| Titel: | Ueber die Herstellung von Leuchtgas. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 466 | 
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                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        (Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								256 S. 541.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30 und 31.
                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Nach Th. Hahn in Posen und G.
                                    										Pflücke in Meiſsen (* D. R. P. Nr. 30016 vom 11. Mai 1884) sind in den
                              									gewöhnlichen Gasbereitungsöfen die Chamotteretorten
                              									paarweise durch Chamotterohre b (Fig. 20 und 21 Taf. 30) in
                              									der Hinter wand des Ofens verbunden. Die Retorten a
                              									haben vorn, wo die frischen Kohlen eingeworfen werden, guſseiserne Mundstücke m mit den guſseisernen Aufsteigröhren c und Tauchröhren d. Die
                              									Retorten gehen ferner durch die Hinter wand hindurch und haben am hinteren Ende ein
                              									kürzeres, sonst gleiches Mundstück n mit Deckel wie
                              									vorn. Etwa am Ende der lichten Tiefe des Ofens ist eine Querwand p in jeder Retorte angebracht, welche oben eine
                              									Oeffnung für den Durchgang des Gases nach den Verbindungsröhren b besitzt. Die Tauchröhren d zweier verbundener Retorten haben eine gemeinsame Verschluſsvorrichtung
                              										fi, welche eine der beiden Rohre stets verschlossen
                              									hält. Dadurch soll erreicht werden, daſs das in einer Retorte aus frisch
                              									eingeworfenen Kohlen sich entwickelnde Gas wegen Verschlusses des entsprechenden
                              									Tauchrohres nicht den Weg durch das Aufsteigrohr machen kann, sondern mittels des
                              									Verbindungsrohres b die zweite Retorte, in der beinahe
                              									abdestillirte Kohlen liegen, welche fast nur noch Wasserstoff geben, durchziehen,
                              									sich mit diesem Wasserstoffgase verbinden muſs. Hierauf gelangen beide gemeinsam
                              									durch das Aufsteigrohr c und durch das offene Tauchrohr
                              										d in die Hydraulik e,
                              									um von da weiter geführt zu werden. Die aus frischen Kohlen sich entwickelnden Gase
                              									berühren auf diesem weiteren Wege, welchen sie zu machen gezwungen werden, mehr
                              									glühende Retortenwände und sollen dadurch vollständiger in Leuchtgas zersetzt
                              									werden. Die sich später wieder absetzenden Kohlenwasserstoffe, welche wegen ihres zu
                              									hohen Kohlenstoffgehaltes zu unbeständig sind, finden auf diesem längeren Wege in
                              									der zweiten Retorte Wasserstoff vor und verbinden sich unter Einwirkung von
                              									Glühhitze mit demselben zu Leuchtgas. Man soll bei diesem Verfahren aus derselben
                              									Menge Kohlen mehr Gas und von gröſserer Leuchtkraft erzielen, als bei der jetzt
                              									allgemein üblichen Methode, wo die erst kurz vorher entwickelten
                              									Kohlenwasserstoffgase gleich zu den Aufsteigröhren c in
                              									die Vorlage e gelangen können.
                           W. R. Jones in Rom (* D. R. P. Nr. 32317 vom 9. Januar
                                 									1885) verbindet bei seinem zweitheiligen Ofen zur
                              									Retortenerhitzung den Feuerraum F (Fig. 22 und 23 Taf. 30)
                              									durch den Schlitz e mit der Kammer J. Zu jeder Seite des Feuerraumes liegt ein Luftkanal
                              										m n, mit Oeffnungen o
                              									nach dem Feuerraume hin; ebenso liegt oben je ein Luftkanal v mit Oeffnungen c. Die Oeffnungen r entsprechen den die Retorten umgebenden Zügen.
                           Die untere Kammer wird mit gewöhnlichem Brennmateriale, die obere Kammer dagegen mit groben
                              									oder zerkleinerten Kokes angefüllt. Hat die Hitze eine gewisse Höhe erreicht, so
                              									wird durch die seitlichen Kanäle in die untere Kammer Luft zugeführt. Die in
                              									letzterer erzeugten Oase mischen sich mit der aus den Durchlässen austretenden Luft
                              									und treten, indem sie durch den Schlitz e gehen,
                              									vereint in die obere Kammer. Bei ihrem Durchgange durch das Brennmaterial der oberen
                              									Kammer wird die Kohlensäure zu Kohlenoxyd reducirt, welches, mit der aus den
                              									erhitzten Kanälen v zu beiden Seiten der oberen Kammer
