
                              									diese im Accumulator noch aufgespeicherte verfügbare Energie zu bestimmen, verwenden
                              									wir den Säurequotienten = 2,24. Zu dieser Bestimmung ist es aber
                              									unerläſslich  nothwendig, daſs der Accumulator vollkommen formirt sei; man bestimmt
                              									sodann den Gehalt an Hydrosulfat und das Gewicht der Accumulatorsäure, woraus sich
                              									dann die verfügbare Energie berechnen läſst.
                           Zur Bestimmung des Hydrosulfatgehaltes in Gramm auf 100cc der Accumulatorsäure wird eine Kalilauge genommen, in welcher auf 1l 114g,5 KHO
                              									enthalten sind. Man pipettirt aus der zu untersuchenden Säure 10cc, versetzt mit einigen Tropfen Lackmus und läſst
                              									aus einer Bürette von der Kalilauge so lange hinzuflieſsen, bis der letzte Tropfen
                              									keine violette Färbung hervorbringt. 1cc der
                              									verbrauchten Kalilauge entspricht 1g Hydrosulfat
                              									in 100cc der Accumulatorsäure.
                           Um das Gewicht der Säure im Accumulator bestimmen zu können, wobei vorausgesetzt
                              									wird, daſs sämmtliche Accumulatoren eines Systemes gleichartig construirt und
                              									vollkommen formirt sind, wird ein Accumulator des Systemes zum Versuchsaccumulator
                              									eingerichtet. Um das Verdunsten des Wassergehaltes der verdünnten Säure möglichst zu
                              									verhindern, ist es unbedingt nothwendig, daſs der Accumulator mit einer gut
                              									schlieſsenden Deckplatte versehen ist. Zum Entleeren der Säure wird am Boden in
                              									einer Ecke des Accumulators (von auſsen) ein 2cm
                              									weites und 2cm tiefes Näpfchen aus Blei
                              									angelöthet, an welches ein ebenso weites und langes Bleirohr rechtwinklig nach vorn
                              									hin gerichtet wagerecht angelöthet wird. In dieses Bleirohr wird ein rechtwinklig
                              									gebogenes, 8mm weites Glasrohr mit einem
                              									vollkommen schlieſsenden Korke flüssigkeitsdicht eingepaſst. Das Glasrohr, dessen
                              									einer Schenkel 4 bis 5cm Länge besitzt und dessen
                              									zweiter Schenkel so lang ist, als die Höhe des Accumulators beträgt, muſs in dem
                              									Korkpfropfen drehbar sein. Beim Entleeren der Säure wird der längere aufwärts
                              									stehende Glasrohrschenkel nach unten gedreht, der Inhalt des Accumulators in ein
                              									tarirtes Glasgefäſs abgelassen und sodann abgewogen.
                           Angenommen, ein vollkommen formirter Versuchsaccumulator enthalte
                              									vor dem Laden 5000g 20procentige Säure. Habe nun
                              									nach dem Laden bis zur beginnenden Gasentwickelung der geladene Accumulator 5300g 30procentigeWir setzen einfachheitshalber voraus, daſs die Bestimmung des Hydrosulfates
                                    											in Gewichtsprocent erfolgt. Hätte man – so wie wir es früher gethan haben –
                                    											durch Titriren den Gehalt an H2SO4 in 100cc
                                    											bestimmt, so müſste man das absolute Gewicht der dem Accumulator entnommenen
                                    											Saure noch mit dem entsprechenden specifischen Gewichte dividiren, um das
                                    											Volumen derselben zu erhalten. Säure, so berechnet sich die
                              									aufgespeicherte Energie auf folgende Weise:
                           
                           
                              
                                 Nach dem Laden
                                 (5300 × 30) : 100 = 1590g
                                 Gehalt
                                 an
                                 Hydrosulfat.
                                 
