| Titel: | Ueber die Leuchtkraft von Erdöl; von Roman Zaloziecki. | 
| Autor: | Roman Zaloziecki | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 128 | 
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                        Ueber die Leuchtkraft von Erdöl; von Roman Zaloziecki.
                        Assistent an der k. k. technischen Hochschule in
                           								Lemberg.
                        Zaloziecki, über die Leuchtkraft von Erdöl.
                        
                     
                        
                           Bei Gewinnung des Leuchtöles aus Rohöl trachtet man durch den Destillationsproceſs
                              									die gröſstmöglichste Menge Oele als Brennpetroleum, welches im Preise am höchsten
                              									steht, abzuscheiden, und erreicht den Zweck dadurch, daſs man sowohl leichte,
                              									niedrig siedende Oele, als auch schwere, minderwerthige mitgehen läſst. Ganz
                              									besonders wird dieses Verfahren bei von Natur aus armen Oelen angewendet, um die
                              									Destillationskosten, welche von der Menge des zu verarbeitenden Rohöles abhängig
                              									sind, mit der Erzeugung in Einklang zu bringen. So kommt es, daſs man im Handel
                              									Marken antrifft, welche selbst bescheidenen Anforderungen nicht genügen können,
                              									deren Feuergefährlichkeit durch den bedeutenden Gehalt an Essenzen gesteigert und
                              									deren Güte als Leuchtmaterial durch allzu groſse Mengen schwerer Oele herabgesetzt
                              									wird.
                           Die Feuergefährlichkeit der Erdöle ist schon oft Gegenstand von umfassenden
                              									Untersuchungen gewesen- dagegen wurde wenig über den Einfluſs der verschiedenen Oele
                              									auf die Leuchtkraft und über das Verhalten derselben während des Brennprozesses
                              									mitgetheilt. Ich habe mich deshalb veranlagst gesehen, auch in dieser Beziehung
                              									einige vergleichende 
                              									Versuche anzustellen, und glaube, daſs es nicht ohne Interesse sein wird, die
                              									Ergebnisse im Nachfolgenden zusammenzustellen und im Anschlusse daran auf Grund
                              									meiner Erfahrungen den Vorgang selbst und das Verhalten der Oele beim Leuchten zu
                              									erläutern und so über die Ursache der Leuchtkraft der Lampenflamme Aufklärung zu
                              									verschaffen. Meine Versuche erstrecken sich zwar nur über eine Sorte Erdöl; es können jedoch in Folge der Analogie, welche alle
                              									Erdöle unter sich aufweisen, ganz allgemeine Schlüsse gezogen werden. Ich berufe
                              									mich auf die allbekannte Thatsache, daſs alle Erdöle Mischungen homologer Reihen
                              									gesättigter und ungesättigter Kohlenwasserstoffe von verschiedenen Siedepunkten
                              									sind, daſs ferner die specifischen Gewichte mit den Siedetemperaturen im Allgemeinen
                              									eine Steigerung aufweisen und daſs alle Oele oberhalb einer gewissen Temperatur bei
                              									der Destillation theilweise zersetzt und verschiedene brenzliche und harzige
                              									Produkte gebildet werden.
                           Das von mir untersuchte Rohöl stammte aus Lipinki in Westgalizien, war dunkel gefärbt
                              									und hatte 0,8981 sp. G. bei 20°. Durch wiederholte Destillation aus einem kleinen
                              									schmiedeisernen Kessel habe ich die Ausbeute an leichten Oelen mit 18,5 Proc., an
                              									Leuchtpetroleum mit 30 Proc. zu verzeichnen und es verblieb durchschnittlich 51,5
                              									Proc. an Rückstand. Im Folgenden habe ich die Lichtstärke des rohen sowie des
                              									gereinigten Brennöles bestimmt; dann fractionirte ich das gereinigte Erdöl und
                              									ermittelte die Lichtstärke eines jeden Antheiles. Weiters unterzog ich die oberhalb
                              									200° siedenden Fractionen einer abermaligen Reinigung, da die Farbe auf eine
                              									stattgefundene Zersetzung beim Destilliren schlieſsen lieſs, untersuchte dieselben
                              									auf Lichtstärke und stellte endlich gleichvolumige Mischungen aus den einzelnen
                              									Antheilen in derselben Absicht dar. Auſserdem habe ich mit dem Photometer das
                              									Verhalten des Erdöles nach bestimmten Brennzeiten studirt und dabei jedesmal die
                              									specifischen Gewichte bestimmt. Die mit einem Bunsen'schen Photometer durchgeführten Bestimmungen nahm ich in derselben
                              									Lampe, mit der gleichen Oelmenge und derselben Dochtgattung, von welcher jedesmal
                              									ein frisches trockenes Stück von gleicher Länge zur Anwendung kam, vor und war
                              									berechtigt, die erhaltenen Ergebnisse, welche alle auf eine Kerze bezogen sind, bei
                              									der Vergleichung als absolute Gröſsen zu betrachten. Alle Zahlen sind als Mittel
                              									mehrerer Versuche anzusehen.
                           In der Uebersicht I sind die Versuchszahlen mit dem rohen und gereinigten Erdöl
                              									aufgenommen:
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 Gattung
                                 Spec. Gew.bei 20°
                                 Lichtstärke
                                 Verbrauchin 1 Min.
                                 Verbrauch für1 Lichtst. u. 1 Min.
                                 
