| Titel: | Ueber Untersuchung von Gerbstoffen; von F. Nötzli. | 
| Autor: | F. Nötzli | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 177 | 
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                        Ueber Untersuchung von Gerbstoffen; von F. Nötzli.
                        Von der chemisch-technischen Abtheilung des
                           								eidgenössischen Polytechnikums in Zürich preisgekrönte Abhandlung.Diese Abhandlung war in allen wesentlichen Theilen beendigt, ehe der ziemlich das
                                 										gleiche Feld beschlagende Commissionsbericht von Councler und Schroeder durch den Druck bekannt wurde.
                           							
                        F. Nötzli, über Untersuchung von Gerbstoffen.
                        
                     
                        
                           I. Einleitung.
                           Tannin sowie Eichenrindegerbsäure gehören zu der groſsen Gruppe der Gerbstoffe, d.h.
                              									im Pflanzenreiche sehr verbreiteter Stoffe, welche zusammenziehend schmecken, sauer
                              									reagiren, mit Eisenoxydsalzen eine blauschwarze oder grüne Färbung geben, Leimlösung
                              									und viele Substanzen, wie Alkaloide und Farbstoffe, fällen. In Metallsalzlösungen
                              									werden ebenfalls Niederschläge erzeugt. Mit alkalischen Flüssigkeiten gehen sie
                              									Verbindungen ein, welche äuſserst lebhaft den Sauerstoff der Luft absorbiren, unter
                              									Bildung brauner Humusproducte. Ihrer Haupteigenschaft, die thierische Haut in einen
                              									der Fäulniſs Widerstand leistenden Zustand, d.h. in Leder überzuführen, verdanken sie ihre groſse Bedeutung für die
                              									Technik.
                           Das Tannin oder die Gallusgerbsäure findet sich in
                              									bedeutender Menge in den Galläpfeln und wird aus diesen technisch gewonnen. Im reinen Zustande bildet
                              									es amorphe glänzende Schüppchen, die sich in Wasser sehr leicht lösen. Diese Lösung
                              									gibt mit Eisenchlorid eine schwarzblaue Färbung. Das Tannin darf ohne Schaden einer
                              									Temperatur bis zu 130° ausgesetzt werden. Beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
                              									nimmt es Wasser auf und geht in Gallussäure über. Dieser Prozeſs vollzieht sich auch
                              									bei der Gährung einer Tanninlösung. Gallussäure ist daher sehr oft ein Begleiter des
                              									Tannins.
                           Eichengerbsäuren. Da ich beabsichtigte, das
                              									Reductionsverhältniſs reiner Eichengerbsäure gegenüber Chamäleon festzustellen.,
                              									muſste ich mich um ein Darstellungsverfahren derselben umsehen. Angaben sind zu
                              									finden in den Arbeiten von OserSitzungsberichte der Wiener Akademie der
                                       												Wissenschaften, Bd. 72 (Juni 1875)., J. Löwe (1881 241 69), Böttinger (1880 238 62. 1882
                              										244 85) und Etti (1880
                              										237 170. 1882 244 85. 1883
                              										250 28). Nach dem Studium der betreffenden Literatur
                              									und nach kurzen praktischen Versuchen gab ich aber den Gedanken bald auf, einen so
                              									zweifelhaft gekannten Stoff wie Eichengerbsäure als Grundlage einer
                              									Gerbstoffbestimmungsmethode zu wählen. Die Ergebnisse der genannten Arbeiten sind
                              									aber so völlig verschieden, daſs noch Alles mit Vorsicht aufzunehmen ist.
                           Bis vor Kurzem galt die Gerbsäure der Eichenrinde als Glycosid, nachdem für einige
                              									andere Gerbstoffe die Unhaltbarkeit dieser Annahme schon längst bewiesen war. Die
                              									Ursache, warum die Eichengerbsäure als Glycosid erklärt wurde, liegt in der
                              									Schwierigkeit ihrer Reindarstellung und in dem Vorkommen von Lävulin in der
                              									Eichenrinde. Da die Gegenwart des letzteren nicht bekannt war, blieb es steter
                              									Begleiter der Gerbsäure. So fand man natürlich beim Kochen einer
                              									Eichengerbsäurelösung mit verdünnter Schwefelsäure und Trennen des entstandenen
                              									rothen Niederschlages von dem Filtrate in diesem immer Zucker, welcher als
                              									Spaltungsproduct der Gerbsäure angesehen wurde.
                           Nach C. Etti und Löwe
                              									besteht der Gerbstoff in der Eichenrinde in zweierlei Form: als Gerbsäure und als
                              									ihr Anhydrid, Phlobaphen genannt.
                           Zur Gewinnung reiner Gerbsäure erschöpft Etti die
                              									gepulverte Eichenlohe mit verdünntem Weingeist. Dieser Lösung wird die Gerbsäure
                              									durch Aether entzogen, welcher nach dem Abdestilliren diese mit Phlobaphen und einem
                              									grünen Harze verunreinigt zurückläſst. Auf Zusatz von Wasser scheidet sich der
                              									gröſste Theil des Harzes aus, so daſs es abfiltrirt werden kann. Den Rest desselben
                              									entfernt man leicht durch Benzol. Die harzfreie Lösung wird, um das in kleiner Menge
                              									vorhandene Phlobaphen zu entfernen, vorsichtig mit Bleiessig versetzt, bis eine
                              									abfiltrirte Probe mit dem letzteren einen gelben Niederschlag gibt; so lange, als
                              									noch Phlobaphen vorhanden ist, zeigt der Niederschlag einen deutlich erkennbaren
                              									Stich ins Röthliche. Nach dem Abfiltriren wird die Gerbsäure mit Aether-Alkohol
                              									ausgeschüttelt und letzterer verdampft, worauf die Gerbsäure nur noch bei 100 bis
                              									105° getrocknet wird.