                              									austretenden Luft gemischt, eine lebhafte Verbrennung bewirkt. In diesem Zustande
                              									gehen die Gase durch die Oeffnungen r im oberen Theile
                              									der Kammer J nach den die Retorten umgebenden
                              									Feuerzügen und geben die zur Destillation nöthige Hitze an die Retorten ab.
                           Sind die Oefen einmal im Gange, so wird nur der oberen Kammer Brennmaterial
                              									zugeführt, während die untere Kammer durch die von der oberen im Schlitze e herunterfallenden Kokes gespeist wird.
                           Für die Reinigungsöffnungen von Theervorlagen, Retortenmundstücke u. dgl. hat Jul. Hasse in Dresden (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 31554 vom
                                 									7. Oktober 1884) den in Fig. 24 Taf. 30
                              									skizzirten Hebel- und Excenter-Deckelverschluſs
                              									angegeben (vgl. Berlin-Anhaltische Maschinenfabrik,
                              									1885 256 * 541). An dem Mundstücke ist in dem Arme h um einen Zapfen drehbar das eine Ende des Hebels c angeschlossen, welcher an seinem anderen Ende
                              									gabelförmig gestaltet ist und sowohl den Knopf f des
                              									Deckels e, als auch einen zweiten Hebel d zwischen sich faſst. Der Hebel d ist um den Gelenkzapfen an dem Deckel e als Excenter ausgebildet und kann auf diesem Zapfen
                              									etwas seitlich verschoben werden, so daſs er entweder frei drehbar ist, oder sich
                              									zwischen zwei Vorsprüngen der Verlängerung c1 der einen Gabelseite des Hebels c befindet. Beim Aufsetzen des Deckels e ist der Hebel d frei
                              									drehbar und wird der Deckel e durch eine Drehung des
                              									Hebels d nach oben von dem Excenter auf der
                              									Anlagefläche erst gegen die Knagge g hin verschoben
                              									und, wenn der Deckel an g Widerstand findet, fest gegen
                              									seinen Sitz angepreſst. Um den Deckel e abzuheben,
                              									braucht man denselben nur durch Niederdrücken des Hebels d zu lösen, dann den Hebel zwischen die Vorsprünge an c1 zu bringen und, da
                              									die beiden Hebel c und d
                              									nun verbunden sind, den Hebel d wieder aufwärts zu
                              									bewegen.
                           Nach brieflicher Mittheilung des Hrn. Hasse beträgt die
                              										Schütthöhe bei seiner Rostfeuerung (vgl. 1885 256 * 171) 0m,8. Die
                              									gebildeten Heizgase hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 5,4
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 26,4
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 9,2
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 59,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Die Vorwärmung der Verbrennungsluft ist so vollkommen, daſs im
                              									Feuerherde eine Temperatur erzeugt wird, welcher auch die besten Chamottesteine nicht widerstehen
                              									würden, wenn nicht Wasserdampf zugeführt wird; letzterer soll also nicht nur die
                              									Roststäbe, sondern namentlich das Mauerwerk schützen, auſserdem eine vollständigere
                              									Vergasung der letzten Kohlenstoffreste bewirken.
                           Nach einer Angabe von Henneberg in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S.
                              									50 erfordert der Ofen an Unterfeuer 15 Procent der vergasten Kohlen. Ferner erzeugt
                              										Hasse mit schlesischen Kohlen aus 1 Retorte von 390
                              									× 520 × 2700mm im Lichten und in 24 Stunden bis zu
                              										300cbm Gas, während der Jahresdurchschnitt für
                              									alle Gasanstalten Dresdens bei Verwendung von schlesischen und sächsischen Kohlen im
                              									vorigen Jahre 259cbm,8 betrug.
                           R. Blochmann macht im Journal
                                 										für Gasbeleuchtung, 1885 S. 404 bemerkenswerthe Mittheilungen über die Betriebscontrole der Gasanstalten. Verfasser berechnet
                              									die Menge des gewonnenen Leuchtgases nach der Formel x
                              									= (1,294 × S) : (1 + 0,00366 t), wobei x das Gewicht von 1cbm Leuchtgas in Kilogramm, S das specifische Gewicht auf Luft bezogen, t die Temperatur bedeuten und ein dem normalen
                              									Barometerstande entsprechender Druck vorausgesetzt ist. So wurden von Januar bis
                              									December 1884 folgende Grenz- und Durchschnittszahlen für die Ausbeute aus 100k englischer Kohlen gefunden:
                           
