| Titel: | Ueber die Verwendung von Kokes und Holzkohlen im Hochofenbetriebe. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 82 | 
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                        Ueber die Verwendung von Kokes und Holzkohlen im
                           								Hochofenbetriebe.
                        Kokes- und Holzkohlenbetrieb im Hochofen.
                        
                     
                        
                           Die Steinkohlen aus den Gruben am Flusse Lunwa am westlichen Abhänge des Uralgebirges
                              									haben einen hohen Aschengehalt, so daſs Lunwa-Kokes aus gewaschenen Kohlen etwa
                              									14,25 Proc. Asche enthält bei 2,29 Proc. Schwefel. Um diese Kokes zu entäschern und so für den Hochofenprozeſs geeigneter zu
                              									machen, sollen dieselben nach P. Gladky (Berg- und
                                       												Hüttenmännische Zeitung, 1886 S. 65) mit Chlor behandelt werden, so daſs die Aschenbestandtheile
                              									als Chlorsilicium, Chloraluminium, Eisenchlorid u.s.w. entweichen.
                           Bei der Behandlung von Kokespulver, welches 14,25 Proc. Asche enthielt, mit Chlorgas
                              									bei hoher Temperatur ergab sich ein Gewichtsverlust von 12,43 Proc., während die
                              									zurückgebliebene Probe jetzt noch 2,24 Proc. Asche enthielt, auffallender Weise aber
                              									auch 1,61 Proc. Schwefel. Derselbe ist eben nur zum kleinsten Theile an Eisen
                              									gebunden, während der sröſste Theil des Schwefels in organischer Verbindung vorhanden ist, welche von
                              									Chlor nicht angegriffen wird. Als sehr feines Kokespulver 3 Stunden lang in einem
                              									Chlorstrome geglüht wurde, betrug der Aschengehalt 1,62 Proc., aber auch der
                              									Schwefelgehalt 1,62 Proc. Gröbere Kokesstückchen verloren nur 6 Proc. Asche.
                           Um dieses Verfahren nun im Groſsen auszuführen, soll der Kokesofen am Ende der Entgasung mit Chlor
                                 										gefüllt werden. – Dieses Verfahren dürfte doch wohl an den Kosten
                              									scheitern. Ein Theil des Chlores wird zunächst durch den Wasserstoff der letzten
                              									Kokesofengase verbraucht; dann sind zur Austreibung von 100k Asche etwa 1000k Salzsäure und Braunstein erforderlich.
                           Nach H. Kutscher (Stahl und
                                 										Eisen, 1885 S. 794) wird die Frage, ob für den Hochofenprozeſs die dichtesten Kokes die besten sind, von den Hüttenleuten
                              									verschieden beantwortet. Die Erfahrung lehrt, daſs man bei Holzkohlen einen viel
                              									kleineren Ofenraum und 30 bis 40 Proc. Kohlen weniger gebraucht als Kokes. Danach
                              									scheint es nahe zu liegen, auch poröse Kokes für den Hochofenbetrieb zu verwenden.
                              									Der Druck der Schmelzsäule wird vielfach überschätzt, da man bis 17m hohe Holzkohlenhochöfen hat. Am besten sind die
                              									porösen Kokes, vorausgesetzt, daſs die Porenwandung so fest ist, um den Druck der
                              									Schmelzsäule aushalten zu können.
                           Die Leistung von Holzkohle und Kokes im Hochofenbetriebe
                              									ist nach E. Belani (daselbst 1885 S. 603. 1886 S. 180)
                              									nur unter Berücksichtigung des Verbrennungsraumes zu vergleichen.
                           Je gröſser die Wärmemenge ist, welche ein Gewichtstheil Brennstoff in der Zeiteinheit
                              									entwickelt, desto geringer werden die Wärmeverluste in derselben Zeit ausfallen,
                              									desto mehr Wärme wird zur Aufnahme durch die Beschickung verfügbar bleiben. Man wird
                              									somit von demjenigen Brennstoffe am wenigsten verbrauchen, dessen Zeitwärmeleistung
                              									am gröſsten ist.
                           Die Wärmeleistung eines Gewichtstheiles Brennstoff in der Zeiteinheit hängt ab: von
                              									der Gröſse seiner dem Windangriffe gebotenen Oberfläche und von seiner
                              									Verbrennlichkeit, wenn unter dieser Bezeichnung die mehr oder weniger groſse
                              									Leichtigkeit verstanden wird, zu Folge der sich die Kohlenstoff theilchen mit dem
                              									Sauerstoffe der zugeblasenen Luft verbinden.
                           Die Verbrennlichkeit wird in der Hauptsache abhängen von der Art des Kohlenstoffes
                              									und im umgekehrten, wenn auch unbestimmten Verhältnisse zum specifischen Gewichte
                              									desselben stehen. Der Zusammenhang der Verbrennlichkeit mit der Zeitwärmeleistung
                              									der Brennstoffe besteht auch nur wieder in der Angriffsfläche für die
                              									Verbrennungsluft; denn mit der gröſseren oder geringeren Verbrennlichkeit steigt und
                              									fällt das Ausmaſs der in der Zeiteinheit gebotenen erneuerten Fläche.
                           Von den für die steiermärkischen Hochöfen verwendeten Fichtenkohlen wiegt 1cbm 140k,
                              									Schmelzkokes von Miröschau aber 420k. Die Stücke beider
                              									Brennstoffarten gleich groſs gedacht, beispielsweise als Kugeln von 70mm Durchmesser, berechnet sich die Oberfläche der
                              									Stücke, welche 1cbm erfüllen, auf etwa 45qm. Es haben demnach 420k Kokes eine Oberfläche von 45qm, während dasselbe Gewicht Holzkohle 135qm Fläche ergeben wird.
                           Auſser dieser äuſseren Fläche kommt noch diejenige der Porenräume und bei der
                              									Holzkohle auch die der Klüfte in Betracht, da diese Flächen ebenfalls dem Winde
                              									zugänglich werden. Die Klüfte sind der Holzkohle eigen; sie öffnen sich in radialer
                              									Richtung zu dem Querschnitte und laufen in der Längsrichtung des Stammes. Die Klüfte
                              									spalten jedes Holzkohlenstück in mehrere, doch immerhin zusammenhängende Theile und
                              									vermitteln den Windzutritt zu den an den Jahresringen sich bildenden Querklüften und
                              									erweitern auf diese Art die Auſsenfläche der Stücke auſserordentlich. Diese Klüfte
                              									wurden an einer hinreichenden Anzahl Stücke gemessen; jede Kluft hat 2 gleich groſse
                              									Flächen und ergab die Berechnung im Durchschnitte dieselbe Ziffer wie die Oberfläche
                              									des glatten Stückes. Unter Berücksichtigung der Porenfläche ergibt sich die
                              									wirkliche Windangriffsfläche für je 100k:
                           
