| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 97 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof.
                           									Fr. Kick.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 1
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 1 und 7.
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           10) Sichten und Sichtmaschinen. Die Bestrebungen der
                              									neuesten Zeit weisen, von kleineren Neuerungen abgesehen, vorzüglich zwei
                              									beachtenswerthe Gedanken auf: nach dem ersten soll durch entsprechende Einrichtung
                              									des Sichtcylinders bei Centrifugalsichtmaschinen das sich im Cylinder sammelnde
                              									Mahlgut durch diesen so hoch gehoben werden, daſs es von oben fallend neuerlich den
                              									Schlägern und ihrer Einwirkung dargeboten wird; nach dem zweiten wird das Sieben
                              									dadurch bewirkt, daſs die feinen Mahlguttheilchen durch rasch bewegte Luft durch die
                              									Siebe geführt werden. Diese Luftbewegung soll durch geeignete Anbringung von
                              									Ventilatoren erfolgen. Beide Gedanken sind gesund und bereits mehrfach zur
                              									Verwirklichung gelangt.
                           Friedr. Wegmann in ZürichDas Patent scheint noch nicht ausgegeben; diese Maschine wurde in der Mühle, 1885 * S. 229 besprochen.
                              									läſst bei seiner neuesten Sichtmaschine die Siebfläche
                              									durch zurückspringende U-förmige Leisten unterbrechen, wie dies Fig. 7 Taf. 7 darstellt,
                              									und es muſs sich bei der langsamen Drehung des Cylinders das Mahlgut vom Siebe
                              									abrollend in den Vertiefungen dieser Leisten sammeln, nach oben gehoben werden und den Schlägern zufallen. Fig. 7 zeigt bloſs einen
                              									Querschnitt durch den Sichtcylinder, weil hieran das Wesentliche zu erkennen ist;
                              									denn die sonstige Anordnung weicht nicht auffällig von der üblichen ab. Die
                              									Mahlgutzuführung erfolgt gleichfalls an der Achse durch eine Mehlschraube; die
                              									Flügel f der Schläger sind nicht schraubenartig
                              									gewunden, sondern es ist einer (f1) der vier Flügel mit prismatischen Holzklötzchen
                              									versehen, deren schräge Seitenfläche, gegen den Auslauf gekehrt, die Fortschaffung
                              									des Sichtgutes besorgt. Bei der Absichtung feuchten Mahlgutes kann zum Freihalten
                              									der Gaze ein Schlagwerk benutzt werden, welches von excentrischen Ansätzen e aus bethätigt wird. Der Antrieb der Schlägerwelle
                              									erfolgt mittels eines Riemens und wird die Bewegung auf den Sichtcylinder in
                              									gleicher Richtung durch ein Vorgelege übertragen, bei welchem Wegmann's geräuschlose (mit Schrot gefüllte) Räder
                              									(vgl. S. 6 d. Bd.) angewendet sind.
                           Die Sichtmaschine von Geo T.
                                 										Smith in Jackson (vertreten durch Eugen Kreiſs
                              									in Hamburg, auf dessen Namen die deutschen Patente * Nr. 31307 vom 13. September
                              									1884, Nr. 32191 vom 16. December 1884 und Nr. 34247 vom 16. December 1884 lauten)
                              									wendet zum Heben des Sichtgutes bewegliche Leisten an
                              									und trachtet sowohl durch diese, wie durch eine von auſsen auf den Gazebezug
                              									wirkende Bürste, den Sichtcylinder möglichst wirksam zu machen. Zugleich soll die
                              									durch die Schläger erzeugte Luftbewegung durch geeignete Abschlusse beim Ein- und Auslaufe thunlichst
                              									herabgemindert und mit dazu verwendet werden, die Austragung des Mahlgutes zu
                              									unterstützen. Die Smith'sche Maschine, welche durch die
                              										Figuren 1
                              									bis 6 Taf. 7
                              									gekennzeichnet ist, weist jedenfalls einige beachtenswerthe Neuerungen auf, wenn
                              									auch jene Lobeserhebungen, welche der Vertreter dieser Maschine in der Mühle, 1885 S. 23, 68 und 100 veröffentlichte, im
                              										„Reclamestyle“ gehalten sind.
                           Die beweglichen Hebeleisten h an der Innenseite des
                              									Cylinders C können wesentlich nicht anders wirken, als
                              									die von Wegmann angewendeten U-förmigen Vertiefungen;
                              									wie in diesen, so sammelt sich auch an ersteren das abrollende Mahlgut an. Von einem Schöpfen des Mahlgutes vom Siebcylinder
                              									durch diese Leisten kann deshalb nicht gesprochen werden, weil sich die Unterlage
                              									des Mahlgutes, der Cylinder, mit dem Mahlgute und den Leisten gleich schnell bewegt
                              									(dreht) und zwar mit 20 Umgängen in der Minute. Indem sich daher das Mahlgut auf den
                              									unteren Theilen der Innenseite des Cylinders anhäuft, wird dasselbe bei der Rotation
                              									gehoben, kollert gegen die Heber h, sammelt sich an
                              									denselben an und wird nun erst durch sie weiter gehoben, als dies der Sichtcylinder
                              									ohne Nebenvorrichtung vermöchte. Durch dieses höhere Heben findet aber eine bessere
                              									Zuführung gegen die Schlagleisten l statt. Die ganze
                              									Siebfläche des Sichters kann auch bei dieser Maschine nicht wirksam werden, sondern es muſs der untere Theil, des darauf
                              									lagernden Mahlgutes wegen, theilweise unwirksam bleiben, wie dies bei allen
                              									Centrifugalsichtern gleichfalls der Fall ist.
