| Titel: | Verbesserte Heizröhren für Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 154 | 
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                        Verbesserte Heizröhren für
                           								Dampfkessel.
                        Mit Abbildungen.
                        Normand's Heizröhren für Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daſs die Heizröhren der Röhrenkessel um so mehr Dampf
                              									auf die Flächeneinheit der Heizfläche erzeugen, je näher die betreffende Stelle an
                              									der Feuerbüchse gelegen ist. Durch den erzeugten Dampf wird aber die Dichtigkeit des
                              									umgebenden Wassers verringert und dadurch dessen Wärmeaufnahmefähigkeit vermindert;
                              									ja es kann sogar vorkommen, was thatsächlich nicht selten geschieht, daſs der Raum
                              									zwischen den Heizröhren zu eng ist, den massenhaft erzeugten Dampf aufzunehmen, so
                              									daſs das Wasser ganz von den Röhren abgedrängt wird und die letzteren überhitzt
                              									werden; selbst in den „sphäroidalen“ Zustand kann das Wasser gelangen. In
                              									Folge dessen kommen an den Verbindungsstellen der Röhren mit den Rohrwänden häufig
                              									Undichtheiten vor.
                           Textabbildung Bd. 259, S. 154 Um nun die Menge des Wassers zwischen den Röhren zu vergröſsern, haben A. Normand und Comp. zu Havre folgende Einrichtung
                              									getroffen: Hinter den sogen. Brandringen, womit solche Röhren in der Feuerbüchse
                              									befestigt werden, sind die Röhren auf eine gewisse Länge, z.B. 300 bis 600mm, bis auf die lichte Weite dieser Ringe verengt
                              									und gehen in dieser Verengung entweder auf einmal wie bei A oder allmählich wie bei B auf den
                              									wirklichen Rohrdurchmesser über; hierdurch wird zwar die Heizfläche der Röhren etwas
                              									verkleinert, aber der Raum für das Wasser wesentlich vergröſsert, so daſs die
                              									gröſsere Dichtigkeit der umgebenden Flüssigkeit nicht bloſs jene Flächenverminderung
                              									aufwiegt, sondern die Wärmeübertragung noch vermehrt.
                           Bei 3 Torpedobooten, welche die obige Firma für die französische Regierung kürzlich
                              									erbaute, wurden die Feuerröhren auf die beschriebene Weise hergestellt und sollen
                              									die Kessel bei den Probefahrten der Boote ihre Prüfung durchaus zufriedenstellend
                              									bestanden haben. Die erzielten Ziffern waren nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 409 folgende:
                           
                              
                                 Nummer des Bootes
                                 71
                                 72
                                 73
                                 
                              
                                 Tag des Versuches
                                 13. Juni 1885
                                 14. Aug. 1885
                                 24. Aug. 1885
                                 
                              
                                 Mittlere Geschwindigkeit wäh-  rend 2stündiger Fahrt in
                                    											Kno-  ten (zu 1852m)
                                 20,945
                                 20,596
                                 20,752
                                 
                              
                                 Mittlerer Kolbendruck.        k/qc
                                 8,93
                                 9,07
                                 9,07
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch stündlich  (Briquettes von
                                    											Anzin)       k
                                 508
                                 612
                                 612
                                 
                              
                                 Luftleere                             cm
                                 70,1
                                 67,8
                                 69,1
                                 
                              
                                 Luftdruck                             cm
                                 5,8
                                 6,3
                                 6,3
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 310,48
                                 306,86
                                 309,65
                                 
                              
                           Leider sind keine Angaben über andere Fahrten mitgetheilt, so daſs
                              									ein Vergleich zwischen
                              									der Wirkung der gewöhnlichen und der verengten Heizrohre nicht möglich ist, wodurch
                              									die vorstehenden Zahlen erst ihren wahren Werth bekommen würden.
                           Undichtheiten der Rohre in der Feuerbüchs-Rohrwand, wie sie bei früheren
                              									Versuchsfahrten anderer Boote vorgekommen waren, wurden nicht beobachtet. Die Rohre
                              									waren von Messing und besaſsen 44mm auſseren und
                              										40mm inneren Durchmesser; von der Rohrwand an
                              									waren sie auf 300mm Länge bis zu 39mm äuſserem und 35mm innerem Durchmesser eingezogen. Die lichte Weite der Ringe war
                              									ebenfalls 35mm, so daſs die Querschnittfläche des
                              									Gasstromes keine Verminderung durch das Einziehen der Rohre erfuhr, während der
                              									Wasserraum in der Nähe der Feuerbüchse dadurch um etwa ⅓ vergröſsert wurde.
                           Weiteren Versuchen mit diesen Rohren an Locomotiv- und stark beanspruchten
                              									Marinekesseln kann man mit Spannung entgegensehen. (Vgl. auch Revue industrielle, 1886 * S. 34.)