| Titel: | Ueber die fabrikmässige Darstellung der Natronchromate; von Nic. Walberg. | 
| Autor: | Nic. Walberg | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 188 | 
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                        Ueber die fabrikmäſsige Darstellung der
                           								Natronchromate; von Nic. Walberg.
                        Walberg's fabrikmäſsige Darstellung der Natronchromate.
                        
                     
                        
                           Vor 2 Jahren wurde nach Ruſsland eine bedeutende Menge Natronbichromat eingeführt und
                              									zu einem billigeren Preise angeboten als das entsprechende Kaliumsalz. Als Director
                              									der einzigen Bichromatfabrik in Ruſsland wurde ich angesichts des bevorstehenden
                              									Wettbewerbes damals gezwungen, ein Verfahren zur fabrikmäſsigen Darstellung der
                              									Natronchromate auszuarbeiten. Nach den unten beschriebenen Methoden habe ich etwa
                              										40l Bichromat und 10l neutrales Salz erzeugt.
                           Zur Darstellung des neutralen Natriumbichromates, Na2CrO4, wurden 6 Th.
                              									fein pulverisirtes Chromerz (mit 44 Proc. Cr2O3), 3 Th. calcinirte Soda (mit 92 Proc. kohlensaures
                              									Natron) und 3 Th. Kreide 8 Stunden im Flammenofen in oxydirender Flamme geglüht,
                              									wobei der Ofen auf einmal 1l Beschickung faſste.
                              									Die noch heiſse Masse wurde systematisch mit Wasser ausgelaugt, so daſs eine Lauge
                              									von 45° B. entstand; dieselbe wurde in einem eisernen Kessel bis zu 52° B.
                              									eingekocht und dann in mit Blei beschlagene Kästen ausgegossen. Nach der Abkühlung
                              									der Lauge schieden sich aus derselben nadelförmige gelbe Krystalle der Verbindung
                              										Na2CrO4.10H2O heraus. Da dieses Salz leicht in Wasser löslich
                              									ist, so konnte es nicht durch Auswaschen von der Mutterlauge befreit werden, sondern
                              									mittels einer Schleudertrommel. Die Krystalle wurden dann in eine Trockenkammer
                              									gebracht, welche nicht über 30° erwärmt wurde und mit gutem Luftwechsel versehen
                              									war; hier verwitterten sie und, indem sie ihr Krystallwasser vollständig verloren, zerfielen sie zu einem
                              									kanariengelben Pulver.
                           So dargestelltes neutrales Natronchromat hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Neutrales chromsaures Natron, Na2CrO4
                                 96,60
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                   0,92
                                 
                              
                                 Im Wasser unlöslicher Rückstand
                                   0,40
                                 
                              
                                 Wasser
                                   1,28.
                                 
                              
                           Darstellung des Natronbichromates. Aus Deutschland
                              									eingeführtes Natronbichromat stellte ein orangerothes, leicht Wasser anziehendes und
                              									dann zerflieſsendes Pulver dar. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Chromsäure
                                 67,98
                                 
                              
                                 Wasser
                                   4,11
                                 
                              
                                 Unlöslicher Rückstand
                                   0,40
                                 
                              
                                 Schwefelsäureanhydrid
                                   2,93
                                 
                              
                                 Chlor
                                   0,39
                                 
                              
                                 Chromoxyd, Eisenoxyd, Thonerde
                                   0,05
                                 
                              
                                 Kali
                                 Spur
                                 
                              
                                 Natron als Rest
                                 24,14.
                                 
                              
                           Auſserdem hat die qualitative Untersuchung die Anwesenheit
                              									des neutralen chromsauren Natrons ergeben.
                           Die Laboratoriumversuche haben mir gezeigt, daſs Natronbichromat desto leichter an
                              									der Luft zerflieſst, je reiner es ist, d.h. je mehr Chromsäure es enthält. Ich habe
                              									daher, weil auch die Waare in hölzerne Fässer eingepackt einen langen
                              									Wassertransport zu bestehen hatte, vorgezogen, Natriumbichromat mit nicht mehr als
                              									72,5 Proc. Chromsäuregehalt zu erzeugen. Als Ausgangsmaterial zu dieser Fabrikation
                              									nahm ich das oben erwähnte krystallisirte Monochromat, weil concentrirte
                              									Natriumchromatlösungen beim Kochen sich theilweise zersetzen, indem sich Chromoxyd
                              									bildet. Als ich versuchte, das neutrale Salz, ohne es vorher in Krystallen
                              									abzuscheiden, unmittelbar in der ursprünglichen Lösung durch Schwefelsäure in das
                              									saure Salz überzuführen, erhielt ich Natriumbichromat von einer gelbrothen Farbe,
                              									welche von dem beigemengten chromsauren Chromoxyd schmutzig war.
                           Um bei der fabrikmäſsigen Darstellung die Zersetzung des neutralen Salzes beim
                              									Verdampfen der Laugen möglichst zu vermeiden, strebte ich darauf hin, durch
                              									systematisches Auslaugen möglichst starke Laugen zu erhalten, wobei auch natürlich
                              									an dem zum Eindampfen nöthigen Brennmaterial erspart wurde. Beim Abkühlen der
                              									eingekochten Laugen des neutralen Salzes schied sich auch Chromoxyd heraus; es war
                              									aber nicht schwer, die Krystalle der neutralen Verbindung von dem letzteren zu
                              									trennen.
                           Die aus der Schleudertrommel erhaltenen Krystalle wurden in Wasser gelöst, welches
                              									zuerst durch Dampf bis zum Sieden erwärmt war; von dem neutralen Salze nahm ich so
                              									viel, um eine Lauge von 40° B. zu erhalten; zu letzterer wurde Kammersäure in
                              									solcher Menge zugegossen, um neutrales Salz vollständig in das saure Salz
                              									überzuführen.
                           
