| Titel: | Verbesserungen im Dickmaischverfahren. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 464 | 
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                        Verbesserungen im
                           								Dickmaischverfahren.
                        Verbesserungen im Dickmaischverfahren.
                        
                     
                        
                           Die zur Zeit wichtigste Frage in der Spiritusindustrie ist die der Diekmaischung. Da
                              									die Kartoffeln billig sind, so sieht man weniger auf vollständige Ausbeute wie auf möglichst stark concentrirte Maischen,
                              									um an Steuer zu sparen und somit eine Ausfuhrprämie zu erzielen.
                           Man sucht den Zweck dadurch zu erreichen, daſs man möglichst wenig Wasser beim
                              									Dämpfen und Maischen zusetzt, oder durch Vortrocknen der verwendeten Kartoffeln und
                              									durch Zusatz von Stärke oder Zucker.
                           Aus Kartoffeln, welche 21,7 Proc. Stärke enthalten, hat man leicht Maischen mit 24
                              									Proc. Zucker hergestellt und diese bis auf 2 Proc. vergohren. Andererseits erwies es
                              									sich als unvortheilhaft, von Kartoffeln mit nur 16 Proc. Stärke so starke Maische
                              									herzustellen, da diese wegen ihres hohen Trebergehaltes einen solch groſsen
                              									Steigraum verlangen, daſs die Vortheile wieder verloren gehen.
                           J. F. Höper in Hamburg (D. R. P. Kl. 6 Nr. 32676 vom 10.
                                 									März 1885) will dadurch concentrirte Maischen erzielen,
                              									daſs er die Kartoffeln mit überhitztem Dampfe dämpft.
                           Für das Zumaischen von Getreide ist nach Stenglein (Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1885/86 Bd. 9 S. 34) die zuvorige Mälzung zu empfehlen,
                              									wobei keinerlei Vorsicht angewendet zu werden braucht. Das gemälzte Zumaischmaterial
                              									wird gedarrt und fein geschroten. Bei der Maischung wird ein sehr geringer Theil
                              									Gerstenmalz in den Vormaischbottich gegeben und während des Ausblasens der
                              									Kartoffeln das Malzschrot allmählich zugesetzt. Die Maischung erfolgt alsdann ohne
                              									Rücksicht auf die Temperatur, welche im Gegentheile so hoch als möglich zu treiben
                              									ist; die Maische wird trotzdem durch das Malzschrot dünnflüssig erhalten. Erst nach
                              									beendigtem Ausblasen wird auf Maischtemperatur herabgekühlt und das zur Verzuckerung
                              									bestimmte Malz zugesetzt. Auf diese Weise ist Getreide als Zusatzmaterial am
                              									höchsten auszunutzen.
                           Will man in Scheiben geschnittene Kartoffeln trocknen, so muſs dies anfangs bei
                              									höchstens 58° geschehen und dann bei langsam steigender Temperatur, da sich sonst
                              									die Kartoffeln nachher schwer verarbeiten lassen.
                           Nach M. Delbrück (daselbst S. 29 und 34) liefern 100k feuchte Stärke, welche 50k reine Stärke enthalten, 300 Literprocent
                              									Alkohol. Feuchte Kartoffelstärke kostet jetzt in Berlin 8 M. für 100k; damit ist der Berliner Spirituspreis mit 38 M.
                              									zu vergleichen, wovon 300 Literprocent sich mit 11,40 M. bewerthen, so daſs ein
                              									Ueberschuſs von 3,40 M., also bei jetziger Preislage immerhin noch eine kleine Rente
                              									verbleibt.
                           Billiger ist die Schlammstärke, von welcher 100k
                              									vielleicht mit 4 M. zu haben sind. 100k
                              									Schlammstärke entsprechen 40k wirklicher Stärke
