| Titel: | Elektrischer Controlapparat mit Aufzeichnung. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 120 | 
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                        Elektrischer Controlapparat mit
                           								Aufzeichnung.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									9.
                        Binter's elektrischer Controlapparat mit Aufzeichnung.
                        
                     
                        
                           Bei dem von G. Binter in München (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 32283 vom 24.
                                 										Februar 1885) angegebenen und von Binter und
                                 										Comp. in München ausgeführten Controlapparate kann das zugehörige Werk zur
                              									Aufzeichnung mit ersterem an einem und demselben Orte aufgestellt sein und ein
                              									Ganzes bilden, oder beide Apparate sind von einander getrennt und lassen sich dann
                              									bequem an verschiedenen Orten aufstellen. Im letzteren Falle wird man dem
                              									eigentlichen Controlapparate seinen Platz an einem Orte anweisen, welcher möglichst
                              									günstig gegen die Gesammtheit der vorhandenen Controlstellen liegt; denn von jeder
                              									der letzteren ist ein besonderer Leitungsdraht bis zu dem Controlapparate zu führen,
                              									während von dem letzteren nur ein einziger Draht nach dem davon getrennten
                              									Aufzeichnungswerke zu führen sein würde.
                           Fig. 9 Taf. 9
                              									zeigt die Rückansicht eines mit der Zeichen Vorrichtung zu einem Ganzen vereinigten
                              									Controlapparates; das Aufzeichnungswerk liegt an der Vorderseite. Es sind 10
                              									Controlstellen angenommen und die von diesen kommenden Leitungen 1 bis 10 sind an Schrauben
                              									geführt, von denen kurze Drähte nach den in einem Kreisbogen h von 120° angeordneten 10 Contacten laufen. Auf dem Schaltrade z sind drei Contactarme a
                              									angebracht, welche ebenfalls je um 120° von einander abstehen. Von der Achse des
                              									Rades z ist ein Draht durch den Elektromagnet E und eine Batterie zur Erde weiter geführt. Die
                              									Contactdrücker gleichen den Druckknöpfen gewöhnlicher Haustelegraphenleitungen und setzen, wenn der
                              									Dienst thuende Wächter auf sie drückt, die betreffende, nach dieser Contactstelle
                              									geführte Leitung mit der Erde in Verbindung. Steht daher zu der Zeit, wo der Wächter
                              									auf den Knopf eines Drückers drückt, in h einer der
                              									drei Arme a auf dem Contacte der nämlichen
                              									Controlstelle, wie in Fig. 9 auf dem Contacte
                              									der vierten Leitung bezieh. Controlstelle, so durchläuft ein Strom den Elektromagnet
                              										E, letzterer zieht seinen Anker P an und der an P sitzende
                              									Zughaken c greift über einen Zahn des Rades z fort- dabei wird das Rad z durch den an seiner unteren Seite sich einlegenden Sperrkegel gegen eine
                              									Rückwärtsdrehung geschützt. Läſst dann der Wächter den Knopf los und unterbricht
                              									dadurch den elektrischen Strom, so reiſst die Spiralfeder l den Anker P ab, führt diesen bis zur
                              									Stellschraube s zurück und der Zughaken c dreht in Folge dessen das Rad z so weit, daſs der Arm a auf den nächsten
                              									(in der Figur auf den fünften) Contact zu liegen kommt.
                           Es geht hieraus hervor, daſs zu jeder Zeit nur von einer einzigen Controlstelle aus
                              									ein Strom entsendet werden kann und daſs der Wächter die Stellen genau der Reihe
                              									nach besuchen muſs.
                           Ist nun das Aufzeichnungswerk mit dem Controlapparate verbunden, so braucht man bloſs
                              									die Bewegung des Ankers P dazu zu benutzen, um zugleich
                              									eine Marke auf einen von einem Uhrwerke regelmäſsig fortgezogenen, von einer Rolle
                              									ablaufenden und sich von oben nach unten bewegenden, fortlaufend in Stunden und
                              									Minuten getheilten Papierstreifen schreiben zu lassen. Dazu dient eine Walze mit
                              									Druckstiften, welche von einer Farbwalze regelmäſsig mit Druckfarbe gespeist werden.
                              									Die Stifte stehen aus der Walze in einer Spirallinie vor, so daſs die Abdrücke der
                              									Stifte auf dem Papierstreifen der Breite nach seitlich gegen einander verschoben
                              									erscheinen und dadurch leicht eine Beurtheilung der Ordnungsnummer jedes zum
                              									Abdrucke gelangenden Stiftes erlauben, auch wenn die Stifte nicht verschiedene
                              									Zeichen auf den Streifen aufdrucken. Die Stiftenwalze ist in einem Hebel
                              									untergebracht, welcher von dem Ankerhebel P und
                              									zugleich mit diesem pendelnd hin und her bewegt wird; beim Rückgange des pendelnden
                              									Hebels aber stöſst die Stiftenwalze gegen eine wagerecht angebrachte Sperrklinke und
                              									wird dadurch um den Betrag eines Stiftes gedreht. Hiernach wird auch genau die Zeit
                              									markirt, zu welcher der Wächter an jeder Controlstelle den Knopf gedrückt hat, und
                              									zu jeder Zeit kann man sich durch ein Nachsehen in dem Aufzeichnungswerke von der
                              									Thätigkeit des Wächters überzeugen.
                           Wird das Aufzeichnungswerk getrennt von dem Controlapparate aufgestellt, so muſs
                              									dasselbe ebenfalls einen Elektromagnet erhalten und der aus dem Elektromagnete E kommende Draht d wird
                              									dann erst durch diesen zweiten Elektromagnet hindurch zur Erde geführt. Dieser
                              									Elektromagnet hat bloſs die Aufgabe, den pendelnden Hebel mit der Stiftenwalze hin
                              									und her zu bewegen.
                           