                           Die so gewonnene reine Gerbsäure bildet ein röthlich weiſses Pulver und hat nach Etti die Formel C17H16O9; sie ist in
                              									Weingeist von jeder Stärke sehr leicht löslich, ebenso in Essigäther, wenn auch
                              									schwerer; in kaltem Wasser ist sie sehr schwer und in Aether unlöslich. Die
                              									weingeistige Lösung gibt mit Bleiessig einen rein gelben Niederschlag, welcher bei
                              									Anwesenheit einer Spur Phlobaphen röthlich ist. Ist die weingeistige Lösung absolut
                              									frei von Säure oder Alkali, so zersetzt sich die Gerbsäure nicht. Im Gegensatze zum
                              									Tannin verliert sie beim Kochen mit Schwefelsäure
                              									Wasser und geht in ein Anhydrid über- durch Kochen mit Kalilauge entsteht
                              									Phlobaphen, welches wasserreicher ist als das erst erhaltene Anhydrid. Ihre Lösung
                              									reagirt stark sauer und ist im Stande, beim Erwärmen mit Essigäther aus diesem
                              									Essigsäure zu entbinden. Aus diesem Grunde eignet sich das Aethylacetat nicht zum
                              									Ausziehen der Gerbsäure aus der weingeistigen Lösung, indem eben die beim Eindampfen
                              									gebildete Essigsäure rückwärts auf die Gerbsäure anhydritisirend wirkt. Bis 130°
                              									erhitzt, verändert sie sich nicht. Durch Leimlösung wird sie, wie alle Gerbstoffe,
                              									gefällt; desgleichen wird sie durch Eisenchlorid dunkelblau gefärbt.
                           Als bemerkenswerthe Eigenschaft ist zu nennen die Fähigkeit, vier Anhydride zu
                              									bilden. Bei 140° getrocknet, geben 2 Mol. Gerbsäure 1 Mol. Wasser unter
                              									Phlobaphenbildung ab: erstes Anhydrid = C34H30O17. Dieses, mit
                              									Säure gekocht, gibt das zweite Anhydrid = C34H28O16. Das schon
                              									oben genannte Anhydrid, welches durch Kochen von Gerbsäure mit verdünnter
                              									Schwefelsäure erhalten wird, ist das dritte und hat die Formel C34H26O15. Ein viertes Anhydrid C34H24O14
                              									wird erhalten beim Behandeln der Gerbsäure mit Salzsäure unter erhöhtem Drucke.
                           Das Phlobaphen, welches sich also auch in der Rinde
                              									findet, wird aus dem von der Gerbsäure befreiten Auszuge erhalten, durch
                              									Concentriren desselben, worauf es beim Verdünnen mit Wasser und Versetzen mit
                              									concentrirter Salzsäure ausfällt. Durch wiederholtes Auflösen in Weingeist und
                              									Fällen mit Wasser und Salzsäure wird es gereinigt. Dasselbe ist in Wasser und Aether
                              									so gut wie unlöslich, dagegen in Alkohol von jeder Concentration leicht löslich.
                           Die hier besprochene Gerbsäure stammte aus der Rinde von Quercus Robur. Aus einer anderen ihm zufällig zugekommenen Rinde erhielt
                              										Etti eine Gerbsäure von der Formel C20H20O9. Diese Gerbsäure aus Quercus pubescens unterscheidet sich bloſs in dem Verhalten gegen
                              									Eisenchlorid, weil sie mit diesem eine kräftig grüne
                              									Färbung erzeugt.
                           Böttinger beschreibt das Phlobaphen als einen zu Klumpen
                              									zusammengebackenen, korkartigen, rothbraunen Stoff, welcher sich nur in den
                              									wässerigen Lösungen der Alkalien sowie in einer Gerbsäurelösung lost. Entsprechend
                              									seiner Zusammensetzung ist es ein Abkömmling der Formel C14H10O6. Die Triacetylverbindung gab bei der Analyse
                              									Zahlen, welche obige Formel bestätigten. Etti glaubt,
                              									daſs das von Böttinger beschriebene Phlobaphen zufolge
                              									seiner Eigenschaften ein zu den Pectinsubstanzen gehöriger Körper sei.
                           Böttinger gibt der Eichenrindegerbsäure die Formel C19H16O10; als Beleg für die Richtigkeit dieser Formel
                              									führt er das Di- und das Tetrabromproduct: C19H14Br2O10 bezieh. C19H10Br4O10 an. Dem Phlobaphen schreibt er hier die Formel
                              										C38H26O17 zu, indem es ein Bromproduct C38H20Br6O17 bildet.