                              
                                 Rohes Erdöl
                                 0,81659
                                 4
                                    287,5mg
                                    71,87mg
                                 
                              
                                 Gereinigt. Erdöl
                                   0,812836
                                    7,6
                                 308,3
                                 40,58
                                 
                              
                           
                           Das gereinigte und über Chlorcalcium getrocknete Erdöl habe ich nach Angabe Biel's (1879 232 354)
                              									fractionirt mit dem Unterschiede, daſs ich bis 150° die leichten Oele, von 270 bis
                              									300° die schweren Oele vereinigt habe. Ich stelle in der Tabelle II die Fractionen,
                              									ihre durchschnittliche Ausbeute und die specifischen Gewichte zusammen und werde
                              									fortan mich bloſs auf die laufenden Zahlen beziehen:
                           Tabelle II.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Temperatur
                                 Ausbeute
                                 Spec. Gew. bei 20°
                                 
                              
                                 1
                                       bis 150°
                                        7,68%
                                 0,75236
                                 
                              
                                 2
                                 150 bis 170
                                   10,28
                                 0,78032
                                 
                              
                                 3
                                 170 bis 190
                                 10,2
                                   0,791063
                                 
                              
                                 4
                                 190 bis 210
                                   11,68
                                 0,80403
                                 
                              
                                 5
                                 210 bis 230
                                   12,21
                                   0,816973
                                 
                              
                                 6
                                 230 bis 250
                                   14,05
                                   0,829008
                                 
                              
                                 7
                                 250 bis 270
                                   13,37
                                   0,835276
                                 
                              
                                 8
                                 270 bis 300
                                 14,3
                                   0,842281
                                 
                              
                           Die mit dem Photometer durchgeführten Untersuchungen, den Leuchtölverbrauch in der
                              									Zeiteinheit und den Oelverbrauch für 1 Lichtstärke stelle ich in Tabelle III
                              									zusammen:
                           Tabelle III.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Lichtstärke
                                 Verbrauch in 1 Min.
                                 Verbrauch für1 Lichtstärke u. 1 Min.
                                 
                              
                                 1
                                  14,8
                                 585mg
                                       39,5mg
                                 
                              
                                 2
                                 12,6
                                 481,7
                                    38,2
                                 
                              
                                 3
                                 11,4
                                 456,5
                                 40
                                 
                              
                                 4
                                   8,4
                                 361,5
                                 43
                                 
                              
                                 5
                                   4,3
                                 309,6
                                 72
                                 
                              
                                 6
                                   2,3
                                 252,2
                                  107,9
                                 
                              
                                 7
                                   1,1
                                 197,5
                                  178,7
                                 
                              
                                 8
                                 0
                                 0
                                    0
                                 
                              
                           Die Fractionen bis 210° waren wasserhell, die höheren entsprechend immer dunkler
                              									gefärbt; ich habe 5, 6, 7 einer wiederholten Reinigung unterworfen und abermals mit
                              									dem Photometer untersucht und die specifischen Gewichte bestimmt. Die Zahlen sind
                              									vergleichend mit den früheren aus der Tabelle IV ersichtlich:
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Spec. Gew.vor Reinigen
                                 Spec. Gew.nach Reinigen
                                 Lichtstärkevor Reinigen
                                 Lichtstärkenach Reinigen
                                 
                              
                                 5
                                 0,816973
                                 0,815532
                                 4,3
                                    5,1
                                 
                              
                                 6
                                 0,829008
                                 0,827901
                                 2,3
                                 3
                                 
                              
                                 7
                                 0,835276
                                 0,833057
                                 1,1
                                    1,6
                                 
                              
                           Um den Einfluſs der höher siedenden Oele auf die Leuchtkraft zu erfahren, habe ich
                              									drei gleichvolumige Mischungen bereitet und zwar:
                           
                              
                                 a)
                                 aus
                                 den
                                 Fractionen:
                                 2, 3, 4, 5, 6
                                 
                              
                                 b)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2, 3, 4, 5, 6, 7
                                 
                              
                                 c)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8
                                 
                              
                           Dieselben waren frei von Essenzen und entsprachen sogen.
                              									Normalölen und zwar
                              									Probe a bis 250°, Probe b bis 270°, Probe c bis 300°. Die Ergebnisse findet man in
                              									der Tabelle V zusammengestellt:
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Temperatur-grenzen
                                 Spec. Gew.bei 20°.
                                 Lichtstärke
                                 Verbrauchin 1 Min.
                                 Verbrauch für1 Lichtst. u. 1 Min.
                                 
