| Titel: | Die elektrische Beleuchtung im „Eldorado“ zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 170 | 
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                        Die elektrische Beleuchtung im „Eldorado“
                           								zu Paris.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									12.
                        Die elektrische Beleuchtung im „Eldorado“ zu
                           								Paris.
                        
                     
                        
                           Bei der elektrischen Beleuchtungsanlage in der Musikhalle „Eldorado“ in Paris
                              									sind nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 453 8
                              									Dynamomaschinen vorhanden und zwar gewöhnliche Gramme'sche Maschinen, gebaut von Heilmann, Ducommun
                                 										und Comp. in Mülhausen i. E.; sie sind zu 3, 3 und 2 gruppirt und mit der
                              									Trieb welle verbunden. Jede Maschine läuft mit 1800 Umdrehungen in der Minute und
                              									speist 5 Bogenlampen; sie gibt einen Strom von 35 bis 40 Ampère bei 70 Volt
                              									Spannung. Die von jeder Dynamomaschine kommenden Stromleiter laufen nach einem
                              									groſsen Vertheilungsbrette im Maschinenraume, worauf sich Zweiwegsumschalter,
                              									Fünfwegsvertheiler, Stromunterbrecher, Stromanzeiger, Rheostaten und Ampèremeter
                              									befinden.
                           Die beiden Klemmen jeder Dynamomaschine sind durch einen Leiter mit den Klemmen A bezieh. A1 (Fig. 1 Taf. 12) eines
                              									Zweiwegsumschalters verbunden. In der gewöhnlichen Stellung der Achse S mit den beiden Ebonitcylindern Z und Z1 ruhen die beiden federnden Kupferstreifen B und E bezieh. B1 und E1 auf den beiden in
                              									den Ebonit eingelegten Contactstücken v bezieh. v1, so daſs der
                              									Stromweg nach den Vertheilern F und F1 hergestellt und
                              									zwischen diesen durch die 5 Lampenstromkreise geschlossen ist. Wenn nun aus irgend
                              									einem Grunde die in Bereitschaft gehaltene Aushilfsdynamomaschine auf diese
                              									Lampengruppe geschaltet werden soll, so wird ein Knebel in das Loch M der Achse S eingesteckt
                              									und die letztere mit den beiden Ebonitcylindern um 180° gedreht. Dadurch kommen die
                              									jetzt an der Unterseite liegenden Contactstücke nach oben, welche nun nicht B und B1 sondern b und b1 d.h. die Klemmen 
                              									a und a1 mit E und E1 leitend verbinden;
                              									an die Klemmen a und a1 aber ist in jedem Zweiwegsumsehalter ein von der
                              									Aushilfsmaschine kommender Poldraht geführt.
                           Jeder abgezweigte Stromkreis führt durch einen Stromunterbrecher (Bleisicherung) aus
                              									Bleidraht. Diese neuen, in Fig. 3 und 4 Taf. 12
                              									veranschaulichten, am Vertheilungsbrette in einer Reihe über den Stromvertheilern
                              									angebrachten Unterbrecher bestehen aus zwei Theilen. Der untere Theil A (Fig. 3) gleicht einer
                              									runden Büchse, welche auf zwei halbkreisförmigen Platten die beiden gespaltenen
                              									Säulen E und F trägt. Auf
                              									diesen Untertheil kommt der ähnliche obere Theil Fig. 4, auf dessen Boden
                              									zwei halbkreisförmige Platten G und H angebracht sind, mit zwei Löchern J und K, welche ziemlich
                              									dicht über die Säulen E und F passen. Durch den Bleidraht P zwischen den
                              									beiden Schrauben L und M
                              									wird der Stromkreis geschlossen. Hält man eine Anzahl Aushilfstücke vorräthig, so
                              									kann ein Stromkreis, wenn er durch Schmelzen des Bleies bei übergroſser Stromstärke
                              									unterbrochen worden ist, augenblicklich wieder geschlossen werden.