                           Oser stellte Gerbsäure aus gerbsaurem Blei dar. Nach dem
                              									Kochen derselben mit H2SO4 fand Oser eine von ihm Eichenroth genannte
                              									Substanz neben einer geringen Menge Zucker. Auf Grund dieses Versuches hält er die
                              									Gerbsäure für ein Glycosid. Das Oser'sche Eichenroth
                              									ist nach Etti identisch mit dem ersehen dritten
                              									Anhydrid C34H26O15.
                           J. Löwe hinwiederum findet die Formel für die Gerbsäure
                              									= C28H28O14.H2O, nach dem
                              									Trocknen bei 120° = C28H24O12.2H2O. Den Stoff, welchen Löwe durch Behandeln der
                              									ersteren Substanz mit H2SO4 unter Druck entsprechend Ettis viertem
                              									Anhydrid erhält, nennt er Eichenroth, C28H22O11. Einem weiteren Anhydrid gibt Löwe die Formel C28H24O12. Aus den
                              									Erläuterungen Ettis geht hervor, daſs Löwe's Gerbsäuren C28H28O14.H2O und C28H24O12.2H2O identisch sind mit der Etti'schen Gerbsäure C17H16O9.
                              									Die Verschiedenheit der Formel hat ihren Grund in der Gegenwart von aus dem zur
                              									Extraction verwendeten Essigäther stammender Essigsäure, welche nebenbei noch einen
                              									kleinen Theil Gerbsäure anhydritisirte. Lowe's
                              									Eichenroth stellt sich ferner vermöge seiner Eigenschaften als gleich heraus mit dem
                              										Etti'schen vierten Anhydrid. Dem Löwe'schen Körper C28H24O11
                              									kommen weiter ganz gleiche Löslichkeitsverhältnisse zu wie dem Phlobaphen Etti's. Eine Beimengung von Terpenharz änderte aber
                              									hier die Formel.
                           
                        
                           II. Die verschiedenen
                                 										Gerbstoffbestimmungsmethoden.
                           Die Zahl der in Vorschlag gekommenen Methoden zur Gerbstoffbestimmung ist eine sehr
                              									groſse. Von diesen fuſsen allerdings sehr viele auf gleichen Grundsätzen und weichen
                              									daher von einander nur wenig ab. Wieder andere Methoden sind von verschiedenen
                              									Seiten zu wiederholten Malen abgeändert worden. Ferner hat es auch nicht daran
                              									gefehlt, die Verfahren eingehend zu prüfen.Vgl. Gauhe (Zeitschrift
                                       												für analytische Chemie, 1864 S. 122). Hallwachs (1866 180 53). R. Wagner (1867 183
                                    											227). Büchner (1867 184 250. 330). C. D. Braun (Zeitschrift für analytische Chemie, 1868 S.
                                    											130). Cech (daselbst S. 737). Pouche (Moniteur
                                       												scientifique, 1876 S. 1130). Kathreiner (1878 227 481. 228 53). Um sich unter den vielen
                              									Vorschlägen besser zurecht zu finden, habe ich die verschiedenen Methoden, so gut es
                              									ging, in Gruppen geordnet.
                           1) Anwendung von Thierhaut oder Leimlösung zum Bestimmen
                                 										des
                              									Gerbstoffes. Davy übergieſst 30g Rinde
                              									mit 0l,5 kochendem Wasser, bedeckt das Gefäſs
                              									schnell, um Einwirkung der Luft auf die Gerbstofflösung zu vermeiden. Nach 24
                              									Stunden werden 100 bis 200cc des Auszuges unter
                              									mäſsiger Erwärmung tropfenweise mit Leimlösung (15 bis 20g bei 100° getrockneter Leim auf 1l) versetzt, bis kein Niederschlag mehr entsteht.
                              									Nachdem sich die Flocken durch Kochen zusammengeballt haben, wird filtrirt,
                              									gewaschen, bei 100° getrocknet und gewogen. Nach Abzug des Filtergewichtes und
                              									desjenigen der verbrauchten Gelatine vom Gesammtgewichte bleibt das Gewicht des
                              									Gerbstoffes.
                           Warington, Monier und Fehling (Wagner's Jahresbericht, 1858 S. 511)
                              									bestimmten den Wirkungswerth einer Leimlösung gegenüber reinem Tannin. Von jener
                              									setzt man aus einer Bürette zu der Gerbstofflösung, bis kein Leimtannat mehr fällt.
                              									Der Gerbstoffgehalt berechnet sich aus der verbrauchten Menge Leimlösung. Es ist
                              									nach Pouchet fast unmöglich, auf diesem Wege zu einem
                              									bestimmten Ziele zu kommen, da in Folge des langsamen Absetzens des Leimtannates die
                              									Lösung immer etwas trüb bleibt. Um die Flüssigkeit rascher klar zu erhalten, setzt
                              										G. Müller (1859 151 69)
                              									etwas Alaun zu der Gelatinelösung. F. Schulze (1866 182 155) sättigt die Titrirflüssigkeit sowie den
                              									Rindenauszug mit Salmiak. Lipowitz (Wagner's Jahresbericht, 1861 S. 624) verwendet nicht
                              									gewöhnlichen Leim, sondern über Schwefelsäure getrocknete Hausenblase. 1g dieser letzteren soll 0g,75 reines Tannin aus einer wässerigen Lösung
                              									fällen. Kleinere unwichtige Abänderungen hat auch noch Fraas (daselbst S. 624) vorgeschlagen.