                              
                                 a
                                 150 bis 250
                                 0,80736
                                    9,8
                                    341,9mg
                                      34,8mg
                                 
                              
                                 b
                                 150 bis 270
                                   0,810482
                                    8,2
                                 312,6
                                 38
                                 
                              
                                 c
                                 150 bis 300
                                 0,82056
                                 7
                                 282,5
                                   40,3
                                 
                              
                           Bei meinen Untersuchungen war es mir darum zu thun, die Bedingungen zu erfahren, von
                              									welchen die Lichtstärke des Erdöles beeinfluſst wird. Ich habe ganz und gar
                              									abgesehen von allen äuſseren Ursachen und Einflüssen, wie Lampenconstruction,
                              									Dochtbreite und Länge, Höhe des Lampenglases, Abstand der Flamme vom Oele u. dgl.,
                              									und mich bloſs auf rein innere, dem Erdöle innewohnenden Eigenschaften beschränkt.
                              									Ein Blick auf die Tabelle III belehrt uns zunächst, wie die einzelnen Fractionen an
                              									der Gesammtlichtstärke betheiligt sind. Mit den steigenden Siedetemperaturen und der
                              									Zunahme des specifischen Gewichtes ersieht man eine stetige, wenn auch nicht ganz
                              									regelmäſsige Abnahme der Lichtstärken, mit einer Abnahme des Oelverbrauches
                              									verbunden, was auch ganz natürlich erscheint, da zur Hervorbringung einer gröſseren
                              									Lichtquelle auch ein gröſserer Materialverbrauch nothwendig ist. Vergleicht man
                              									dagegen in der letzten Spalte die Zahlen, welche das Verhältniſs angeben zwischen
                              									Lichtstärke und Oel verbrauch, so ist umgekehrt eine Steigerung zu entnehmen, d.h.
                              									für jede höhere Fraction ist zur Erzeugung derselben Lichtstärke ein gröſserer
                              									Materialbedarf nothwendig. Auffallender Weise zeigen die vier ersten Nummern keine
                              									bedeutenden Unterschiede; mit anderen Worten sie sind für die Lichtleistung fast
                              									gleichwertig. Dagegen zeigt Probe 5 fast nur ½, Probe 6 ⅓, Probe 7 ¼ und 8 gar keine
                              									Leuchtkraft, wenn wir die Leuchtkraft der vier ersten Nummern mit 1 bezeichnen
                              									würden. Obwohl der Höchstwerth der absoluten Lichtstärke den leichten Oelen eigen
                              									ist, stellt sich ihnen die Leuchtkraft, d. i. das Product aus Lichtstärke und Oel
                              									verbrauch, der Oele bis 210° sogen. Mittelöle ganz gleich und nimmt erst von dieser
                              									Grenze schnell ab, so daſs Oele über 230° für sich nicht mehr gebrannt werden
                              									könnten.
                           Das zur Beleuchtung verwendete Erdöl verhält sich naturgemäſs wie ein Gemisch der
                              									verschiedenen in demselben enthaltenen Bestandtheile, deren Eigenschaften zur
                              									Geltung kommen und auf die Lichtstärke ihren Einfluſs ausüben müssen. Die schweren,
                              									für sich nicht brennbaren Bestandtheile werden unter Mitwirkung der leichteren in
                              									den Leuchtprozeſs eingeführt und sie tragen, während sie dämpfend auf die
                              									Leuchtkraft einwirken, zur Oekonomie des Beleuchtungsmaterials bei; doch darf ihr
                              									Gehalt wegen der Herabminderung der Leuchtkraft in guten Oelen nicht bedeutend
                              									werden. Für die Lichtleistung sind bis 210° siedende Oele – es sind dies die eigentlichen Leuchtöle –
                              									von vorzüglichster Bedeutung; ihr Gehalt im Erdöle bestimmt dessen Leuchtwerth,
                              									während über 250° siedende Oele die Leuchtkraft bedeutend herabsetzen. Einen
                              									besonderen Einfluſs übt das Reinigen auf die Leuchtkraft aus, wie man sich aus den
                              									Tabellen I und IV überzeugen kann – woraus ersichtlich ist, daſs gereinigte Producte
                              									bedeutend lichtkräftiger werden. Die Wirksamkeit des Reinigens wird zweifelsohne
                              									eine allgemeine Gültigkeit haben und es ist in ihr ein Mittel gegeben, um entweder
                              									von Natur unreinem, oder bei Anwendung von unzweckmäſsigen Destillirmethoden und
                              									Apparaten verschlechtertem Rohmateriale dennoch eine den Erfordernissen
                              									entsprechende Handelswaare auf den Markt zu bringen. Es erhellt aber gleichzeitig
                              									daraus, daſs das Geringschätzen dieser Behandlung einer Selbstschädigung gleichkommt
                              									und als Unterlassungssünde bezeichnet werden muſs. Ein gereinigtes Oel zeichnet sich
                              									nicht allein durch hellere Farben und gröſseren Glanz aus; es macht nicht bloſs der
                              									widerliche, brenzliche Geruch einem mehr aromatischen Platz, sondern, wie zu
                              									ersehen, der eigentliche Werth des Erdöles als Beleuchtungswaare wird sehr erheblich
                              									gesteigert. Hervorgehoben muſs noch werden, daſs durch die Reinigung das specifische
                              									Gewicht der Oele geändert und zwar durchaus gemindert wird. Diese Abnahme ist, wie
                              									vorauszusetzen, ganz gering im Allgemeinen, kann jedoch bei unreinen Sorten
                              									bedeutend werden; gleichwohl kann darin nicht die eigentliche Ursache der Steigerung
                              									des Leuchtvermögens gesucht werden.
                           Auf den Einfluſs der Eigenschaften der Erdöle in ihrer Anwendung zur Lichtleistung
                              									eingehend, erlaube ich mir von allgemeinem Standpunkte die Erscheinungen und
                              									Beziehungen etwas eingehender klar zu legen. Der Vorgang der Lichterzeugung einer
                              									Lampenflamme läſst sich ungezwungen in zwei Abschnitte unterscheiden und zwar in die
                              									Dochtsaugung oder den Dochtaufzug, womit die Uebertragung des flüssigen
                              									Brennmaterials aus dem Behälter an das obere Dochtende, den Ort der Verbrennung,
                              									bewerkstelligt wird, und in die eigentliche Lichterscheinung: die Verbrennung der
                              									Kohlenwasserstoffe unter Luftzutritt. Es ist einleuchtend, daſs diese zwei Vorgänge
                              									in inniger Beziehung zu einander stehen, d.h. je mehr ein Docht Material zuzuführen
                              									in der Lage ist, desto mehr kann in die Verbrennung eintreten, desto gröſser wird
                              									die Temperaturentwickelung und folglich auch die Lichtwirkung. Die Wirkung des
                              									Dochtes ist eine rein mechanische. Die Oelmoleküle erfahren in der Wirkungssphäre
                              									des Dochtkörpers eine Anziehung, diffundiren durch die Zellwände hindurch und werden
