| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 1 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof.
                           									Fr. Kick.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								259 S. 385.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1 ff.
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           7) Es folge nun die Besprechung der Neuerungen an den
                                 										Desintegratoren, Schleudermühlen oder Schlagstiftmaschinen selbst und sei zunächst auf die bereits in dem
                              									früheren Theile dieses Berichtes (S. 394 v. Bd.) erwähnten Dismembratoren mit Ventilator von Nagel und Kaemp in
                              										Hamburg (* D.
                                 										R. P. Nr. 26904 vom 23. Februar 1883 und Zusatz * Nr. 29512 vom 15. Mai
                                 										1884) näher eingegangen. Es enthalten diese beiden Patente verschiedene
                              									Anordnungen der Verbindung des Dismembrators mit Ventilatoren. Das Uebereinstimmende
                              									dieser Anordnungen liegt darin, daſs die Achse der Stiftenscheibe zugleich auch
                              									Ventilatorachse ist, daſs sich daher beide mit gleicher Umlaufzahl drehen. Im
                              									Uebrigen kann die Anordnung sehr verschieden sein: Bei einem einfachen Dismembrator
                              									kann der Ventilator gesondert als Saugventilator hinter die rotirende Stiftenscheibe
                              									gestellt sein, derart, daſs er die von der Schlagstiftscheibe ausgeschleuderte Luft
                              									und das Mahlgut ansaugt und in ein senkrechtes Rohr treibt, in welchem das Mahlgut
                              									bis unter Dach gehoben werden kann. Um hierbei den Ventilator genügend mit Luft zu
                              									speisen, ist demselben auch gestattet, äuſsere Luft in regulirbarer Menge
                              									anzusaugen. Bei einem doppelten Dismembrator ist die Stiftenscheibe beiderseits mit
                              									Stiften oder Schlagbolzen besetzt und sind hier zwei Ventilatoren angebracht, deren
                              									Aufgabe für jede Abtheilung des Dismembrators die früher erwähnte ist. Bei einer
                              									dritten Anordnung ist die Stiftenscheibe eines doppelten Dismembrators über die
                              									Schlagstifte hinaus fortgesetzt und trägt beiderseits zahlreiche, kleine
                              									Ventilatorflügel f, wie dies Fig. 1 Taf. 1 andeutet;
                              									hierbei wird der gröſsere Theil der zur Hebung des Mahlgutes erforderlichen Luft
                              									durch die Oeffnungen e im Gehäuse angesaugt. Eine
                              									vierte Anordnung ist endlich in Fig. 2 Taf. 1 im
                              									senkrechten Durchschnitte dargestellt. Dieser Dismembrator ist ein einfacher und
                              									sind an der Rückwand der Stiftenscheibe S die gröſseren
                              									Flügel c, an der mit Stiften besetzten Vorderwand die
                              									kleineren Flügel i angebracht; dadurch soll der auf
                              									beide Scheibenseiten sonst
                              									ungleich wirkende Luftdruck möglichst ausgeglichen und ein Schub in der
                              									Achsenrichtung vermieden oder doch möglichst herabgemindert werden.
                           Die Schlagstiftmaschine von Bergmann und
                                    											Schlee in Halle a.
                                 										S. (* D. R. P. Nr. 28949 vom 16. März 1884 und
                                 										Zusatz * Nr. 29484 vom 25. Mai 1884) hat zu dem in der Patentbeschreibung
                              									angegebenen Zwecke: „dem Uebelstande eines zu raschen Mahlgutdurchganges
                                 										abzuhelfen“, die in Fig. 3 Taf. 1 im
                              									Längsschnitte dargestellte Anordnung erhalten, a ist
                              									die Speisewalze, b die Zuführungsschnecke, c und d sind zwei
                              									Desintegratorscheiben, t und m Trommel und Mantel, welche die Fortsetzung dieser Scheiben bilden und
                              									das Mahlgut zwingen, länger in der Maschine zu verweilen und zahlreichere Stöſse zu
                              									empfangen. Die Stifte der Trommel und des Mantels sind im Querschnitte länglich oval
                              									und so schräg gestellt, daſs sie die Weiterführung des Mahlgutes fördern. Um die
                              									Geschwindigkeit dieser Weiterbewegung ändern zu können, lassen sich die am Mantel
                              									angebrachten Stifte durch Vorrichtungen, welche an jeder Stiftenreihe angebracht
                              									sind, verstellen, d.h. um ihre Achsen etwas verdrehen. An dem cylindrischen Theile
                              									der Trommel sind schief gestellte Schlagleisten l,
                              									welche das Mahlgut gegen das Sieb m1 werfen. Wie aus Fig. 3 ersichtlich, erhält
                              									die Trommel ihre Bewegung von der Riemenscheibe s1, der Mantel von der Riemenscheibe s2. Das feine Mahlgut,
                              									welches durch das Sieb geht, gelangt nach dem Auslaufe z1, das grobe Mahlgut nach z2.
                           Dem Berichterstatter erscheint es fraglich, ob den Zwecken einer entwickelten
                              									Müllerei durch diese Anordnung gedient sein kann. Jedenfalls wird sich dort, wo die
                              									Scheibe sich an den Mantel setzt, Mahlgut häufen und leicht über die Gebühr
                              									erwärmen.
                           Die übrigen hierher gehörigen patentirten Neuerungen (C.
                                 										Schütze Nr. 24803, C. Schröder Nr. 28859 und
                              									29719 bez. J. Hospelt Nr. 33185) erscheinen für
                              									Getreidevermahlungen von keinem Belange.