                           Alle diese Vorschläge sind völlig unbrauchbar. Löwenthal
                              										(Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 33,
                              									vgl. auch D. p. J. 1878 227
                              									490. 228 53), welcher diese Methoden umgekehrt zur
                              									Bestimmung des Leimes verwenden wollte, fand nämlich, daſs die Verbindung von Leim
                              									mit Gerbstoffen gar keine bestimmte ist, sondern daſs bei steigender Menge der
                              									letzteren der Leim in der Verbindung immer mehr zurücktritt.
                           Um die Anwendung der Gelatine zu vermeiden, legt Bell-Stephens (Moniteur scientifique, 1876 S.
                              									1130) getrocknete Thierhaut in die Gerbstofflösung. Aus
                              									der Zunahme der gewaschenen und getrockneten Haut schloſs er unmittelbar auf den
                              									Gerbstoffgehalt. Man verdampft einerseits ein bestimmtes Volumen der Tannin haltigen
                              									Flüssigkeit zur Trockne und wiegt. Anderseits preſst man mit Hilfe eines besonders
                              									hierzu construirten Apparates die ursprüngliche Flüssigkeit durch ein Stück
                              									Thierhaut, dampft von der filtrirten Flüssigkeit ein gleiches Volumen wie zuvor ein
                              									und wiegt wieder. Da die Haut den Gerbstoff zurückgehalten hat, gibt der Unterschied
                              									der beiden Gewichte den Gerbstoffgehalt an. Anstatt den Abdampfungsrückstand zu
                              									ermitteln, bestimmt man einfacher das specifische Gewicht der Flüssigkeiten; aus dem
                              									Unterschiede dieser läſst sich nach einer Tabelle der Gerbstoffgehalt bestimmen. Perret (1878 229 400)
                              									verbesserte das vorige Verfahren, indem er den Gerbstoff mit Albumin und Aluminiumsulfat
                              									fällt. Dieses Verfahren ist auch in seiner verbesserten Form nicht brauchbar.
                           Nach Pouchet kann die Haut aus der Lösung verschiedene
                              									Salze oder organische Substanzen aufnehmen bezieh. daran abgeben, je nachdem das
                              									Enthaaren und Waschen derselben vorgenommen worden ist. Obschon man heute die Haut
                              									für diese Zwecke sehr gut zu reinigen versteht, wird es wohl Niemandem einfallen,
                              									die Methoden in gegebener Form anzuwenden, d Hammer
                              									(1861 159 300) bestimmt das specifische Gewicht der
                              									Lösung vor und nach dem Behandeln mit gepulverter Thierhaut. Aus der von Hammer entworfenen Tabelle entnimmt man den dem
                              									Unterschiede der specifischen Gewichte entsprechenden Gerbstoffgehalt. Die
                              									Bestimmungen müssen mit groſser Sorgfalt ausgeführt werden, da das specifische
                              									Gewicht von Tanninlösungen, wie sie zur Untersuchung dienen können, ein nur geringes
                              									ist; von 0 bis 5 Proc. Tannin schwankt jenes nur zwischen 1,0 und 1,0201. So lange
                              									die Methode nur auf Tanninlösungen Anwendung findet, kann sie empfohlen werden; für
                              									Rindenauszüge u. dgl. gibt sie aber unrichtige Zahlen, weil das specifische Gewicht
                              									von reinen Lösungen anderer Gerbstoffe noch ganz unbekannt ist.
                           2) Methoden, die auf der Ausfüllung der Gerbstoffe durch
                                 										Metallsalze beruhen. Auf Grund dieser Eigenschaft sind sehr viele Verfahren
                              									gegründet worden. Unter Berücksichtigung des in der Einleitung Gesagten ist leicht
                              									einzusehen, daſs auf diesem Wege keine brauchbaren Werthe erzielt werden können. Und
                              									wenn überdies auch die Zusammensetzung der gerbsauren Salze bekannt wäre, so könnte
                              									der Niederschlag, welchen eine Metallsalzlösung in einem Rindenauszuge erzeugt, doch
                              									nicht ohne weiteres als rein angesehen werden; denn es ist gewiſs, daſs mit der
                              									Gerbsäure auch andere in dem Auszuge enthaltene Stoffe mit niedergerissen werden.
                              									Die Verfasser scheinen bei Aufstellung ihrer Vorschriften nicht an den so mannigfach
                              									zusammengesetzten Rindenauszug gedacht zu haben, sondern nur an reine
                              									Tanninlösung.
                           Handtke (Journal für praktische
                                 										Chemie, 1860 Bd. 82 S. 345) titrirte den Rindenauszug mit essigsaurem
                              									Eisenoxyd von bekanntem Wirkungswerthe, unter Zusatz von Natriumacetat und
                              									Essigsäure. Gerland (Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 419) titrirte mit
                              									Brechweinstein. Fleck und Wolff (Wagner's Jahresbericht, 1861 S. 625)
                              									fällen mit Kupferacetat die Gerbsäure und Gallussäure. Die Kupferverbindung der
                              									letzteren löst sich aber in dem zugesetzten Ammoncarbonat. Der bleibende
                              									Niederschlag wird nach dem Abfiltriren geglüht und das zurückbleibende Kupferoxyd
                              									gewogen, wovon 100 Th. 130,4, nach Pavesi und Rotondi bezieh. Schiff
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1874 S. 590) 145 bezieh. 136 Th. Gerbsäure entsprechen. („Tannin,“ welches
                              									gewiſs immer zu solchen Versuchen gebraucht wird, geht sehr oft unter dem Namen
                              										„Gerbsäure“.) R. Pribram (Wagner's Jahresbericht, 1866 S. 608) fällt mit Bleizucker, filtrirt,
                              									trocknet und wiegt; dann wird geglüht und wieder gewogen. Der Unterschied der
                              									Gewichte ergibt die Gerbstoffmenge. Auſserdem verwendet er den Bleizucker auch zur
                              									titrimetrischen Gerbstoffbestimmung. Risler-Beunat (Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 217) fallt
                              									mit Zinnchlorürlösung, filtrirt, trocknet und oxydirt mit Salpetersäure. Aus dem
                              									Gewichte des SnO2 berechnet er die Gerbstoffmenge.