                              
                                 
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 Durchschnitt
                                 
                              
                                 Leuchtgas
                                 15,5k (Juni)
                                 12,0k (Dec.)
                                  14,7k
                                 
                              
                                 Koke
                                 74,3 (Juli)
                                 71,1 (Nov.)
                                 72,5
                                 
                              
                                 Theer
                                   6,2 (Jan.)
                                   4,4 (Nov.)
                                   5,1
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––
                                 ––––
                                 
                              
                                 Gesammtausbeute
                                 94,7k (Juli)
                                 89,6k (Nov.)
                                 92,3k
                                 
                              
                           Im Durchschnitte wurden also aus 100k Kohlen zusammen 92k,3 Leuchtgas, Koke und Theer erhalten. Hierzu kommt noch das
                              									Ammoniakwasser; es sind ferner die Verluste zu berücksichtigen, welche durch
                              									verschiedenartige Umstände veranlaſst werden. Frühere Jahre ergaben in derselben
                              									Weise:
                           
                              
                                 Jahrgang
                                 1878/79
                                 1879/80
                                 1880/81
                                 1881/82
                                 1882/83
                                 1883/84
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Gas
                                 k
                                 14,5
                                 14,0
                                 15,2
                                 15,2
                                 15,4
                                 15,3
                                 14,9
                                 
                              
                                 Koke
                                 k
                                 73,2
                                 74,2
                                 74,2
                                 74,2
                                 72,4
                                 72,3
                                 73,7
                                 
                              
                                 Theer
                                 k
                                   5,4
                                   5,1
                                   4,8
                                   4,8
                                   5,4
                                   5,2
                                   5,1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 93,1
                                 93,3
                                 94,3
                                 94,2
                                 93,2
                                 92,7
                                 93,5.
                                 
                              
                           Hiernach würden für Ammoniakwasser und Verluste im J. 1880/81
                              									nur 5,7 Proc. übrig bleiben, was wohl zu wenig ist.
                           Auf den Berliner Gaswerken lieferten 100k
                              									schlesische Kohlen:
                           
                              
                                 Jahrgang
                                 1879/80
                                 1880/81
                                 1881/82
                                 1882/83
                                 Mittel
                                 
                              
                                 GasBei der Berechnung der Gewichtsmengen des Gases wurde das specifische
                                          													Gewicht 0,400, die Durchschnittstemperatur von 150 und ein Druck von
                                          														760mm zu Grunde
                                          												gelegt.
                                 k
                                 14,0
                                   14,0
                                 14,0
                                 14,1
                                 14,0
                                 
                              
                                 Koke
                                 k
                                 69,1
                                   70,4
                                 67,9
                                 66,5
                                 68,5
                                 
                              
                                 Theer
                                 k
                                   5,0
                                     5,1
                                   5,1
                                   5,0
                                     5,05
                                 
                              
                                 Ammoniakwasser
                                 k
                                 11,3
                                   10,9
                                 10,5
                                 10,4
                                 10,8
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,4
                                 100,4
                                 97,5
                                 96,0
                                 98,35.
                                 