                              
                                 
                                 Holzkohle
                                 Kokes
                                 
                              
                                 Oberfläche
                                      32,1qm
                                    10,7qm
                                 
                              
                                 Kluftfläche
                                   32,1
                                 24,1
                                 
                              
                                 Porenfläche
                                 128,7
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                    190,9qm
                                     34,8qm.
                                 
                              
                           Dazu kommt, daſs die Verbrennlichkeit der Holzkohle etwa 1,5
                              									mal so groſs ist als die von Kokes. Wenn das Product aus Fläche und Verbrennlichkeit
                              									die Zeitleistung vorstellt, so verhält sich Kokes zu Holzkohle wie 1 : 8,25. Für
                              									dichtere Kokes als der Miröschauer wird sich dieses Verhältniſs natürlich noch höher
                              									gestalten. Um nun für gleiche Gewichte beider Brennstoffe gleiche Zeitleistungen zu
                              									erhalten, bleibt nur übrig, weil die Fläche eine unveränderliche Gröſse ist, die
                              									Verbrennlichkeit der Kokes zu steigern, im vorliegenden Falle also auf das 8,25
                              									fache der ursprünglichen.
                           Nimmt man für die Productionseinheit gleiche Brennstoffgewichte als Verbrauch an, so
                              									setzt sich 1cbm Beschickung zusammen für:
                           
                              
                                 
                                 Holzkohle
                                 Kokes
                                 
                              
                                 Brennstoff
                                  115k
                                  230k
                                 