                           Fig. 1 zeigt
                              									bei E den Einlauf, bei F
                              									ein Rad mit vier Flügeln, gegen welche sich das Maschinengehäuse so anschmiegt, daſs
                              									nur wenig Luft mit dem Mahlgute eintreten kann. Das Mahlgut gelangt von G in den Vorsichter V,
                              									dessen grobes Drahtgewebe von einem Blechmantel m so
                              									umgeben ist, daſs das Sichtgut bei a in den Cylinder
                              									tritt, daher bei seinem Eintritte gar nicht von den Schlagleisten l getroffen werden kann, sondern diesen erst mittelbar
                              									durch die Wirkung der Heber h zugeführt wird. Grobe
                              									Verunreinigungen können aus dem Vorsichter bei ruhender Maschine durch Oeffnung
                              									einer Klappe bei G durch die Hand des Müllers entfernt
                              									werden. Es ist zwar in Bezug auf die Ausnutzung der Siebfläche günstig, daſs das
                              									Sichtgut am Anfange in den Cylinder tritt und nicht erst weiter einwärts; jedoch
                              									scheint mir die centrische Zuführung, welche das Mahlgut sogleich den Schlägern
                              									übergibt, wenn man des Vorsichters entbehren kann, richtiger zu sein.
                           Der Abstand der Schlagleisten vom Siebe beträgt angeblich etwa 80mm und ist hierdurch ein günstigerer Winkel für
                              									das Auftreffen des Sichtgutes gegen das Sieb bedingt, als möglich ist, wenn der
                              									Schlägerabstand nur etwa 20mm beträgt, wie dies
                              									häufig der Fall ist. Der Auslauf des Sichtgutes erfolgt um die Scheiben s1, s2 herum, wie durch die
                              									Pfeile angedeutet ist, und der Antrieb durch die Riemenscheibe 
                              									R auf die Schlägerwelle und durch die Räder 1 bis 4 auf den
                              									Sichtcylinder. Durch die Scheibe s1 ist dem Eintritte der Luft in den Sichtcylinder
                              									ein Hinderniſs insofern gesetzt, als dieser Eintritt an der Achse bis nahe zum
                              									Umfange versperrt ist und eine Luftströmung von der Achse zum Umfange daher
                              									ausgeschlossen oder doch vermindert wird. Durch die Wirkung der kreisenden
                              									Schlägerleisten l auf die in der Maschine enthaltene
                              									Luft wird eine Luftverdünnung an der Schlägerwelle, eine Luftverdichtung zwischen
                              									Sieb und Schlägern und auch im todten Raume zwischen Sieb und Kasten erfolgen und
                              									ein Austritt von Luft über s1, s2 im
                              									Sinne der Pfeile nach Maſsgabe der mit dem Mahlgute beim Einlaufe eintretenden Luft
                              									erfolgen. Durch diesen Luftaustritt links und durch den Eintritt von Luft aus dem
                              									Vorsichter an der Einlaufseite ist eine schwache Luftbewegung zwischen den Flügeln
                              									und dem Siebe in der Richtung zum Auslaufe bedingt, welche auch das Sichtgut vom
                              									Einlaufe gegen den Auslauf befördert. Die Stärke dieser Luftbewegung kann dadurch
                              									etwas abgeändert werden, daſs die Schlägerachse A sammt
                              									den Flügeln l eine geringe Längsverschiebung erhält,
                              									wodurch der Uebergriff der Flügelenden über die Scheibe s1 etwas vermehrt oder vermindert werden
                              									kann. Zu diesem Zwecke ist die Achse A in den Lagern
                              									verschiebbar und wird in einer bestimmten Stellung durch Anziehen der an der Nabe
                              									des Zahnrades 1 befindlichen Schraube o durch diese Nabe, welche rechts und links gegen feste
                              									Lager anläuft, gehalten. Diese Art der Stellung der Schlägerachse ist mangelhaft;
                              									besser ist die diesbezügliche Anordnung, welche in der Mühle, 1885 * S. 292 gezeichnet ist, nach welcher die Schlägerwelle nach
                              									auſsen verlängert erscheint und mit ihrem Ende von einem Lager gehalten wird,
                              									welches in der Richtung der Achse verstellbar ist. Bei dieser Abänderung sind auch
                              									die Räder 1 bis 4
                              									entsprechend der gebräuchlichen Anordnung nach auſsen gelegt, wodurch sie besser vor
                              									Staub geschützt sind.
                           Die beweglichen Hebeleisten h sind in Fig. 5 in der Stellung
                              									unten und oben etwas gröſser gezeichnet. Die Lappen n
                              									begrenzen die Beweglichkeit und bewirken auch beim Fallen der Leisten einen kleinen
                              									Stoſs, wodurch das Abgleiten des Mahlgutes befördert wird. Diese Begrenzung der
                              									Beweglichkeit ist unbedingt nöthig, weil sonst die Leisten h in den Bewegungskreis der Schläger l
                              									gelangen würden. Es ist zu bemerken, daſs die Anwendung von Hebeleisten nicht neu
                              									ist: Otto Türcke in Dresden sowie G. A. Schoepf und Comp. in Regensburg haben solche
                              									Leisten schon früher angewendet; doch waren dieselben fest mit dem Cylinder
                              									verbunden. Der Erfolg der Beweglichkeit kann nur gering
                              									sein. Alle am Cylinder angebrachten, nach einwärts gerichteten Leisten bedingen
                              									wegen der schiefen (nie
                                 										radialen) Wurfrichtung des Sichtgutes, daſs ein gröſserer Theil der
                              									Siebfläche, nämlich der durch die Leisten gedeckte Theil, unwirksam wird. Man kann
                              									diesen unwirksamen Theil sehr leicht ermitteln, wenn man eine Tangente an den
                              									Schlägerkreis und die
                              									Heber zieht; es ist der Theil xx1 in Fig. 2 und 5. Auf die Wirkung der
                              									Schläger wird später noch einmal in Kürze zurückgekommen, weil diesbezüglich gar zu
                              									verkehrte Ansichten vorliegen und in anderen Patenten ihren Ausdruck finden.
                           Die stündliche Leistung bei 0m,875 Durchmesser und 2m,520 Länge des Cylinders wird zu 1500k angegeben, wenn Dunst abgesichtet wird, und zu
                              										1000k beim Nachsichten von Mehl.