                           8) Weizenschneidmaschinen, Weizenspaltmaschinen. Die Weizenschneidmaschinen haben bekanntlich den Zweck, die
                              									Körner des Weizens in Stückchen der Quere nach zu zerschneiden, also ein grobes
                              									Schrot zu bilden, mit thunlichster Vermeidung der Bildung von Schrotmehl. Die Weizenspaltmaschinen sollen das Weizenkorn der Furche
                              									nach spalten und das so gebildete Schrot würde dann, auf Bürstmaschinen geputzt,
                              									auch eine Entfernung des in der Spalte enthaltenen
                              									Staubes gestatten. Es liegt also beiden Maschinengruppen eine berechtigte Idee zu
                              									Grunde; doch haben sich die Weizenschneidmaschinen für die Dauer meist deshalb nicht
                              									bewährt, weil die Werkzeuge der Theilung sich bald abstumpfen und dann quetschend
                              									wirken, wobei sich viel Schrotmehl einstellt, der Zweck daher nicht erreicht wird;
                              									das Spalten des Weizens der Länge der Körner nach gelingt aber stets nur
                              									theilweise.
                           Ferd.
                                    											Lange in Kiel
                              									(* D. R. P. Nr. 33608 vom 27. Februar 1885) hat eine Weizenschneidmaschine angegeben, welche von den bisher bekannten
                              									Constructionen wohl wesentlich abweicht, bei welcher aber einerseits eine gute
                              									Arbeit auch nur so lange möglich ist, als das angewendete Messer scharf bleibt,
                              									andererseits die Menge der Leistung ziemlich beschränkt ist. Die Fig. 5 und 6 Taf. 1 zeigen die
                              									Anordnung der arbeitenden Theile. Ein Cylinder C ist
                              									mit Grübchen versehen, in welche sich die Getreidekörner der Längsrichtung nach
                              									einstellen. Die vorstehenden Hälften werden durch das Messer m abgeschnitten. Sind die Grübchen an der Auſsenseite des Cylinders (Fig. 5), so
                              									läuft derselbe mit dichtem Anschlusse unter einer Gosse hin, in welcher sich das
                              									Messer m mit seiner Schneide befindet. Die in den
                              									Grübchen bleibenden Hälften der Körner fallen unten ab und die abgeschnittenen
                              									oberen Hälften werden aus der Gosse durch später folgende Grübchen hinausgeführt.
                              									Befinden sich die Grübchen auf der Innenfläche des Cylinders (Fig. 6), so werden die
                              									darin verbliebenen Hälften in der Richtung der Bewegung gehoben und fallen in eine
                              									entsprechend geformte Rinne R, aus welcher sie durch
                              									eine Schnecke S zum Auslaufe geführt werden.
                           F. Lange hat noch ein weiteres Patent * Nr. 34622 vom
                              									10. April 1885 für denselben Zweck genommen, welchem zufolge der Weizen durch
                              									kreisrunde Löcher der Bodenplatte eines Gefäſses, mit einer seiner Spitzen voran,
                              									gegen eine in geringem Abstande von der Bodenplatte rotirende Eisenscheibe – oder
                              									bei cylindrischem Boden, gegen eine Eisentrommel – fallen soll. Diese Eisenscheibe
                              									stützt die Körner und verhindert deren Fall so lange, bis eines der in dieselbe
                              									eingesetzten Messer den vor der Bodenplatte vorstehenden Theil des Kornes
                              									abschneidet. Die Arbeit kann auch hier nur bei scharfen, dicht an der Bodenplatte
                              									vorbei streichenden Messern gut erfolgen.
                           Auf Weizenspaltmaschinen beziehen sich die Vorschläge
                              									von Georg
                                    											Kiefer in Feuerbach-Stuttgart (*
                              										D. R. P. Nr. 26751 vom 7. Oktober 1883 und Nr. 27897 vom 28.
                                 										December 1883). Zunächst sind zur Theilung der Körner zwei Mahlscheiben
                              									angewendet, deren eine mit concentrischen Furchen versehen ist, während die zweite
                              									Scheibe Furchen besitzt, welche tangential gegen einen Zugkreis gerichtet sind,
                              									dessen Radius etwa ⅔ des Scheibenhalbmessers beträgt. Der mit Furchen versehene
                              									Scheibentheil ist eine Ringfläche, welche vom Rande kaum auf ⅓ des Halbmessers
                              									einwärts läuft. Der innere Theil der Scheiben bildet den Schluck. Der äuſsere
                              									geriffelte Theil steigt gegen den Umfang etwas an, so daſs der Scheibenabstand dort
                              									am kleinsten ist. Die Körner sollen der Länge nach in den tangential zum Zugkreise
                              									gelegten Furchen auswärts gleiten und von den Kreisfurchen schlieſslich gefaſst und
                              									gespalten werden. Bei dem zweiten Vorschlage verwendet Kiefer eine geriffelte Scheibe und gegen dieselbe gestellte, eigenthümlich
                              									geformte Messer m (Fig. 7 Taf. 1) an; aus
                              									dieser Figur, welche in ⅔
                              									n. Gr. die Art des Fassens und Brechens der Körner darstellt, ist ersichtlich, daſs
                              									die geriffelte Scheibe S an dem Messer m vorbei streicht und hierbei die Körner faſst und
                              									spaltet. Der Arbeitsvorgang kann sehr vollkommen erfolgen, wenn den Körnern Zeit
                              									gelassen ist, sich richtig einzulegen und an der Messerkante erforderlichen Falles
                              									sich zu drehen, bis das Fassen an der Spalte erfolgt. Sowie aber die Bewegung der
                              									Scheibe sehr rasch vor sich geht, findet das Durchreiſsen und Brechen unregelmäſsig
                              									statt. Die Leistung dieser Maschine kann keine groſse sein.