                              									und einer Spiritusausbeute von 40 × 60 = 240 Literprocent zu 38 M., also 9,10 M. Schlamm
                              									stärke würde mithin für 100k eine Rente von etwa 5
                              									M. lassen. Ob es in allen Fällen richtiger und besser ist, sich in einfachster Weise
                              									selbst Stärke aus den Kartoffeln zu bereiten, ist zu bezweifeln.
                           Stärkezuckerzumaischung stellt sich folgendermaſsen: Der
                              									im Handel befindliche Stärkezucker enthält nur 70 bis 80 Proc. vergährbaren Zucker.
                              										100k würden an Spiritus demgemäſs, 1k vergährbarer Zucker zu 55 Literprocent
                              									gerechnet, 385 bis 440 Literprocent liefern. Der Spirituswerth beträgt mithin 14,65
                              									bis 16,72 M. für 100k, gegenüber einem Preise von
                              									mindestens 20 M. Stärkezucker ist also viel zu theuer.
                           Während Delbrück für Maischen von 24 bis 26 Proc.
                              									Saccharometer die gewöhnlichen Centrifugalmaischapparate als unvortheilhaft bezeichnet, hält Böhme (daselbst S. 35) gerade die
                              									Centrifugalmaischapparate für empfehlenswerth.
                           Von anderer Seite (daselbst S. 10) wird Melasse als
                              									Zumaisch-material empfohlen. Nehmen wir z.B. einen Bottich von 3000l Inhalt an- mit dem vorhandenen Materiale kann
                              									nicht gut mehr als 9,5 Proc. gezogen werden. Es ergibt dies eine Ausbeute vom
                              									Bottich von 28500 Literprocent, Angenommen, daſs es durch geeignete
                              									Zumaischmaterialien gelänge, den Ertrag des Bottiches auf 31500 Literprocent = 10,5
                              									Procent vom Maischraume zu steigern, so würde man zunächst vom Bottich einen
                              									Mehrertrag von etwa 12 M. haben, welcher nur um die Kosten des Rohmaterials zu
                              									vermindern wäre, da die sonstigen Betriebskosten nicht vergröſsert werden. Nun geben
                              									aber 100k Melasse durchschnittlich 2300
                              									Literprocent Spiritus; es würden also zur Erzielung von 3000 Literprocent etwa
                              										130k Melasse erforderlich sein. 100k Melasse kosten nun etwa 6 bis 7 M., so daſs
                              										130k etwa 8 bis 9 M. kosten würden. Es würde
                              									sich also sonach für den Bottich ein reiner Mehrertrag von 3 his 4 M. ergeben.
                           Die Gährung der Dickmaischen erörtert M. Delbrück in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1885 S. 682, 762 und 801; ferner 1885/86 Bd. 9 S.
                              									34, 50 und 66 in mehreren Arbeiten. Hierfür ist ein gutes, reines Malz und eine
                              									kräftige, reine, von Bakterien freie Hefe die Grundbedingung.
                           Bei der Einmaischung der Hefe können die dem Grünmalze anhaftenden Schmarotzer durch
                              									eine hohe Einmaischtemperatur unschädlich gemacht werden. Die Einhaltung einer
                              									richtigen Säuerungstemperatur (50°) dürfte fernerhin hinreichende Sicherheit
                              									gewähren, um etwa nicht getödtete Fermente nicht zur Wirkung kommen zu lassen. Durch
                              									die Fühlung der Mutterhefe mittels der Mutterhefeneimer selbst wird die fertig
                              									gestellte Hefe mit der Bakterien enthaltenden Luft in Berührung gebracht und so ist
                              									eine Verunreinigung der Hefe möglich. Es empfiehlt sich darum, bei Anstellung des
                              									Hefengutes mit Mutterhefe die oberste Schicht derselben zu entfernen, da diese am
                              									meisten mit der Luft in Berührung kommt und folglich die meisten Bakterien in sich
                              									schlieſsen wird.
                           
