| Titel: | M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von geschöpftem Bogenpapier. | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 497 | 
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                        M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von
                           								geschöpftem Bogenpapier.
                        Mit Abbildungen.
                        Sembritzki's Maschine für geschöpftes Bogenpapier.
                        
                     
                        
                           Die jetzt beliebte „altdeutsche“ Papierausstattung für Briefbogen u. dgl., wie
                              									auch die durch Verschlechterung des Maschinenpapieres zu Folge groſser Beimengung
                              									von Füllstoffen bedingte Frage nach dem besseren Handpapiere haben zur Construction
                              									von Maschinen angeregt, auf welchen Bogen mit den als Erkennungszeichen für
                              									Handpapier geltenden rauhen Rändern und Wasserzeichen [erzeugt werden sollen.
                              									Einestheils sucht man dabei durch Einrichtungen an den bestehenden
                              									Maschinenanordnungen nur das Aussehen von Handpapier nachzuahmen (vgl. Th. Bell 1885 255 * 316),
                              									anderentheils neue Maschinen zu entwerfen, in denen die Papierbögen auf
                              									Schöpfrahmen, wie bei der Handarbeit, erzeugt werden (vgl. Clark, Hobday und Ermel 1877 224 225). Eine
                              									Maschine der letzteren Art ist die von Direktor Max
                                 										Sembritzki in Schlöglmühl bei Gloggnitz angegebene Schöpfpapiermaschine
                              									(vgl. * D. R. P. Kl. 55 Nr. 26580 vom 1. September 1883), deren Ausführung Escher, Wyss und Comp. in Zürich übernommen haben und
                              									welche sich bereits mit Erfolg im Betriebe befindet. Aehnlich wie bei der
                              									Handpapierfabrikation wird bei dieser Maschine von einem Schöpfrahmen oder der Form eine bestimmte Menge Papierbrei aufgenommen, durch
                              									Schütteln der Form eine Verfilzung der Fasern bewirkt und der gebildete Bogen von
                              									der Form abgegautscht. In Fig. 3 bis 5 ist eine Ausführungsform der Sembritzki'schen Maschine veranschaulicht, bei welcher gleichzeitig mit
                              									zwei Formen gearbeitet wird, jedoch sei vorher mit Bezug auf Fig. 1 die Wirkungsweise der Maschine für eine Form
                              									beschrieben.
                           Fig. 1., Bd. 259, S. 497 Die Schöpfform A besteht aus dem in bekannter
                              									Weise mit Drahtsieb überzogenen Rahmen, welcher in einem viereckigen doppelwandigen Kasten vollkommen
                              									dicht schlieſsend auf und ab bewegt werden kann. Ueber die innere niedrigere Wand
                              									des Kastens läuft bei gehobenem Rahmen der Ueberschuſs des aufgenommenen
                              									Papierbreies in die von der Doppelwand gebildete Rinne, aus welcher derselbe
                              									seitlich abläuft und in den Stofftrog zurückbefördert wird. Die ganze Schöpfform