                           Schlieſslich sei noch bemerkt, daſs das Sichtgut aus dem Beutelkasten nach Belieben
                              									durch Benutzung der Wechselklappen w (Fig. 4 und 6) einer der beiden
                              									Schnecken S1 oder S2 zugeführt werden
                              									kann. Die Wechselklappen sind um die Zapfen o drehbar
                              									und können entweder in die in Fig. 4 voll gezeichnete
                              									Stellung, oder in die punktirte gebracht werden. Fig. 6 stellt die
                              									Wechselklappen perspektivisch dar; dieselben bilden übrigens keinen Gegenstand des
                              									Patentes.
                           Die bereits oben erwähnte Bürste zum Reinigen des Cylinders ist in Fig. 3 dargestellt und ist
                              									dieselbe mit dem Arme a (Fig. 2) verbunden, welcher
                              									durch den Stift i am Cylinder in die punktirte Lage
                              									gebracht wird., aus welcher er durch sein Gewicht bezieh. durch die Feder f gegen den Anschlag b
                              									zurückprallt; dieser Stoſs, welcher durch eine Kautschukauflage auf b geräuschlos gemacht werden kann, säubert die Bürste
                              									und macht sie wieder leistungsfähig. Entsprechend der Abnutzung der Bürste, sind die
                              									Lager ihrer Achse verstellbar, zu welchem Zwecke der bogenförmige Schlitz und in
                              									demselben ein Klemmbolzen vorhanden sind.
                           Die zweite oben bezeichnete Idee, die Luftbewegung vorwaltend zum Durchtreiben des
                              									fein vertheilten Sichtgutes durch das Sieb zu benutzen, findet ihren Ausdruck in den
                              									Vorschlägen von Paul Janssen in Hamburg (* D. R. P. Nr.
                                 										27913 vom 24. Oktober 1883), Carl Aug. Halick in
                              										Buschmühle Bellwitz (* D. R. P. Nr.
                                 										32635 vom 31. Januar 1885), Rud. und Jos.
                                    											Gawron in Anclam (* D. R. P. Nr. 29471 vom 5. Februar
                                 										1884) und endlich in einer Anordnung von C. W.
                                 										Haase in Braunschweig.Vgl. C. W. Haase: Die praktische Müllerei mit
                                       												Beiträgen zur Mühlenbaukunde, (Breslau 1885. Max Woywod) S. 4 bis 17. Bezüglich dieses
                                    											Buches sei bemerkt, daſs es aus einer Reihe nicht geordneter Abhandlungen
                                    											über Einzelheiten mehr der Mühlenbaukunde, als der praktischen Müllerei
                                    											besteht. Dasselbe rechtfertigt seinen Titel nicht, weil Niemand aus dem
                                    											Buche sich über den Mühlenbetrieb – und das ist doch praktische Müllerei –
                                    											unterrichten kann; aber es enthält mehrere gute Gedanken, welche man unter
                                    											den weitschweifigen Beschreibungen Haase'scher
                                    											Patente und Untersuchungen, wenn auch nicht ohne Mühe, finden kann. Das Buch
                                    											hat das Gute, originell zu sein; schriftstellerische Sünden, sowie arge
                                    											technische Verstöſse finden sich aber viele vor. Der Verfasser hat
                                    											mannigfache Erfahrungen gesammelt, die „Harmonie zwischen Wissenschaft
                                       												und Praxis“ steht wohl im Motto, im Buche selbst ist sie aber nicht
                                    											selten zu vermissen; doch fehlt es nicht am Wollen und, wer die oft
                                    											eigenartige Sprache der Werkstätte gewohnt ist, der wird Haase's Sprache hinnehmen.
                           Es dürfte vielleicht keine dieser Anordnungen allen billigen Anforderungen entsprechen; doch ist
                              									der Grundgedanke ein gesunder, gegen welchen nur ein, allerdings wesentlicher,
                              									Einwand gemacht werden kann und zwar folgender: Das in der Müllerei abzusichtende
                              									Gut ist ein Gemenge von kleinen Bruchstücken des Stärkemehl haltigen Inneren des
                              									Getreides und der Schalen; letztere brechen in dünnen, plättchenförmigen Stückchen
                              									und diese werden von bewegter Luft leichter mitgenommen, als die specifisch
                              									schwereren und zudem mehr kugelförmigen Endospermtheilchen. Wenn man daher das
                              									Sichten durch kräftige Luftbewegung fördern will, so muſs man ein Mehl erhalten, in
                              									welchem sich jene feinen Kleietheilchen gewiſs vorfinden werden, deren Gröſse den
                              									Durchgang durch das Sieb gestattet; d.h. man wird minderwerthiges Mehl erhalten, als
                              									dies bei Anwendung gewöhnlicher Mehlcylinder und der Centrifugal-Sichtmaschinen
                              									gewonnen wird, bei welchen die specifisch schwereren Mehltheilchen leichter an und
                              									durch das Sieb gelangen, als die Kleietheilchen. Das Sichten mit Benutzung eines
                              									Luftstromes hätte sich demnach entweder auf sehr reine Mehle, oder auf solches
                              									Mahlgut zu beschränken, in welchem kleine Splitterchen der Schale, die durch das
                              									Sieb gerissen werden können, nicht vorkommen.
                           Noch sei erwähnt, daſs eine dauernde, kräftige Luftströmung von innen nach auſsen das
                              										Verlegen des Siebes wesentlich befördert, und es
                              									wäre demnach Vorsorge zu treffen, daſs diesem leicht eintretenden Uebelstande
                              									abgeholfen werde. Jede Luftbewegung in den Sichtmaschinen bedingt das Vorhandensein
                              									von mit Mehlstaub geschwängerter Luft und ist demnach für entsprechenden Abschluſs
                              									der Maschine, auch beim Ein- und Auslaufe, Sorge zu tragen, damit nicht Staubluft in
                              									die Rohre gelangt. Indem wir nun zur Beschreibung der hierher gehörigen Anordnungen
                              									übergehen, vermag der Leser selbst zu beurtheilen, ob den erwähnten nothwendigen
                              									Rücksichten Rechnung getragen wurde.
