| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 385 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 197
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte sowie auf Tafel 13 und 25.
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           4) Neuerungen an den Mahlgängen. Diese Abtheilung bietet
                              									wenig Interessantes, nichts Wesentliches. Es kann der unterläufige Mahlgang von M. Ehrhardt in
                              									Wolfenbüttel (* D. R. P. Nr. 29180 vom 6. März 1884) seiner soliden Construction
                              									wegen erwähnt werden. Bei demselben ist der Oberstein fest mit einer eisernen
                              									Schüssel verbunden, welche nach oben in ein Rohr übergeht, auf das auſsen ein
                              									Schraubengewinde geschnitten ist. Das hierzu gehörige Muttergewinde befindet sich in
                              									der sehr weiten Nabe eines Schraubenrades, welches nur Drehbewegung erhalten kann,
                              									in seiner Höhenlage aber festgehalten ist. Ein Kurbelrad, an dessen Achse eine
                              									Schnecke (Schraube ohne Ende) sich befindet, besorgt die Drehung des erwähnten
                              									Schraubenrades und dadurch das Heben oder Senken des Obersteines – die
                              									Steinstellung. Der Unterstein sitzt in einer guſseisernen Schüssel, welche auf die
                              									Mühlspindel aufgekeilt ist. Die Mühlspindel kann nicht gehoben werden. Oberstein und
                              									Läufer können daher von der wagerechten Lage nicht abweichen; eine bewegliche Haue
                              									fehlt. Die Auseinandernähme des Ganges, zum Zwecke der Schärfung der Steine, ist
                              									umständlich, weil die eiserne Zarge stückweise entfernt werden muſs.
                           Noch weniger lobenswerth ist der unterläufige Mahlgang
                              									von A. M. Arndt in Neustadt-Magdeburg (* D. R. P. Nr.
                                 									25758 vom 25. Mai 1884). Der Unterstein oder Läufer ist auch hier fest mit der
                              									Mühlspindel verbunden, der Oberstein aber besitzt eine zwar originelle, aber, soweit
                              									es die Patentzeichnung zeigt, mangelhafte Balancirung. Der Oberstein ruht mittels
                              									zweier Zapfen z in zwei lothrecht stellbaren Lagern l, welche rechts und links an der Steinzarge (Lauf)
                              									stehen. Fig. 1
                              									und 2 Taf. 25
                              									zeigt nur ein Bruchstück des Obersteines und nur einen der Zapfen und eines der
                              									Lagert; die Anordnung ist symmetrisch ergänzt zu denken. Denkt man sich die beiden
                              									Zapfen z mit ihren Achsen in einem Durchmesser des
                              									Steines liegen, gleichsam eine Querachse des Steines bildend, so kann der Stein um
                              									diese Achse schwingen; dies ist noch richtig. Nun hat aber Arndt diese Zapfen eingepaſst in würfelförmige Stücke w, welche um eine zur Bildebene der Figur 1 senkrechte Achse
                              										ee schwingen können (vgl. die Grundriſsfig. 2), und
                              									glaubt, es könne auch der Stein um diese Achse
                              									schwingen, und dies ist falsch; denn der symmetrischen Anordnung wegen sind eben
                              									zwei solcher Achsen ee vorhanden, welche zu einander
                              									parallel liegen und um zwei parallele Achsen kann ein
                              									Körper nicht gleichzeitig schwanken, ganz abgesehen noch davon, daſs diese Achsen
                              										innerhalb des Körpers, welcher um sie schwanken
                              									soll, eingebettet liegen, die Bewegungen desselben also mitmachen müssen. Immerhin
                              									liefert aber die Arndt'sche Anordnung auch eine geringe
                              									Beweglichkeit des
                              									Steines um eine zu ee parallele, durch die Steinmitte
                              									gelegt gedachte Achse; denn drückt man den Stein z.B. bei w nieder, so wird sich nz schief stellen,
                              									dadurch wird der Winkelhebel opq um p gedreht und die zwei Stangen s werden nach rechts gezogen. Dies bewirkt auf der Gegenseite die
                              									umgekehrte Bewegung der gleichartigen beweglichen symmetrischen Stücke und dort
                              									steigt der Stein auf. Würde hingegen der Stein bei w
                              									durch auſsergewohnliche Widerstände gehoben, so wird in Folge des Zapfendruckes der
                              									Gegenseite das Hebel- und Zugstangensystem die umgekehrte Bewegung machen. Nachdem
                              									bei diesem Schwanken des Steines die Zapfen z aus der
                              									wagerechten Lage kommen, so müſsten entweder die Lagerschalen der Lager l beweglich, oder Kugelzapfen und Kugellager verwendet
                              									sein, wovon die Patentbeschreibung schweigt. Hervorzuheben ist, daſs der
                              									Beweglichkeitsgrad in diesem zweiten Sinne, sowohl was die Empfindlichkeit, als die
                              									Gröſse der möglichen Bewegung betrifft, weit geringer ist als bei der Bewegung um
                              										zz.
                           Als eine gute Idee ist die Alarmvorrichtung von Jos. Graml in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 31526 vom 7.