                              
                           
                           Von dem Ammoniakwasser stammt nur ein Theil aus den vergasten Kohlen, ein anderer
                              									wird aus der Wasserleitung in die Scrubbers eingeführt. Es müssen daher die
                              									Fabrikationsverluste gröſser sein als der Unterschied aus dem Gewichte der
                              									verarbeiteten Kohle und der Menge sämmtlicher Producte, im J. 1882/83 also mehr als
                              									4 Proc; sie werden veranlaſst durch Verbrennen von Gas beim Oeffnen der Retorten,
                              									durch die Graphitbildung in denselben, in Folge der Entfernung der schädlichen
                              									Bestandtheile durch den Reinigungsprozeſs; es kommen dazu Verluste, welche bei der
                              									mechanischen Aufbereitung und durch die Verwitterung der meist im Freien lagernden
                              									Koke entstehen u.a.m. Diese Verluste werden mindestens 5 Proc. betragen.
                           Da die verkauften Kokes bis 10 Proc. Wasser enthalten, so sind die gewöhnlich
                              									gemachten Betriebsergebnisse nicht unmittelbar vergleichbar, Blochmann hat daher die Mengen und die Zusammensetzung der entgasten
                              									Kohlen und der erzeugten Producte festzustellen gesucht.
                           Die verwendeten Kohlen „Nettleworth Primerose“, eine Durchschnittsprobe der
                              									erhaltenen Kokes und eine am 15. April 1885 genommene Probe Theer hatten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Kohle
                                 Koke
                                 Theer
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   83,0
                                   80,7
                                   77,6
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     5,1
                                     1,0
                                     4,5
                                 
                              
                                 Asche
                                     3,2
                                     5,4
                                     0,1
                                 
                              
                                 Wasser
                                     1,5
                                     7,3
                                     5,9
                                 
                              
                                 Sauerstoff (Differenz)
                                     7,2
                                     5,6
                                   11,9
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0.
                                 
                              
                           Für Leuchtgas wurde die frühere AnalyseVgl. F. Fischer: Chemische Technologie der
                                       												Brennstoffe, 1885 S. 287. des Königsberger Leuchtgases
                              									zu Grunde gelegt; demnach wog 1cbm bei 15° mit
                              									Wasserdampf gesättigt 0k,482 und enthielt
                              									Gewichtsprocent:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 55,5
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 24,1
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 2,6
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Stickstoff
                                 17,8.
                                 
                              
                           Auf Grund der Betriebsergebnisse und der aufgeführten Analysen
                              									berechnen sich folgende Zahlen für Elementarbestandtheile:
                           
                              
                                 
                                 1Kohlen-stoff
                                 2Wasser-stoff
                                 3Asche
                                 4Wasser
                                 5SauerstoffStickstoff
                                 
                              
                                 100k Kohlen gaben:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 92k,3 Producte
                                 72,5 Koke =14,7 Gas =  5,1 Theer =
                                 58,4  8,2  4,0
                                 0,73,50,2
                                 3,9––
                                 5,40,40,3
                                     4,1    2,6    0,6
                                 
                              
                                 
                                   70,66
                                 4,4
                                 3,9
                                 6,1
                                     7,3
                                 
                              
                                 100k Kohlen
                                    											enthielten
                                 83,0
                                 5,1
                                 3,2
                                 1,5
                                     7,2
                                 
                              
                                 Differenz
                                  – 12,4
                                   – 0,7
                                 – 0,7
                                  + 4,6
                                 + 0,1
                                 