                              									liegt auf einem Schlitten, welchem durch eine daran befestigte Zahnstange G mittels eines abwechselnd nach beiden Drehrichtungen
                              									angetriebenen Rades F eine Hin- und Herbewegung
                              									ertheilt wird. Dabei wird der Siebrahmen, die eigentliche Form, indem mit derselben
                              									verbundene Arme L auf entsprechenden Führungsschienen
                              										K gleiten, an bestimmten Stellen gehoben und
                              									gesenkt. Auſserdem werden dem Schlitten und damit auch der Form bei der
                              									Längsverschiebung, wenn die letztere zwischen zwei in Rüttelbewegung befindlichen
                              									Schienen I gleitet, kurze schnelle Querbewegungen
                              									ertheilt. Der von der Form beschriebene Weg ist durch das Schema Fig. 2 verdeutlicht. Bei a steht die Form einige Zeit still, um von dem darüber liegenden
                              									Vertheiler auf ihrer Fläche gleichmäſsig Papierbrei zu empfangen. Während des darauf
                              									von der Form gemachten Weges nach b wird durch die
                              									seitlichen Rüttelungen eine Verfilzung der Fasern der aufgenommenen Papierschicht
                              									bewirkt und, wenn die Form bei b etwas gehoben wird,
                              									durch Absaugung dieselbe vollkommener entwässert. In gehobener Stellung von c aus beginnt sodann die Form ihren Rückgang, wobei
                              									durch Anlaufen an der Leitwalze P (Fig. 1) eines endlosen Filztuches der fertige Bogen
                              									von der Form abgegautscht wird; die Form senkt sich bei d wieder in die ursprüngliche Höhe und geht dann von e nach a zurück, um auf
                              									diesem Wege durch ein Spritzrohr gereinigt zu werden. Das Spiel beginnt dann von
                              									Neuem.
                           Fig. 2., Bd. 259, S. 498 Der Vertheiler für den Papierbrei auf der Schöpfform setzt sich zusammen:
                              									aus dem festen Kasten D, welcher durch Rinnen T mit dem Knotenfangkasten C in Verbindung steht, und der durchlochten Platte B, welche sich in dem Kasten auf und ab bewegen läſst. Im Boden des
                              									Kastens sind kleine Röhrchen i angebracht, die den
                              									Löchern der Platte entsprechen, aber in denselben Spielraum zum Durchtritte des
                              									Papierbreies lassen. Wird die Lochplatte B gesenkt, so
                              									steigt der Papierbrei in diesen Spielräumen in die Höhe, übergieſst sich dann in die
                              									Röhrchen und flieſst auf die Form. Die Senkung der Platte wird durch Anstoſsen der
                              									Form an den Gewichtshebel E bewirkt, an welchen die
                              									Platte B aufgehängt ist.
                           An den Boden des Kastens der Schöpfform ist das Rohr M
                              									angeschlossen, welches bei der Bewegung der Form mit seiner unteren Flansche auf der
                              									stellbaren Schiene H gleitet. Entsprechend der
                              									Abbiegung derselben wird die Oeffnung des Rohres frei und das im Kasten A
                           