                           Hier sei bemerkt, daſs man mittels Riffelwalzen sowohl, wie mittels glatter Walzen
                              									auch den Weizen spalten kann. Wendet man Riffelwalzen
                              									an, bei welchen die Form der Riffel jene ist, welche in D.
                                 										p. J. 1880 Bd. 237 Taf. 10 Fig. 11 angegeben wurde,
                              									so braucht nur der Weizen der Gröſse nach sehr genau sortirt und die Entfernung der
                              									Walzen richtig eingestellt zu sein und man wird bei richtiger Voreilung derjenigen
                              									Walze, deren Zähnchen in der Bewegungsrichtung stehen, die Mehrzahl der Körnchen in
                              									der Spalte theilen. Die Wirkung wird jedoch sogleich wesentlich ungünstiger, wenn
                              									die Geschwindigkeiten groſse sind und die Körnchen nach dem Einfallen nicht Zeit
                              									finden, sich quer zu legen. Auch mit glatten Walzen
                              									gleicher Geschwindigkeit kann man dann sehr gut
                              									namentlich harten Weizen spalten, wenn man den Walzenabstand richtig eingestellt hat
                              									und eine solche Zuführung des Weizens anwendet, daſs die Körnchen mit ihrer
                              									Längenrichtung parallel den Walzenachsen liegen. Es würde sich wohl der Mühe lohnen,
                              									diese Arbeitsmittel, welche nur sehr geringer Abnutzung unterliegen, zum Zwecke des
                              									Spaltens des Weizens noch mehr heranzuziehen, als dies besonders durch Seck bereits geschah. In manchen Mühlen wird ein
                              									Hochschrot auf Riffelwalzen hergestellt, welches aus etwa 50 Proc. gespaltener und
                              									50 Proc. noch ganzer Körner besteht. An dieser ungleichen Einwirkung ist zumeist die
                              									verschiedene Korngröſse Ursache.
                           9) Walzenstühle. Es liegen über verschiedene
                              									Verbesserungen an Walzenstühlen zahlreiche Patente vor, welche sich theils auf den
                              									Antrieb, die Walzeneinstellung, die selbstthätige Ausrückung und die Ventilation
                              									(Kühlung) beziehen. Darunter erscheinen mehrere erwähnenswerth, obwohl keine einzige
                              									der zu besprechenden Neuerungen von hervorragender Wichtigkeit ist. In Bezug auf den
                              									Antrieb der Walzen ist die Anordnung von F. Wegmann,
                              									welche den Rädertrieb ohne Auswechslung der Räder auch bei bedeutender
                              									Verschiedenheit des Abstandes der Walzenachsen, mithin bei verschieden abgenutzten
                              									Walzen gestattet, besonders beachtenswerth. Zu erwähnen sind ferner Verbesserungen
                              									an Riementrieben und kann wohl bemerkt werden, daſs der Antrieb der Walzen nur durch Riemen immer mehr Verbreitung gewinnt. Die
                              									genaue und bequeme Einstellung der Walzen, sowie die Feststellung jener kleinsten
                              									Entfernung, bis zu welcher die Walzen in der Arbeit sich einander nähern können,
                              									bildete wohl schon früher einen Gegenstand der Aufmerksamkeit und wurde bei vielen Stühlen
                              									vollkommen gut gelöst; einige hierher gehörige Neuerungen sollen im Folgenden
                              									Erwähnung finden. Ist die Mindestentfernung der Walzen eingestellt und dadurch eine
                              									unmittelbare Berührung derselben verhindert, so ist eine selbstthätige Abstellung
                              									bei unterbrochenem Zulaufe des Mahlgutes zum Zwecke der Schonung der Walzen nicht
                              									erforderlich; sie ist aber doch deshalb gut, weil hierdurch die Nachtheile möglicher
                              									mangelhafter Einstellung vermieden werden. Ueberflüssig erscheint dem
                              									Berichterstatter die Ventilation der Walzenstühle, weil bei denselben eine
                              									bedeutendere Erhitzung bei richtigem Gebrauche und guter Instandhaltung nicht
                              									vorkommt. Allerdings kann sie bei feuchtem Mahlgut zur Trocknung desselben ganz
                              									wesentlich beitragen und hierzu Berechtigung besitzen.
                           Bevor in die Besprechung der erwähnten Einzelheiten eingegangen wird, sei noch
                              									deshalb der Entfernung der Keime durch die Anwendung
                              									von Walzen gedacht, weil diese Frage einen heftigen Patentstreit in England
                              									entfachte. Bereits in der ersten Auflage meines Lehrbuch der
                                 										Mehlfabrikation (Leipzig 1871) sagte ich auf S. 82, daſs in manchen
                              										GriesenBesonders den groben Semmelmehlgriesen. 30 bis 40 Proc. Keime
                              									enthalten sind, welche als gelbliche Körnchen dem ganzen Griese ein gelbliches
                              									Aussehen geben. Läſst man solche Griese durch entsprechend gestellte Walzen gehen,
                              									so werden die zähen Keime nun platt gedrückt, die
                              									übrigen Körnchen aber gebrochen, so daſs die Sonderung durch Siebe dann leicht
                              									erfolgen kann. Dieselbe Thatsache sprach ich bereits in den Technischen Blättern, 1870 S. 148 aus und hatte diese Verwendungsfähigkeit
                              									der Walzen damals nicht aus der Mühlenpraxis, sondern aus Versuchen im Kleinen
                              									abgeleitet, zu welchen glatte, gleich schnell bewegte Walzen verwendet wurden. Die
                              									Beschreibung des Muir'schen Vorschlages (Englisches
                              									Patent 1875 Nr. 2560) enthält gleichfalls die klare Angabe, daſs sich die Keime
                              									durch Walzen platt drücken und dann absieben lassen.