                              										Persoz (daselbst 1864 S. 129) miſst den durch
                              									Zinnchlorür und Salmiak erhaltenen Niederschlag, indem er das Ausfällen in einem
                              									getheilten Cylinder vornimmt. In gleicher Weise schlieſst Beaudet (Bulletin de la Société chimique,
                              									1875 Bd. 24 S. 143) ferner Merrick (Wagner's Jahresbericht, 1873 S. 856) aus dem Volumen
                              									des Niederschlages, erhalten durch Fällen mit neutralem oder ammoniakalischem Zink-
                              									oder Bleisalz auf den Gerbstoffgehalt. W. E. Gedge (Chemical News, 1876 Bd. 33 S. 76) bestimmt die Menge
                              									der Gerbsäure durch Vergleichung des Niederschlages, welcher durch ein Blei-,
                              									Kupfer-, Zink- oder Alkaloidsalz erzeugt werden ist, mit einem mittels reinen
                              									Tannins dargestellten. Pouchet und Gauhe erklären es als nothwendiges Erforderniſs, daſs
                              									die Volumen der Niederschläge nicht zu sehr von einander abweichen. Für industrielle
                              									Zwecke sollen dann einigermaſsen brauchbare, d.h. unter sich vergleichbare Werthe
                              									erhalten werden.
                           Nach Carpeni-Barbieri (1875 216 452) wird die Gerbstofflösung mit überschüssigem ammoniakalischem
                              									Zinkacetat versetzt, zum Kochen erhitzt und hierauf ⅓ des Volumens durch Eindampfen-
                              									entfernt; nach dem Erkalten wird filtrirt, der Niederschlag mit heiſsem Wasser
                              									gewaschen und dann in verdünnter Schwefelsäure gelöst. Die Lösung wird abermals
                              									filtrirt und das Filtrat mit Chamäleon titrirt. Barbieri erhielt bei Gerbstoffbestimmungen im Wein sehr übereinstimmende
                              									Endzahlen. Kathreiner (1878 227 481) dagegen gibt an, daſs schon bei stärkerem oder schwächerem
                              									Eindampfen ganz verschiedene Zahlen erhalten werden- auch hegt er gerechte Bedenken
                              									gegen das heftige Kochen der Gerbsäure in ammoniakalischer Lösung. Allen (vgl. 1878 229 85)
                              									titrirt mit Bleizuckerlösung- die Endreaction erkennt er durch Tüpfeln in
                              									ammoniakalische Ferridcyankaliumlösung. J. Macagno (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
                              									360) bestimmt die Gerbsäure mittels Quecksilbernitrat. E.
                                 										Schmidt (Bulletin de la Société chimique, 1874
                              									Bd. 21 S. 257) titrirt den Rindenauszug mit auf reines Tannin gestellter
                              									Bleizuckerlösung. Eine andere Probe der Lösung wird durch Thierkohle filtrirt und
                              									das erhaltene Filtrat wieder mit Bleizucker titrirt; die letztere Menge Bleiacetat
                              									wird von der ersteren abgezogen. Bei jeder Probe muſs ein Parallelversuch mit reinem
                              									Tannin gemacht werden. Obschon dieses Verfahren noch nirgends von anderer Seite
                              									besprochen worden ist, halte ich ohnedies nicht viel von dieser zeitraubenden
                              									Vergleichsmethode. R. Wagner (1867 183 227) titrirt mit einer Lösung von schwefelsaurem
                              									Cinchonin. Als Indicator setzt er der Alkaloidlösung etwas essigsaures Rosanilin zu,
                              									welches in Verbindung mit ersterer das Ende der Ausfällung der Gerbsäure durch die
                              									röthliche Färbung der über dem Niederschlage stehenden Flüssigkeit zu erkennen gibt.
                              										Wagner spricht sehr gegen die Zugrundelegung des
                              									Tannins für Gerbstoffbestimmungen, stellt daher auch seine Cinchoninsulfatlösung auf
                              									Eichengerbsäure, welche er aus dem Bleisalze gewinnt. Ueber dieses Verfahren ist
                              									sehr viel gesprochen worden und zwar meistens hinsichtlich des letzteren Punktes.
                              										Büchner analysirte nach Wagner eine sehr groſse Anzahl von Rinden. Die Werthe sind alle sehr
                              									niedrig- durchschnittlich betragen sie nur die Hälfte der nach Löwenthal erhaltenen Versuchszahlen. Die überwiegende
                              									Mehrzahl der Kritiker verwirft denn auch die Methode.