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 259, S. 499
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 259, S. 499
                              
                           
                           befindliche, von dem Papierbreie durch das Sieb abgelaufene
                              									Wasser kann austreten. Dabei wird eine Saugewirkung auf das Innere der Form
                              									entstehen, welche die weitere Entwässerung des gebildeten Papierbogens nur fördert.
                              									Eine solche Saugewirkung entsteht auch noch durch die kurze Hebung der Form am Ende
                              									der Verschiebung derselben. Zu regeln sind diese Wirkungen durch die Form der
                              									Schiene H und einen in dem Rohre M angeordneten Hahn R.
                           Fig. 5., Bd. 259, S. 500 Bei der ausgeführten Doppelmaschine (Fig. 3 bis 5) faſst
                              									jede Form A abwechselnd ihren Stoff und gautscht das
                              									gebildete Blatt an ihren besonderen Filz, wo dasselbe durch Pressen noch weiter
                              									entwässert wird. Die beiden Formen sitzen an einem
                              									Schlitten und führt jede für sich die beschriebenen Vorgänge aus. Der Vertheiler ist
                              									nur einmal vorhanden und in der Mitte der Maschine
                              									angeordnet. Der durch das Knotensieb C gegangene Stoff
                              									flieſst in Rinnen T auf eine über dem Vertheiler
                              									angeordnete Schüssel, von welcher eine Anzahl Kanäle nach allen Richtungen über den
                              									Vertheiler führen, um den Papierbrei möglichst gleichmäſsig an allen Stellen in
                              									denselben flieſsen zu lassen. Unter dem Boden des Kastens des Vertheilers ist noch
                              									eine Siebplatte über den Formen A angebracht, welche
                              									von der Rüttelbewegung des Knotensiebes aus mit hin und her bewegt wird. Der in den
                              									Röhrchen i herabflieſsende Papierbrei gelangt erst
                              									durch dieses Sieb in die darunter geführten Schöpfformen. Die Lochplatte des
                              									Vertheilers D wird durch Gewichte an dem Hebel E immer, nachdem die Form gefüllt ist, wieder in die
                              									Höhe gezogen. Die senkrechte Bewegung der Schöpfformen werden hier mittels
                              									Kniegelenken L, welche beim Anfahren der Formen unter
                              									die Gautschwalzen P durch feste Nasen N geschlossen werden, hervorgebracht. Auf dem Rückwege
                              									der Form zum Vertheiler öffnet eine zweite vorstehende Nase N das Gelenk L wieder. Auf dem Rückwege
                              									werden die Formen durch die Spritzrohre V gereinigt.
                              									Damit dieselben nur dann Wasser auf die Formen geben, wenn letztere leer sind, also
                              									beim Rückgange, werden die Hähne in der Wasserzuleitung zu den Spritzrohren dann
                              									durch Anstoſsen des Schlittens an sie bewegende Hebel geöffnet. Damit während der
                              									Verschiebung der mit Papierbrei beladenen Form auch die Rohre nicht nachtropfen
                              									können, wodurch der sich bildende Bogen Flecken erhalten würde, werden die Rohre
                              									noch besonders geschützt. Um die Gelenke L die
                              									seitlichen Schüttelbewegungen des Schlittens nicht mitmachen zu lassen, sind
                              									dieselben mit dem Schlitten durch Bogen verbunden und tragen in einer Schale 4
                              									Kugeln (vgl. Fig. 5), auf denen die Form aufruht und
                              									welche die Bewegung derselben leicht zulassen.
                           
                           Zu den Pressen, welchen die nassen Papierbogen zwischen zwei endlosen Filztüchern
                              									zugeführt werden, sind Gummiwalzen verwendet, welche beliebig belastet werden
                              									können. Für jedes Filztuch ist ein Waschwalzenpaar und eine Abstreichbürste
                              									vorhanden. Die gepreſsten Bogen werden von den Tischen an den Enden der Maschine von
                              									Hand abgehoben und zur Trocknung gebracht.
                           Der Antrieb der Maschine ist aus Fig. 4 ersichtlich.
                              									Der vom Deckentriebwerke gedrehte Riemenkegel treibt durch ein Winkelräderpaar eine
                              									kurze Welle und ein auf dieser sitzendes Stirnrad ein Kurbelrad; letzteres bringt
                              									durch eine Gelenkstange einen Zahnbogen zum Schwingen, welcher dadurch bei jedem
                              									Umlaufe des Kurbelrades ein eingreifendes Stirnrad einmal nach vorwärts und einmal
                              									nach rückwärts umdreht. Von der Achse des letzteren Rades wird dann der Schlitten
                              									mit den Schöpfformen und mittels Riemen die beiden Walzenpressen bewegt. Jede Presse
                              									erhält nur dann Bewegung, wenn die derselben zugetheilte Schöpfform den Rückgang zum
                              									Vertheiler ausführt. Beim Vorwärtsgange der Formen bleiben die Pressen stehen; dabei
                              									gewinnen die Arbeiter zum Abheben der Bogen von den Filzen Zeit. Die ausdehnbaren
                              									Antriebscheiben sind zu diesem Zwecke lose und werden nur bei der entsprechenden
                              									Drehungsrichtung mit der Presse durch ein Sperrrad mit federnder Klinke
                              									gekuppelt.
                           Die beschriebene Maschine liefert ununterbrochen wirklich geschöpfte Papierbogen von solcher Menge und Regelmäſsigkeit, wie es
                              									selbst die besten Büttenarbeiter nicht zu schaffen vermögen. Erhabene und vertiefte
                              									Musterungen der Schöpfformen treten in den fertigen Papieren mit Schärfe und
                              									Klarheit hervor.