                           Da es sich bei Entfernung der Keime mittels Walzen um die thunlichste Schonung der
                              									Keime handelt, sollen glatte Walzen mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit angewendet
                              									werden. Geriffelte Walzen, bei welchen jene Walze, deren Zähnchen in der
                              									Bewegungsrichtung stehen, rascher bewegt wird (vgl. D. p.
                                 										J. Bd. 237 Taf. 10 Fig. 11), zertheilen auch
                              									die Keime und sind daher für diesen Zweck nicht anwendbar. Deshalb sollten auch für
                              									das Auflösen der Griese nicht ausschlieſslich geriffelte Walzen, sondern für gewisse
                              									Sorten glatte Walzen zur Anwendung kommen. Wendet man beim Auflösen der Griese nur
                              									Riffelwalzen an, wie dies in vielen Mühlen geschieht, dann werden die Keime mit
                              									zerrissen und die Stücke derselben gelangen in die Dunste. Diese läſst man nie über
                              									geriffelte Walzen, sondern stets über glatte Walzen gehen, wenn man sie nicht
                              									unmittelbar auf die Steine führt. Die glatten Walzen drücken dann auch die Keimstückchen breit und
                              									gestatten deren Abscheidung durch Siebe; es ist jedoch unzweifelhaft vortheilhafter,
                              									ihre Entfernung bereits früher, beim Auflösen der groben oder der mittleren Griese,
                              									erzielt zu haben, weil die Mittelmehle reiner ausfallen. Das Muir'sche Patent, welches sich auf England beschränkt, entbehrt in
                              									Hinsicht auf die oben angeführten Quellen der Neuheit und es kann sich auf
                              									geriffelte Walzen, welche mit ungleichen Geschwindigkeiten arbeiten, überhaupt nicht
                              									beziehen, weil diese zum Zwecke der Abscheidung der Keime nicht dienlich sind.
                           Antrieb der Walzenstühle. Das bereits in D. p. J. 1885 258 * 245
                              									beschriebene Wegmann'sche Zahnrädergetriebe ist in
                              									seiner besonderen Anordnung für Walzenstühle durch Fig. 8 Taf. 1 dargestellt.
                              									Unmittelbar von dem Deckentriebwerke wird mittels eines Riemens die Walze w1 angetrieben, an
                              									welcher das Rad r1
                              									sitzt. Dieses steht im Eingriffe mit dem auſsen und innen verzahnten Doppelrade R, dessen innere Verzahnung das Rad r2 an der Walze w2 treibt. Damit dieser
                              									Eingriff auch bei verschiedenen Entfernungen der Walzen gleich bleibt, ist der
                              									Achsbolzen von R, auf welchem dieses Rad lose aufsitzt,
                              									in einem Kreisbogen verstellbar, welcher concentrisch zum Rade r1 liegt. Diese
                              									Verstellung erfolgt durch Bethätigung des Handgriffes h
                              									und Drehung der Kreisscheibe S; denn auf dieser Scheibe
                              									sitzt der Achsbolzen fest. Die Feststellung der Scheibe S und dadurch des Rades R erfolgt durch die
                              									Schrauben s.
                           Zum Zwecke des geräuschlosen Ganges hat Wegmann auch
                              									hier die Schrotfüllung der Räder angebracht, worauf die Punktirung zwischen den
                              									Zahnkränzen von R hinweist. (Vgl. Supplement zu Kick's Lehrbuch
                                 										der Mehlfabrikation S. 34.)
                           Die Doppelspannrolle für den Riemenbetrieb bei
                                 										Walzenstühlen von Andr. Mechwart in Budapest (* D. R. P. Nr.
                                 										32758 vom 27. März 1885) wird von Ganz und
                                 										Comp. in Budapest ausgeführt. Fig. 4 Taf. 1 zeigt die
                              									Anordnung für eine Längsseite eines Walzenstuhles mit vier neben einander liegenden
                              									Walzen, deren Achsenlage durch die kleinen Kreise o1 bis o4 markirt ist. Auf der gezeichneten Stuhlseite wird
                              									die Scheibe S1 auf der
                              									Walze o2 von dem
                              									Triebwerke in Umdrehung gesetzt und von s mittels des
                              									über die beiden Spannrollen r1 und r2
                              									laufenden Riemens die Scheibe S2 und daher die Walze o4 bewegt; auf der Gegenseite des Stuhles
                              									ist die Anordnung symmetrisch und werden die beiden Walzen o3 und o1 in derselben Weise angetrieben. Aus Fig. 4 ist
                              									ersichtlich, daſs die beiden Spannrollen r1 und r2 in dem um c drehbaren
                              									Hebel h gelagert sind. Die Bewegung des Hebels findet
                              									durch den Eingriff einer Schnecke a in den am Hebel
                              									angebrachten Zahnbogen b statt.
                           Der von Heinr. Seck in Dresden (* D. R. P. Nr.