                              
                                 Vor dem Laden
                                 (5000 × 20) : 100 = 1000g
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Somit beim Laden frei gemachtes Hydrosulfat = 1590 – 1000 = 590g. Wird nun das Gewicht des frei gemachten
                              									Hydrosulfates in Gramm ausgedrückt, durch die elektrochemische Aequivalentzahl 2,24
                              									dividirt, so erhält man: 590 : 2,24 = 263 Stunden-Ampère, welche beim Laden
                              									aufgespeichert wurden.
                           Dem so geladenen Accumulator soll nun eine unbekannte Menge an
                              									Energie entnommen worden sein; es fragt sich dann, über welche Menge an Energie
                              									(ausgedrückt in Stunden-Ampère) kann noch verfügt werden?
                           Man bestimmt im Versuchsaccumulator neuerdings das absolute
                              									Gewicht und den Gehalt an Hydrosulfat in Gramm. Das Gewicht sei jetzt 5100g, der Gehalt an H2SO4 = 23 Proc. so ist: (5100 × 23) : 100
                              									= 1173g Hydrosulfat.
                           
                              
                                 Im geladenen Zustande
                                 enthielt
                                 der
                                 Accumulator
                                 1590g
                                 Hydrosulfat
                                 
                              
                                 und theilweise entladen
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1173g
                                 „
                                 
                              
                           Daraus folgt: 1590 – 1173 = 417g Hydrosulfat, welches beim Entladen gebunden
                              									wurde. Es entspricht dies 417 : 2,24 = 186 Stunden-Ampère. Aufgespeichert waren an
                              									Energie 263, verbraucht wurden 186 Stunden-Ampère; daraus folgt, daſs 263 – 186 = 77
                              									Stunden-Ampère noch verfügbar vorhanden sind. Von dieser Zahl werden schlieſslich
                              									noch 5 Proc. in Abschlag gebracht (vgl. oben die Versuche V a und b).
                           
                        
                           Bestimmung des Volumenverhältnisses der Accumulatorsäure bei
                                 										der Anfertigung von Accumulatoren.
                           Es soll beispielsweise ein Accumulator von 2 Stunden-Pferdestärken (= 540000mk) Leistungsfähigkeit construirt werden, so fragt
                              									sich, welches Volumen dabei der Accumulatorsäure eingeräumt werden muſs?
                           Da bei ununterbrochen gleichmäſsiger Entladung eines vollkommen
                              									formirten Accumulators 1k Plattengewicht (von
                              									welchem 50 Proc. die Bleirahmen und 50 Proc. die Füllmasse ausmachen) etwa 15
                              									Stunden-Ampère (= 11250mk) abgibt und 2
                              									Stunden-Pferdestärken = 540000mk = 750
                              									Stunden-Ampère sind, so folgt daraus, daſs das Plattengewicht (750 : 15) = 50k betragen soll. Das Volumen dieser 50k Platten wird etwa 9l betragen.
                           Der Accumulator soll im vollkommen formirten und geladenen
                              									Zustande 30procentige Schwefelsäure enthalten, nach der Entladung aber noch immer 15
                              									Proc. Säuregehalt besitzen.
                           Da nach früherem 1 Stunden-Ampère Strom bei der Entladung 2g,24 Hydrosulfat bindet, so werden die 750
                              									Stunden-Ampère 750 × 2,24 = 1680g Hydrosulfat
                              									benöthigen; da aber ferner nach der Entladung die Accumulatorsäure noch 15 Proc.
                              									Hydrosulfat enthalten soll, so muſs die Zahl 1680 mit 2 multiplicirt werden, d. s.
                              									dann 3360g Hydrosulfat.
                           3360g Hydrosulfat, mit 7840g Wasser gemischt, geben 11k,2 Accumulatorsäure mit 30 Proc.
                              									Hydrosulfatgehalt. Das specifische Gewicht einer verdünnten Schwefelsäure mit 30
                              									Proc. Hydrosulfat ist 1,223 5 demnach 11,2 : 1,223 = 9l.
                           Hieraus folgt im Allgemeinen, daſs man bei der Anfertigung von Accumulatoren, wenn
                              									30procentige Accumulatorsäure verwendet wird, dieser Säure mindestens ein solches
                              									Volumen einräumen muſs, als die Accumulatorplatten selbst in Anspruch nehmen.
                           