                           Durch eine kräftige Gährung und starke Erwärmung der Hefe selbst ist es wiederum
                              									möglich, eine kräftige Hefe zu erzielen und durch eine reichliche Hefenerzeugung das
                              									Aufkommen der etwa vorhandenen schädlichen Fermente zu verhindern. Die Gährung ist
                              									eine um so heftigere, je concentrirter das ursprüngliche Hefengut war. Reine
                              									Grünmalzhefen sind nicht in jener Concentration herzustellen, wie solches bei Maischhefen möglich ist, so daſs nach Stenglein letztere vorzuziehen sind.
                           Die Hauptgährung tritt bei dem neuen Verfahren durch die höhere Abstelltemperatur und
                              									in Folge der höheren Temperatur, bei welcher die Hefe zur Maische zugesetzt wird, in
                              									sehr kurzer Zeit ein, etwa 6 bis 8 Stunden nach der erfolgten Abstellung der Maische
                              									und die Maische ist darum nach 30 Stunden schon in abnehmender Gährung begriffen.
                              									Die Maische soll dann eine Temperatur von höchstens 30° erreicht haben und ist daher
                              									eine Gährbottichkühlung einzurichten. Um die Gährung zu
                              									Ende zu führen, wird Wasser zugesetzt. Die Menge desselben hängt von der Temperatur
                              									ab, welche die Maische in ihrer Hauptgährung erreicht, ferner von den Temperaturen
                              									des Wassers selbst und schlieſslich von den örtlichen Verhältnissen des Gährraumes
                              									und den auf die Gährung einwirkenden atmosphärischen Verhältnissen. Der Wasserzuguſs
                              									ist unter allen Umständen falsch, wenn derselbe derart und in solchen Mengen
                              									erfolgt, daſs die Maische hierdurch abgekühlt wird und sei dies auch nur um 2 bis 3°
                              									der Fall. Ferner soll bei dem neuen Verfahren ein Durchrühren der Maische und des
                              									Wassers nicht stattfinden, zum Mindesten nicht mit der ganzen, der Maische
                              									zuzusetzenden Wassermenge. Es soll sich vielmehr das Wasser oder wenigstens der
                              									gröſste Theil desselben in der langen Nachgährung mit der Maische von selbst
                              									vermengen, damit eine allmähliche Verdünnung des Alkoholgehaltes eintrete, welcher
                              									der Hefe sodann eine allmähliche Umsetzung des noch vorhandenen Zuckers gestattet,
                              									die bis zum Schlusse der Gährung, also bis zum Augenblicke des Abbrennens der
                              									Maische andauern soll.
                           Um die Grenze der Leistungsfähigkeit der Hefe für die Vergährung von Dickmaischen bei
                              									einer Gährzeit von 72 Stunden festzustellen, verwendete M.
                                 										Delbrück eine Maische, welche in 4l
                              										1200g Rohrzucker, 40g Asparagin, 6g
                              									phosphorsaures Kalium und 2g schwefelsaure
                              									Magnesia enthielt; auſserdem wurde mit Schwefelsäure sehr schwach angesäuert. Die
                              									Gährungen wurden mit stärkefreier Preſshefe bei 25 bis 30° gehalten. Die Gährung
                              									verlief höchst flott und der nach 72 Stunden unterbrochene Versuch ergab nach
                              									Alkohol- und Kohlensäurebestimmung, daſs die vergohrene Maische fast keinen Zucker
                              									mehr enthalten konnte; denn der Alkoholgehalt betrug nicht weniger als 18,0 bis 18,8
                              									Vol.-Proc. Es wurde erhalten bei einer Aussaat von 12g Hefe 18,3 Proc., bei einer Aussaat von 16g 18,6, 18,0, 18,1 Proc., von 24 bis 32g
                              									18,8, 17,6 Vol.-Proc. Alkohol.
                           Hierdurch ist nachgewiesen, daſs die gewöhnliche käufliche Preſshefe Rohrzuckerlösungen, welche mit
                              									geeigneten Nährmitteln versehen sind, von solcher Concentration zu vergähren vermag
                              									und zwar innerhalb der in der Praxis üblichen Gährzeit von 72 Stunden, daſs die
                              									vergohrene Flüssigkeit über 18 Vol. Proc. Alkoholgehalt, ja fast bis 19 Proc.
                              									Alkohol enthält. Der weiter verfolgte Versuch ergab denn auch, daſs in der
                              									vergohrenen Flüssigkeit sich nur noch Spuren von Zucker fanden und daſs also dieses
                              									auſserordentliche Ergebniſs der Gährwirkung bei einer fast absoluten Vergährung des
                              									Zuckers erzielt ist.
                           Es wurden nun Versuche angestellt mit einer Aussaat von 2, 4, 8, 12, 16, 24 bis 32g Hefe auf 400cc
                              									Zuckerlösung. Dabei ergab eine Aussaat von:
                           