                           Hinter den Bleisicherungen folgt ein Satz einfacher Anzeigeapparate; sie bestehen
                              									jeder aus einem in den Stromweg nach den Lampen eingeschalteten Elektromagnete mit
                              									weichem Eisenkerne. Der Kern wirkt anziehend auf eine Art Pendel, welches aus zwei
                              									gleich schweren Stäben aus Eisen und aus Kupfer zusammengesetzt ist; ein auf die
                              									Pendelachse aufgesteckter Zeiger bewegt sich vor einer Skala, welche mit der Nummer
                              									der Maschine und der Lampe bezeichnet ist; geht kein Strom durch den Elektromagnet,
                              									so liegen die beiden Stäbe in gleicher Höhe über dem Kerne wagerecht neben einander
                              									und der Zeiger steht aufrecht.
                           In jedem Lampenstromkreise liegt ferner ein Rheostat, mittels dessen die fünf
                              									Stromzweige jeder Maschine unter sich gleich gemacht werden können. Dieser Rheostat
                              									besteht aus einem Neusilberdrahte, welcher in Spiralwindungen regelmäſsig auf einen
                              									emaillirten Eisencylinder aufgewickelt ist und zwar auf zur Cylinderachse parallele
                              									Streifen von Asbestpapier. Auf einem zur Achse parallelen Kupferstabe gleitet ein
                              									Läufer, welcher mit einer verzahnten Scheibe zwischen zwei Windungen des
                              									Neusilberdrahtes hineingreift und bei seinem Verschieben den Cylinder dreht und so
                              									den eingeschalteten Drahtwiderstand vergröſsert oder verkleinert. Jede Spiralwindung
                              									entspricht 7m,6 der Leitung, welche aus 3 Drähten
                              									von je 2mm Dicke besteht.
                           Endlich ist noch ein Ampèremeter für jede Gruppe von 5 Stromkreisen vorhanden.
                           Die jetzt benutzte Einrichtung der Cance'schen Lampe
                              									(vgl. 1884 251 287) eignet sich ebenso wohl für
                              									Hintereinanderschaltung wie zur Verwendung in parallelen Zweigstromkreisen; bei der
                              									französischen Ostbahn brennen diese Lampen in einem Stromkreise mit Brush-Lampen;
                              									ihre besondere Eigenthümlichkeit ist die endlose Schraube S (Fig. 2 Taf.
                              									12), welche sich in aufrechter Stellung in zwei Lagern dreht. Der Rahmen, welcher
                              									die positiven Kohlenhalter trägt, strebt durch sein eigenes Gewicht stetig
                              									niederzugehen; derselbe ist aus einem Stücke mit der Mutter A, welche die Schraubet umfaſst; demnach kann sich der Rahmen nicht
                              									senken, ohne die Schraube S umzudrehen und, wenn
                              									letztere fest stehen bleibt, so können sich die Kohlenhalter nicht verschieben. Wird
                              									dagegen die Schraube S in entgegengesetzter Richtung
                              									gedreht, so muſs sich die Mutter A und mit derselben
                              									die obere Kohle aufwärts bewegen. Oberhalb des Rahmens, nahe am oberen Ende der
                              									Schraube S ist auf dieser ein Ring befestigt, gegen
                              									welchen sich die zweite Mutter B der Schraube S anlegt. Sehr nahe unter B befindet sich die ringförmige Scheibe C,
                              									gegen deren untere Fläche die Eisenkerne D und E in zwei Solenoiden F und
                              										G, welche mit in den Stromkreis der Lampe
                              									aufgenommen sind, sich anlegen können; an die unteren Enden dieser Kerne sind
                              									Spiralfedern H und I
                              									angeheftet, deren Spannung regulirt werden kann, was die Bewegung der Kerne
                              									abändert. Ist nun die Lampe ausgelöscht und berühren sich die Kohlen, so ist der
                              									Widerstand des Lichtbogens gleich Null, der eintretende Strom hat seine gröſste
                              									Stärke, hebt die Kerne der Solenoide bis zur Berührung mit der Platte C, welche sich gegen die Mutter B anlegt, die Schraube S sanft hebt, dabei
                              									dieselbe dreht, demgemäſs auch die untere Mutter A und
                              									die obere Kohle emporzieht: die Kohlen sind von einander getrennt und der Lichtbogen
                              									entsteht. Zugleich wird die Stromstärke kleiner, der Druck der Solenoidkerne gegen
                              									die untere Fläche der Scheibe C vermindert sich und
                              									hört schlieſslich ganz auf. Jetzt hat der Bogen seine normale Länge. Beim Abbrennen
                              									der Kohlen wächst allmählich der Widerstand des Lichtbogens, die Solenoidkerne
                              									senken sich, die Schraube kann sich jetzt frei drehen und gestattet, daſs die obere
                              									Kohle sich der unteren wieder nähert; da nun hierdurch der Widerstand kleiner wird,
                              									so kommen die Solenoide wieder zur Wirkung, drücken neuerdings auf die Scheibe C, bringen die Schraube zum Stillstande und erhalten
                              									den Lichtbogen in seiner Gröſse.