                                 									Oktober 1884) zu bezeichnen. Diese Vorrichtung bezweckt ein Läutewerk dann zum Tönen
                              									zu bringen, wenn der Widerstand im Mahlgange, z.B. bedingt durch Verkleistern
                              									desselben, über eine gewisse Grenze gewachsen ist. Diese Aufgabe ist in folgender
                              									Weise gelöst: Die Antriebsriemenscheibe oder das Zahnrad sitzt lose auf der
                              									Mühlspindel. Gleichfalls lose sitzt auf derselben eine Scheibe, welche mittels vier
                              									Nasen zwischen die Arme des Zahnrades oder der Riemenscheibe greift und von dieser
                              									mitgenommen wird. Diese mitgenommene Scheibe I ist mittels einer sehr kräftigen
                              									Spiralfeder mit einer auf der Mühlspindel festgekeilten Scheibe II verbunden. Das
                              									Mitnehmen der Mühlspindel setzt daher eine entsprechende Anspannung der Spiralfeder
                              									voraus und diese kann nur erfolgen, wenn I gegen II sich verdreht. Diese
                              									Relativbewegung bewirkt, daſs ein mit II concentrisch verbundener Zahnkranz auf ein
                              									in I radial gelagertes Kegelrädchen drehend einwirkt. Das kleine Kegelrädchen kann
                              									sich an I nur drehen. In die Nabe desselben ist eine Hohlschraube eingeschnitten,
                              									welche eine radial liegende Vollschraube verschiebt und zwar entsprechend der
                              									Federspannung mehr oder weniger nach auswärts schiebt. Ist der Widerstand im
                              									Mahlgange, demnach die Spannung der Feder und die relative Verdrehung von I und II
                              									über die Gebühr groſs, so ist die Schraube so weit vorstehend, daſs sie bei der
                              									Drehung des Ganges ein Läutewerk in Bewegung setzt und ein Warnungssignal abgibt.
                              									Diesem Läutewerk dürfte durch die gröſseren Widerstände beim Anlassen wohl auch zum
                              									Tönen gelangen; doch ist dies kein wesentlicher Nachtheil.
                           In Bezug auf das Schärfen der Mühlsteine sind die
                              									Patente von Th. v. Lukowitz in Neumühl, O.-Pr. (* D. R.
                                 									P. Nr. 33603 vom 30. September 1884) bezieh. von Joh.
                                 										Konetzny in Leskowitz und Ferd. Staffa
                              									in Friedek, Oesterreich
                              									(* D. R. P. Nr. 30322 vom 29. April 1884) zu erwähnen, v.
                                 										Lukowitz verwendet die natürlichen Kanten des krystallisirten Diamanten zum
                              									Schärfen und sein Vorschlag bezieht sich eigentlich nur auf den Diamanthalter, welcher so eingerichtet ist, daſs dem
                              									Diamanten eine bestimmte Neigung nach vorwärts oder zurück in der Schnittrichtung
                              									gegeben werden kann (vgl. Fig. 5 Taf. 25). Der
                              									Diamant ist beim Schneiden gegen vorn überhängend und so eingespannt, daſs eine
                              									seiner natürlichen Krystallkanten von der Spitze vorwärts – in der Richtung der
                              									Bewegung – gerichtet ist und mit dem Steine einen sehr kleinen Winkel einschlieſst.
                              									In Folge der Krystallform (Tetracontaoktaeder) läuft von der Spitze auch eine zweite
                              									Kante nach rückwärts. Dreht man nun den Diamanthalter um eine zur Bewegungsrichtung
                              									senkrechte Achse um den Winkel 2α, so steht die
                              									rückwärtige Krystallkante nun entsprechend überhängend unter einem ebenso spitzen
                              									Winkel zum Steine, als die vordere Krystallkante früher sich befand. Die eine Lage
                              									benutzt man zum Schneiden von rechts nach links, die andere zur umgekehrten
                              									Bewegung. Nach einer in der Mühle, 1885 S. 485
                              									enthaltenen Mittheilung soll man bei solcher Verwendung der krystallisirten
                              									Diamanten billiger fahren als bei Benutzung der Carbons mittels jener
                              									Schärfemaschinen, welche mit rasch rotirendem Diamanten arbeiten. Es sollen die
                              									Abnutzungskosten für den Mühlstein etwa 25 Pf. betragen. In der Patentbeschreibung
                              									ist jedoch Näheres über den angewendeten Hilfsapparat und das Verfahren nicht
                              									gegeben.
                           Die Schärfmaschine von Konetzny und Staffa arbeitet mit einem
                              									Meiſsel oder mit 3 Meiſseln und ist dieselbe bestimmt, nicht nur, wie der
                              									vorerwähnte Diamant, die Sprengschläge, sondern auch die Hauschläge oder Luftfurchen
                              									auszuarbeiten, in welch letzterem Falle die drei combinirten Meiſsel verwendet
                              									werden. Die Anordnung der Maschine ist aus Fig. 4 Taf. 25 im
                              									Grundrisse zu ersehen: An dem Mühlsteine wird ein entsprechend angearbeiteter,
                              									massiver Holzring A befestigt, auf dem sich ein zweiter
                              									Holzring B dreht, welcher zwei zu einander parallel
                              									aufgeschraubte Eisenschienen C trägt. Auf diesen
                              									Schienen rollt die eigentliche Maschine mittels vier mit geeignet vertiefter Spur
                              									versehener Rollen. Ein an der Maschine fester Handgriff h gestattet die Verschiebung derselben auf und längs den Schienen.
                              									Senkrecht zur Schienenrichtung sind am Wagengestelle zwei Führungen f angebracht, die einem Schlitten S, welcher den Meiſselapparat trägt, die Querführung
                              									geben. Die Querbewegung (Schaltbewegung) erhält dieser Schlitten von einer
                              									Handkurbel k1 und
                              									Schraube s, wie dies bei Supportführungen üblich ist.
                              									Parallel zur Querrichtung, also zu den Führungsprismen f, liegt am Wagen eine Kurbelwelle w1, deren Antrieb von Hand an k2 erfolgt. Diese Welle besitzt eine
                              									Längsnuth und das Zahnrad z1 greift in dieselbe mit einem Keile ein, ist aber durch Fortsätze des
                              									Schlittens derart umschlossen, daſs es die Querbewegungen des Schlittens mitmachen
                              									muſs. Dieses Zahnrad z1 greift in ein
                              									kleineres Stirnrad z2
                              									ein, welches sich an einer gleichfalls wagerechten, im Schlitten gelagerten Welle
                              										w2 befindet, die
                              									sowohl das Schwungrad R, als den Kurbelzapfen n trägt; n wirkt mittels
                              									einer kleinen Lenkstange p auf den lothrecht geführten
                              									Werkzeugschlitten q. (Vgl. Fig. 3, welche die Theile
                              										w2, R, n, p und q im Aufrisse
                              									und in etwas gröſserem Maſsstabe darstellt.) Der Ring A
                              									ist mit einer der Felderzahl entsprechenden Theilung, der Ring B mit einem Zeiger i
                              									versehen; bei richtig angebrachtem Ringe A ist die
                              									Einstellung der Maschine auf jedes Feld leicht; m1, m2 sind Klemmschrauben zur Ringfeststellung.
