| Titel: | Erfahrungen mit Luftheizung; von Ferd. Fischer. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 32 | 
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                        Erfahrungen mit Luftheizung; von Ferd.
                           								Fischer.
                        Mit Abbildungen.
                        F. Fischer, Erfahrungen mit Luftheizung.
                        
                     
                        
                           Wie bereits in D. p. J. 1885 258 417 kurz erwähnt, habe ich in meinem Hause eine Feuerluftheizung ohne
                              									Anfeuchtung der Luft, in Verbindung mit einem Möller'schen Luftfilter. Der Luftschacht K (Fig. 1 bis 3) befindet
                              									sich unter der Veranda an der Südwestseite des Hauses.Dieser von dem betreffenden Constructeur vorgeschriebene Schacht, welcher in
                                    											der Anlage ziemlich theuer war, ist überflüssig, da die Luft ebenso gut durch das Fenster V eingeleitet werden könnte. Die
                              									Bogenöffnung derselben ist mit einem Drahtgitter verschlossen, vor welchem eine
                              									dreifache Reihe Wachholdersträuche steht, so daſs dadurch schon alle gröberen
                              									Verunreinigungen zurückgehalten werden. Bei Z befindet
                              									sich ein in der Zeichnung nicht angegebener Schieber.
                           Das von K. Möller in Kupferhammer gelieferte Luftfilter F (vgl. 1884 254
                              									* 193) ist 2m breit; die einzelnen Taschen sind
                              										1m,5 lang und 0m,85 hoch. Bei 20 Taschen ergibt sich somit eine Gesammtfilterfläche von
                              									rund 50qm. Die Anlage ist auf stündlich 5000cbm Luft berechnet, während die Heizung selbst nur
                              									1500 bis 3000cbm Luft erfordert, so daſs das
                              									Filter in dieser Hinsicht nicht völlig ausgenutzt wird. Vielleicht mit in Folge
                              									dieser ausreichenden Gröſse hat sich innerhalb vier Monate nicht der geringste
                              									störende Einfluſs auf die Luftzufuhr bemerkbar gemacht, so daſs der Schieber S fest verschlossen ist. Das dichte Baumwollgewebe hält
                              									Ruſs und Staub völlig zurück, erfüllt somit seinen Zweck in jeder Weise. Als die
                              									ersten kalten Tage eintraten, fanden sich in dem Raume unter dem Filter viele
                              									Tausende kleiner Fliegen und Mücken, welche sich aus dem angrenzenden Georgen-Parke
                              									geflüchtet hatten, durch das Filter aber gehindert wurden, in die Heizkammer zu
                              									gelangen, um an den Heizröhren C zu versengen und dem
                              									entsprechend die Zimmerluft zu verderben.
                           Die staubfreie Luft tritt durch Kanal L in die
                              										HeizkammerVor einigen Tagen gerieth in einem Hause in Hannover eine Bretterwand, welche von dem betreffenden
                                    											Heizingenieur in der Heizkammer angebracht war,
                                    											um die Luft möglichst an die Heizkörper zu bringen, in Brand, so daſs Meter
                                    											lange Flammen aus den Heizöffnungen in die Zimmer drangen. Brennbare Sachen
                                    											sind daher fern zu halten., erwärmt sich an den Röhren C und tritt bei W in 6
                              									senkrechte gemauerte Schächte (ohne Kalkverputz), welche in 6 ZimmernDrei Wohnzimmer und darüber (1 Treppe hoch) Arbeitszimmer, 20qm Bibliothek, 30qm, und Sammlung, 16qm, zusammen rund 500cbm Rauminhalt und 16 Fenster. Da diese
                                    											Räume nur von 2 Personen benutzt werden, so kommen auf den Kopf stündlich
                                    											etwa 1000cbm Luft. 2m über dem Boden münden. Von hier entweicht die
                              									Luft unmittelbar über dem Fuſsboden durch 6 Schächte, welche auf dem Hausboden
                              									(nicht über Dach) münden. Dieser Umstand trägt wohl, auſser den gut schlieſsenden
                              									Fenstern, dazu bei, daſs, trotzdem die Luftzufuhr nur von einer Seite her
                              									stattfindet und das Haus in Folge der freien Lage dem Wind und Wetter sehr
                              									ausgesetzt ist, sich keinerlei Störung zeigt.
                           Fig. 1., Bd. 259, S. 33Fig. 2., Bd. 259, S. 33Fig. 3., Bd. 259, S. 33 Auch die Wärmevertheilung in den Zimmern ist gut. Obgleich z.B. mein
                              									Arbeitszimmer die Ecke des Hauses mit vorspringendem Ausbaue bildet und 5 Fenster
                              									hat, beträgt selbst bei Ostwind und – 4° der Temperaturunterschied in Kopfhöhe und
                              									am Fuſsboden nur etwa 0,5°, ein Ergebniſs, wie es gleich günstig von keiner anderen
                              									Heizung, am wenigsten von der Ofenheizung, erzielt wird und jedenfalls der lebhaften
                              									Luftbewegung zu verdanken ist.