                           P. Janssen legt in den wagerechten Sichtcylinder an
                              									beide Enden Saugventilatoren, welche die Luft aus dem Gehäuse des Sichters ansaugen
                              									und in das Innere des Siebcylinders treiben; hierdurch muſs eine kräftige
                              									Luftbewegung entstehen, welche das durch die Schläger vertheilte Sichtgut durch die
                              									Maschen des Gewebes führt. Der Ventilator an der Einlaufseite befindet sich im
                              									Sicherheitskorbe und es wirken hier die Ventilatorflügel gleichzeitig als
                              									Sichtflügel. Der Ventilator auf der Auslaufseite ist in Fig. 11 Taf. 7 bei V dargestellt; das Ventilatorhaus ist aus Blech und der
                              									Lufteintritt und Austritt durch Pfeile gekennzeichnet. Die ganze Anordnung ist
                              									abgesehen vom Antriebe und der Zu- und Abführung des Sichtgutes symmetrisch; beide
                              									Ventilatoren saugen die Luft aus dem Aufsätze A des
                              									Sichtkastens. Die übrigen Theile sind aus der Figur ohne weiteres verständlich. Bei
                              										A sollte ein Filter angebracht sein.
                           Carl Aug. Halick führt in das Innere des Sichtcylinders
                              									die Luft durch Oeffnungen in der Hohlachse des Mehlsichtcylinders ein; ferner wird durch ein der Länge
                              									nach geschlitztes, auſsen parallel zum Cylinder
                              									liegendes Rohr Luft auf das Sieb geblasen- die erstere Luftbewegung soll das Mahlgut
                              									durch das Sieb führen, die letztere hingegen das Sieb rein halten. Gegenstand des
                              									Patentes bildet nur die Reinigung des Cylinders durch die von auſsen gegen das Sieb
                              									geblasene Luft und ist im Uebrigen selbst die Frage offen gelassen, ob der Sichter
                              									ein Centrifugalsichter ist, oder nicht.
                           Die Sichtmaschine von R.
                              									und J. Gawron hat stehende Anordnung: der Ventilator
                              									ist oben an der lothrechten Achse angebracht, welche an einem Blechcylinder sowohl
                              									Flügel, als Blechringe (Teller) trägt. Erstere jagen das Sichtgut gegen das
                              									cylindrische Sieb, letztere bilden gleichsam Abtheilungen in der Maschine, welche
                              									ein rasches Fallen des Sichtgutes hindern sollen. Der Ventilator saugt die Luft aus
                              									dem Raume zwischen Blechcylinder und Sieb (also merkwürdiger Weise aus dem Inneren
                              									des Siebes) an und jagt sie in den Blechcylinder, von welchem sie durch die
                              									senkrechten Flügel, welche aus einem schmäleren und einem breiteren Blechstreifen im
                              									Abstande von etwa 3mm bestehen, hindurch gegen das
                              									Sieb treten soll. Die Gesammtanlage ist gänzlich verfehlt und verwerflich. Um nur
                              									Eines hervorzuheben, denken sich die Genannten die Luft in nahezu radialer Richtung
                              									zwischen den Flügeln austretend und vergessen hierbei völlig, daſs die Flügel sich
                              									bewegen und die relative Luftbewegung gänzlich verschieden von der absoluten
                              										ist.Man kann sich durch einen einfachen Versuch von der Art und Richtung der
                                    											Luftbewegung überzeugen; man hat nämlich nur nöthig, mit einem entsprechend
                                    											gestalteten Flügel unter Bogenbewegung an einer Kerzenflamme vorüber zu
                                    											fahren, und wird aus der Ablenkung der Flamme die Richtung der Luftbewegung
                                    											deutlich wahrnehmen, natürlich noch besser durch eine einfache mechanische
                                    											Vorrichtung zur Flügelbewegung.
                           Wenn wir hier nochmals auf die bereits in D. p. J. 1879
                              										231 310 erwähnte Mehlsichtmaschine von C. W. Haase
                              									zurückgreifen, so geschieht es deshalb, weil Haase der
                              									Erste war, welcher bewegte Luft zum Durchführen des Mahlgutes durch ein Sieb
                              									verwendete und die Beschreibung dieser Maschine in dem oben angegebenen Buche Haase's doch ein wenig besser ist als in der
                              									Patentbeschreibung. Haase setzt in den Sichtkasten
                              									einen festliegenden Cylinder, welcher nur in dem
                              									Bogenstücke ss1 (Fig. 10 Taf.
                              									7) mit Gaze bezogen, während der übrige Theil desselben voll ist. In dem Cylinder
                              									kreisen Flügel f, die das Mahlgut in die Höhlung h werfen sollen, aus welcher es vor dem Siebe
                              									niederfällt. Die Geschwindigkeit der Flügel f muſs so
                              									groſs sein, daſs das Mahlgut durch seine Centrifugalkraft bis gegen h mitgenommen und dann nach h geworfen wird (v\,>\,\sqrt{r\,g}). Ein
                              									Flügelgebläse treibt Luft in regelbarer Menge in den Cylinder und diese strömt durch
                              									das Sieb in den Sichtkasten, aus welchem sie durch ein Flanellfilter entweichen kann. Auf dem Wege durch
                              									das Sieb nimmt die Luft das feinere Mahlgut mit und soll das gröbere Sichtgut sehr
                              									frei von Mehl aus der Maschine entweichen. Durch welches Mittel das Sieb vor dem
                              									Verschlagen mit Sichtgut bewahrt wird (vielleicht eine Bürste?), ist auch in dem
                              									Buche Haasens nicht gesagt und demnach besteht auch
                              									heute für den Berichterstatter noch dasselbe Bedenken, welchem er bereits früher
                              									Ausdruck gegeben hat.