                        
                           Die Formation der Accumulatoren.
                           Bei dem Laden und Entladen, auch beim Ruhen eines Accumulators ist der
                              									Formationszustand desselben von nicht geringem Einflüsse. Es wird nämlich von zwei
                              									gleichartig construirten Accumulatoren derjenige ein günstigeres Ergebniſs liefern,
                              									welcher vor der Ladung vollständiger formirt war; auch die Selbstentladung wird um
                              									so weiter hinausgeschoben, je vollständiger die Formation war.
                           
                           Um die Bedingungen der vollständigen Formation und der dazu nöthigen Arbeitsleistung
                              									der Dynamo- und Kraftmaschine kennen zu lernen, wurden 50 Stück vollkommen
                              									gleichartig construirte Accumulatoren – in Gröſse und Gewicht, wie schon früher
                              									angegeben – näher untersucht. Diese 50 Accumulatoren enthielten:
                           
                              
                                 150 negative Platten mit Gesammtgewicht von
                                 290,6k
                                 
                              
                                 Gewicht der Bleirahmen
                                 142,1
                                 
                              
                                 Gewicht der Füllmasse
                                 148,5
                                 
                              
                                 200 positive Platten mit Gesammtgewicht von
                                 446,5
                                 
                              
                                 Gewicht der Bleirahmen
                                 196,0
                                 
                              
                                 Gewicht der Füllmasse
                                 250,5
                                 
                              
                                 Jeder Accumulator enthielt als Füllung 3k 25procentige
                                 H2SO4.
                                 
                              
                           Diese Accumulatoren wurden auf Spannung geschaltet, die Dynamomaschine arbeitete mit
                              									8 Ampère Stromstärke und 120 Volt Polspannung.Es war von Interesse zu ermitteln, ob denn die nicht formirten Accumulatoren,
                                    											mit Säure gefüllt und auf Spannung geschaltet, irgend einen meſsbaren Strom
                                    											ergeben würden; der Versuch lieferte ein negatives Ergebniſs, indem das
                                    											Torsionsdynamometer keine Spur durchströmender elektrischer Energie zeigte;
                                    											auch konnte man im dunkeln Zimmer beim Schlieſsen und Oeffnen der Poldrähte
                                    											nicht das kleinste Fünkchen wahrnehmen. Nur die Nadel eines sehr
                                    											empfindlichen Multiplicators gab einen Ausschlag von 25°.Der Theorie nach soll das PbO2 in Berührung
                                    											mit Blei einen Spannungsunterschied geben. Beim Uebergieſsen der
                                    											Accumulatorplatten mit 25procentiger Säure wird ganz bestimmt ein Theil der
                                    											Mennige der positiven Platten (wenigstens an der äuſseren Fläche) zersetzt,
                                    												PbSO4 gebildet und PbO2 frei gemacht, was sich auch aus der
                                    											auffallend dunkleren Färbung kundgibt; dieses PbO2 in Berührung mit den Bleirahmen und der Schwefelsäure sollte nun
                                    											einen Spannungsunterschied ergeben. Der negative Erfolg aber, welchen wir
                                    											erhielten, führt uns zur Ansicht, daſs das gewöhnliche, auf rein chemischem
                                    											Wege erzeugte PbO2 von keinerlei
                                    											elektrischer Wirkung ist und nur das auf elektrolytischem Wege zu Stande
                                    											gekommene, entschieden krystallinische PbO2
                                    											die Eigenschaft besitze, elektrische Energie abzugeben, wobei die bessere
                                    											Leitungsfähigkeit – vermöge der krystallinischen Structur – wahrscheinlich
                                    											von wesentlichem Einflüsse ist. Möglich, daſs bei der elektrischen Formation
                                    											eine wenig constante höhere Oxydationsstufe des Bleies gebildet
                                    										wird. Bei den negativen Platten muſs bei der Formation sämmtliches
                              									PbO (Bleiglätte) zu schwammigem Blei reducirt und bei den positiven Platten, welche
                              									aus 50 Proc. Mennige und 50 Proc. Bleiglätte bestehen, müssen die 2 Mol. PbO des
                              									Miniums und die Bleiglätte zu krystallinischen PbO2
                              									oxydirt werden.
                           Die nun zu leistende Arbeit des elektrischen Stromes der Dynamomaschine besteht
                              									demnach darin, daſs Wasser zersetzt wird, der frei werdende Wasserstoff die
                              									Reductionsarbeit und der frei werdende Sauerstoff die Oxydationsarbeit vollbringt.
                              									Da ein elektrischer Strom von 1 Ampère in der Stunde 36mg Wasserstoff aus den Bestandtheilen des Wassers frei macht, so läſst
                              									sich die zu leistende Arbeit der Dynamomaschine für obige Gewichtsmenge zu
                              									reducirender Bleiglätte vorausberechnen.
                           Zu reduciren sind bei den negativen Platten 148k,5 PbO. Es fragt sich nun, wie viel Wasserstoff
                              									dem Gewichte nach dazu erforderlich ist? Das Molekulargewicht des PbO ist
                              									bekanntlich 223; daraus berechnet sich, daſs von den 148k,5 PbO 10k,65
                              									Sauerstoff durch 1k,33 Wasserstoff entzogen werden
                              									müssen, d.h. es müssen 36944 Stunden-Ampère Strom angewendet werden.
                           In Wirklichkeit wurden bis zur vollständigen Reduction der 148k,5 PbO 38262 Stunden-Ampère verbraucht, welche
                              									Zahl mit der berechneten genügend übereinstimmt, um so mehr, da gegen das Ende der
                              									Reduction Wasserstoff schon in gröſseren Blasen unverwendet entwichen ist.
                           Die erforderliche Menge an Sauerstoff zur Hyperoxydation der
                              									Mennige und Bleiglätte in den positiven Platten berechnet sich folgendermaſsen:
                           
