| Titel: | Ueber galvanische Batterien für elektrische Hausbeleuchtung u. dgl. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 358 | 
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                        Ueber galvanische Batterien für elektrische
                           								Hausbeleuchtung u. dgl.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									24.
                        Ueber galvanische Batterien für Hausbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           In Fig. 12
                              									Taf. 24 ist die Anordnung gezeichnet, welche O. C. D.
                                 										Roſs in London einer galvanischen Batterie gegeben hat, die besonders zur
                              									elektrischen Beleuchtung von Privathäusern bestimmt ist und eine rasche und bequeme
                              										Erneuerung der Füllungsflüssigkeit gestattet. Die
                              									Elektroden – Zink und Kohle in angesäuertem Wasser – befinden sich in einer porösen
                              									Zelle f. Vom Boden jeder Zelle führt ein Röhrchen d nach auſsen, das durch ein kurzes Kautschukrohr e mit der Glasröhre j
                              									verbunden ist; bei der gezeichneten Stellung liegt das obere Ende der Glasröhre
                              									etwas oberhalb des Flüssigkeitsspiegels X in der Zelle.
                              									Die Glasröhren
                              									sämmtlicher zu einer Abtheilung der Batterie gehörigen Elemente münden mit dem
                              									oberen Ende in eine über die ganze Reihe dieser Elemente hin reichenden wagrechten
                              									Röhre g, welche zugleich mit dem sie tragenden Rahmen
                              									um die Achse D gedreht werden kann. In die Lage Dy werden die Röhre und der Rahmen beim Füllen
                              									gebracht, in die Lage Dz aber, wenn die Elemente
                              									vollständig entleert werden sollen, in die dazwischen liegenden Lagen endlich, wenn
                              									nur eine theilweise Entleerung beabsichtigt wird. Da der verbrauchte Theil der
                              									Flüssigkeit, als der schwerere, auf den Boden der Zellen herabsinkt, so kann er bei
                              									dieser Anordnung leicht aus den Zellen entfernt werden und dann wird mittels der
                              									Röhre g aus einem Behälter frische Flüssigkeit
                              									nachgefüllt, bis die frühere Höhe des Spiegels wieder erreicht ist. Der Trog c dient zur Einführung des angesäuerten Wassers in die
                              									Zellen. Eine solche Batterie hat länger als 6 Monate zur elektrischen Beleuchtung
                              									eines Hauses gedient, für welche 23 Lampen von 10 Kerzen Lichtstärke nöthig waren.
                              									Die Batterie bestand aus 4 Kästen mit je 12 Elementen. Jede Zelle hat 0qm,09 Querschnitt und enthält 2 Zinkplatten; ihre
                              									elektromotorische Kraft ist 1,89 Volt und der innere Widerstand 0,04 bis 0,06 Ohm.
                              									Die Lampenstunde soll einschlieſslich Verzinsung und Bedienung 4 Pf. kosten. (Nach
                              										Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 545.)
                           Ueber die Verwendung galvanischer Batterien zur elektrischen
                              									Beleuchtung hat Dr. W. Dietrich am 12. December 1885 im
                              									Württembergischen Bezirksverein deutscher Ingenieure gesprochen und dabei die
                              									Berechnung der Kosten für eine Daniell-Batterie
                              									durchgeführt unter folgenden günstigsten Annahmen: daſs nur die theoretisch
                              									berechneten Mengen von Zink- und Kupfervitriol verbraucht Werden, daſs man niedere
                              									Preise für diese Stoffe in Anrechnung bringe, das niedergeschlagene Kupfer wieder
                              									verwerthe, von jeder Tilgung und Verzinsung absehe und endlich die Unkosten für die
                              									immer wiederkehrende Reinigung der Batterie vernachlässige. Unter diesen
                              									Voraussetzungen stelle sich die Brennstunde einer Glühlampe von 16 Normalkerzen
                              									Leuchtkraft bei einer Beleuchtungsanlage von 20 solchen Lampen auf etwas mehr als 11
                              									Pf. Wenn man nun den Strom einer solchen Batterie dazu benutze, einen Elektromotor
                              									in Umdrehung zu setzen, von welchem aus Arbeitsmaschinen betrieben werden können, so
                              									stelle sich die Pferdestärke in der Stunde auf beinahe 2 M. Bei der Benutzung von
                              									Dynamomaschinen, deren Anlagekosten allerdings bedeutender sind, oder von
                              									Accumulatoren, welche zwar wieder von Dynamomaschinen gespeist werden müssen, seien
                              									diese Kosten weit geringere.
                           Bei der dem Vortrage sich anschlieſsenden Besprechung erläuterte
                              										Th. Erhard die Zusammensetzung der von der Fabrik
                              									für elektrische Batterien Erhard und Comp. in
                              									Obertürkheim bei Stuttgart zur Ausführung gebrachten Batterien. Bei denselben sind
                              									Zink- und Bleiplatten benutzt und werden durch zwischengelegte Papprahmen gleich die
                              									Gefäſse für die Flüssigkeit und zur Aufnahme des Kupfervitriols gebildet. Eine
                              									Batterie von 17 Elementen ist 36cm lang, 25cm breit, 21cm
                              									hoch und wiegt in gefülltem Zustande etwa 35k.
                              									Vier solcher Batterien sollen zur Speisung einer Bogenlampe von 400 bis 500
                              									Normalkerzen Leuchtkraft genügen. Nach den bisherigen Erfahrungen koste allerdings
                              									bei Speisung mit solchen Batterien die Brennstunde bei einer 16 kerzigen Glühlampe
                              									11 Pf., bei einer 8 kerzigen Glühlampe 6 bis 7 Pf. Bei der Erhard'schen Batterie stehen sämmtliche Elemente durch einen Kanal unter
                              									einander in Verbindung, also kreise die Flüssigkeit – allerdings einen Nebenschluſs
                              									bildend – in allen Elementen unter einander und folglich herrsche in allen Elementen
                              									die gleiche Stärke der
                              									Flüssigkeit, daher liefern auch alle Elemente gleichen Strom und werde der von der
                              									Batterie abgegebene Strom sehr gleichmäſsig. Für Bergwerksbeleuchtung werden Batterien zur Ausführung gebracht, welche mit
                              										6m Leitungsdraht und Lampe etwa 8k wiegen und für eine Schicht von 8 Stunden eine
                              									Glühlampe von 4 Kerzen Leuchtkraft zu speisen vermögen.Unter der von Erhard gemachten Annahme, daſs
                                    											eine 4kerzige Glühlampe 12 Voltampère (= 1mk,2 in der Sekunde) elektrischer Energie benöthigt und 1k Blei 5000mk derselben aufzuspeichern vermag, stellt sich das Gewicht eines
                                    											Accumulators, welcher die Lampe 8 Stunden zu speisen vermag, auf rund 7k und mit dem Gefäſse auf etwa 7k,7. Gegenüber den
                              									Dynamomaschinen liefern Batterien einen ruhigeren Strom, die Lampen ertragen also
                              									einen höher gespannten Strom, in Folge dessen könne eine gröſsere Leuchtkraft
                              									erzielt werden. Die von Erhard und Comp. ausgeführten
                              									Batterien müssen allerdings alle 8 Stunden während des Betriebes gereinigt werden,
                              									da nach Ablauf einer solchen Zeit die Wirkung durch die Bildung von Zinkvitriol
                              									nachlasse. Diese Reinigung bestehe in einer Ausspülung, welche in einem gewöhnlichen
                              									Schwenkbecken leicht vorzunehmen sei.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
