| Titel: | Ueber Neuerungen an Kälteerzeugungsmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 262 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Kälteerzeugungsmaschinen.
                        (Patentklasse 17. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								256 S. 69).
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									18.
                        Ueber Neuerungen an Kälteerzeugungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Von den zahlreichen, in neuerer Zeit genommenen Patenten auf Kälteerzeugungsmaschinen
                              									gehört ein groſser Theil den Bestrebungen an, welche auf Verbesserung der Vacuum-Eismaschine abzielen. Diese von Fr. Windhausen ins Leben gerufene Kältemaschine
                              									unterscheidet sich in ihrer Wirkungsweise wenig von den Ammoniak-Absorptionsmaschinen, Was bei letzteren durch Verdampfen von
                              									Ammoniak und Verdichten der Dämpfe in Wasser erreicht wird, geschieht bei den
                              									Vacuummaschinen durch Verdampfen von Wasser und Absorbiren der Dämpfe in
                              									Schwefelsäure. Ein Unterschied besteht nur darin, daſs der Natur des Wasserdampfes
                              									entsprechend der ganze Vorgang bei groſser Luftverdünnung sich abspielt. Theoretisch
                              									stehen also beide Systeme auf gleicher Stufe und kann von der Vacuummaschine so
                              									wenig wie von den Ammoniak-Absorptionsmaschinen die einem bestimmten
                              									Kohlenverbrauche entsprechende höchste, überhaupt mögliche Leistung an Kälte
                              									erwartet werden; in praktischer Hinsicht muſs sogar die Vacuummaschine zurückstehen,
                              									nicht nur wegen der dazu benutzten, auf die meisten im Maschinenbaue vorkommenden
                              									Materialien zerstörend wirkenden Schwefelsäure, sondern auch wegen des in der
                              									Maschine herrschenden Vacuums, welches bei vorkommenden Undichtheiten ein Eindringen
                              									der atmosphärischen Luft gestattet und Gelegenheit zu empfindlichen Störungen
                              									gibt.
                           In ihrer ursprünglichen Gestalt (vgl. 1884 252 * 369)
                              									diente die Vacuummaschine ausschlieſslich zur Eisbereitung. Das immer mehr wachsende
                              									Bedürfniſs nach Maschinen, welche eine unmittelbare Verwendung der Kälte gestatten,
                              									hat Windhausen (* D. R. P. Nr. 33167 vom 10. Oktober
                              									1884) veranlaſst, die Vacuummaschine derart umzubauen, daſs sie auch zur Erzeugung
                              									von kaltem Wasser benutzt werden kann und ist diese
                              									Abänderung in Fig.
                                 										1 Taf. 18 dargestellt.
                           
                           An Stelle der Gefrierkammern der älteren Maschine ist eine luftdicht geschlossene
                              									Trommel a getreten; in derselben wird nicht mehr wie
                              									früher reines Wasser, sondern eine Salzlösung zum Verdampfen gebracht, hierdurch
                              									abgekühlt und nach dem in den Luftkühlapparaten von Linde (vgl. * S. 35 d. Bd.) gegebenen Beispiele in einem Rohrnetze durch
                              									die zu kühlenden Räume geleitet. Der Absorptionsapparat e und die zur Vorwärmung bezieh. Vorkühlung der Säure dienenden Apparate
                              										f und g sind die
                              									alten; dagegen hat die Pumpe h, welche die Säure nach
                              									dem Concentrator schafft, eine Neuerung erfahren. Dieselbe muſste, da ein Ansaugen
                              									aus dem Vacuum unmöglich ist, einzig als Druckpumpe ausgeführt werden und zu dem
                              									Zwecke sind im Cylindermantel Schlitze angebracht (vgl. Fig. 2 Taf. 18), so daſs
                              									bei hochstehendem Kolben die Säure durch ihr Eigengewicht den unteren Theil des
                              									Cylinders füllen kann und durch den niedergehenden Kolben nur weitergeschoben zu
                              									werden braucht.