                           Bei der Ausarbeitung der Sprengschläge dreht der Arbeiter die Kurbel k und schiebt die Maschine, der Länge des
                              									Sprengschlages folgend, langsam in der Richtung der Schienen C vor. Die Drehung der Kurbel k1 hat bei harten Steinstellen rascher als bei
                              									weichen zu erfolgen. Vor dem Uebergange zum nächsten Sprengschlage ist die
                              									Schaltbewegung mittels k1 und s vorzunehmen. Bei der Ausarbeitung der
                              									Hauschläge werden 3 Meiſsel in einem besonderen Werkzeugschlitten zur Anwendung
                              									gebracht.
                           5) Die Ventilation der Mahlgänge und die Einrichtung von
                                 										Staubfängern. Die Anwendung der Staubfänger ist zwar nicht unzertrennlich
                              									mit der Ventilation (oder Kühlung) der Mahlgänge verbunden; es lassen sich
                              									Staubfänger auch bei anderen Müllereimaschinen als den Mahlgängen benutzen, ja sie
                              									sind selbst in anderen Industriezweigen vortheilhaft verwendbar. Nachdem sie aber
                              									zuerst bei Mahlgängen durch Jaacks und Behrns mit
                              									durchschlagendem Erfolge benutzt wurden und auch bei jenen vorzüglich in Verwendung
                              									stehen, so ist deren gemeinsame Behandlung mit der Ventilation der Mahlgänge wohl am
                              									Platze.
                           Vor Einführung der durch Jaacks und Behrns erfundenen
                              									Mahlgangventilation – deren Wesen bekanntlich darin besteht, daſs ein Sauggebläse
                              									die Luft aus der die Mühlsteine umgebenden Zarge derart abzieht, daſs die mit
                              									Mehlstaub geschwängerte Luft durch ein am Zargendeckel angebrachtes Filter aus Stoff
                              									ziehen muſs, wodurch der Mehlstaub zurückgehalten wird – gab es schon ventilirte
                              									Mahlgänge verschiedener Art und hatten namentlich französische Mühlsteinfabriken
                              									Steine hergestellt, welche, sei es durch besondere Furchen oder Durchbrechungen und
                              									Luftfänge am Läufer, als sich ventilirende Steine bezeichnet werden konnten. Aber
                              									bei den diesbezüglichen Anordnungen blieb die Luft staubbeladen; sie gelangte so in
                              									die Fallröhren und Becherwerke und war die Gefahr einer Fortpflanzung der Flamme, im
                              									Falle einer Selbstentzündung im Mahlgange, eine groſse. Dadurch nun, daſs Jaacks und Behrns eiserne Saugrohre benutzten, daſs sie
                              									die Zarge gegen das Auge sowohl, wie gegen das Mehlloch hin mit einem entsprechenden
                              									Verschlusse versahen, entfiel jede Feuergefährlichkeit ihrer Ventilationsmethode.
                              									Trotzdem nun all dies bekannt sein sollte, stellten sich auch in der letzten Periode wieder
                              									Erfinder ein, welche alte unverwendbare Ideen aufwärmten und Patente auf besondere
                              									Anordnungen sich selbst ventilirender Mühlsteine bez. Mahlgänge erhoben. Diese Gänge
                              									können zwischen den Mahlflächen aber nur dann eine
                              									kräftigere Luftbewegung erzielen, wenn man der Luft, welche mit Mehlstaub
                              									geschwängert wird, auch gestattet, aus der Zarge zu entweichen, und thut man dies,
                              									dann kommt man zu den alten, verwerflichen, weil höchst feuergefährlichen
                              									Anordnungen. In dieser Hinsicht sind als verfehlt zu
                              									bezeichnen die Vorschläge von Gust. Gieſsmann und Otto Wittholz in Berlin (* D. R. P. Nr. 26250), Carl Kühl in Rogasen (* D. R. P. Nr. 29458), J. C. Wedekind in Nordhausen (* D. R. P. Nr. 29476) und
                              									bedürfen dieselben daher keiner näheren Beschreibung.
                           Einigermaſsen Beachtung mag vielleicht die Einrichtung von Theodor Reisert in Augsburg (* D. R. P. Nr. 21322 vom 13. Juni 1883)
                              									verdienen, die als selbstthätiger, regulirbarer
                                 										Ventilationsapparat für Mahlgänge bezeichnet wird und im Wesentlichen
                              									nichts Anderes ist als eine Vorrichtung, welche der im oberen Theile der Zarge enthaltenen feuchten Luft auszutreten gestattet.
                              									An die etwas überhöhte Zarge z (Fig. 6 Taf. 25) ist ein
                              									Eisenrohr r geschlossen, welches nahe zur halben Tiefe
                              									des Läuferauges herabgeht. In dieses Rohr ist ein zweites, dicht anschlieſsendes
                              									Rohr r1 gesteckt,
                              									welches sich in ersterem drehen läſst. Beide Rohre besitzen einige kreisrunde
                              									Durchbrechungen, welche bei einer bestimmten Stellung des inneren Rohres r1 auf einander treffen
                              									und mit dem Innenraume der Zarge in Verbindung stehen, durch Drehung des inneren
                              									Rohres aber beliebig weit geschlossen werden können. Mit dem unteren Rande des
                              									inneren Rohres ist ein Blechkegel k verbunden, welcher
                              									oben offen ist und dem Rohre des Rumpfzeuges den Eintritt gestattet, desgleichen der
                              									äuſseren Luft. Zwischen Rohr r1 und Kegel soll nun die feuchte Luft aus der Zarge
                              									hinaus. Es kann dies deshalb nur in beschränktem Maſse geschehen, weil bei
                              									einigermaſsen heftiger Luftbewegung Mehlstaub mitgerissen würde, was nicht sein
                              									darf: auch vermindert sich der Erfolg dadurch, daſs ein Theil der zwischen Kegel und
                              									Rohr austretenden Luft unzweifelhaft durch das Innere des Blechkegels wieder in den
                              									Mahlgang eingesaugt werden wird.