                              
                           Bei dieser Zusammenstellung konnte das Ammoniakwasser nicht
                              									berücksichtigt werden, weil die Menge desselben nicht bekannt war. Es ist dies für das
                              									Gesammtergebniſs kaum von Belang, da, selbst wenn 100k Kohlen 10k Ammoniakwasser mit 3 Proc.
                              									festen Stoffen geliefert hätten, die Tabellenposten 1, 2 und 5 zusammen nur um 0k,3 vermehrt und allein Posten 4 wesentlich
                              									verändert worden wäre. Dieselbe ergibt bereits einen beträchtlichen Ueberschuſs und
                              									beweist somit, daſs der gröſste Theil des in den Producten enthaltenen Wassers nicht
                              									aus den Kohlen stammt. Der Verlust an Wasserstoff läſst sich aus der
                              									Vernachlässigung des Ammoniakwassers erklären. Sucht man den fehlenden Wasserstoff
                              									hier, so kommt man zu dem Schlusse, daſs bei der Vergasung 6k,3 Wasser erzeugt wurden, gebildet aus 0k,7 Wasserstoff und 5k,6 Sauerstoff. Es würde hieraus weiter folgen, daſs auch der in
                              									sämmtlichen Producten gefundene Sauerstoff erheblich gröſser ist, als dem
                              									Sauerstoffgehalte der Kohlen entspricht, und zu dem Schlusse führen, daſs der
                              									gröſste Theil des in der Koke, sowie ein Theil des im Leuchtgase enthaltenen
                              									Sauerstoffes aus einer anderen Quelle herrührt. Auch das chemische Verhalten des
                              									Kohlenstoffes spricht dagegen, daſs die Koke die glühenden Retorten mit 5,6 Proc.
                              									Sauerstoff (wie bei der Analyse gefunden wurde) verläſst. Es ist vielmehr
                              									anzunehmen, daſs die Koke beim Löschen in Folge von Wasserzersetzung oder während
                              									des Lagerns aus der Luft Sauerstoff aufnimmt. In das Gas gelangt Sauerstoff beim
                              									Laden der Retorten. Für den Verlust von 12k,4
                              									Kohlenstoff ist nach Blochmann keine befriedigende
                              									Erklärung zu finden. (Wohl in der verschiedenen Zusammensetzung des Leuchtgases. Ref.)
                           Brauchbare Durchschnittsproben der Kohlen wird man erhalten können, wenn man jeden
                              									Tag Proben nimmt, welche in einem bestimmten Gewichtsverhältnisse, z.B. 1 : 1000, zu
                              									den entgasten Kohlen stehen. Wenn z.B. täglich im Durchschnitte 50t Kohlen verbraucht werden, so würden von
                              									verschiedenen Theilen derselben 50k zu entnehmen
                              									und nun auf irgend eine Art, am besten in einer Mahltrommel, zu zerkleinern und zu
                              									mischen sein. Von dem Kohlenpulver verwahrt man 1k
                              									in einem verschlossenen Gefäſse und bringt, nachdem diese täglichen Proben zusammen
                              									das Gewicht von 50k erreicht haben, das Ganze
                              									wiederum in die Mahltrommel und entnimmt, sobald es hier gut durch einander gemischt
                              									ist, eine Durchschnittsprobe für den Analytiker. Auf diese Weise werden für einen
                              									Betrieb von etwa 18000t jährlich 6 Analysen
                              									erforderlich. Die Gröſse des Fehlers, welcher bei einer derartigen Probeentnahme
                              									entstehen könne, würde die Analyse zweier gleichzeitig und unabhängig von einander
                              									erhaltenen Durchschnittsproben ergeben. Ganz ähnlich ist bei der Untersuchung von
                              									Koke und Theer zu verfahren und endlich würde eine Reihe von Gasanalysen nöthig
                              									sein, wobei man sich jedoch auf die Bestimmung des specifischen Gewichtes und der
                              									bei der Verbrennung einer bestimmten Leuchtgasmenge erzeugten Wassers und
                              									Kohlensäure beschränken könnte.
                           Auf diese Weise würde man die Ausbeuteverhältnisse und Fabrikationsverluste verschiedener
                              									Gasanstalten vergleichen können. Regelmäſsige Kohlenanalysen werden ferner dem
                              									Betriebsleiter Aufschluſs geben, ob die Kohlen in gleichbleibender Beschaffenheit
                              									geliefert werden, welche Aenderung sie beim Lagern erfahren u. dgl. m. Endlich
                              									scheint nicht ausbleiben zu können, daſs, wenn dieser Vorschlag Beachtung findet,