                              									vermöge der Capillarität der Dochtkanäle in denselben bis zu einer gewissen Höhe
                              									gehoben, welche von der Dichte der Theilchen abhängig ist; sie befinden sich dann
                              									normal im Gleichgewichtszustande und der Docht ist mit Oel getränkt. Durch den beim
                              									Anzünden hervorgerufenen Verbrennungsprozeſs wird jedoch dieser
                              									Gleichgewichtszustand gestört; die obersten Moleküle nehmen Theil an der Verbrennung und
                              									verschwinden, in Folge dessen eine Verdünnung der Masse in den Kanälen eintreten
                              									muſs, welche noch durch Temperaturerhöhung weiter unterstützt wird. Die Verdünnung
                              									am oberen Dochtende bewirkt nun eine Saugung auf die Oelmasse, welche naturgemäſs
                              									nachdrängen muſs, um den Gleichgewichtszustand wieder zu ersetzen, worauf die
                              									nächsten Theilchen in den Prozeſs eingreifen und sich der Vorgang wiederholt. Als
                              									Ursache der Molekularbewegung ist somit nicht die Capillarität anzusehen, sondern
                              									der Verbrennungsvorgang selber und wird die Geschwindigkeit der Molekularströmung
                              									folgerichtig von der Stärke der Verbrennung beeinfluſst. Der Verbrennungsvorgang
                              									leistet die Arbeit des Dochtaufzuges und ist dieselbe unter sonst gleichen
                              									Bedingungen abhängig vom Gewichte der zu hebenden Masse und dem Reibungswiderstande,
                              									welchen die einzelnen Theilchen unter sich sowohl, wie auch an den Kanalwänden
                              									erfahren. Unter der Voraussetzung eines materiell gleichen Dochtes, von derselben
                              									Länge und dem nämlichen Querschnitte, demselben Abstande, der Oeloberfläche von der
                              									Dochtbasis wird die Geschwindigkeit bei der gleichen Bewegungsursache durch das
                              									specifische Gewicht und die sonstigen physikalischen und chemischen Eigenschaften
                              									der Oelmoleküle, welche die Reibungsgröſse beeinflussen, bedingt.
                           Auf die Stärke der Verbrennung übt in erster Linie die chemische Zusammensetzung, das
                              									Verhältniſs zwischen Wasserstoff und Kohlenstoff den gröſsten Einfluſs aus und
                              									nächstdem die Menge der zur Verbrennung zugeführten Luft. Die Energie der chemischen
                              									Wirkung bestimmt den Temperaturgrad der Flamme, dieser das
                              									Lichtausstrahlungsvermögen des bei der Verbrennung ausgeschiedenen Kohlenstoffes
                              										(Davy). Im Aufsteigen begriffenes Gel verdampft
                              									durch die Wärmewirkung der Flamme um so rascher, je niedriger sein Siedepunkt ist,
                              									und bewirkt in schneller Aufeinanderfolge Nachströmung; es wird in der Zeiteinheit
                              									folglich mehr Material in die Verbrennungszone eingeführt als bei höher siedenden
                              									Oelen, welche zu ihrer Vergasung eine höhere Temperatur beanspruchen. Bei Oelen von
                              									sehr niedriger Siedetemperatur steigert sich die Verdampfung derart, daſs auch nach
                              									längerem Brennen der Docht unverändert bleibt. Dieselben entziehen in Folge
                              									gesteigerter Vergasung ihrer nächsten Umgebung Wärme, die Temperatur an der
                              									Dochtbasis sinkt so weit, daſs der Docht vor dem Brennen geschützt wird und die
                              									Verbrennungszone zieht sich weiter nach oben, wodurch die Flamme besonders
                              									lichtkräftig sich gestaltet. Diese Erscheinung habe ich beobachtet bei den
                              									Fractionen 1, 2 und 3, bei welchen selbst nach 2 stündigem Brennen der Docht kaum
                              									geschwärzt wurde.
                           Gerade das Umgekehrte tritt bei höher siedenden Oelen ein. Der Verbrennungsprozeſs
                              									ist in Folge geänderter chemischer Zusammensetzung weniger kräftig; die Oelmassen
                              									brauchen eine höhere Temperatur zur Vergasung, wodurch dieselbe verzögert und das
                              									Nachsaugen träger wird;
                              									dazu kommt noch ein höheres specifisches Gewicht der zu hebenden Masse, somit eine
                              									Vermehrung der Arbeitsleistung. Die Verbrennungszone wird herabgedrückt, die
                              									Temperatur an der Basis gesteigert, der Docht nimmt an der Verbrennung theil und
                              									verglimmt unter Kohlenabscheidung, welche ihrerseits die Poren der Dochtkanäle
                              									verlegt und den Querschnitt des Oelzutrittes verengert. Diese Erscheinungen traten
                              									bei den Fractionen 5, 6 und ganz besonders bei 7 auf; beim Verlöschen entwickelten
                              									sie einen erstickenden Qualm, dessen Menge mit den Nummern aufstieg. Auf Grund
                              									dieses Verhaltens könnte man sich über die Güte eines Erdöles ein ganz empirisches
                              									Urtheil bilden. Man braucht nur dasselbe eine Zeit lang brennen zu lassen, zu
                              									verlöschen, das Auftreten des Rauchqualmes zu beobachten und den Docht zu
                              									untersuchen. Ein wenig verkohlter Docht würde jedenfalls eine gute Sorte anzeigen,
                              									dagegen ein weiter glimmender, Qualm und Rauch ausstoſsender Docht die Qualität
                              									nicht sonderlich empfehlen.
                           Der Unterschied in dem Verhalten der rohen und gereinigten Brennöle wird nach dem
                              									Angeführten in mehreren Ursachen zu suchen sein. In dem nicht gereinigten Producte
                              									findet man Stoffe, welche sich von der Hauptmasse durch einen geänderten chemischen
                              									Charakter auszeichnen, die theil weise durch eine Zersetzung beim Destilliren
                              									entstanden, theilweise durch den groſsartigen Bildungsprozeſs der Mineralöle,
                              									wahrscheinlich in Folge von Nebenreactionen, in die Zusammensetzung aufgenommen
                              									wurden und gröſstentheils durch die chemische Wirkung der Reinigungssäure entfernt
                              									werden. Es ist zwar über die eigentliche Natur dieser Stoffe nicht viel bekannt;
                              									doch scheinen sie, aus den Erfahrungen zu schlieſsen, trotz ihrer verhältniſsmäſsig
                              									geringen Menge auf die Lichterzeugung keinen günstigen Einfluſs zu nehmen. Es ist
                              									jedoch möglich, daſs ihre hindernde Wirkung mehr mechanischer Art ist, und man kann
                              									annehmen, daſs sie ihrer harzigen Beschaffenheit halber die Reibung vergröſsern und
                              									die Dochtkanäle verlegen und verharzen.
                           Zum Gegenstande weiterer Untersuchungen habe ich das Verhalten des Erdöles während
                              									des Brennens gemacht und Versuche angestellt, wie sich das Mischungsverhältniſs
                              									eines Oeles nach längerer Lichtleistung
                           Tabelle VI.
                           