                           Wir wenden uns jetzt jener Gruppe von Neuheiten zu, welche an den
                              									Centrifugalsichtmaschinen durch Aenderung in den
                                 										Flügelformen bessere Wirkung erzielen sollen. Es ist leicht nachweisbar,
                              									daſs diesen Vorschlägen meistens fehlerhafte Auffassungen über die Wirkung der
                              									Flügel oder Schläger zu Grunde liegen, und seien hier einige Bemerkungen
                              									vorausgeschickt, zu welchen uns auch eine ganz neue Abhandlung von F. van den Wyngaert (vgl. Mühle, 1886 S. 21) veranlaſst.
                           Fig. 1., Bd. 260, S. 103Fig. 2., Bd. 260, S. 103 Zunächst sei hervorgehoben, daſs das Abschleudern des Sichtgutes von den
                              									Schlägern nur in der Richtung der Tangente an den
                              									Schlägerkreis erfolgen kann. Der Winkel φ, unter
                              									welchem das Mahlgut gegen das Sieb fliegt, ist daher stets ein spitzer und bestimmt
                              									durch die Gleichung sin (90° – φ) = cos φ = (r
                              									: R). Aus dieser Gleichung, sowie aus Textfig. 1 läſst sich erkennen, daſs der Winkel φ um so günstiger (gröſser) ausfällt, je kleiner der
                              									Schlägerkreis und je gröſser der Sichtcylinder wird. Man kann den Schlägerkreis im
                              									Verhältnisse zum Sichtcylinder nicht sehr klein machen, weil sonst das Mahlgut eine
                              									zu lange Luftschicht zu durcheilen hat und die Kraft des Wurfes zu sehr vermindert
                              									wird, der Winkel φ bleibt ein spitzer.Noch ausführlicher und unter Berücksichtigung des Einflusses der Bewegung des
                                    											Sichtcylinders, welche im günstigen Sinne wirkt, wenn er sich nach der
                                    											Richtung der Schläger bewegt, sind diese Verhältnisse dargelegt in Kick's Supplement
                                    											(Leipzig 1883) S. 40 ff. Später hat hierauf Wyngaert im „Millstone“ (1884
                                    											S. 41) aufmerksam gemacht, wie von dieser Seite üblich, ohne Quellenangabe.
                                    											Für den Genannten recht bezeichnend ist sein Ausspruch (vgl. Mühle, 1886 S. 23): „Die guten Neuerungen
                                       												bei den Sichtmaschinen beruhen immer auf Beobachtung einer oder mehrerer
                                       												dieser von mir (!) entwickelten
                                       												Sichtmaschinen-Constructionen.“ Hier drängt sich mir der Ausruf auf:
                                    											Wahrlich der ganze Vater! (Vgl. Kick:
                                       												Mehlfabrikation, 2, Auflage S. 105.) Es fragt sich nun,
                              									welchen Einfluſs kann auf die Wirkung die Schlägerform
                              									nehmen. Kann etwa eine nach einwärts gekehrte Form des Schlägers ein Einziehen des Sichtgutes bewirken? Das Sichtgut,
                              									zumeist Mehl, springt von dem Schläger nicht gleich
                              									einem elastischen Körper unter dem Einfallwinkel ab, sondern wenn m in Textfig. 2 eine
                              									Mehlmasse darstellt, so wird sie sich am Flügel zertheilen, zuvörderst mitgenommen
                              									und bei genügender Anhäufung schlieſslich gleichfalls an der Schlägerkante
                              									tangential abfliegen. Solche Flügel werden wohl etwas mehr Mahlgut anhängend mitführen; aber so
                              									lange der Winkel, welchen der Flügel mit dem Halbmesser einschlieſst, nicht gröſser
                              									als der Reibungswinkel des Mahlgutes am Flügelmateriale ist, hat die überhängende
                              									Lage nur mittelbaren Einfluſs; es entsteht eine relativ
                              									gegen einwärts gerichtete Luftbewegung und diese kann bei genügender Neigung Mahlgut
                              									gegen einwärts ziehen. Darum gibt man den Flügeln die Stellung Textfig. 1.
                           Fig. 3., Bd. 260, S. 104 Gibt man einem Flügel die in Textfig. 3
                              									gezeichnete Anordnung von Bergmann und Schlee in Halle a. S. (* D. R. P.
                                 										Nr. 30095 vom 29. Juli Fig. 3. 1884),
                              									so wird durch die am Flügel angebrachten Schaufeln allerdings eine Luftströmung im
                              									Sinne der Pfeile bedingt; aber diese Bewegung ist eine relative – der Flügel bewegt
                              									sich ja auch – und diese Relativbewegung nach x,
                              									verbunden mit der Flügelbewegung, setzt sich zu einer absoluten Luftbewegung in der
                              									Richtung y zusammen; keinesfalls ist die Richtung der
                              									relativen Bewegung zusammenfallend mit der absoluten.
                           Fig. 4., Bd. 260, S. 104 Etwas ganz Aehnliches wird bei der Flügelform von Jos.
                                    										Kuhnmünch in Rötungen a. T. (* D. R. P. Nr. 33165 vom 2. Mai 1885) der Fall sein. Die
                              									Flügelform und die Drehungsrichtung ist durch Textfig.
                                 										4 dargestellt. Kuhnmünch sagt in seiner
                              									Patentschrift: „Damit das Sichtgut durch die Centrifugalkraft nicht in den
                                 										Schaufeln festgehalten wird, ist die eine Schaufel gegen die andere geschränkt
                                 										und zwar so, daſs zwischen zwei auf einander folgenden Schaufeln ein Spalt
                                 										entsteht. Hierdurch wird erreicht, daſs das Sichtgut nicht wie bei den anderen
                                 										Sichtmaschinen vermöge der Centrifugalkraft in tangentialer Richtung abgeworfen
                                 										wird, sondern durch den radialen Druck auf die schräge Schaufel an letzterer
                                 										entlang gleiten und sie durch den Spalt verlassen muſs. Das Sichtgut wird
                                 										dadurch in ganz fein vertheiltem Zustande in einem dünnen Strahle langsam von
                                 										den Schaufeln gegen die Siebfläche geworfen.“ Wenn auch zugegeben werden
                              									kann, daſs das Sichtgut an den geschränkten Schaufeln hingleitet und die Flügel
                              									durch den Spalt verläſst, so erfolgt doch die Weiterbewegung in tangentialer Richtung und eine Ablenkung hiervon kann
                              									nur durch die Luftbewegung und die Schwerkraft stattfinden. Die schrägen Flächen der
                              									Flügellappen werden die Weiterbeförderung des Mahlgutes bewirken.