                                 										33611 vom 12. April 1885) vorgeschlagene Antrieb
                                 										mittels biegsamer Bänder soll die Lagerentlastung ohne Beeinträchtigung der
                              									Differentialgeschwindigkeit bewirken. Die Anordnung ist folgende: Von drei über
                              									einander liegenden Walzen wird die mittlere und oberste unmittelbar mit verschiedener Drehungszahl durch
                              									Riemen getrieben. Die Bewegung der obersten Walze wird auf die unterste Walze
                              									mittels beiderseits angebrachter Riemenscheiben und zweier elastischer Bänder
                              									(Stahlbänder?) übertragen, welche je durch eine Spannrolle mit Federandruck straff
                              									gehalten werden. Abgesehen von der Aehnlichkeit der Anordnung mit der bei Bandsägen
                              									vorkommenden elastischen Spannung des Bandes hat in ganz gleicher Weise V. Till die Lagerentlastung schon vor Jahren zu
                              									erreichen gesucht, indem er über die an der ersten und letzten Walze eines Systemes
                              									mehrerer neben einander gelagerter wagerechter Walzen beiderseits angebrachten
                              									Riemenscheiben Riemen spannte. Der Seck'sche Antrieb
                              									ist daher höchstens als Verbesserung der Till'schen
                              									Anordnung anzusehen.
                           Pieter van Gelder in Sowerby Bridge, England (* D. R. P. Nr. 33315 vom 27. November 1884) will Reibräder aus Hartguß zur Bewegungsübertragung von den
                              									fest gelagerten Walzen auf die Druckwalzen verwenden. Dadurch läſst sich der
                              									Walzenabstand, weil diese Reibungscylinder unmittelbar auf den Walzenachsen sitzen,
                              									nicht verändern. Dieser Antrieb ist jedenfalls verwerflich und wird dadurch nicht
                              									verbessert, daſs Gelder die Andrückvorrichtung von J. Weber
                                    											und Comp. in Uster,
                                 										Schweiz (* D. R. P. Nr. 32002 vom 28. Mai
                                 										1884) genau nachmachte.
                           J. Aug. Arn.
                                    											Buchholz in Twickenham,
                                 										England (* D. R. P. Nr. 29732 vom 24. Mai
                                 										1884) hat eine unwesentliche Veränderung des Mechwart'schen Entlastungsringes (vgl. 1879
                              										231 * 99) angegeben, darin bestehend, daſs dieser
                              									Ring von Rollen getragen wird, wodurch sein Gewicht keinen Einfluſs auf den
                              									Walzendruck übt. Unter * Nr. 29485 vom 25. Mai 1884 ist an Buchholz ein Antrieb patentirt, bei welchem
                              									beide Walzen eines Zweiwalzenstuhles, mit auf beiden Achsenenden steckenden
                              									Riemenscheiben versehen, mittels eines über
                              									entsprechende Leit- und Spannrollen geführten Riemens angetrieben werden. Dieser
                              									Antrieb gewährt allerdings den Vortheil, daſs auf beide Walzenzapfen jeder Walze
                              									gleiche Pressungen ausgeübt werden, erheischt aber sowohl ober dem Walzenstuhle, als
                              									unterhalb desselben Riemenleitungen, wodurch die Anordnung ziemlich theuer wird;
                              									dieselbe ist schematisch durch Fig. 9 Taf. 1 dargestellt
                              									und sind darin w1, w2 die beiden
                              									Walzenachsen; die durch diese gelegte Ebene schlieſst mit dem Horizont einen Winkel
                              									von etwa 60° ein. Die Rollen r1 und r2 stehen zur Bildebene schief und sind zu einander
                              									nicht parallel; ihre Achsen sind an senkrechten Stäben entsprechend geführt. Durch
                              									die eingezeichneten Pfeile ist die Riemenbewegung gekennzeichnet.
                           Zu den beachtenswerthen Einstellvorrichtungen gehört die
                              									Lagerverstellung von C. O. Dost in Ravensburg, Württemberg (* D. R. P. Nr. 26581 vom 2. September 1883), welche in Fig. 10 bis
                              										12 Taf. 1
                              									veranschaulicht ist. Diese Anordnung gilt für stehende
                                 										Walzenstühle und bezieht sich unmittelbar nur auf die Stellung der
                              									untersten Walze, kann aber bei einem Drei-Walzenstuhle ebenso auch für die oberste
                              									Walze angewendet werden. Das Lager L ist um Zapfen z und z1 drehbar in dem Hebel H gehalten, welcher auf der einen Seite von dem Excenter e, auf der anderen Seite von der Feder f getragen wird, durch welch letztere der elastische
                              									Andruck erzielt wird. In den Hebel H ist die Schraube
                              										s eingelassen, welche sich gegen den Ständer
                              									stützt. Die Spannung der Feder f läſst sich durch die
                              									Mutter m regeln. Das Excenter 
                              									e kann durch einen Hebel, welcher in der ihm gegebenen
                              									Stellung an einem Schleif bogen festgestellt werden kann, gedreht werden. Es bedarf
                              									daher zur Weiter- oder Engerstellung der Walzen während ihrer Bewegung nur der
                              									Verschiebung und Feststellung des erwähnten Hebels. Die Mindestentfernung wird durch
                              									die Schraube s bei jener Lage des Hebels eingestellt,
                              									bei welcher derselbe an einen Anschlag am Schleifbogen stöſst. Sind die Walzen durch
                              									längeren Gebrauch und wiederholtes Abschleifen im Durchmesser so stark verändert,
                              									daſs die durch den Excenterhebel mögliche Verstellung nicht mehr genügt, dann wird
                              									das Excenter selbst um den Winkel α (Fig. 12) auf seiner Achse
                              									versetzt, zu welchem Zwecke mehrere Gewindelöcher i am
                              									Excenterhalse h vorhanden sind.
                           Eine andere beachtenswerthe Stellvorrichtung für stehende
                                 										Walzenstühle ist die von J. M. Simon in
                              										Straſsburg i. E. (* D. R. P. Nr. 27178 vom 9. Oktober 1883). Die obere Walze
                              									ist, wie aus Fig.