                           In verwandter Weise läſst sich eine selbstthätige Aufzeichnung der Angaben von
                              									allerlei Meſsapparaten, z.B. Thermometern, Barometern,
                                 										Wasserstandszeigern u. dgl. erreichen. So haben Binter und Comp. einem Temperaturmelder für
                                 										Mälzereien folgende Einrichtung gegeben: Es sind hier 8 Thermometer
                              									vorhanden, bei welchen insgesammt ein Platindraht in die Quecksilberkugel
                              									eingeschmolzen ist, während ein zweiter Platindraht an verschiedenen Stellen der
                              									Thermometerröhre, eingeschmolzen ist, so daſs das Quecksilber bezieh. bei 40, 45,
                              									50, 55, 60, 65, 70 und 75° Contact macht. Die Glasröhren dieser Thermometer sind
                              									genau an den Stellen, wo das Quecksilber den oberen Platindraht berührt, so stark
                              									ausgeweitet, daſs das Quecksilber nicht über diese Stelle hinaus steigen kann; daher
                              									kann es auch beim Rückgange der Temperatur nicht theilweise zwischen dem
                              									Platindrahte und dem Glase hängen bleiben und ebenso wenig ist das Instrument bei
                              									höheren Temperaturen einer Zerstörung ausgesetzt.
                           Die Schaltung hierbei ist nun folgende: Die sämmtlichen in die Thermometerkugeln
                              									eingeschmolzenen Platindrähte sind mit dem einen Pole der galvanischen Batterie
                              									verbunden. Die acht oben in die Thermometerröhren eingeschmolzenen Platindrähte sind
                              									mit acht in einem Kreisbogen angeordneten Contacten verbunden, über welche in der
                              									eben beschriebenen Weise wieder ein Contactarm mittels eines Elektromagnetes E hinweg bewegt wird; doch liegt der Elektromagnet E jetzt in einem besonderen Stromkreise für sich, indem
                              									das eine Ende seiner Bewickelung mit dem bereits erwähnten Batteriepole, das andere
                              									Ende dagegen mit einem Contacte C1 verbunden ist; von einem neben C1 liegenden zweiten
                              									Contacte C2 läuft ein
                              									Draht durch einen im Uhrwerke liegenden Elektromagnet E0 nach der Achse des Contactarmes. Durch
                              									die Uhr wird nun in bestimmten Zeitabschnitten, z.B. alle 15 Minuten, eine Reihe von
                              									Stromschlüssen in den beiden Leitungen herbeigeführt, indem der zweite Batteriepol
                              									mit dem Contacte C4
                              									bezieh. C2 in Berührung
                              									gebracht wird. Anfänglich steht der Contactarm vor dem ersten der im Bogen stehenden
                              									Contacte. Der erste Stromschluſs erfolgt bei C1 nach E; der Anker P von E wird angezogen und
                              									rückt bei der nachfolgenden Stromunterbrechung den Contactarm auf den ersten
                              									Contact; gleich nach der Stromunterbrechung an C1 wird aber Contact bei C2 gemacht und deshalb der Strom in der
                              									zweiten Leitung geschlossen, sobald nur in dem ersten Thermometer der Contact
                              									hergestellt ist, d.h. die Temperatur von 40° erreicht oder überschritten wird. Der
                              									Strom in der zweiten Leitung durchläuft aber auch den Elektromagnet E0 und setzt durch
                              									diesen die Markirvorrichtung in Thätigkeit. Da nun die Uhr nach und nach bei C1 so viel mal Contact
                              									macht, als Thermometer vorhanden sind, und mittels des schrittweise fortschreitenden
                              									Contactarmes die zweite Leitung nach und nach auf alle Thermometer einschaltet, so
                              									wird der Streifen mit so viel Marken bedruckt, in wie vielen Thermometern das
                              									Quecksilber den Contact
                              									hergestellt hat, und man kann daher leicht schon aus der Zahl dieser Marken die eben
                              									stattfindende Temperatur erkennen.
                           Bequemer ist es jedoch, wenn mittels einer besonderen Vorrichtung die Aufzeichnung in
                              									einer zusammenhängenden Linie erfolgt. Diese Vorrichtung hat an Stelle der
                              									Druckwalze zwei Schneckenscheiben, die sich den einzelnen Thermometercontacten
                              									entsprechend schrittweise um bestimmte Winkel drehen und dabei einen Schreibstift
                              									führen. Während ferner die Zeittheilung wieder auf den Streifen gleich aufgedruckt
                              									ist, wird die – durch dem Streifen entlang laufende gerade Linien erlangte –
                              									punktirte Temperaturtheilung des Streifens erst mit der Temperaturaufzeichnung von
                              									der Uhr hergestellt, damit eine etwaige Verschiebung des Streifens nach links oder
                              									nach rechts ohne Einfluſs auf die Richtigkeit der Temperaturangaben bleibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