                           Der ventilirte Mahlgang von Rud. und Jos. Gawron in Anclam (* D. R. P.
                                 									Nr. 24988 vom 11. April 1883) beruht auf dem Jaacks und
                                 										Behrns'schen Principe und unterscheidet sich in seiner Ausführung dadurch,
                              									daſs, wie aus Fig.
                                 										9 und 10 Taf. 25 zu entnehmen, das am Zargendeckel angebrachte Filter durch
                              									eine ebene Mittelwand w oder durch eine ringförmige
                              									Zwischenwand in zwei Theile geschieden ist, welche Theile mit einander nicht in
                              									Verbindung stehen. Bei der in Fig. 9 und 10 gezeichneten Stellung
                              									des von Gawron verwendeten Dreiwegehahnes H stehen beide Filterkammern durch die Kanäle k1 und k2 in Verbindung mit
                              									dem Saugrohre R und durch dieses mit dem Sauggebläse.
                              									Der Kanal z ist einerseits durch die erweiterte Zwischenwand w geschlossen; andererseits steht z mit dem Auſsenraume, der äuſseren Luft, in Verbindung
                              									und ist in dieser Hahnstellung der Kanal z unwirksam
                              									und aus beiden Theilen des Filters wird die Luft gesaugt. Wird aber der Hahn H nach der einen oder anderen Seite verdreht, welche
                              									Stellungen Fig.
                                 										11 und 12 zeigen, so findet das Ansaugen der Luft nur je aus einer der beiden
                              									Filterabtheilungen statt, während die andere Abtheilung durch z mit der Auſsenluft in Verbindung steht. Nun tritt
                              									äuſsere Luft durch z in jene Abtheilung des Filters,
                              									durchzieht das Filtertuch in umgekehrter Richtung, als sich die angesaugte Luft
                              									früher bewegte, und beseitigt dadurch den Mehlstaub von der dem Steine zugekehrten
                              									Filterseite. Dieser Mehlstaub würde sogleich gegen die andere Filterabtheilung
                              									fliegen und es wäre die Wirkung verschwindend, wenn nicht die Zwischenwand w so nahe an den Stein reichen würde, daſs dadurch doch
                              									ein groſser Theil des abgeblasenen Mehlstaubes auf den Stein fällt und von diesem
                              									ausgeworfen wird. Wiederholtes kurzes Verstellen des Hahnes H soll genügen, das Filter zu reinigen. Durch dieses Verfahren ist die
                              									Ventilation des Mahlganges nie ganz unterbrochen, wie dies bei der Jaaks und Behrns'schen Abklopfmethode nöthig ist. Statt
                              									der selbstthätig einsetzenden Abklopfvorrichtungen tritt bei Gawron ein selbstwirkender Mechanismus zur zeitweisen, wiederholten
                              									Verdrehung des Hahnes H; einfacher oder billiger ist
                              									diese Anordnung daher nicht.
                           In anderer Weise sucht C. Hedrich in Glauchau (* D. R.
                                 									P. Nr. 27530 vom 21. Oktober 1883) die Abklopfvorrichtung zu umgehen. Er wendet schlaffe Filtertücher an (vgl. Fig. 7 Taf. 25), über
                              									welchen sich ein Rost befindet. Arbeitet der Saugventilator, so hebt die bewegte
                              									Luft bezieh. der Luftdruckunterschied das Filtertuch gegen den Rost und zieht es
                              									zwischen die Roststäbe ein, dasselbe in Falten legend. Hört das Ansaugen – in Folge
                              									Schlieſsung einer Klappe im Saugrohre – auf, so fällt das Filtertuch ab und wird vom
                              									anhängenden Mehlstaube durch einen am Läufer befestigten Streicher befreit. Dasselbe
                              									Princip verwendet Hedrich zu Staubfängern, welche unabhängig von einem Mahlgange arbeiten, wie ein
                              									solcher in Fig.
                                 										8 Taf. 25 dargestellt ist. Der Raum A steht
                              									mit dem Saugrohre R in Verbindung; das auf Rahmen
                              									schlaff befestigte Filtertuch ist bei 1 und 2 in Thätigkeit. Der Raum B ist vom Saugrohre abgeschlossen, die Filterrahmen 3 und 4 sind
                              									niedergefallen und ruhen auf den Abklopfrädchen r,
                              									welche langsam gedreht werden, die Rahmen rütteln und den Mehlstaub abbeuteln, der
                              									dann zu Boden fällt, weil die Luft dieses Kastentheiles nicht an der Bewegung
                              									theilnimmt, welche von dem die staubige Luft zuführenden Rohre a gegen die Filter 1 und
                              										2 gerichtet ist, In der Patentbeschreibung heiſst
                              									es, daſs die durch das Filter vom Staube gereinigte Luft durch das Sauggebläse
                              									hindurch in den Arbeitsraum tritt. Diese Anordnung wäre jedoch aus doppeltem Grunde
                              										sehr fehlerhaft: denn erstens ist diese Luft häufig, namentlich bei
                              									Vermahlung etwas feuchten Getreides, sehr übelriechend und zweitens kommt es, wenn
                              									auch sehr selten, vor, daſs sich der Mehlstaub im Mahlgange entzündet, ja selbst das
                              									Filter durchbrennt. In diesem Falle würde das Gebläse eine Flamme in den Arbeitsraum
                              									treiben. Bei jeder gut eingerichteten Ventilation muſs das Luftrohr hinter dem Gebläse durch die
                              									Auſsenmauer der Mühle ins Freie treten und ist demgemäſs das Gebläse anzuordnen.