                              
                                 Dauer
                                 Lichtstärke
                                 Verbrauchin 1 Min.
                                 Spec. Gew.bei 20°
                                 Verbrauch für1 Lichtst. u. 1 Min.
                                 
                              
                                 Für 100g Erdöl
                                 
                              
                                 Zu Anfang
                                    7,6
                                       308,3mg
                                   0,812836
                                      40,58mg
                                 
                              
                                 Nach 1 Stunde
                                    6,9
                                    300,5
                                 0,81348
                                 43,6
                                 
                              
                                 Nach 2 Stunden
                                    5,8
                                    290,6
                                   0,815405
                                 50,1
                                 
                              
                                 Nach 3 Stunden
                                    4,3
                                    271,8
                                 0,81739
                                 63,3
                                 
                              
                                 Für 200g Erdöl
                                 
                              
                                 Zu Anfang
                                    7,6
                                       308,3mg
                                   0,812836
                                      40,58mg
                                 
                              
                                 Nach 2 Stunden
                                 7
                                    302,5
                                 0,81352
                                 43,2
                                 
                              
                                 Nach 4 Stunden
                                    5,5
                                 289
                                 0,81531
                                 52,6
                                 
                              
                                 Nach 6 Stunden
                                    3,9
                                    266,5
                                 0,81826
                                 68,3
                                 
                              
                           