                           Die in den Luftkühlapparaten kreisende Salzlösung wird auch noch zur Erzeugung von
                              									kaltem Süſswasser benutzt, indem man sie auf ihrem Rückwege nach dem Verdampfer in
                              									den Röhrenapparaten b und c an dem in umgekehrter Richtung durch diese Apparate flieſsenden Wasser
                              									entlang führt. Soll nebenbei auch Eis gemacht werden, so kommt noch ein
                              									gewöhnlicher, mit eingehängten Blechzellen versehener (in der Zeichnung nicht
                              									angegebener) Generator zur Aufstellung, an welchen dann ein Theil der Salzlösung
                              									durch die Zweigleitung d abgegeben wird.
                           Als ein Uebelstand der ganzen Einrichtung muſs es bezeichnet werden, daſs die in den
                              									weitverzweigten Röhren der Luftkühlapparate flieſsende Salzlösung ebenfalls unter
                              									der Einwirkung der Luftverdünnung steht, wodurch die Wahrscheinlichkeit von
                              									Störungen in Folge von Undichtheiten vergröſsert wird. Um bei etwaigem Eindringen
                              									von atmosphärischer Luft ein Zurückschleudern des gesammten Wasserinhaltes der
                              									Röhren nach dem Verdampfer zu verhüten, ist allerdings bei i ein Rückschlagventil in die Leitung eingeschaltet und den gleichen Zweck
                              									hat das im oberen Theile des Apparates c angebrachte
                              									Schwimmerventil k, welches bei zu hohem Wasserstande im
                              									Verdampfer den Zulauf durch Rohr l vermindern und beim
                              									Ueberschreiten einer bestimmten Höhe das Lufteinlaſsventil m öffnen soll, um einen Ausgleich der Spannungen herbeizuführen. Ob man
                              									sich aber auf solche Sicherheitsvorrichtungen im Augenblicke der Noth verlassen
                              									kann, ist mehr als fraglich. Zum Ersätze des verdampften Wassers muſs stets von
                              									auſsen neues Wasser zugeführt werden, was durch einen Stellhahn n geschieht. Um die Kühlung der Säure im
                              									Absorptionsapparate zu verstärken, ist noch ein Röhrenkühler o eingeschaltet, durch dessen Röhren die Säure sich bewegt, während die
                              									Röhren auſsen von kaltem Wasser umspült werden.
                           Es ist nicht zu bestreiten, daſs die Vacuummaschine durch Anpassen an die
                              									Einrichtungen für Luft- und Wasserkühlung vielgliederiger in ihrem Baue geworden und
                              									deshalb schwieriger zu behandeln ist als in ihrer früheren Form.
                           Im Anschlusse hieran mag der dem Internationalen
                                    										Vacuum-Eismaschinen-Verein in Berlin (* D. R. P. Nr. 33172 vom 7. März
                                 									1885) geschützte Concentrationsapparat für verdünnte
                                 										Schwefelsäure Erwähnung finden. In demselben soll das Eindampfen der
                              									Schwefelsäure dadurch erfolgen, daſs heiſse trockene Luft durch dieselbe geblasen
                              									wird, welche sich hierbei mit Wasserdampf sättigt. Wie aus Fig. 7 Taf. 18
                              									ersichtlich, tritt die Säure in feinem Strahle in einen mit säurefestem Material
                              									gefütterten cylindrischen Kessel a, in dessen unterem
                              									Theile sie sich sammelt. Die durch das Rohr b
                              									eingeblasene heiſse Luft steigt in der Säure nach oben und tritt, vermischt mit
                              									Wasserdampf, durch die Oeffnungen c in den oberen Theil
                              									des Gefäſses, wo sich zunächst an einer Anzahl über einander angeordneter
                              									ringförmiger Platten d und weiterhin in den Räumen e und f in Folge der
                              									Richtungsänderung des Luftstromes die mitgerissene Säure abscheidet, während Luft
                              									und Dampf bei g den Apparat verlassen. Die concentrirte
                              									Säure geht vor ihrem Austritte unter gleichzeitiger Abkühlung durch ein Filter h, welches die von der Luft etwa eingeführten
                              									Unreinigkeiten, wie Staub u. dgl., zurückhalten soll, und wird schlieſslich bei i entnommen.