                           Beachtenswerte für jene Fälle, wo, wie bei Feingriesputzmaschinen, getrennte Staubfänger wünschenswerth sind, ist die
                              									Construction von G. Luther in Braunschweig (* D. R. P.
                                 									Nr. 33609 vom 2. April 1885), welche in Fig. 14 und 15 Taf. 25
                              									veranschaulicht ist. In einem Kasten von geringer Länge dreht sich eine
                              									Filtertrommel T, welche aus einzelnen Kammern 1 bis 6 besteht. Die
                              									Umfläche dieser Trommel ist aus Filtertuch, im Winkel gespannt (Λ), gebildet. Die
                              									Seitenflächen sind theils aus Blech-, theils Filtertuchdreiecke. Die Trommel dreht
                              									sich langsam auf einer festen Hohlachse h, welche
                              									derart ausgeschnitten ist, daſs sämmtliche Kammern, ausgenommen die unterste (5), mit dem Innenraume der Hohlachse in Verbindung
                              									stehen. Die Hohlachse führt zum Saugventilator und, indem aus ihr die Luft angesaugt
                              									wird, geschieht dies auch aus allen Kammern 1 bis 6, ausgenommen 5. Die
                              									Staubluft tritt durch a in den Kasten. Die Filtertücher
                              									sind durch Federn gespannt; nur jenes der untersten Kammer wird locker, wenn seine
                              									Feder an die Nase n stöſst, um jedoch gleich danach
                              									ausgespannt zu werden. Durch dieses Lockerwerden und Ausschnellen wird der Staub von
                              									den Filtertüchern abgeschüttelt und fällt nach abwärts in ein unten befindliches, in
                              									der Zeichnung weggelassenes Gefäſs, welches die Fortsetzung des Kastens bildet. Die
                              									langsame Drehung der Filtertrommel kann durch Schneckengetriebe erfolgen.
                           Nahe verwandt mit diesem Staubfänger ist der sogen. Dust
                                 										Collector von Prinz, welcher von der Milwaukee Dust Collector Manufacturing Company in
                              									Milwaukee, Nordamerika, gebaut und in Europa von Eng.
                                 										Kreiſs in Hamburg vertrieben wird. In einem entsprechend abgeschlossenen
                              									Gehäuse dreht sich ruckweise eine fächerartig mit Filtertuch bespannte Trommel, aus
                              									derem Inneren die Luft durch einen Sauger abgezogen wird, während die Staubluft in
                              									den diese Trommel umgebenden Kasten tritt. Das zu unterst stehende Filter wird
                              									abgeklopft, während in das Innere desselben äuſsere Luft treten kann, die Verbindung
                              									mit dem Saugventilator also aufgehoben wird, wie dies ja auch bei Luther s Anordnung der Fall ist. (Vgl. auch * D. R. P.
                              									Nr. 34272 vom 21. April 1885.)
                           Gebrüder Burberg in Mettmann (* D. R. P. Nr. 24352 vom
                                 									23. Januar 1883) haben eine selbstthätige
                                 										Abklopfvorrichtung ausgeführt, welche erwähnenswerthe Besonderheiten nicht
                              									aufweist.
                           Die Aspirationsanlage für Mühlen von Franz Hahn in Einsiedeln (* D. R. P. Nr. 28302 vom 28.
                                 									August 1883). besteht aus einem gröſseren Filterkasten, mit welchem die einzelnen Saugrohre von den
                              									Mahlgängen in Verbindung stehen.
                           Aus Rücksichten auf die Feuergefährlichkeit erscheint dem Referenten eine solche
                              									gedrungene Anlage als Mahlgangventilation nicht zweckmäſsig. Aus demselben Grunde
                              									sei auch der Staubfänger von Theodor Bühlmann in Wien
                              									(* D. R. P. Nr. 31982 vom 4. November 1884) nur kurz erwähnt; derselbe will zudem
                              									ohne Saugventilator arbeiten, was sich gleichfalls nicht empfiehlt, da die
                              									natürliche Luftbewegung nicht genügt.
                           Pieter van Gelder in Sowerby Brigde, England (* D. R. P.
                                 									Nr. 28517 vom 1. December 1883) will den Mehlstaub von den Filtern durch einen
                              									entgegengesetzt dem Saugstrome gerichteten, von einem Druckgebläse stammenden
                              									Luftstrome, welcher vor dem Eintritte in die Filter durch eine Heizkammer geleitet
                              									wird, entfernen, eine überflüssige, unnöthig verwickelte Anordnung.
                           Im Anschlusse an die mit Filtertuch (Flanell) wirkenden Staubfänger sei jener
                              									Vorschläge gedacht, welche die Trennung von Staub und Luft dadurch zu erreichen
                              									trachten, daſs sie die mit Staub geschwängerte Luft in kreisende Bewegung versetzen
                              									und gegen einen durchbrochenen Mantel jagen, hinter welchem, abgeschlossen durch das
                              									Maschinengehäuse, sich eine ruhende Luftschicht befindet. In Folge der
                              									Centrifugalkraft sollen die Staubtheilchen durch den
                              									durchbrochenen Mantel fliegen und in den dahinter befindlichen todten Raum gelangen,
                              									während die „reine“ Luft durch Ventilatoren oder vermöge der ihr ursprünglich
                              									gegebenen Geschwindigkeit in Luftkammern entweicht. Hierher gehören die Pläne der
                              										Mc Intyre Manufacturing Company in Lockport, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 27986 vom 3. Februar 1884) bezieh. von B. F. Ortman, H. R. Taylor und G. Urban jun. in Buffalo (* D. R. P. Nr. 28964 vom 26. April 1884). Bei
                              									dem ersteren wird die staubgeschwängerte Luft durch ein in die Luftleitung
                              									eingeschaltetes Schleuderrad gegen den cylindrischen Siebmantel getrieben, hinter
                              									welchem sich in geringem Abstande das Maschinengehäuse befindet. Nach unten verjüngt
                              									sich dasselbe und ist im untersten Theile eine Transportschraube gelagert, welche
                              									den Staub weiterschaffen soll. Die Luft wird, hierbei durch ein an der Achse des
                              									Schleuderrades gleichfalls angebrachtes Sauggebläse einer Luftkammer zugeführt. –
                              									Beim anderen Vorschlage ist der Kanal, welcher die mit Staub geschwängerte, rasch
                              									getriebene Luft führt, nach einer Spirale (Schneckenlinie) gekrümmt. An der äuſseren
                              									Seite des Luftkanales ist die Wandung durchlocht, oder
                              									sie besteht aus Blechen von der in Fig. 13 Taf. 25 bei b angedeuteten Querschnittsform. Hinter dieser
                              									durchbrochenen Wand befindet sich im Maschinengehäuse der todte Raum R, welcher nach unten in einen Abfalltrichter übergeht,
                              									der durch eine Klappe geschlossen ist. Diese Klappe öffnet sich nur, wenn genügende
                              									Staubmengen auf derselben lasten. Es ist selbstverständlich, daſs durch diese Mittel
                              									eine vollkommene Absonderung des Staubes nicht erzielt werden kann.
