| Titel: | Zur Bestimmung des Kohlenstoffes in Eisen und Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 527 | 
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                        Zur Bestimmung des Kohlenstoffes in Eisen und
                           								Stahl.
                        Mit Abbildung.
                        Zur Bestimmung des Kohlenstoffes in Eisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Bei der Bestimmung des Kohlenstoffes in Eisen nach dem Wöhler'schen Verfahren, durch Erhitzen der Probe im Chlorstrome und
                              									Verbrennen des Rückstandes zur Ueberführung des Kohlenstoffes in Kohlensäure erhält
                              									man nach Versuchen von W. Gintl (Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft,
                              									1885 S. 50) zu niedrige Zahlen, weil es nicht möglich ist, durch die gewöhnlichen
                              									Mittel den Chlorstrom völlig frei von Sauerstoff zu erhalten, vielleicht in Folge
                              									von Chloroxydationsstufen, welche sich bei der Einwirkung von Salzsäure auf
                              									Braunstein bilden. Diese Fehlerquelle wird dadurch vermieden, daſs man den durch
                              									Waschen und sorgfältiges Trocknen von beigemengten Chlorwasserstoff und Wasserdampf
                              									befreiten Chlorstrom über eine etwa 10cm lange, im
                              									Glühen erhaltene Schicht linsengroſser Stückchen von Holzkohle streichen läſst,
                              									welche man vorher im Chlorstrome ausgeglüht hat, und erst das so gereinigte Gas auf
                              									das zu untersuchende Eisen zur Einwirkung bringt.
                           Mit dieser Verbesserung verdient das Verfahren den Vorzug vor den meisten anderen
                              									Bestimmungsarten des Kohlenstoffes in Eisen, weil sie nicht nur jede weitergehende
                              									Vorbereitung des Untersuchungsmaterials (es genügt das Material in Form von
                              									Bohrspänen anzuwenden), sondern auch in ihrem chemischen Theile in verhältniſsmäſsig
                              									kurzer Zeit (längstens in 3 bis 4 Stunden) durchführbar ist. Es stellen sich der
                              									Anwendung derselben nur bei an Mangan sehr reichen Eisensorten einige
                              									Schwierigkeiten in den Weg, welche darin liegen, daſs das bei solchen auftretende
                              									Manganchlorür den Kohlenrückstand am Schiffchen einhüllt und bei der nachträglichen
                              									Verbrennung im Sauerstoffstrome nicht nur die Verbrennung des Kohlenstoffes
                              									erschwert, sondern zufolge der hierbei auftretenden Chlorentwickelung die Anwendung
                              									eines Absorptionsmittels für das Chlor nothwendig macht.
                           Die in Terrenoire gebräuchliche Bestimmung des Kohlenstoffes in Eisen beruht nach Clerc (Stahl und Eisen,
                              									1885 S. 259) darauf, daſs man denselben in Kohlensäure überführt und diese durch
                              									eine Reihe von Röhren streichen läſst, welche mit einer Flüssigkeit gefüllt sind,
                              									von der 1cc 0mg,5 Kohlenstoff entspricht. Man verwendet hierzu eine Lösung von 4g,65 kohlensaurem Kalium in 1l Wasser. Die Färbung der Flüssigkeit geschieht im
                              									Augenblicke, wo der Versuch vorgenommen wird, indem man 25mg mangansaures Kalium in 60cc der Flüssigkeit auflöst. Nach Sättigung von
                              									allem in der Lösung vorhandenen kohlensauren Kalium wird das mangansaure Kalium
                              									durch die durchgehende Kohlensäure in übermangansaures Kalium verwandelt und liefert
                              									so eine an Deutlichkeit nichts zu wünschen lassende Aenderung der Farbe.
                           Man bringt die abgewogene Probe in den Kolben A und
                              									gieſst eine Lösung von
                              										5g Kupfersulfat in 30 bis 40cc Wasser auf. Hierauf erwärmt man so lange
                              									gelinde, bis alles Eisen aufgelöst ist, und zieht die Flüssigkeit mit einem Heber
                              									unter Aufwand aller Vorsieht ab, damit nichts von dem Rückstande mit herausflieſst.
                              									Sodann füllt man in den Kolben 30 bis 35cc reine
                              									concentrirte Schwefelsäure ein und fügt nach eingetretener Abkühlung 4 bis 5g reine krystallisirte Chromsäure zu. Nunmehr
                              									verbindet man den Kolben mit den gebogenen Röhren c,
                              									deren jede 1cc Lösung von Potasche enthält; vor
                              									denselben sind noch die Waschröhren E eingeschaltet, um
                              									die mitgerissene Säure zurückzuhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 257, S. 528
                              
                           Ferner verschlieſst man die Oeffnung des Kolbens durch einen
                              									Pfropfen, durch den man mittels einer Glasröhre einen von Kohlensäure befreiten
                              									Luftstrom einführen kann, um alle gebildete Kohlensäure auszutreiben. Dann erhitzt
                              									man, bis der Inhalt des Kolbens überzukochen droht, ermäſsigt nun die Temperatur ein
                              									wenig und hält sie auf dieser Höhe, so lange die Gasentwickelung noch lebhaft vor
                              									sich geht, steigert sie erst wieder, wenn die Entwickelung geringer wird, und läſst
                              									weiter kochen, bis sie ihre Lebhaftigkeit verloren hat. Dann läſst man den Luftstrom
                              									eintreten, um sicher zu gehen, daſs alle Kohlensäure von den Absorptionsröhren
                              									aufgenommen wird.