                              									bessere Aufschlusse über die Abhängigkeit der Brauchbarkeit einer Kohle zur
                              									Gasfabrikation von ihrer Zusammensetzung erhellen werden, als wir zur Zeit
                              									besitzen.
                           Der von H. Müller in Wernigerode und F. Blath in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 30524 vom 11. Juli
                                 									1884) für die Erzeugung von Mischgas bestimmte Ofen, besteht aus einem zweitheiligen Chamottecylinder.
                              									Der durch seine Doppelwandungen gebildete Zwischenraum ist durch senkrechte
                              									Scheidewände in zwei Abtheilungen c und d (Fig. 2 Taf. 30) getrennt;
                              									in ersterer soll Wassergas, in letzerer Oelgas erzeugt werden, welche durch Schlitze
                              									in den Raum T treten. Dieser wird durch Ziehen des
                              									Schiebers s aus dem Behälter Y mit Kohlen gefüllt; die erzeugten Kokes fallen beim Ziehen des Schiebers
                              										n in den Kasten U und
                              									das Mischgas entweicht seitlich durch das Rohr a.
                           S. C. Salisbury in New-York (* D. R. P. Nr. 31971 vom
                                 									25. Juni 1884) führt zur Herstellung von Leuchtgas aus
                                 										Wasserdampf und Kohlenwasserstoffen Dampf durch das Rohr A (Fig. 8 und 9 Taf. 31) in das Rohr B, welcher in dem durch ein über B geschobenes Rohr C
                              									gebildeten Räume zurückkehrt, überhitzt wird und durch das Rohr D in das mit Eisenabfällen gefüllte Rohr F gelangt. Der gebildete Wasserstoff wird durch das
                              									Vertheilungsrohr G und die kleinen Leitungsröhren H durch Strahlgebläse e,
                              									in welche von den Rohren L heiſse Kohlenwasserstoffe
                              									eintreten, und dann durch das Rohr N in die Retorten
                              									geführt. Hier wird neben der nochmaligen Erhitzung bis auf etwa 500° ein inniges
                              									Mengen des Wasserstoffes und Kohlenwasserstoffes zu Leuchtgas dadurch vollzogen,
                              									daſs das Gemenge gezwungen wird, eine Anzahl Vertheilungsplatten o zu durchziehen, deren jede mit einer Anzahl kurzer
                              									Rohrstücke a versehen ist. In den Mischräumen werden
                              									auf diese Weise der Wasserstoff und Kohlenwasserstoff vereinigt und das fertige
                              									Leuchtgas durch das Rohr P nach dem Gasometer
                              									abgeleitet. Durch das Rohr H1 kann noch Wasserstoff eingeführt werden.
                           Nach E. Lindemann in Clichy bei Paris (* D. R. P. Nr.
                                 									32261 vom 1. Januar 1885) tritt das Leuchtgas, welches
                              										carburirt werden soll, durch das über dem
                              									Flügelrade e (Fig. 6 Taf. 31) mündende
                              									Rohr d in den oberen Behälter a mit dem Standglase f ein, welcher Benzol
                              									enthält. Durch die Scheidewand c geht die Röhre g, welche die beiden Behälter a und b, jedoch nur für das Gas, mit einander
                              									in Verbindung setzt. Die Abzugsröhre h in der
                              									Scheidewand dient zum Durchlassen des Gases nach dem Carburiren und zur Reinigung
                              									des letzteren in dem unteren Behälter b. Durch die
                              									Röhre i, welche in einen Schraubenpfropfen endigt, findet die Entleerung
                              									des oberen Behälters a statt. Das Benzol wird durch die
                              									mit einem Schraubenpfropfen verschlieſsbare Oeffnung k
                              									eingegossen.
                           Ist der Hahn l geschlossen, so strömt das Gas durch die
                              									Röhre d auf das Flügelrad e, welches das Benzol in Bewegung setzt Das so mit Benzoldampf
                              									angereicherte Gas geht durch das Rohr g in den Behälter
                              										b, der etwas Wasser enthält, angeblich um das Gas
                              									zu reinigen, welches dann durch Rohr h zu den Brennern
                              									entweicht. Soll das Gas in gewöhnlichem Zustande, d.h. so wie es von der Gasanstalt
                              									kommt, verwendet und zu diesem Behufe der Apparat ausgeschaltet werden, so schlieſst