                              									Nur der gröbere oder schwerere Staub wird sich in den todten Maschinenräumen
                              									ablagern; der feinste wird von der bewegten Luft weitergeführt. Es müssen daher auch
                              									bei Anwendung dieser Apparate Luft- bezieh. Staubkammern vorhanden sein; doch wird
                              									sich ein Theil des Staubes durch die besprochenen Vorrichtungen abtrennen
                              									lassen.
                           6) Scheibenmühlen. Die Scheibenmühlen, meist mit
                              									lothrechten Mahlflächen aus Hartguſs oder Stahl arbeitend, haben nach Ansicht des
                              									Referenten nur für rohe Vermahlungen, etwa zu
                              									landwirthschaftlichen Zwecken, Berechtigung; denn in der gewerbsmäſsigen Müllerei
                              									eignen sich dieselben zum Schroten und Auflösen der Griese deshalb weniger als die
                              									Walzenstühle, weil das Product ungleichmäſsiger ausfällt; für das Ausmahlen aber
                              									taugen sie weniger als der Mahlgang, weil die am Dunste haftenden Kleietheilchen
                              									mehr verrissen werden als auf gut geführten Steinen. Das letztere wird gemeiniglich
                              									eher zugegeben werden als das erstere; aus diesem Grunde soll bemerkt werden, daſs
                              									die ungleichmäſsigere Wirkung der Scheibenmühlen beim Schroten und Griesauflösen
                              									bedingt ist durch die minder gute Vertheilung des zugeführten Mahlgutes, welche sich
                              									bei Walzenstühlen leicht, bei den Scheibenmühlen aber weit weniger genau regeln
                              									läſst; ferner durchläuft das Mahlgut, wenigstens in der Regel, bei den
                              									Scheibenmühlen an den Arbeitsflächen weit gröſsere Wege, als dies bei den Walzen der
                              									Fall ist; endlich läſst sich die Riffelung der Walzen, sowie ihre Einstellung
                              									leichter genau erhalten und untersuchen als bei den Scheibenmühlen.
                           Die Constructeure der Scheibenmühlen suchen theilweise diesen
                              									Uebelständen zu begegnen., aber doch nur mit sehr beschränktem Erfolge. So hat Albert Zipser in Wien (* D. R. P. Nr. 29724 vom 13.
                                 									April 1884) die Mahlscheiben seiner Maschine, welche sich beide nach derselben
                              									Richtung, aber mit verschiedener Geschwindigkeit bewegen, mit sehr schmalen
                              									Mahlkränzen versehen und ist auch seine Maschine in constructiver Beziehung hübsch
                              									angeordnet. Im Zusatzpatente * Nr. 32193 vom 7. Januar 1885 wendet er allerdings
                              									drei hinter einander liegende, stellbare Mahlkränze an und vergröſsert so wieder
                              									wesentlich den Weg des Mahlgutes zwischen den Arbeitsflächen; doch scheint dieser
                              									Zusatz, ganz abgesehen von den wesentlichen Unklarheiten, betreffend die Art der
                              									Einstellung der Mahlkränze, anzudeuten, daſs diese Scheibenmühle für rasches
                              									Zusammenmahlen, etwa zu Fütterungszwecken dienen soll.
                           Rud. Setz und Jean Schweiter in Clus, Schweiz (* D. R. P. Nr. 31081 vom 19. Juli 1884)
                              									lassen eine rotirende Scheibe gegen einen festgestellten, schmalen Backen arbeiten;
                              									auch hier ist die Wegstrecke, welche das Mahlgut an den Arbeitsflächen durchläuft,
                              									eine kleine.
                           Zu den Scheibenmühlen ist auch der Schrotgang von Nagel und Kaemp (* D. R. P.
                              									Nr. 26977 vom 1. Februar 1883) zu zählen. Auf einer wagerechten Achse ist eine
                              									beiderseits mit einem schmalen gezahnten Mahlringe versehene Scheibe (Doppelscheibe)
                              									befestigt; diese Mahlringe arbeiten je gegen einen ruhenden Mahlring. Die
                              									Doppelscheibe gabelt sich in zwei Ränder, welche mit Ventilatorflügeln besetzt sind.
                              									Um die Zuführung ziemlich gleichmäſsig zu machen, sind an der umlaufenden Scheibe
                              									beiderseits Schlagleisten vorhanden und an den festen Scheiben unter der Achse und
                              									concentrisch zu dieser bogenförmige Leisten, welche verhindern, daſs das Mahlgut den
                              									unteren Theilen der Mahlkränze vorwaltend zuströmt. Den festen Mahlkränzen ist eine
                              									geringe Beweglichkeit, ein elastischer Andruck gegeben.
                           
                           Gegen die begründete Forderung schmaler Mahlkränze verstöſst A. Waugner in Eislingen (* D. R. P. Nr. 29056 vom 14.