                           Ostermayer (Wagner's
                                 										Jahresbericht, 1879 S. 1118), in der Absicht, einen farblosen Rindenauszug
                              									zu erhalten, welcher sich besser titriren lassen soll, zieht die Rinde mit
                              									Aetheralkohol aus, verdampft zur Trockne und löst in Wasser. Abgesehen von der
                              									umständlichen Arbeit, bleibt das Phlobaphen, weil in Aether unlöslich, zum gröſsten
                              									Theile in der Rinde zurück. Die erwähnten fast farblosen Auszüge bürgen auch dafür,
                              									daſs sie wirklich kein Phlobaphen enthalten haben. Clark setzte eine gröſsere als zum Fällen nothwendige Menge
                              									Cinchoninsulfat zu, bestimmt dann aber den Ueberschuſs des letzteren durch Titriren
                              									mit Kaliumquecksilberjodidlösung. Kathreiner verwirft
                              									die Methode auch in dieser Ausführung.
                           3) Methoden, darauf beruhend, daſs die Gerbsäure in
                                 										alkalischer Lösung Sauerstoff aufnimmt. Eine alkalische Gerbsäurelösung
                              									nimmt an der Luft, unter Rothfärbung der Flüssigkeit sehr rasch Sauerstoff auf. Mittenzwey (1864 173 * 294)
                              									miſst das Volumen des absorbirten Sauerstoffes und berechnet daraus die Menge
                              									Gerbsäure, nachdem er festgestellt hatte, daſs 1g
                              									Tannin oder 1g Gallussäure 175cc Sauerstoff zu absorbiren im Stande ist. Nach
                              										Terreil (Comptes
                                 										rendus, 1874 Bd. 78 S. 990, vgl. 1874 212 259),
                              									welcher den hierzu gebräuchlichen Apparat verbesserte, absorbirt 1g Tannin in wässeriger Lösung aber 200cc Sauerstoff. Der Grund dieser groſsen Abweichung
                              									kann in der Anwendung verschieden reiner Tannine liegen; verschiedene Zahlen werden
                              									jedoch auch erhalten, je nachdem die Gerbsäurelösung mehr oder weniger Alkali
                              									enthält. Hallwachs (1865 180
                              									53) erhielt nach Mittenzwey's Methode etwas zu hohe,
                              									aber doch brauchbare Ziffern. Cech ist davon nicht
                              									befriedigt. Beide aber erklären die Methode für zeitraubend – die
                              									Sauerstoffabsorption hört erst nach 24 Stunden auf – und schwierig. Nach Pouchet kann man mit dieser Methode in kürzester Zeit
                              									die genauesten Werthe erhalten. Eine analytische Methode, der eine so unbestimmte
                              									Reaction wie die Zerstörung der Gerbsäure durch Sauerstoffaufnahme zu Grunde liegt,
                              									kann nach meiner Meinung aber gewiſs keine brauchbaren Zahlen liefern.
                           
                           Die Jodmethode von Jean (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 730) beruht
                              									darauf, daſs Gerbsäure und Gallussäure bei Gegenwart von Soda Jod in bestimmter
                              									Menge binden. Die Extractivstoffe sollen auf das Verfahren keinen störenden Einfluſs
                              									ausüben; enthält die Gerbstoffflüssigkeit gleichzeitig Gallussäure, so sind zwei
                              									Titrationen nöthig, die eine unmittelbar, die andere, nachdem das Tannin durch
                              									Thierhaut oder Gelatine ausgefällt ist. Nach Kathreiner
                              									ist die Endreaction nicht scharf genug und erfordert die Ausführung viel Zeit.
                           4) Chromometrische Methode. R. Wildenstein (1864 172 231) schätzt den Gerbstoffgehalt aus der mehr oder
                              									weniger tiefschwarzen Färbung eines mit citronensaurer Eisenoxydlösung getränkten
                              									Papierstreifens, welcher in die wässerige Abkochung des zu untersuchenden Gerbstoff
                              									haltigen Materials getaucht worden ist. Den hervorgebrachten Farben ton vergleicht
                              									man nach dem Trocknen des Papieres mit einer Theilung, welche den verschiedenen
                              									Färbungen von 1 bis 40 Proc. Gerbstoff' entspricht. Ihrer Ungenauigkeit halber ist
                              									das Verfahren nirgends empfohlen.
                           5) Oxydationsmethoden. Als Oxydationsflüssigkeit hat
                              									sich allein das Kaliumpermanganat bewährt. Da dessen Lösung leicht und haltbar
                              									hergestellt werden kann, ist es einleuchtend, warum man das Chamäleon der Anwendung
                              									von Jodsäure mit Blausäure (vgl. Commaille 1865 176 396) oder einer Chlorkalklösung (vgl. Prudhomme im Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1874 Bd. 21 S. 169) vorgezogen hat.
                           Zuerst wendete Monier (1858 148 209) das Chamäleon zur Titration der Gerbstoffe an. Er setzte zu dem
                              									schwefelsauren Gerbstoffauszuge ohne weiteres Chamäleon, bis bleibende Rothfärbung
                              									eintrat. Der Wirkungswerth des Chamäleons ist mit reinem Tannin gestellt. Genauere
                              									Ziffern glaubt Grassi (Berichte
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 257) zu erhalten durch
                              									Fällen der Gerbsäure mittels Barythydrat, Zersetzen des Bariumtannates durch
                              									verdünnte Schwefelsäure und Titriren des nun isolirten Gerbstoffes mit Chamäleon.
