| Titel: | Scharnweber's Bogenlampe für schwache Ströme. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 168 | 
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                        Scharnweber's Bogenlampe für schwache
                           								Ströme.
                        Mit Abbildungen.
                        Scharnweber's Bogenlampe für schwache Ströme.
                        
                     
                        
                           Im Anschlusse an die früher (1885 256 531) besprochenen
                              									elektrischen Bogenlampen für schwache StrömeIn der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1885 S.
                                    											573 weist F. Kröttlinger in Wien darauf hin,
                                    											daſs er schon bei der Wiener Ausstellung 1883 zwei Bogenlampen für schwache
                                    											Ströme vorgeführt habe, deren Einrichtung 1880 im 21. Hefte der Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre
                                    											beschrieben wurde und mit geringen Aenderungen noch in derselben Weise
                                    											ausgeführt werde; nur sei die eigenthümliche Ausgleichung der veränderlichen
                                    											Solenoidanziehung weggelassen und dafür eine Differentialspule eingeführt
                                    											worden. sei hier die von der Elektrotechnischen Fabrik Scharnweber und Comp. in Kiel ausgeführte kleine
                              									Bogenlampe beschrieben, welche in der von dem Elektrotechnischen Verein in Berlin am
                              									3. September 1885 veranstalteten Ausstellung durch den Vertreter der genannten Firma
                              										G. Germershausen vorgezeigt wurde. Diese Lampe ist
                              									für 200 bis 300 Normalkerzen berechnet, hat bei einer Spannung von 45 Volt eine
                              									Stromstärke von 3 bis 4 Ampère und kostet mit Alabasterglocke, Bekrönung, Schutzrohr
                              									und Ausschalter nur 100 M.
                           
                           Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch die Lampe. Zur
                              									Regelung ihres Lichtbogens sind Elasticität, Schwerkraft und Anziehung eines
                              									Solenoides benutzt; erstere dient lediglich bei der unteren Kohle, welche auf einer
                              									langen Spirale in einer Hülse aufruht und von dieser in dem Maſse, wie sie abbrennt,
                              									nachgeschoben wird. Die obere Kohle steckt in einem Eisenrohre und wird von oben her
                              									durch ein Gewicht G belastet; das Rohr seinerseits
                              									bildet den Kern eines Solenoides S. Bei offenem
                              									Stromkreise ruht die obere Kohle auf der unteren auf; wird der Stromkreis
                              									geschlossen, so wird das Rohr und mit diesem die Kohle in das Solenoid S so weit hineingezogen, als die Schwere des Rohres und
                              									des Gewichtes zuläſst, und so der Lichtbogen gebildet. Wenn dann die Kohle abbrennt,
                              									müſste das Solenoid, da es in den Stromkreis der Kohlen eingeschaltet ist, schwächer
                              									und schwächer werden; aber da das Gewicht G die Kohle
                              									nach unten drückt, so bleibt der Widerstand stets derselbe. Die Regelung des Bogens
                              									geschieht also beständig.
                           Fig. 1., Bd. 259, S. 169Fig. 2., Bd. 259, S. 169 Der Stromlauf läſst sich nach Fig. 2 leicht
                              									verfolgen. Zu den Kohlenspitzen wird der Strom durch die in Fig. 1 leicht erkennbaren, nicht verbrennlichen Contactspitzen geführt,
                              									welche zugleich die Kohlen am Herabfallen hindern. Soll die Lampe für sich allein
                              									brennen, so ist ihr Solenoid einfach; wenn sie jedoch einem Kreise hinter einander
                              									geschalteter Lampen angehört, erhält sie wie die anderen eine Differentialspule.
                           Die Ausschaltung der Lampe, wenn die obere Kohle bis zu einem gewissen Grade
                              									abgebrannt ist, wird durch eine in ihrem oberen Theile befindliche Vorrichtung
                              									bewerkstelligt. Das Belastungsgewicht G hängt nämlich
                              									mit einer Kette an der Feder a, welcher eine andere
                              									Feder b gegenüber steht; beide Federn drücken mit ihren
                              									Nasen gegen einander. Ist nun die Kohle so weit abgebrannt, daſs die Kette sich
                              									spannt, so wird die Feder a herabgezogen und greift mit
                              									ihrer Nase unter die Nase der Feder b, welche, von dem
                              									Federdrucke a befreit, vorspringt. An ihrer unteren
                              									Seite ist aber die Feder b mit Ebonit bekleidet; da nun
                              									nach dem Stromlaufschema der Strom durch a und b gehen soll, so wird er unterbrochen. Man bringt die
                              									Lampe wieder in Gang, indem man den Halter der oberen Kohle genügend hochschiebt und
                              									dadurch die Feder b zurückdrückt.
                           Die Stromstärke in dieser Lampe, welche bezüglich der Spannung etwa auf gleicher
                              									Stufe mit den Swan'schen Glühlampen steht, ist gröſser
                              									als bei diesen Glühlampen; sie kann aber durch eingeschaltete Widerstände so herabgemindert werden, daſs
                              									die Lampe auch in dem Kreise von Glühlichtlampen zu brennen vermag. Bei
                              									50-Volt-Lampen wird sie einfach mit den Glühlampen parallel geschaltet; bei
                              									100-Volt-Lampen werden erst 2 hinter einander verbunden. Diese Lampen können sowohl
                              									in Parallelschaltung, als in Theilschaltung verwendet werden. Der Lampe wird stets
                              									ein Widerstand von 2,5 Ohm vorgeschaltet. Verwendet man jedoch zwei hinter einander
                              									geschaltete Lampen in einer Glühlichtanlage, deren Maschine ungefähr 100 Volt
                              									Spannung besitzt, so werden beiden Lampen im Ganzen nur 2,5 bis 3 Ohm vorgeschaltet.
                              									In Parallelschaltung erfordert eine Lampe sammt ihrem Ergänzungswiderstande im
                              									Ganzen eine Spannung von 53 bis 55 Volt.
                           Die Länge der oberen Kohle ist bei einem Durchmesser von 7mm gegen 360mm,
                              									die der unteren bei einem Durchmesser von 5mm nur
                              										230mm. Die Brenndauer geht bis 12 Stunden, der
                              									Kraftbedarf beträgt 0e,3; die Kohlen kosten
                              									stündlich etwa 3 Pf.