| Titel: | Elektrolytische Trennungen und Fällungen. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 92 | 
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                        Elektrolytische Trennungen und
                           								Fällungen.
                        Elektrolytische Trennungen und Fällungen.
                        
                     
                        
                           Nach Versuchen von A. Classen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 168. * S. 1103. *
                                 									S. 1787) ist für elektrolytische Fällungen und Trennungen die Thermosäule weniger gut als zwei Bunsen'sche Elemente oder eine kleine
                              									dynamo-elektrische Maschine mit veränderlichen Stromstärken, welche. durch
                              									verschiedene Geschwindigkeiten und eingeschaltete Widerstände erzielt werden. An
                              									Stelle der beiden für negative und positive Elektrode bestimmten Messingständer
                              									verwendet Verfasser jetzt nur einen Ständer, welcher mit einem Ringe für die
                              									Platinschale und einem zur Aufnahme der positiven Elektrode bestimmten isolirten
                              									Arme versehen ist. Als negative Elektrode dient eine dünn aus-geschlagene, 35 bis
                              										37g schwere Platinschale von 90mm Durchmesser, 42mm Tiefe und etwa 225cc Wasserinhalt.
                              									Die früher benutzten, mit Platin ausgelegten Nickelschalen haben sich nicht bewährt.
                              									Platintiegel an Stelle der Schalen sind nur in den Fällen statthaft, wo es sich um
                              									Ausfällung weniger Milligramm irgend eines Metalles handelt, da die Entfernung der
                              									beiden Elektroden nicht genügend ist, um eine dichte Metallausscheidung zu
                              									ermöglichen. Es ist selbstverständlich, daſs die als negative Elektrode dienende
                              									Platinschale vor Aufnahme der zu elektrolysirenden Flüssigkeit tadellos gereinigt
                              									und entfettet werden muſs, da im anderen Falle das sich ausscheidende Metall
                              									unmöglich festhaften kann. Schalen, welche im Laufe der Zeit auf der Innenseite rauh geworden, verkratzt
                              									oder verbogen sind, können ebenfalls nicht zur Elektrolyse verwendet werden. Mehrere
                              									Metalle scheiden sich in gehämmerten Schalen weniger gut ab wie in glatten, auf der
                              									Drehbank polirten. Wendet man z.B. gehämmerte Schalen zur Ausscheidung von Zink aus
                              									dem Oxalsäuren Doppelsalze an, so bleibt nach dem Auflösen des Metalles in Säure
                              									stets ein grauer Anflug (wahrscheinlich eine Legirung von Zink mit Platin), welcher
                              									selbst durch Schmelzen mit Kaliumhydrosulfat schwer entfernt werden kann. Es sind
                              									daher nur tadellos glatt polirte und gut gereinigte Schalen zu verwenden.
                           Benutzt man bei der Fällung von Kupfer und Cadmium aus den Oxalsäuren Ammoniumdoppelsalzen den
                              									Strom von zwei Bunsen'schen Elementen mit stündlich 8
                              									bis 10cc Knallgasentwickelung, so scheiden sich
                              									die Metalle nicht dicht genug aus, um mit Genauigkeit bestimmt werden zu können. Die
                              									Bestimmung gelingt indeſs leicht und genau, wenn man zwei Bunsen'sche Elemente neben einander verbindet, so daſs dieselben wie ein
                              									groſses Element wirken. Zu diesen Bestimmungen ist es vortheilhafter, die verdünnte
                              									Schwefelsäure durch eine 15 procentige Salmiaklösung zur Fällung der Elemente zu
                              									ersetzen. Die Thatsache, daſs das Kupfer durch schwache Ströme quantitativ aus einer
                              									mit überschüssigem Ammoniumoxalat versetzten Lösung ausgeschieden wird, läſst sich
                              									zur Trennung von denjenigen Metallen benutzen, welche
                              									nur durch stärkere Ströme reducirt werden, namentlich von Eisen, Kobalt, Nickel,
                              									Chrom und Mangan (vgl. 1882 245 45). Die Trennung des Kupfers von Zink gelingt
                              									aus der Lösung der Oxalsäuren Ammoniumdoppelsalze nur dann, wenn man den Strom nicht
                              									länger einwirken läſst, als zur Fällung des Kupfers erforderlich ist. Dagegen
                              									gelingt die Scheidung leicht, wenn man die mit Schwefelsäure angesäuerte Lösung der
                              									beiden Metalle elektrolysirt.