                           Von Kuhnmünch ist auch eine Stellvorrichtung für die Flügel von Schleudersichtmaschinen (* D. R. P.
                              									Nr. 33351 vom 15. März 1885) vorgeschlagen worden, welche darin besteht, daſs die
                              									Entfernung der Schläger vom Sichtcylinder durch ein Hebelwerk veränderlich gemacht
                              									ist, was durch die Verschiebung von Kegeln längs der Schlägerachse erzielt werden
                              									kann. Aehnliches ist bereits (vgl. 1884 250 487)
                              									besprochen worden.
                           
                           Die
                                    											Halle'sche Maschinenfabrik und Eisengieſserei in Halle a. d. S. (* D. R.
                                 										P. Nr. 33328 vom 24. April 1885) wendet zwei Arten von Flügeln an und
                              									sollen die Flügel f (Textfig.
                                 										5 und 6) als Wurfflügel zugleich auch die
                              									Weiterbeförderung zum Auslaufe besorgen, während die Flügel g, Vertheilungsschaufeln genannt, eine gegen einwärts gerichtete
                              									Luftbewegung bewirken und die leichteren Kleietheilchen nach einwärts ziehen sollen.
                              									Vermehrte Luftwirbel werden durch diese Anordnung allerdings entstehen; in welcher
                              									Weise diese aber auf das Sichten fördernd oder störend einwirken, ist wohl sehr
                              									schwer zu sagen.
                           Fig. 5., Bd. 260, S. 105Fig. 6., Bd. 260, S. 105Otto
                                    											Türcke in Dresden (* D. R. P. Nr. 29764 vom 20. December
                                 										1883) wendet gleichfalls zwei Arten von Flügeln an; die eine Art trägt
                              									schräg zur Längsrichtung stehende Winkelleisten, welchen die Aufgabe der
                              									Verschiebung des Sichtgutes gegen den Auslauf zufällt, während die zweite Gattung
                              									aus Blechstreifen gebildet ist, welche mit ⌉-förmigen Durchbrechungen versehen sind,
                              									von denen die verbleibende Ecke nach rückwärts ausgebogen ist; der Zweck ist
                              									unklar.
                           Eine Sichtmaschine mit schneckenförmig (schraubenförmig)
                              										um die Welle angeordneten Stiften lieſs sich Adolf
                                    											Brzesky in Preſsburg (* D. R. P. Nr. 27896 vom 18.
                                 										December 1883) schützen; diese Einrichtung ist genau seiner
                              									Getreidereinigungsmaschine (vgl. 1886 259 200)
                              									nachgebildet und muſs als verfehlt bezeichnet werden,
                              									weil die Stifte das Sichtgut nicht ordentlich werfen und durch ihre Anordnung zudem
                              									ein starker Luftzug gegen den Auslauf eintreten muſs.
                           Fig. 7., Bd. 260, S. 105Escher,
                                    											Wyſs und Comp. in Ravensburg (* D. R. P. Nr. 33179 vom 23. Januar
                                 										1885) wenden in ihrer Sichtmaschine
                              									einerseits Schläger aus Wellblech bezieh. gefurchte Schläger, andererseits einen
                              									sternförmigen Cylinderrahmen an (vgl. Textfig. 7),
                              									welcher als eine Abänderung des bereits (1881 242 * 267)
                              									beschriebenen Seck'schen Sichtcylinders anzusehen ist.
                              									Durch die Gestalt des Sichtcylinders wird ein günstigerer Winkel für das Aufliegen
                              									des Sichtgutes erzielt- als Zweck der Furchen in den Flügeln wird in der
                              									Patentschrift radiales Auftreffen gegen die Bespannung wohl angegeben, aber in
                              									Wirklichkeit nicht erreicht.
                           Die weiter von Escher, Wyſs und Comp. (* D. R. P. Nr.
                              									33187 vom 3. April 1885) angegebene Anordnung zum Abklopfen
                                 										des Sichters besteht darin, daſs der Sichtcylinder auf Rollen läuft, deren
                              									Umfang nach einer vom Kreise wenig abweichenden Schneckenlinie geformt ist, wodurch
                              										eine kleine Stufe
                              									entsteht, über welche der Cylinder plötzlich abfällt und in Folge des so
                              									entstehenden Stoſses von dem anhängenden Sichtgute gesäubert wird. Natürlich muſs
                              									diese Stufe an den Rollen niederer sein als der Abstand zwischen den Flügeln und der
                              									Siebfläche des Cylinders.
                           Sichtmaschinen mit innerem
                                 										Vorcylinder sind in mehreren Formen Gegenstand von Patenten. J. E.
                                    											Zinnal in Stolp (* D. R. P. Nr. 27534 vom 25. Oktober
                                 										1883) bringt den Einlauf des Sichtgutes in der Mitte an und läſst
                              									dasselbe zunächst in den Vorsichter treten, welcher die eine, z.B. rechte, Seite des
                              									Sichtkastens einnimmt. Mehl und Dunst werden ausgebeutet und gelangen zufolge
                              									Wirkung einer an der Auſsenseite des Vorsichters angebrachten Schraube gegen die
                              									Mitte der Maschine, wo sie durch ein mit dem im linken Theile des Kastens
                              									befindlichen Sichtcylinder vereinigtes Schöpfrad in diesen zweiten Sichter gebracht
                              									werden. Die groben Theile gelangen aus dem Vorsichter am rechten Maschinenende zu
                              									einem Auslaufe, Dunst und Mehl links zu getrennten Ausläufen. Für geringe
                              									Mahlgutmengen können durch geeignete Abtheilung zwei Mehlsorten, Dunst, Gries und
                              									Schalen getrennt werden.