                           verhält und ob während der ganzen Brenndauer Gleichartigkeit
                              									der Mischung eingehalten wird. Einmal 100g, ein
                              									anderes Mal 200g wurden durch längere Zeit brennen
                              									gelassen und beim ersten alle Stunden, beim zweiten alle 2 Stunden die Lichtstärken,
                              									Verbrauchsmengen und specifischen Gewichte bestimmt. Bei so kleinen Mengen war
                              									vorauszusetzen, daſs sich etwaige Unterschiede leichter ausprägen und in kürzerer
                              									Zeit sichtbar werden. Aus der Betrachtung der die betreffenden Zahlen enthaltenden
                              									Tabelle VI ergibt sich zunächst, daſs die photometrischen Gröſsen eines Erdöles auch
                              									vergleichsweise keine Constanten sind, sondern daſs Lichtstärke und Oelverbrauch für
                              									eine und dieselbe Gattung mit der Brenndauer abnehmen, das specifische Gewicht
                              									dagegen gesteigert wird. Die zu Anfang des Versuches ermittelten Lichtstärken haben
                              									keine Gültigkeit für die ganze Oelmasse; sie sind überhaupt nur als Ausdruck für den
                              									Höchstwerth der Lichtleistung irgend eines Leuchtmaterials anzusehen. Die
                              									Lichtstärken des Erdöles sind vielmehr Functionen der Brennzeit und wenn es sich
                              									darum handeln sollte, den wahren Leuchtwerth eines Erdöles festzustellen, so könnte
                              									es nur durch eine sogen. mittlere Lichtintensität geschehen, eine Gröſse, welche aus
                              									mehreren photometrischen Bestimmungen in verschiedenen Leuchtzeiten durch Rechnung
                              									als Durchschnittszahl gefunden wird.
                           Daſs ein solches Probeverfahren ein zuverläſslicheres Urtheil über die Beschaffenheit
                              									des Beleuchtungsmaterials bilden würde, braucht nicht besonders hervorgehoben zu
                              									werden. Ich berufe mich nur darauf, daſs im Handel unter dem Titel „Leuchtöl“
                              									Mischungen von Essenzen und schweren Oelen mit wenig oder gar keinem Brennöle von
                              									normalem specifischem Gewichte und wohl auch zulässiger Entzündungstemperatur
                              									angetroffen werden, die, mit dem Photometer zu Anfang der Brennzeit untersucht, eine
                              									bedeutende Lichtstärke in Folge dessen, daſs die leichten Oele an der Verbrennung
                              									zuerst Theil nehmen, aufweisen, dieselbe jedoch nach längerem Brennen bis zum
                              									Mindeststande verlieren. Ueberhaupt könnte damit jede gröſsere absichtliche
                              									Beimischung leichter so wie schwerer Oele nachgewiesen werden; es wäre die erstere
                              									in einer sprungweisen Aenderung der Lichtstärke zu Anfang des Versuches, letztere
                              									beim abnormalen Herabgehen der Lichtstärke zu Ende der Probezeit offenbar. Ohne
                              									Zweifel gibt die Destillationsprobe ein genaueres quantitatives Bild der
                              									Bestandtheile eines Erdöles; das gegenseitige Assimilations vermögen der Theilöle,
                              									welches durch den jeweiligen Mischungscoefficienten bestimmt wird, d.h. ihr
                              									Verhalten neben und nach einander in der Mischung, findet jedoch nur in der
                              									photometrischen Angabe seinen zuverläſslichsten Ausdruck.
                           Die Vergröſserung des specifischen Gewichtes mit der Brenndauer verhilft zunächst zu
                              									der Erklärung des eigenthümlichen Verhaltens der Erdöle beim Brennen, indem dadurch
                              									gegen die Homogenität desselben beim Brennprozesse Zeugniſs abgelegt wird. Aus den
                              									gesammelten Erfahrungen will ich die wahrscheinliche Ursache dieser Erscheinungen
                              									erläutern, Zweck dessen ich noch einmal auf die Vorgänge innerhalb des Dochtes
                              									während des Brennens zurückkommen muſs. Die Oelschicht im obersten Dochtquerschnitte
                              									gelangt in Folge der durch den Brennprozeſs eingeleiteten Wärmeentwickelung auf die
                              									Verdampfungstemperatur und wird die Vergasung nun um so schneller vor sich gehen, je
                              									niedriger die Siedetemperatur und je gröſser die Tension im Dampfzustande ist. Das
                              									Erdöl stellt in allen seinen Theilen ein gleichmäſsiges Gemisch der
                              									Kohlenwasserstoffverbindungen von verschiedenen Siedetemperaturen, Dampfspannungen
                              									und Dichten dar; folgerichtig müssen zu Anfang auch die Theilchen in demselben
                              									Mischungsverhältnisse an das obere Dochtende gelangen, um hier eine
                              									Temperaturerhöhung zu erfahren. Es ist nicht anzunehmen, daſs den Theilchen überall