                           Als ein groſser Uebelstand hat es sich bei der Vacuummaschine erwiesen, daſs der
                              									Betrieb derselben kein stetiger ist. Um nämlich das Eindampfen noch mit einigem
                              									Vortheile durchführen zu können, arbeitet man im Absorptionsgefäſse mit einer
                              									bestimmten Menge Säure so lange, bis ein möglichst starker Grad von Verdünnung
                              									erreicht ist, worauf man die gesammte Säure entnimmt und dieselbe durch concentrirte
                              									ersetzt. Der Betrieb zerfällt demnach in Abschnitte, in denen anfangs mit
                              									concentrirter, gegen Ende mit verdünnter Säure gearbeitet wird; während also
                              									zeitweise die Absorption eine heftige, das Vacuum tief und demgemäſs die
                              									Kältewirkung eine sehr starke ist, nimmt dieselbe in dem Maſse ab, als die
                              									Verdünnung der Säure fortschreitet.
                           Es fehlt nicht an Versuchen, den Vorgang in der Vacuummaschine zu einem gleichmäſsigen zu gestalten, und ein solcher liegt
                              									beispielsweise in dem Apparate von Herm. Egells in
                              									Berlin (* D. R. P. Nr. 33166 vom 26. August 1884) vor. Das Absorptionsgefäſs besteht hier aus einem liegenden cylindrischen Kessel.,
                              									welcher in seiner unteren Hälfte in eine Anzahl Kammern a (Fig.
                                 										3 Taf. 18) getheilt ist. Die Säure gelangt durch Rohr b in die erste Kammer, von da theils frei überfallend,
                              									theils unterstützt von Flügelrädern nach der zweiten, dritten Kammer u.s.f., während
                              									die zu absorbirenden Dämpfe bei c eintreten und durch
                              										d nach der Luftpumpe abgesaugt werden. Durch
                              									Rührwerke in den einzelnen Kammern wird dafür gesorgt, daſs die Säure in möglichst
                              									groſser Oberfläche mit den Dämpfen in Berührung kommt und so wandert dieselbe, von
                              									Kammer zu Kammer sich verdünnend, durch den ganzen Apparat, um schlieſslich durch das Rohr
                              										e in möglichst stark verdünntem Zustande entnommen
                              									zu werden. Die Form des Gefäſses gestattet zugleich eine bessere Ausnutzung des
                              									dasselbe von auſsen umspülenden Kühlwassers, da sie eine gröſsere Oberfläche bietet
                              									als ein einfacher cylindrischer Kessel.
                           Den gleichen Zweck verfolgt Emil Welz in Breslau (* D.
                                 									R. P. Nr. 31229 vom 11. März 1884), indem er sowohl die Säure, als die verdampfende
                              									Flüssigkeit in einer dünnen Schicht über groſse Flächen strömen läſst. Wie aus Fig. 4 Taf. 18
                              									zu entnehmen, besteht der Refrigerator aus zwei
                              									concentrisch zu einander angeordneten Räumen. In dem äuſseren Raume a findet die Verdampfung des an einer eng gewundenen
                              									Rohrspirale herabrieselnden Wassers statt, dessen Kälte unmittelbar auf die im
                              									Inneren der Spirale kreisende Salzlösung übertragen wird. Die Wasserdämpfe treten
                              									nach dem inneren Cylinder b und werden dort von der
                              									ihnen in dünner Schicht entgegen flieſsenden Säure absorbirt, während eine Luftpumpe
                              									die dem Wasser entweichende Luft durch Rohr c absaugt.