                              
                                 Möller
                                 314
                                 620
                                 
                              
                           Die Erz- bezieh. Möllergewichte in der Raumeinheit verhalten
                              									sich also etwa wie 1 : 2. Der Wärmeverbrauch durch den Möller wird deshalb in der
                              									Raumeinheit Kokeshochofen doppelt so groſs sein wie bei der Holzkohle. Entsprechend
                              									diesem gröſseren Wärmeverbrauche muſs deshalb die Zeitwärmeleistung verdoppelt
                              									werden, um dieselbe Temperatur wie im gleichen Raume des Holzkohlenofens zu
                              									erreichen.
                           Wollte man dies durch Steigerung der Verbrennlichkeit auf dem Wege der Windpressung allein erreichen, so müſste man für
                              									Kokeshochöfen die 8,25
                              									fache Pressung wie bei Holzkohlen anwenden. Da dies kaum durchführbar ist, so
                              									schafft man dem Winde eine gröſsere Angriffsfläche dadurch, daſs man den
                              									Brennstoffverbrauch auf die Einheit Roheisen erhöht, und in diesem Umstände liegt
                              									die einfache – so oft gesuchte – Erklärung für den Mehrverbrauch an Kokes gegenüber
                              									der Holzkohle. Es wird nicht allein eine gröſsere anfängliche Windangriffsfläche
                              									geschaffen, sondern auch die Erzmenge in der Raumeinheit herabgemindert, wodurch der
                              									Wärme verbrauch verringert wird, was wiederum die Zeitwärmeleistung herabzusetzen
                              									erlaubt und zwar so viel, als der Ausfall an Möller beträgt.
                           Für die oben angenommene Beschickung ergibt sich auf 1cbm Ofenraum ein freier Raum von 0cbm,58
                              									beim Holzkohlenhochofen und 0cbm,44 beim
                              									Kokeshochofen. Auf diesen geringeren Freiraum des Kokeshochofens kommt eine
                              									bedeutend gröſsere Gasmenge, als es bei der Holzkohle der Fall ist, und stehen somit
                              									die Verbrennungsproducte in Folge der Raumverminderung unter höherem Drucke, was
                              									eine wesentliche Temperaturerhöhung zur Folge hat. Dieser Umstand, sowie auch die
                              									geringeren Wärme Verluste durch Ofenwandstrahlung, hinsichtlich des gröſseren
                              									Ofeninhaltes, sind weitere, die Zeitwärmeleistung abändernde Umstände, welche es
                              									gestatten, die Windpressung noch mehr zu vermindern.
                           Für die Gröſse der Angriffsfläche ist die Stückgröſse der Brennstoffe im
                              									Verbrennungsraume natürlich maſsgebend. Eine Flächenvergröſserung bei Kokes durch
                              									die Wahl kleinerer Stücke würde eine zu dicht liegende Beschickung veranlassen; auch
                              									werden die Holzkohlen zur Hälfte schon in so kleiner Stückform aufgegeben, daſs eine
                              									weitere Verkleinerung der Stückgröſse bei Kokes ganz aussichtslos wäre.
                           Die Wirkung des erhitzten Windes ist: Steigerung der Zeitfläche im gleichen Raume, für
                              									gleiche Temperaturleistung mithin Verringerung der Anfangsfläche, was
                              									gleichbedeutend ist mit Ermäſsigung der Brennstoffmenge. Daraus erklärt sich auch,
                              									warum beim Kokesbetriebe die Wirkung des erhitzten Windes sich auffallender äuſsert
                              									wie bei der Holzkohle. Die geringere Verbrennlichkeit der Kokes ist es, welche eine
                              									wesentliche Steigerung gestattet, während die Holzkohlen auch ohne heiſsen Wind
                              									schon sehr leicht verbrennlich sind. Somit ist die Verbrennungsdauer vom gröſsten Einflüsse auf die Leistung der Brennstoffe
                              									und die Kenntniſs dieses Umstandes bietet die Handhabe zur Aufklärung mancher
                              									Erscheinungen im Hochofenbetriebe, welche bisher unaufgeklärt geblieben waren: so
                              									die auffallende Erscheinung des Mehrverbrauches an Kokes gegenüber der Holzkohlen
                              									und die Brennstoffersparungen mit heiſsem Winde.
                           Aus der Nothwendigkeit, in der Raumeinheit Verbrennungsraum des Kokeshochofens eine
                              									dem gröſseren Ersatze proportionale Zeitwärmemenge zu entwickeln, ergibt sich auch
                              									die gröſsere Roheisenerzeugung dieses Raumes.
                           