                              									gleiche Temperatur übermittelt wird; es sind wohl Schwankungen zulässig, ja sogar
                              									unerläſslich. Der Docht wird auſsen, wo er der Beeinflussung des kalten Luftstromes,
                              									der zur Speisung der Flamme vorbeifährt, ausgesetzt ist, naturgemäſs eine andere
                              									Temperatur aufweisen als innen, wo die Luft bereits erwärmt eindringt und
                              									Wärmestrahlung verhindert wird, und der Wärmeausgleich durch die Dochtränder, welche
                              									als schlechte Wärmeleiter die Stelle der Isolatoren übernehmen, wird wenig
                              									gefördert. Einzelne Oelmassen erfahren eine Ueberhitzung, andere aber nur eine
                              									Wärmezunahme, die nur die leichtflüchtigsten Oeltheile zu vergasen im Stande ist. An
                              									die Stelle dieser verdampften Theilchen treten neue und zwar wegen
                              									Gleichgewichtsausgleichung specifisch leichtere aus der zunächst tiefer gelegenen
                              									Schicht ein, welche in derselben Weise auf die darunter liegenden einwirken und
                              									dieses Bestreben bis zum Oelbehälter fortpflanzen. In den einzelnen Dochtelementen
                              									treten Erscheinungen auf, die sich wohl mit der Dephlegmation beim Destilliren
                              									vergleichen lassen, und der Docht vertritt einen Apparat, welcher in seiner Wirkung
                              									einem Dephlegmator an die Seite gestellt werden kann. Dadurch, daſs diese Vorgänge
                              									an vielen Orten und mehrmals sich wiederholen, werden nach längeren Brennzeiten die
                              									rückständigen Oele immer ärmer an leichter flüchtigen, lichtkräftigeren
                              									Bestandtheilen, ihre specifischen Gewichte werden gröſser, dagegen die Lichtstärken
                              									kleiner.
                           Obwohl die. Abnahme der Lichtstärke und die Zunahme des specifischen Gewichtes mit
                              									der Brenndauer eine allgemeine Bedeutung für alle Erdöle haben muſs, so sind
                              									dieselben je nach der Gattung qualitativ verschieden. Trotzdem ist diese Erscheinung
                              									keine zufällige, sondern ihre Abhängigkeit kann von bestimmten Faktoren abgeleitet
                              									werden. Jedes Erdöl ist ein Gemenge von Theilölen, die sich, wie wir gesehen haben,
                              									in ihrer Individualität beim Brennen theilweise äuſsern können. Je näher dieselben
                              									in ihren Eigenschaften an einander rücken, je geringer ihre äuſsere und innere
                              									Verschiedenheit ist, desto gleichmäſsiger werden sie sich in ihrem Zusammenwirken
                              									zeigen; dagegen wird bei weiter aus einander liegenden Eigenschaften ihr
                              									verschiedenes Verhalten leichter zum Durchbruche kommen. Es ist somit in dem
                              									Mischungscoefficienten oder dem Mischungsverhältnisse der Theilöle die Ursache der
                              									quantitativen Aenderung der Leuchtkraft eines Erdöles zu suchen. Ein Oel, welches in
                              									engeren Temperaturgrenzen gesammelt wurde, wird eine viel geringere Abweichung
                              									aufweisen, als ein Gemisch von Oelen, deren Siedepunkte und somit auch ihre
                              									Eigenschaften bedeutend von einander abweichen. Als Beweis dafür habe ich angesehen,
                              									daſs die einzelnen Antheile, die nur enge Grenzen von 20° umfassen (vgl. Tabelle
                              									II), sich nach meinen Versuchen, auch nach längerem Brennen, in ihrer Lichtstärke
                              									fast gar nicht geändert haben. Die Gleichmäſsigkeit der Mischung eines Erdöles
                              									(womit ich eine relativ geringe Verschiedenheit der Theilöle ausdrücken will) muſs
                              									somit als eine Bedingung für dessen Güte gelten; sie gibt uns zunächst die
                              									Bürgschaft für eine gleichmäſsige Lichtentfaltung auch für längere Lichtdauer.
                              									Dieser Anforderung kann Erdöl, welches einen bedeutenden Antheil schwerer Oele
                              									enthält, nicht nachkommen. Das Brennen verbraucht anfänglich verhältniſsmäſsig mehr
                              									leichtere Oele als schwere, wodurch die letzteren im Rückstande sich anreichern und
                              									die Leuchtkraft aufs äuſserste herabsetzen. Ein vorzügliches Verhältniſs zeigt das
                              									von mir untersuchte Normalöl a (Tabelle VII für 100g), dessen mittlere Lichtstärke sich von dem Höchstwerthe wenig
                              									unterscheidet; dasselbe war jedoch frei von schweren Oelen und in verhältniſsmäſsig
                              									engen Grenzen (150 bis 250°) dargestellt:
                           Tabelle VII.
                           