                           Die Scheidung des Kupfers von Antimon und Arsen gelingt nicht, wenn die
                              									Menge der letzteren einigermaſsen bedeutend ist. Bei der Elektrolyse der Oxalsäuren
                              									Ammoniumdoppelverbindungen von Kupfer und Quecksilber und Kupfer und Wismuth
                              									scheiden sich, wie vorauszusehen ist, jedesmal beide Metalle aus. Cadmium von Kupfer
                              									durch Elektrolyse der genannten Doppelsalze zu trennen, ist ebenfalls nicht möglich;
                              									ebenso wenig gelingt die Trennung aus der mit Schwefelsäure versetzten Lösung, wenn
                              									die Einwirkung des Stromes unnöthig lange fortdauert. Dagegen lassen sich beide
                              									Metalle aus der mit Salpetersäure angesäuerten Auflösung quantitativ trennen.
                           Antimon läſst sich zwar aus einer mit Schwefelammonium
                              									versetzten Lösung metallisch ausfällen; der dabei auftretende Geruch ist aber sehr
                              									lästig, so daſs eine Schwefelnatriumlösung vorzuziehen ist. Zur Herstellung dieser
                              									Lösung wird aus Alkohol gereinigtes Natronhydrat in Wasser bis 1,35 sp. G. gelöst.
                              									Die Flüssigkeit wird in zwei gleiche Posten getheilt und die eine Hälfte bei
                              									Luftabschluſs mit möglichst reinem Schwefelwasserstoffgas gesättigt, bis keine Volumen
                              									Vermehrung mehr zu beobachten ist. Das Schwefelwasserstoffgas leitet man zur
                              									Reinigung durch eine mit Wasser gefüllte Waschflasche und sodann durch mehrere mit
                              									Baumwolle oder Watte beschickte Glasröhren. Nach vollständiger Sättigung filtrirt
                              									man die Lösung von dem ausgeschiedenen Niederschlage ab und vermischt sie mit der
                              									anderen Hälfte der Natronhydratlösung. In das Gemisch beider leitet man wiederum bei
                              									Luftabschluſs Schwefelwasserstoffgas bis zur vollkommenen Sättigung und filtrirt
                              									sodann aufs neue. Das schwach gefärbte Filtrat dampft man in einer geräumigen
                              									Platin- oder dünnen Porzellanschale über lebhaftem, freiem Feuer möglichst schnell
                              									auf 1,22 bis 1,225 sp. G. ein.
                           Zur Ausführung der Trennung übergieſst man die Schwefelmetalle in der Platinschale
                              									mit 60cc obiger Schwefelnatriumlösung und gibt
                              									soviel einer concentrirten Lösung von reinem Natronhydrat hinzu, daſs etwa 18 NaOH
                              									in der Flüssigkeit enthalten ist. Falls die Lösung der Metalle nicht sogleich
                              									eintritt, befördert man dieselbe durch Erwärmen über einer kleinen Flamme, spült das
                              									Deckglas, mit welchem man während der beschriebenen Behandlung die Schale bedeckt
                              									hielt, mit 10 bis 15cc Wasser ab und läſst die
                              									Flüssigkeit völlig erkalten. Hierauf unterwirft man dieselbe der Elektrolyse, indem
                              									man entweder mit Hilfe einer Anzahl Meidinger'scher
                              									Elemente einen Strom von 1,5 bis 2cc Knallgas in
                              									der Minute erzeugt, oder den Strom zweier Bunsen'schen
                              									Elemente oder einer Dynamomaschine auf genannte Stärke herabmindert. Man läſst die
                              									Ausscheidung des Antimons am besten über Nacht vor sich gehen; nach 12 stündiger
                              									Einwirkung des Stromes ist dieselbe beendet und liefert das Antimon als einen
                              									hellen, glänzenden Ueberzug, welcher fest an der Schale haftet. Da das Zinn nur aus
                              									Schwefelammoniumlösung vollständig ausgeschieden wird, so versetzt man die
                              									Flüssigkeit mit etwa 25g reinem, von Eisen freiem
                              									Ammoniumsulfat und erwärmt in der bedeckten Schale sehr vorsichtig, bis die
                              									Schwefelwasserstoffentwickelung vorüber ist; sodann erhält man die Lösung 15 Minuten
                              									in mäſsigem Sieden. Nach völligem Erkalten löst man etwa ausgeschiedenes
                              									Natriumsulfat durch Zusatz von Wasser und elektrolysirt mit einem Strome von 9 bis
                              										10cc Knallgas in der Minute. Nach 4 bis 5
                              									Stunden hat sich alles Zinn ausgeschieden. Ist Arsen zugegen, so wird dieses zuvor
                              									durch Destillation im Salzsäurestrome abgeschieden.