                           Man rechnet gewöhnlich 1cbm Kokeshochofen als
                              									bedeutend weniger erzeugungsfähig wie den des Holzkohlenbetriebes. Solche
                              									Beurtheilung hat keinen Werth und kommt daher, daſs man eben die ganzen Ofenräume im
                              									Auge hat, während sich die Erzeugung nur aus der Zeitarbeit des Verbrennungsraumes
                              									ableiten läſst. Der darüber stehende Schachtraum ist doch nur ein Vorrathsraum von –
                              									bis zu gewissen Grenzen auf und ab – beliebig zu wählenden Abmessungen. Bei dem
                              									groſsen Raume dieser Kokesofenschächte kommt dann natürlich eine sehr geringe
                              									Erzeugungsziffer auf 1cbm des gesammten
                              									Ofeninhaltes, während in Wirklichkeit die Zeitarbeit von 1cbm Verbrennungsraum dieser Oefen die der
                              									Holzkohlenherde weit überragt.
                           Da von der Gröſse des Wärmeverbrauches die Zeitwärmeentwickelung und von dieser die
                              									Erzeugung abhängt, so wird die Höhe derselben bei beiden Betriebsarten auch abhängen
                              									von dem Erzfüllungsgrade des Verbrennungsraumes. Bei Verwendung der oben erwähnten
                              									Materialien sollte mithin die Raumeinheit Verbrennungsraum des Kokeshochofens das
                              									(550 : 314) = 1,75 fache an Roheisen des Holzkohlenofens erzeugen. Dies erfährt
                              									jedoch eine Aenderung dadurch, daſs man gezwungen ist, im Kokeshochofen für die
                              									Einheit Roheisen, wie oben angenommen, 40 Proc. Brennstoff mehr zu verbrennen. In
                              									Folge dessen braucht die Mehrerzeugung der Raumeinheit des Verbrennungsraumes des
                              									Kokeshochofens nur 25 Proc. über die des Holzkohlenofens zu gehen.
                           In Folge des Mehrverbrauches von 40 Proc. Kokes muſs die Temperatur des
                              									Verbrennungsraumes erheblich höher sein als beim Holzkohlenhochofen. Es ist als
                              									sicher anzunehmen, daſs in der höheren Temperatur des Kokeshochofens auch die
                              									ursprüngliche Kohlung des Eisens eine bedeutend höhere war, dasselbe jedoch vor den
                              									Formen, von der groſsen, unter bedeutendem Drucke stehenden Windmenge getroffen,
                              									eine theilweise Entkohlung erfährt. Daſs dies keine bloſse Vermuthung ist, beweist
                              									die entsprechende Erscheinung, welche man tagtäglich im Betriebe der Holzkohlenöfen
                              									auf Puddeleisen in Steiermark beobachten kann. Geht der Ofen zu heiſs, so wird das
                              									Roheisen „härter,“ reicher an Kohlenstoff; der
                              									Meister hilft sich damit, daſs er die Maschine einige Umdrehungen mehr machen läſst.
                              									Die Wirkung der gröſseren Windmenge wird sofort erkennbar; beim nächsten Abstiche,
                              									also in etwa 2 Stunden, stellt sich schon dunklere Schlacke und weicheres Eisen ein, was eine Entkohlung durch den
                              									verstärkten Wind in aller Form bestätigt. Dieses Verfahren ist hier derart im
                              									Gebrauche, daſs man mit aller Strenge dagegen treten muſs; denn von einem Kohlen
                              									sparenden Betriebe ist dies weit entfernt, das Eisen höher zu kohlen, um es wieder
                              									zu entkohlen; allein oft ist das Auskunftsmittel gut, da es rasch hilft. Bekannter
                              									dürfte das Gegenstück hierzu sein, daſs bei roherem Gange – also bei Kohlenstoff
                              									armem Eisen – schwächer geblasen wird. Diese Entkohlung geschieht gewiſs nicht
                              									unmittelbar, sondern auf dem Wege der Eisenoxyduloxydbildung, welches dann die frischende
                              									Wirkung ausübt.
                           Wenn im Kokeshochofen ein an Kohlenstoff ärmeres Eisen erzeugt wird, so findet immer
                              									eine Ueberkohlung und Entkohlung statt. Das Eisen bedarf bei diesem Betriebe einer
                              									stärkeren Schlackenhülle, um die entkohlende Wirkung des Windes nicht ausarten zu
                              									lassen, und dürfte in diesem Umstände auch die Bedingung für eine Schranke in dem
                              									Maſse der Windpressung liegen. Auf die Notwendigkeit dieser gröſseren Schlackenmenge