                              
                                 Gesammtgewicht der Füllmasse
                                 250,5k
                                 
                              
                                 Davon 50 Proc. als PbO (Bleiglätte)
                                 125,25
                                 
                              
                                 und 50 Proc. als Mennige (Pb3O4)
                                 125,25
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 125k,25
                                    											PbO brauchen zur Hyperoxydation
                                     8,987k
                                 
                              
                                 125k,25
                                    											Mennige = 2PbO + PbO2 benöthigen 
                                     5,852
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Erforderlicher Sauerstoff
                                   14,839k.
                                 
                              
                           Da bei dem früheren Bedarfe an Wasserstoff (= 1k,33) gleichzeitig aus der Zersetzung des Wassers
                              										10k,65 Sauerstoff frei gemacht und diese zur
                              									Hyperoxydation der Mennige und Bleiglätte gleichzeitig verwendet werden, zur
                              									vollständigen Hyperoxydation aber 14k,839
                              									Sauerstoff erforderlich sind, so folgt daraus, daſs bei der beendeten Formation der
                              									negativen Platten die Endformation der positiven Platten noch weit zurückgeblieben
                              									ist, indem noch mindestens 14,839 – 10,65 = 4k,19
                              									Sauerstoff erforderlich sind.
                           Nach Obigem werden von einem elektrischen Strome mit 36944 Stunden-Ampère 10k,65 Sauerstoff entwickelt; daraus berechnet sich,
                              									daſs, um die zur vollständigen Hyperoxydation noch erforderlichen 4k,19 Sauerstoff zu erhalten, noch weitere 14583
                              									Stunden-Ampère Formationsstrom verwendet werden müssen. In Wirklichkeit waren zu
                              									dieser Arbeitsleistung noch 19850 Stunden-Ampère aufgewendet.
                           Dieser Mehrverbrauch von 5267 Stunden-Ampère läſst sich aus Folgendem erklären: Bei
                              									der Formation wird fortwährend Kohlensäuregas, obwohl in geringer Menge – von der
                              									Oxydation der organischen Substanzen des Accumulators herrührend – in ganz kleinen
                              									Bläschen entwickelt; ferner wird auch fortwährend Sauerstoff, wenn auch nur in ganz
                              									geringer Menge, frei entwickelt und ganz gewiſs werden die Bleirahmen schon während
                              									der Formation oberflächlich hyperoxydirt; es wird also bei diesen drei Vorgängen
                              									immer Sauerstoff verbraucht.
                           Da 1 Stunden-Pferdestärke 375 Stunden-Ampère entspricht, so folgt daraus, daſs zu der
                              									Leistung von (36944 + 14583 + 5267) = 56494
                              									Stunden-Ampère die Dynamomaschine 150 Stunden-Pferdestärken Arbeit liefern muſs.