                           Das Ende dieser Reaction bestimmte ich durch Jodkaliumstärkepapier: der kleinste
                              									Ueberschuſs der Schwefelsäure nach dem Ueberführen des neutralen Salzes in das saure
                              									lieſs sich durch Jodausscheidung und Braunfärbung des Papieres erkennen. Zu der so
                              									erhaltenen heiſsen Lauge wurde noch so viel neutrales Salz hinzugefügt, um als
                              									Endproduct ein Bichromat mit 72,5 Proc. Chromsäure zu erhalten.
                           Diese Lauge, welche schwefelsaures Natron, neutrales und saures Chromat enthielt,
                              									wurde in mit Blei beschlagenen Kästen stark abgekühlt, wobei das erste Salz
                              									gröſstentheils herauskrystallisirte; die Chromate blieben aber aufgelöst. Zur
                              									Abkühlung benutzte ich im Winter die natürliche Kälte, indem die
                              									Krystallisationsgefäſse in einem ungeheizten Raume standen. Für den Sommer diente
                              									ein mit Erde bedeckter Keller, der durch eine hölzerne Gitterwand in zwei ungleich
                              									groſse Theile getrennt war; in dem groſsen standen die Kästen mit der Lauge und der
                              									kleinere wurde bis oben mit Eis gefüllt, welches man nach Bedarf durch neues
                              									ersetzte. Eine Abkühlung bis zu + 1° genügte vollständig, um das schwefelsaure
                              									Natron gröſstentheils auszuscheiden. Nachdem diese Temperatur erreicht war, zog man
                              									die Mutterlauge durch Heber ab; die Krystalle des schwefelsauren Natrons wurden auf
                              									Siebe gesammelt und mit kaltem Wasser abgewaschen.
                           Die abgegossene Mutterlauge zeigte kalt 40 bis 42° B.; sie wurde mittels Filterpresse
                              									filtrirt und dann in einem eisernen Kessel auf freiem Feuer unter beständigem
                              									Umrühren bis zur Trockene eingedampft. Bei dem Trockenwerden backte sich die Masse
                              									zu Klumpen zusammen, welche mit eisernen Krücken zerschlagen und von dem Boden des
                              									Kessels abgekratzt wurden, um das Anbrennen zu verhindern; die vollständig
                              									getrocknete Masse stellte eigroſse Klumpen dar. Sie wurde noch in heiſsem Zustande
                              									zuerst auf einem Mahlgange gepulvert, wie er zum Knochenmahlen gebraucht wird, und
                              									dann unmittelbar auf eine Walzenmühle, wo sie zu ganz feinem Pulver verwandelt
                              									wurde.
                           Da das Natronbichromat in Folge seiner leichteren Löslichkeit noch giftiger ist als
                              									das Kaliumbichromat, so waren beide Mahlapparate mit dichten Hüllen bedeckt und mit
                              									dem Schornsteine in Verbindung gesetzt, wohin ein starker Luftsauger den ganzen
                              									Staub entfernte. Die Fässer, vorerst mit Papier beklebt, stellte man unter die
                              									Walzenmühle, so daſs sie sich unmittelbar mit der Waare füllten.
                           So erzeugtes Natronbichromat stellte ein feines orangerothes Pulver von folgender
                              									Zusammensetzung dar:
                           
                              
                                 ChromsäureNatronSchwefelsäureanhydridChlorUnlöslicher
                                    											RückstandWasser
                                 72,3026,20  1,40SpurSpur  0,10
                                 ent-sprechend
                                 NatronbichromatNatronchromatSchwefelsaures
                                    											Natron
                                 81,5916,08  2,23.