                                 									Februar 1884); die angewendeten Mahlkränze reichen bis nahe zur Achse. Die Maschine
                              									ist symmetrisch angeordnet und die rotirende Doppelscheibe arbeitet gegen zwei
                              									feststehende Scheiben. Zwischen den beiden Mahlscheiben der erwähnten Doppelscheibe
                              									sind Windflügel angebracht, welche eine vermehrte Luftbewegung und dadurch ein
                              									Kühlmahlen bewirken sollen.
                           Von der gewöhnlichen Scheibenmühlenform abweichend ist die von H. Maag in Louvain (* D. R. P. Nr. 29179 vom 22.
                                 									Februar 1884) gewählte Form. An der lothrechten Mühlspindel sitzt ein kegelförmiger
                              									Läufer; die Kegelspitze liegt oben, der Neigungswinkel beträgt etwa 45°. Der Läufer
                              									ist von einem kegelförmigen Kranze umgeben und sind in beide Stahlplatten
                              									eingesetzt, welche mit Schärfungen (Schneidkanten) versehen sind. Die den Kegel
                              									tragende Spindel wird durch eine selbstthätig wirkende Vorrichtung gesenkt, wenn in
                              									der Gosse kein Mahlgut mehr vorhanden ist.
                           Das Patent von Wilh. Hartmann in
                              									Fulda (* D. R. P. Nr. 27895 vom 28. November 1883) lautet zwar auf die „Schärfung
                                 										für aus Stahlplättchen hergestellte Mühlsteine,“ ist aber ebenso, wie jenes
                              									von Wilh. Hartmann in Köln (Erl. * D. R. P. Nr. 23736
                              									vom 19. Oktober 1882) auf die „Bildung der Mahlflächen aus Bündeln dünner
                                 										umgebörtelter Stahlstreifen“ den Scheibenmühlen beizufügen. Wir können weder
                              									in dem einen, noch dem anderen Vorschlage eine zweckmäſsige Neuerung erblicken,
                              									ebenso wenig, was die Zweckmäſsigkeit betrifft, in den „Mahlscheiben mit
                                 										ausgepreſsten Rippen und Mahlflächen“ von Wilh.
                                    										Krüger in Kalk bei Köln (* D. R. P. Nr. 29745 vom 15. Juli 1884), weil
                              									gestanzte Stahlscheiben weder richtige Schneidkanten liefern, noch Dauer
                              									versprechen.
                           7) Desintegratoren, Dismembratoren, Schleudermühlen. Im
                              									verflossenen Herbste hatte Referent Gelegenheit, die Victoria-Mühle in Budapest etwas näher kennen zu lernen; eine Anlage,
                              									deren durch Nagel und Kaemp in Hamburg ausgeführte
                              									mechanische Einrichtung jene Anwendung der Dismembratoren in der Hochmüllerei zeigt,
                              									welche sich nach vielfachen Versuchen als mit diesem Systeme verträglich erwies. Es
                              									wird eine Charakterisirung des dortigen Systemes um so mehr weitere Kreise
                              									interessiren, als hierdurch die Stellung, welche dem Desintegrator in der
                              									Hochmüllerei angewiesen werden kann, gekennzeichnet ist. Die Textfig. 1 bis 3 geben
                              									einen Planschnitt durch das Erdgeschoſs und zwei senkrechte Schnitte durch die
                              										„Schwarzmühle“ bezieh. „Weiſsmühle“.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 259, S. 394
                              Fig. 1.; Viktoria-Mühle in Budapest
                                 										(Fig. 1 bis 3)
                              
                           
                           In der Kopperei befinden sich nebst Sehrollensieb,
                              									Kleinweizen- und Raden-Cylindern zwei Putzmaschinen, welche der Construction nach
                              									Dismembratoren sind, aber in Folge der verhältniſsmäſsig geringen UmlaufszahlDiese und mehrere folgende Umgangszahlen sind nach Angabe des Ingenieurs Reichel vom Hause Nagel
                                       												und Kaemp wiedergegeben. von 600 in der Minute nur
                              									kräftig scheuernd, nicht zerkleinernd, auf den Weizen einwirken. Diese
                              										„Dismembratoren“ sind doppelte. Der Einlauf ist sehr reichlich, weil sich
                              									die Körner an einander reiben sollen. Das diese Maschinen verlassende Getreide wird
                              									in Centrifugalsichtern mit geschlitzten Blechmänteln und hierauf in Aspiratoren vom
                              									Schälstaube befreit.
                           Der so geputzte Weizen gelangt in die Schwarzmühle,
                              									zunächst auf die Spitzgänge, hierauf zu den Schrotwalzensystemen I bis V, sodann zu
                              									den Schrot-Dismembratorsystemen VI und VII, welche bereits in der Weiſsmühle ihre
                              									Aufstellung finden.
                           Die Rechtecke, welche mit den Ziffern I bis V bezeichnet sind, stellen nicht einzelne Maschinen, sondern jedes derselben eine
                              									Gruppe geriffelter Schrotwalzenstühle vor. Jeder solchen Gruppe entsprechen eine
                              									angepaſste Zahl zugehöriger Schrotcylinder, Vorcylinder, Mehl- und Dunstcylinder;
                              									denn es ist natürlich, daſs jedem Schrot, entsprechend dem verschiedenen
                              									Mengenverhältnisse von Mehl, Dunst, Griesen und reinem Schrot in demselben, auch die
                              									Zahl der zugehörigen Cylinder angepaſst sein muſs.