                              									Indem aber beim Betriebe einer Dynamomaschine, von der dazu verwendeten
                              									Arbeitsleistung der Kraftmaschine nur ⅔ als Arbeit in Form elektrischer Energie
                              									zurückgegeben werden, so muſs die Zahl 150 noch mit 3/2 multiplizirt werden, woraus folgt,
                              									daſs zur vollständigen Formation der 50 Accumulatoren angegebener Gröſse 225 oder
                              									für 1 Accumulator 4,5 Stunden-Pferdestärken Arbeitsleistung erforderlich sind.
                           Beim Beginne und im Verlaufe der Formation entwickelt sich in kleinen Bläschen eine
                              									geringe Menge Kohlensäuregas; sobald aber die Formation so weit vorgeschritten ist,
                              									daſs die Reduction des Bleioxydes nahezu vollendet erscheint, da beginnt auch schon
                              									eine wahrnehmbare Wasserstoffentwickelung und, sobald anzündbares, ruhig brennbares Gas in gröſseren
                              									Blasen entwickelt wird, ist auch die Reduction des PbO beendet.
                           Die Formation muſs aber noch weiter fortgesetzt werden; nach einiger Zeit wird beim
                              									Anzünden des Gases ein kleiner Knall wahrgenommen, welche Erscheinung bei
                              									fortlaufender Formation immer stärker und stärker wird; sowie aber das Gas beim
                              									Anzünden mit heftigem Knalle verbrennt, ist dies ein Beweis, daſs Sauerstoff nicht
                              									mehr verwerthet wird und die positiven Platten auch vollkommen formirt sind.
                           Es ist nicht rathsam, das in den Accumulatoren angesammelte Gas durch die
                              									Deckenöffnung selbst anzuzünden, weil bei einem Systeme von 100 und mehreren
                              									Accumulatoren dieser Versuch sehr schlimme Folgen haben könnte, da die Verbrennung
                              									bezieh. Verpuffung in vielen Fällen nicht nur in einem, sondern gleichzeitig – durch
                              									Ueberspringen der Flamme – bei mehreren oder möglicher Weise bei sämmtlichen
                              									Accumulatoren stattfinden könnte. Will man die Beschaffenheit der Gasart, welche im
                              									Verlaufe der Formation entwickelt wird, auf gefahrlose
                              									Art prüfen, so ist es nothwendig, daſs man die Accumulatoren (oder wenigstens einen
                              									Versuchsaccumulator) mit einer luftdicht schlieſsenden Deckplatte versieht (wie dies
                              									bei unseren Accumulatoren wirklich der Fall ist). In der Mitte dieser Deckplatte ist
                              									eine 8cm weite Bleiröhre eingelöthet, um durch
                              									diese die Säure ein- und ausgieſsen zu können. In diese Röhre wird mit einem
                              									Kautschukstöpsel ein Gasleitungsrohr eingepaſst, mittels welchen man im Verlaufe der
                              									Formation die entwickelten Gase in einer pneumatischen Wanne mit einem Cylinderglase
                              									zu jeder Zeit auffangen und dann gefahrlos prüfen kann.
                           