                              
                                 Dauer
                                 Lichtstärke
                                 Verbrauchin 1 Min.
                                 Spec. Gew.bei 20°
                                 Verbrauch für1 Lichtst. u. 1 Min.
                                 
                              
                                 Zu Anfang
                                 9,8
                                    341,9mg
                                 0,80736
                                    34,8mg
                                 
                              
                                 Nach 1 Stunde
                                 9,5
                                 337,5
                                 0,80783
                                 35,5
                                 
                              
                                 Nach 2 Stunden
                                 9,1
                                 328,2
                                 0,80798
                                 35,5
                                 
                              
                                 Nach 3 Stunden
                                 8,6
                                 312,8
                                   0,808201
                                 36,3
                                 
                              
                           Die Grenzen, innerhalb welcher man die Ausbeute des Leuchtöles aus Rohöl wird
                              									vornehmen können, werden im Allgemeinen durch den specifischen Charakter des
                              									letzteren bestimmt; da jedoch, wie sich aus meinen Untersuchungen herausstellt,
                              									schwere, hochsiedende Oele im hohen Maſse der Leuchtkraft abträglich sind, wird man
                              									bei der Erzeugung eines guten gleichmäſsigen Brennöles die Destillation bei 270°
                              									durchwegs abbrechen müssen. Ohnedies wird bei höherer Temperatur die Zersetzung in
                              									gröſserem Maſsstabe eingeleitet und das gebildete Product brenzlicher und harziger;
                              									es ergibt sich in Folge dessen ein höherer Bedarf an Reinigungsmitteln, ohne daſs
                              									jedoch ein hochwerthigeres Product erzielt werden könnte. Ein zweiter Umstand
                              									betrifft die Kesselconstruction und das Destillirverfahren selbst, welche so gewählt
                              									werden müssen, daſs Ueberhitzung und Zersetzung der Oele thunlichst verhütet oder vermindert wird.
                              									Als rationell sind flache Kessel mit niedrigen Abzugsröhren und gleichem
                              									Flüssigkeitsstande, oder Destillation mittels gespannten Dampfes, oder auch Betrieb
                              									unter vermindertem Drucke am meisten zu empfehlen. Eine besondere Sorgfalt ist dem
                              									Reinigen des rohen Destillates zuzuwenden; – von welch groſser Wichtigkeit dasselbe
                              									ist, wurde früher gezeigt.
                           Um einerseits einem unnützen Ueberschusse an Reinigungssäure vorzubeugen,
                              									andererseits aber einer genügenden Reinigung sicher zu sein, habe ich versucht, im
                              									Kleinen ein Verfahren zürn Verbrauchsveranschlage an Schwefelsäure festzustellen,
                              									und kann nach mehreren Versuchen das folgende als das zuverlässigste empfehlen:
                              										100cc des zu untersuchenden Oeles werden in
                              									einen Scheidetrichter mit gut eingeschliffenem Korke pipettirt und aus einer
                              									Bürette, die oben mit einem Chlorcalcium-Schutzrohr versehen, concentrirte
                              									Schwefelsäure in 0cc,5 einflieſsen gelassen.
                              									Darauf wird jedesmal gut durchgeschüttelt, die Säure abgezogen, mit Wasser gewaschen
                              									und dasselbe wieder abgelassen. Man wiederholt den Vorgang so oft, als das mit
                              									Schwefelsäure geschüttelte Oel sich noch dunkel färbt, und erkennt das Ende des
                              									Versuches danach, daſs die Säure nur noch pomeranzengelb oder schwach lichtbraun
                              									erscheint. Aus den abgelesenen Mengen Schwefelsäure wird man sich den Bedarf für die
                              									ganze zu reinigende Oelmasse ableiten. Das Verfahren ist zwar etwas langwierig,
                              									zumal man auf das Abstehen der Flüssigkeitsschicht warten muſs, liefert jedoch
                              									übereinstimmende Zahlen und sollte deren Ausführung in gut begriffenem Interesse
                              									nicht verabsäumt werden.
                           Chemisch-technisches Laboratorium der k. k. technichen
                                 										Hochschule in Lemberg.
                              									März 1886.