                              									man die Hähne der Röhren d und h und öffnet den Hahn l das Gas strömt
                              									alsdann zu den Brennern, ohne durch den Apparat zu gehen.
                           A. Michaux in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent
                              									vom 23. Mai 1885) will zur Herstellung von Leuchtgas auf
                                 										kaltem Wege mit leicht flüchtigen Kohlenwasserstoffen durch Rohr J (Fig. 3 Taf. 31) Schwämme
                              									tränken, welche auf den Siebböden s liegen, während
                              									durch ein gewöhnliches Glockengasometer Luft durch das Rohr n zugeführt wird, welche als Leuchtgas durch den Deckel v in die Glocke G und von
                              									hier durch ein Rohr r zu den Flammen gelangt.
                           Heſs, Wolff und Comp. in Wien (* D. R. P. Nr. 30870 vom
                                 									1. August 1884) pressen Gasolin unter einem Drucke von
                              										1at,4 in die kupferne Retorte B (Fig. 5 Taf. 31), was
                              									jedoch erst dann möglich ist, wenn beim Erwärmen in Folge der ungleichen Ausdehnung
                              									der Retorte und der Stahlstange b das Ventil a geöffnet wird. Das Erhitzen der Retorte geschieht
                              									durch den Argandbrenner F, welcher durch den
                              									Hilfsapparat G mit Gas versorgt wird.
                           An jedem Ende d des Erhitzers B ist ein Hebel e angebracht, welcher
                              									derartig durch Stangen f zusammen und mit dem
                              									Druckhebel g verbunden sind, daſs, wenn die Retorte
                              									genügend heiſs ist, durch die Ausdehnung derselben ein Theil der Gaszuführung,
                              									welche denselben, erhitzt, abgeschlossen wird. Es werden nämlich durch die
                              									Ausdehnung die beiden Enden d einen gröſseren
                              									Durchmesser bekommen und sich demnach gegen den anschlieſsenden Ring des Hebels e klammern. Da ferner die Enden d durch die Ausdehnung des Cylinders sich weiter von einander entfernen
                              									werden, so wird dasselbe mit den mitgenommenen Hebeln e
                              									geschehen, welche deshalb die Hebel f und g, wie durch Pfeile angedeutet, bewegen werden, wodurch
                              									das Nadelventil h niedergedrückt und die Oeffnung i verkleinert wird, durch welche der vom
                              									Vorrathsbehälter kommende Gasolindampf zum Brenner F
                              									gelangt. Bei gröſserer Hitze werden die Hebel so bewegt, daſs das Ventil h die Oeffnung i
                              									verkleinert und so die Zuführung von Gas zum Brenner F
                              									und folglich die Hitze in der Retorte B verringert,
                              									während, wenn die Retorte kälter wird, das Ventil h
                              									mehr geöffnet wird und gestattet, daſs mehr Gas zum Brenner strömt. Wenn sehr
                              									wenig oder kein Gas gebraucht wird, so wird sehr wenig Hitze vom Brenner F erfordert, da kein Gas entfernt wird; wenn jedoch
                              									eine groſse Gasmenge verlangt wird, so wird der Zufluſs von kalter Flüssigkeit in
                              									den Erhitzer die Temperatur verringern, die Kupferretorte zieht sich zusammen, die
                              									Enden d nähern sich und lassen die Hebel e los, das Ventil h im
                              									Hilfsgenerator wird durch die Feder geöffnet und mehr Gas geht zum Brenner F, um den Cylinder stärker zu erhitzen.
                           Der in der Retorte erzeugte, durch den Rohransatz z
                              									entweichende Benzindampf geht auf dem Wege zum Gasometer durch ein Strahlgebläse,
                              									welches die erforderliche Luft ansaugt. Diese Einrichtung wirkt ebenfalls
                              									selbstthätig, erfordert aber anscheinend eine sehr sorgfältige Wartung.
                           Bei dem von A. Klönne in Dortmund (* D. R. P. Nr. 31499
                              									vom 9. Oktober 1884, Zusatz zu * Nr. 30860, vgl. 1885 256
                              									* 541) verbesserten Colonnenwascher geht, wie Fig. 7 Taf. 31
                              									zeigt, das bei E eintretende Gas durch die auf den
                              									unteren Böden befindlichen Aufsätze g unter die Hauben
                              										h, welche auf dem Siebboden a befestigt sind. Das Gas tritt von hier unter den Siebboden a und wird durch den Vorsprung c gezwungen, in feinen Strahlen in dem über dem Boden befindlichen Wasser