                              									Die Spirale, über welche die Säure rieselt, wird ebenfalls von einem Rohre gebildet
                              									und in letzterem strömt das Kühlwasser, welches die beim Absorbiren entwickelte
                              									Wärme abführen soll. Das im unteren Theile von a sich
                              									sammelnde Wasser gelangt mittels einer Pumpe wieder in die Höhe, zu erneuter
                              									Verdampfung, während die verdünnte Säure aus dem unteren Theile von b durch eine Pumpe nach dem Sammelgefäſse gedrückt
                              									wird, von wo aus sie zum Concentrator gelangt;
                              									letzterer besteht aus einem mit Glas- oder Porzellankugeln gefüllten Thonrohre a (Fig. 5 Taf. 18) und wird
                              									in der Weise gehandhabt, daſs man abwechselnd einmal mittels eines Gebläses heiſse
                              									Gase aus einem Kokesofen von unten nach oben durch die Kugeln saugt und dann, wenn
                              									letztere genügend erhitzt sind, die verdünnte Säure durch die Kugeln strömen läſst.
                              									Dieselbe soll auf ihrem Wege durch die heiſsen Kugeln soviel an Wasser verlieren,
                              									daſs sie bei b als concentrirt zu weiterem Gebrauche
                              									entnommen werden kann.
                           Der Welz'sche Apparat wird nur dann richtig arbeiten,
                              									wenn die Flüssigkeiten an den Spiralen überall gleichmäſsig herabflieſsen; letzteres
                              									hat nun freilich seine Schwierigkeiten, denn die geringste Abweichung der Oberkante
                              									des Vertheilungstrichters von der Wagerechten, Schlammansatz u. dgl. können leicht
                              									einseitiges Ueberlaufen veranlassen und dadurch einen groſsen Theil der Kühlflächen
                              									unwirksam machen. Diesen Uebelstand suchte nun A. Kux
                              									in Berlin (* D. R. P. Nr. 33409 vom 2. December 1884) in seinem stetig wirkenden Absorptionsapparate nach Möglichkeit
                              									zu vermeiden. In einem geschlossenen Gefäſse a (Fig. 6 Taf. 18)
                              									ist eine Anzahl Schalen aus säurebeständigem Materiale unter einander so angeordnet,
                              									daſs die oben durch b eintretende Säure bald über den
                              									äuſseren, bald über den inneren Rand von einer zur anderen flieſst. Die zu
                              									absorbirenden Dämpfe treten bei c in den Apparat,
                              									müssen also, um zu den
                              									oberen Schalen zu gelangen, den Schwefelsäureregen durchbrechen. Indem so die Säure
                              									auf einem langen Wege in groſser Oberfläche den Dämpfen ausgesetzt ist und sie
                              									diesen Weg langsam zurücklegt, hat sie Zeit genug, so viel Dämpfe zu absorbiren,
                              									daſs sie mit Wasser völlig gesättigt am Boden des Gefäſses anlangt. Zum Zwecke der
                              									Abkühlung liegen auf den Schalen Schlangenrohre, welche unter sich verbunden sind
                              									und von kaltem Wasser durchströmt werden. Ohne Zweifel läſst sich dieser Apparat
                              									ebenso gut auch als Verdampfer verwenden, in welchem Falle nur die zu kühlende
                              									Flüssigkeit in den Spiralen kreisen müſste, oder auch, wenn der Heizdampf durch die
                              									Spiralen geleitet wird, als stetig wirkender Concentrationsapparat.
                           Als Verdampfer benutzt, hätte der Apparat ebenso wie der Welz'sche jedenfalls den Vorzug vor dem Windhausen'schen Apparate, daſs die in geschlossenen Spiralen sich
                              									bewegende kalte Salzlösung nicht unter dem Einflüsse der Luftverdünnung steht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