                           O. M. Hofwolt in Rostock i.
                                 										M. (* D. R. P. Nr. 30504 vom 28. Juni
                                 										1884) ordnet einen Vorsichter so an, daſs er sich von einem etwas
                              									gröſseren Sicherheitskorbe nur dadurch unterscheidet, daſs die im Vorsichter
                              									zurückgehaltenen gröberen Theile aus einer am Ende des Vorsichters befindlichen
                              									Kammer mittels spiralförmiger Röhren in einen Auslauf befördert werden, welcher sich
                              									an der Einlaufseite befindet.
                           Rich. Zieger in Berlin (* D. R. P. Nr.
                                 										30775 vom 7. August 1884) verbindet mit der Schlägerwelle einen
                              									Blechkegelstutz in der Weise, daſs in diesen Kegelstutz das gröbere Mahlgut aus dem
                              									Vorsichter übertreten kann und durch denselben zu einem getrennten Auslaufe
                              									befördert wird. Die Vorsichtertrommel ist von der einen Seitenwand des Hauptsichters
                              									getragen; der Einlauf des Sichtgutes erfolgt in den Vorsichter, die feineren Theile
                              									gelangen durch das Sieb desselben in den Hauptsichter, während die gröberen Theile
                              									durch den erwähnten Kegelstutz, welcher mit der Schlägerwelle sich dreh, zu einem
                              									Auslaufe gelangen, gegen welchen sich der Kegel erweitert. Das Mehl fällt durch den
                              									Sichter einer Mehlschraube zu, der Dunst wird am Ende des Sichters, an der
                              									Auslaufseite, von einem besonderen Auslaufe aufgenommen, daher die Maschine
                              									dreierlei Producte liefert. Alle Theile, welche der Schmierung bedürfen, sind leicht
                              									zugänglich. Die Anordnung ist empfehlenswerth.
                           J. Kuhnmünch in
                              										Röttingen (* D. R. P. Nr. 33441 vom
                                 										25. März 1885) macht den Vorcylinder von etwas gröſserer Länge als den
                              									Sichtcylinder. Ersterer ist aus gelochtem Bleche oder Drahtgewebe, trägt auſsen 4
                              									Längsleisten, an die sich schraubenförmig gestellte Querrippen von gröſserer Höhe
                              									anschlieſsen, über welche der Seidengazeschlauch gezogen ist. Die Schlägerwelle
                              									befindet sich im Vorcylinder, in welchem Schalen und gröbere Griese zurückbleiben,
                              									während Mehl und feine Griese in den schraubenförmigen Kanal gelangen, welcher
                              									einerseits durch die Gaze, andererseits durch die schraubenförmigen Rippen und den
                              									inneren Cylinder gebildet ist und am Ende seinen Auslauf hat. Das Absichten des
                              									Mehles erfolgt daher eigentlich nur durch die langsame Drehung des Sichters. Diese
                              									Anordnung liefert dreierlei Producte, dürfte zu einer ordentlichen Absichtung des
                              									Mehles unter den bei Centrifugalsichtern gebräuchlichen Maſsen aber nicht ausreichen.
                           Auch J. G. Hüßner in Schönberg,
                                 										Groſsh. Hessen (* D. R. P. Nr. 33197 vom 28.
                                 										December 1884) wendet doppelte Bespannung an; doch ist nach der
                              									Patentbeschreibung der Raum zwischen beiden Sieben abgeschlossen, daher das dort
                              									sich sammelnde Gut keinen Ausweg hat und die Möglichkeit des Sichtens bald zu Ende
                              									sein muſs.
                           Bezüglich der Art der Bespannung der
                              									Centrifugalsichter mit Seidengaze ist zu erwähnen, daſs Emil
                                    										Streitz in Freienwalde (* D. R. P. Nr. 33796 vom 8. April 1885) einen lockeren Bezug über einem Gitterwerke (Drahtgitter oder
                              									parallel zur Cylinderachse lautenden Schnüren) anbringt. Der lockere Bezug wird sich
                              										aber nicht, wie Streitz glaubt, durch wellenförmige Bewegungen selbst
                              									abbeuteln, da zu diesen Bewegungen kein Grund vorhanden ist, sondern es wird im
                              									losen Bezüge sich Mahlgut sammeln, gleichsam einen Sack bildend, und die vielen
                              									Wellen der Patentzeichnung werden sich in eine einzige Ausbiegung für jedes Feld
                              									verwandeln. Die Idee ist ganz verfehlt.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 260, S. 107
                              
                           Die Société anonyme pour les procédés bréretés de farinerie
                                    											Saint-Requier in Paris (* D. R. P. Nr. 29058 vom 2. März
                                 										1884) versieht die Enden der Gaze mit Blechstreifen, in welche Nieten
                              									eingezogen sind, die über diesen Streifen hervorragen. Die Streifen aus biegsamem
                              									Blech, wahrscheinlich dünnes Zinkblech, sind mittels den Gazerändern durch Nähen
                              									verbunden. Solches Aufnähen kann mit Maschinen erfolgen. Die Spannung wird durch
                              									Schnüre erzielt, wie dies Textfig. 8 zeigt. In
                              									welcher Weise den beiden widersprechenden Bedingungen – äuſserst kleine Blechdicke,
                              									damit das Nähen möglich ist, und genügende Blechdicke, damit die Nieten festsitzen –
                              									entsprochen ist, darüber schweigt die Patentschrift und läſst der Vermuthung Raum,
                              									daſs bei Anwendung dickeren Bleches der Rand vor dem Nähen gelocht wird, oder daſs
                              									Blechstreifen in Verwendung stehen, deren Dicke an den Nietenreihen gröſser ist als
                              									dort, wo genäht wird.
                           Lagerconstructionen bei Sichtern.
                              									Eigenartig und der Besprechung werth ist die Wellenlagerung von Gust.
                                    											Darerio in Zürich (* D. R. P. Nr. 32003 vom 7. September
                                 										1884), welche durch die Fig. 8 und 9 Taf. 7 veranschaulicht
                              									ist. Der Zweck dieser Lagerung, durch welche sowohl die Achse des Sichters, als der
                              									Schlägerwelle richtig eingestellt werden kann, ist Erleichterung der Aufstellung.