                           Zur Trennung von Eisen und Kobalt elektrolysirt man die
                              									Lösung der Oxalsäuren Doppelsalze mit Hilfe von zwei über einander verbundenen Bunsen'schen Elementen, ermittelt sowohl die Summe von
                              									Eisen mit Kobalt, als auch das Eisen titrimetrisch. Zur Ausführung versetzt man die
                              									Lösung mit einigen Cubikcentimeter Kaliumoxalat (1 : 3), fügt je nach der Menge der
                              									angewendeten Substanz 2 bis 4g Ammoniumoxalat
                              									hinzu, erwärmt und elektrolysirt. Die Elektrolyse ist, je nach der Menge, in 3 bis 5
                              									Stunden beendet. Hat man das Gewicht von Eisen und Kobalt festgestellt, so löst man den Rückstand
                              									in verdünnter Schwefelsäure und bestimmt das Eisen mit Kaliumpermanganat. Um die
                              									rothe Farbe des Kobaltsulfates zu beseitigen, fügt man vorher die nöthige Menge von
                              									Nickelsulfat hinzu. Den Rückstand von Kobalt und Eisen kann man auch in
                              									Chlorwasserstoffsäure lösen, das Eisen mit Wasserstoffsuperoxyd oxydiren und nach
                              									Verjagen des Ueberschusses durch Kochen mit Zinnchlorür titriren.
                           Wenn man eine mit groſsem Ueberschusse von Ammoniumoxalat versetzte Lösung von Eisen (auch Nickel, Kobalt oder Zink) und Mangan in der Wärme mit einem Strome von 10 bis 12cc Knallgas in der Minute der Elektrolyse
                              									unterwirft, so gelingt es ohne weiteres eine scharfe Trennung von Mangan zu
                              									erzielen, da selbst bei hohem Mangangehalte nur ein geringer Theil desselben als
                              									Superoxyd auf der positiven Elektrode ausgeschieden und die elektrolysirte
                              									Flüssigkeit selbst kaum getrübt wird. Durch Erwärmung der Flüssigkeit auf etwa 70
                              									bis 80° wird auſserdem die Fällung des Metalles beschleunigt.
                           Bei der Trennung des Aluminiums von den Metallen, welche
                              									sich als solche auf der negativen Elektrode ausscheiden, wird die gleichzeitige
                              									Fällung von Aluminiumhydrat dadurch vermieden, daſs man die mit groſsem Ueberschusse
                              									von Ammoniumoxalat versetzte Lösung der Doppelsalze in der
                                 										Kälte elektrolysirt und keine Ströme anwendet, welche die Oxalsäuren
                              									Doppelsalze mit stürmischer Heftigkeit unter Erhitzung der Flüssigkeit zersetzen.
                              									Bei Anwendung eines Stromes, welcher 10 bis 12cc
                              									Knallgas in der Minute am Voltameter liefert, scheidet sich selbst bei hohem
                              									Aluminiumgehalte kein Hydrat aus der Flüssigkeit aus.
                           Unterwirft man die Oxalsäuren Doppelsalze von Eisen und
                                 										Zink der Elektrolyse, so scheidet sich nicht eine Legirung, sondern zuerst
                              									Zink mit wenig Eisen auf der negativen Elektrode ab. Die Elektrolyse geht ganz glatt
                              									von statten und läſst sich die Summe beider Metalle leicht ermitteln, wenn der
                              									Zinkgehalt weniger als ⅓ des Eisens beträgt. Bei höherem Zinkgehalte ist die
                              									Bestimmung beider Metalle unmöglich, da sich bei voranschreitender Elektrolyse das
                              									Zink, vielleicht in Folge Polarisation, unter lebhafter Gasentwickelung wieder löst
                              									und dann gleichzeitig ein Eisenoxydniederschlag entsteht.
