| Titel: | Zur Kenntniss der Alkaloide. | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 533 | 
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                        Zur Kenntniſs der Alkaloide.
                        Zur Kenntniſs der Alkaloide.
                        
                     
                        
                           G. Goldschmiedt (Monatshefte für
                                 										Chemie, 1885 S. 372) hat durch Behandlung von Papaverin mit übermangansaurem Kalium eine zweibasische Säure erhalten,
                              									welche er Papaverinsäure, C16H13NO7, nennt.
                              									Dieselbe kann als ein Abkömmling von Phenylpyridin angesehen werden.
                           W. Koppeschaar empfiehlt in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1885 S. 362 die. Gehaltsbestimmung des
                              										schwefelsauren Chinins durch Polarisation.
                           F. A. Flückiger bespricht im Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 254 und 289 die verschiedenen
                              									Verfahren zur Bestimmung des Morphiums im Opium und
                              									empfiehlt schlieſslich folgende Methode: Man bringe 8g Opiumpulver auf ein Filter von 8cm
                              									Durchmesser und wasche sie nach und nach mit 25cc
                              									Aether, indem man den Trichter gut bedeckt. Man klopft an denselben, bis keine
                              									Flüssigkeit mehr abflieſst, trocknet alsdann das Opium auf dem Wasserbade und gibt
                              									es in ein Kölbchen, welches 80cc Wasser von 15°
                              									enthält, womit man das Pulver öfter kräftig schüttelt. Nach einem halben Tage
                              									filtrire man mit Hilfe des zuerst gebrauchten Filters 42g,5 des wässerigen Opiumauszuges in ein Kölbchen, füge 12g Weingeist (0,830 sp. G.), 10g Aether und 1g
                              									Ammoniak bei und lasse die öfter zu schüttelnde Mischung bei 12 bis 15° im
                              									verschlossenen Glase stehen. Nach 24 Stunden befeuchte man ein Filter von genau
                              									bekanntem Gewichte, dessen Durchmesser 8cm
                              									beträgt, mit Aether, gieſse auf das gut zu bedeckende Filter zunächst die
                              									Aetherschicht aus dem Kölbchen und schüttele den darin zurückbleibenden Inhalt des
                              									letzteren kräftig mit 10g Aether durch, welche man
                              									wieder auf das Filter gieſst. Ist derselbe
                              									abgeflossen, so bringt man den ganzen Inhalt des Kölbchens auf das Filter und wasche
                              									die Morphinkrystalle 2mal mit einer Mischung aus je 2g verdünnten Weingeistes, 2g Wasser und
                              									28 Aether ab, trocknet dieselben in gelinder Wärme, zuletzt bei 100° und wiegt sie,
                              									nachdem man auch das noch im Kölbchen sitzende Morphin beigefügt hat.
                           O. Hesse (Liebig's Annalen,
                              									1885 Bd. 228 S. 288) hat zur Untersuchung des sogen. Fettes oder Wachses der Chinarinden letztere
                              									mit Petroläther ausgezogen, wodurch er wesentlich krystallisirbare Stoffe erhielt.
                              									Die Untersuchung ergab, daſs die Chinarinden in wechselnder Menge drei isomere
                              									Stoffe von der Formel C20H34O enthalten, von welchem der eine, das Cupreol, vorzugsweise in den
                              									Cuprearinden angetroffen wird, ein anderer dagegen, das Cinchol, nur in den echten
                              									Chinarinden und zwar in allen, während das Vorkommen des Quebrachols nur in den
                              									Ledgerianarinden festgestellt werden konnte. Alle drei gehören zu der Klasse der
                              									Cholesterine.
                           Wird die Lösung, welche bei Anwendung von überschüssiger Kalkmilch auf Opium bei gewöhnlicher Temperatur entsteht, mit Essigsäure schwach
                              									übersättigt und dann auf etwa das Gleiche des angewendeten Opiums abgedampft, wobei
                              									darauf zu achten ist, daſs die Lösung stets sauer reagirt, so scheidet sich nach Hesse eine braune flockige Masse ab, welche ein Gemenge
                              									von Opionin, Gyps und anderen Substanzen ist. Ammoniak entzieht diesem Gemische das
                              										Opionin, welches alsdann aus der klar filtrirten
                              									Lösung durch Salzsäure oder Essigsäure abgeschieden werden kann. Durch wiederholte
                              									Behandlung desselben mit Aether oder Alkohol und etwas Thierkohle wird es farblos
                              									und rein erhalten. Das Opionin bildet kleine Nadeln, welche unter Braunfärbung bei
                              									227° schmelzen.
                           A. Hanssen (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1917) hat gefunden, daſs Strychnin und Brucin bei
                              									der Oxydation mit Chromsäure dieselbe Verbindung C16H18N2O4 geben, daſs daher die Verschiedenheit
                              									derselben nur in den Resten C5H4 und C7H8O2 zu suchen ist.
                              									Der Rest C5H4
                              									besteht wahrscheinlich aus den Trümmern eines Benzoles, welches ähnlich wie im
                              									Diphenyl mit der Gruppe C16H18N2O2 verbunden ist und daher bei der Oxydation ein
                              									Kohlenstoffatom unter Aufnahme von 2 Sauerstoffatomen hinterläſst. Für diese
                              									Auffassung spricht der Umstand, daſs Strychnin bei der Behandlung mit Salpetersäure.
                              									und Brom Substitutionsproducte liefert, was bei dem Körper C16H18N2O4 nicht der Fall
                              									ist.
                           Beim Brucin wird nicht C5H4, sondern C7H8O2 abgespalten, wodurch es bei dem sonst
                              									mit dem Strychnin übereinstimmenden Verhalten wahrscheinlich wird, daſs das Brucin
                              									ein in dem Benzolkerne zweifach methoxylirtes Strychnin ist. Allerdings hat man in
                              									dem Brucin durch Behandlung mit Salzsäure bisher nur eine Methoxylgruppe in die
                              									Hydroxylgruppe verwandeln können: indessen ist es leicht möglich, daſs die
                              									Auffindung eines durch Abspaltung von 2 Methyl etwa entstehenden Dioxyabkömmlinges
                              									durch Verharzung verhindert worden ist.