                           In der Victoria-Mühle bestehen die vorhandenen sieben
                                 										Schrotsysteme aus folgenden Maschinen-Zusammenstellungen:
                           
                              
                                 Für das Schrot:
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 VII
                                 
                              
                                 Geriffelte Walzenstühle
                                 7
                                 7
                                 7
                                 5
                                 5
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Dismembratoren
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 2
                                 1
                                 
                              
                                 Schrotcylinder
                                 3
                                 3
                                 2
                                 1
                                 1
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Vorcylinder
                                 2
                                 2
                                 2
                                 2
                                 1
                                 1
                                 2
                                 
                              
                                 Mehlcylinder
                                 1
                                 2
                                 2
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Dunstcylinder
                                 1
                                 2
                                 2
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Griessortircylinder
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Griesputzmaschinen
                                 4
                                 6
                                 6
                                 4
                                 2
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Dismembratoren kommen also erst beim 6. Schrote zur
                              									Anwendung. Bis dahin ist der Schrotproceſs von dem in den Pester Mühlen
                              									gebräuchlichen nicht wesentlich verschieden. Die Anwendung der Dismembratoren zum
                              									Abtrennen des Dunstes von dem bei der Art der Führung des Processes bereits sehr
                              									flachen, Kleie ähnlichen Schrot widerspricht durchaus nicht meiner früheren
                              										AuffassungVgl. S. 25 des Supplements zu Kick's Lehrbuch der Mehlfabrikation. der
                              									Wirksamkeit der Schleudermühle. Es kann hervorgehoben werden, daſs trotz der
                              									auſserordentlich hohen Umlaufszahl die Nagel und
                                 									Kaemp'schen Dismembratoren ruhig gingen, keine heiſsen Lager aufwiesen und die
                              									groben Bleien auſerordentlich mehlfrei waren, so daſs, dieselben in Wasser gegeben,
                              										nur eine geringe
                              									milchige Trübung auftrat. Das abgebeutelte 7. Schrot ist grobe Kleie.
                           Fig. 2–3., Bd. 259, S. 396Fig. 2.; Fig. 3.; S-C .. Schrotcylinder; V-C . . Vorcylinder; M-C . .
                                    											Mehlcylinder; D-C . . Dunstcylinder; G-C . . Griescylinder; P . . Griesputzmaschine; W . .
                                    											Walzenstühle; D . . Dismembrator Für die bei dem Schrotprocesse fallenden Griese sind 10 Griesauflössysteme vorhanden und zwar: für groben Gries
                              									und Gries Nr. 1 zwei Systeme, wobei das Auflösen mittels Riffelwalzen erfolgt; für
                              									Gries Nr. 2 bis 5 sechs Systeme mit glatten Walzen; für Gries Nr. 6 zwei Systeme mit
                              									glatten Walzen:
                           
                              
                                 
                                 Griesauflössysteme:
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 VII
                                 VIII
                                 IX
                                 X
                                 
                              
                                 Walzenstühle
                                 2
                                 1
                                 2
                                 2
                                 3
                                 2
                                 2
                                 2
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Vorcylinder
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Mehlcylinder
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Dunstcylinder
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Griessortircylinder
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Jene Auflösstühle, welche glatte Walzen besitzen, sind von der
                              									Construction Nagel und Kaemp, die Riffelwalzenstühle,
                              									wenn ich mich recht erinnere, von Ganz und Comp.
                              									Desintegratoren sind hier nicht in Verwendung.
                           Das Vermählen des Dunstes erfolgt auf 8 Systemen;
                              									hiervon sind drei von je einem mit Ventilator versehenen Dismembrator ausgehend,
                              									während mit fünf Systemen je zwei Mahlgänge verbunden sind. Zu jedem dieser acht
                              									Systeme gehört ein Vorcylinder, ein Mehl- und ein Dunstcylinder. Daſs die Vermahlung
                              									des Dunstes auf den Dismembratoren wirksam und gut vor sich geht, davon hatte
                              									Referent Gelegenheit, sich zu überzeugen.
                           Das Abwählen der feinen Schalen (Kleie) findet auf zwei
                              									Dismembratorsystemen statt, bestehend je aus einem Dismembrator, einem Vor-, einem
                              									Mehl- und einem Dunstcylinder.
                           Die beiden auf VI. Schrot arbeitenden Dismembratoren gehen angeblich mit 2600
                              									Umläufen, der auf VII. Schrot mit 4000 Umgängen und mit ähnlicher, auſserordentlich
                              									hoher Geschwindigkeit arbeiten auch die Dunst- und Kleie-Dismembratoren; dieselben
                              									sind mit einem Ventilator verbunden, welcher die Produkte dieser Maschinen mittels
                              									eines Steigrohres bis
                              									unter Dach treibt, so daſs ein Becherwerk bei diesen Maschinen entfällt. Die Menge
                              									der Zuführung beträgt bei den Dunstdismembratoren die doppelte als beim Mahlgange
                              									und das Ausbringen an Mehl soll wesentlich gröſser sein als beim Mahlgange.
                           Bei der Dunstvermahlung auf den Dismembratoren zeigte sich die überraschende, nicht
                              									vorauszusehende Erscheinung, daſs das hier gewonnene Mehl nicht jenes Feuer und bei
                              									der Pekar'schen Probe nicht so gelblichen Stich zeigte,
                              									als das auf den Steinen gemahlene, und dies bei gleichem Klebergehalte und gleicher
                              									Backfähigkeit. Die Ursache dieser Erscheinung liegt darin, daſs bei dem Mahlgange in
                              									Folge der gröſseren Erwärmung zwischen den Steinen etwas mehr Dextrin sich bildet
                              									als bei der Vermahlung im Dismembrator. Die Temperaturen in beiden Maschinen
                              									verhalten sich wie etwa 58° zu 32°. (Siehe den letzten Theil dieses Berichtes.)
                           Der Schrotproceſs in der Victoria-Mühle ist im Vergleiche zu dem anderer Pester
                              									Mühlen etwas beschleunigt. Auſserordentlich schön sind die Kleien ausgemahlen und in
                              									dieser Beziehung arbeiten die Dismembratoren wirklich ausgezeichnet. Man ersieht
                              									jedoch, daſs die Bedeutung dieser Maschinen in der Hochmüllerei nicht in Vergleich
                              									zu stellen ist mit jener, welche denselben Nagel und
                                 										Kaemp bei ihren Ausführungen in der Flachmüllerei und der Roggenmüllerei
                              									anweisen konnten, wo die Glattwalzenstühle und Dismembratoren in wiederholter
                              									Wechselbeziehung stehen. (Fortsetzung folgt im nächsten Bande.)
                           
                        
                     
                  
               