                           Wendet man bei der Fällung von Platin einen Strom von
                              									zwei über einander verbundenen Bunsen'schen Elementen
                              									an, so geht die Reduction so rasch vor sich, daſs das Platin sich als Schwamm
                              									ausscheidet und in dieser Form nicht genau bestimmt werden kann. Bei Anwendung eines
                              									einzigen Bunsen'schen Elementes scheidet das Metall
                              									sich indeſs so dicht aus, daſs es von gehämmertem Platin nicht zu unterscheiden ist.
                              									Es gelingt in gedachter Art leicht, nach und nach gröſsere Mengen von Platin auf die
                              									als negative Elektrode dienende Platinschale aufzulagern, ohne das Aussehen
                              									derselben zu verändern. Zur Bestimmung von Platin in seinen Salzen kann man die
                              									Lösung entweder mit Chlorwasserstoffsäure oder Schwefelsäure schwach ansäuern, oder auch mit Ammonium-
                              									oder Kaliumoxalat versetzen und unter gelindem Erwärmen elektrolysiren. Danach
                              									erscheint der Vorschlag beachtenswerth, zu genauen Kalium- und Stickstoffbestimmungen das Platin
                              									durch Elektrolyse der Doppelsalze zu bestimmen.
                           Zur leichteren Ausfällung verschiedener Metalle aus sauren
                                 										Lösungen setzt C. Luckow nach der Chemiker Zeitung, 1885 S. 338 Quecksilber zu. Verfasser
                              									hatte schon früher (1865 178 42) gezeigt, daſs sich Zink,
                              									Nickel und Kobalt nur dann aus der neutralen schwefelsauren Lösung vollständig
                              									ausfällen lassen, wenn man zu den Lösungen essigsaures Natron setzt, um auf diese
                              									Weise die am positiven Pole frei werdende Schwefelsäure zu binden und an Stelle
                              									derselben eine schwächere organische Säure in die Lösung einzuführen. Aber auch bei
                              									Gegenwart von Essigsäure und selbst Ameisensäure ist die Ausfällung des Zinkes noch
                              									nicht so vollständig und auch nicht so gleichmäſsig, wie zu wünschen, so daſs man
                              									auch bei diesem Verfahren genöthigt ist, die frei gewordene Säure von Zeit zu Zeit
                              									zu neutralisiren, um eine vollständige Ausfällung des Zinkes aus der Lösung zu
                              									bewerkstelligen. Bringt man nun etwa 0g,6
                              									Quecksilber in die Platinschale zu der 0,1 bis 0g,15 Zink haltigen Lösung, verbindet die Schale mit dem negativen und die
                              									bekannte Platinspirale mit dem positiven Pole einer Meidinger'schen Batterie aus 4 bis 8 Elementen, welche in der Stunde 120
                              									bis 150cc Knallgas liefert, so bildet sich mit der
                              									Abscheidung des Zinkes ein Zinkamalgam, welches die von der Lösung bedeckte innere
                              									Fläche der Platinschale ganz gleichmäſsig überzieht. Dieses Amalgam ist in
                              									verdünnten Säuren bekanntlich unlöslich. Nach der Ausfällung des Zinkes spült man
                              									das Amalgam mit Wasser und Alkohol vorsichtig ab, trocknet nicht länger, als eben
                              									nothwendig ist, und wiegt die Schale. Die Gewichtszunahme derselben gibt den
                              									Zinkgehalt der benutzten Lösung sehr genau an. An Stelle des metallischen
                              									Quecksilbers kann man auch eine passende Lösung von Quecksilberoxydul oder Oxyd von
                              									genau gekanntem Gehalte anwenden. Die Bildung von Amalgamen bei der elektrolytischen
                              									Ausfällung von Metallen ist ganz besonders noch bei denjenigen Metallen zu
                              									empfehlen, welche sich, wie das Silber, in voluminöser Form abscheiden. Platin,
                              									Eisen, Nickel, Kobalt und Mangan bilden auf diesem Wege keine Amalgame. Es ist daher
                              									möglich, das für Zink beschriebene Verfahren auch zur Trennung des Zinkes von Eisen, Nickel, Kobalt und Mangan zu benutzen und
                              									auf dasselbe eine einfache und genaue Methode zur Bestimmung
                                 										des Zinkes in seinen Erzen auf elektrolytischem Wege zu begründen.