| Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. | 
| Autor: | Gl. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 406 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        (Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								256 S. 306.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 26.
                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        
                     
                        
                           Nähmaschinen für Lederwaaren.
                           Eine besondere Art der für die Schuhmacherei bestimmten, daher kräftig gebauten
                              									Nähmaschinen sind mit einem frei stehenden, sehr schmalen Tische, gewöhnlich Cylinder genannt, ausgerüstet, über welchen die zu nähenden Arbeitstücke
                              									geschoben werden können; dieselben haben daher auch den Namen Elastik-Cylinder-Nähmaschinen erhalten. Der innere Raum
                              									des wagerechten Tisches nimmt nur das Schiffchen und dessen Bewegungsmechanismus
                              									auf. Der Kopf der Maschine bildet einen Hohlcylinder, der die Nadelstange und den
                              									Stoffrücker enthält, welch letzterer gewendet werden kann und daher das über den
                              									schmalen Tisch geschobene Arbeitstück, dessen Form ein beliebiges Drehen und Wenden,
                              									wie solches mit der Hand bei einem flachen Waarenstücke möglich ist, nicht
                              									gestattet, nach allen Richtungen zu verschieben. Die Elastik-Nähmaschinen sind für
                              									leichtere Lederarbeiten bestimmt, arbeiten daher ohne Vorstechen mit einer Oehrnadel
                              									und erzeugen, mit Ausnahme der mit zu beschreibenden Elastik-Nähmaschine von A. Wedermann eine gewöhnliche Doppelsteppstichnaht. Fast sämmtliche Neuerungen dieser Nähmaschinen
                              									beziehen sich auf die Einrichtung des Stoffrückers.
                           Bei den bisher bekannten Elastik-Nähmaschinen erfolgt die Bewegung des Stoffrückers gewöhnlich durch Einwirkung eines Hebels auf den
                              									im Inneren des Maschinenkopfes oder Cylinders angeordneten, die Nadelstange
                              									umgebenden Kegel (vgl. 1881 240 * 34) und durch diesen
                              									auf einen Nasenkeil bezieh. die Stoffrückerstange. Ein bedeutender Uebelstand dieser
                              									Einrichtung ist, daſs die Nadelstange seitliche Pressungen erleidet, welche einen
                              									schweren Gang der Maschine und eine unnöthige Abnutzung der Nadelstange oder deren
                              									Führung zur Folge haben. Dürrkopp und Comp. in
                              									Bielefeld (* D. R. P. Nr. 14770 vom 9. November 1880) haben daher diesen Kegel auf
                              									der Nadelstange ganz beseitigt und bringen einen Keil a
                              										(Fig. 1
                              									Taf. 26) an, welcher sich zwischen den Stoffdrücker c
                              									und den drehbaren Boden b des Cylinders schiebt. Der
                              									Niedergang dieses Keiles wird durch den Hebel d
                              									vermittelt, dessen gleichbleibende Schwingungen behufs Veränderlichkeit der
                              									Stichlänge in verschiedener Höhenlage erfolgen. Die Höhenlage des Hebels d wird mittels der von Hallein angegebenen Einrichtung (vgl. 1881 240
                              									* 33) verändert. Der Stoffdrücker c wird durch die
                              									Feder f auf das Arbeitstück gepreſst; jedoch findet
                              									|bei jeder rückgängigen Bewegung eine Entlastung durch den Hebel e und daher ein Heben des Stoffrückers statt. Die im
                              									Kopfe oder Cylinder liegenden Theile können durch den Griff g nach Belieben im Kreise herum gedreht werden und mithin die Verschiebung
                              									des Arbeitstückes nach allen Richtungen erfolgen.
                           Zur Erzielung einer guten Naht ist es nothwendig, daſs für jeden Stich der Fadenhebel
                              									genau soviel Faden durch die Bremse zieht, als die Stichgröſse nothwendig macht.
                              									Wird nun vom Fadenhebel immer der gleiche Weg zurückgelegt, wie dies bei den
                              									bisherigen Ausführungen der Fall ist, so wird bei kleinerem Stiche die Naht nicht
                              									fest genug und bei gröſserem Stiche bleibt nicht genügend Faden zur Bildung der
                              									Schleife übrig, so daſs sich das Schiffchen gewaltsam durchdrängen muſs. Dürrkopp und Comp. haben daher folgende Fadenhebeleinrichtung für Elastik-Nähmaschinen (* D. R. P.
                              									Nr. 23148 vom 8. Dezember 1882) angegeben.
                           Der zweiarmige Fadenhebel hh1 (Fig.