                                 										14 Taf. 1 zu entnehmen, in dem um o drehbaren
                              									Hebel H gelagert. Der elastische Andruck erfolgt durch
                              									die Theile a, b und c, die
                              									feine Einstellung für einen bestimmten Walzenabstand durch die Theile d, e, f und g. Die mit dem
                              									Keile g in Berührung stehende schiefe Ebene ii1 an dem Hebel H darf mit diesem nicht in fester Verbindung stehen,
                              									sondern muſs sich entsprechend der Drehung des Hebels H
                              									etwas verstellen können, weil sonst die schiefen Ebenen sich nicht ihrer ganzen
                              									Länge nach berühren würden. Die gute Schmierung der Walzenzapfen ist dadurch
                              									besorgt, daſs an den Zapfen kleine Scheiben s (Fig. 15 Taf.
                              									1) sitzen, welche in Oel tauchen, dieses bei der Drehung heben und oben abstreifen,
                              									wodurch beständig Oel auf die Zapfen tropft.
                           In Bezug auf die oben erwähnte Einstellung des kleinsten Walzenabstandes durch
                              									Handrad d, Schnecke e,
                              									Schraubenrad f und Keil g
                              									ist noch zu bemerken, daſs die Schnecke lose auf der Achse sitzt, mit derselben aber
                              									durch eine Kegel-Reibungskuppelung leicht verbunden werden kann. Da die gleichen
                              									Theile doppelt vorkommen, wie es in Bezug auf die Hebel beider Lager nöthig ist, so
                              									ist es durch diese Kuppelungen möglich, nach Bedarf entweder beide Lager, oder nur
                              									eines zu verstellen.
                           Zu den hübschesten Ausrückmechanismen ist jener von O.
                                    											Koritzki in Dresden (* D. R. P. Nr. 31490 vom 9. August
                                 										1884) zu zählen, weil bei demselben die Ausrückung der Walzen und der Speisevorrichtung durch ein stetig bewegtes,
                              									am Walzenstuhle befindliches Organ erfolgt, welches viel zuverlässiger wirken muſs,
                              									als dies bei den sehr häufig verwendeten Ausrückgewichten oder Federn der Fall
                              										ist.Neu ist dieser Theil der Anordnung übrigens im Prinzipe nicht, denn dieselbe findet sich bereits von
                                    												Andr. Mechwart in Budapest (* D.
                                       												R. P. Nr. 27641 vom 20. Juni 1883) angegeben und wurde von uns im
                                    											letzten Berichte 1883 250 * 483 beschrieben.
                                    											Damals lagen uns die Mittheilungen der Firma Ganz
                                       												und Comp. in Budapest, aber noch nicht die Patentbeschreibung vor,
                                    											welche erst am 23. Juni 1884 zur Ausgabe gelangte. Des weiteren
                              									bietet 
                              									Koritzki's Mechanismus auch die selbstthätige Einrückung, wenn die Gossen wieder mit Mahlgut gefüllt sind.
                              									Das Wesentliche der angewendeten Mittel ist aus Fig. 13 Taf. 1 zu
                              									entnehmen, wenn wir hinzufügen, daſs, so lange der Stuhl überhaupt angetrieben wird,
                              									auch die Riemenscheibe S von einer der Walzen mittels
                              									Riemen bewegt wird. Mit der lose auf ihrer Achse laufenden Riemenscheibe S ist eine kleine Kurbelscheibe verbunden und bewirkt
                              									die Drehung des Zapfens z derselben durch Vermittelung
                              									der Stange a ein fortgesetztes Schwingen des
                              									Winkelhebels bc, welcher lose auf der Achse o steckt. Der senkrechte Schenkel c dieses Winkelhebels trägt die Doppelsperrklinke oder
                              									Schiebklaue d, welche in der gezeichneten Stellung auf
                              									dem zahnlosen Theile des Bogens e schleift und daher
                              									von keinem weiteren Einflüsse ist. Würde die Sperrklinke durch irgend welche
                              									Einwirkung in die punktirte Lage gebracht, dann griffe sie in den rechten Zahnbogen
                              									ein und würde eine ruckweise Drehung desselben im Sinne des Uhrzeigers so lange
                              									veranlassen, bis wieder ein Schleifen der Schiebklaue auf dem zahnlosen Bogenstücke
                              									eintritt. Nachdem der Bogen e auf der Achse o fest aufgekeilt ist, bedingt die Drehung von e auch eine Bewegung der Achse und dadurch auch eine
                              									Drehung der auf derselben aufgekeilten beiden Excenter.In Fig.
                                       												13 ist nur ein Excenter und nur ein Walzenpaar
                                    										gezeichnet. Diese Excenter x wirken
                              									mittels der Excenterstange f auf die Hebel H der verstellbaren Walzen w2.