                           Dieses Spiel wiederholt sich so regelmäſsig und genau, daſs das Licht ein sehr
                              									stetiges ist. Je mehr die Kohlen abbrennen, desto mehr geht natürlich die untere
                              									Mutter A auf der Schraube S herab.
                           Gerade in entgegengesetzter Weise vollzieht sich die Regulirung bei einer anderen Anordnung der Cance'schen Lampe, welche sich ebenfalls für Parallelschaltung und für
                              									Hintereinanderschaltung eignet. Hier zieht ein Elektromagnet beim Auftreten des
                              									Stromes den unteren Kohlenhalter herab, so daſs der Lichtbogen entsteht. Die obere,
                              									bewegliche Mutter auf der Schraube ist nicht vorhanden und die Schraube trägt an
                              									ihrem oberen Ende befestigt eine Scheibe; die beiden Solenoide aus feinem Drahte
                              									liegen in einer Nebenschlieſsung, ihre Kerne aber dienen als Stütze für eine Platte,
                              									welche auf der oberen Seite der auf der Schraube befestigten Scheibe ruht. Der
                              									Widerstand des Solenoidstromkreises ist beträchtlich gegen den normalen Widerstand
                              									des Bogens und daher geht nur ein geringer Theil des Stromes durch den ersteren.
                              									Solange nun die Platte auf der Scheibe lastet, kann sich die Schraube nicht drehen;
                              									beim Abbrennen der Kohlen wird der Widerstand des Lichtbogens gröſser, es flieſst
                              									mehr Strom durch die Solenoide, diese ziehen ihre Kerne nach oben, heben die Platte
                              									von der Scheibe ab und mit der letzteren kann sich jetzt die Schraube drehen,
                              									während die untere Mutter durch das Gewicht des oberen Kohlenhalters nach unten
                              									geht, bis der Lichtbogen auf seine normale Gröſse zurückgebracht ist.
                           In dieser nicht im Eldorado verwendeten Lampe ist auch
                              									noch dafür gesorgt, daſs ein Strom weg bleibt, falls die Lampe absichtlich oder
                              									zufällig ausgelöscht werden sollte. Es sind nämlich in einer Nebenschlieſsung zwei
                              									Rollen aus Neusilberdraht angebracht, deren Gesammtwiderstand etwa dem
                              									Normalwiderstande des Bogens gleicht. Wird nun der letztere unterbrochen, ohne daſs
                              									die Kohlen zur Berührung gebracht werden, so erhält der Elektromagnet keinen Strom
                              									und bleibt unthätig, während die Rollen ein Kupferstück bewegen und einen Strom weg
                              									herstellen. Wenn umgekehrt die Kohlen sich berühren, so ensteht der Lichtbogen in
                              									der soeben angegebenen Weise.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