                                 										1) hat seinen Drehpunkt auf dem die Nadelstange bewegenden Arme i und spielt sein Ende h
                              									zwischen der Platte k des Hebels e und dem umgebogenen Ende des Stiftes l, welcher von dem Hebel d
                              									getragen wird. Wie nun vorher beschrieben, führt der Hebel d und somit auch der Stift l seine Bewegung
                              									je nach der Stichgröſse in verschiedener Höhenlage aus, geht also z.B. bei einem
                              									kleineren Stiche nicht so weit herab als bei einem groſsen und mithin wird auch die
                              									Erhebung des Fadenhebelarmes h1, also auch der Fadenabzug geringer ausfallen.
                           Auf eine Bewegungseinrichtung für den Stoffrücker an
                              									Elastik-Nähmaschinen haben Claes und Flentje in
                              									Mühlhausen i. Th. drei Patente (* D. R. P. Nr. 15761 vom 3. April 1881, * Nr. 27117
                                 									vom 6. Juni 1883 und Zusatz * Nr. 27975 vom 8. December 1883) erhalten, wovon das
                              									letzte, nachstehend beschriebene als eine Vereinfachung der ersteren zu betrachten
                              									ist. Der zur Bewegung in der Wagerechten dienende Keil f (Fig.
                                 										2 und 3 Taf. 26) ist in umgekehrter Lage zu derjenigen der eben beschriebenen
                              									Einrichtung angeordnet, so daſs bei seiner Erhebung die Stoffverschiebung vermittelt
                              									wird. Die Bewegung dieses Keiles erfolgt hier von der Nadelstange a aus, welche sich mit ihrem Bunde b bei der Erhebung gegen einen Vorsprung des ersteren
                              									legt, dadurch diesen Keil mitnimmt und mittels des Stoffrückers g das Arbeitstück verschiebt. In der höchsten Stellung
                              									des Keiles tritt eine Falle c, durch die Feder h bewegt, in seinen Einschnitt und die Nadelstange kann
                              									sich, ohne den Keil mitzunehmen, abwärts bewegen. Der Bund b ist aber unterhalb keilförmig gestaltet, so daſs beim tiefsten
                              									Nadelstande die Falle ausgelöst wird; der Keil wird durch seine Feder bis zu dem als
                              									Stichsteller dienenden verstellbaren Hebel d
                              									herabgezogen, während der Arm k den Stoffrücker frei
                              									läſst, so daſs die rückgängige Bewegung desselben mit Leichtigkeit erfolgen kann. –
                              									Bei der unter Nr. 27117 angegebenen Einrichtung ist die Falle c senkrecht angeordnet, stemmt sich unter den Vorsprung
                              										i und wird durch einen besonderen Stift, der über
                              									den oberen Cylinderboden hinausragt, mittels eines zweiten Bundes der Nadelstange
                              									ausgerückt; wiewohl diese Einrichtung etwas umständlicher als erstere ist, hat sie
                              									doch den Vortheil, daſs ein seitlicher Druck gegen die Nadelstange in Wegfall
                              									kommt.
                           Die Bewegungseinrichtung des Stoffrückers an
                              									Elastik-Nähmaschinen von L. Gühring, W. Köhrer, S.
                                    										Lechner und C. F. Leonhardt in Stuttgart (* D.
                                 									R. P. Nr. 26310 vom 9. September 1883 und * Nr. 28079 vom 13. November 1883)
                              									ermöglicht mit nur einem Hebel das Andrücken, Heben und die wagerechte Verschiebung
                              									des Stoffrückers, ohne jedoch die Nadelstange mit zu Hilfe nehmen zu müssen, wie
                              									dies bei der eben beschriebenen Einrichtung der Fall war. Dagegen vermittelt auch
                              									hier die wagerechte
                              									Bewegung des Stoffrückers ein Keil a (Fig. 4 Taf. 26), welcher
                              									durch den Hebel b gesenkt und durch die gewundene Feder
                              										c gehoben wird. Weil jedoch dieser Hebel auch das
                              									Andrücken des Stoffrückers auf das Arbeitstück besorgt und dies früher erfolgen muſs
                              									als die seitliche Verschiebung, ist zwischen den Theilen d und e des Stoffrückers eine Spiralfeder f eingeschaltet, so daſs der Hebel b, welcher bereits den Stoffrücker berührt, sich mit
                              									dem oberen Theile d des letzteren noch so weit herab
                              									bewegen kann, daſs die vom Hebel b gehaltene Schraube
                              										g, durch welche die Nadelstange frei hindurch geht,
                              									mit ihrem ebenen Rande gegen den Keil a trifft und
                              									diesen verschiebt. Die Schwingungen des Hebels b
                              									erfolgen immer in gleicher Höhenlage und die Gröſse der Stichlänge wird durch
                              									Verstellung der Schraube g verändert.