                        
                           Die Selbstentladung der Accumulatoren.
                           Wir machten die Erfahrung, daſs bei 18 gleichzeitig und gleichmäſsig geladenen
                              									Accumulatoren bei der Abgabe an Energie die Abnahme derselben früher stattgefunden
                              									hatte, als wir es erwarteten. Die Ursache dieser früheren Abnahme an Energie fanden
                              									wir in dem Umstände, daſs die Accumulatoren Nr. 1 bis 10 um 6 Monate früher
                              									angefertigt, formirt und fortwährend im Gebrauche waren. Die Accumulatoren Nr. 11
                              									bis 18 sind auch der Formation unterworfen worden, waren aber jedenfalls darin noch
                              									nicht so weit fortgeschritten wie die anderen und diese letzteren waren es, welche
                              									wir als völlig entladen wahrgenommen haben, während die ersteren immer noch
                              									kräftige, verfügbare Ladung enthielten. Soll ein Accumulator die berechnete
                              									Höchstmenge an Energie abgeben, so ist es eine unerläſsliche Bedingung, daſs
                              									derselbe vollkommen formirt ist. Die Selbstentladung eines solchen Accumulators
                              									findet dann nur sehr langsam statt und kann sich diese im Ruhezustande auch auf
                              									viele Monate erstrecken.
                           Um die Zeitdauer der Selbstentladung eines vollkommen formirten und bis zur beginnenden
                              									Gasentwickelung geladenen Accumulators zu bestimmen, wurde unser Normalaccumulator
                              									der Beobachtung unterzogen. Derselbe wurde mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt,
                              									welche in 100cc 26g,9 H2SO4
                              									enthielt (das Gewicht dieser verdünnten Säure war 4741g) und bis zur beginnenden Wasserstoffentwickelung geladen. Nach beendeter
                              									Ladung enthielt derselbe 5002g Säure mit einem
                              									Gehalte von 38g,4 in 100cc Hydrosulfat. Daraus berechnet sich nach der
                              									schon angegebenen Methode das beim Laden frei gemachte Hydrosulfat mit 466g,8, woraus (466,8 : 2,24) = 208 aufgespeicherte
                              									Stunden-Ampère sich ergeben.
                           Der Versuchsaccumulator wurde nun der Ruhe (bezieh. der Selbstentladung) überlassen
                              									und anfangs von 5 zu 5, später von 10 zu 10 Tagen der Säuregehalt bestimmt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Säuregehaltg in 100cc
                                 
                                 
                              
                                 Der
                                 Accumulator
                                 wurde
                                 geladen
                                 am
                                 24. März
                                 38,4
                                 Diff.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 untersucht
                                 „
                                 29.    „
                                 37,8
                                 0,6
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   3. April
                                 37,3
                                 0,5
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   8.   „
                                   36,86
                                 0,44
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 13.   „
                                   36,46
                                 0,40
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 18    „
                                   36,08
                                 0,38
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 23.   „
                                   35,71
                                 0,37
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 28.   „
                                   35,35
                                 0,36
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   8. Mai
                                   34,65
                                 0,70
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 18.   „
                                   33,95
                                 0,70
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Im Ganzen 55 Tage
                                 
                                 
                                 
                              
                           Im Zeiträume von 55 Tagen wurde durch Selbstentladung
                              									gebunden von der Säure 4g,45 in 100cc. Das Gewicht der Accumulatorsäure am 55. Tage
                              									war 4930g mit 33g,95 für 100cc Hydrosulfat; daraus
                              									berechnet sich der Gehalt an Hydrosulfat = 1388g,1. Am Beginne des Versuches war der Gehalt an Hydrosulfat = 1561g,1, nach 55tägiger Ruhe aber 1388g,1; somit wurden in 55 Tagen 173g,0 gebunden, was (173 : 2,24) = 77,2
                              									Stunden-Ampère ergibt.
                           Der Versuchsaccumulator hatte als Ladung 208 Stunden-Ampère
                              									aufgespeichert; daraus folgt die procentische Berechnung: 208 : 77,2 = 100 : x oder x =
                              									37,1. In 55 Tagen sind demnach von der Ladungsenergie 37,1 Proc. als Selbstentladung
                              									verzehrt worden.
                           Die Versuchstabelle läſst aber auch erkennen, daſs die Abnahme des Säuregehaltes
                              									keine gleichmäſsige, sondern eine stetig abnehmende
                              									Zahl ergibt, indem in den ersten und zweiten 5 Tagen die Differenz 0,6 und 0,5
                              									betrug, während dies in den letzten 5 Tagen 0,36 und in den letzten zweimal 10 Tagen
                              									(auf 5 berechnet) nurmehr 0,35 ausmachte. Es steht daher zu erwarten, daſs die
                              									gänzliche Entladung des Accumulators in der Ruhe wahrscheinlich in 150 bis 170 Tagen
                              									erfolgen wird.
                           Wir bemerken noch, daſs der Versuchsaccumulator nach 55 Tagen beim plötzlichen
                              									Schlieſsen und Oeffnen der Poldrähte ganz denselben kräftigen Funken gibt wie in den
                              									ersten 5 Tagen.
                           Schemnitz (Ungarn), Juli 1885.