                           Der Einfachheit wegen ist die Figur 13
                              									nicht symmetrisch durchgeführt, was sich der Leser
                              									ergänzt denken kann. In Fig. 13 ist das Excenter
                              									in jener Stellung gezeichnet, in welcher die Walze w2 an die fest gelagerte Walze w1 angedrückt ist. Geht
                              									aber das Mahlgut in der Gosse zu Ende, so wird die Klappe k in Folge Wirkung des Gewichtes G nach oben
                              									gedreht, das dünne Zugstängelchen i wirkt auf den
                              									kleinen Arm l und dieser durch das Kettchen tu auf die
                              									Doppelschiebklaue d und bewirkt die vorhin erwähnte
                              									Verstellung derselben, dadurch die Drehung der Achse o
                              									und die Ausrückung der Druckwalze. Tritt wieder Mahlgut in die Gosse, so sinkt die
                              									Klappe, Gewicht und Stängelchen werden entgegengesetzt bewegt, das Kettchen wird
                              									locker und die Doppelschiebklaue schlägt auf die andere Seite (die gezeichnete)
                              									wieder um, weil der linke Schenkel in Folge eines schweren Ansatzes Uebergewicht
                              									besitzt. Hierbei fällt aber die Schiebklaue in den verzahnten Bogen e, weil derselbe früher nach rechts gedreht wurde, und
                              									die fortdauernden Schwingungen des Winkelhebels bc
                              									werden jetzt eine Drehung von e entgegen der
                              									Uhrzeigerrichtung bewirken, wodurch die Excenterwelle wieder in die gezeichnete
                              									Stellung gelangt und die Walze w2 angedrückt wird. Mit der Excenterwelle o ist noch der Arm n
                              									verbunden und die Drehung dieser Welle bewirkt somit eine Drehung des Armes n, welcher durch die Zugstange p auf einen oben am Maschinengestelle angebrachten drehbaren Arm q
                              									einwirkt. Auf der Achse r des Armes q sind Nasen s, welche
                              									eine Zahnkuppelung ein- oder ausrücken, durch welche Kuppelung die Drehung der
                              									Riemenscheibe S auf ihre Achse und ein darauf
                              									aufgekeiltes Zahnrad übertragen oder ausgelöst werden kann. Von diesem Zahnrade
                              									werden die Speisewalzen t bewegt. Bei erfolgter
                              									Rechtsdrehung des Bogens e sind die Speisewalzen in
                              									Ruhe, weil die Kuppelung ausgerückt ist; durch die Linksdrehung des Bogens e wird die Kuppelung eingerückt und die Speisewalzen
                              									arbeiten. Der Müller braucht also nur für die Beweglichkeit des Gewichtes und der
                              									Sperrklinke durch entsprechende Reinhaltung der betreffenden Achsen zu sorgen; im
                              									Uebrigen ist der Aus- und Einrückmechanismus nicht heiklich, die Construction wohl
                              									durchdacht.
                           Die Ausrückvorrichtung für Walzenslühle von Ferd.
                                    											Kraus in Neuſs a.
                                 										Rh. (* D. R. P. Nr. 27708 vom 16. September
                                 										1883) bezieh. von Georg Kolb in Straſsburg i. E. (* D.
                                 										R. P. Nr. 33453 vom 5. April 1885) bezweckt die Ausrückung der Walzen
                              									ohne Aenderung der auf den Arbeitsdruck eingestellten Federspannung; letztere ist
                              									nur eine geringfügige Abänderung der ersten Construction, angepaſst über einander
                              									liegenden Walzen, und es genügt völlig, die Anordnung von Kraus darzustellen. Aus der bezüglichen Figur 16 Taf. 1 ist ohne
                              									weiteres ersichtlich, daſs durch das Handrad R die
                              									Spannung der im Federhause F enthaltenen Feder regulirt
                              									und der erforderliche Arbeitsdruck dadurch erzielt werden kann. Das Federhaus ist
                              									durch das Excenter e gehalten; letzteres kann durch den
                              									Hebel H gedreht werden. In der gezeichneten Stellung
                              									ist das Federhaus durch das Excenter in der äuſsersten Lage links, die Walze w2 an w1 entsprechend der
                              									Federspannung angedrückt. Wird nun der Hebel H nach
                              									rechts gedreht, so wird durch das Excenter das Federhaus und dadurch die Schraube
                              										s nach rechts geschoben und der Walzenhebel um
                              									seinen Zapfen c gedreht, somit die Walzen von einander
                              									entfernt. Hierbei wird gleichzeitig durch Arm a1, Zugstange z und
                              									Hebel a2 das die
                              									Speisewalze s treibende Rad a3 ausgerückt und die Speisung
                              									abgestellt.
                           Eine gute selbstthätige Ausrückvorrichtung weist auch der
                              									Walzenstuhl von G. Weber und Comp. in Uster, Schweiz (* D. R.
                                 										P. Nr. 32002 vom 28. Mai 1884) auf. Ist das Mahlgut aus der Gosse
                              									ausgetreten, so vermittelt eine Feder die Drehung einer Klappe und eines
                              									Hebelwerkes, dadurch fällt eine Zahnstange in ein an der Speisewalze angebrachtes
                              									Zahnrad und bewegt den Abrückhebel, durch welchen sowohl die Walzen, als auch die
                              									Speisevorrichtung abgestellt wird, was auch von Hand aus geschehen kann. Die zum
                              									Walzenandrucke verwendeten Federn behalten auch nach der Ausrückung die zur Arbeit
                              									nöthige Spannung, so daſs beim Wiederinbetriebsetzen nur die entgegengesetzte
                              									Bewegung des Abrückhebels nöthig ist.
                           Abstellvorrichtungen verschiedener Anordnung wurden noch
                              									ausgeführt von: Bergmann und Schlee in Halle a. S. (*
                              									D. R. P. Nr. 30321). C. G. W. Kapler in Berlin (* D. R.
                              									P. Nr. 29178), F. Holtzhausen in Nossen (* D. R. P. Nr.
                              									28159), Philipp Tafel in Augsburg (* D. R. P. Nr. 28370
                              									und 28487), Gust. H. Pfefferkorn in Chemnitz (* D. R.
                              									P. Nr. 30260), C. O. Dost in Ravensburg (* D. R. P. Nr.
                              									28475), Carl Sondermann in Chemnitz (* D. R. P. Nr.
                              									31293) und Herrn. Bauermeister in Hamburg (* D. R. P. Nr. 28476),
                              									welch letzterer eine Anordnung wählte, die überraschend ähnlich mit der Wegmann'schen (vgl. 1883 250
                              									* 180) ist.