                              									Die Hohlachse des Sichtcylinders ruht beiderseits auf zwei Rollen r auf, welche lose auf feststellbaren Bolzen sitzen.
                              									Der Bolzenhals, welcher die Rollen r trägt, ist
                              									excentrisch zum Bolzenschafte, welcher sich in der Bohrung der Wand drehen und durch
                              									Schraube und Mutter feststellen läſst. Durch diese Anordnung läſst sich die Achse
                              									des Sichters so weit verstellen, als dies die Benutzung der Verstellbarkeit der
                              									Rollen zuläſst. Die Achse der Schlägerwelle ist in der langen, guſseisernen
                              									Lagerschale l gehalten und diese ihrerseits ist durch
                              									zwei Schrauben s und s1 von oben und unten getragen, welche Schrauben
                              									durch einen Ring R hindurchgehen, der seinerseits um
                              									die Schrauben i und i1 drehbar ist. Hierdurch ist das Lager um ss1 und ii1 drehbar. Zum Zwecke
                              									der Einstellung in der Achsenrichtung sitzen die Schrauben i und i1 in
                              									den Augen der Bolzen o und o1, welche in den Kopfplatten des Sichters
                              									verschiebbar und feststellbar sind.
                           Will. H. Dickey in Jackson,
                                 										Nordamerika (* D. R. P. Nr. 31054 vom 15.
                                 										Oktober 1884) hat Kugellager für die
                              									Schlägerwelle angegeben.
                           Sichtmaschinen mit stehender Anordnung und
                                 										solche besonderer Form des Sichtcylinders. Sichtmaschinen mit lothrechter
                              									Schlägerachse sind von der Stettiner Mühlenbauanstalt, Will.
                                 										Herm. Bernhardt (* D. R. P. Nr. 26332 vom 30. Mai 1883) und von L. J.
                                    											Scharbau in Hamburg (* D. R. P. Nr. 27303 vom 27. November
                                 										1883) angegeben. Bei ersterem Patente sind zwei feststehende
                              									Siebcylinder, ein innerer und ein äuſserer, angewendet und wird demnach dreierlei
                              									Product erhalten; doch ist es nicht möglich, daſs
                              									hierbei ein gutes Sichten stattfindet, weil das Sichtgut, welches durch den Wurf der
                              									Flügel durch das erste, lothrechte, cylindrische Sieb geschleudert wird, in dem
                              									senkrechten ringförmigen Raume zwischen beiden Sieben groſsentheils niederfallen
                              									wird, auch wenn es vermöge seiner Korngröſse durch das zweite Sieb gehen könnte.
                              									Alle jene Theilchen, welche nicht in eine der Oeffnungen des zweiten Siebes fliegen,
                              									prallen ab und fallen nieder, falls sie nicht am Siebe haften bleiben und dasselbe
                              									verstopfen helfen.
                           Scharbau wendet einen wellenförmigen
                              									Cylindermantel und wellenförmige Schläger an. Die Achsen beider haben lothrechte
                              									Anordnung und drehen sich einander entgegen. Neu ist die Sache, aber empfehlenswerth
                              									gewiſs nicht, weil die Vortheile der gröſseren
                              									Sichtfläche überwogen werden von den Nachtheilen der Schwierigkeit der Bespannung
                              									sowie der durch die Wellenform beförderten Verstopfung des Siebes.
                           
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 260, S. 108
                              
                           Rich. Zieger in Grabow a.
                                 										O. (* D. R. P. Nr. 25153 vom 27. Juni
                                 										1883) wendet bei wagerechter Anordnung der Achsen einen doppelt
                              									kegelförmigen Sichter an (vgl. Textfig. 9). Die
                              									Schläger laufen von der Einlaufseite bis zur Mitte parallel der Bespannung, von der
                              									Mitte bis zur Auslaufseite parallel zur wagerechten Schlägerachse. Zieger will durch diese Einrichtung erreichen, daſs das
                              									Sichtgut sich bis zur Mitte langsamer weiterbewegt, daher kräftiger ausgesichtet
                              									wird, wo es am mehlreichsten ist, und daſs raschere Weiterförderung im zweiten
                              									Theile der Maschine eintritt. Der Nutzen ist nicht einzusehen, aber die Bespannung
                              									wird schwieriger.
                           Rüttelsiebe, Sauberer, Abreiter. Um
                              									die Maschen dieser Siebe offen zu halten, wendet Franz
                                 										Schmied, früher Mühlenbesitzer in Langendorf bei Wien, eine Bürstenvorrichtung an, bei welcher eine Bürste langsam
                              									in der Richtung der Bewegung des Sichtgutes über das Sieb streift, am Ende gehoben
                              									wird und über dem Siebe frei zurückkehrt. Zu diesem Zwecke hangt die Bürste an einer
                              									Achse, welche eine doppelte Schnurrolle und zwei kleine Zahnräder trägt und deren
                              									Enden sich in zwei Nuthen bewegen. Wird die Rolle durch einen Schnurtrieb langsam
                              									gedreht, so wälzen sich die Räder auf einer sogen. Mangelstange; die Entfernung der
                              									beiden Nuthen entspricht der Hebung der Bürste.
                           C. Hedrich in Glauchau (* D. R. P. Nr.
                                 										27555 vom 18. August 1883) hat gleichfalls eine Bürstenvorrichtung für
                              									Sauberer entworfen; er ordnet über und unter dem Siebe
                              									mehrere Bürstenstäbe quer zur Längsrichtung an, verbindet diese Stäbe mit einem
                              									gemeinsamen Rahmen und gibt demselben, parallel zur Siebfläche, Rückkehrbewegung.
                              									Hierbei sind die oberen Bürsten so eingerichtet, daſs sie schräg stehende
                              									Zwischenräume zwischen den Borstenbündeln aufweisen, durch welche das auf dem Siebe
                              									liegende Sichtgut durchzugehen hat.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