                              
                                 
                                   2g
                                 Hefe
                                 einen
                                 Alkoholgehalt
                                 von
                                 10,1 Proc.
                                 
                              
                                 
                                   4
                                 
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                                 14,2
                                 
                              
                                 
                                   8
                                 
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                                 17,2
                                 
                              
                                 
                                 12
                                 
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                                 18,3
                                 
                              
                                 
                                 16
                                 
                                 „
                                     „            „
                                 
                                 18,6
                                 
                              
                                 24
                                 bis
                                 32
                                 „
                                     „            „
                                 bis
                                 18,8
                                 
                              
                           Hiernach genügen praktisch 12 bis 16g Hefe. Verlängert man die Gährzeit von 2 auf 5
                              									Tage, so lassen sich selbst mit 2g Preſshefe bis
                              									14 Proc. Alkohol erzielen. Mit Bierhefe waren höchstens 11,6 Proc. Alkohol zu
                              									erreichen. Dieselbe ist daher für Dickmaischen nicht geeignet.
                           Es wurde nun eine Lösung von 120g Zucker auf 400cc für sich (I), mit Nährsalzen versetzt (II),
                              									auſserdem mit 4g Asparagin (III), dieselbe noch
                              									mit gesäuertem Malz (IV) und schlieſslich eine Zuckerlösung mit Nährsalzen, 2g Asparagin und 200g Roggenschrot (V) mit je 2g Preſshefe
                              									angesetzt:
                           
                              
                                 Kohlensäureverlust von 400cc Maische nach
                                 Entspr.Alkohol
                                 
                              
                                 Tagen:
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 Zu-sammen
                                 
                              
                                 I
                                   2,7g
                                   2,9g
                                 2,0g
                                 1,3g
                                   8,9g
                                   3,0%
                                 
                              
                                 II
                                   4,3
                                   4,0
                                 3,1
                                 2,9
                                 14,3
                                   4,6
                                 
                              
                                 III
                                 13,8
                                 13,4
                                 9,0
                                 5,1
                                 41,3
                                 13,4
                                 
                              
                                 IV
                                 30,3
                                 15,4
                                 4,8
                                 0,4
                                 50,9
                                 16,5
                                 
                              
                                 V
                                 30,1
                                 18,9
                                 8,5
                                  –
                                 57,5
                                 18,7
                                 