                              									Daſs das Bariumtannat rein und vollständig ausfällt, ist nicht bewiesen; überdies
                              									steht sie der gleich zu besprechenden Löwenthal'schen
                              									Methode an Einfachheit nach. Pouchet setzt zu dem
                              									Gerbstoffauszuge eine gröſsere Menge 5 procentiger Kalilauge und titrirt die
                              									alkalische Flüssigkeit rasch mit starker Chamäleonlösung. Dieses sowie auch das Monier'sche Verfahren lassen das Ende der Oxydation nur
                              									schwierig erkennen. Aus diesem Grunde titrirt Löwenthal
                              									(1861 159 143) unter Anwendung von Indigkarmin als
                              									Indicator, wodurch ein deutlicher Farbenumschlag bemerkbar wird. In dieser einfachen
                              									Form schon ist dieses Verfahren allseitig empfohlen. Sobald bei allen Titrationen
                              									gleichartig verfahren wird, werden übereinstimmende Werthe erhalten, was bei der
                              									gröſseren Zahl der bisher genannten Methoden nicht der Fall ist. Um fremde, in jedem
                              									Gerbstoffauszuge enthaltene Stoffe von der Oxydation auszuschlieſsen, fällte 
                              									Löwenthal die Gerbstoffe durch Leim oder gepulverte
                              									Thierhaut und titrirte diese von Gerbstoff freie Lösung, nachdem der
                              									Chamäleonverbrauch auch für den unveränderten Gerbstoffauszug ermittelt worden ist.
                              									Durch einfache Rechnung ergibt sich die zur Oxydation des Gerbstoffes allein nöthige
                              									Chamäleonmenge und daraus der Gerbstoffgehalt, da der Titer des Chamäleons mit
                              									Tannin gestellt worden ist.
                           J. Löwe (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1865 S. 366) hat in der Eichenrinde die Pectinkörper
                              									nachgewiesen, welche allerdings nur zum kleinsten Theile in den wässerigen
                              									Rindenauszug übergehen, wo sie aber doch immer deutlich dadurch nachzuweisen sind,
                              									daſs sie auf Zusatz von Alkohol ausfallen. Da die Pectinsubstanzen durch Chamäleon
                              									oxydirt und durch Haut gefällt werden, so müſsten nach dem Löwenthal'schen Verfahren zu hohe Zahlen erhalten werden. Zur Abscheidung
                              									dieser Stoffe verdampft Löwe den wässerigen Auszug
                              									unter Zusatz eines Tropfens Essigsäure auf dem Wasserbade zur Trockne, zieht diesen
                              									Rückstand mit starkem Alkohol aus, worin die Pectinsubstanzen nicht löslich sind,
                              									verdampft diesen wieder und löst in Wasser, worauf dann der Gerbstoff nach der einen
                              									oder der anderen Methode bestimmt wird. Löwe fand auf
                              									diese Weise nie mehr als 4 bis 5 Proc. Gerbstoff; er stellt diese Zahl deshalb als
                              									höchsten Gerbstoffgehalt hin, welchen eine Rinde enthalten könne.
                           Auch Fresenius (vgl. Quantitative Analyse, 1884 Bd. 2 S. 622) hält bei genauen Analysen das
                              									Entfernen der Pectinstoffe für nöthig.
                           Bei der groſsen Zahl Rindenanalysen, die ich auszuführen hatte, konnte es mir
                              									natürlich nicht gleichgültig sein, ob ich die Rindenauszüge unmittelbar titriren
                              									konnte oder erst, nachdem ich die Pectinstoffe entfernt hatte. Ich dampfte daher
                              									nach Löwe's Angabe einen Rindenauszug zur Trockne ein.
                              									Der Rückstand bildete eine dünne spröde Kruste, welche theilweise noch fest an der
                              									Schalenwandung haftete. Nur schwierig brachte ich denselben mit Hilfe von Alkohol in
                              									ein Kölbchen mit Rückfluſskühler und erhitzte dann im Wasserbade. Aber auch nach
                              									mehreren Stunden war der Alkohol nur schwach braun gefärbt, während das Volumen des
                              									zu behandelnden Trockenrückstandes sichtbar nicht abgenommen hatte. Beim Verdampfen
                              									hinterlieſs der Alkohol nur geringe Mengen gelöst gewesener Substanz; der gröſste
                              									Theil der Gerbsäure ging somit nicht in den Alkohol über. Ohne daſs ich nur den
                              									alkoholischen Verdampfungsrückstand in Wasser gelöst und titrirt hätte, zeigte
                              									dieser Versuch, warum Löwe zu so niedrigen
                              									Gerbstoffzahlen gekommen ist. Da also durch Alkohol die Gerbsäure dem
                              									Trockenrückstande nicht vollkommen zu entziehen ist, können auch keine richtigen,
                              									nicht einmal unter sich vergleichbare Zahlen erhalten werden. Weitere Versuche
                              									brauchte ich nicht auszuführen, denn ich hatte ein Mittel an der Hand, zu
                              									untersuchen, ob der Pectingehalt überhaupt auf das Ergebniſs der Analyse von
                              									Einfluſs ist.