                           Diese Bewegungseinrichtung haben L. Gühring und W. Köhrer (* D. R. P. Nr. 20431 vom 31. Mai 1882) noch
                              									mit einer selbstthätigen Drehung des Stoffrückers um
                              									die Nadelachse versehen. Hierzu ist der drehbare Cylinderboden h (Fig. 4) verzahnt und der
                              									Hebel b steht durch Zugstange l und Winkelhebel i mit einer Sperrklinke k in Verbindung, so daſs bei jedem Stiche eine kleine
                              									Achsendrehung erfolgen kann. Durch einfaches Abheben der Klinke k geht die gekrümmte Naht in eine geradlinige über.
                              									Diese Einrichtung gestattet jedoch nur die Drehung um wenigstens einen Zahn und ist
                              									deshalb später (* D. R. P. Nr. 24446 vom 13. Februar 1883) ein Reibungsschaltwerk für diese stoſsweisen Drehungen in
                              									Vorschlag gebracht worden. In eine Nuth der oberen Scheibe des Maschinenkopfes legt
                              									sich der Arm eines Winkelhebels, welcher sich festklemmt und diese umdreht, sobald
                              									eine schiefe Fläche des Hebels b gegen eine
                              									Stellschraube dieses Winkelhebels trifft. Die rückgängige Bewegung des letzteren
                              									erfolgt, wie üblich, durch eine Feder. Leider Arbeiten derartige Reibungsschaltwerke
                              									unregelmäſsig, da sich die Reibung durch zufälligen Zutritt von Oel und Schmutz
                              									ändert.
                           Einen zweckmäſsig angeordeten Stichsteller für
                              									Elastik-Nähmaschinen zeigt die Einrichtung von C. Schmidt
                                 										und Hengstenberg in Bielefeld (* D. R. P. Nr. 24443 vom 3. Februar 1883).
                              									Zunächst ist der Keil, welcher bei den vorher erwähnten Einrichtungen die wagerechte
                              									Bewegung des Stoffrückers vermittelt, durch einen Winkelhebel d (Fig. 5 Taf. 26) ersetzt
                              									und damit die Abnutzung und Reibung verringert. Der zur Bewegung dieses Winkelhebels
                              										d bezieh. des Stoffrückers dienende Hebel b bildet am Kopfende einen Ring, durch dessen Oeffnung
                              									die Stoffrückers tauge frei hindurch ragt und derselben die Drehung nach allen
                              									Seiten gestattet. Zur Veränderung der Stichlänge befindet sich am Maschinenkopfe der
                              									Theil a, dessen Schraubenmutter c die Hubhöhe des Hebels b und damit die
                              									rückgängige Bewegung des Stoffrückers begrenzt. Der durch eine Spiralfeder gegen die
                              									Schraubenmutter c gepreſste Zeiger e macht an einer Eintheilung die Stichgröſse
                              									ersichtlich.
                           
                           Fig. 1., Bd. 259, S. 410Fig. 2., Bd. 259, S. 410 Bei dem Apparate für überwendliche und
                                 										Kreuzstichnaht für Elastik-Nähmaschinen von A.
                                    										Wedermann in Wien (* D. R. P. Nr. 33298 vom 3. Mai 1885) ist die obere, den
                              									cylindrischen Maschinenkopf verschlieſsende Scheibe verzahnt und steht mit einem
                              									Zahnradbogen im Eingriffe; letzterer erhält durch eine Zugstange und Hebel von einer
                              									Curvenscheibe aus eine solche Bewegung, daſs die verzahnte Scheibe und der
                              									hindurchgehende Stoffrücker bei einem Stiche etwa nach rechts, bei dem nächsten
                              									Stiche wieder zurück gedreht wird. Die in Textfigur 1
                              									bei aus einander geschlagener Waare angegebene Naht, welche „Kreuzstichnaht“
                              									genannt wird, kommt nun auf folgende Weise zu Stande: Die beiden über einander
                              									liegenden Waarentheile mögen zunächst in a (Textfigur 2) durchstochen werden; der Stoffrücker
                              									führt seine rückgängige Bewegung aus und wird dabei so gedreht, daſs der Drückerfuſs
                              									die Stellung ab annimmt. Nach erhobener Nadel wird der
                              									Stoff in der Pfeilrichtung verschoben und die Nadel sticht neben den Stoff in b ein, während das Schiffchen den Nadelfaden
                              									durchkreuzt. Der Stoffrücker erhebt sich, geht zurück und wird in der Richtung bc gedreht, so daſs bei der nächsten Stoffverschiebung
                              									die Nadel in c einsticht u.s.f. Der Winkel, welcher von
                              									den beiden auf einander folgenden Stellungen des Stoffrückers eingeschlossen wird,
                              									kann durch die verstellbare Schwingungsweite des Zahnbogens verändert und somit die
                              									Form der Stiche nach Belieben gewählt werden.
                           
                              
                                 Gl.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