                              
                           Somit lassen sich auch durch ganz geringe Hefenaussaatmengen hohe Alkoholgehalte,
                              									sogar die überhaupt höchst erreichbaren erzielen, wenn nur für eine vorzügliche
                              									Ernährung der Hefe gesorgt wird. Man glaubte bisher, daſs das Asparagin für sich
                              									allein im Stande sei, eine völlige Nährmischung mit den dazu gehörigen Salzen für
                              									die Hefe zu Hefern; dies ist nunmehr, wenigstens für die Vergährung von
                              									concentrirten Zuckerlösungen, als unrichtig erwiesen. So glatt das Asparagin von der
                              									Hefe aufgenommen wird, so wenig ist es doch geeignet, eine so lebhafte Sprossung und
                              									eine so lebhafte Gährthätigkeit in der Hefe zu erzeugen, als sie gewonnen wird, wenn
                              									man dem Asparagin mit der Verwendung wirklichen Eiweiſs zu Hilfe kommt. Der mikroskopische Befund ergab
                              									übrigens auch, daſs die Einwirkung des Roggenzusatzes für das ganze Verhalten der
                              									Hefe bedeutungsvoll ist. Die Hefe sproſst viel stärker als bei reinem Asparagin. Das
                              									Aussehen ist gesunder und dabei haben die Zellen eine etwas lang gestreckte
                              									Form.
                           Bemerkenswerth ist, daſs Roggenschrot besser wirkt als gesäuertes Malz,
                              									wahrscheinlich weil es die Eiweiſsverbindungen noch in ursprünglicher Form enthält,
                              									während durch den Mälzungsprozeſs ein Theil der Eiweiſsstoffe in Asparagin übergeht,
                              									wogegen in obigen Lösungen bereits hinreichend Asparagin vorhanden war. Jedenfalls
                              									wird unsere Kunsthefe, wenn sie richtig behandelt und richtig gezüchtet wird, ohne
                              									Zuhilfenahme von Preſshefe und Bierhefe im Stande sein, auch die concentrirtesten
                              									Maischen zu vergähren, wenn nur dabei in der Maische selbst für eine angemessene
                              									Ernährung der Hefe gesorgt wird. Die in Deutschland gebräuchlichen Maischen
                              									enthalten nicht genügende Eiweiſsmengen, da das Eiweiſs der Kartoffeln durch den
                              									Dämpfprozeſs gerinnt und dadurch für die Hefe meist unbrauchbar wird.
                           Mais enthält 10 Proc. Eiweiſs, davon aber nur 1 Proc. lösliches, während Roggen 5 bis
                              									6 Proc. lösliches Eiweiſs enthält. Um daher ganz concentrirte Maischen zu vergähren,
                              									empfiehlt sich der Zusatz von etwas Roggenschrot. Dabei ist daran zu erinnern, daſs
                              										Stenglein in der Brennerei Alt-Klücken bei
                              									Verwendung des Roggenschrotes als Zumaisch-material nicht bloſs den Stärkegehalt des
                              									Roggens zur Vergährung brachte, sondern auch die verwendeten Kartoffeln zu einer
                              									höheren Ausnutzung führte. Zieht man hierzu die vorliegenden Versuche, so wird man
                              									den Schluſs, daſs durch theilweise Ernährung mit Roggen die Gährkraft der Hefe
                              									bedeutend verstärkt wird, für gerechtfertigt halten. Aenliche Erfahrungen liegen
                              									auch vor bezüglich der Verarbeitung von Mais. In Amerika, wo der Mais ja das
                              									ausschlieſsliche Rohmaterial für die Brennereien liefert, wird niemals reiner Mais
                              									zur Verarbeitung gebracht. Auſser dem nothwendigen Verzuckerungsmalz werden immer 10
                              									Proc. Roggenschrot als Zumaischmaterial verwendet und dadurch sehr hohe Ausbeuten
                              									erzielt. In Amerika hat sich das Hochdruckverfahren nicht einzubürgern vermocht. Man
                              									hat es zum Theile wieder aufgegeben, weil der Geschmack des erzeugten Spiritus ein
                              									veränderter war, vor allen Dingen aber deshalb, weil die Erträge, welche das
                              									Hochdruckverfahren liefert, die gewohnten Erträge nicht so sehr übertrafen, daſs
                              									dadurch die Bedenken wegen des Geschmackes des erzeugten Spiritus gehoben werden
                              									konnten.
                           Wenn nun die Amerikaner ohne Hochdruck, trotz der bei dem einfachen Kochen des
                              									Maisschrotes in offenen Gefäſsen nothwendigen schlechten Aufschlieſsung der Stärke
                              									so hohe Erträge vom Rohmaterial erzielen, so ist dies nur zu erklären durch die
                              									Verwendung einer Hopfenhefe, dann aber auch durch die Mitverwendung von
                              									Roggenschrot, Um somit
                              									in 72 stündiger Gährzeit concentrirte Zuckerlösungen zu vergähren, bedarf man
                              									entweder einer sehr starken Hefenaussaat, oder bei Verwendung einer geringen
                              									Hefenaussaat einer Maische, welche reich ist an Hefennährstoffen, besonders aber an
                              									der Hefe zusagendem wirklichen Eiweiſs.
                           P. Wilke (daselbst S. 35) verwendet auf 2600l Maische 50k
                              									Gerste und so viel 18,5 bis 22 Proc. Stärke haltige Kartoffeln, daſs die Maische 23
                              									bis 25° Balling zeigt. Die Maische wird bei 16 bis 18° in den Gährbottich gepumpt.
                              									Nachdem sich nun die Maische bis 21° erwärmt hat, tritt der Kühler in Thätigkeit und
                              									verbleibt hierbei 9 Stunden. Dies würde ungefähr von der Einmaischung an gerechnet
                              									der zweite Tag Abends 6 Uhr sein; nach beendigter Kühlung erfolgt der erste
                              									Wasserzuguſs von 100l. Die Maische, welche nun
                              									eine Temperatur von 25° hat, wärmt sich bis zum dritten Tage Morgens bis auf 28°,
                              									worauf der zweite Wasserzuguſs von 100l erfolgt,
                              									nach welchem bis zum Abbrennen eine weitere Erwärmung um 0,6° eintritt. Die
                              									Vergährung ist nun 1,5 bis 0,5; der Säuregrad nimmt nur um 0,3° zu. Der Ertrag ist
                              									ein so vortrefflicher, daſs man von obigem Zuckergehalte eine Ausbeute von 10 bis
                              									11,2 Proc. vom Liter Maischraum erzielt. Um aber eine gute Vergährung zu erzeugen,
                              									ist durchaus eine gute Hefe erforderlich, wobei hauptsächlich die hohe
                              									Säuerungstemperatur einzuhalten ist.