                           Da keine Luftanfeuchtung stattfindet, so sinkt die Feuchtigkeit der Zimmerluft bis
                              									auf 20 Proc. und ist trotzdem – oder in Folge dessen – sehr angenehm, so daſs ich
                              									nicht daran denke, Luftanfeuchtung einzuführen.
                           Zur Heizung verwende ich ausschlieſslich sehr magere Kohle, so daſs keinerlei
                              									Ruſsansatz in den Zügen stattfindet. Es ist unbegreiflich, daſs noch immer für
                              									viele, wenn nicht die meisten derartigen Anlagen, Flammkohlen verwendet werden,
                              									welche die Umgebung durch Rauch belästigen und die verschiedensten Betriebsstörungen
                              									veranlassen. Die Kohlen werden durch Füllschacht f
                              									eingeworfen, während Thür t nur bei der Reinigung
                              									geöffnet wird und Thür a die Luftzufuhr regelt. Die im
                              									Schachte A entwickelten Heizgase treten bei B in die mit Reinigungsöffnungen P versehenen Rippenheizrohre C und entweichen durch Kanal D zum
                              									Schornstein. Die oberen Rohre C sind mit
                              									Chamottesteinen ausgesetzt, wodurch eine Ueberhitzung derselben verhütet wird.
                           Die Ausnutzung der Brennstoffe ist bei einigermaſsen verständiger Behandlung gut.
                              									Beim Uebertritte vom oberen in das zweite Rohr C – von
                              										P aus mit einem Geiſsler'schen 1m langen
                              									Quecksilberthermometer gemessen – sind die Gase noch 340 bis 380° warm, im Kanäle
                              										D 150 bis 170°, bei 12 bis 15 Proc. Kohlensäure,
                              									entsprechend einem Wärmeverluste von nur 8 bis 10 Proc. Der Verlust durch Leitung
                              									und Strahlung wird kaum 5 bis 7 Proc. betragen, so daſs etwa 85 Procent des
                              									Gesammtbrennwerthes für die Zimmer ausgenutzt werden. Aber selbst die erwähnten 5
                              									bis 7 Proc. sind nicht verloren, dienen vielmehr dazu, das ganze Treppenhaus
                              									gleichmäſsig warm zu erhalten.
                           Ist die Anlage wie hier nur auf Luftwechsel berechnet, so erfordert diese Einrichtung
                              									natürlich erheblich gröſseren Wärmebedarf. Die Durchschnittstemperatur in den drei
                              									Wintermonaten beträgt in Deutschland 0 bis + 1°. Die Luft muſs somit von 0° auf 50°
                              									erwärmt werden, beim Umlaufe (Circulation) aber nur von + 20° auf 50°, so daſs der
                              									Luftwechsel die Wärmeausnutzung auf rund 50 Proc. herabdrückt, immerhin noch ein
                              									sehr günstiges Ergebniſs (vgl. 1878 230 322. 1879 233 133). Bei 0° Auſsentemperatur und Windstille sind für
                              									je 24 Stunden 45 bis 48k Kohle erforderlich, bei
                              									windigem Wetter 60 bis 75k.
                           Zu berücksichtigen ist noch, daſs der Schornsteinzug nicht ganz abgestellt werden
                              									darf, da dann ein Austritt von Kohlenoxyd bei e nicht
                              									ausgeschlossen ist.
                           Diese Heizung gibt daher eine reine Luft, gleichmäſsige,
                                 										angenehme Wärme bei Tag und Nacht, gute Ausnutzung der Brennstoffe bei
                              									bequemer Bedienung, vermeidet jede Störung und Verunreinigung der Zimmer durch
                              									Asche, ist daher als die angenehmste, gesundeste und billigste zu bezeichnen. –
                           Etwas unbequem ist die äuſsere Reinigung der Heizrohre, welche hier des Luftfilters
                              									wegen allerdings kaum in Betracht kommt. Immerhin ist die neue Construction von Gebrüder Körting in Hannover als ein Fortschritt zu
                              									begrüſsen, da bei diesen die Reinigung der ausschlieſslich schrägen FlächenVgl. Betche und Körting 1885 258 * 413. sehr
                              									leicht auszuführen ist, wie Fig. 4 und 5 erkennen lassen. Die Heizgase treten aus dem Kanäle
                              										B in die einzelnen Rohre C, gehen senkrecht nach unten und entweichen durch D. In Folge
                              									dieser. Einrichtung nimmt der ganze Heizapparat wenig Platz ein und stellt sich
                              									billiger als die früheren, weil die Rohre C als
                              									Maschinenguſs geliefert werden. Eine Verruſsung der Rohre kann nicht stattfinden, da
                              									so wie so keine Flammkohle verwendet werden soll. Die besondere Luftzuführung bei
                              										v bleibt meiner Ansicht nach besser, fort. Die
                              									Behandlung des Apparates ist, wie ich mich durch Augenschein überzeugte, bequem.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 259, S. 35
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 259, S. 35