                              									deuten die vom chemischen Standpunkte meist ungerechtfertigt hohen Zuschläge des
                              									Kokesbetriebes hin, welche besonders dann noch weiter erhöht werden, wenn es sich
                              									darum handelt, sehr hoch gekohlte Marken zu erzeugen, was man in der Praxis noch
                              									dadurch unterstützt, daſs man die Windmenge an und für sich verringert.
                           Bevor das Eisen die Formen erreicht hat, wird es nicht nur reicher an Kohlenstoff
                              									sein, sondern in Folge der hohen Temperatur auch noch mehr von denjenigen Stoffen
                              									aufgenommen haben, welche dasselbe zu begleiten pflegen, wie Mangan, Silicium,
                              									Phosphor u. dgl. Daſs auch ein Theil dieser Stoffe von dem auftreffenden Windstrome
                              									oxydirt wird, ist sehr wahrscheinlich; doch bleibt immerhin genug davon zurück, um
                              									das Product des Kokeshochofens unter das des Holzkohlenbetriebes zu stellen.
                           Für diese geringere Güte des Kokesroheisens ist das „Mehr“ an Brennstoff
                              									entscheidender als die darin vorkommende Menge Phosphor und Schwefel. Die
                              									Phosphormenge in 100 Th. Kokes von Miröschau ist geringer als in 100 Th. weicher
                              									Holzkohle, welcher es bekanntlich an Phosphor durchaus nicht fehlt. Trotzdem hat
                              									dies mit nur 40 Proc. dieser Kokes im gemischten Betriebe erzeugte Roheisen einen
                              									höheren Phosphorgehalt als das reine Holzkohleneisen. Die Ursache kann doch nur
                              									darin zu suchen sein, daſs der gemischte Betrieb etwa 22 Proc. mehr Brennstoff
                              									erfordert als der reine Holzkohlenbetrieb, wodurch die Erzeugungstemperatur
                              									wesentlich gesteigert wird, was unmittelbar die Reduction des Phosphors begünstigt.
                              									Die Mehrreduction des Mangans und Siliciums ist auf dieselbe Ursache zurückzuführen.
                              									Eingehende Untersuchungen über die Einwirkung der Kalkzuschläge auf die
                              									Manganreduction haben nebenbei die Thatsache ergeben, daſs auch diese Stoffe mit
                              									steigendem Brennstoffsatze in gesteigertem Maſse reducirt werden, so daſs auch bei
                              										gleicher Silicirung der Schlacken der Kokesbetrieb
                              									fast die doppelte Manganmenge in das Eisen von gleichem
                              									Möller bringt wie der mit Holzkohle. Das Mangan stammt gewiſs nicht von Kokes her
                              									und der Prozeſs, welcher die gröſsere Reduction des Mangans hervorruft, kann auch
                              									als die Ursache der Mehrreduction aller anderen Bestandtheile des Roheisens
                              									betrachtet werden.
                           Man darf also annehmen, daſs die geringere Zeitwärmeleistung der Kokes, welche zum gröſseren
                              									Brennstoffaufwande zwingt, wodurch die Erzeugungstemperatur gesteigert, mit eine der
                              									Hauptursachen für die geringere Güte des damit erzeugten Roheisens ist. Wäre man im
                              									Stande, die Kokes derart voluminös zu erzeugen, wie es die Holzkohlen sind, so würde
                              									man voraussichtlich im Hochofenbetriebe Ergebnisse damit erzielen, welche denen des
                              									Holzkohlenbetriebes gleich kämen, sowohl betreffs des Brennstoffverbrauches, wie
                              									auch höchst wahrscheinlich hinsichtlich der Roheisenbeschaffenheit. Ob leichte Kokes
                              									bei hinreichender Festigkeit herstellbar sind, erscheint allerdings fraglich, da
                              									diesem Brennstoffe Eigenschaften fehlen, welche gute Holzkohle auszeichnen: eine
                              									gewisse Elasticität, begründet in der Structur, sowie auch die widerstandsfähige
                              									Form der concentrischen Anordnung der Zellen der Jahresringe, welche Eigenschaften
                              									diesem Brennstoffe bei aller Porosität und Zerklüftung eine sehr wesentliche
                              									Festigkeit ertheilen. Trotz alledem wäre es sicherlich keine so aussichtslose Sache,
                              									zu versuchen, wie weit man gehen könnte, um den Kokes bei geringstem specifischem
                              									Gewichte noch eben eine hinlängliche Festigkeit zu sichern.
                           Die Hochöfen in Hieflau liefern 100 Th. Puddeleisen mit 75 Th. Holzkohle bei 200 bis