                           Kühlung, Ventilation und Absaugen bei Walzenstühlen suchen einem sehr fraglichen
                              									Bedürfnisse abzuhelfen, weil in der Regel die Erwärmung, welche bei Walzenstühlen
                              									stattfindet, unmäſsigen Andruck ausgeschlossen, keine groſse ist. Es seien daher nur
                              									in Kürze die hierher gehörigen Neuerungen erwähnt.
                           Louis Rappaport in Breslau (* D. R. P. Nr.
                                 										34127 vom 14. Juni 1885) leitet einen Luftstrom durch den hohlen
                              									Walzenkörper mittels eines Sauggebläses in der Weise ein, daſs letzterer zuvörderst
                              									die Luft aus dem unter den Walzen befindlichen, mit Filter versehenen Theile des
                              									Stuhles, welcher entsprechend abgeschlossen ist, ansaugt. Die zutretende Luft ist
                              									durch die Art des Abschlusses gezwungen, ihren Weg durch die Walzenkörper hindurch
                              									zu nehmen.
                           C. G. W. Kapler in Berlin (* D. R. P. Nr.
                                 										29065 vom 9. April 1884) saugt die Luft lediglich aus dem mit Ringfilter
                              									versehenen unteren Theile des Stuhles und läſst sie oben an den Walzen zutreten.
                           Gilbert, Stout, Mills und Themple in Montgomery, Ohio (* D. R. P. Nr. 25611 vom 24. April 1883) haben ein Patent auf
                              									einen „mehrfachen Walzenstuhl mit geschlitzten, von
                                 										einem gemeinsamen Sauggebläse aus betriebenen Saugröhren
                                    											in den Speisetrichtern“ genommen. In einem gröſseren Kasten liegen
                              									entsprechend vertheilt Walzenpaare, welche das Mahlgut der Reihe nach durchläuft.
                              									Nach jedem Walzenpaare ist ein Sieb angeordnet, welches das gröber gebliebene
                              									Mahlgut dem mit Saugrohr versehenen Speisetrichter des nächsten Walzenpaares
                              									zuführt. Das Saugrohr soll Schalen und Staub entfernen.
                              									Nachdem aber die Leistung eines Walzenpaares so bedeutend ist, daſs ein kurzes Sieb
                              									nicht alle feinen Theile abzusondern vermag, so werden diese theilweise als
                              										„Staub“ in das Saugrohr, zum Ventilator und in die Staubkammer gelangen
                              									und die erwähnte Anordnung mit ihrem patentirten Saugapparate kann sich für einen
                              									wohl geführten Mahlprozeſs nicht eignen, weil durch sie
                              									wesentliche Verluste an Mehl und Dunst entstehen müssen.
                           Auch in den Walzenstühlen fehlen phantastische Anordnungen nicht. So hat C. Ulbrich in
                              										Niederlöſsnitz bei Dresden (*
                              										D. R. P. Nr. 27985 vom 23. Januar 1884) eine
                              									Anordnung vorgeschlagen, bei welcher sechs im Kreise stehende Kegelstumpfe nach
                              									einwärts gegen einen gröſseren Kegelstumpf sich stützen, von auſsen aber durch
                              									federnde, segmentförmige Backen gedrückt werden, welche zusammen einen Kranz bilden.
                              									Die Achsen sämmtlicher Kegelstumpfe stehen senkrecht; unmittelbar angetrieben werden
                              									der innere Kegel und der aus den Backen bestehende
                              									Kranz, letzterer natürlich dem ersteren entgegengesetzt. Da die Achsen der 6
                              									Kegelstumpfe den Kanten eines regelmäſsigen sechsseitigen Prisma entsprechen, so
                              									heben sich die Pressungen – gleichmäſsig vertheilten Mahlguteinlauf vorausgesetzt –
                              									sowohl am inneren Kegel, als am Kranze gegenseitig auf und verursachen keinen
                              									Achsendruck. Diesem Vortheile steht aber die sehr umständliche Anordnung einerseits,
                              									ganz besonders aber der Umstand entgegen, daſs die gleichmäſsige Mahlgutzuführung
                              									trotz des gewählten Coulisseneinlaufes nicht erzielt wird.
                           Der Idee nach verwandt ist die Anordnung (* D. R. P. Nr. 29710 vom
                              									16. Februar 1884), bei welcher C. Ulbrich acht Kegel
                              									mit wagerechten Achsen in einen Stern zwischen zwei um senkrechte Achsen kreisende,
                              									entsprechend kegelförmige Scheiben legt. Die Zuführung soll für jeden der acht Kegel
                              									durch eine Schnecke erfolgen. Das früher Gesagte gilt auch von dieser Anordnung. Von
                              										Ulbrich liegt noch ein weiterer Vorschlag (* D. R.
                              									P. Nr. 29 712 vom 27. Februar 1884) vor, nach dem dreimal zwölf Kugeln zwischen zwei
                              									um senkrechte, conachsiale Achsen rotirende Scheiben, welche entsprechend vertheilte
                              									Kugellager besitzen, angeordnet sind. Die Mahlgutzuführung und Abführung soll durch
                              									entsprechende Löcher in den Scheiben bei jeder Kugel getrennt erfolgen und diese
                              									Anordnung „in erster Reihe für Mehlbereitung Anwendung finden und die Walzen
                                 										ersetzen“.
                           Verfehlt sind alle jene Bestrebungen, welche einfache, gut
                              									wirkende Werkzeuge, wie dies in der vorliegenden Frage die Walzen sind, durch
                              									zusammengesetztere, in ihrer Einwirkung schwerer regelbare ersetzen wollen.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