                              									aufzusteigen. Reinigungsöffnungen e und mit
                              									Glasscheiben geschlossene Schaulucken n
                              									vervollständigen den Apparat.
                           Um bei Anwendung gewölbter Siebböden die Wölbung beliebig regeln zu können, werden
                              									die Guſshauben h durch Schrauben t nach oben gedrückt, während die Ränder der Böden
                              									durch Schrauben s gehalten werden.
                           Nach W. Th. Walker in London (* D. R. P. Nr. 31905 vom
                                 									23. Juni 1885) wird der untere Theil des Scrubber mit
                              									etwa 30mm dicken, kreuzweise gelegten Brettern A (Fig. 1 Taf. 31) so
                              									ausgefüllt, daſs zwischen denselben etwa 10mm
                              									weite Zwischenräume bleiben. Der obere Theil B ist mit
                              									Kokes gefüllt. Der Aufsatz C besitzt am unteren
                              									Innenrande einen ringförmigen Wasserschluſs c, in
                              									welchen die umgebogene Kante einer gelochten oder netzartig gebildeten Waschplatte
                              										D eintaucht. Dieselbe dreht sich, so daſs das
                              									Wasser gehörig über die gesammte Kokesfläche vertheilt wird. Das über den Rand von
                              										D flieſsende Wasser wird von der Schluſsrinne c aufgefangen, deren überflieſsender Inhalt alsdann an
                              									der inneren Seite des Scrubber hinabrieselt.
                           Ueber der Waschplatte D befinden sich eine oder mehrere
                              									Wasserzuführungen E, welche entgegengesetzt zur
                              									Bewegungsrichtung der Platte D in Umdrehung versetzt
                              									werden. Um das durch D flieſsende Wasser möglichst für
                              									das Waschen des Gases auszunutzen, ist die Gasabführung so eingerichtet, daſs die
                              									Gase oberhalb der Waschplatte D bei f in die Gasabführung F
                              									treten, also gezwungen sind, die Löcher der Waschplatte zu durchziehen und mit dem
                              									durch dieselben rinnenden Wasser in Berührung zu treten. In dem untersten Theile des Scrubber G kann man noch einen zweiten Wascher zur Reinigung des
                              									in den Apparat eintretenden Gases von etwa mitgerissenem Theer anbringen.
                           Um nach R. Fleischhauer in Merseburg (* D. R. P. Nr.
                                 									31989 vom 7. Januar 1885) die Oberflächen der Scrubbereinlagen rein zu erhalten, soll von Zeit zu Zeit ein starker
                              									Flüssigkeitsstrahl eingeführt werden. Der dazu verwendete Apparat besteht aus einem
                              									Gefäſse a (Fig. 4 Taf. 31), an
                              									welchem die Tragschneide c einseitig befestigt ist. In
                              									Folge des Gegengewichtes p wird das leere Gefäſs stets
                              									bei e aufsitzen. Wird nun in die Trichterdülle g irgend eine Flüssigkeit eingelassen, so wird sich, da
                              									der Gefäſsraum nach rechts von Mitte Tragschneide aus gröſser ist, auch eine
                              									gröſsere Menge Flüssigkeit daselbst ausbreiten; je höher also der
                              									Flüssigkeitsspiegel steigt, desto mehr wird der Schwerpunkt des Apparates nach
                              									rechts sich schieben, bis die Flüssigkeit der rechten Seite das Gewicht p der linken Seite überwiegt, und in Folge dessen das
                              									Gefäſs plötzlich nach rechts stürzen und auf die Stütze f auflegen. Auf der rechten Seite des Gefäſses sind eine Anzahl heberartig
                              									wirkender Rohre h eingesetzt. Stürzt nun das Gefäſs
                              									nach rechts, so werden sich die Heber füllen und zum gleichzeitigen Auslaufe kommen.
                              									Mit dem Abnehmen der Flüssigkeit wird sich der Schwerpunkt wieder nach links
                              									schieben und auch das Gefäſs wieder nach links gekippt werden. Durch diese Bewegung
                              									jedoch wird die Thätigkeit der Heber nicht unterbrochen, sondern die Flüssigkeit
                              									wird schnell bis auf den Boden des Gefäſses auslaufen.
                           
                        
                     
                  
               