                              									300° Windwärme. Im Vergleiche mit benachbarten Hochöfen, welche dasselbe Erz
                              									verschmelzen, hat sich gezeigt, daſs es keinen nennenswerthen Unterschied im
                              									Brennstoffverbrauche bedingt, ob die Durchsetzzeit 5 oder 12 Stunden betrug. Wenn
                              									man in neuerer Zeit bei rascher betriebenen Kokeshochöfen weniger Brennstoff
                              									verbraucht, so hat die kürzere Durchsetzzeit als solche wenig oder nichts damit zu
                              									thun, wohl aber die bei solchen Betrieben angewendete hohe Windpressung und
                              									Erwärmung als Mittel, die Zeitleistung der Kokes zu steigern und sich damit
                              									derjenigen der Holzkohlen ein gut Theil zu nähern.
                           Entgegen der weiter unten angeführten Ansicht Jantzen's
                              									wird nach Belani die höhere Temperatur im Kokeshochöfen
                              									lediglich durch den gröſseren Brennstoffverbrauch bedingt, wodurch sich die Hitze
                              									nach oben steigert und durch vorzeitige Erweichung der Schmelzgüter die Gasarbeit
                              									des Ofens und der ruhige Niedergang beeinträchtigt wird. Dieses Mehr an Wärme,
                              									welches dem Kokesbetriebe eigen ist, soll eben der abkühlende Inhalt eines groſsen
                              									Kohlensackes durch Aufsaugung unschädlich machen.
                           Es ist klar, daſs je gröſser die Zeitleistung der Kokes durch höhere Pressung des
                              									Windes oder andere Mittel wird, der Brennstoffverbrauch also sinkt, auch der
                              									Ueberschuſs an Wärme sich vermindert, was wiederum gestattet, den Kohlensack enger,
                              									den Ofen schlanker zu wählen. Es zeigen dies die schlanken Formen der mit sehr hoher
                              									Windpressung getriebenen amerikanischen Hochöfen ganz deutlich.
                           Nach W. van Vloten (Stahl und
                                 										Eisen, 1886 S. 42) hängt die in der Zeiteinheit verbrannte Brennstoffmenge
                              									lediglich von der eingeblasenen Windmenge ab. Die Verbrennlichkeit der Kokes ist groſs
                              									genug, um dem Winde den Sauerstoff rasch zu entziehen. Der Brennstoffverbrauch eines
                              									Hochofens wird um so geringer sein, je mehr Wärme in demselben durch eine bestimmte
                              									Menge Brennstoff entwickelt, also je vollkommener der Brennstoff verbrannt wird,
                              									d.h. je mehr Kohlensäure im Verhältnisse zu Kohlenoxyd in den Gasen enthalten ist.
                              									Man muſs deshalb darauf hinarbeiten, das Kohlenoxyd in dem Reductionsraume, dem
                              									Schachte des Hochofens möglichst vollständig zu Kohlensäure zu oxydiren. Es handelt
                              									sich nicht so sehr darum, das Erz dort möglichst vollständig zu reduciren, die
                              									Hauptsache ist, das Kohlenoxyd zu oxydiren; denn wenn auch ein Theil des Erzes
                              									unvollständig reducirt in den heiſseren unteren Theil des Hochofens kommt, so kann
                              									es dort, nachdem es mit der Kieselsäure der Beschickung zu Schlacke verschmolzen
                              									ist, durch festen Kohlenstoff reducirt werden. Damit das Kohlenoxyd möglichst
                              									oxydirt wird, ist in erster Linie eine bestimmte Zeit nothwendig; es wird um so mehr
                              									davon zu Kohlensäure übergehen, je länger die Gase mit Erzen, welche eine Temperatur
                              									von 400 bis 900° haben, in Berührung bleiben. Diese Zeit wird bestimmt: durch die
                              									Höhe und die Weite des Ofens, durch die Ausdehnung der Reductionszone in demselben,
                              									hauptsächlich aber durch den freien Querschnitt, welchen die Beschickung den Gasen
                              									bietet. Für 1cbm Ofenraum berechnet sich nun ein
                              									freier Raum von 0cbm,5 bei Kokeshochöfen gegen
                              										0cbm,8 bei Holzkohlen. Rechnet man nun für
                              										1cbm Ofeninhalt dieselbe Gasmenge, so wird die
                              									Geschwindigkeit des Gasstromes im Holzkohlenofen erheblich geringer als bei Kokes.
                              									Auſserdem beträgt der Wärmebedarf der Füllung von 1cbm Ofenraum bei Holzkohlenbetrieb:
                           