                           
                           Büchner (1867 184 250)
                              									stellte sich diese Pectinstoffe in gröſserer Menge dar und untersuchte ihr Verhalten
                              									gegen die bei Gerbstoffanalysen angewendeten Substanzen. Danach werden die
                              									Pectinkörper durch Leimlösung nicht gefällt, wohl aber, wie auch Löwe angibt, durch Haut. Fällt man daher nach Löwenthal das eine Mal mit Leimlösung, das andere Mal
                              									mit Haut oder Hornschläuchen, so muſs der Gerbstoffgehalt im letzteren Falle gröſser
                              									ausfallen, sofern die Pectinkörper irgend erhebliche Mengen Chamäleon zur Oxydation
                              									beanspruchen. Daſs dies aber nicht der Fall ist, zeigen die gleichzeitig nach Procter (mit Leim) und nach SimandVgl. 1882 244 391. 246
                                    											41. 133. 1884 251 471. (mit
                              									Schläuchen) ausgeführten Rindenanalysen. Der Löwe'sche
                              									Vorschlag muſs somit, weil viel zu niedrige Endzahlen liefernd, verworfen
                              									werden.
                           Die Zahlen, welche Cech nach diesen Methoden erhielt,
                              									stehen ziemlich genau in demselben Verhältnisse wie die von Büchner angegebenen. Wenn schon das ältere Löwenthal'sche Verfahren gegenüber dem verbesserten um durchschnittlich 1
                              									Proc. zu hohe Ziffern gibt, so wird dadurch der Unterschied nicht stark
                              									geändert.
                           6) Methoden die im J. 1884 veröffentlicht wurden. Perret
                              										(Bulletin de la Société chimique, 1884 Bd. 41 S.
                              									22, vgl. D. p. J. 1878 229
                              									400. 1884 253 341) fällt den concentrirten Rindenauszug
                              									mit Eiweiſs- und Aluminiumsulfatlösung von bekanntem Gehalte, sammelt den
                              									Niederschlag auf einem gewogenen Filter, wäscht und trocknet bis zu constantem
                              									Gewichte. Indem man von dem gefundenen Gewichte das des Filters, der schwefelsauren
                              									Thonerde sowie des Eiweiſs abzieht, erhält man das Gewicht des Gerbstoffes. Näheres
                              									über dieses zu verwerfende Verfahren folgt im nächsten Abschnitte.
                           Die folgenden Methoden konnte ich nicht mehr in den Bereich meiner Untersuchungen
                              									ziehen, weil sie zu einer Zeit an die Oeffentlichkeit kamen, da meine Arbeiten schon
                              									zu weit vorgeschritten waren.
                           F. Musset (Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1884 S. 179) sucht die Eichengerbsäure und das Phlobaphen
                              									einzeln zu bestimmen. Sind wir schon über den Gesammtgerbstoff noch sehr im
                              									Unklaren, so scheint mir eine gesonderte Bestimmung um so mehr verfrüht, als. wie
                              									aus der Einleitung; hervorgeht, über die Verbindungen Eichengerbsäure und Eichenroth
                              									sehr starke Zweifel herrschen.Vgl. auch Jahresbericht der chemischen
                                       												Technologie, 1884 S; 467. Zweifelhaft ist, ob das
                              									Zinkoxyd neben dem gesammten Gerbstoffe nicht noch andere Stoffe aus der Abkochung
                              									fällt. Für alle Fälle würde ich an dessen Stelle gepulverte Haut oder Hornschläuche
                              									anzuwenden vorschlagen. Zudem ist das Verfahren zu schwierig in der Ausführung, so
                              									daſs an eine Annahme desselben nicht zu denken ist.
                           R. Jackson (Chemical News,
                              									1884 Bd. 50 S. 179) gibt ein Verfahren an, welches nichts anderes ist als eine Aenderung der Hammer'schen Methode. Es wird nämlich das specifische
                              									Gewicht des Rindenauszuges bestimmt vor und nach dem Digeriren desselben mit
                              									Bleicarbonat. Der Unterschied beider Bestimmungen, dividirt durch 0,0038 (1,0038 ist
                              									gleich dem specifischen Gewichte einer 1procentigen Tanninlösung) gibt den
                              									Gerbstoffgehalt an. Die Methode bietet gegenüber der Hammer'schen, mit welcher sie einzig verglichen werden kann, keine
                              									Vorzüge; die Anwendung von Bleicarbonat ist im Gegentheile aus bekannten Gründen
                              									Bedenken erregend.
                           A. Casali (Annali di
                                 										Chimica, 1884 S. 66) reiht zu der groſsen Zahl
                              									in Vorschlag gekommener Metallsalze, welche die Gerbstoffe fällen, das
                              									Nickelammoniumsulfat. Mit der Lösung wird der Gerbstoffauszug titrirt und als
                              									Indicator dient Eisenvitriol haltige Eisenchloridlösung, mit welcher man
                              									Filtrirpapier tränkt- dieses soll, wenn die Reaction zu Ende ist, beim Betupfen mit
                              									der Gerbstofflösung keinen grauen Fleck mehr liefern. Dieser Gang ist früheren
                              									maſsanalytischen Verfahren ähnlich, so daſs sich wohl das Gleiche darüber sagen
                              									läſst wie dort.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)