                              
                                 114k Holzkohle
                                 mit
                                 0,24
                                 specifischer
                                 Wärme
                                 =
                                 27,4c
                                 
                              
                                 342k Möller
                                 „
                                 0,21
                                 „
                                 „
                                 =
                                 71,8
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 99,2c,
                                 
                              
                           beim Kokesbetrieb aber:
                           
                              
                                 279k Kokes
                                 mit
                                 0,24
                                 specifischer
                                 Wärme
                                 =
                                   67c
                                 
                              
                                 127k Möller
                                 „
                                 0,21
                                 „
                                 „
                                 =
                                 173,7
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 240,7c.
                                 
                              
                           Um also die Füllung von 1cbm Ofenraum um 10 höher
                              									zu erhitzen, ist beim Holzkohlenhochofen nur ⅖ von der Wärmemenge nothwendig, welche
                              									beim Kokeshochofen dazu erforderlich ist. Hieraus folgt, daſs die Wärmeabnahme der
                              									Gase bei ihrem Durchgange durch den Ofen von unten nach oben beim Holzkohlenbetriebe
                              									eine weit langsamere, die Temperaturerhöhung der festen Materialien bei ihrem
                              									Durchgange von oben nach unten eine weit raschere sein wird als beim Betriebe mit
                              									Kokes. Der Reductionsraum ist also im Holzkohlenofen verhältniſsmäſsig gröſser,
                              									seine durchschnittliche Temperatur eine höhere; es wird darum auch aus diesem Grunde
                              									die Oxydation des Kohlenoxydes dort weit vollständiger vor sich gehen.
                           Ein Kokeshochöfen muſs daher verhältniſsmäſsig gröſser sein als ein Holzkohlenhochofen. Die
                              									Beschickung liegt aber in demselben an und für sich dichter, wodurch es schwer wird,
                              									die Gase regelmäſsig auf dem ganzen Ofenquerschnitte zu vertheilen, damit jedes
                              									Erzstückchen mit denselben allseitig in Berührung kommt und das Gas möglichst lange
                              									im Ofen bleibt. Vergröſsert man den Durchmesser, dann wird man die Beschickung
                              									schlecht regelmäſsig vertheilen können; vergröſsert man die Höhe, dann nimmt der
                              									Druck im Ofen sehr stark zu; in beiden Fällen bilden sich leicht einzelne Gaskanäle
                              									dort, wo die Beschickung zufällig locker liegt. Hierdurch verlassen die Gase den
                              									Ofen viel zu rasch, sie werden nicht genügend oxydirt und. es kommt zu viel
                              									unreducirtes Erz in den Schmelzraum. Auf 1cbm
                              									Fläche im Kohlensack eines 16m hohen
                              									Holzkohlenofens berechnet sich ein Druck der Beschickungssäule von 5470k, gegen 15480k
                              									im Kokeshochofen.
                           Ein Kokeshochofen von 375cbm Inhalt, welcher in 24
                              									Stunden 100l Kokes verbraucht, gibt etwa 390k trockene Gase in der Minute; diese nehmen bei
                              									einer durchschnittlichen Temperatur von 600° einen Raum ein von etwa 960cbm. Der freie Raum des Ofens beträgt etwa 375 ×
                              									0,504 = 188,6cbm. Die Durchsetzzeit der Gase
                              									beträgt also (188,6 : 960) × 60 oder 11,8 Secunden. Die Zeit, während welcher das
                              									Kohlenoxyd auf das Eisenoxyd einwirken kann, wird aber noch viel kürzer sein; denn
                              									der obere Theil des Ofens ist so kalt, daſs die Gase mit einer Temperatur von 80 bis
                              									100° abgehen, und auſserdem wird ein groſser Theil derselben sich einzelne kürzere
                              									Wege durch den Ofen suchen.
                           Zu den Reductionsvorgängen im Gestelle des Hochofens ist eine bestimmte hohe
                              									Temperatur erforderlich. Man wird daher um so mehr Eisen reduciren, je heiſser die
                              									Gase sind. Während nach ausgeführter Berechnung ein Hochofen bei 440° Windtemperatur
                              									für 1000k Weiſseisen 1100k Kokes gebrauchte, würden bei kaltem Winde etwa
                              										1460k erforderlich sein.
                           Der weniger bedeutende Einfluſs, welchen die Winderhitzung auf den Betrieb mit
                              									Holzkohlen ausübt, läſst sich nun leicht dadurch erklären, daſs im
                              									Holzkohlenhochofen die Reduction der Erze durch Kohlenoxyd gleichmäſsiger und
                              									vollständiger vor sich geht. Die Gase oxydiren sich zunächst vollständiger und
                              									durchdringen auch in Folge der lockeren Beschickung und des kleineren
                              									Ofenquerschnittes die ganze Erzmasse weit gleichmäſsiger; die Folge davon muſs sein,
                              									daſs die Erze vollständig vorbereitet in das Gestell kommen und eine
                              									Temperaturerniedrigung des Gases durch Reduction dort in weit geringerem Maſse
                              									vorkommen wird als in einem Kokeshochofen. Bei letzterem werden wohl immer
                              									ungenügend vorgewärmte und nicht reducirte Theile an einzelnen Stellen des Ofens
                              									niedergehen und wird überhaupt die ganze Erzmasse durchschnittlich weit weniger
                              									reducirt sein, wodurch die Winderhitzung zu einem beinahe unentbehrlichen Mittel
                              									wird, um einen regelmäſsigen Ofengang zu erzielen. Beim Holzkohlenbetriebe wird eine
                              									geringere Temperatur im
                              									Gestelle genügen, das gut vorbereitete Erz zu kohlen und zu schmelzen; die
                              									Winderhitzung ist nicht von der hohen Bedeutung, trotzdem sie auch dort einen guten
                              									Einfluſs ausüben muſs.
                           Nach G. Jantzen (daselbst S. 83) erfordert der
                              									Kokesofenbetrieb im nördlichen und westlichen Deutschland bezieh. in Luxemburg etwa
                              										950k Kokes für 1t Weiſseisen mit 100 bis 200° mehr an Windwärme. Dem gegenüber stellt sich
                              									das Möllerausbringen der Holzkohlenhochöfen überall verhältniſsmäſsig hoch, da sie
                              									nur edlere Eisensteine verhütten, in Steiermark auf 45 bis 46 Proc., während die
                              									angezogenen Kokeshochöfen nur 33 bis 35 Proc. Eisen im Möller haben. Dieses
                              									geringere Ausbringen bei den Kokeshochöfen wäre schon ein genügender Grund, den
                              									gröſseren Brennstoffverbrauch, selbst bei gröſserer Wind wärme, zu rechtfertigen, da
                              									man annehmen müſste, daſs bei gleichem Möllerausbringen auch der Holzkohlenofen
                              									einen ähnlichen Verbrauch an Kohle aufweisen würde. Während beim Betriebe auf graues
                              									Eisen wohl wenige Holzkohlenhochöfen mit weniger als 1000k Holzkohlen auf 1t Eisen ausgekommen sind, gibt es jetzt Kokeshochöfen, welche für 1t Roheisen weniger als 1000k Kokes gebrauchen. Bei einem Möllerausbringen von
                              									45 bis 50 Proc. Eisen dürfte sich der Kokesverbrauch mit 1000 bis 950k Kokes auf 1t
                              									Eisen stellen, während bei noch reicherer Beschickung bei 55,4 Proc. Eisen auf dem
                              									Hochofenwerke der North Chicago Rolling Mill Company in
                              									Nordamerika nur 885k Kokes auf 1t Roheisen gebraucht wurden. Hierbei steht
                              									allerdings der Vortheil gröſseren Möllerausbringens nebst noch gröſserem
                              									Unterschiede in der Winderhitzung meistens auf Seiten der Kokeshochöfen; aber dafür
                              									besitzen auch die Producte des Kokeshochofens einen bedeutend höheren Silicium- und
                              									Graphitgehalt, welche, in gleicher Höhe im Holzkohlenhochofen erzeugt, einen
                              									bedeutend gröſseren Aufwand von Brennstoff verursachen würden. Holzkohlen erzeugen
                              									wegen ihrer porösen Beschaffenheit bei ihrer Vergasung freiwillig groſse
                              									Kohlenoxydgasmengen; Kokes dagegen müssen durch heiſse und gepreſste Gebläseluft
                              									erst künstlich dazu veranlagt werden. Auf diese Weise vergast, muſs aber die
                              									Zeitwärmeleistung der Kokes höher als die der Holzkohlen werden, welche Thatsache
                              									sich durch die höhere Temperatur im Gestelle des Kokeshochofens geltend macht. Dies
                              									gibt im Allgemeinen den Grund ab, warum thatsächlich der Betrieb auf weiſses Eisen
                              									leichter und mit weniger Brennstoff bei Holzkohle zu führen ist als bei Kokes.
                           Man hat bei Kokeshochöfen die Durchsetzzeiten theils von 30 auf 18 Stunden ermäſsigt
                              									und in Folge dessen an Brennstoff erspart. So geringe Durchsetzzeiten wie bei
                              									Holzkohlenhochöfen wird man aber nicht erreichen. Wünschenswerth erscheint es, immer
                              									möglichst poröse Kokes zu verwenden.